Ergebnisbericht Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig DRUCK-Studie Infektions- und Verhaltenssurvey bezogen auf HIV, Hepatitis B und C bei injizierenden Drogengebraucher/innen Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Ergebnisbericht Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig DRUCK-Studie Infektions- und Verhaltenssurvey bezogen auf HIV, Hepatitis B und C bei injizierenden Drogengebraucher/innen Die DRUCK-Studie „Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Deutschland“ wird vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gefördert. RKI-Projekt-Nummer: 1368-1104 Herausgeber Robert Koch-Institut (RKI) Ansprechpartnerin Dr. Ruth Zimmermann ([email protected]) Abteilung für Infektionsepidemiologie Fachgebiet HIV / AIDS und andere sexuell oder durch Blut übertragbare Infektionen Druck: RKI-Hausdruckerei Online: Der Bericht und weitere Informationen sind auch unter www.rki.de/druck-studie abrufbar Vorgeschlagene Zitierweise Robert Koch-Institut. Ergebnisbericht der Studie zu Drogen und chronischen Infektionskrankheiten (DRUCK-Studie) in Leipzig, Berlin 2015. 2 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Danksagung Die DRUCK-Studie Leipzig wurde gemeinsam von vielen Akteuren vorbereitet und durchgeführt, bei denen wir uns hiermit ganz herzlich bedanken möchten. Bereits beim Auftakttreffen der DRUCK-Studie waren Ina Stein und Sylke Lein vom Drogenreferat der Stadt Leipzig (Gesundheitsamt) sowie Lutz Wiederanders (Amt für Jugend, Familie und Bildung (AfJFB), Sachgebiet Straßensozialarbeit) eine große Unterstützung beim Mapping der Drogenszene und Einrichtungen der Drogenhilfe in Leipzig. Die Durchführung dieser Studie war nur mit Hilfe einer lokalen Partnerorganisation möglich. Unser großer Dank gilt daher der Einrichtung und den Mitarbeiter/innen des AfJFB, Sachgebiet Straßensozialarbeit -Streetwork – an den Standorten Roßplatz und Eisenbahnstraße, in deren Räumlichkeiten die Studie durchgeführt wurde. Wir danken Lutz Wiederanders, Sachgebietsleiter, der das Vorhaben von Beginn an maßgeblich unterstützt hat, sowie Sylke Lein als Suchtbeauftragte der Stadt Leipzig. Bei der Rekrutierung von Starterpersonen haben sich mehrere Einrichtungen in Leipzig engagiert, darunter die Suchtberatungsstellen ALTERNATIVE I und II, die Suchtberatungsstelle Blaues Kreuz (Diakonie Leipzig), die AIDS-Hilfe Leipzig e.V., AfJFB mit den Teams des Sachgebietes Straßensozialarbeit Step XS, Anna O. und O.S.T, sowie die Beratungsstelle Markkleeberg, - auch dafür herzlichen Dank! Als Studienteam in Leipzig wirkten an der Studie die folgenden Personen mit (jeweils in alphabetischer Reihenfolge): die Studienleitung vor Ort übernahmen Ina Stein, vertreten durch Jacqueline Netwall und Willie Wildgrube. Als Couponmanagerin wurde Birgit Müller eingesetzt. Interviewer/innen waren Maria Hille, Heidi Kemeny, Jennifer Krebs, Erika Pfeifer, Phillipp Rödel, Friederike Wegner und Tina Wollenschläger. Die Blutentnahmen, die Probenvorbereitung und die Laboruntersuchungen führten Janna Korjatschenko und Anna Stark durch. Mandy Schwabe und Stephanie Walther wurde als Studienärztinnen eingesetzt. Auch bei Sandra Gödicke und Peter Thürer von der AIDS-Hilfe Leipzig e.V., die als Testberater und Testberaterin zur Verfügung standen, möchten wir uns herzlich bedanken. Als Testberaterinnen wurden außerdem Marianne Fieber und Marlen Schwarz eingesetzt. Aspasia Manos hat sich freundlicherweise bereit erklärt, Personen mit im Rahmen der Studie neu entdeckten Infektionen zur Nachtestung und weiteren infektiologischen Versorgung zu übernehmen,auch dafür herzlichen Dank! Ein besonderer Dank geht an die Labore des RKI: Dr. Claudia Kücherer, PD Dr. Norbert Bannert (FG18, HIV und andere Retroviren) und Prof. Claus-Thomas Bock (FG15, Virale Gastroenteritis- und Hepatitiserreger und Enteroviren) und ihren Teams danken wir für die Testung und Befundung der Blutproben und für ihre Kooperationsbereitschaft unter teils schwierigen Bedingungen bei nicht vorhersagbaren Probenzahlen und wechselnder Probenqualität. Einigen Kolleginnen und Kollegen im FG34 des RKI (HIV/AIDS und andere sexuell oder durch Blut übertragbare Infektionen) gebührt unser Dank für die konzeptionelle und wissenschaftliche Unterstützung der Studie, darunter Dr. Matthias an der Heiden, Serdar Danis, Martyna Gassowski, Dr. Ulrich Marcus, Stine Nielsen, Claudia Santos-Hövener, Ramona Scheufele und Benjamin Wenz. Serdar Danis als Studienassistent wurde von wechselnden studentischen Mitarbeiter/innen unterstützt: Rieke Barbek, Maria Friedrich, Nicole Hecht und Benjamin Jentzsch, dafür herzlichen Dank! 3 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Vielen Dank an das RKI für die Förderung der Pilotierung 2011 in Berlin und Essen, an die Leitung der Abteilung für Infektionsepidemiologie, Dr. Osamah Hamouda, für die Unterstützung der Studie und die tatkräftige Hilfe bei der Pilotphase durch eine Vielzahl von engagierten Mitarbeiter/innen und Studierenden: Wei Cai, Maria Friedrich, Dr. Ulrich Marcus, Sami Marzougi, Doreen Nitschke, Eva Pederson, Ramona Scheufele, Claudia Santos-Hövener, Judith Stumm , Andrea Teti, Benjamin Wenz und Weidong Zhang. Im Rahmen der Pilotstudie führte das Nationale Referenzzentrum für Hepatitis C in Essen die Vorarbeiten, Testvalidierungen und die Testungen für die Studienstädte Berlin und Essen durch,- dafür gilt unser herzlicher Dank insbesondere Prof. Stefan R Ross. Als Berater/innen bei der Konzeption und logistischen Planung und Durchführung der ersten Pilotierung sowie bei der Entwicklung und PreTestung des Fragebogens waren Kerstin Dettmer und Astrid Leicht von Fixpunkt Berlin e.V. sowie Dirk Schäffer, Deutsche AIDS-Hilfe, eine große Hilfe. Ohne ihre Unterstützung und Expertise hätte die DRUCKStudie nicht so erfolgreich durchgeführt werden können. Unser Dank gilt in dem Rahmen auch dem Engagement und der Geduld aller an der Pilotierung in Berlin beteiligten Mitarbeiter/innen von Fixpunkt, die die logistischen Schwierigkeiten der ersten Pilotierung getragen haben. Schließlich haben Prof. Heino Stöver (Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit) und Dr. Heike Zurhold (Zentrum für interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg) bei der Anpassung des Fragebogens nach der Pilotierung mitgewirkt,- vielen Dank! Dem Bundesministerium für Gesundheit danken wir für die Förderung der Hauptstudie von März 2012 bis Januar 2016. Schließlich möchten wir uns bei allen Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmern herzlich für das uns entgegengebrachte Vertrauen bedanken! Berlin, Juli 2015 Dr. Ruth Zimmermann Studienleiterin der DRUCK-Studie am RKI Dr. Viviane Bremer Leiterin des Fachgebietes „HIV/AIDS u. a. sexuell oder durch Blut übertragbare Infektionen“, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Robert Koch-Institut 4 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Inhaltsverzeichnis Danksagung ................................................................................................................................................... 3 I Tabellenverzeichnis ..................................................................................................................................... 7 II Abbildungsverzeichnis ................................................................................................................................ 8 III Abkürzungsverzeichnis .............................................................................................................................. 9 1 Zusammenfassung ............................................................................................................................... 10 2 Hintergrund und Public Health-Relevanz der DRUCK-Studie .............................................................. 12 3 Ziele ..................................................................................................................................................... 14 4 Methoden ............................................................................................................................................ 14 5 4.1 Studiendesign .............................................................................................................................. 14 4.2 Einschlusskriterien....................................................................................................................... 14 4.3 Pilot- und Hauptstudie ................................................................................................................ 14 4.4 Stichprobenberechnung für die Gesamtstudie ........................................................................... 15 4.5 Rekrutierung von Studienteilnehmer/innen ............................................................................... 16 4.6 Serologische und molekularbiologische Untersuchungen .......................................................... 16 4.7 Interventionen im Rahmen der DRUCK-Studie ........................................................................... 17 4.8 Studienablauf .............................................................................................................................. 17 4.9 Ethikvotum und Datenschutz ...................................................................................................... 18 4.10 Dateneingabe und Datenvalidierung .......................................................................................... 19 4.11 Operationalisierung von Indikatoren .......................................................................................... 19 4.12 Generelle Aspekte der statistischen Analyse .............................................................................. 21 4.13 RDS-adjustierte Ergebnisse ......................................................................................................... 21 Ergebnisse............................................................................................................................................ 22 5.1 Überblick über die Ergebnisse der Gesamtstudie in acht Städten .............................................. 22 5.2 Ergebnisse der DRUCK-Studie Leipzig ......................................................................................... 26 5.2.1 Soziodemographische Charakteristika der untersuchten Stichprobe ................................. 30 5.2.2 Drogenbezogenes Verhalten, Sexualverhalten und Hafterfahrung .................................... 35 5.2.3 HIV-, HCV-, HBV-Infektionsstatus, Testverhalten und Behandlung .................................... 48 5.2.4 Gesundheitsversorgung und Zugang zum medizinischen System ...................................... 56 5.2.5 Wissen und Informationsquellen zu HIV, HBV und HCV ..................................................... 59 5.2.6 Gründe für die Studienteilnahme und Inanspruchnahme von Zusatzangeboten der DRUCK-Studie ...................................................................................................................................... 63 5 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig 6 Diskussion ............................................................................................................................................ 65 6.1 Limitationen der Studie ............................................................................................................... 65 6.2 Zusammenfassende Einschätzung der stadtspezifischen Ergebnisse ......................................... 67 7 Präventions- und Handlungsfelder, die sich aus den Ergebnissen der DRUCK-Studie ergeben ......... 72 8 Literatur ............................................................................................................................................... 74 9 Anhang................................................................................................................................................. 77 Charakteristika der einzelnen Starter-Personen in Leipzig Teilnahmecoupon Fragebogen 6 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig I Tabellenverzeichnis Tab. 1: Definitionen und Operationalisierungen......................................................................................... 20 Tab. 2: Ergebnisse der DRUCK-Gesamt-Studie (n=2077) ............................................................................ 23 Tab. 3: Spanne der erreichten mittleren Wissensscores der Hauptstudie mit Standardabweichung (SD) in den gebildeten Kategorien .......................................................................................................................... 25 Tab. 4: Alter beim ersten i.v.-Konsum und Konsumjahre nach Geschlecht ................................................ 36 Tab. 5: Merkmale zu Konsumgewohnheiten nach Geschlecht ................................................................... 37 Tab. 6: Am häufigsten injizierte Substanzen in den letzten 30 Tagen nach Geschlecht ............................. 37 Tab. 7: Konsumierte Substanzen in % (alle Konsumarten) nach Zeiträumen ............................................. 38 Tab. 8: Konsumort und Konsumpartner/innen in den letzten 30 Tagen nach Geschlecht (n=99, Mehrfachantworten möglich) ..................................................................................................................... 40 Tab. 9: Sexualpartner/innen und Kondomgebrauch nach Geschlecht ....................................................... 45 Tab. 10: Merkmale zur Inhaftierung für die gesamte Stichprobe und nach Geschlecht ............................ 46 Tab. 11: I.v.