kuter Durchfall wird meist von Bakterien und Viren verursacht. Weiters können Nahrungsmittelvergiftungen, einige Medikamente, Alkoholmissbrauch, Angst oder das übermäßige Essen von Diätzucker akuten Durchfall auslösen. Bei chronischem Durchfall über einen Zeitraum von mehr als 10 Tagen können Grunderkrankungen vorliegen, die vom Arzt abgeklärt werden müssen. A Hilfreiche Bakterien In unserem Verdauungstrakt leben unzählige Mengen guter Bakterien, die uns bei der Verdauung helfen. Hat ein erwachsener Mensch ungefähr 10 Billionen Körperzellen, so befindet sich in seinem Darm die 10-fache Menge an Mikroorganismen, die mit uns in Symbiose (= zum beiderseitigen Nutzen) zusammenleben. Wir tragen ein Gewicht von ca. 3 Kilogramm an diesen „Gästen“ mit uns herum. Für eine gesunde Darmflora und damit eine gute Verdauung ist nicht nur die richtige Menge an guten Darmbakterien, sondern auch das richtige Mengenverhältnis zwischen verschiedenen Bakterienstämmen notwendig. Bisher wurden ca. 500 verschiedene Mikrobenarten in unserem Darm entdeckt. Die wichtigsten und am häufigsten vorkommenden sind: Bifidobacterien: gegen Fäulnisbildung; Escherichia coli: Widerstand gegen Fremdkeime; viele Arten, wovon einige krankheitserregend sind; Enterococcus: Widerstand gegen Fremdkeime und Immunstärkung; Lactobacillus: Verwertung von Kohlehydraten und Ansäuerung des Darminhaltes durch Milchsäureproduktion. Gute und böse Medikamente Fremde Bakterien und Viren, die im Sommer aufgrund des warmen Klimas vermehrt auftreten, können das Gleichgewicht unserer Von der flotten Darmbakterien stören. Die Schutzfunktion der Darmflora bricht zusammen, die Folge sind Erkrankungen. Dadurch ist es leicht zu verstehen, dass Präparate mit guten Darmbakterien, so genannte Probiotika, sowohl vorbeugend als auch zur Unterstützung der schnelleren Abheilung empfohlen werden. Wichtig ist die ausreichende Dosis an lebenden Bakterien pro Tag (siehe auch Artikel auf Seite 5). Dass diese Mittel auch bei der Gabe von Antibiotika, die der Darmflora schaden können, sinnvoll sind, liegt auf der Hand. Medikamente mit guten Darmbakterien sind: Antibiophilus Kapseln oder Beutel, Bioflorin, Omniflora, Trevis, Yomogi etc. Bewährte Hausmittel Die Verwendung von Pflanzen als Mittel gegen Darminfektionen hat eine Jahrhunderte alte Tradition und ist auch heute noch sinnvoll. Die Wirkung der pflanzlichen Durchfallmittel beruht größtenteils auf den darin enthaltenen Gerbstoffen. Gerbstoffe sind Stoffe, die mit dem Eiweiß oberster Gewebeschichten reagieren. Da diese „gegerbten“ Schleimhäute zu einer verschlechterten Aufnahme von Medikamenten führen, empfehlen wir die Einnahme von Medikamenten mit einem Abstand von 1 bis 2 Stunden. Gerbstoffe werden zur Blutstillung, zur Wundbehand- Kathi lung und bei Entzündungen der Haut oder den Schleimhäute angewendet. Zusätzlich wirken Gerbstoffe leicht antibakteriell und anästhesierend, also leicht schmerzlindernd. In fast jedem, auch noch so fernen Land ist Schwarzer (russischer) Tee oder Grüner Tee leicht zu bekommen. Wir empfehlen folgende Einnahme: 1 Teelöffel Tee oder 2 Teebeutel mit heißem Wasser übergießen und 2 Minuten ziehen lassen. Der Tee wird abgeseiht und die Flüssigkeit weggeschüttet. So werden die koffeinähnlichen aufputschenden und entwässernden Bestandteile verworfen. Die Teeblätter werden ein zweites Mal mit kochendem Wasser übergossen, anschließend 20 Minuten ziehen lassen. Der zweite Aufguss soll nicht schnell getrunken, sondern mit einem Teelöffel gelöffelt werden. Auch das Kauen getrockneter Schwarzbeeren oder Teezubereitungen aus der stark gerbstoffhältigen