Allgemeine Chemie für Studierende der Zahnmedizin

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Allgemeine Chemie fü
für Studierende der Zahnmedizin SS 2010
Allgemeine Chemie
für Studierende der Zahnmedizin
Allgemeine und Anorganische Chemie Teil 3
Dr. Ulrich Schatzschneider
Institut für Anorganische und Angewandte Chemie, Universität Hamburg
Lehrstuhl für Anorganische Chemie I, Ruhr-Universität Bochum
[email protected]
Allgemeine und Anorganische Chemie III
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für Studierende der Zahnmedizin SS 2010
Inhalt
• Aufbau der Materie: Atome, Elemente, Periodensystem, Radioaktivität
• chemische Bindung und intermolekulare Wechselwirkungen
• chemische Reaktionen
• wässrige Lösungen, Säuren und Basen, Puffer
• Oxidationszahlen, Redoxreaktionen, Elektrochemie
• Koordinationsverbindungen und Bioanorganische Chemie
"Chemie ist die Wissenschaft, die sich mit der Zusammensetzung und den
Eigenschaften der Materie befasst, insbesondere aber mit Veränderungen,
die diese betreffen."
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Chemische Reaktionen
• Materie ⇒ Stoffe ⇒ Elemente oder chemische Verbindungen
• Stoffumwandlungen ⇒ chemische Reaktionen ⇒ Änderung der
physikalischen und chemischen Eigenschaften
• Beschreibung von chemischen Reaktionen und den sie bestimmenden
Gesetzmäßigkeiten ⇒ zentrales Thema der Chemie
• chemische Reaktionen ⇒ Generierung von molekularer Vielfalt durch
Erzeugung immer neuer Kombinationen der Elemente in Verbindungen
• früher ⇒ Entdeckung neuer Reaktionstypen
• heute ⇒ Verbindungen mit neuen Eigenschaften: Materialien, Wirkstoffe
"Chemie ist die Wissenschaft, die sich mit der Zusammensetzung und den
Eigenschaften der Materie befasst, insbesondere aber mit Veränderungen,
die diese betreffen."
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Wichtige Reaktionstypen in der Chemie
• Säure-Base-Reaktionen
HCl + NaOH → NaCl + H2O
• Fällungsreaktionen
AgNO3 + NaCl → AgCl↓ + NaNO3 (↓ bedeutet: unlösliches Produkt)
• Redox-Reaktionen
2 H2 + O2 → 2 H2O
2 H-H + O O
2 H O H
• Komplexierungsreaktionen
CuSO4 + 4 NH3 → [Cu(NH3)4]SO4
(in der anorganischen Chemie)
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Reaktionsgleichungen
• Reaktionsgleichung ⇒ beschreibt chemische Reaktion
• Formeln aller beteiligter Atome oder Verbindungen und deren Verhältnis
• Ausnahme ⇒ Lösemittel, sofern an Reaktion nicht beteiligt
• links ⇒ Ausgangsstoffe (Edukte, engl. starting materials)
• rechts ⇒ Produkte (gebildete Stoffe)
• dazwischen ⇒ Reaktionspfeil (→) gibt (Haupt)richtung der Reaktion an
2 H2 + O2 → 2 H2O
AgNO3 + NaCl → AgCl↓ + NaNO3
Bitte: Lösemittel und nicht Lösungsmittel ⇒ ein Mittel, um etwas aufzulösen und nicht „aufzulösungen“
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Reaktionsgleichungen
• Atome in einer Verbindung immer im Verhältnis ganzer Zahlen
• Anzahl der Atome auf der linken und rechten Seite des Reaktionspfeils
immer gleich ⇒ Gesetz von der Erhaltung der Masse
• Summe der Ladungen auf der linken und rechten Seite des
Reaktionspfeils immer gleich ⇒ Gesetz von der Erhaltung der Ladung
• Überprüfung einer Reaktionsgleichung ⇒ Massen- und Ladungsbilanz
2 H2 + O2 → 2 H2O
Ag+ + Cl- → AgCl
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Warum bestimmte Produkte?