-Konsum in Haft nach Geschlecht............................................................................................. 47 Tab. 12: Berichtetes HIV-Testverhalten (n=130) ......................................................................................... 48 Tab. 13: HCV-Infektionsstatus (gemessener Status) (n=130)...................................................................... 50 Tab. 14: HCV-Testverhalten (n=130) ........................................................................................................... 51 Tab. 15: HBV-Status und HBV-Impfung ....................................................................................................... 53 Tab. 16: Anzahl der Mono- und Ko-Infektionen .......................................................................................... 55 Tab. 17: Jemals diagnostizierte Erkrankungen und Infektionen der Studienteilnehmer/innen in Leipzig (n=130) ........................................................................................................................................................ 56 Tab. 18: Angaben zu aktuellen und bisherigen Behandlungen der Drogenabhängigkeit nach Geschlecht 58 Tab. 19: Prozentuale Verteilung der Antworten zu den einzelnen Wissens-Items (n=130) ....................... 59 Tab. 20: Erreichte mittlere Wissensscores mit Standardabweichung in den gebildeten Kategorien ......... 61 Tab. 21: Inanspruchnahme des HIV-Schnelltests und des Kurzberatungsangebots (n=130)...................... 64 7 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig II Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Studienablauf der DRUCK-Studie .................................................................................................... 18 Abb. 2: Anzahl der Studienteilnehmer/innen je Studientag (n=130) .......................................................... 28 Abb. 3: Netzwerk der erreichten Studienteilnehmer/innen nach Ort der Teilnahme (n=130) .................. 29 Abb. 4: Geburtsregionen der Studienteilnehmer/innen (n=130) ............................................................... 30 Abb. 5: Altersverteilung (in %) der Studienteilnehmer/innen (n=130) ....................................................... 31 Abb. 6: Lebensunterhalt in den letzten 12 Monaten (n=130, Mehrfachantworten möglich) .................... 32 Abb. 7: Wohnort der TN in Leipzig und Umgebung (n=126) ....................................................................... 33 Abb. 8: Häufigster Aufenthaltsort der TN in Leipzig (n=123, Mehrfachantworten möglich)...................... 34 Abb. 9: Häufigste besuchte Einrichtungen der iv-Drogenkonsumenten (n=124, Mehrfachantworten möglich) ....................................................................................................................................................... 35 Abb. 10: Konsumarten je Substanz ............................................................................................................. 39 Abb. 11: Unsafe use-Verhalten (gruppiert) in den letzten 30 Tagen bei TN mit berichtetem i.v.-Konsum in den letzten 30 Tagen (n=99) ....................................................................................................................... 40 Abb. 12: Unsafe use-Verhalten (detailliert) in den letzten 30 Tagen bei TN mit berichtetem i.v.-Konsum in den letzten 30 Tagen (n=99) ....................................................................................................................... 41 Abb. 13: Hauptquelle für sterile Nadeln/Spritzen in den letzten 30 Tagen bei TN mit berichtetem i.v.Konsum in den letzten 30 Tagen (n=98)...................................................................................................... 42 Abb. 14: Berichtete Verfügbarkeit von sterilen Nadeln im Verhältnis zur berichteten Anzahl der Injektionen je TN (Leipzig) (n=90) ............................................................................................................... 43 Abb. 15: Bezugsquellen von Kondomen (n=105, Mehrfachantworten möglich) ........................................ 45 Abb. 16: Häufigste Orte der HIV-Testung (n=98, Mehrfachantworten möglich) ........................................ 49 Abb. 17: HCV-Serostatus nach Alter, Migrationsstatus, Haftdauer und Konsumdauer.............................. 51 Abb. 18: Orte der häufigsten HCV-Testung (n=73, Mehrfachantworten möglich) ..................................... 52 Abb. 19: Hepatitis B-Serostatus nach Alter, Geschlecht, Konsumdauer und Substitution ......................... 54 Abb. 20: Netzwerk der erreichten Studienteilnehmer/innen nach HCV-Infektionsstatus in Leipzig (n=130) ..................................................................................................................................................................... 55 Abb. 21: Am häufigsten besuchte Einrichtung zur med. Versorgung in den letzten 12 Monaten (n=130) 57 Abb. 22: Wichtigste Informationsquellen zu Hepatitiden und HIV (n=122, Mehrfachantworten möglich) 62 Abb. 23: Gründe für die Teilnahme an der Studie (n=130, Mehrfachantworten möglich)......................... 63 8 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig III Abkürzungsverzeichnis ART Antiretrovirale Therapie BtmG Betäubungsmittelgesetz DBDD Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht DBS Dried Blood Spots DRUCK Drogen und chronische Infektionskrankheiten HBV Hepatitis B Virus HCV Hepatitis C Virus HIV Humanes Immundefizienz-Virus i.v. intravenös IVD i.v.-Drogengebraucherinnen und i.v.-Drogengebraucher MW Mittelwert OST Opioidsubstitutionstherapie PCR Polymerasekettenreaktion (polymerase chain reaction) PEP Postexpositionsprophylaxe RDS Respondent driven sampling RKI Robert Koch-Institut RNA Ribonukleinsäure SD Standardabweichung STIKO Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut TN Teilnehmerinnen und Teilnehmer der DRUCK-Studie 9 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig 1 Zusammenfassung Hintergrund: Bei intravenös (i.v.) konsumierenden Drogengebraucher/innen (IVD) sind Infektionen mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV), Hepatitis C (HCV) und Hepatitis B (HBV) deutlich stärker als in der Allgemeinbevölkerung verbreitet. Regionale Studien in Deutschland aus den Neunziger Jahren und Anfang der Zweitausender Jahre zeigen hohe Neuinfektionsraten und sehr hohe Prävalenzen insbesondere für HCV von 50–80%. Auch die HIV-Prävalenz ist mit 3–6% unter IVD hoch. Obwohl die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (RKI) eine HBV-Immunisierung für IVD empfiehlt, zeigen ältere regionale Untersuchungen niedrige Impfquoten bei dieser Gruppe. Um Seroprävalenzdaten für HIV, HBV und HCV sowie damit gekoppelte Daten zu Wissen, Risiko- und Präventionsverhalten von IVD in Bezug auf die Infektionen zu erfassen, wurde 2011 vom RKI die DRUCK-Studie („Drogen und chronische Infektionskrankheiten“), ein multizentrischer Sero- und Verhaltenssurvey unter IVD, initiiert. Die Ergebnisse sollen in gezielte Präventionsempfehlungen zum Schutz vor HIV und Hepatitiden bei IVD einfließen. Der vorliegende Bericht enthält die Ergebnisse der DRUCK-Studie Leipzig aus dem Jahr 2012. Methoden: IVD, die innerhalb der letzten 12 Monate in Leipzig Drogen gespritzt haben und mindestens 16 Jahre alt waren, wurden von Oktober bis Dezember 2012 durch ein modifiziertes Schneeballverfahren (Respondent driven sampling) rekrutiert und in zwei Leipziger Beratungsstelle der Straßensozialarbeit untersucht. Neben einem ausführlichen fragebogengestützten Interview wurden Kapillarblutproben auf Filterpapier getropft und anonym auf Marker für HIV, HCV und HBV untersucht. Den Teilnehmer/innen (TN) wurde ein anonymer HIV-Schnelltest angeboten, zusätzlich bestand die Möglichkeit, die Ergebnisse der HIV- und HCV-Testungen in einem Beratungsgespräch zu erfahren. Ergebnisse: Unter den 130 untersuchten IVD, medianes Alter 29 Jahre, 22% Frauen, und 9% nicht in Deutschland geboren, hatten 76% innerhalb der letzten 30 Tage Drogen injiziert, wobei Heroin (68%) und Methamphetamin (67%) die am häufigsten aktuell konsumierten Substanzen waren. 49% berichteten, aktuell Material beim Drogenkonsum mit anderen geteilt zu haben. Hafterfahrung wurde von 83% berichtet mit einer mittleren Gesamthaftdauer von 3,6 Jahren. 18% der jemals Inhaftierten gaben i.v.-Drogenkonsum in Haft an. Die Seroprävalenz von HIV betrug 0%, von HCV 42%, wobei eine aktive Infektion mit nachweisbarer Virus-RNA in 23% vorlag. Darunter waren 7 Personen mit einer HCVRNA positiven Probe ohne Nachweis von Antikörpern. Damit war der Anteil von frischen HCV Infektionen in der Serokonversion vergleichsweise hoch. Die HBV-Prävalenz lag bei 5%, darunter waren drei aktive Infektionen (2%). Die Anti HBs-Seroprävalenz als Marker einer Impfung betrug 26%. 69% wiesen keine HBV-Marker auf und waren somit suszeptibel für eine Infektion. In der Wissensabfrage zeigte sich die Notwendigkeit für eine gezielte Wissensvermittlung, insbesondere bei weniger bekannten Übertragungswegen von HCV, zur HBV-Impfung und zur HIV-Therapie und Postexpositionsprophylaxe. 10 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig 46% der TN wünschten die Durchführung eines anonymen HIV-Schnelltestes, und 72% nahmen eine Kurzberatung aufgrund von Wissensdefiziten oder ihres Wunsches nach einer Testergebnismitteilung oder Schnelltestung in Anspruch. Schlussfolgerungen: Während kein/e Teilnehmer/in positiv auf HIV getestet wurde, zeigen die hohe HCV-Prävalenz und die niedrige HBV-Impfprävalenz der Leipziger Studienpopulation die Notwendigkeit intensivierter Präventionsstrategien, verstärkter Impfangebote und des besseren Zugangs zur Therapie von Infektionen, insbesondere HCV. Die Möglichkeit der Testung von und Beratung zu Infektionskrankheiten sowie ein HIV-Schnelltestangebot in Einrichtungen der Drogenhilfe hat sich als gut akzeptiert erwiesen und sollte in ein Regelangebote überführt werden. Zeiten der Inhaftierung sollten besser genutzt werden, um Prävention, Testung, Beratung, Behandlung und Impfung v.a. bei IVD durchzuführen. Multivariate Analysen zur Identifikation von schützenden und Risiko-Faktoren werden für die Gesamtstudienpopulation durchgeführt und separat publiziert. 11 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig 2 Hintergrund und Public Health-Relevanz der DRUCK-Studie Die Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) schätzt auf der Basis von Zahlen aus Behandlung, Polizeikontakten und Drogentoten die Zahl problematischer Konsumenten von Heroin im Jahr 2012 in Deutschland auf zwischen 62.000 und 203.000 Menschen(1). Unter „problematischem Drogenkonsum“ wird der „intravenöse oder lang andauernde/regelmäßige Konsum von Opioiden, Kokain oder Amphetaminen“ verstanden (2). Dies entspricht einer Prävalenz von 1,1 bis 3,8 pro 1.000 Einwohner unter den 15-64 Jährigen (1). Genauere Angaben zur Zahl der intravenös Drogen konsumierenden Menschen (IVD) in Deutschland existieren nicht. Bei IVD sind Infektionen mit Hepatitis B (HBV), Hepatitis (HCV) und dem humanen Immundefizienzvirus (HIV) deutlich stärker als in der Allgemeinbevölkerung verbreitet. Für Deutschland sind aus regionalen Studien oder Untersuchungen von „convenience samples“ (willkürliche Stichproben) einer bestimmten Einrichtung zum Teil Seroprävalenzen bestimmt und teilweise nur der selbstberichtete Infektionsstatus analysiert worden. Die meisten dieser Seroprävalenz-Studien wurden in den Neunziger Jahren und Anfang der Zweitausender Jahre (1991 – 2003) durchgeführt und zeigen hohe Neuinfektionsraten und sehr hohe Prävalenzen insbesondere für HCV von 50–80%. Auch die HIV-Prävalenz ist mit 3–6% unter IVD hoch (3-7). HBV ist eine impfpräventable Erkrankung. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am RKI empfiehlt diese Impfung u.a. für Drogenkonsumenten (8). Es liegen keine umfassenden Daten über den Anteil der Geimpften und damit über die Umsetzung der STIKO-Empfehlung unter IVD vor. IVD sind aufgrund des teilweise gemeinsamen Gebrauchs von Injektionsutensilien durch blutübertragene Infektionen stark gefährdet. Zusätzliches riskantes Verhalten wie zum Beispiel Sexarbeit können das Risiko für den Erwerb von Infektionen erhöhen. Durch die hohe Stabilität von HCV ist beim Drogenkonsum, bzw. bei der Vorbereitung der Injektion, nicht nur das Teilen von Spritzen und Nadeln risikobehaftet. Auch das Auskochen und Weitergeben von Filtern, die gemeinsame Benutzung eines Wassergefäßes sowie das Teilen von Löffeln oder eines kontaminierten Stauschlauches können ein Risiko darstellen (9). Die Verhaltensweisen werden mit dem Begriff „unsafe use“ zusammengefasst. Das Teilen von Sniefröhrchen kann durch Mikroverletzungen der Nasenschleimhaut eine HCV-Übertragung begünstigen (10). Da eine Hepatitis C häufig asymptomatisch oder unspezifisch verläuft und sehr häufig chronifiziert, die Hepatitis B in einem geringeren Ausmaß ebenfalls, liegen Folgekrankheiten wie Leberzirrhose und Leberzellkarzinom bei einem großen Anteil von Drogenkonsumenten vor (11). Modellierungen zufolge ist in den kommenden Jahren eine zunehmende Krankheitslast durch Spätfolgen von viralen Hepatitiden zu erwarten, die in westeuropäischen Ländern zu einem großen Teil durch frühere Infektionen bei IVD bedingt ist. Es wird angenommen, dass weltweit 27 % aller Fälle von Leberzirrhose und 25 % der Fälle von hepatozellulärem Karzinom auf Hepatitis C zurückzuführen sind (12). Da die meisten Infektionen in der Vergangenheit übertragen wurden, sind Prävalenzdaten geeignet, um die tatsächliche Größe des Problems einzuschätzen (13). 