L11 Elektronische Schalter

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E LEKTRONIK 2 – S CHALTUNGSTECHNIK L11-1/8
L11 Elektronische Schalter
© Prof. Dr.-Ing. Johann Siegl
a)
L11 Elektronische Schalter
Nichtlineare Halbleiterbauelemente eignen sich dazu Spannungen und
Ströme
zu
schalten.
In
Abhängigkeit
der
Steuergröße
lassen
sich
Spannungs- und Stromgrößen in einem geeigneten Netzwerk schalten.
Schalter
Die Digitaltechnik kennt im allgemeinen nur zwei Werte. Die Zwei-
AUS
wertigkeit wird mit Binär bezeichnet. Elektronische Schalter wandeln ein
EIN
zeitkontinuierliches Steuersignal in ein binäres (1, 0) Ausgangssignal.
Ein elektronischer Schalter wirkt wie ein herkömmlicher Schalter, der von
einer Steuergröße geschaltet wird. Bild L11-1a zeigt das Grundprinzip eines
elektronischen Schalters. Ist der Schalter geschlossen, so wirkt der
b)
Widerstand R ON; im offenen Zustand R OFF. Der Schaltkreissimulator kennt
den spannungsgesteuerten Schalter in Form des S-Elementes. Durch
Attribute am S-Element wird festgelegt, bei welcher Steuerspannung der
Schalter im Zustand EIN (geschlossen) bzw. AUS (offen) ist. Der Idealfall
ist R ON = 0 und R OFF = ∞.
Ist der Schalter AUS, so liegt am Ausgang näherungsweise U B an. Im
EIN-Zustand wird näherungsweise das Bezugspotenzial Ground auf den
Ausgang geschaltet. Im EIN-Zustand fließt ein Querstrom von ca. 5V/R 2.
Bild L11-1b zeigt die I/U-Kennlinie mit der Lastgeraden. Die Schnittpunkte
der Lastgeraden mit R ON bzw. R OFF ergeben den EIN- bzw. AUS-Zustand.
Bild L11-1: Elektronischer Schalter
a) Prinzipdarstellung
b) I/U-Kennlinie
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L11.1 Der Bipolartransistor als elektronischer Schalter
a)
L11.1 Der Bipolartransistor als elektronischer Schalter
In
Bild
L11-2a
ist
eine
beispielhafte
Testanordnung
für
einen
Bipolartransistor als Querschalter dargestellt. Ist die Steuerspannung U 1 >
0,7V, so zieht der Transistor Q 1 Strom. Innerhalb weniger 10mV oberhalb
Schalter
AUS
der Schwelle (0,7V) wird der Maximalstrom
EIN
(Gl. L11-1)
erreicht, wenn der Transistor in den Sättigungsbereich übergeht (U CE =
U CE,sat ≈ 0,1V). Im Sättigungszustand ist der Transistor übersteuert. Ein
b)
Maß für die Übersteuerung ist das Verhältnis ü von dem tatsächlichen
Basisstrom I B zu dem fiktiven Basisstrom I CÜ/B der fließen würde, wenn
der Transistor normal betrieben wäre:
(Gl. L11-2)
Im
Übersteuerungsfall
vermindert
sich
die
Stromverstärkung
des
Transistors. Bei 2,7V Eingangsspannung ist im Beispiel der Basisstrom I B =
2mA, der maximal mögliche Kollektorstrom I CÜ beträgt 1mA. In diesem Fall
ist B = 0,5. Im Normalbetrieb wäre B ca. 100 bis 200.
Bild L11-2: Bipolartransistor als Querschalter
a) Testanordnung
b) I/U-Kennlinie und Übertragungskennlinie
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L11.1 Der Bipolartransistor als elektronischer Schalter
Bei Übersteuerung (EIN-Zustand) des Bipolartransistors wird die Basiszone
mit
überschüssigen
Minoritätsträgern
(beim
npn-Transistor
sind
a)
das
Elektronen) überschwemmt. Soll der Transistor in den AUS-Zustand
(Sperrzustand)
Minoritätsträger
übergeführt
aus
der
werden,
Basis
so
müssen
ausgeräumt
die
werden,
überschüssigen
um
eine
von
beweglichen Ladungsträgern freie Raumladungszone entstehen zu lassen.
Solange die Überschussladungen nicht ausgeräumt sind, verbleiben die
0,7V an der Basis/Emitter-Diode. Im Beispiel fließt ein Ausräumstrom von
0,7mA bei U 1 = 0. Der Ausräumstromfluß dauert solange bis die
Überschussladungen abgeführt sind (Speicherzeit). Erst nach der
b)
Speicherzeit geht der Transistor in den Sperrzustand über, es wird dann
U BE = 0.
