zwischentöne Die 1920er Jahre – ein globales Jahrzehnt? Gesellschaftliche Umbrüche in vergleichender Perspektive am Beispiel der Frauenbewegung (Deutschland – Türkei – arabische Welt) FACH UND SCHULFORM Geschichte, Gymnasium und Realschule, 10.-12. Klasse ZEITRAHMEN 4 x 45 min Die moderne Welt und ihre Krisen; Weimarer Republik; Das Osmanische Reich; Die Stellung der Frau und ihr Kampf um Gleichberechtigung gefördert durch Robert Bosch Stiftung GEI © 2013 – zwischentoene.info LEHRPLANBEZUG zwischentöne THEMA Die Zeit der 1920er Jahre gilt gemeinhin als ein Jahrzehnt von umfassenden gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen. Im deutschen Geschichtsunterricht werden diese Umbrüche fast ausschließlich am Beispiel der Weimarer Republik verdeutlicht. Lassen sich solche Umbrüche und die damit verknüpften Tendenzen von Wandel und Beharrung jedoch allein am Beispiel der deutschen Geschichte festmachen? Gibt es Parallelen in anderen Ländern, die vor ähnlichen Veränderungen standen? Am Beispiel der Entwicklung der Situation der Frau in Deutschland, der Türkei und den arabischen Ländern werden hier die Hintergründe der gesellschaftlichen Umbrüche im Bereich der Geschlechterverhältnisse beleuchtet und auf Gleich- und Ungleichzeitigkeiten befragt. Ziel ist, sozialen Wandel jenseits von essentialistischen Vorstellungen über Kultur oder Religion sichtbar zu machen und in einen globalen Kontext einzuordnen. DIDAKTISCHE PERSPEKTIVE Das Modul bietet die Möglichkeit, durch eine Reaktivierung und Systematisierung von Vorwissen zu Aspekten gesellschaftlichen Wandels in Deutschland in den 1920er Jahren (also ausgehend von einer nationalen Perspektive) nach Prozessen und Merkmalen von Wandel in regional-vergleichender Perspektive zu fragen. Indem mit der deutschen Entwicklung zunächst Mitteleuropa im Mittelpunkt steht, kann durch den Vergleichshorizont von türkischer Geschichte in den 1920er Jahren und von Entwicklungen in der arabischen Welt die Blickrichtung hin zu einer global-transnational und transkulturellen Dimension hin gewendet werden. In der vertiefenden Auseinandersetzung mit dem Wandel der Geschlechterverhältnisse in Deutschland, der Türkei und in arabischen Ländern lassen sich Parallelen herausarbeiten, von denen dieser Umbruch in den 20er Jahren in diesen Regionen gekennzeichnet war. Zugleich werden die politischen und gesellschaftlichen Widerstände und Herausforderungen sichtbar, denen sich Frauen in allen drei Ländern gegenüber sahen. Über die regional vergleichende Erarbeitung der Geschichte der Frau in den 20 Jahren werden die Grenzen einer allein nationalen Geschichtsschreibung sichtbar. Am Ende Geschichtsschreibung im globalen Kontext erörtert werden können. gefördert durch Robert Bosch Stiftung GEI © 2013 – zwischentoene.info des Moduls sollen daher auch auf einer übergeordneten Ebene allgemeine Fragen zur zwischentöne SACHINFORMATION Worum geht es? Die 1920er Jahre gelten als ein Jahrzehnt des Umbruchs. In der deutschen Geschichte steht die Zeit der Weimarer Republik für gesellschaftliche Erneuerung und Fortschritt, aber auch für eine Verschärfung der politischen Konflikte. In diesem Modul werden die Entwicklungen der 1920er Jahre jenseits nationaler Grenzen verortet und mit ähnlichen Umbrüchen in der Türkei und der arabischen Welt verglichen. Im Mittelpunkt steht dabei die Auseinandersetzung mit veränderten Geschlechterrollen und der Entwicklung der Rechte der Frauen in unterschiedlichen nationalen Kontexten. Ausgangspunkt sind dabei Überlegungen aus der neueren Geschichtswissenschaft über transnationale Vergleiche, bei denen nicht kulturelle und religiöse Unterschiede, sondern Begegnungen und Gleichzeitigkeiten gesellschaftlicher Entwicklungen herausgestellt werden. Das Modul zielt auf eine Auseinandersetzung mit der Weimarer Republik jenseits einer nationalen Geschichtsschreibung. Am Beispiel der zunehmenden Teilhabe von Frauen in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen in Deutschland, in der Türkei und in verschiedenen arabischen Ländern lassen sich die Ähnlichkeiten entsprechender Modernisierungsprozesse und die begleitenden politischen Interessen und Konflikte exemplarisch erläutern. Dabei werden die gesellschaftlichen Hintergründe sichtbar, die unabhängig vom religiösen und kulturellen Kontext einen solchen Umbruch auslösten. WEITERFÜHRENDE LITERATUR Philipp Gassert, Transnationale Geschichte, Docupedia-Zeitgeschichte, 29. Okt. 2012. (online) Heinz Kramer, Vom Reich zur Republik: die "kemalistische Revolution", bpb.de, 12. März 2012. (online) Leila J. Rupp, Transnationale Frauenbewegungen, Europäische Geschichte Online, 26. Aug. 2011. (online) gefördert durch Robert Bosch Stiftung GEI © 2013 – zwischentoene.info Renate Kreile, Frauenbewegungen in der arabischen Welt - Gemeinsamkeiten und Konfliktlinien. Im Spannungsfeld von Globalisierung und islamistischen Bewegungen, Der Bürger im Staat, 2/2006. (online)