12 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Obwohl in den 2010 aktualisierten Leitlinien (14) Drogenkonsum nicht mehr als Kontraindikation für eine HCV-Therapie definiert ist und sich eine HCV-Therapie gerade bei Opioidsubstituierten als gut machbar erwiesen hat, werden IVD häufig nicht als Kandidaten für eine antivirale Therapie erwogen (15, 16). Als Gründe wurden neben Ko-Morbiditäten und der Annahme einer eingeschränkten Compliance auch die Sorge vor Nebenwirkungen der Interferon/Ribavirin-Therapie genannt. Seit kurzem haben sich die Behandlungsoptionen der Hepatitis C deutlich verbessert. Neue Medikamente, die hohe Heilungsraten versprechen bei deutlich besserer Verträglichkeit, kürzeren Therapieregimen und mit teilweise rein oralen Applikationsformen, sind bereits zugelassen oder stehen kurz vor der Zulassung. Von diesen neuen Therapieregimen können auch IVD, insbesondere Personen, die sich in einer Opioidsubstitutionstherapie (OST) befinden, profitieren. Illegalisierung von Drogenbesitz, -konsum und -verkauf und die damit einhergehende Beschaffungskriminalität und -prostitution führen dazu, dass IVD von Teilen der Gesellschaft stigmatisiert und ausgegrenzt werden. Verarmung und Verelendung sowie das häufige Vorkommen von psychiatrischen Ko-Erkrankungen erhöhen das Risiko der sozialen Ausgrenzung. Abhängig von der lokalen Drogenpolitik herrschen in manchen Städte Drogenszenen an festen oder wechselnden Orten vor. In restriktiven Settings geht die Vertreibung der Szene sogar so weit, dass sich sog. „Wohnzimmerszenen“ bilden und der Drogenkonsum zu Hause, und damit unerreichbar für die Prävention abläuft. Eine andere Auswirkung ist das Aufsuchen versteckter Orte zum Drogenkonsum und des unsicheren Konsums mit dem erhöhten Risiko von Drogennotfällen, Überdosierung und Zunahme des unsafe use Verhaltens (17). Vulnerable Gruppen mit einem illegalisierten Verhalten wie IVD sind daher teilweise für Maßnahmen der Prävention, aber auch für Studien schwer erreichbar. Einrichtungen der Drogenhilfe werden von bestimmten Personen, nicht von der gesamten Szene einer Stadt genutzt. Ein Convenience sample einer Einrichtung beispielsweise gibt ein Bild der Klientel einer Einrichtung, nicht jedoch aller Konsumenten einer Stadt. Wegen des regelmäßigen Bezugs zur Szene zum Erwerb von Drogen, des Zusammenhalts gegen z.B. Polizeirazzien usw. sind IVD jedoch in der Regel untereinander gut vernetzt. Diese soziale Vernetzung lässt sich für die Rekrutierung von IVD (oder auch anderer Gruppen) im Rahmen von Erhebungen nutzen, wie auch im Rahmen der DRUCK-Studie (s. Abb. 3 Rekrutierung von Studienteilnehmer/innen). IVD als vulnerable Gruppe mit einem stigmatisierten und illegalisierten Verhalten haben zwar von der Einführung von Nadel- und Spritzentauschprogrammen und der Opioidsubstitutionstherapie (OST) profitiert, jedoch scheinen die derzeitigen Maßnahmen zur Bekämpfung und Prävention von Infektionskrankheiten in dieser Gruppe nicht auszureichen. Die DRUCK-Studie soll dazu beitragen, die Datenlage diesbezüglich zu aktualisieren und Lücken in der Prävention bei IVD zu identifizieren. 13 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig 3 Ziele Ziele der DRUCK-Studie waren zum einen die Bestimmung der Seroprävalenz von HIV, Hepatitis C (HCV) und Hepatitis B (HBV) bei IVD in verschiedenen deutschen Städten mit einer größeren Zahl von Drogen gebrauchenden Menschen, zum anderen die detaillierte Erfassung des infektionsbezogenen Risiko- und Präventionsverhaltens von IVD. Darüber hinaus sollte deren Wissen zu Merkmalen, Übertragungswegen und Präventionsmöglichkeiten in Bezug auf diese Infektionskrankheiten erfasst werden. Übergeordnetes Ziel der Gesamtstudie war die Fokussierung gezielter Präventionsempfehlungen zum Schutz vor HIV und Hepatitiden bei IVD in Deutschland. 4 Methoden 4.1 Studiendesign In einer Querschnittsstudie wurden Seroprävalenzen und Infektionsmarker für HIV, HBV und HCV sowie die Hepatitis B- Impfprävalenz bei IVD in Leipzig als Teil einer bundesweiten Studie in acht Städten erhoben. Damit verknüpft fand eine Befragung zu Wissen, Einstellungen und Risiko- und Präventionsverhalten der Studienteilnehmer/innen in Bezug auf die genannten Infektionen statt. 4.2 Einschlusskriterien Alle Personen, die zum Zeitpunkt der Teilnahme mindestens 16 Jahre alt waren und innerhalb der letzten 12 Monate in der jeweiligen Studienstadt Drogen injiziert hatten, waren teilnahmeberechtigt. Dazu gehörten auch Personen, die aktuell in OST waren, aber injizierenden Beikonsum berichteten oder ehemals Substituierte. Jede Person konnte nur ein Mal teilnehmen. Die Teilnahme an der Studie war unabhängig vom Infektionsstatus möglich. Die Teilnahme war freiwillig und anonym und setzte das dokumentierte Einverständnis der TN, voraus. TN wurden nur eingeschlossen, wenn sie sowohl eine Blutprobe abgaben als auch das fragebogengestützte Interview absolvierten. 4.3 Pilot- und Hauptstudie Die Studie wurde im Jahr 2011 zunächst in Berlin pilotiert. Nach einer Evaluierung erfolgten Anpassungen für eine zweite Pilotierung in Essen, wo verschiedene Interventionen (Schnelltestangebot, Beratung im Rahmen der Studie) der reinen Datenerhebung hinzugefügt wurden. Beide Pilotierungen wurden aus Forschungsmitteln des Robert Koch-Instituts finanziert. Die Hauptstudie, die von April 2012 bis März 2015 mit Sonderforschungsmitteln des Bundesministeriums für Gesundheit gefördert wurde, begann im April 2012 mit einem Studienauftakttreffen (Bericht des Treffens erhältlich unter www.rki.de/druck-studie). In der Folge wurde die DRUCK-Studie von 2012 bis 2014 in den Städten Leipzig, Frankfurt am Main, Köln, Hannover, München und Hamburg durchgeführt. Für Auswertungen 14 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig der Gesamtstudie wurden alle acht Städte, soweit die Datenerhebung eine Vergleichbarkeit zulässt, betrachtet. Ein Abschlusstreffen der Studie fand im Februar 2015 statt. Der standardisierte Fragebogen wurde vor Beginn der DRUCK-Pilotstudie im Jahr 2010/11 in Zusammenarbeit mit Expertinnen des Berliner Drogenhilfe-Trägers Fixpunkt e.V. und der Deutschen AIDS-Hilfe nach Empfehlungen der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction, EMCDDA) entwickelt. Er wurde mit dem Bundesministerium für Gesundheit, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, der DBDD und dem European Centre for Disease Prevention and Control abgestimmt und in mehreren Runden nach Pre-Testung vor Studienbeginn angepasst. Der Fragebogen besteht aus insgesamt 149 Fragen, gegliedert in die folgenden Themenbereiche im Fragebogen Prüfung der Einschlusskriterien und Netzwerkgröße Behandlung einer Drogenabhängigkeit Drogenkonsum und konsumierte Substanzen Konsumpartner und Unsafe use, Zugang zu sauberen Spritzen und Kanülen Sexpartner/in und Kondombenutzung Wissen zu HIV und Hepatitiden, Übertragung und Prävention Haft und i.v.-Konsum in Haft HIV und Hepatitis-Testungen und Infektionsstatus Gesundheitsversorgung allgemein Demographische Charakteristika Die Abfrage von Wissen zu den untersuchten Infektionskrankheiten, ihren Übertragungswegen und den Präventionsmöglichkeiten wurde nach der Pilotierung der DRUCK-Studie mit Experten diskutiert und grundlegend geändert. In der Hauptstudie erfolgte die Abfrage von Wissen nicht mehr in Form von Fragen, sondern in Form von wahren Aussagen, die den TN auch als solche präsentiert wurden und zu denen sie nur angeben sollten, ob sie den Inhalt der wahren Aussage ‚vorher wussten‘, ‚nicht genau wussten‘ oder ob ihnen diese Aussage völlig ‚neu war‘. Dadurch konnten TN während der Datenerhebung ihre Wissensdefizite erkennen und erhielten eine Intervention in Form einer wahren Aussage. Zusätzlich wurde den TN angeboten, eine gezielte Kurzberatung mit geschultenm Personal zu den aufgezeigten Wissenslücken im Anschluss an das Interview in Anspruch zu nehmen. 4.4 Stichprobenberechnung für die Gesamtstudie Um sicherzustellen, dass die Anzahl der Untersuchten hoch genug war, um statistisch signifikante Unterschiede in Bezug auf die Prävalenz von HBV, HCV, HIV in verschiedenen Subgruppen ermitteln zu können, wurde die Stichprobengröße berechnet. Da erwartet wurde, dass die Seroprävalenz von HIV am niedrigsten ist, erfolgte die Berechnung der Stichprobengröße für die DRUCK-Studie bezüglich HIV. Aufgrund der bisherigen Studienergebnisse erwarteten wir eine Prävalenz von ca. 4%. Die Stichprobe 15 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig sollte so groß sein, dass im Falle einer wahren Prävalenz von 4% das 95%-Konfidenzintervall der geschätzten Prävalenz mit einer Power von 90% innerhalb des Intervalls von 2,5% bis 5,5% liegt. Falls die wahre Prävalenz bei 5% liegt, sollte das 95%-Konfidenzintervall der geschätzten Prävalenz mit einer Power von 90% innerhalb des Intervalls von 3,5% bis 7% liegen. Dazu benötigten wir eine minimale Gesamt-Stichprobengröße von 2.033 TN für die Gesamtstudie. 4.5 Rekrutierung von Studienteilnehmer/innen Die Rekrutierung erfolgte mit der Methode des Respondent driven sampling (RDS). Hierbei handelt es sich um ein modifiziertes Schneeballverfahren, bei dem Studienteilnehmer/innen weitere TN für die Studie anwerben können. Die Methode wurde erstmals von Heckathorn als Möglichkeit zum „randomwalk durch die Zielpopulation“ beschrieben (18). Über sogenannte „seeds“ (Keimlinge), Starterpersonen, die von geschultem Personal aus möglichst verschiedenen Einrichtungen, in denen sie angebunden sind, ausgewählt werden, starten die Rekrutierungsketten. Jede teilnehmende Person kann über ein Gutscheinsystem bis zu drei weitere TN rekrutieren, wobei durch die Vergabe von Nummern die einzelnen Rekrutierungsketten und die Position einer jeden Person in der Kette nachvollziehbar sind. Die Methode sieht vor, dass sowohl die Teilnahme an der Studie wie auch die erfolgreiche Anwerbung weiterer Personen belohnt werden. Indem man die Zufallswahrscheinlichkeit, an der Studie teilzunehmen, gewichtet und bei der statistischen Analyse berücksichtigt, kann durch die RDS-Methode die Repräsentativität einer Erhebung erhöht werden. In die Berechnung der Gewichtungen geht die Größe des sozialen Netzwerks einer jeden teilnehmenden Person ein. In der DRUCK-Studie wurden die Starterpersonen durch geschultes Personal in verschiedenen Drogenhilfe-Einrichtungen (Konsumräume, Drogenberatungsstellen) rekrutiert. Dabei wurde versucht, mit den Starterpersonen bereits ein breites Spektrum an Charakteristika (z.B. hinsichtlich Geschlecht, Alter, Migrationshintergrund, Aufenthaltsort, Hauptsubstanz, Infektionsstatus usw.) abzudecken, um möglichst unterschiedliche Personen zu erreichen. Die Kriterien wurden vorab festgelegt, und entsprechende Personen wurden gezielt angesprochen. Über die Vergabe von Gutscheinen und Gratifikationen wurden über diese Seeds weitere TN in einer zweiten, dritten usw. „Rekrutierungswelle“ für die Teilnahme gewonnen. 4.6 Serologische und molekularbiologische Untersuchungen Die Seroprävalenz von Infektionsmarkern für HIV, HBV und HCV wurde bei den TN aus getrockneten Blutstropfen (Dried Blood Spots, DBS) bestimmt. DBS, die auf spezielle Filterkarten getropft werden, können nach Trocknung mit der Post als Brief versandt werden und können für einige Wochen bei Raumtemperatur gelagert werden. Folgende Parameter wurden bestimmt: HIV: HIV-ELISA , wenn positiv: Immunoblot 16 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Hepatitis B: HBV- Polymerasekettenreaktion (PCR), Anti-HBc, Anti-HBs, (HBs-Antigen: nur Berlin und Essen), Hepatitis C: HCV-Ribonukleinsäure (RNA), Anti-HCV (Immunoassay), wenn Anti-HCV reaktiv und RNA negativ: Anti-HCV-Immunoblot Die Testvalidierungen und Durchführung der serologischen Untersuchungen aus DBS führte das nationale Referenzzentrum für Hepatitis C in Essen im Rahmen der Pilotierung 2011 durch. Die Ergebnisse der Validierung wurden von Ross et al. ausführlich beschrieben (19). Die Untersuchungen im Rahmen der Hauptstudie wurden von zwei Laboren im RKI durchgeführt. Die Testung auf HIV führte das Fachgebiet für HIV und Retrovirologie (FG18) durch, die Untersuchungen auf Hepatitis B und C das Fachgebiet Virale Gastroenteritis- und Hepatitiserreger und Enteroviren (FG15). Die Anpassungen im Rahmen der Hauptstudie sind ausführlich beschrieben (20). 4.7 Interventionen im Rahmen der DRUCK-Studie Über die reine Datenerhebung hinaus wurden ab Pilotstudienstadt 2 (Essen) in die DRUCK-Studie mehrere Angebote für TN und die durchführenden Einrichtungen im Sinne einer Intervention integriert: den TN wurde neben der Möglichkeit, die Testergebnisse der Studientestungen für HIV und HCV zwei Wochen nach Blutentnahme im Rahmen eines ärztlichen Gesprächs zu erfahren, die Option eines anonymen, kostenlosen HIV-Schnelltestes (Vikia HIV 1/2, Biomerieux) incl. Beratungsgespräch angeboten. Das Ergebnis des HIV-Schnelltestes konnten die TN unmittelbar nach der Studienteilnahme in einem persönlichen ärztlichen Beratungsgespräch erfahren. Ein reaktives Schnelltestergebnis wurde durch eine venöse Blutprobe nachgetestet. Zusätzlich wurde Personal der durchführenden Drogenhilfeeinrichtung von RKI-Mitarbeiter/innen geschult, um im Rahmen der Studie (und in der Folge) als Testberater/innen zu fungieren. Eine gezielte Kurzberatung zu Wissensdefiziten, die sich im Interview zeigten, wurde den TN auch unabhängig von der Testung auf Infektionskrankheiten angeboten. Auch in dieser Hinsicht wurden die Testberater/innen der Drogenhilfeeinrichtungen geschult. 