1. EVOLUTION – Aspekte in Allgemein Evolution 1. Die allgemeine Aspekte der Evolution 0 Evolution oder Schöpfung: (fakultatives Material, nur an der Vorlesung besprecht) Der Gedanke der Evolution 1. Stufe: die Tatsache der Evolution: - existiert die Evolution? Die Evolution ist ein Fakt und keine Theorie. 2. Stufe: der Grundmechanismus der Evolution: Darwins Grundthesen oder etwas anderes? 3. Stufe: die Modelle der Evolution: mathematische, theoretische 00 1 Beweise für die Evolution 1. Fossilien Die Fossilien der einzelnen Arten kommen in den entsprechend altrigen Schichten vor; in einer Kambrium-Schicht werden wir nie einen Hasen finden (radioaktive Altersfeststellung). 2. Kontinentwanderung (Wegener-These): Erklärt die Verbreitung der verwandten Arten. 3. Embryologie Verwandte Arten: ähnliche Embryogenesis; erscheinen der Urmerkmale: z.B. Kiemenöffnung 4. Molekulare Uhr Feststellung der Abstammungsverhältnisse anhand DNS Sequenzen. Dies stimmt im Großen und Ganzen mit der vorher schon anhand der morphologischen Merkmale festgestellten Abstammungen überein. Die Theorie von Darwin verfügt über drei wichtige Aussagen: Die Theorie der gemeinsamen Herkunft Eine Art stammt immer von einer anderen Art ab. Früher dacht man, dass die Arten unverändert sind. Was Darwin nicht wissen konnte war, dass alle Lebewesen von einem gemeinsamen Ahnen abstammen. Das bedeutet, dass das Leben entweder ein einziges Mal entstanden ist, oder, wenn mehrmals, dann auch nur ein Versuch erfolgreich gewesen ist. Beweis dafür ist die Universalität des genetischen Kodes. Denn zwischen einem Basistriplet und einer davon geprägten Aminosäure gibt es keine chemisch notwendige Verbindung: ein gegebener Code könnte jede Aminosäure prägen. Das Codesystem ist einmal entstanden und dann eingeeist. Der Mensch stammt von der Tierwelt ab Diese Aussage sorgte zu Darwins Zeit für großen Wirbel, die Mehrheit der Menschen glaubt bis heute nicht daran. Obwohl der Schimpanse unser nahester Verwandter ist; diese Aussage sogar umgekehrt stimmt: wir sind die nahesten Verwandte des Schimpansen. Der Mechanismus der Evolution: die natürliche Selektion Während die vorigen zwei Aussagen zu Darwins Zeit von den Intellektuellen akzeptiert wurden, taten sie das mit der Selektions-Theorie nicht. Sie konnten sich nämlich nicht vorstellen, wie aus Zufall komplizierte Organismen entstehen konnten. Lösung dieses Problems ist, dass der Zufall nur ein einziges Element des Evolutionsmechanismus ist. Die Theorie von Darwin – der Mechanismus der Evolution Darwins Theorie erschien 1859 im Buch mit dem Titel „Die Entstehung der Arten“. Die Aussagen von Darwin über den Evolutionsmechanismus sind die folgenden: Grundanforderung 10. Vortrag Boldogkői Zsolt © 1 1. EVOLUTION – Aspekte in Allgemein Die einzelnen Exemplare einer Art sind variabel Darwin sah damals nur, dass die einzelnen Exemplare anhand ihres Fenotypes unterschiedlich aussehen, heute sehen wir, dass die Exemplare der Population nicht nur auf der Ebene der sehbaren Merkmale, sondern auch auf molekularen Ebene variabel sind. Ein Teil der Variationen wird auch an die Abstammenden vererbt (Vererbung) Dies ist eine alltägliche Erfahrung, welche daraus stammt, dass die Abstammenden ihren Eltern ähnlich sehen. Die Anzahl der zur Welt kommenden ist grösser wie die derer, die eine Überlebenschance haben ( Kompetition= Wettrennen). Darwin hat bemerkt, dass die Fruchtbarkeit der Population so groß ist, dass die Anzahl dieser exponentiell steigen würde, wenn ihr keine Hürden gestellt würden. Die Quellen (Nahrung, Lebensraum, usw.) sind aber eingeschränkt und deshalb müssen die Exemplare miteinander kämpfen. Das Überleben und zur Welt kommen ist nicht zufallsartig (Selektion) In diesem Wettstreit haben die über vorteilhafte Eigenschaften verfügenden Exemplare bessere Überlebenschancen, bzw. Fortpflanzungschancen. Wenn die vorteilhafte Eigenschaft von genetischem Ursprung ist, dann kann sich der genetische Bestand der Population ändern. 