Blutwurz (Tormentillwurzel) helfen. Wir bereiten auch gerne in der Apotheke eine spezielle Teemischung gegen Durchfall zu: Blutwurz, Käsepappel, Kamille und Himbeerblätter wirken beruhigend, entzündungshemmend und schützend auf die Darmschleimhaut. Auch Kohletabletten zählen für mich zu den Hausmitteln. Sie binden die Giftstoffe der schlechten Bakterien und Viren und verhin- Was bei Durchfall im Körper vorgeht und warum Betrachtet man Durchfall aus ganzheitlicher Sicht, so ist die Reaktion des Körpers auf pathogene (krankmachende) Keime und deren Toxine (giftige Stoffwechselprodukte der Bakterien und Viren) eine durchaus vernünftige. Giftstoffe werden ausgeschieden, der Darm kann sich wieder erholen. Das große Problem dabei stellt die Dehydration (Austrocknung) des Körpers dar. Weltweit fordern infektiösen Durchfallserkrankungen auch heute noch zwei Millionen Todesopfer jährlich – hauptsächlich Kinder. Vor allem bei Kleinkindern und Säuglingen, aber auch bei älteren Menschen muss deshalb bei Auftreten von flüssigen Stühlen, unter Umständen in Begleitung von Erbrechen und Fieber besonders aufgepasst werden. Dunkelgelb gefärbter Harn, Veränderung der Elastizität der Haut und ein trockener Mund sind erste Hinweise auf eine Dehydration. Beginnt der Patient lethargisch zu werden und reagiert auf seine Umwelt langsamer als sonst, ist so 14 fort ein Arzt aufzusuchen. Damit es nicht soweit kommt, kann man mit speziellen Elektrolytlösungen helfen, in denen Zucker, Natrium und Kaliumsalze in einem genau bestimmten Verhältnis vorliegen müssen. Nur in der richtigen Konzentration des Getränkes kann der Körper das Wasser und die Salze bei geschädigter Darmschleimhaut aufnehmen. Unter dem Namen Normolyt (für Säuglinge und Kleinkinder) oder Normhydral (für Erwachsene) gibt es entsprechende Mittel in der Apotheke. Speziell Normolyt sollte in keiner Familienreiseapotheke fehlen. In Notfällen können sich Erwachsene mit einer Mischung aus 1 Teelöffel Salz, 1 Esslöffel Zucker, 300 ml frisch gepresstem Orangensaft und 700 ml abgekochtem Wasser helfen. Kühl und schluckweise trinken. Coca-Cola, Isostar etc. sind nicht empfehlenswert (zu viel Zucker!). bis zur Rache Montezumas Wer hat es nicht schon selbst einmal erlebt? Akuter Durchfall und Erbrechen trüben den schönsten Sommerurlaub. Klingende Namen wie “Klopeinerseegrippe”, die “Rache der Pharaonen” oder auch die “Rache Montezumas” bis zur „flotten Kathi“ werden diesen Darminfektionen gegeben. Wir gehen den wichtigsten Fragen nach: Woher kommen diese Infektionen, was kann man dagegen unternehmen und vor allem, wie kann man sich im Urlaub davor schützen? dern so das Eindringen dieser Toxine in die Blutbahn und damit mögliches Fieber. Kohletabletten wirken nur, wenn man sie in großen Mengen einnimmt: für Erwachsene 4 x 2 Tabletten täglich. Ein weiteres „Hausmittel“ ist Diarrhoesan. Der Saft enthält Apfelpektin und Kamillenextrakt. Pektine sind bei Durchfall wirksam und können auch in Form von geriebenem Apfel angewendet werden. Für die Behandlung von leichten und unkomplizierten Durchfallerkrankungen ist die Gabe von geriebenem Apfel bei Kindern zu empfehlen. Die Pektine bilden einen Schutzfilm auf der Darmwand, womit eine Verbesserung besonders bei entzündlichen Prozessen erreicht wird. Homöopathische Mittel Das Mittel, das ich am meisten empfehle und mit dem ich selbst schon gute Erfahrungen gemacht habe, sind die Magen/Darmtabletten von Similasan. Sie sind bei Durchfall mit Erbrechen wirksam und können wie die Probiotika schon bei den ersten Anzeichen einer Darminfektion eingesetzt werden. Bei Magenkrämpfen hat sich eine besondere Anwendung von Magnesium phosphoricum D6 gut bewährt. 