4.8 Studienablauf Potentielle TN, die von anderen Personen für die Teilnahme an der Studie angeworben wurden, wurden zunächst hinsichtlich der Erfüllung der Einschlusskriterien geprüft. Für die Teilnahme war ein gültiger Teilnahmecoupon, den die Person von einem früheren TN erhalten und mitgebracht hatte, zwingend erforderlich. Nach Prüfung der Einschlusskriterien erläuterte die Studienleitung vor Ort Bedeutung und Inhalt der Studie. Es folgte das Unterzeichnen der Einverständniserklärung, die mit der Teilnehmernummer versehen war. Auch alle weiteren Studiendokumente wurden mit der Teilnehmernummer beklebt. Es schloss sich das Fragebogen-gestützte Interview an. Darin wurde auch geklärt, ob der/die TN seine/ihre Testergebnisse in einem persönlichen Gespräch erfahren möchte. 17 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Außerdem wurde dem/der TN die Durchführung eines HIV-Schnelltestes angeboten. Wenn Schnelltest oder spätere Abholung der Testergebnisse gewünscht wurde, folgte die Test-Vorberatung, ein persönliches Risiko-Assessment mit ausgebildeten Testberater/innen. Wenn nein, folgte ohne Beratungsgespräch die Abnahme von Kapillarblut für die Studientestungen im Labor. Falls ein HIVSchnelltest gewünscht wurde, wurde dieser im Anschluss durchgeführt. Die Studienteilnahme war nach der Blutentnahme beendet, so dass die TN im Anschluss die Aufwandsentschädigung (10€) abholen konnten. TN erhielten dort auch bis zu drei weitere Teilnahme-Coupons, die sie im Bekanntenkreis an geeignete Personen verteilen sollten. Für die erfolgreiche Anwerbung weiterer TN wurde eine Geldprämie in Höhe von 5€ pro erfolgreich geworbener Person gezahlt. Im Fall eines HIV-Schnelltestes konnte der TN eine halbe Stunde später sein Testergebnis im Rahmen eines persönlichen Gesprächs mit dem ärztlichen Personal erfahren. Bei einem reaktiven Schnelltestergebnis wurde venöses Blut abgenommen, sachgerecht verpackt, und per Kurier zur Bestätigungstestung an das HIV-Studienlabor des RKI geschickt. Der Ablauf ist in folgender Abbildung verkürzt schematisch dargestellt: Abb. 1: Studienablauf der DRUCK-Studie 4.9 Ethikvotum und Datenschutz Vor Teilnahme an der Studie wurde den TN Ablauf und Bedeutung der Studie mündlich und schriftlich erläutert. Ihr Einverständnis mit der Datenerhebung, der Blutentnahme für die serologische Testung und der Analyse und Veröffentlichung der Ergebnisse der Studie wurde per Unterschrift (durch den TN selbst 18 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig bzw. durch mündliches Einverständnis und Unterschrift durch den Studienleiter) auf der Einwilligungserklärung dokumentiert. Die DRUCK-Pilotstudie wurde am 04.05.2011 der Ethikkommission der Charité vorgestellt. Das positive Votum für die Durchführung des Projekts wurde am 27.06.2011 schriftlich erteilt (EA4/036/11). Das Amendment der DRUCK-Hauptstudie wurde am 7.11.2012 an die Ethikkommission der Charité gesendet, und am 19.11.2012 positiv beschieden. Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit stimmte der Studie mit Datum vom 19.04.2011 (III-401/008#0035) und den Änderungen im Rahmen der Hauptsstudie am 29.11.2012 zu (III-401/008#0035). 4.10 Dateneingabe und Datenvalidierung Zur Eingabe der erhobenen Daten wurde eine Eingabemaske in der Software EpiData (Version 3.1) entwickelt. Die Dateneingabe erfolgte doppelt zur Identifizierung von Falscheingaben. Falscheingaben wurden in 2,1% der eingegebenen Fragebögen gefunden. Die Ergebnisse der Labortestungen für HIV, Hepatitis B und C wurden aus der Labordatenbank nach Excel exportiert. Beide Datensätze wurden dann in das Statistikprogramm Stata importiert und über den numerischen Identifier verknüpft. Der Gesamtdatensatz enthält 520 Variablen. Aus den verschiedenen Testkonstellationen des Labordatensatzes wurden nach einem Algorithmus Bewertungsvariablen geschaffen. Weitere 47 Variablen wurden neu erstellt bzw. abgeleitet. Plausibilitätskontrollen und Prüfung auf Vollständigkeit erfolgten bereits in EpiData. Alle Fragebögen waren vollständig. Für alle befragten Personen lagen Testergebnisse für HIV, HBV und HCV vor. Weitere Plausibilitätskontrollen wurden im Gesamtdatensatz in STATA und RDS-Analysis durchgeführt. 4.11 Operationalisierung von Indikatoren Im Folgenden zeigen wir auf, wie wir Informationen aus einzelnen Variablen zusammengeführt haben um komplexere Konzepte darzustellen. So wird z.B. das Konsumalter aus den Angaben zum Geburtsmonat und-jahr und dem Alter beim ersten Drogenkonsum errechnet. 19 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Tab. 1: Definitionen und Operationalisierungen Konsumalter errechnet aus der Angabe zum Monat und Jahr der Geburt und dem Alter beim ersten i.v.-Drogenkonsum sexuelle Orientierung operationalisiert durch die Frage nach dem Geschlecht der befragten Person und das Geschlecht ihrer Sexualpartner, dabei wurden heterosexuelle Kontakte von bisexuellen (mindestens ein männlicher und ein weiblicher Sexpartner in den letzten 12 Monaten) und homosexuellen Kontakten (sowohl Mann-Mann als auch Frau-Frau) unterschieden Anbieten oder Inanspruchnehmen von Sexarbeit Die Frage nach Anbieten oder Inanspruchnehmen von Sexarbeit (Sex im Tausch gegen Geld oder Drogen) wurde nach der Pilotierung der Studie grundsätzlich geändert, da direkte Fragen nach Sexarbeit kaum beantwortet wurden (schambesetztes Thema). Daher wurde beschlossen, die Frage indirekt zu stellen und nur nach der Häufigkeit des Kondomgebrauchs bei Sex im Tausch gegen Drogen oder Geld zu fragen. Die Antwortoption „hatte ich nicht“ wurde interpretiert als: “keine Sexarbeit“ und die Antwortoptionen „nie“, „selten“, „manchmal“ und „immer“ wurden gewertet als Angabe von Anbieten oder Inanspruchnehmen von Sexarbeit (in den letzten 12 Monaten). Haftdauer Errechnet aus den Gesamthaftmonaten und –Jahren in verschiedenen Haftarten Zahl der Injektionen in den letzten 30 Tagen errechnet aus der Zahl der Konsumtage (E3b) und der Zahl der Injektionen an einem normalen Konsumtag (E3c) „sichere Injektionen“ und „unsicheren Injektionen“ in den letzten 30 Tagen Generiert aus der Zahl der Injektionen in den letzten 30 Tagen abzüglich der Zahl der in den letzten 30 Tagen zur Verfügung stehenden sterilen und unbenutzten Spritzen und Nadeln Unsafe Use Zusammengesetzte Variable aus den abgefragten selbst gefährdenden Verhaltensweisen wie „von anderen gebrauchte Spritzen/Nadeln zu benutzen“, „von anderen gebrauchte Filter oder Löffel zu benutzen“, „Wasser zu teilen“ und andere Personen gefährdende Verhaltensweisen („Wasser zu teilen“, „Spritzen/Nadeln nach dem Gebrauch an andere weiterzugeben“ und „Filter oder Löffel nach dem Gebrauch an andere weiterzugeben“) Gründe für eine NichtBehandlung der Hepatitis C Freitextantworten wurden kategorisiert Abfrage und Operationalisierung von Wissen Zur Ermittlung des Wissens, das IVD bezüglich HIV, Hepatitis B und C aufweisen, wurden in den sechs Städten der Hauptstudie den Studienteilnehmer/innen im Interview 25 wahre Aussagen zum Wissen über HIV, Hepatitis B und C sowie zu Übertragungswegen und Präventionsmöglichkeiten vorgelesen. Die Teilnehmer/innen wurden gebeten anzugeben, ob sie den Sachverhalt bereits kannten, dieser ganz neu für sie sei oder ob sie sich nicht sicher waren. Für die Auswertung wurden die Wissens-Aussagen thematisch in sechs Kategorien eingeordnet. Die Kategorien untergliedern die Aussagen in 20 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig erregerspezifische und erregerübergreifendes Wissen sowie Wissen zu Übertragungswegen und Behandlungsmöglichkeiten. Es wurde ein Score gebildet, der in den einzelnen Kategorien die Antwort „wusste ich“ zusammenfasst, wobei ein Score von 10 bedeutet, dass alle TN alle Aussagen dieser Kategorie mit „wusste ich“ beantwortet haben. 4.12 Generelle Aspekte der statistischen Analyse Unter Zuhilfenahme deskriptiver Statistik sind in Kapitel 5.2 Ergebnisse der DRUCK-Studie Leipzig dargelegt und erläutert. Sofern nicht anders im Text angegeben, beziehen sich die Prozentangaben bzw. Prozentauswertungen der Ergebnisse auf die Anzahl derjenigen TN, die auf die Frage geantwortet hat. Zudem wurden bei Teilanalysen verschiedene Sub-Gruppen verglichen, wobei immer nach Geschlecht stratifiziert wurde und je nach Fragestellung auch nach Alter, Herkunftsregion, Substitutionsstatus, i.v.Konsumdauer oder dem Infektionsstatus der TN. Die deskriptiven Analysen wurden mit dem Statistikprogramm Stata und mit MS Excel durchgeführt. 4.13 RDS-adjustierte Ergebnisse Mit der RDS-Methode ist eine Form der Adjustierung der Studienergebnisse verbunden, die verschiedenen Annahmen und Limitationen mit sich bringt. Die RDS-adjustierten Ergebnisse und ein methodischer Hintergrund zur RDS-Methode werden in wissenschaftlichen Publikationen zur DRUCKStudie publiziert. Im vorliegenden Städtebericht werden die Daten der erreichten Studienpopulation ungewichtet ausgewertet und dargestellt. 21 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig 5 Ergebnisse 5.1 Überblick über die Ergebnisse der Gesamtstudie in acht Städten Zwischen Mai 2011 und Juli 2014 wurden insgesamt 2077 TN aus acht Städten (Berlin, Essen, Leipzig, Frankfurt/Main, Köln, Hannover, München, Hamburg) in die Studie eingeschlossen. Die Ergebnisse der DRUCK-Studie zeigen deutliche Unterschiede zwischen den insgesamt acht Studienstädten und bilden die Verschiedenheit der Drogenszenen ab. Sowohl in der Alters- und Sozialstruktur, den primär konsumierten Substanzen als auch in der Prävalenz der getesteten Infektionen sind die Unterschiede deutlich erkennbar. In Tab. 2 und im folgenden Text werden die Ergebnisse in Form einer Spanne der Studienstädte (minimaler und maximaler Wert der Studienstädte) vorgestellt. Eine ausführlichere deskriptive Darstellung der Ergebnisse ist im Epidemiologischen Bulletin 22/2015 publiziert (21). Der Anteil der Frauen unter den Studienteilnehmer/innen lag zwischen 19% und 35%, während der Anteil der nicht in Deutschland Geborenen von 9% bis 31% reichte. Der Anteil jüngerer IVD (<25 Jahre) war in allen Städten bis auf Leipzig gering und lag zwischen 2% und 27%. Zwischen 31% und 66% der TN waren zum Zeitpunkt der Befragung in Substitutionstherapie. Ein hoher Anteil der IVD gab an, bereits obdachlos (53% - 77%) und mindestens einmal im Leben inhaftiert (73% - 86%) gewesen zu sein. 18% bis 39% der jemals Inhaftierten gaben an, in Haft auch Drogen gespritzt zu. In den Städten zeigten sich zudem unterschiedliche Drogenkonsummuster (Drogenkonsum in den letzten 30 Tagen vor der Befragung), von denen im Folgenden eine Auswahl vorgestellt wird: Während Heroin von den IVD in allen Städten zum Zeitpunkt der Befragung sehr häufig konsumiert wurde (57% - 85%), gab es deutliche Unterschiede beim Konsum von Crack, Crystal und Kokain je nach Stadt. Der Anteil der CrackKonsumenten lag zwischen 0,4% und 72%, der Anteil der Crystal-Konsumenten zwischen 0% und 67% und der Anteil der Kokain-Konsumenten zwischen 18% und 80%. Der Amphetamin-Konsum (7% - 19%) spielte gegenüber dem Konsum von Benzodiazepinen (40% - 59%) in allen Städten eine deutlich geringere Rolle. Der Konsum von nicht ärztlich verordneten Methadon/Polamidon (26% - 34%) und Buprenorphin/Subutex (7% - 35%) verdeutlicht die Unterschiedlichkeit der Konsummuster der IVD. Auch das berichtete Unsafe use-Verhalten schwankt deutlich zwischen den Studienstädten. TN, die in den letzten 30 Tagen Drogen injiziert hatten, gaben an, in 17% - 39% der Fälle in diesem Zeitraum täglich injiziert zu haben. Beim i.v.-Konsum in den letzten 30 Tagen berichteten zwischen 5 und 22%, Spritzen und/oder Nadeln mit anderen geteilt zu haben, 33 bis 44%, andere Utensilien wie Filter, Pfännchen oder Wasser geteilt zu haben. Von 37 bis 49% der TN je nach Stadt wurde berichtet, mindestens eine dieser Unsafe use-Verhaltensweisen innerhalb der letzten 30 Tage praktiziert zu haben. 22 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Tab. 2: Ergebnisse der DRUCK-Gesamt-Studie (n=2077) Soziodemographie Spanne der Städte (%) (Min.