3 Definition der natürlichen Selektion: die unterschiedlichen Allelvarianten in sich tragenden Exemplare haben unterschiedliche Überlebens- und Fortpflanzungschancen. Gegensatz des Begriffs ist die vom Menschen gesteuerte künstliche Selektion.. Arten der natürlichen Selektion: Überlebensselektion: die Hauptsache der Überlebensselektion liegt darin, dass eine sexuelle Reife erreicht werden muss, bzw. die Fortpflanzung selbst und die Zeitspannen zwischen denen überleben muss. Das Exemplar muss die Nöte der Umwelt überleben, die anderen Exemplare im Kampf um die Ressourcen (Nahrung, Fortpflanzung und Ort, usw.) besiegen, bzw. dem ausweichen, dass das Exemplar selbst Nahrung eines anderen Exemplars wird (Kampf zwischen Jäger und Gejagtem). Reproduktive Selektion Das bloße Überleben ohne Fortpflanzung ist ein evolutionärer Fehlschlag, umgekehrt ist dies nicht jedenfalls wahr. Aus der Hauptsache der Evolution stammt, dass je mehr Nachkommen ein Exemplar zur Welt bringt, es desto erfolgreicher ist. Ja, aber Hauptsache ist, dass der Abstammende die sexuelle Reife erreicht und sich fortpflanzen kann, und so viel Abkömmlinge wie nur möglich zur Welt bringt. Die Anzahl der Abkömmlinge hängt auch von der zur Verfügung stehenden Nahrung und anderen Ressourcen ab; Ziel: viele gesunde Nachfolger. In einer gegebenen Umgebung „entscheidet“ das Exemplar selbst was die optimale Nachfolgeranzahl ist. Wenn zum Beispiel zu wenig Nahrung zur Verfügung steht ist es sinnvoll weniger Nachfolger zur Welt zu bringen. Dies ist bei den Tieren keine bewusste Entscheidung, sondern eine physiologische, gegenüber dem Menschen, bei dem dies eine zum Teil bewusste Entscheidung ist. Wir nennen die durch Menschen durchgeführte Selektion: Künstliche Selektion (zB. Haustieren) Reproduktionsstrategien: „r“ Strategie: viele Abkömmlinge kommen zur Welt, der Aufwand seitens der Eltern ist niedrig oder fast gleich 0, wenige Exemplare erreichen die sexuelle Reife. „K“ Strategie: es kommen wenige Nachfahrer zur Welt, die Eltern investieren viel (viel Nahrung in den Samenanlagen, trägt es im Körper aus, erzieht es usw.; auch die Menschen leben anhand dieser Strategie), verhältnismäßig gesehen erreichen viele Nachfolger die sexuelle Reife. Hauptsache: es sollen so viel Nachfolger wie nur möglich die sexuelle Reife erreichen, sich fortpflanzen, deren Abkömmlinge sich auch fortpflanzen, usw. → Die Unsterblichkeit der genetischen Information. Grundanforderung 10. Vortrag Boldogkői Zsolt © 2 1. EVOLUTION – Aspekte in Allgemein Bemerkung: r und K stammt aus der folgenden Formel, wo r (Reproduktionskoeffzient) bedeutet die maximale Rate der Vermehrung, N die aktuelle Individuumzahl der Population, K ist die maximale Individuumzahl entsprechend der Umwelt (das Formel soll nicht bemerkt werden) Wer erzieht die Nachfolger? Bei Arten die sich durch äußere Befruchtung fortpflanzen findet in der Regel keine Erziehung statt, oder wenn doch dann tut dies hauptsächlich das Männchen. Bei