Bericht 1 aus dem WS 2011/12

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Erfahrungsbericht: Auslandssemester an der UKM Malaysia Zeitraum: WS 2011/2012 Pattrick Poeten Vorbereitungen auf den Auslandsaufenthalt Ursprünglich hatte ich den Plan, ein Auslandsemester innerhalb von Europa zu absolvieren. Da die Erasmus‐Kooperation mit meiner Wunschuniversität in Halmstad/Schweden jedoch eingestellt wurde, ergab sich die Malaysia‐Möglichkeit eher zufällig, als ich von Frau Steiner zu Herrn Werner geschickt wurde. Herr Dr. Werner und Herr Prof. Hunger haben hervorragende Beziehungen zu den Elite‐Universitäten im asiatischen Raum, insbesondere zur UKM in Bangi, Malaysia und zur UI in Jakarta, Indonesien. Herr Werner half uns in großem Umfang vor der Abreise. So erarbeitete er mit uns die Learning Agreements, organisierte uns die Fächerlisten der UKM und half uns bei der Unterkunftssuche in Malaysia. Wir waren eine Gruppe von etwa 20 deutschen Studenten und trafen uns regelmäßig in einem Besprechungsraum der Uni DUE. Dies war sehr hilfreich, insofern auch wir Studenten uns gegenseitig kennenlernen konnten, aber auch erste Tipps bezüglich unserer Reise austauschen konnten. Neben den Uni‐technischen Vorbereitungsmaßnahmen sollten jedoch auch andere Vorbereitungen getroffen werden. Es sind spezielle Impfungen für eine Einreise in den asiatischen Raum erforderlich. Mir hat eine Beratung beim Arzt geholfen. Wichtig ist, sich frühzeitig darum zu kümmern, da manche Impfungen über einen mehrwöchigen Zeitraum gespritzt werden müssen. Des Weiteren wird ein Reisepass benötigt, welchen man beim örtlichen Bürgeramt ebenfalls frühzeitig beantragen sollte. Die Bearbeitungszeit für einen solchen Pass beträgt 3‐4 Wochen. Beim Kofferpacken sollte beachtet werden, dass es in Malaysia nur selten unter 30° C warm ist. Es herrscht extrem schwülfeuchtes Klima, in Regenwaldnähe beträgt die Luftfeuchtigkeit in den ersten Höhenmetern 100%. Man sollte sich also hauptsächlich luftige Kleidung einpacken. Da allerdings in der UKM eine Kleiderordnung herrscht, sollten natürlich auch lange Hosen eingepackt werden. Ein warmer Pullover empfiehlt sich ebenfalls, da viele geschlossene Räume (Uni, Einkaufszentren, Bahnen) dramatisch abgekühlt werden. Wieso Auslandssemester? Wieso UKM? Wieso Malaysia? Seit Studienbeginn war mir klar, dass ich eines Tages ein Auslandssemester antreten möchte. Nicht nur aus dem Grund, dass Auslandssemester in Bewerbungsunterlagen als „Pluspunkt“ gewertet werden. Vielmehr ist es die Möglichkeit, persönliche Erfahrungen zu sammeln, neue Menschen kennenzulernen und selbstständiger zu werden. Wie bereits erwähnt ergab sich die Möglichkeit für mich, in Malaysia zu studieren, eher zufällig. Als Herr Dr. Werner mir anbot, mich auf die Liste für den Auslandsaufenthalt zu setzen, bat ich zunächst um etwas Bedenkzeit. Ich wollte mich zuerst über das Land informieren. Allerdings ergab sich sehr schnell, was für eine Möglichkeit sich für mich ergeben könnte. Malaysia ist ein multikulturelles Land, das neben der dominierenden Religion, dem Islam, zahlreiche weitere interessante Facetten bietet. Ein anderes Klima, mehrere verschiedene Religionen und Kulturen, sowie die Tatsache, dass Malaysia aufgrund der früheren Kolonialzugehörigkeit zu England auch Englisch als Amts‐ und Alltagssprache benutzt, überzeugten mich. Auch muss man sagen, dass ein entscheidender Faktor für mich die herausragende Betreuung durch Herr Werner und Herr Hunger war. Studieren an der UKM Die Universitätssprache der UKM, der Universiti Kebangsaan Malaysia, ist Englisch. Nahezu jeder Professor hat einen Universitätsabschluss aus dem europäischen oder amerikanischen Raum, womit sich das Universitätsniveau etwa mit dem deutschen deckt. Allerdings ist der Aufbau der einzelnen Kurse wesentlich vom deutschen zu unterscheiden. Während die Malaysier das deutsche „Sudden‐