- Max. Wert) Frauen 18,5 - 35,3 Nicht in Deutschland geboren 9,2 - 30,6 Junge IVD (<25Jahre) 2,1 - 26,9 Obdachlosigkeit (jemals) 52,8 - 76,9 Hafterfahrung (jemals) 72,8 - 85,8 Injizierender Drogenkonsum Haft (jemals) 17,8 - 39,3 Substitutionstherapie (jemals) 54,6 – 88,5 Substitutionstherapie (aktuell) 30,8 - 65,8 Substanzkonsum* (30-Tages-Prävalenz) Heroin 56,8 - 85,4 Kokain 17,7 - 79,9 Crack 0,4 - 71,6 Crystal 0,0 - 67,4 Amphetamine 7,1 - 19,0 Benzodiazepine 39,5 - 58,7 Methadon/Polamidon** 26,2 – 34,2 Buprenorphin/Subutex** 6,5 - 34,9 Infektionsstatus (HIV, HCV, HBV) HIV positiv 0,0 - 9,1 HCV-Prävalenz (abgelaufene oder aktive/chronische Infektion) 42,3 - 75,0 HCV RNA positiv (aktive/chronische Infektion) 23,1 - 54,0 HBV positiv (aktive/chronische Infektion) 0,3 - 2,5 HBV-Prävalenz (Anti HBc oder HBsAg/HBV-DNA) 4,6 - 33,0 Hepatitis B geimpft (Anti HBs) 15,1 - 52,4 HBV suszeptibel (weder geimpft noch infiziert) 15,9 - 69,2 * alle Konsumformen **Als nicht ärztlich verordnete Substanzen; Ergebnisse beziehen sich nur auf die Studienstädte Leipzig, Frankfurt, Köln, Hannover, München und Hamburg, da diese Substanzen in Berlin und Essen nicht ausschließlich zum Beikonsum abgefragt wurden. Deutliche Unterschiede zeigten sich auch in der Prävalenz der untersuchten Infektionskrankheiten (s. Tab. 2). Die HIV-Prävalenz unter IVD schwankte in den Studienstädten zwischen 0 und 9%. Die Hepatitis C-Prävalenz bewegte sich in den Studienstädten zwischen 42 und 75%. Die HCV-RNA-Prävalenz betrug 23 bis 54%. Somit sind bis zu 54% der untersuchten IVD von einer aktiven, potentiell behandlungsbedürftigen Hepatitis C betroffen, die infektiös ist und auf andere Personen übertragen 23 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig werden kann. Die Hepatitis B-Impfprävalenz, gemessen durch Nachweis von Anti HBs, lag zwischen 15 und 52%. Infektionsmarker für den Nachweis einer durchgemachten HBV-Infektion wurden bei 5 bis 33% gefunden. Trotz bestehender Hepatitis B Impfempfehlung der STIKO für injizierende Drogengebraucher/innen zeigten 16 bis 69% weder eine durch abgelaufene Infektion noch durch Impfung erworbene Immunität gegen Hepatitis B. Die Daten zeigen die Notwendigkeit intensivierter Präventionsstrategien und verstärkter Impfangebote für IVD. Der erreichte mittlere Wissensscore bezüglich HIV, Hepatitis B und C, deren Übertragung, Prävention und Behandlung (s. Tab. 3) für alle Aussagen reicht in den sechs Städten von 7,1/10 bis 7,9/10. Betrachtet man die einzelnen Kategorien, ergeben sich stark variierende Wissensscores. Das allgemeine Wissen zu HIV, Hepatitis B und C ist mit 8,9/10 bis 9,3/10 relativ hoch. In dieser Kategorie wurde allgemeines Wissen zu den drei Infektionen, zu gemeinsamen Übertragungsmöglichkeiten und Schutzmöglichkeiten abgefragt. Aussagen zu Hepatitis waren in diesem Bereich weniger gut bekannt als Aussagen zu HIV. Etwas geringer fiel mit 7,0/10 bis 9,0/10 der Score für das allgemeine Wissen zu HCV aus. Besser bekannt waren HCV Übertragungswege, die sich auf Spritzen, Nadeln und Blut bezogen. Es ergab sich ein Score von 8,3/10 bis 8,8/10. Hier werden die Erfolge von Interventions- und Aufklärungsprogrammen zur Notwendigkeit des Spritzen- und Nadeltauschs und zum Blutbewusstsein unter IVD deutlich. Spezifischeres Wissen zu HCV Übertragungsmöglichkeiten beim Drogenkonsum hingegen war weniger präsent, der Score betrug in dieser Kategorie lediglich 6,6/10 bis 8,0/10. Vor allem die HCVInfektionsmöglichkeit beim Sniefen, aber auch durch die gemeinsame Benutzung von Filtern und Wasser sind nicht ausreichend bekannt. Noch weniger ausgeprägt war das Wissen zu HBV, speziell zum Thema Impfen. Hier reicht der Score in den einzelnen Städten lediglich von 5,9/10 bis 6,8/10. Die Kategorie zur HIV-Postexpositionsprophylaxe (PEP)/ HIV-Behandlung war mit einem Score von nur 2,8/10 bis 4,5/10 der Bereich mit dem niedrigsten Score. Weder die Existenz einer PEP, noch die konkrete Durchführung waren ausreichend bekannt. 24 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Tab. 3: Spanne der erreichten mittleren Wissensscores der Hauptstudie mit Standardabweichung (SD) in den gebildeten Kategorien Mittl. Wissensscore SD (Min/Max der Städte) (Min/Max der Städte) Alle Aussagen 7,1 - 7,9 1,3 – 1,7 Allgemeines Wissen zu HIV, Hepatitis B und C 8,9 - 9,3 1,1 -1,6 Allgemeines Wissen zu HCV 7,0 - 9,0 1,9 – 3,0 Allgemeines Wissen zur HCV Übertragung 8,3 – 8,8 2,0 – 2,3 Spezifisches Wissen zur HCV Übertragung 6,6 – 7,7 2,7 – 3,3 Allgemeines Wissen zu HBV 5,9 - 6,7 2,9 – 3,2 Wissen zur PEP/HIV-Behandlung 2,8 - 4,5 3,3 – 3,6 Über die Ergebnisse der erhobenen Daten hinaus zeigt die DRUCK-Studie auch die hohe Akzeptanz von Angeboten der Testung auf Infektionsmarker von HIV, HBV und HCV und der Beratung in Einrichtungen der Drogenhilfe, insbesondere in Form von kurzen, gezielten Interventionen. Das HIV-Schnelltestangebot während der DRUCK-Studie wurde in den verschiedenen Städten von bis zu 50% der Teilnehmer/innen angenommen. 25 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig 5.2 Ergebnisse der DRUCK-Studie Leipzig In Leipzig wurde als Kooperationspartner für die Durchführung der DRUCK-Studie das Gesundheitsamt der Stadt Leipzig (Stabsstelle, Suchtbeauftragte Drogenreferat/Suchtprävention) gewonnen. Am 09.08.2012 fand in Vorbereitung der Studie ein gemeinsames Vorbereitungstreffen von Vertreter/innen des RKI und der beteiligten Einrichtungen in Leipzig statt. Es wurde beschlossen, dass die Studie in den Räumlichkeiten von zwei Einrichtungen (Team „Südost“ am Rossplatz 5/6 und Team „Ost“ in Eisenbahnstr 11) der Kontakt- und Beratungsstellen der Straßensozialarbeit durchgeführt werden soll. Die Datenerhebung fand vom 25.10.2012 bis 04.12.2012 an vier Tagen pro Woche (je zwei Tage am Rossplatz und zwei Tage in der Eisenbahnstraße) statt. Die Studienzeiten wurden jeweils dienstags und donnerstags von 16 bis 19 Uhr am Rossplatz und mittwochs und freitags von 10 bis 13 Uhr in der Eisenbahnstraße abgehalten. In diesem Studienzeitraum konnte an 21 Studientagen die Datenerhebung für die DRUCK-Studie durchgeführt werden. Eine Übersicht über die erreichten TN je Einrichtung und Studientag zeigt Abb. 2. Unmittelbar vor Beginn der Rekrutierungsphase wurden alle Mitarbeiter/innen, die an der DRUCK-Studie beteiligt waren, für ihre jeweiligen Funktionen (Studienleitung, Couponmanagement, Testberatung, Interview und Studienarzt/-ärztin) von Mitarbeiter/innen des RKI geschult. Die zweitägige Schulung wurde vom 23. – 24.10.2012 durchgeführt. Vorausgegangen war bereits eine mehrstündige Schulung für die Testberater/innen durch das Gesundheitsamt Leipzig. Rekrutierungsergebnisse Um für die DRUCK-Studie in Leipzig eine möglichst repräsentative und heterogene Gruppe von IVD zu erreichen, war die sorgfältige Auswahl der ersten 10-15 Starter-Personen (so genannte „Seeds“) besonders wichtig. Vor Beginn der Datenerhebung wurden verschiedene Einrichtungen und Träger der Drogenhilfe in Leipzig über die DRUCK-Studie informiert und um Unterstützung bei der Auswahl von Starter-Personen gebeten. Folgende Einrichtungen in Leipzig wurden angefragt, um sich an der Vorauswahl Starter-Personen zu beteiligen: Streetworker (Team Anna O., Team Step XS, SG Team O.S.T. und SG Step XS), Alternative I und II, Beratungsstelle Markkleeberg sowie das Blaues Kreuz. Nachdem alle Vorschläge zu Starter-Personen von verschiedenen Kooperationspartnern in Leipzig an das RKI geschickt wurden, konnte nach Absprache zwischen dem RKI und der Studienleitung in Leipzig eine Auswahl getroffen werden. Die ausgewählten Starter-Personen waren die ersten TN, die weitere Personen aus ihren sozialen Netzwerken als Studienteilnehmer/innen rekrutieren konnten. Folgende Kriterien für die Auswahl von Starter-Personen wurden festgelegt: Folgende Kriterien für die Auswahl von Starterpersonen wurden festgelegt: (1) intravenöser Drogengebrauch in den letzten 12 Monaten (2) lebt aktuell in Leipzig oder Umgebung oder konsumiert in Leipzig (3) hat Thema und Methoden der DRUCK-Studie verstanden und ist in der Lage, sie anderen Personen zu erklären 26 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig (4) zudem mussten die Starter-Personen über ein gutes soziales Netzwerk (von anderen IVD) verfügen, die auch innerhalb der letzten 12 Monate Drogen injiziert haben. Außerdem sollten die Starter-Personen möglichst unterschiedlich hinsichtlich folgender Kriterien sein: Geschlecht, Alter, Substanzkonsum, selbstberichteter HIV-Status, Hafterfahrungen, Erfahrung mit Sexarbeit, Muttersprache (z.B. russisch, englisch, deutsch etc.). Insgesamt wurden 13 Personen (5 Frauen und 8 Männer) als Starter-Personen eingesetzt. Vier Personen rekrutierten weitere TN, die wiederum erfolgreich ihre Gutscheine verteilten, so dass von ihnen ausgehend ein großes Netzwerk erreicht werden konnte. Mit den anderen Starter-Personen wurden lediglich kleinere Netzwerke in die Studie eingeschlossen, bzw. brachen die Rekrutierungsketten frühzeitig ab. (Vgl. Abb. 3) Zusätzliche Erhebung (Capture-Recapture) zur Bestimmung der Populationsgröße der IVD in Leipzig In Leipzig wurde zusätzlich versucht Daten zur Bestimmung der Populationsgröße der i.vDrogengebraucher/innen-Population zu erheben. Kurz vor Beginn der eigentlichen DRUCK-Studie wurden über verschiedene Einrichtungen, die in Kontakt mit IVD stehen, markante grüne Feuerzeuge mit speziellem Aufdruck verteilt. Diese grünen Feuerzeuge sollten einen Wiedererkennungswert haben, damit IVD sich auf Nachfrage (bei Teilnahme an der Studie) daran erinnern. Insgesamt wurden 121 Feuerzeuge an IVD in Leipzig verteilt. Die Übergabe des Feuerzeugs geschah anonym und lediglich verbunden mit dem Hinweis, dass ab dem 25. Oktober 2012 eine Studie zu HIV und Hepatitis B/C bei IVD in Leipzig stattfinden würde. Im Rahmen der Studie wurden alle Personen dazu befragt, ob sie im Vorfeld ein Feuerzeug erhalten hätten. 39 TN bejahten den Erhalt des Feuerzeugs im Vorfeld der DRUCK-Studie. Durch die Anzahl der verteilten Feuerzeuge in Leipzig, die Anzahl der TN und die Schnittmenge beider Gruppen sollte mit Hilfe der Capture-Recapture Methode eine Schätzung der Populationsgröße von IVD ermittelt werden. Aufgrund der kleinen Zahlen ist es jedoch leider nicht gelungen eine Populationsschätzung für IVD in Leipzig zu berechnen. 27 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Anzahl erreichter Studienteilnehmer/innen Abb. 2: Anzahl der Studienteilnehmer/innen je Studientag (n=130) 15 Donnerstag Donnerstag 10 5 04.12.2012 30.11.2012 29.11.2012 28.11.2012 27.11.2012 23.11.2012 22.11.2012 16.11.2012 15.11.2012 14.11.2012 13.11.2012 09.11.2012 08.11.2012 07.11.2012 06.11.2012 02.11.2012 01.11.2012 30.10.2012 26.10.2012 25.10.2012 0 20.11.2012 Anzahl der Teilnehmer/innen Donnerstag Studientage Roßplatz Eisenbahnstraße Netzwerk der erreichten Studienteilnehmer/innen In der folgenden Abbildung entspricht jeder Punkt einem TN. Die größeren Punkte sind die StarterPersonen, von denen jeweils die Rekrutierungsketten ausgehen. In Abb. 3 sind die roten Punkte diejenigen TN, die in der Einrichtung „Team Ost“ an der DRUCK-Studie teilgenommen haben. Die grün markierten Punkte kennzeichnen die TN, die in der Einrichtung „Team Südost“ am Roßplatz 5/6 teilnahmen. 28 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Abb. 3: Netzwerk der erreichten Studienteilnehmer/innen nach Ort der Teilnahme (n=130) Eine Übersicht über die Charakteristika der Starterpersonen in Leipzig befindet sich im Anhang. Insgesamt wurden in Leipzig 130 TN rekrutiert. In der Einrichtung in der Eisenbahnstraße wurden 50 TN und am Roßplatz 80 Personen rekrutiert. Während des Rekrutierungsprozesses in Leipzig wurde eine Person ausgeschlossen. Gründe für den Ausschluss wurden nicht angegeben. Nach der Datenerhebung präsentierte das RKI im Rahmen einer Evaluationsveranstaltung am 13.12.2012 in Leipzig dem Studienteam erste vorläufige Studienergebnisse, die gemeinsam diskutiert wurden. Darüber hinaus fand eine Evaluation der Studiendurchführung statt, die dazu genutzt wurde, um Verbesserungsvorschläge für den Studienablauf in den Folgestädten zu gewinnen. Dazu erhielten alle beteiligten Mitarbeiter/innen der Drogenhilfeeinrichtungen die Möglichkeit, sich vor der Veranstaltung anhand eines Evaluationsfragebogens anonym zur Zusammenarbeit zu äußern. Im Rahmen der Evaluation konnten die Mitarbeiter/innen sich zu den Mitarbeiter/innen-Schulungen, der logistischen Durchführung der Studie und zur Akzeptanz sowie zum Ablauf der Studie äußern. 29 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig 5.2.1 Soziodemographische Charakteristika der untersuchten Stichprobe Geschlecht, Geburtsland und Alter Von den 130 in die Datenauswertung eingeschlossenen Personen waren 29 ‚Frauen‘ (22%) und 101 ‚Männer‘ (78%). Von 9% (12 TN) wurde angegeben, ‚nicht in Deutschland geboren‘ zu sein. Die häufigsten Herkunftsländer außer Deutschland waren Russland (2 TN), die Ukraine (2 TN) und Polen (2 TN). Einen Überblick über die Geburtsregionen der Befragten gibt Abb. 4. Abb. 4: Geburtsregionen der Studienteilnehmer/innen (n=130) 1% 1% 2% 1% Deutschland (n=118) 4% Westeuropa (n=1) Zentraleuropa (n=3) 91% Nachfolgestaaten der Sowjetunion (n=5) Sonstige* (n=1) Angabe fehlt (n=2) *Mosambique Unter den in Deutschland Geborenen (118 TN) hatten insgesamt 11 Personen mindestens ein Elternteil, das nicht in Deutschland geboren wurde. Diese 11 TN sind somit Migrant/innen der zweiten Generation. Insgesamt waren 23 der 130 TN (18%) Migrant/innen der ersten oder zweiten Generation. Das mediane Alter der TN lag bei 29 Jahren, der jüngste TN war 19 Jahre alt, der älteste 55. Der Großteil der TN war 30 Jahre oder jünger (61%). Die Altersverteilung der Studienpopulation zeigt Abb. 5. 30 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Abb. 5: Altersverteilung (in %) der Studienteilnehmer/innen (n=130) 40% 31% 30% 27% 28% 20% 11% 10% 3% 1% 0% Jünger als 20J. 20-24J. 25-30J. 31-40J. 41-50J. 50J.+ Schul- und Berufsausbildung Knapp die Hälfte der TN hatte einen ‚Hauptschulabschluss‘ (48%), gefolgt von etwa einem Drittel, das die ‚mittlere Reife‘ als höchsten Schulabschluss angab (35%). Unter den TN hatten 4% als höchsten Schulabschluss das ‚Abitur‘, und 13% hatten ‚keinen Schulabschluss‘. In Bezug auf den höchsten Ausbildungsabschluss hatte mehr als die Hälfte ‚keinen Berufs- oder Schulabschluss‘ (56%), während 42% eine ‚abgeschlossen Lehre‘ hatten. Andere Abschlüsse, wie z.B. ‚Meisterausbildung‘ oder ‚abgeschlossenes Hochschulstudium‘ waren selten (2%). Lebensunterhalt Bei der Frage nach dem Lebensunterhalt sollten bis zu zwei Haupteinkommensquellen der letzten 12 Monate angegeben werden. Ihren Lebensunterhalt finanzierten die meisten TN in den letzten 12 Monaten durch den Erhalt von ‚Hartz IV‘ (82%), einige durch den Erhalt von ‚Arbeitslosengeld I‘ (5%). 18% der TN gaben an einen ‚Aushilfsjob‘ zu haben oder einer ‚regelmäßigen Arbeit‘ nachzugehen. Eine ‚Grundsicherung/Erwerbslosigkeitsrente‘ erhielten 4% der TN. Weitere Einkommensquellen waren ‚Dealen‘, ‚Betteln‘, ‚Diebstahl‘, ‚Sexarbeit‘ sowie die ‚Unterstützung durch die Familie‘ (Abb.6). 