Arten bei denen die Fortpflanzung durch innere Befruchtung stattfindet erzieht das Weibchen, manchmal gemeinsam mit dem Männchen. Grundprinzip: wenn nicht nötig-keine Erziehung, wenn nötig, dann von dem Geschlecht, welches sich nicht rechtzeitig aus dem Staub machen kann. 7 8 Die andere Theorie von Darwin – sexuelle Selektion Darwin hat in seinem Buch mit dem Titel „Die Evolution des Menschen“ einen neuen Begriff eingeleitet, den Begriff der sexuellen Selektion. Darwin hat bemerkt, dass das andere Geschlecht die Rolle der Selektions-Ressource erfüllt, und dies unterscheidet sich von der natürlichen Selektion, denn es kann zum Entstehen solcher Merkmale führen, welche aus Hinsicht der Überlebenschancen glatt schädlich sind. Des späteren haben die Evolutionsbiologen die sexuelle Selektion vergessen, dann als der natürlichen Selektion untergeordneten Fall behandelt, und erst vor Kurzem erkannt, dass es sich hier um zwei unterschiedliche Mechanismen handelt. Die bedeutendste Konfliktquelle zwischen den Exemplaren ist, wessen DNS an die kommende Generation weitervererbt wird? Um dieses Problem zu lösen entwickelt das andere Geschlecht Präferenzen und entscheidet sich anhand derer. Auf langer Dauer ist die Folge von diesem Entscheidungsmechanismus dann, dass gegebene Merkmale oder bestimmte Verhaltensmuster sich verstärken, bzw. auch die Präferenzen verstärken sich. Das heißt, bei der natürlichen Selektion passen sich die Exemplare an die Umwelt, bei der sexuellen Selektion an die Erwartungen des anderen Geschlechts an. Sexuelle Selektion – ungleiche Investition Das weibliche Geschlecht investiert viel mehr in die Abkömmlinge wie das männliche Geschlecht. Bei Mehrheit der Säugetiere bringen die Weibchen nur einige Nachfolger zur Welt, die Potenz des männlichen Geschlechts ist jedoch unbegrenzt. Aus dieser Situation kommt, dass das weibliche und das männliche Geschlecht unterschiedlichen Strategien folgen: die weiblichen Exemplare wählen, die männlichen werben. Im Fall der polygamen Arten bekommen die meisten männlichen Exemplare keinen Partner, während ein erfolgreiches Männchen dann aber gleich mehrere weibliche Partner bekommen kann. Alle Weibchen können an einen Partner geraten, um den sie, im Gegensatz zu den Männchen nicht werben und kämpfen müssen. Ergebnis dieser Erscheinung ist dann, dass die Weibchen grau, die Männchen bunt (und aggressiv) sind. 4 Sexuelle Selektion- anziehende Männchen Die Weibchen treffen ihre Entscheidungen bei der Partnerwahl abhängig ihrer Art/Rasse anhand unterschiedlicher Aspekte: Dominanz, Schönheit, Geschicktheit, usw. Im Fall der Dominanz ist der Sinn der Entstehung der gegebenen Merkmale einfach nachzuvollziehen. Das dominante Männchen hat die besten Aussichten bei der Lebensraumwahl, beim Kampf um die Nahrung, ist vielleicht auch geschickter im Kampf ums Überleben, und weiterhin sind sie es, die die ihnen untergeordneten Männchen verjagen. Das Weibchen könnte sich theoretisch auch für ein schwaches, untergeordnetes Männchen entscheiden, damit wäre aber auch das Risiko verbunden, dass ihre Nachfolger auch Untergeordnete werden. Es ist eindeutig, dass die bunten Federn des Pfaues, seine sehr große Schleppe, der riesige Geweih des Hirsches, aus Überlebenshinsicht eigentlich unvorteilhaft sind. Warum haben sich diese Merkmale dann doch entwickeln können? Zu Beginn erscheint eine Präferenz bestimmten ästhetischen Merkmalen gegenüber, diese können zu Beginn zwar adaptiv sein, oder können