Experiment L11-1: SCHALT_BJT_SVerhalten1
Schaltverhalten eines Bipolartransistors als Querschalter
Bild L11-3: Schaltverhalten eines Bipolartransistors als Querschalter
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L11.1 Der Bipolartransistor als elektronischer Schalter
Gegentaktschalter:
In
TTL-Schaltkreisen
ist
"Totem-Pole"-Gegentaktschalter.
Beim
Lastwiderstand
Transistor
R2
durch
den
der
Ausgangskreis
Gegentaktschalter
Q4
ersetzt.
ist
Die
ein
a)
b)
der
beiden
Ausgangstransistoren werden gegenphasig durch Q 2 angesteuert. Im
Sperrzustand von Q 2 strebt der Knoten 4 gegen das Groundpotenzial und
Knoten 5 gegen das Versorgungspotenzial.
Bei U 3 → 0 is Q 2 gesperrt, damit sperrt Q 3 und Q 4 ist normal betrieben.
Wird U 1a und U 1b > 2V, so wird U 3 = 1,4V und Q 2 geht über den
Normalbetrieb (kurzzeitig) in den Sättigungsbetrieb über, Q 3 wird
übersteuert, solange der Ausgangsstrom I 2 (Sink-Current) nicht zu groß
ist. Damit Q 4 sicher sperrt, wird eine Diode im Emitterpfad von Q 4
eingefügt.
Der Längstransistor Q 1 ist ein Multi-Emittertransistor. Er besteht im Prinzip
aus zwei parallel geschalteten Transistoren. Ist U 1a und/oder U 1b → 0, so
fließt ein Eingangsstrom aus der Eingangsschnittstelle heraus in der Größe
von ca. 1mA. In diesem Fall wird Q 1 übersteuert, er führt U CE,sat, damit
strebt U 3 → 0.
Bild L11-4: "Totem Pole"-Gegentaktschalter mit Steuerkreis
a) TTL-Grundgatter (inaktive Schaltungsteile sind grau gekennzeichnet)
U 3 = 1,4V bei U 1a und U 1b > 2V
U 3 = 0 bei U 1a und/oder U 1b → 0
b) Multi-Emittertransistor
Sind beide Eingänge U 1a und U 1b > 2V, so wird Q 1 invers betrieben. Am
Eingang fließt der Strom B I · 0,7mA in die Eingangsschnittstelle hinein. Die
inverse Stromverstärkung B I liegt speziell beim Multi-Emittertransistor bei
ca. B I ≈ 0,05.
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L11.1 Der Bipolartransistor als elektronischer Schalter
Treibt
ein
Ausgang
einer
Logikfunktion
mehrere
Eingänge
anderer
a)
Logikfunktionen, so ergeben sich die in Bild L11-5 skizzierten Verhältnisse
an der "inneren" Schnittstelle.
Bei "0" an Knoten 2 muss der Transistor Q 3 n-Eingänge treiben. Es fließt
der Strom
(Gl. L11-3)
Liegt der Knoten 2 auf logisch "1", so fließt I 2(1) in entgegengesetzter
Richtung, wie auch der Strom I ein(1) in entgegengesetzter Richtung fließt.
b)
(Gl. L11-4)
In beiden Fällen darf eine Obergrenze des Stromes I 2(0) bzw. I 2(1) nicht
überschritten werden. Man nennt den Faktor n Ausgangsauffächerung
(Fan-Out).
Bild L11-5: Schnittstelle zwischen einem Ausgang und n-Eingängen
"1" an Knoten 1 → "0" an Knoten 2
"0" an Knoten 1 → "1" an Knoten 2
a) Auszug aus der Logikschaltung
b) "Innere" Schnittstelle bei TTL
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L11.2 Der Feldeffektransistor als elektronischer Schalter
L11.2 Der Feldeffektransistor als elektronischer Schalter
In
ähnlicher
Weise
wie
der
Bipolartransitor
lässt
sich
a)
b)
c)
d)
der
Feldeffekt-transistor als elektronischer Schalter verwenden. Bild L11-6a
zeigt die Testanordnung mit einen N-MOS FET vom Anreicherungstyp. Die
Steuerspannung
ist
U1
=
U GS.
In
Bild
L11-6b
ist
die
Strom-übertragungskennlinie I D = f(U GS) für die gegebenen Parameter des
FET dargestellt.
Die Lastgerade und die I/U-Kennlinie des FET verdeutlicht Bild L11-6c. Der
Widerstand R ON beträgt im Beispiel ca. 160Ω, der Widerstand R OFF liegt bei
einem Sperrstrom von 10nA bei U GS = 0 bei ca. 500MΩ.
