Freie Universität Berlin SS 2013 Fachbereich Mathematik 29.06.2013 StR.i.H. Albrecht Gündel-vom Hofe Probeklausur zur LV „Elementargeometrie“ ________________________________________________________________________ Name: ............................................Vorname: ...............................Matr.-Nr.: ...................... Studiengang (Master/Bachelor Lehramt): ............................................................................ ________________________________________________________________________ Es sind keine Taschenrechner zugelassen. Abzugeben sind die Lösungen in Reinschrift samt zeichnerischen Skizzen sowie sämtliche Nebenrechnungen auf DIN A4-Blättern. Mit Bleistift oder in Rot geschriebene Klausuren werden nicht gewertet. Es ist ein handbeschriebenes DIN A4-Blatt mit Notizen zulässig. Mit 20 von insgesamt 40 erreichbaren Punkten ist die Klausur bestanden. Zu bearbeiten sind 4 der 6 gegebenen Aufgaben. Die beiden nicht bearbeiteten Aufgaben sind entsprechend zu markieren. ________________________________________________________________________ Unterschrift des Korrektors: .............................................Punktzahl: ............. (von 40 Pkten) ________________________________________________________________________ 1. Aufgabe: Gegeben sei eine Geometrie (E,G) mit G durch die folgenden Axiome: (I) (II) (III) (IV) Auf jeder Geraden liegen mindestens zwei verschiedene Punkte. Durch jeden Punkt gehen mindestens zwei verschiedene Geraden. Außerhalb jeder Geraden liegt mindestens ein Punkt der Ebene. Durch je zwei verschiedene Punkte geht genau eine Gerade. Zeigen Sie: a) Das Axiom (III) ist von den übrigen Axiomen abhängig. b) Das Axiomensystem (I), (II), (IV) ist relativ unabhängig. 10,0 2. Aufgabe: Sei gG eine Gerade in einer Geometrie (E,G) . Auf der Menge M E \ g sei eine zweistellige Relation „ ~g “ M M eingeführt mittels P,QM : P ~g Q : PQ g . Zeigen Sie unter Verwendung des Satzes von Pasch (Satz 2.5 im Skript): a) ~g stellt eine Äquivalenzrelation auf M E \ g dar. b) Die Äquivalenzklassen zu ~g sind gerade die beiden Halbebenen H1 und H2 zur Geraden g . 10,0 bitte wenden!! Probeklausur SS 2013 zur LV „Elementargeometrie“ Seite 2 3. Aufgabe: Zeigen Sie folgende Aussagen in Bezug auf Winkelfelder unter Verwendung geeigneter Skizzen: a) Für die gemäß Axiom VII eingeführte Winkelmaßfunktion : 0, 180 und für ein beliebiges Winkelfeld W gilt: (W) 0 W ist ein Nullwinkelfeld b) Für zwei beliebige Geraden g,hG mit g h S gilt: g h h g . c) Sind W und W0 zwei Scheitelwinkelfelder, so gilt: (W) (W0) . 10,0 4. Aufgabe: a) Beweisen Sie, dass in jeder Geometrie (E,G) , welche die Axiome (I) bis (VIII) erfüllt, für alle Geraden g,h,kG gilt: g h und h k g k . b) Geben Sie für die Poincarésche Halbebene (EN ,GN) unter Verwendung der Konstruktionsvorschrift für die nichteuklidische Achsenspiegelung gN eine euklidische Konstruktionsbeschreibung für das doppelte Lot in einem Punkt PEN zu einer gegebenen Geraden gN GN mit PgN und fügen Sie ergänzend für den skizzierten Fall eines euklidischen Halbkreises gN eine entsprechende Konstruktionsskizze mit Zirkel und Lineal für das doppelte Lot kN GN , PEN bei. Skizze zu (b) : 10,0 5. Aufgabe: Man löse im Folgenden das sogenannte Heronsche Lichtstrahl-Problem aus der Physik: Ein Lichtstrahl wird von A nach B gesendet, wobei er an einer gegebenen Geraden gG „gespiegelt“ wird (siehe Skizze). Gesucht wird der kürzeste Weg für den Lichtstrahl. a) Bestimmen Sie konstruktiv zunächst den Punkt Cg , für welchen s d(A,C) + d(C,B) minimal wird, und zeigen Sie dabei zugleich, dass für jeden Punkt C’g mit C’ C gilt: d(A,C’) + d(C’,B) > s . Probeklausur SS 2013 zur LV „Elementargeometrie“ Seite 3 b) Beweisen Sie zusätzlich, dass für die Winkelfelder W 1 und W 2 gemäß Skizze mit dem aus Teil (a) ermittelten Scheitelpunkt C gilt: (W 1 ) (W 2 ) , d.h.: der Einfallswinkel ist gleich dem Ausfallswinkel im Punkt C. Hinweis: Man verwende die Dreiecksungleichung sowie die Tatsache, dass Achsenspiegelungen spezielle Kongruenzabbildungen darstellen. 10,0 6. Aufgabe: Seien im (nicht entarteten) Dreieck ABC der B gegenüber liegende Mittelpunkt der Seite AC mit MB und der C gegenüber liegende Mittelpunkt der Seite AB mit MC bezeichnet. Zeigen Sie unter Anwendung der beiden Strahlensätze und gültiger Umkehrungen (siehe Skript): Die beiden Seitenhalbierendenabschnitte B M B und C M C im Dreieck ABC schneiden sich in einem Schnittpunkt S , der die beiden Seitenhalbierenden jeweils im Verhältnis d (B,S ) d (C,S ) 2 2 :1 zerlegt, d.h. es gilt: . d (S, M B ) d (S, MC ) 1 Hinweis: Man fertige zunächst eine Skizze an und weise nach: M A M B || AB sowie 1 d (M A , M B ) = d ( A, B) . 2 10,0