Informationen über den Gesundheitszustand des Tieres bieten (wie z.B. die Farbe des Hahnenkammes: wenn dieser rot ist, dann deutet das darauf, das er frei von Parasiten ist), können sich aber auch total zufallsartig entwickeln. Nach der Gutes Gen Hypothese die Weibchen präferieren solche Merkmalen, welche zeigen, um die Männchen gute Gene besizten. Nach der verlaufende Selektionstheorie wenn die Präferenz einmal entwickelt wurde, ein Prozess wird begann, so die schön sehende Merkmalen werden gestärkt, weil die Nachkommen die von grauen Männchen sich stammen, Grundanforderung 10. Vortrag Boldogkői Zsolt © 3 1. EVOLUTION – Aspekte in Allgemein werden von anderen Weibchen nicht gewählt, so immer die stärkere Merkmale der Männchen (zB extreme grösse Geweihe, Feder) werden gewählt. Die Arten der Selektion- Zusammenfassung 11 12 13 9 1.Natürliche Selektion - Überlebensselektion: Ziel ist es die Hürden der Lebensumgebung erfolgreich zu überwinden, im Kampf um die Ressourcen innerhalb und außerhalb einer Art/Gattung zu siegen; Kampf zwischen Beute und Raubtier -Reproduktionsselektion: Wie viele und was für Abkömmlinge in gegebene Umgebungssituationen zur Welt kommen 2.Sexuelle Selektion: Wettstreit um den/die sexuellen Partner Wozu Sex gut ist? Von den bisher bekannten nah 10 Millionen Arten sind es nur ca. eintausend die sich ausschließlich asexuell vermehren, die anderen pflanzen sich entweder gemischt, oder sexuell fort. Zur asexuellen Fortpflanzung bedarf es nur eines Elternteils, zur sexuellen beider. Die asexuelle Fortpflanzung ist schneller und einfacher. Warum Sex dann eigentlich notwendig ist? Die klassische Antwort darauf ist, dass die sexuelle Fortpflanzung eine genetische Vielfältigkeit ergibt, was der Art hilft sich den ständig ändernden Bedingungen der Umgebung anzupassen. Den neuesten Theorien nach machen die in unserem Körper vorhandenen Krankheitserreger den wichtigsten Umgebungsfaktor aus. Die Viren, bzw. die pathogenen Bakterien und Pilze verfügen über solch eine schnelle Anpassungsfähigkeit, dass die Wirtsorganismen nur dann eine Chance haben, wenn sich der Genbestand derer ständig vermischt. Wieso man den Sex als angenehm erlebt? Aus demselben Grund, wie aus welchen man den Zucker für süß empfindet: es spornt zu solchen Taten an, die aus Hinsicht der Evolution mit vorteilhaften Folgen verbunden sind (Vermehrung). Die moderne Synthese bedeutet die Vereinigung der Mendelschen Genetik und der Evolutionstheorie. Als Ergebnis der Vereinigung der beiden früher voneinander unabhängigen Wissenschafts-Zweigen ergibt die Populationsgenetik, die mathematische Theorie der Evolution. Aus Aspekt der Populationsgenetik ist die Evolution nichts anderes, wie die Änderung des Gen Pools (der vollständige genetische Bestand einer Population, z-B- alle Allel-varianten eines Gens) in der Zeit. Die einfachsten Modelle werden durch die Beschreibung der mit der Zeit vorkommenden Änderung in zwei Allelen eines Gens aufgestellt. Wenn die Fitness eines Allels größer ist als die des anderen, dass wird laut Formel das Allel mit der kleineren Fitness von dem mit der größeren mit der Zeit voll zur Seite gedrängt. Schlüsselbegriff: Fitness Die Fitness (=Beschaffenheit, Geeignetheit) ist der Schlüsselbegriff der Populationsgenetik, welcher auch in den Volksmund übergesiedelt ist, wenn auch nicht mit seiner exakten originalen Bedeutung. Fitness (W) ist die Überlebenschance und die Reproduktion zusammen. W=l-s, wobei „s“ der Selektions-Koeffizient ist. Der „s“ Wert des Genotyps des über die beste Fitness Verfügenden kann einen zwischen 0 und 1 liegenden Wert erhalten. Viele Evolutionsbiologen halten die Populationsgenetik für einen unangemessene Vereinfachungen anwendenden Wissenschafts-Zweig, welcher in der Evolutionsbiologie nicht verwendbar ist (in der Tierzucht und im Pflanzenanbau aber schon!). 