Death‐System“ (eine Endklausur entscheidet über bestehen oder durchfallen) fürchten, existiert bei ihnen ein anderes System. Die Note des jeweiligen Faches setzt sich aus einer Endklausur (etwa 40% der Gesamtnote), einer Midtermklausur (etwa 30%), Praktika, Hausaufgaben, Projekten und Anwesenheit (weitere 30%) zusammen. Dies bedeutet rein theoretisch, dass bei regelmäßiger Anwesenheit und der Abgabe der Hausaufgaben, sowie einem soliden Abschneiden in der Midtermklausur, das Fach schon bestanden ist, bevor man überhaupt zur Endklausur antritt. So ist die Endklausur zwar mit einer Klausur in Deutschland absolut vergleichbar. Allerdings ist es deutlich einfacher, bereits vorher genügend Punkte zu sammeln und eine gute bis sehr gute Note zu bekommen. Die Kurse werden in kleineren Klassen (30‐60 Leute) gehalten, wodurch das Verhältnis zwischen Studenten und Professoren deutlich enger ist als in Deutschland. So werden manche Professoren mit dem Vornamen angesprochen und sie schreiben SMS an die Studenten, wenn die Kurse mal ausfallen. Das Mercator‐Office ist der Dreh‐ und Angelpunkt für die deutschen Studenten an der UKM. Die drei Mitarbeiterinnen Rekha, Monika und Yasotha sind sehr freundlich, hilfsbereit und man kann viel mit ihnen auch über nicht‐universitäre Dinge sprechen und lachen. Sie gehören definitiv zu den Personen, mit denen man täglich zu tun hat und die ich persönlich nach meiner Abreise vermissen werde. Der Campus der UKM ist riesig und in drei Abschnitte unterteilt. Im Haupt‐Gate befinden sich die Pusanika (Mensa, Banken, Post) und die meisten der nicht‐technischen Fakultäten. Am rechtsgelegenen Gate 3 ist die technische Fakultät erreichbar, die für die deutschen Studenten die Hauptanlaufstelle war. Dort befindet sich auch das Mercator‐Office. Sport Über Gate 1 sind hauptsächlich die Sportinstitutionen der UKM erreichbar. Darunter zählen u.a. ein Fußballstadion mit Tribüne, weitere Fußball‐ und Cricketplätze (Rasen), sowie Tennis‐, Volleyball‐ und Basketballplätze (Hartplatz). Dazu kommen eine riesige Golfanlage und ein Schwimmbad mit olympischen Maßen. Ich persönlich hatte die Ehre, einige Spiele für die Soccer‐Selection der UKM zu absolvieren. Das Niveau des malaysischen Fußballs ist generell nicht mit dem in Deutschland zu vergleichen. Allerdings wird dem Universitätsfußball sehr viel Aufmerksamkeit und Beachtung geschenkt. So werden beispielsweise Trainingslager in Thailand organisiert und von den Spielen der Mannschaft wird in der Zeitung berichtet. Die Uniliga Malaysias bietet somit einen Unterbau für die höchsten Spielklassen des Landes. Zwei meiner Mannschaftskollegen spielten bspw. in der U21‐
Nationalauswahl Malaysias, einer von ihnen gab während meines Aufenthaltes sein A‐
Nationalmannschaftsdebüt als Kapitän im Länderspiel gegen Australien. Religion Das Leben in Malaysia war eine der schönsten Erfahrungen meines Lebens und total gegensätzlich von dem in Europa. Die Malaysier haben immer ein Lächeln auf dem Gesicht, sind sehr freundlich und immer hilfsbereit. Zuerst sollte man erwähnen, dass die Malaysier kulturell in drei Hauptgruppen einzuteilen sind: Die Malayen (etwa 50% der Bevölkerung), die Inder (10%) und die Chinesen (30%), der Rest sind Minderheiten. Außer ihrer Abstammung unterscheiden sich diese Bevölkerungsgruppen vor allem in ihrer Religion. Malayen sind ausschließlich Moslems, Chinesen überwiegend Buddhisten (teilweise auch Christen und Moslems), die Inder sind überwiegend Hindus. Juden dürfte es praktisch keine in Malaysia geben. Dies ist die eine Religion, die hier nicht toleriert wird, Israelis dürfen nicht mal einreisen. Auf den malaysischen Einreiseformularen