31 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Abb. 6: Lebensunterhalt in den letzten 12 Monaten (n=130, Mehrfachantworten möglich) Hartz IV/Arbeitslosengeld/ABM (n=112) 86% Betteln/Fahrkarten/Flaschen/Trödel (n=37) 28% Diebstahl (n=31) 24% Unterstützung Familie (n=20) 15% Verkauf von Drogen (n=15) 12% Aushilfsjob (n=14) 11% Regelmäßiger Job (n=9) 7% Sex gegen Geld (n=8) 6% Rente/Grundsicherung (n=5) 4% Sozialleistung (n=5) 4% Andere* (n=10) 8% 0% 20% 40% 60% 80% 100% * Andere: Eingliederungsmaßnahme (n=4), Zeitungsverkauf (n=1), Arbeiten in Haft (n=1), Erbe (n=1), Ersparnisse (n=1), Selbstständig (n=1), EQJ (n=1) Wohnsituation, Obdachlosigkeit und Kinder Bei der Frage nach der Wohnsituation in den letzten 12 Monaten waren die TN gebeten, ihre häufigste oder die am häufigsten vorkommenden Wohnsituationen der letzten 12 Monate anzugeben. Über die Hälfte der TN (58%) wohnte in den letzten 12 Monaten in einer ‚eigenen gemieteten Wohnung‘. Weitere 28% gaben an, bei ‚Eltern, Verwandten oder Freunden‘ zu leben. 10% der Fälle waren in den letzten 12 Monaten in ‚Haft‘ untergebracht. 11% der Befragten gab an, im letzten Jahr ‚Übernachtungsstellen oder Notunterkünfte‘ in Anspruch genommen zu haben und 13% waren hauptsächlich obdachlos. Andere Angaben waren u.a. ‚Übergangswohnheime‘ (5%) und ‚Therapieeinrichtung‘ (2%). 77% der TN gaben an, in ihrem Leben jemals obdachlos gewesen zu sein, definiert als ‚mindestens eine Woche auf der Straße lebend‘. Insgesamt gaben 41% der Befragten an, ‚eigene Kinder unter 14 Jahren‘ zu haben. Sieben der Befragten ‚lebten mit diesen in einem Haushalt ‘. Wohn- und Hauptaufenthaltsort von IVD in Leipzig 126 TN (97%) haben die Frage zum Wohnort beantwortet, davon gaben fünf TN (4%) an, keinen festen Wohnsitz zu haben. 25 TN (20%) gaben an, im Zentrum oder Zentrum-Ost zu wohnen, 11 TN (9%) gaben Connewitz und 10 TN (8%) Neustadt-Neuschönefeld/ Volksmarsdorf an. Die restlichen Angaben (23 32 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig verschiedene Wohnorte) wurden jeweils seltener als zehn Mal berichtet. Abb. 7 zeigt die Verteilung der Wohnorte. Abb. 7: Wohnort der TN in Leipzig und Umgebung (n=126) Zu der Frage „Außer in dem Stadtteil, in dem Sie wohnen: In welchem Stadtteil von Leipzig halten Sie sich am meisten auf“ (n=123) gaben 55 TN (45%) „Zentrum, Zentrum-Ost oder Stadtbezirk-Mitte“ an, 20 TN (16%) „Reudnitz-Thonberg“, 18 TN (15%) „Zentrum-West“, 14 TN (11%) „Neustadt-Neuschönefeld / Volksmarsdorf“ und 12 TN (10%) „Connewitz“ an. Zusätzlich wurden 15 andere Orte erwähnt (n<5). Die Verteilung der häufigsten Aufenthaltsorte der TN in Leipzig ist in Abb. 8 dargestellt. Abb. 8 bildet auch die Standorte von Einrichtungen mit Spritzentauschprogrammen in Leipzig ab (Stand Nov. 2014). 33 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Abb. 8: Häufigster Aufenthaltsort der TN in Leipzig (n=123, Mehrfachantworten möglich) Die Daten zu den angegebenen Spritzentausch-Programmen basieren sowohl auf Angaben der DBDD (22) als auch auf eigenen Recherchen des RKI (23, 24). Die vier abgebildeten Standorte in Leipzig mit Spritzentauschangeboten sind: • • • • Team Südost, Straßensozialarbeit Roßplatz 5/6, 04103 Leipzig Team Ost, Straßensozialarbeit Eisenbahnstr. 11, 04315 Leipzig Team Nord, Straßensozialarbeit Humboldstr. 17 , 04105 Leipzig Zentrums für Drogenhilfe, Städt. Klinikum "St. Georg" Leipzig, Chopinstr. 13, 04103 Leipzig (Zusätzlich mobile Alternative) 34 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig 5.2.2 Drogenbezogenes Verhalten, Sexualverhalten und Hafterfahrung Inanspruchnahme der niedrigschwelligen Drogenhilfe Im Rahmen der Datenerhebung wurden die TN zu dem zeitlichen Abstand ihres letzten Besuchs in einer Drogenhilfeeinrichtung befragt. Auf die Frage antworteten 124 TN. Die genannten Einrichtungen sind entsprechend dem prozentualen Anteil der Nennungen in untenstehender Abbildung aufgeführt. Im Rahmen der Rekrutierung gaben vier Personen an, in den letzten 12 Monaten keine Einrichtung der Drogenhilfe in Leipzig besucht zu haben. Alle Personen sind männlich, zwischen 21 und 27 Jahre alt und in Deutschland geboren. Zwei der Personen berichteten, derzeit obdachlos zu sein. Abb. 9: Häufigste besuchte Einrichtungen der iv-Drogenkonsumenten (n=124, Mehrfachantworten möglich) Beratungsstelle ALTERNATIVE I ("Chopi") in der Chopinstraße (n=92) 74% Beratungsstelle und Subst.ambulanz ALTERNATIVE II i.d. Heinrichstr. (n=40) 32% Beratungsstelle Blaues Kreuz (n=12) 10% Beratungsstelle Impuls (n=6) 5% Beratungsstelle Haus Alt-Schönefeld (n=4) 3% Beratungsstelle Känguruh (n=3) 2% Beratungsstelle Markkleeberg (n=2) 2% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% Drogenkonsumgewohnheiten Im Median haben die TN erstmals mit 18 Jahren i.v. Drogen konsumiert. Ein TN konsumierte bereits mit 12 Jahren, während ein anderer im Alter von 37 Jahren zum ersten Mal Drogen injizierte. 80% der TN waren zwischen 15 und 30 Jahre alt, als sie mit dem i.v-Konsum begannen. Fast zwei Drittel (63%) der TN war zum Zeitpunkt der ersten Injektion jünger als 20 Jahre und etwas weniger als die Hälfte (43%) war sogar 11 bis 17 Jahre alt. Die mediane i.v.-Konsumdauer lag zum Zeitpunkt der Befragung bei den TN bei 10 Jahren. Männer hatten im Median eine drei Jahre längere i.v.-Konsumdauer als Frauen (Median: 10 Jahre vs. 7 Jahre). Mehr als die Hälfte der TN (46%) konsumierte bereits seit mehr als 10 Jahren. 7% der Frauen und 11% der Männer hatten erst innerhalb der letzten zwei Jahre mit ihrem i.v.-Drogenkonsum begonnen. Die 35 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Angaben zum Alter beim ersten i.v.-Konsum und zur Anzahl der Konsumjahre sind in Tab. 4 nach Geschlecht aufgelistet. Tab. 4: Alter beim ersten i.v.-Konsum und Konsumjahre nach Geschlecht Gesamt % (n=126) Männer % (n=97) Frauen % (n=29) 18 Jahre 13% 30% 20% 24% 8% 6% 18 Jahre 11% 32% 19% 25% 6% 7% 18 Jahre 17% 24% 24% 21% 14% 0% 10 Jahre 0-31 Jahre 10% 46% 10 Jahre 0-31 Jahre 11% 47% 7 Jahre 0-23 Jahre 7% 41% Alter beim ersten i.v.-Konsum Median: 11-14 Jahre 15-17 Jahre 18-19 Jahre 20-25 Jahre 26-30 Jahre >30 Jahre Konsumjahre: Median: Spanne: ≤ 2 Jahre > 10 Jahre 76% (98 TN) gaben an, ‚in den letzten 30 Tage Drogen gespritzt‘ zu haben. Täglichen i.v.-Konsum in diesem Zeitraum hatte ein Viertel der TN (26%), während ein weiteres Viertel (24%) nur ein bis vier Tagen Drogen in den letzten 30 Tagen injizierte. 90% (117 TN) beantworteten die Frage nach der Anzahl der Injektionen an einem normalen Drogenkonsumtag. 65% der TN konsumierten nach eigener Angabe zwischen zwei bis fünf Mal pro Tag. Einmal täglichen i.v.-Konsum berichtete hingegen nur ein Fünftel der TN (21%). Die Frage nach Alkoholkonsum in Verbindung mit i.v.-Drogenkonsum beantworteten 34% der TN mit ‚nie‘, 24% mit ‚manchmal‘ und 42% mit ‚regelmäßig‘. Männer gaben im Vergleich zu Frauen häufiger an Alkohol in Verbindung mit Drogen zu konsumieren. Die Angaben finden sich in Tab. 5. 36 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Tab. 5: Merkmale zu Konsumgewohnheiten nach Geschlecht Anzahl i.v. Konsumtage in den letzten 30 Tagen Täglich (30 Tage) 20-29 Tage 10-19 Tage 5-9 Tage 1-4 Tage Anzahl der Injektionen pro Tag 1 mal 2-3 mal 4-5 mal > 5 mal Alkoholkonsum in Verbindung mit Drogenkonsum nie manchmal regelmäßig Gesamt Männer Frauen (n=95) 26% 19% 20% 11% 24% (n=72) 25% 17% 21% 13% 25% (n=23) 30% 26% 17% 4% 22% (n=117) 21% 38% 27% 15% (n=89) 19% 43% 25% 13% (n=28) 25% 25% 32% 18% (n=126) 34% 24% 42% (n=97) 30% 25% 45% (n=29) 48% 21% 31% Injizierte Substanzen Die Frage nach der am häufigsten injizierten Substanz in den letzten 30 Tagen wurde wie folgt von den TN beantwortet: Am häufigsten wurde Heroin injiziert (45%), gefolgt von Crystal (34%), Cocktail aus Heroin und anderen Substanzen (15%), Kokain (3%) und anderen Substanzen (2%). In Tab. 6 sind die am häufigsten injizierten Substanzen nach Geschlecht aufgelistet. Tab. 6: Am häufigsten injizierte Substanzen in den letzten 30 Tagen nach Geschlecht Heroin Methamphetamin (Crystal) Cocktail* Kokain Andere Substanzen Gesamt % (n=97) 45% 34% 15% 3% 2% Männer % (n=74) 47% 34% 14% 3% 3% Frauen % (n=23) 39% 35% 22% 4% 0% * Cocktail aus Heroin und folgenden Substanzen: Crystal (n=7), Kokain (n=5), Benzo (n=2), Cocktail (n=1) Substanzkonsum (alle Konsumarten) Bei der Abfrage unter Berücksichtigung aller Konsumformen wurden „harte“ Drogen wie Heroin (68%) und Metamphetamin (Crystal) (67%) in den letzten 30 Tagen am häufigsten konsumiert. Andere sehr häufig konsumierte Substanzen waren Alkohol (67%) und Marijuana (61%). Kokain und Amphetamine wurden in den letzten 30 Tagen von jeweils 18% der TN konsumiert. Substitute als Beikonsum, wie Methadon (26%) und Buprenorphin (12%) wurden zudem als weitere aktuell konsumierte Substanzen 37 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig von den TN angegeben. Von 39% der TN wurden aktuell verschreibungspflichtige Benzodiazepine konsumiert, Opioid-Analgetika wie Tilidin/Tramadol und Fentanyl fielen mit 6% und 1% aktuell weniger ins Gewicht. Weitere Substanzen wie LSD und MDMA (z.B. Ecstasy) wurden zwar für länger zurückliegende Zeiträume (länger als 6 Monate her) in höheren Anzahlen berichtet, spielten jedoch bei der Betrachtung von aktuellen Konsummustern der TN keine Rolle (siehe Tab. 7). Tab. 7: Konsumierte Substanzen in % (alle Konsumarten) nach Zeiträumen In den letzten 30 Tagen Heroin 130 68% Methadon* 129 26% Buprenorphin* 129 12% Kokain 130 18% Crack 130 1% Benzodiazepine 129 39% Amphetamine 129 18% Metamphetamin 129 67% Tilidin/Tramadol 129 6% Fentanyl 129 1% LSD 129 2% MDMA 129 7% Steroide/Anabolika 128 0% Marijuana 129 61% Alkohol 128 67% Andere 30 * nicht ärztlich verordnet (als Beikonsum) N In den letzten 6 Monaten 15% 7% 11% 19% 2% 11% 12% 14% 8% 5% 5% 7% 0% 9% 8% - Vor > 6 Monaten 11% 14% 16% 33% 6% 15% 29% 9% 13% 5% 30% 34% 2% 12% 6% - nie konsumiert 6% 53% 61% 30% 91% 35% 41% 10% 73% 89% 64% 52% 98% 17% 19% - 30 TN gaben an, auch weitere Substanzen konsumiert zu haben. Zu diesen Angaben wurde jedoch keine Zeitangabe des letzten Konsums erhoben. Unter den berichteten Substanzen waren u.a. Halluzinogene (insbesondere Psilocybinhaltige Pilze oder Stechäpfel (10TN)), sowie vereinzelt die Angabe von Schnüffelstoffe, Poppers, anderen Opiate, Methylphenidat (Ritalin), Antidepressiva sowie Schmerzmitteln. Substanzkonsum nach Applikationsformen Auf die Frage nach der häufigsten Konsumform der jeweiligen Substanz zeigte sich, dass Heroin von 80% der TN injiziert und nur zu geringen Anteilen geraucht oder gesnieft wurde. Metamphetamin und Kokain wurde sowohl von 58% injiziert als auch von 34% gesnieft. Methadon wurde von knapp einem Fünftel der Personen, die es in Form von Beikonsum konsumierten, injiziert, Buprenorphin entsprechend von 12%. Die orale Einnahme der Substitute (als Beikonsum) wurde in 55% für Buprenorphin und 76% für Methadon angegeben. Benzodiazepine wurden von jeweils 35% derjenigen Personen, die diese Substanz konsumierten, injiziert oder gesnieft und in 25% der Fälle oral eingenommen. Crack wurde am 38 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig häufigsten geraucht (83%) und in 8% der Fälle injiziert. Tilidin und Tramadol wurden hauptsächlich (91%) oral eingenommen. Die orale Einnahme von Fentanyl berichteten hingegen 46%, wohingegen Fentanyl von 8% injiziert wurde. Abb. 10: Konsumarten je Substanz Heroin (n=121) 80% Methadon (n=62) 19% Buprenorphin (n=51) 12% Kokain (n=88) 58% Crack (n=12) 8% Benzodiazepine (n=85) 35% Amphetamine/Speed (n=73) MDMA (Ecstasy) (n=60) 21% 5% Metamphetamin/Crystal (n=115) 58% LSD (n=46) Marijuana (n=106) 1% Steroide (n=1) 50% Tilidin/Tramadol (n=34) Fentanyl (n=13) 8% Alkohol (n=103) 1% 0% Injizieren Rauchen/Inhalieren 20% Essen/Trinken 40% 60% Schnupfen/Schniefen 80% 100% Andere Arten Drogenkonsumpartner/innen und –orte Auf die Frage nach Konsumpartner/innen und –orten in den letzten 30 Tagen antworteten insgesamt 99 TN. Dies sind 76% der Studienpopulation. Am häufigsten gaben die TN ‚mit guten Bekannten‘ (52%) an. 29% gaben an, ‚allein zu Hause‘ und 20% ‚mit festem/r Partner/in‘ zu konsumieren. Dies wurde von Frauen deutlich häufiger als von Männer angegeben (39% vs. 14%). 17% gaben an, ‚allein an anderen Orten‘ zu konsumieren. Dabei gaben Männer häufiger als Frauen an, ‚allein an anderen Orten‘ zu konsumieren (22% vs. 4%). In den letzten 30 Tagen hatten 12 TN Konsumpartner/innen, die sie ‚kaum‘ (10%) oder ‚gar nicht‘ (2%) kannten (vgl. Tab. 8). 39 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Tab. 8: Konsumort und Konsumpartner/innen in den letzten 30 Tagen nach Geschlecht (n=99, Mehrfachantworten möglich) Alleine zu Hause Gesamt % (n=99) 29% (29) Männer % (n=76) 30% (23) Frauen % (n=23) 26% (6) Allein an anderen Orten 17% (17) 22% (16) 4% (1) Mit guten Bekannten 52% (51) 50% (38) 57% (13) Mit festem/r Partner/in 20% (20) 14% (11) 39% (9) Mit Leuten, die ich kaum kenne 10% (10) 11% (8) 9% (2) Mit Leuten, die ich nicht kenne 2% (2) 3% (2) 0% (0) Tausch von Drogenkonsum-Utensilien In der Auswertung zu Unsafe use-Verhalten wurden Angaben von TN mit berichtetem i.v.-Konsum in den letzten 30 Tagen erfasst. 17 TN (18%) berichteten den Erhalt oder die Weitergabe von ‚unsterilen Spritzen/Nadeln‘. 43% der TN gaben an, ‚unsterile Utensilien‘ (wie Filter, Löffel, Wasser) mit anderen geteilt zu haben. Insgesamt wurde von 46 TN (49%) berichtet, eine dieser Utensilien beim i.v.-Konsum in den letzten 30 Tagen geteilt zu haben, also ‚unsterile Spritzen/Nadeln oder andere Utensilien‘ von anderen erhalten oder an andere weitergegeben zu haben. (vgl. Abb. 11). Das Unsafe use-Verhalten ist detailliert für einzelne Verhaltensweisen in Abb. 12 dargestellt. Abb. 11: Unsafe use-Verhalten (gruppiert) in den letzten 30 Tagen bei TN mit berichtetem i.v.