10 Die Theorie des egoistischen Gens erschien im Buch mit dem Titel „Das egoistische Gen“, geschrieben von Richard Dawkins. Der Vorstellung nach ist in der Evolution der Erfolg der Gene die Hauptsache, der Körper ist nur Mittel in der „Hand“ der Gene. Mit anderen Worten ist die Einheit der Selektion nicht das Exemplar sondern das Gen. Genauer gesagt nicht nur die Gene, können sich egoistisch verhalten, sondern jegliche DNS Sequenz. Der Ausdruck „egoistisches Gen“ wird auch in engerem Sinn verwendet. In dem Fall werden nur die, im Genom höherer Lebewesen zu findenden „Abfall DNS Sequenzen“ als egoistisches Gen bezeichnet, die sich nur um ihre eigene Fortpflanzung kümmern, aber für den Wirtsorganismus mit keinerlei vorteilhaften Folge verbunden sind. In engerem Sinn bedeutet der Begriff egoistisches gen also die für den Organismus (Zelle) nicht notwendigen DNS Abschnitte, in weiterem Sinne, im eigentlichen Dawkins-Sinn ist dieser Begriff aber für jedes Gen und jede Grundanforderung 10. Vortrag Boldogkői Zsolt © 4 1. EVOLUTION – Aspekte in Allgemein Sequenz gültig. Im Körper verbünden sich die egoistischen Gene, und steuern die Funktion und die Fortpflanzung des Körpers gemeinsam. 17 Soziobiologie-Selbstlosigkeit gegenüber den Verwandten Verwandtschaftsselektion: Die Verwandte schützen einander, auch wenn es ihr Leben kostet, weil sie gemeinsame Gene enthalten. Wenn man das Problem verschärft, kann man sagen, dass es sich dann lohnt die Geschwister sogar das eigene Leben opfernd zu schützen, wenn die Anzahl dieser höher wie zwei ist (Verwandtschaftsgrad:1/2), im Fall der Cousins wenn die Zahl dieser mehr als 8 beträgt (Verwandtschaftsgrad:1/8). Wenn auch nicht unbedingt anhand der oben beschriebenen Voraussetzungen, aber die Verwandtschaftsselektion funktioniert offensichtlich, man muss nur an den Schutz von eigenen Verwandten, z.B. der eigenen Kinder denken. Laut der Theorie stammt die Elternliebe auch aus dieser Evolutionsmathematik. Die Evolutionspsychologie ist ein neuer Wissenschafts-Zweig, welcher das menschliche Verhalten aus evolutionärer Hinsicht untersucht. Grundprinzipien: Die Evolution hat sich nicht nur auf die körperlichen, sondern auch auf die seelischen Eigenschaften des Menschen ausgewirkt Diese Eigenschaften sind in jeder menschlichen Gesellschaft universal Das menschliche Verhalten ist als Module im Gehirn kodiert 14 15 Diese Module haben sich voneinander unabhängig evolviert. Das Bild stellt die Situation in extremer Weise dar: hier sind Klatsch und Tratsch, Lachen usw. als eigene Gehirnregion dargestellt. In Wirklichkeit ist ein Verhaltensmodul aber komplizierter und nicht nur durch eine Gehirnregion geprägt. Wahrscheinlich wäre der Hund das geeignetste Modell für das Studieren der Verhaltensmodule, da es innerhalb einer Spezies zahlreiche Sorten gibt, unter denen einige über ganz eigenartige Fähigkeiten verfügen: wenn ein Newfounlander einen schwimmenden Menschen sieht will er diesen sofort aus dem Wasser retten, ein Puli ist zum hüten einer Herde geboren, der Windhund zum jagen und der deutsche Schäferhund ist zu ganz speziellen Aufgaben