Die Übertragungskennline U 2 = f(U 1) des elektronischen Schalters ist in
Bild L11-6d dargestellt, sie zeigt die drei möglichen Betriebszustände des
FET (Sperrbetrieb, Stromquellenbetrieb und Widerstandsbetrieb).
Bild L11-6: Der N-MOS Feldeffekttransistor vom Anreicherungstyp als
Querschalter
a) Testanordnung
b) Stromübertragungskennlinie
c) I/U-Kennlinie des FET
d) Übertragungskennlinie
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L11.2 Der Feldeffektransistor als elektronischer Schalter
Gegentaktschalter mit komplementären MOS-Transistoren – CMOS: Besonders
vorteilhaft
lässt
sich
ein
Gegentaktschalter
mit
a)
b)
c)
d)
komplementären
MOS-Transistoren realisieren. Bild L11-7a zeigt das Grundprinzip. Der
Transistor M 1 ist ein N-MOS FET vom Anreicherungstyp, der Transistor M 2
ein P-MOS FET ebenfalls vom Anreicherungstyp. Damit liegt die
Steuerspannung des P-MOS FET zwischen dem Eingangsknoten 1 und der
Versorgungsspannung. Ist die Eingangsspannung U 1 gegeben und ist U B =
5V, so wird stets
(Gl. L11-5)
Bei U 1 = 0V ist der Transistor M 1 gesperrt und M 2 ist mit U GS,M2 = -5V
leitend. Bei U 1 = 5V ist M 1 leitend und M 2 ist gesperrt. In Bild L11-7b sind
die Stromübertragungskennlinien von M 1 und M 2 dargestellt. Dabei wird
angenommen, dass die Stromergiebigkeit des N-MOS FET identisch ist mit
der des P-MOS FET. Bild L11-7c zeigt die Gegentaktschalter. Nur im
Übergangsbereich von U 1 = 2V bis U 1 = 3V führen beide Transistoren
Strom. Näherungsweise lassen sich die Transistoren M 1 und M 2 durch die
Schalter S 1 und S 2 ersetzen. Im AUS-Zustand schaltet S 2 die
Versorgungs-spannung an den Ausgang, im EIN-Zustand schaltet S 1
Ground auf den Ausgang.
Im Übergangsbereich von U 2 = 0,5V bis 4,5V sind beide Transistoren
Stromquelle. Es ergibt sich somit eine hohe Verstärkung ΔU2/ΔU1.
Bild L11-7: Komlementäre MOS-Gegentaktschalter (CMOS)
a) Testschaltung
b) Stromübertragungskennlinie
c) Schalter-Ersatzanordnung
d) Spannungsübertragungskennlinie
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L11.2 Der Feldeffektransistor als elektronischer Schalter
Schaltzeiten beim CMOS-Gegentaktschalter:
Grundsätzlich ist ein Ausgang
a)
durch die parasitären Eingangskapazitäten der Lastkreise, durch die
Kapazitäten
der
Anschlussleitungen
und
nicht
zuletzt
durch
die
Eingangskapazitäten der MOS-Transistoren kapazitiv belastet. Bild L11-8
zeigt einen CMOS-Inverter mit kapazitiver Last C 2.
Bei abrupter Umschaltung von U 1 = 5V auf U 1 = 0V, muss die kapazitive
Last C 2 aufgeladen werden. Unmittelbar nach dem Umschaltvorgang ist M 1
gesperrt und M 2 "Stromquelle", da M 2 eine hinreichend große Spannung
U SD aufweist. Der P-MOS Transistor liefert einen Ladestrom I D,M2 für C 2,
der aber aufgrund der endlichen Stromergiebigkeit begrenzt ist. Zunächst
b)
ändert sich die Spannung an der Kapazität C 2 wegen des konstanten
Ladestromes linear. Unterschreitet U SD,M2 die Grenze U DSP,M2 = 3V, so
arbeitet
er
im
"Widerstandsbereich".
Im
Weiteren
erfolgt
der
Aufladevorgang gemäß einem RC-Glied.
Für schnelle Schaltungsanwendungen muss auf geringe kapazitive Lasten
(u.a. kurze Leitungen) geachtet werden.
Experiment L11-2: SCHALT_FET_SVerhalten1
Schaltzeiten bei einem CMOS-Inverter mit kapazitiver Last
Bild L11-8: Schaltzeiten beim CMOS
a) CMOS-Inverter mit kapazitiver Last
b) Schaltzeiten wenn U 1 von 5V auf 0V wechselt
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