-Konsum in den letzten 30 Tagen (n=99) Unsterile Spritzen/Nadeln erhalten oder weitergegeben (n=17) 18% Unsterile Utensilien* erhalten oder weitergegeben (n=40) 43% Unsterile Spritzen/Nadeln oder andere Utensilien* erhalten oder weitergegeben (n=46) 49% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% *Löffel, Filter, Wasser oder ähnliche Utensilien Das Unsafe use-Verhalten ist detailliert für einzelne Verhaltensweisen in Abb. 12 dargestellt. 40 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Abb. 12: Unsafe use-Verhalten (detailliert) in den letzten 30 Tagen bei TN mit berichtetem i.v.-Konsum in den letzten 30 Tagen (n=99) Unsterile Nadeln/Spritzen genutzt (n=11) 11% Unsterile Löffel/Filter genutzt (n=28) 29% Wasser geteilt (n=24) 25% Unsterile Spritzen/Nadeln weitergegeben (n=13) 14% Unsterile Löffel/Filter weitergegeben (n=27) 28% Unsterile Nadeln/Spritzen/Löffel/Filter/Wasser genutzt (n=36) 38% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% Zugang zu sterilen Nadeln und Spritzen Für 121 TN (93%) der Leipziger Studienpopulation war es in den letzten 12 Monaten einfach, saubere Spritzen und Nadeln zu besorgen. Lediglich sieben Personen gaben an, dass es für sie nicht einfach war. Die Frage nach dem Ort, an dem in den letzten 30 Tagen sterile Nadeln und Spritzen besorgt wurden, wurde nur an die 98 TN gerichtet, die i.v.-Konsum in den letzten 30 Tagen berichteten. 98 TN beantwortet diese Frage. Von 49 TN (50%) wurde die ‚Kontakt/Beratungsstelle‘ als Hauptquelle für sterile Nadeln/Spritzen angegeben. Als weitere Hauptquellen wurden von 24 TN (24%) die ‚Apotheke‘, von 13 TN (13%) ‚Streetworker‘ und von 6 TN (6%) ‚Freunde/Angehörige‘ genannt. Andere Hauptquellen wie das ‚Internet‘, ‚Automaten‘ oder ‚andere Quellen‘ wurden lediglich von einem TN genannt (siehe Abb. 13). 41 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Abb. 13: Hauptquelle für sterile Nadeln/Spritzen in den letzten 30 Tagen bei TN mit berichtetem i.v.Konsum in den letzten 30 Tagen (n=98) Kontakt/Beratungsstelle (n=49) 50% Apotheke (n=24) 24% Streetworker (n=13) 13% Freunde/Angehörige (n=6) 6% Internet (n=1) 1% Automaten (n=1) 1% Andere* (n=1) 1% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% * Andere: Notschlafstelle (n=1) Berichtete Verfügbarkeit von sterilen Nadeln Abb. 14 zeigt das Verhältnis zwischen der angegebenen Anzahl der Injektionen in den letzten 30 Tagen und der Anzahl an sterilen Nadeln, die nach Angabe der Teilnehmenden in den letzten 30 Tagen zur Verfügung standen. Die Diagonale (grün) stellt die ideale Versorgung mit jeweils einer sterilen Nadel pro Injektion dar. Jeder Punkt entspricht der Angabe eines Teilnehmenden. TN, die auf oder oberhalb dieser Linie liegen, waren ausreichend versorgt, während TN unter der Diagonalen ungenügend mit sterilen Nadeln versorgt waren. 57% der TN verfügten in den letzten 30 Tagen über keine ausreichende Versorgung mit sterilen Nadeln für die getätigten Injektionen. Die blaue Linie zeigt eine Annäherung an das tatsächliche Verhältnis zwischen Bedarf und Zugang zu sterilen Nadeln aller TN. 42 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig 0 Anzahl verfügbarer Nadeln (30T) 100 200 300 Abb. 14: Berichtete Verfügbarkeit von sterilen Nadeln im Verhältnis zur berichteten Anzahl der Injektionen je TN (Leipzig) (n=90) 0 Daten 100 200 Anzahl berichteter Injektionen (30T) Korrelation 300 Diagonale Sexualpartner/innen und Kondomgebrauch 85% (110 TN) bejahten die Frage nach Sex (definiert als Anal- oder Vaginalverkehr) in den letzten 12 Monaten, wobei Frauen dies häufiger angaben als Männer (Frauen: 97% vs. Männer: 81%). Die nachfolgenden Ergebnisse beziehen sich nur auf diejenigen TN mit berichtetem Sex in den letzten 12 Monaten. Die meisten TN, die angaben, Sex in den letzten 12 Monaten gehabt zu haben, berichteten über heterosexuelle Sexpartner/innen. Ein Mann und eine Frau gaben ausschließlich gleichgeschlechtlichen Sex an, eine Person berichtete über bisexuelle Kontakte. 57% der TN gaben an, nur ‚eine/n Sexpartner/in‘ in den letzten 12 Monaten gehabt zu haben (Männer: 60% vs. Frauen: 50%). Männliche TN mit der Angabe ‚mehrere Partner/innen‘ berichteten über eine mediane Anzahl von drei Partner/innen (Spanne: 2-15; Mittelwert (MW): 4), und weibliche TN über eine mediane Anzahl von vier Partner/innen (Spanne: 2-300; MW: 29). Die Frage nach dem Kondomgebrauch beim letzten Sex ‚mit dem/r festen Partner/in‘ bejahten 34%. Auf die Frage nach der Kondombenutzung beim letzten Sex mit einem/r ‚nicht-festen Partner/in‘ antworteten 28%, sie hätten ein Kondom benutzt. 43 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig 39% derjenigen, die Sex ‚mit mehreren Sexpartner/innen‘ in den letzten 12 Monaten berichteten, gaben an, beim letzten Sex ein Kondom benutzt zu haben, wohingegen Personen, die ‚nur eine/n Sexpartner/in‘ hatten, lediglich in 13% der Fälle Kondome verwendeten. Zwei Drittel (63%) der TN, die Sex in den letzten 12 Monaten bejahten, gaben an, dass ihr/e letzte/r Sexpartner/in i.v.-Drogen konsumiert oder dies früher getan habe (Frauen: 64% vs. Männer: 63%). Eine Person gab an, dass ihr/e letzte/r Sexpartner/in HIV infiziert sei und 25 (23%), dass der/die letzte Sexpartner/in HCV infiziert sei. Von den Personen, die zuletzt Sex mit einer HCV positiven Person hatten, gaben drei Personen (12%) an, dass sie beim letzten Mal ein Kondom benutzt hätten. Die Frage nach der Kondombenutzung beim Sex im Tausch gegen Geld oder Drogen wurde von 98% (n=108) der TN beantwortet, die Sex in den letzten 12 Monaten berichteten. Bei 40% von denjenigen, die diese Frage beantworteten, kann auf Ausübung oder Inanspruchnahme von Sexarbeit geschlossen werden (bei 48% der Frauen und 37% der Männer). Das entspricht 45% der weiblichen und 30% der männlichen Studienpopulation 1. Frauen haben damit deutlich häufiger Sex im Tausch gegen Geld oder Drogen angegeben als Männer. Von den 43 Personen, die auf die Frage nach der Kondombenutzung bei Sexarbeit antworteten, antworteten 77% mit ‚nie‘, ‚manchmal‘ oder ‚selten‘ und 23% mit ‚immer‘. Dabei unterschieden sich die Antworten von Männern und Frauen etwas: Frauen gaben in 31% der Fälle an, ‚immer‘ ein Kondom bei der Sexarbeit zu benutzen, und in 69% der Fälle ‚nie‘, ‚manchmal‘ oder ‚selten‘. Bei den Männern gaben 80% an, ‚nie‘, ‚manchmal‘ oder ‚selten‘ ein Kondom beim Sex im Tausch gegen Geld oder Drogen zu benutzen, und 20% benutzten ‚immer‘ Kondome. In Tab. 9 sind die berichteten Ergebnisse zu Sexualpartner/innen und Kondomgebrauch nach Geschlecht aufgeführt. 1 Diese Angabe ist widersprüchlich zu der Anzahl von TN, die bei der Frage nach den Einkommensquellen, von denen man gelebt habe, Sexarbeit berichteten. Möglicherweise kam es bei der Frage nach der‚Kondombenutzung beim Sex im Tausch gegen Geld oder Drogen‘ durch die Form der Abfrage zu einer Überschätzung der Angabe bzgl. Sexarbeit. (s. dazu auch Diskussion) 44 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Tab. 9: Sexualpartner/innen und Kondomgebrauch nach Geschlecht Sex in den letzten 12 Monaten Gesamt % (n=130) 85% (110) Männer % (n=101) 81% (82) Frauen % (n=29) 97% (28) 1 Sexpartner/in 57% (63) 60% (49) 50% (14) > 2 Sexpartner/in 46% (51) 44% (36) 54% (15) 34% (21) 38% (17) 24% (4) 28% (30) 28% (23) 25% (7) 13% (8) 16% (8) 29% (4) 39% (20) 56% (20) 47% (7) 64% (70) 63% (52) 64% (18) Kondomgebrauch beim letzten Sex mit festem/r Partner/in Kondomgebrauch beim letzten Sex mit nicht festem/r Partner/in Kondomgebrauch beim letzten Sex bei TN mit 1 Sexpartnern Kondomgebrauch beim letzten Sex bei TN mit >2 Sexpartner/innen Letzter Sexpartner/in jemals i.v.-Konsum Bezugsquellen von Kondomen Die Frage nach den Bezugsquellen für Kondome wurde nur denjenigen TN gestellt, die über Sexualkontakte in den letzten 12 Monaten berichteten. Es zeigte sich, dass die meisten TN ihre Kondome entweder über die ‚Drogenberatungsstelle‘ (35%) oder ‚Streetworker‘ (32%) bezogen oder sie ‚selber kauften‘ (28%). ‚AIDS-Beratungsstellen‘ oder andere Bezugsquellen spielten nur eine geringe Rolle. Die Angabe ‚Ich benutze keine Kondome‘ wurde von 24% der TN bejaht (vgl. Abb. 15). Abb. 15: Bezugsquellen von Kondomen (n=105, Mehrfachantworten möglich) Drogenberatungsstelle (n=37) 35% Streetworker (n=34) 32% Ich kaufe sie (n=29) 28% Von Partner/in (n=2) 2% AIDS-Beratungsstelle (n=1) 1% Andere Stelle* (n=3) 3% Ich benutze keine (n=25) 24% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% * Andere Stelle: AOK (n=1), Club (n=1), Haus Tante E (n=1) 45 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Hafterfahrung 108 TN (83%) gaben an, bereits in Haft gewesen zu sein (88% der männlichen und 66% der weiblichen TN). Im Median waren TN im Alter von 19 Jahren zum ersten Mal inhaftiert (MW: 20 Jahre; Spanne: 1347 Jahre). Männer gaben an, im Mittel im Alter von 20 Jahren (Median: 18 Jahre; Spanne: 13-47 Jahre) erstmals inhaftiert gewesen zu sein, Frauen hatten ein mittleres Alter von 22 Jahren (Median: 20 Jahre; Spanne: 15-30 Jahre). Die Summe der berichteten Haftaufenthalte (Jugendarrest, Jugendhaftanstalt, Untersuchungshaft, Strafhaft und Maßregelvollzug) zeigt, dass die TN mit Hafterfahrung im Median vier Mal inhaftiert waren (MW: 4,7; Spanne: 1-30 Haftaufenthalte). Die Gesamthaftdauer für alle Haftarten lag zwischen einem Monat und 24 Jahren, mit einer mittleren Gesamt-Inhaftierungszeit von 3,6 Jahren (Median: 2,4 Jahre). Männer waren im Median drei Jahre (MW: 4 Jahre; Spanne: 1 - 24 Monate) und Frauen 1,5 Jahre (MW: 2,1 Jahre; Spanne: 1 Monat - 9 Jahre) inhaftiert (vgl. hierzu Tab. 10). Tab. 10: Merkmale zur Inhaftierung für die gesamte Stichprobe und nach Geschlecht Jemals inhaftiert Alter bei erster Inhaftierung (Jahre) Gesamt-Haftjahre Anzahl Inhaftierungen Median: MW: Spanne: Median: MW: Spanne Median: MW: Spanne Gesamt % (n=130) 83% (108) 19 J 20 J 13 – 47 J 2,4 J (29,5 M) 3,6 J (43 M) 1 M – 24 J 4 4,7 1-30 Männer % (n=101) 88% (89) 18 J 20 J 13 – 47 J 3J 3,9 J 1 M – 24 J 4 5,0 1-30 Frauen % (n=29) 66% (19) 20 J 22 J 15 – 30 J 1,5 J 2,1 J 1M–9J 2 3,5 1-13 Die letzte Haftentlassung lag bei den TN im Median 1,5 Jahre zurück (MW: 2,4 Jahre). 100 TN machten Angaben zu ihrer letzten Haftentlassung. 40% der TN war noch innerhalb der letzten 12 Monate vor der Studienteilnahme inhaftiert. Bei 22 TN (22%) lag der letzte Haftaufenthalt bis zu zwei Jahre, bei 25 TN (25%) bis zu 5 Jahre und bei 13 TN (13%) länger als 5 Jahre zurück. I.v.-Drogenkonsum in Haft 19 TN gaben an, in Haft Drogen intravenös konsumiert zu haben, das entspricht 18% der TN, die angegeben haben, bereits inhaftiert gewesen zu sein. Von diesen 19 TN gaben 10 TN (53%) an, auch bei ihrem letzten Haftaufenthalt Drogen injiziert zu haben. Intravenöser Drogenkonsum in Haft wurde häufiger von Männern als von Frauen berichtet (19% der jemals inhaftierten Männer und 11% der jemals inhaftierten Frauen). Von denjenigen, die i.v.-Drogenkonsum in Haft praktizierten, berichteten 5 TN, mit dem i.v.-Drogenkonsum in Haft begonnen zu haben. 46 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Unsafe use-Verhalten in Haft Bei der Frage nach Unsafe use-Verhalten beim i.v.-Konsum während des letzten Haftaufenthaltes wurde sowohl nach dem Tausch von Nadeln oder Spritzen als auch nach dem gemeinsamen Gebrauch von Löffeln oder Filtern gefragt. Auf diese Fragen antworteten 19 Personen. Mindestens ein Risikoverhalten bezüglich des Tauschs (von Nadeln/Spritzen oder Löffel/Filter) wurde beim letzten Haftaufenthalt mit i.v.-Konsum von 6 TN berichtet (32%). 5 TN gaben an, mit anderen Personen Nadeln oder Spritzen in Haft getauscht zu haben, während 4 TN den Tausch von Löffeln oder Filtern bei ihrem letzten Haftaufenthalt, bei dem sie i.v.-Konsum hatten, berichteten. 39 TN (36%) mit Hafterfahrung ließen sich unter nicht professionellen Bedingungen in Haft tätowieren (38% der Männer und 26% der Frauen). Vgl. hierzu Tab. 11. Tab. 11: I.v.-Konsum in Haft nach Geschlecht Gesamt % (n=108) 18% (19/108) Männer % (n=89) 19% (17/89) Frauen % (n=19) 11% (2/19) I.v.-Konsum in Haft begonnen 26% (5/19) 18% (3/17) 100% (2/2) Unsafe use* in Haft 32% (6/19) 29% (5/17) 50% (1/2) 36% (39/108) 38% (34/89) 26% (5/19) Jemals inhaftiert Jemals i.v.-Konsum in Haft Tattoo in Haft * Tausch von Drogenkonsum-Utensilien (Nadeln/Spritzen/Löffel/Filter/Wasser) Die Frage nach der Art der Säuberung von getauschten Nadeln/Spritzen in Haft wurde von fünf TN beantwortet. Jeweils zwei TN gaben an die Nadeln/Spritzen ‚gar nicht‘ zu säubern oder sie mit ‚kaltem Wasser‘ durchzuspülen. Je ein TN gab als Art der Säuberung die Verwendung von ‚kochendem Wasser‘ oder ‚Alkohol/Desinfektionsmittel‘ an. Ungeschützter Anal- oder Vaginalverkehr in Haft wurde von den meisten TN, die jemals inhaftiert waren, verneint (95% der Frauen und 98% der Männer). Lediglich eine Frau und zwei Männer gaben an, ungeschützten Sex in Haft gehabt zu haben. 47 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig 5.2.3 HIV-, HCV-, HBV-Infektionsstatus, Testverhalten und Behandlung HIV-Infektions-Status und Abgleich mit berichtetem Status Von allen TN wurde keine Person im Labor HIV-positiv getestet. Im Interview berichtete keine Person, bereits zuvor positiv auf HIV getestet worden zu sein. HIV-Testhäufigkeit Die Frage zu bisherigen HIV-Tests wurde von 98 TN (75%) bejaht. 32 TN (25%) gaben an, zuvor noch nie auf HIV getestet worden zu sein. Von 95 TN wurde eine Information über die Anzahl der bisher durchgeführten Testungen angegeben. Die TN berichteten eine mittlere Anzahl von drei HIV-Tests (Spanne: 1-40; MW: 6,2). Von 97 TN können Angaben zur bisherigen HIV-Testhäufigkeit gemacht werden. 17 TN (18%) berichteten ‚einmalig‘ getestet worden zu sein, während 36 (37%) sich ‚unregelmäßig‘ und 44 (45%) sich ‚regelmäßig‘ testen ließen. 