trainierbar. Mit den einzelnen Hunderassen können unterschiedliche Persönlichkeitsmerkmale verbunden werden: in die Augen eines Vorstehhundes oder eines Bernhardiners kann man ruhigen Herzens hineinschauen, bei einem Rottweiler sollte man sich das dann jedoch gut überlegen. Der Puli ist immer glücklich der Pitbull nie, bei dem deutschen Schäferhund hängt das von der Laune seines Herrchens/Frauchens ab. Die Evolutionspsychologie ist zurzeit eine noch sehr spekulative Wissenschaft aber bestimmte Experimente können durchgeführt werden. Hauptproblem ist, dass das eine Wissenschaftsgebiet, die Psychologie keine exakte Wissenschaft ist, deren Ergebnisse schwer zu reproduzieren und zu interpretieren sind. Die Evolution ist in größeren Zeitintervallen tätig, deshalb können de Experimente schwer durchgeführt werden. Die Evolutionspsychologie ist trotzdem sehr interessant, denn wenn unsere einzelnen Verhaltensmerkmale auch nicht genau deshalb entstanden sind, wie der Stand der heutigen Wissenschaft es aussagt, ist das Prinzip an sich richtig. Die Tatsache, dass es sich hierbei um eine spekulative Wissenschaft handelt bedeutet nicht, dass sich auch gleich bei der Evolutionstheorie darum handelt. Die Evolution ist eine Tatsache, nur kennen wir nicht all ihre Einzelheiten. Entwicklung der Spezies Typisch für die paleonthologischen Funde ist, dass es zwischen den Spezies im Allgemeinen keine Durchgangsformen gibt. Steven J. Gould meint, dass sich die Spezies im Gegensatz zum Standpunkt von Darwin, nicht in Folge von kleinen, schrittweise vorkommenden Änderungen (graduelle Ansicht), sondern durch große Schritte (punktuelle Auffassung), und so gibt es seiner Ansicht auch keine Übergänge. Die Mehrheit der Fachleute ist jedoch der Ansicht, dass es sich eher darum handelt, dass die Übergänge in Wirklichkeit schrittweise vorkommen, aber in bestimmten Perioden schnell ablaufen. Einige neuen Ergebnisse (bei den Hunderassen ist eine kleine Mutation im Transkriptionsfaktor für die großen morphologischen Unterschiede verantwortlich) jedoch deuten darauf hin, dass recht große Schritte genetisch eigentlich möglich werden. Früher nannte man die durch einen plötzlich vorkommenden Schritt entstandenen Exemplare die über einen vorteilhaften Genotyp verfügen „hoffnungsvolle Monster“. Adaption, Komplexität Im Laufe der Evolution müsste die Adaption einer Spezies eigentlich immer perfekter werden. Dies stimmt nur dann, wenn die Umgebung ständig ist, was jedoch nicht immer der Fall ist. meistens sieht es so aus, dass die Exemplare ein ständiges Wettrennen mit ihrer sich immer ändernden Umgebung führen. Wenn wir einen Evolutionsstammbaum sehen, sehen wir an der Spitze dessen immer die komplizierter aufgebauten Lebewesen, was den Eindruck macht, dass das Steigern der Komplexität die Garantie und zugleich eine Art Ziel des Evolutionserfolges ist. Das ist jedoch nicht so, denn es gibt auch Beispiele für das Schwinden der Komplexität (Augen der in Höhlen lebenden Tiere). Darauf deutet auch die Tatsache hin, dass Großteil der Biomasse Grundanforderung 10. Vortrag Boldogkői Zsolt © 5 1. EVOLUTION – Aspekte in Allgemein auch heute noch aus Bakterien besteht, so leben wir also in einer Welt der Bakterien. Die Evolution belohnt den Fortpflanzungsvorsprung und nicht die Komplexität an sich. Diese ist nur eine Möglichkeit anhand bestimmter Abstammungslinien, in bestimmten ökologischen Situationen eine selektive Vermehrung zu führen. Adaptation: größerer Einklang mit