Weitere Evolutionstheorien Gen-Drift Zufällige Änderung von Genhäufigkeiten / Allelfrequenzen im Genpool. (Andere Ursachen wie Selektion/Mutation kommen nicht in Frage). Gen-Drift spielt nur in kleinen Populationen eine Rolle. Mögliche Ursachen dafür sind: - Gen-Elimination (Träger bestimmter Merkmale können plötzlich z.B. durch Seuche aussterben) - Zuwanderung fremder Individuen - Abwanderung führt zu Verlust von seltenen Allelkombinationen Der Gründereffekt ist ein Sonderfall von Gen-Drift - Wenn eine sehr kleine Population (z.B. Darwinfinken) eine neue Kolonie gründet, so haben die Gründerindividuen nur einen Bruchteil der Gene/Allele des ursprünglichen Genpools. - Darunter können sich seltene befinden oder neue entstehen. Dadurch können diese sehr rasch eine große Häufigkeit erreichen. - Inzucht ist in sehr kleinen Gründerpopulationen unvermeidbar. In kleinen Populationen ist eine schnellere Evolution möglich Präadaption - Anpassungen die bereits vor dem Einsetzen neuer Selektionskräfte entstanden sind und dadurch eine einfachere, schnellere Anpassung ermöglichen - Wichtige Rolle beim Wechsel ökologischer Zonen. Bsp.: Quastenflosser - muskulöse Flossen und Lunge (Schwimmblase) machen das erreichen von neuen Gewässern über kurze Landwege möglich - Übergang zum Landleben schon vorbereitet An Land wartete keine oder nur wenig Konkurrenz Vergleichende Anatomie Nachweis von Verwandtschaftsbeziehungen Homologie Ist die Übereinstimmung von Eigenschaften aufgrund gemeinsamer erblicher Information Nachweis von Homologie: - stammesgeschichtliche Verwandtschaft - gemeinsame Information muss auf gemeinsame Ahnen zurückgeführt werden. Homologe Strukturen verschiedener Arten sind in ihrer Funktionen manchmal nicht identisch. Homologiekriterien - Kriterium der Lage: Strukturen sind homolog, wenn sie die gleiche Lage in einem Vergleichbaren System einnehmen - Kriterium der speziellen Qualität der Strukturen: Ähnliche Merkmale sind auch ohne gleiche relative Lage homolog, wenn sie in ausgeprägten Sondermerkmalen übereinstimmen - Kriterium der Verknüpfung durch Zwischenformen: Selbst unähnliche oder verschieden gelagerte Strukturen sind homolog, wenn Zwischenformen nachweisbar sind, für welche Bedingungen eines anderen Kriteriums erfüllt sind. Analogie Nicht homologe Strukturen, die die gleiche Funktion ausüben. Konvergenz Analoge Organe zeigen oft Anpassung an die gleiche Funktion, jedoch ausgehend von verschiedener Grundlage eine hohe Anpassungsähnlichkeit. Bei Konvergenz ist ein hoher Grad an Übereinstimmung möglich. Rudimentäre Organe Ein Organ mit bauabweichender bzw. ohne Funktion ist ein Rudiment. Der volle Ausprägungsgrad, der einst bei Vorfahren realisiert wurde, wird heute nicht mehr erreicht. Es handelt sich um eine Rückbildung oder einen Funktionswechsel. Die Baueigenart eines Rudiments kann nur stammesgeschichtlich verstanden werden. Atavismen Individuelle Rückschläge auf alte Ahnenzustände aufgrund von Mutation oder Störung in der Embryonalentwicklung. Atavismen sind jedoch sehr selten. Methoden zum Verwandschaftsnachweis Serumreaktion - Gewinnung von Antikörpern gegen die Blutserumproteine eines Testtieres, dessen Verwandtschaftsverhältnisse geprüft werden sollen. (aktive Immunisierung) - Blutserum des Antikörperproduzenten wird im Reagenzglas mit dem Blutserum des Testtieres vermischt. - Die so entstandene Präzipitation (Ausflockung) wird als 100%-ige Präzipitation bezeichnet. - Antikörperserum wird mit dem Blutserum mit Proteinen eines mutmaßlichen Verwandten vermischt. - Da die Antikörper sehr spezifisch sind ist eine hohe Ähnlichkeit nur aufgrund gemeinsamer Erbinformationen möglich Verwandtschaftsgrad Länger getrennte Entwicklungszeiten führen zu mehr Mutationen und eine frühere Trennung im Stammbaum. DNA-Hybridisierung - Spaltung der DNA der zu vergleichenden Arten durch leichtes Erwärmen. Dadurch erhält man Einzelstränge. Man betrachtet ihre Schmelztemperatur. - Danach vermischt man die DNA-Einzelstränge der beiden Arten und kühlt sie ab. Komplementäre DNA Abschnitte paaren sich zu Hybrid-Doppelsträngen. - Nun erwärmt man erneut und ermittelt die Schmelztemperatur. - Je weniger komplementäre Abschnitte vorliegen, desto niedriger die Schmelztemperatur. Anhand der Schmelztemperatur kann der Verwandtschaftsgrad ermittelt. T50H-Wert: 50% der Hybridstränge sind noch nicht getrennt. DNA - T50H = Δ T50H. Je kleiner dieser Wert, desto größer die Verwandtschaft. Die Evolution des Menschen Physiologische Frühgeburt - Bei der Geburt besitzt der Mensch funktionsfähige Sinnesorgane - Arttypische Verhaltenmerkmale wie der aufrechte Gang, die Sprache, sowie das Denken und Handeln sind noch nicht vorhanden Man spricht von sekundären Nesthockern - Im 1. Lebensjahr muss das Kind die fehlende Entwicklung mit Hilfe eines sozialen Umfelds erlernen. - Lernen im sozialen Zusammenhang ist jedoch ein Leben lang wichtig. Vergleich biologischer und kultureller Evolution Biologische Evolution Keine Vererbung erworbener Eigenschaften Gene werden durch Selektion an Umwelt angepasst Weitergabe genetischer Info nur an unmittelbare Nachkommen → langsame Evolution Morphologische Einheit Unterscheidungsmerkmale Kleinste Informations- und Replikationseinheit Evolutionsfaktoren Kulturelle Evolution Weitergabe erworbenen Wissens Umwelt wird den Erfordernissen der Gene angepasst Info-Weitergabe an alle in kürzester Zeit → Überspringen von Kulturstufen Biologische Evolution Art und Rasse Morphologie und Anatomie Gen Kulturelle Evolution Kultur und Kulturvariante Artefakte, Sitten und Gebräuche Mem • Mutation als genetischer Vorgang im Individuum (→Gen-Vielfalt) • Mem-Mutation als geistige Leistung des Individuums (→Ideen-Vielfalt) • Selektion durch Wettbewerb • Selektion durch Wettbewerb (→Anpassung an Umgebung) der Meme (→brauchbare Meme breiten sich aus) Hirnvolumina Australopitheziden Homo habilis/rudolfensis Homo erectus Homo heidelbergensis Homo neanderthalensis Homo sapiens 500 cm³ (Gebißänderungen, aufrechter Gang) 750 cm³ (Werkzeugherstellung) 100 cm³ (Feuer, Besiedlung Europa) 1250 cm³ 1400 cm³ 1500 cm³ (Jäger, Sammler)