Windvermarktung durch APG Herausforderungen und Auswirkungen 1. Energiemärkte Olga AZADEGAN , Christian TODEM1, Hannes WORNIG1 AUSTRIAN POWER GRID AG 1 Motivation und zentrale Fragestellung Die beiden Windkraft-Ausbauwellen in Österreich (2004-2006 und seit 2011) haben naturgemäß zu einer Steigerung der Ausgleichsenergiemenge geführt. Um diese Steigerung zu dämpfen hat sich APG gemeinsam mit OeMAG (Abwicklungsstelle für Ökostrom AG) Maßnahmen überlegt: Diese waren einerseits die Verbesserung der Prognosegüte sowie andererseits die Einführung der Ökostrom-Zuweisung, auch am Wochenende und nicht nur von Mo.-Fr.(siehe untenstehende Grafik). Abb. 1: Entwicklung des AE-Bedarfs im Zusammenhang mit dem Ausbau der Windkraft und der Händler-Zuweisung der Öko-Energie auch am Wochenende; Quelle APG interne Analyse (UBV) Allerdings gab es weiterhin sehr hohe Ausgleichsenergie-Kosten für OeMAG (im Speziellen einen sprunghaften Anstieg für das Jahr 2014): Abb. 2: Prinzipielle Entwicklung der AE-Kosten in Abhängigkeit von Menge und Preis seit 2003; Quelle APG interne Analyse (UBV) 1 Austrian Power Grid AG (APG), Wagramer Straße 19, 1220 Wien, Tel.:(0) 50320 - 161, E-Mail: [email protected], www.apg.at Lösungsansatz Um diese Entwicklungen einzudämmen hat die OeMAG (Abwicklungsstelle für Ökostrom AG) im 2. Halbjahr 2014 eine Vermarktung von Intraday Prognoseabweichungen als Dienstleistung an APG (auf Basis eines Ausschreibungsverfahren) vergeben. Für die Vermarktung wurde folgendes Konzept entwickelt: Je nach Abweichung des Day-Ahead Fahrplans und der Intraday Prognose werden viertelstundenweise die resultierenden Abweichungen vermarktet. Diese Abweichungen werden seit Ende April 2015 am Intraday Markt der EPEX SPOT Strombörse vermarktet. Zur Vermarktung wurde in Abstimmung und Zusammenarbeit mit der Universität St. Gallen ein vollautomatisiertes Handelssystem entwickelt. Dieses Softwaretool wurde Anfang Juli 2016 in Vollbetrieb genommen. Dieses vollautomatisierte Handelssystem wird laufend beobachtet und überwacht, zusätzlich wurde auch ein unabhängiges Überwachungssystem („Watch Dog“) entwickelt und implementiert. Die Basis für das Vermarktungstool bildet ein mathematischer Algorithmus. Unter prioritärer Zielsetzung der Reduktion von zu erwartender Ausgleichsenergie mit entsprechenden Kosten, sowie einer Belebung des Intraday Markts in der APG Regelzone, werden für den Ausgleich von Prognosedifferenzen der eingespeisten Windenergie Gebotsvorschläge erstellt (im Einzelnen sind das: Ermittlung neuer IOC-Aufträge (Immediate or Cancel), Ermittlung potentieller Aufträge, Ermittlung neuer Bid/Ask-Aufträge). Potenziell zu berücksichtigende Informationen umfassen hierbei neben den Prognosen für die Windeinspeisung, aktuelle und historische Marktdaten (Preise und Volumen, sowie Orderbuchdaten der Stunden- und zukünftig auch 1/4h-Kontrakte), sowie sonst, öffentliche Marktinformationen bzw. daraus erkennbare Trends. Als weitere Restriktionen werden die Wartungszeiten an der EPEX SPOT sowie etwaige Unterbrechungen der Handelsmöglichkeit mit Nicht-APG-Regelzonen berücksichtigt. Vorgaben aus dem Risikomanagement der APG werden ebenfalls vom Vermarktungstool eingerechnet. Die Implementierung des erstellten Modells erfolgt als Microsoft.NET Service-Applikation. Die Schnittstelle zur EPEX SPOT erfolgt über die von EPEX SPOT angebotene ComXerv API. Als Solver für zu lösende Optimierungsprobleme kommt CPLEX zum Einsatz. Die Service-Applikation generiert vollautomatisch Börsengebote, welche im Produktivbetrieb automatisch am EPEX SPOT Intraday Markt platziert. Auswirkungen von Liquiditätsproblemen am Intraday Markt und die Einbindung der angekoppelten Märkte wurden analysiert und fließen in die Handelsstrategie ein. Für den vollautomatischen Betrieb wurden geeignete Monitoring-Maßnahmen (Überwachung der Funktionsfähigkeit des Algorithmus) implementiert. Außerdem werden Benachrichtigungen (E-Mail, Ampeldarstellung) im Fall von Limit-Überschreitungen oder kritischen Systemzuständen versendet. Abb. 3: Screenshot Vermarktungssoftware der APG Mit der OeMAG wurde zu Beginn der Vermarktung bilateral ein Rulebook vereinbart, dass nur mit beidseitigem Einverständnis abgeändert werden kann. Dieses Rulebook bildet die Basis für die Vorgehensweise der Vermarktungssoftware. Zur Sicherstellung, dass dieses Rulebook eingehalten wird und zur Optimierung der Inanspruchnahme von Personalkapazitäten wurde auch eine Überwachungssoftware(„Watch Dog“) implementiert, die in Ampelfarben den Status der Vermarktung bekannt gibt. Zeigt der Watch Dog eine orange Farbe, so sind die Mitarbeiter angewiesen, das Problem zu analysieren. Bei roter Farbe ist die Vermarktung sofort einzustellen. Durch diese Vermarktungsaktivitäten konnten und können einerseits die Kosten für Ausgleichsenergie in der Bilanzgruppe der OeMAG reduziert werden. Andererseits können durch Vermeidung von Regelreserveabrufen Systemkosten reduziert werden. Weitere positive Auswirkungen Ein wesentlicher Punkt für APG war auch die Belebung des österreichischen Intraday Markts: Im Jahr 2015 gab es hier vor allem zwei Verbesserungen: Zum einen die Verkürzung der Vorlaufzeiten für die Vermarktung in der APG Zone (von 75 --> 60 Minuten) im Juli 2015 und andererseits der Handel von ¼-Stunden in der österreichischen Regelzone ab 1. Oktober 2015. Diese Maßnahmen zeigten erfreuliche Wirkungen im Sinne einer wesentlichen Erhöhung der Liquidität am österreichischen Intraday Markt.