der Umgebung Red Queen Hypothese: „Rennen um an einer Stelle zu bleiben“. Die Adaptation wird nicht perfekter sondern folgt einfach die sich ändernde Umgebung. Der Sinn der Evolution Die unseren Körper bildenden chemischen Stoffe tauschen sich während unseres Lebens aus (im Knochengewebe können die CaCO3 Moleküle über die ganze Lebensdauer bleiben). Unsere Zellen sterben schrittweise ab, außer den postmitotischen (sich nicht spaltenden) Nerv- und Muskelgeweben, aber auch die diese bildenden Moleküle tauschen sich ständig aus. Auch aus den DNS Molekülen erben wir nur einer einzigen diploiden Zelle entsprechende von unseren Eltern. was ständig ist, ist die in unserer DNS enthaltenen Informationen. Hauptsache der Evolution ist die Übergabe derer an die Nachfolger. Viele Nachfolger sind nur eine Möglichkeit den Erfolg der Evolution zu sichern, einen Nachfolger, der mit hoher Wahrscheinlichkeit für Enkel sorgt, zu sichern ist auch Hinsicht der Evolution wertvoller, wie viele über kleinere Chancen verfügende Nachfolger. Interessant ist, dass in den menschlichen Population die genetische Variabilität sehr gering ist (im Durchschnitt 0,5%). Es ist schwer nachzuvollziehen, warum es für uns so wichtig ist, dass unsere Nachfolger ihre genetischen Informationen von uns bekommen und nicht von jemandem anderen, denn in einer genetisch ähnlichen Population ist bei der mehren Generation eigentlich ganz egal, von welcher Person wir ausgehen, wenn wir die Abstammung unseres Ur-ur-urenkels untersuchen. Mit anderen Worten kann wegen der genetischen Rekombination ein entfernter Nachfolger mit irgendeinem aus dem Nachbardorf in näherer Verwandtschaft stehen, wie mit dem wahren Urgroßvater oder der wahren Urgroßmutter. Kode der Evolution In der Regel belohnt die Selektion nicht das Endergebniss des Verhaltens, sondern den Weg 18 der dorthin führt. Früher ergab die Befriedigung der Lüste mit grosser Warscheinlichkeit das gewünschte Ergebniss. Die Befriedigung der sexuellen Gierde resultierte in der Zeugung von Nachkommen, durch den Hunger motivierte Ernährung das Überleben und die dominante Position die erfolgreichere Partnerwahl. Im modernen Zeitalter verwenden wir Kontrazeptiva, wir essen unmässig und opfern für den Erfolg oft unser Familienleben. Nochdazu hat der Mensch solche natürliche und synthetische Stoffe erforscht welche unsere Belohnungszentren (PFC: prefrontal cortex; NA: nucleus accumbens; VTA: ventral tegmental area) direkt stimulieren, welche uns im Normalfall erst nach der Erledigung einer nützlichen Tätigkeit mit angenehmen Gefühlen versorgt haben. Medizin und Evolution Die gesegnete Wirkung der Medizin ist, dass der moderne Mensch viel länger und 19 gesunder lebt als seine Vorfahren. Wir retten unsere Mitmenschen welche in früheren Zeiten durch Krankheiten oder Unfälle ihr Leben verlohren hätten, oder so krank gewesen wären, dass sie keine Nachkommen hätten erzeugen können. Das heisst, dass wir die natürliche Selektion bei Seite gelegt haben. Wir taten dem Individuum gut aber wir schadeten der Population, da durch die Heilungstätigkeit der genetische Bestand des Menschen schlechter wurde. Dieses Problem muss durch die Medizin gelöst werden. Die zu diesem Zweck benötigten molekulargenetische Techniken entwickeln sich rasend schnell. Solche Techniken sind z.B. die Gentherapie und die PräimplantationsDiagnostik. mit kleinen Buchstaben werden die Extra Anforderungen symbolisiert Grundanforderung 10. Vortrag Boldogkői Zsolt © 6