10 Tabletten werden in heißem Wasser gelöst. Die Flüssigkeit wird möglichst warm schluckweise getrunken. Die Wirkung setzt sehr schnell ein. Da es sich dabeium das Schüßlersalz Nummer 7 handelt, wird diese Anwendung auch „heiße 7“ genannt. Strychnos Nux Vomica D6, die Brechnuss, ist das Hauptmittel bei Übelkeit und Erbrechen Typisch sind saures Erbrechen, krampfartige Bauchschmerzen, oft nach zu üppigem Essen, aber auch nach zu viel Alkohol oder Nikotin. Arsenicum Album D6 oder D12, Arsentrio- xid bei Magenbeschwerden und Erbrechen mit und ohne Durchfall, Brechdurchfall als Folge von verdorbenen Nahrungsmitteln (Fisch, Wurst, Eis), Übelkeit mit vermehrtem Speichelfluß und Geruchsempfindlichkeit. Der Patient fühlt sich elend und erschöpft, ist meist unruhig und zittrig. Podophyllum D6, nordamerikanische Pflanze Podophyllum bei Magenkoliken mit heftigem Erbrechen (Galle), flüssigen Durchfällen (gussartig), Verschlimmerung oft morgens, Zunge belegt, viel Durst, Magen gegen Berührung und Kleiderdruck sehr empfindlich. Okoubaka D4, Rinde des Urwaldbaumes Okoubaka bei Durchfall und Erbrechen. Das Mittel zur Prophylaxe (Vorbeugung) bei Tropenreisen, Lebensmittelvergiftungen und zum Ausheilen von Darminfekten. Medikamente bei starkem Durchfall Bei starken oder lang anhaltenden Durchfällen kann der Wirkstoff Loperamid (Immodium, Loperamid Ratiopharm oder Normakut Brausetabletten) verwendet werden. Der Wirkstoff hemmt die Peristaltik, also die Darmbewegung. Der Darm wird damit ruhig gestellt. Es wird nur der Durchfall gestoppt, die Ursachen dafür bleiben aber unbehandelt. Es besteht die Gefahr, dass eventuell gebildete Bakteriengifte durch die Ruhigstellung des Darms verzögert ausgeschieden werden und sich dadurch die Erkrankung verschlimmert. Vorsicht, nicht bei fieberhaftem oder blutigem Durchfall! Bei starkem Brechreiz kann über Verschreibung des Arztes für Jugendliche und Erwachsene Paspertin, für Kinder Motilium verwendet werden. Die Mittel bewirken eine beschleunigte Magenentleerung in den Darm und steigern die Anspannung (Tonus) des unteren Schließmuskels der Speiseröhre. Dadurch wird ein Rückfluss des Mageninhalts in die Speiseröhre verhindert. Diät und weitere Maßnahmen Meiden Sie fette Speisen, Milch, stark gewürzte Speisen, Fleisch und Eier. Essen und trinken Sie langsam und in kleinen Bissen bzw. Schlucken. Gönnen Sie Ihrem Darm auch nach Abklingen der Beschwerden eine kleine Schonfrist. Für Säuglinge und Kleinkinder gibt es einen speziellen Diätbrei (HN25 oder Beba HA Durchfallsdiät). Gestillte Babys weiterstillen! Karottensuppe und Reisschleim sind für jedes Alter gut und erlaubt. Vermeiden Sie wegen des Wasserverlustes schweißtreibende Tätigkeiten. Sollten in Ihrem Hotel Gäste an Durchfall erkrankt sein, gilt für Essen und Getränke: Boil it, cook it, peel it or forget it! Wann ein Arztbesuch notwendig ist Bei Durchfall über einen Zeitraum von vier Tagen, blutigem Stuhl, hohem Gewichtsverlust, starken kolikartigen Schmerzen und hohem Fieber unbedingt einen Arzt aufsuchen. Bei Säuglingen und Kleinkindern (Dehydration), Senioren über 60, aber auch bei schwangeren Frauen und stillenden Müttern soll man nur leichte und kurz andauernde Durchfallerkrankungen im Rahmen der Selbstmedikation behandeln und ansonsten einen Arzt aufsuchen. Zu beachten ist auch, dass durch die kürzere Verweildauer im Darm bei Durchfallserkrankungen andere Medikamente weniger gut wirken. Das kann bei der Pille oder bei Medikamenten z.B. für das Herz wichtig sein. Mag-pharm. Heinz Piskernik 15