• Aufbau der Elektronenhülle
• Kombination von Atomorbitalen zu Molekülorbitalen
• Besetzung bindender vs. antibindender Orbitale
Bei neuen Reaktionen:
• Ausgangsstoffe (häufig) bekannt
• “chemische Intuition”
• spektroskopische Methoden
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Stöchiometrie
n = m/M
m ⇒ Masse
M ⇒ molare Masse (g⋅mol-1)
Vm ⇒ 22.4 l ⋅mol-1
• “chemisches Rechnen”
• Massen und Volumina der beteiligten Stoffe
• zentrale Größe ⇒ Stoffmenge n in Mol (Einheitszeichen: mol)
• Avogadro-Konstante NA = 6.0221 · 1023 mol-1 ⇒ Zahl der Teilchen pro Mol
• ideales Gasgesetz ⇒ p⋅V = n⋅R⋅T oder n = p⋅V/(R⋅T)
2 H2 + O2 → 2 H2O
zwei Mol H2
ein Mol O2
zwei Mol Wasser
Stoffmenge
n(H2) = 2 mol
n(O2) = 1 mol
n(H2O) = 2 mol
Masse
m(H2) = 4 g
m(O2) = 32 g
m(H2O) = 36 g
Volumen
V(H2) = 44.8 l
V(O2) = 22.4 l
V(H2O) = 36 ml
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ρ ⇒ Dichte
ρ = m/V
ρ(H2O) = 1 g/ml
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Stöchiometrie
• Wieviel Gramm bzw. Liter Wasserstoff benötigt man um einen Milliliter
Wasser herzustellen?
• 1 ml Wasser ⇒ 1 g Wasser, da Dichte von Wasser 1 g/ml (Definition of ml)
ρ = m/V ⇒ m = ρ⋅V = 1 g/ml⋅1 ml = 1 g
• 1 g Wasser ⇒ 0.055 mol da M(H2O) = 18 g/mol und n = m/M
• wegen 2 H2 + O2 → 2 H2O braucht man zwei Mol Wasserstoff um zwei Mol
Wasser herzustellen, für 0.055 mol Wasser also 0.055 mol Wasserstoff
• 0.055 mol Wasserstoff ⇒ 0.11 g da M(H2) = 2 g/mol und m = n⋅M
• 0.055 mol Wasserstoff ⇒ 1.23 l da Vm = 22.4 l/mol
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Gleichgewicht
• statisches Gleichgewicht
• dynamisches Gleichgewicht
• Fließgleichgewicht
(offenes System)
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Chemisches Gleichgewicht
• viele chemische Reaktionen kommen äußerlich zum Stillstand obwohl
die Ausgangsstoffe noch nicht vollständig verbraucht sind
• Konzentrationen (Stoffmenge pro Volumen) von Ausgangsstoffen und
Produkten ändern sich nichtmehr ⇒ chemisches Gleichgewicht
A+B
C+D
• aber dynamisches Gleichgewicht, es wird pro Zeiteinheit genauso viel
C und D aus A und B gebildet (Hinreaktion, von links nach rechts) wie
C und D zu A und B zerfällt (Rückreaktion, von rechts nach links)
• also Hin- und Rückreaktion gleich schnell
• angezeigt durch Gleichgewichtspfeil (nicht mit Mesomeriepfeil ↔
verwechseln)
Stoffmengenkonzentration c(X) = [X] = n(X)/V
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Chemisches Gleichgewicht
• Gleichgewicht kann bevorzugt auf der linken (Ausgangsstoffe) oder
rechten Seite (Produkte) liegen
• Lage des Gleichgewichts angezeigt durch unterschiedliche Länge des
Doppelpfeils
A+B
C+D
A+B
C+D
• ist für jede Reaktion verschieden und muß experimentell bestimmt werden
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Massenwirkungsgesetz
• im Gleichgewicht Hin- und Rückreaktion gleich schnell
vhin = k hin ⋅ [A ] ⋅ [B]
a
b
aA+bB
cC+dD
vrück = k rück ⋅ [C] ⋅ [D]
c
d
vhin = vrück
k hin ⋅ [A] ⋅ [B] = k rück ⋅ [C] ⋅ [D]
a
b
c
d
k hin [C] ⋅ [D]
K=
=
k rück [A ]a ⋅ [B]b
c
d
• K: Gleichgewichtskonstante
K > 1 ⇒ GGW auf Produktseite, K < 1 GGW auf Eduktseite
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Prinzip von Le Chatelier
• Veränderung des Gleichgewichts nach dem Prinzip des kleinsten Zwangs
• Druckerhöhung bei Reaktionen von Gasen ⇒ Gleichgewichts verschiebt