steht vorne der nette Satz "valid for all countries, except Isreal". Das Kennenlernen dieser Religionen ist äußerst interessant. Erstaunlich ist es vor allem, wie friedlich die Menschen trotz ihrer unterschiedlichen Kulturen miteinander zusammenleben. Wetter Das Wetter in Malaysia ist tropisch heiß und erreicht täglich Temperaturen von etwa 33‐36°C, an heißen Tagen wird die 40°C‐Marke überschritten. Jahreszeiten gibt es in Malaysia keine, das Wetter ist einigermaßen konstant und unterscheidet sich von Monat zu Monat nur um ein paar Grad. An vielen Tagen ist es vormittags sonnig und um die Mittagszeit am heißesten, danach wird es etwas kühler und es regnet beinahe täglich am Nachmittag bzw. frühen Abend. Daher sollte man nach Möglichkeit seinen Tagesablauf etwas danach richten. Außerdem empfiehlt es sich, immer einen dicken Pullover dabeizuhaben, da eigentlich alle Räume brutal klimatisiert sind und man in leichten Klamotten durchaus friert. Wohnen Die meisten der deutschen Studenten entschieden sich bereits im Vorfeld für einen Aufenthalt in der Apartment‐Anlage „Sri Ixora“ in der Stadt Kajang. Kajang ist die nächste Stadt zur Universitätsstadt Bangi und liegt etwa 10 Autominuten entfernt. Unser Stadtteil hieß „Taman Sepakat Indah 2“ und war hauptsächlich von Einwanderern aus Afrika oder den arabischen Ländern bewohnt, weshalb es den Beinamen „Little Arabia“ hat. Das Leben dort war einfach fantastisch, die Leute unglaublich nett und es war immer etwas los. Der eigentliche Tagesablauf beginnt meist gegen Abend, wenn die Leute von der Arbeit nach Hause kommen und sich die Straßenrestaurants füllen. Es herrscht eine familiäre Atmosphäre, an die man sich schnell gewöhnt. Kuala Lumpur Nach unserer Ankunft in Malaysia, war Kuala Lumpur unser erstes großes Ziel. KL ist eine unglaublich schöne Stadt, die voll von vielen verschiedenen Menschen und Kulturen ist. Dort ist immer was los und Tag und Nacht sind viele Menschen unterwegs. Die Petronas Towers waren eines unserer ersten Ziele in KL. Neben China Town und Little India bietet KL dutzende Shopping Center wie Times Square, KLCC oder Midvalley. Wer Lust hat einen gemütlichen Abend zu verbringen kann in einer der vielen Sky Bars (z. B. Die Sky Bar im Traders Hotel oder auch die Luna Bar im Pacific Regency Hotel) die Aussicht auf die Stadt genießen; besonders gegen Abend, wenn die Petronas Towers beleuchtet sind. Reisen Eine unserer Hauptbeschäftigungen neben dem Studieren war das Reisen. Neben den Tagesausflügen nach Kuala Lumpur haben wir u.a. auch die Inseln Tioman (Ostküste Malaysias) und Langkawi (Westküste, Grenze Thailand) bereist. Beide Inseln sind für eine Reise unbedingt zu empfehlen. Des Weiteren verbrachten wir ein Wochenende in den Cameron Highlands, einer sehr britisch geprägten Berglandschaft im Inneren Malaysias. Außerdem besuchten wir den Stadtstaat Singapur im Süden Malaysias für das jährliche Formel‐1‐Rennen, sowie die Inseln Bali (Indonesien) und Koh Samui (Thailand) während unserer Ferien. Nach Abschluss unseres Auslandssemesters im Februar entschlossen wir uns, für einen weiteren Monat in Asien zu bleiben und besuchten Thailand, Kambodscha und Vietnam, was einen tollen Abschluss für unser Auslandssemester bildete. Fazit In Malaysia zu studieren war definitiv eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Ich habe während meiner Zeit dort gemerkt, dass ich dort nicht bin, um diese Monate mal als eine fettgedruckte Zeile in meinem Lebenslauf vorzeigen zu können. Vielmehr war es für mich eine tolle Möglichkeit, neue Menschen und Kulturen kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen und Freunde zu gewinnen. Ich kann jedem Interessenten nur empfehlen, diesen Schritt zu wagen. 
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