sich auf Seite mit geringerer Anzahl von Verbindungen
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Prinzip von Le Chatelier
• Veränderung des Gleichgewichts nach dem Prinzip des kleinsten Zwangs
• Druckerhöhung bei Reaktionen von Gasen ⇒ Gleichgewichts verschiebt
sich auf Seite mit geringerer Anzahl von Verbindungen
3 H2 + N2
2 NH3
• Haber-Bosch-Prozess ⇒ industrielle Ammoniak-Herstellung
⇒ Düngemittel
Fritz Haber
Nobelpreis für Chemie 1918
Carl Bosch
Nobelpreis für Chemie 1931
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Prinzip von Le Chatelier
• Veränderung des Gleichgewichts nach dem Prinzip des kleinsten Zwangs
• Entfernen eines Reaktionsproduktes aus dem Gleichgewicht
• durch ausfällen (AgNO3 + NaCl → AgCl↓ + NaNO3) oder abdestillieren
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Energetik chemischer Reaktionen
• Stoffumwandlungen ⇒ Änderung der Stoffeigenschaften aber auch ihrer
Energie
• wichtig ⇒ Energieerhaltung (1. Hauptsatz der Thermodynamik)
• Produkte energieärmer als Edukte ⇒ es wird Energie frei
A+B→C+D+E
• Produkte energiereicher als Edukte ⇒ es muß Energie zugeführt werden
A+B+E→C+D
• Maß ⇒ Reaktionsenthalpie ΔH (Reaktionswärme)
• ΔH < 0 exotherm
• ΔH > 0 endotherm
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Energetik chemischer Reaktionen
• Reaktionsenthalpie ΔH (Reaktionswärme)
ΔH < 0 exotherm
ΔH > 0 endotherm
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Energetik chemischer Reaktionen
• Gibbs’ freie Enthalpie ΔG
exergon
ΔG < 0 exergonisch
⇒ spontan
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endergon
ΔG > 0 endergonisch
⇒ nicht spontan
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Energetik chemischer Reaktionen
• Gibbs’ freie Enthalpie ΔG
ΔG = ΔH − T ⋅ ΔS
Gibbs-Helmholtz-Gleichung
• ΔH ⇒ Reaktionsenthalpie
• ΔS ⇒ Reaktionsentropie ⇒ Maß für “Unordnung”, je größer desto mehr
Unordnung
• Entropie wächst mit abnehmender Ordnung (ΔS > 0)
• Entropie nimmt ab bei zunehmender Ordnung (ΔS < 0)
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Entropie
• Reaktionsentropie ΔS ⇒ Maß für “Unordnung”
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Chemisches Gleichgewicht
• Zusammenhang zwischen freier Enthalpie und Gleichgewichtskonstante
aA+bB
ΔG 0 = − R ⋅ T ⋅ ln K
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cC+dD
c
d
[
C] ⋅ [D]
K=
a
b
[A] ⋅ [B]
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Reaktionsgeschwindigkeit
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Reaktionsordnung
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Reaktionsordnung
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Reaktionsordnung
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Konzentrationsprofil
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Konzentrationsprofil
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Energieprofil
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Energieprofil mit Zwischenstufe
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Energieprofil mit Katalysator
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Beispiel Katalyse: Catalase
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Homogene vs. heterogene Katalyse
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Nächste Vorlesung
Dienstag, 20.04.2010, Hörsaal A Chemie
Säure-Base-Reaktionen
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