55 TN (42%) hatten sich innerhalb der letzten 12 Monate testen lassen. Bei weiteren 14 TN (11%) der Studienpopulation lag der letzte HIV-Test ein bis zwei Jahre zurück, weitere 15 TN (12%) wurden zuletzt vor zwei bis fünf Jahren getestet. Bei den anderen neun TN (7%) lag der letzte HIV-Test mehr als fünf Jahre zurück. Das HIV Testverhalten ist in Tab. 12 abgebildet. Tab. 12: Berichtetes HIV-Testverhalten (n=130) HIV-Testverhalten Gesamt % (n=130) Männer % (n=101) HIV-Test (jemals) 75% (98) 75% (76) 76% (22) HIV-Test (nie) 25% (32) 25% (25) 24% (7) (n=97) (n=75) (n=22) einmalig 18% (17) 17% (13) 18% (4) unregelmäßig 37% (36) 41% (31) 23% (5) regelmäßig** 45% (44) 41% (31) 59% (13) 42% (55) 43% (43) 41% (12) HIV-Testhäufigkeit* HIV-Test in den letzten 12 Monaten* Frauen % (n=29) * (ohne TN mit berichtetem positivem HIV Serostatus (n=130)) ** (alle 3 Monate, alle 6 Monate, jährlich oder alle 2 Jahre) Von 98 TN, die sich mindestens einmal auf HIV haben testen lassen, wurde eine Angabe zum Ort der häufigsten Testung erhoben. Die meisten TN gaben ‚Krankenhaus‘ (50%), gefolgt von ‚Substitutionsambulanz/Praxis‘ (32%) als häufigsten Ort der HIV-Testung an. Ein geringerer Anteil der TN ließ sich im ‚Haftkrankenhaus‘ (14%), in ‚Arztpraxen ohne Suchttherapie‘ (10%), in ‚Haft‘ (9%) oder während der ‚Entgiftung‘ (6%) auf HIV testen. Der ‚niederschwellige Drogenbereich‘ (4%) oder das 48 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig ‚Gesundheitsamt‘ (3%) spielten eine untergeordnete Rolle bei der HIV-Testung der TN. Die Angaben zum häufigsten Ort der Testung sind in Abb. 17 aufgeführt. Abb. 16: Häufigste Orte der HIV-Testung (n=98, Mehrfachantworten möglich) Krankenhaus (n=49) 50% Substitutionsambulanz oder Praxis (n=31) 32% Haftkrankenhaus (n=14) 14% Arztpraxis ohne Suchttherapie (n=10) 10% Haft (n=9) 9% Entgiftung (n=6) 6% niederschwelliger Drogenbereich (n=4) 4% Gesundheitsamt (n=3) 3% Andere* (n=9) 9% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% * Andere: Blutspende (n=5), Bundeswehr (n=1), Entzug (n=1), Hepatitis C-Therapie (n=1), Reha/Suchttherapie (n=1) Hepatitis C-Infektions-Status Die HCV-Prävalenz lag unter den untersuchten Leipziger TN insgesamt bei 42%. Bei Frauen lag die HCVPrävalenz mit 45% etwas höher als bei Männern (42%). Insgesamt fanden sich bei 25 Personen (19%) lediglich Antikörper gegen HCV, entsprechend einer früheren Infektion, die entweder spontan geheilt oder behandelt worden war oder die sich zum Zeitpunkt der Messung in einem inaktiven Stadium mit nicht nachweisbarer Viruslast befand. Bei weiteren 32 TN (18% der Studienpopulation) waren neben Antikörpern auch Virus-RNA in der PCR nachweisbar, als Zeichen einer aktiven Infektion, die übertragen werden kann und potentiell behandlungsbedürftig ist. Weitere 7 Personen (5%) hatten ebenfalls nachweisbare Viruskopien, aber keine Antikörper und wurden als frische Infektionen im Stadium der Serokonversion gewertet. Bei 75 TN (58%) waren weder Antikörper noch Virus-RNA nachweisbar. Diese TN können als HCV-negativ bewertet werden. Die Antikörperprävalenz unter den Leipziger TN betrug damit 37%. Die Prävalenz replizierender HCV unter den Antikörperpositiven betrug 48%, unter allen TN lag sie bei 23%. 49 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Tab. 13: HCV-Infektionsstatus (gemessener Status) (n=130) Hepatitis C Gesamt % (n=130) Männer % (n=101) Frauen % (n=29) HCV-Prävalenz (Anti-HCV oder HCV-RNA oder beides) 42% (55) 42% (42) 45% (13) Abgelaufene HCV-Infektion (nur Anti-HCV) 19% (25) 18% (18) 24% (7) Aktive (chronische) HCV-Infektion (Anti-HCV und HCVRNA) 18% (23) 18% (18) 17% (5) HCV-Serokonverter (HCV-RNA) 5% (7) 6% (6) 3% (1) Abgleich zwischen berichtetem und gemessenem HCV-Infektionsstatus Bei der folgenden Betrachtung von berichtetem und gemessenem HCV-Infektionsstatus wurden nur diejenigen TN berücksichtigt, die im Interview berichteten entweder ‚nie positiv‘ oder ‚noch nie zuvor‘ auf Hepatitis C getestet worden zu sein. Von diesen 67 TN wurde ein Abgleich zwischen berichtetem und gemessenem HCV-Serostatus vorgenommen. Bei 9 der 67 TN (13%) konnte in der Labortestung Hepatitis C Virus RNA nachgewiesen werden. Drei TN (4%) wurden positiv auf HCV-Antikörper getestet und bei 55 TN (82%) wurden weder HCV-Antikörper noch Hepatitis C Virus RNA nachgewiesen. HCV-Serostatus nach Alter, Migrationsstatus, Haftdauer und Konsumdauer Abb. 18 zeigt Anteile ‚aktiv/chronischer HCV-Infektionen‘, ‚abgelaufener HCV-Infektionen‘ und ‚HCVnegativer‘ Personen nach Alter, Geburtsland, Haftdauer und Dauer des i.v.-Konsums. Die Ergebnisse zeigen, dass 31% der TN mit einer i.v.-Konsumdauer von mehr als 10 Jahren eine ‚abgelaufene HCVInfektion‘ aufwiesen, während TN mit einer i.v.-Konsumdauer von weniger als 10 Jahren in 6% der Fälle eine ‚abgelaufene HCV-Infektion‘ hatten. TN, die berichteten, bereits länger als zwei Jahre in Haft gewesen zu sein, waren in 29% der Fälle von einer ‚aktiven/chronischen HCV-Infektion’ und in 32% der Fälle von einer ‚abgelaufenen HCV-Infektion‘ betroffen, während bei TN mit einer Haftdauer von weniger als zwei Jahren in 15% der Fälle eine ‚aktive/chronische HCV-Infektion’ und in 9% eine ‚abgelaufene HCV-Infektion‘ nachweisbar war. Die Altersklasse der ≥ 25-jährigen hatte erwartungsgemäß gegenüber der jüngeren Altersgruppe (< 25 Jahren) einen höheren Anteil von Personen, die bereits Marker einer ‚abgelaufenen HCV-Infektion‘ aufwiesen (26% vs. 0%). Bei der Gegenüberstellung der Altersklassen muss berücksichtigt werden, dass die Anzahl der TN in der jüngeren Altersklasse (< 25 Jahren) kleiner als in der älteren Altersklasse ist (n=35). Der Vergleich des HCV-Infektionsstatus nach Geburtsland zeigt nur geringfügige Unterschiede zwischen den beiden Gruppen (‚in Deutschland geboren‘ vs. ‚Anderes Land‘). 50 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Abb. 17: HCV-Serostatus nach Alter, Migrationsstatus, Haftdauer und Konsumdauer Dauer i.v.Konsum < 10 Jahre (n=62) ≥ 10 Jahre (n=68) Haftdauer 6% 46% 24% 77% ≥ 2 Jahre (n=59) 9% 39% Deutschland (n=118) 32% 15% 29% 57% Anderes Land (n=12) 23% 31% < 2 Jahre (n=47) Alter Geburtsland 71% 19% 67% < 25 Jahre (n=35) 24% 17% 17% 89% ≥ 25 Jahre (n=95) 0% 11% 46% 0% 10% 20% 26% 30% 40% 50% 60% 27% 70% 80% 90% 100% HCV negativ Abgelaufene HCV-Infektion (Anti-HCV) positiv Aktive/chronische HCV-Infektion (Anti-HCV und HCV-RNA) positiv Hepatitis C-Testverhalten 85 TN (65%) berichteten bereits zuvor ‚mindestens einmal‘ auf Hepatitis C Antikörper getestet worden zu sein. 36 TN (28%) hatten noch ‚nie‘ einen HCV-Test durchführen lassen. (Vgl. Tab. 14) Tab. 14: HCV-Testverhalten (n=130) Hepatitis C Gesamt % (n=130) Männer % (n=101) Frauen % (n=29) HCV-Antikörper-Test (jemals) 65% (85) 61% (62) 79% (23) HCV-Antikörper-Test (nie) 28% (36) 31% (31) 17% (5) Die TN wurden gefragt, wo die meisten ihrer bisherigen HCV-Testungen durchgeführt wurden. Die Frage wurde von 73 TN beantwortet. Wie Abb. 19 zeigt, gaben die TN als häufigsten Ort der HCV-Testung sowohl das medizinische System als auch das ‚Haftkrankenhaus‘ an. 41% der Befragten gab an, im ‚Krankenhaus‘ und 32% in ‚Substitutionspraxen‘ getestet worden zu sein. Im ‚Haftkrankenhaus‘ oder in ‚Arztpraxen ohne Substitution‘ wurden jeweils 14% der TN auf HCV getestet. ‚Entgiftung‘ (7%), ‚Haft‘, 51 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig ‚Gesundheitsamt‘ und ‚Drogenhilfeeinrichtungen‘ (je 5%) spielten für die Testung auf eine HCV-Infektion nur eine untergeordnete Rolle. Abb. 18: Orte der häufigsten HCV-Testung (n=73, Mehrfachantworten möglich) Krankenhaus (n=30) 41% Substitutionsambulanz oder Praxis (n=23) 32% Haftkrankenhaus (n=10) 14% Arztpraxis ohne Suchttherapie (n=10) 14% Entgiftung (n=5) 7% Haft (n=4) 5% Gesundheitsamt (n=4) 5% Niederschwelliger Drogenbereich (n=4) 5% Andere* (n=5) 7% 0% 10% 20% 30% 40% 50% * Andere: Blutspende (n=2), Therapie (n=2), Hepatitis C-Therapie (n=1) Hepatitis C-Behandlung und Gründe der Nicht-Behandlung Von den 53 TN mit Angabe eines positiven Antikörper-Testergebnis in der Vergangenheit beantworteten 52 TN die Frage zu Erfahrungen einer HCV-Therapie mit Interferon. 27 TN der 52 TN (52%) hatte keine Behandlungserfahrung mit Interferon. Von 25 TN (48%), die von einer Interferonbehandlung in der Vergangenheit berichteten, gaben 21 TN an, ‚erfolgreich‘ behandelt worden zu sein, und drei TN ‚einmal ohne Erfolg‘ behandelt worden zu sein. Ein TN berichtete ‚derzeit in Behandlung‘ zu sein. 52 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Hepatitis B-Serostatus Die HBV-Prävalenz der Leipziger Studienpopulation lag unter allen TN bei 5% (Männern: 6% vs. Frauen: 0%). Bei drei TN (2%) lag eine aktive HBV-Infektion vor und es konnte HBV- Desoxyribonukleinsäure (DNA)nachgewiesen werden. Bei keinem TN konnten Anti HBc und Anti HBs Marker als Zeichen einer abgelaufenen HBV-Infektion nachgewiesen werden, während bei drei TN (2%) lediglich Anti HBc ohne Anti HBs nachweisbar war. Aufgrund der Methode der Testung aus DBS, die mit einem Verdünnungsschritt verbunden ist, wird vermutet, dass bei diesen drei TN das Anti HBs aufgrund der niedrigen Konzentration nicht mehr nachgewiesen werden konnte, und es sich auch um abgelaufene HBV-Infektionen handelt. Differentialdiagnostisch kann es sich auch um eine okkulte Infektion ohne derzeitige Virämie handeln. Durch den Verdünnungsschritt bei der Testung der Filterblutproben und die einzeitige Messung sind diese Ergebnisse nicht klar zu interpretieren und werden deshalb als „Anti HBc only“ bezeichnet. 34 TN (26%) zeigten eine durch Impfung erworbene Immunität mit alleinigem Nachweis von Anti HBs. Bei der Labormethode kann jedoch nicht die Effektivität und die Titerhöhe der vorhandenen Antikörper bewertet werden. 90 TN (69%) waren weder gegen HBV geimpft noch gab es Hinweise auf eine aktuelle oder frühere HBV-Infektion. Der Anteil der Ungeimpften ist bei den männlichen TN höher als bei den weiblichen TN (Männer: 72% vs. Frauen: 59%). Tab. 15: HBV-Status und HBV-Impfung Hepatitis B Gesamt % (n=130) Männer % (n=101) Frauen % (n=29) HBV-Prävalenz (Anti HBc oder HBsAg/HBV-DNA) 5% (6) 6% (6) 0% (0) Aktive HBV Infektion (HBsAg oder HBV-DNA) 2% (3) 3% (3) 0% (0) Abgelaufene HBV Infektion (Anti HBc und Anti HBs) V.a. abgelaufene Infektion (Anti HBc only*) HBV geimpft (Anti HBs) HBV suszeptibel (weder geimpft noch infiziert) **s. Erläuterung zu „Anti HBc only“ im Text 0% (0) 2% (3) 26% (34) 69% (90) 0% (0) 3% (3) 22% (22) 72% (73) 0% (0) 0% (0) 41% (12) 59% (17) HBV-Serostatus nach Alter, Geschlecht, Konsumdauer und Substitution Abb. 19 zeigt Anteile zum HBV-Serostatus (‚Immunität durch HBV-Impfung‘; ‚erworbene Immunität nach durchgemachter HBV-Infektion‘; ‚akute/chronische HBV- Infektion‘ und ‚HBV suszeptibel‘) der TN nach Substitutionserfahrung, Dauer des i.v.-Konsums, Geschlecht und Alter. 27% der TN mit Substitutionserfahrung wiesen Marker einer HBV-Impfung auf, während in der Gruppe der TN ohne Substitutionserfahrung ein Anteil von 25% Marker einer HBV-Impfung hatten. Der Anteil von TN mit ‚erworbener Immunität nach durchgemachter HBV-Infektion‘ war in der Gruppe der TN mit einer i.v.Konsumdauer (≥ 10 Jahre) größer als in der Gruppe mit kürzerer i.v.-Konsumdauer (< 10 Jahre) (4% vs. 0%). Der Vergleich der zwei Altersgruppen zeigt, dass die Gruppe der < 25-jährigen gegenüber der Gruppe der ≥ 25-jährigen einen deutlich höheren Anteil an HBV-geimpften IVD aufwies (43% vs. 20%). 53 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Substitution I.v.-Konsum < 10 Jahre (n=62) Männer (n=101) Alter Jemals (n=71) Geschlecht Abb. 19: Hepatitis B-Serostatus nach Alter, Geschlecht, Konsumdauer und Substitution 4% 3% 27% Nie (n=59) 2% 25% 19% 22% Frauen (n=29) 83% 3% 34% ≥ 10 Jahre (n=68) 66% 63% 4%1% 75% 72% 3% 59% 41% < 25 Jahre (n=35) 57% 43% ≥ 25 Jahre (n=95) 20% 0% 74% 3% 3% 20% 40% 60% 80% 100% Immunität durch Impfung (Anti HBs) Immunität nach durchgemachter HBV Infektion Akute/chronische HBV-Infektion Suszeptibilität (weder geimpt noch infiziert) Berichtete Angaben zum HBV-Impfstatus Von 130 TN gaben 54 TN (42%) an, bereits jemals zuvor gegen HBV geimpft worden zu sein, während 34% der Studienpopulation angab, noch nie zuvor gegen HBV geimpft worden zu sein. 24% der TN konnten sich an bisherige HBV-Impfungen nicht mehr erinnern. 54 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Ko-Infektionen Es gab unter den TN keine HIV-Mono- oder Ko-Infektionen. Zwei TN waren HBV-monoinfiziert. Unter den HCV-Positiven waren 51 Monoinfizierte und vier HBV-Ko-Infizierte. 73 Personen hatten keine Infektion. Tab. 16: Anzahl der Mono- und Ko-Infektionen Anzahl der Mono- und Ko-Infektionen Anzahl der TN Anteil in % HIV-Monoinfektion 0 0,0 HBV-Monoinfektion 2 1,5 HCV-Monoinfektion 51 39,2 HIV-HBV-Ko-Infektion 0 0,0 HIV-HCV-Ko-Infektion 0 0,0 HBV-HCV-Ko-Infektion 4 3,1 HIV-HBV-HCV-Koinfektion 0 0,0 Keine Infektion 73 56,2 Abb. 20: Netzwerk der erreichten Studienteilnehmer/innen nach HCV-Infektionsstatus in Leipzig (n=130) 55 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig 5.2.4 Gesundheitsversorgung und Zugang zum medizinischen System Weitere Infektionen und Erkrankungen Häufig bei IVD vorkommende weitere Infektionen und Erkrankungen wurden aktiv abgefragt, zusätzlich bestand die Möglichkeit, im Freitext weitere Erkrankungen, die jemals aufgetreten waren, anzugeben. 32% der Befragten gaben ‚Lungenentzündung‘, 23 % ‚Thrombose‘ und jeweils 17% eine ‚sexuell übertragbare Infektion‘ bzw. ‚Krätze‘ an. Unter ‚andere‘ Krankheiten wurden vor allem dermatologische Erkrankungen genannt (6%) (Tab. 17) Tab. 17: Jemals diagnostizierte Erkrankungen und Infektionen der Studienteilnehmer/innen in Leipzig (n=130) Berichtete Erkrankung oder Infektion Anzahl der TN Anteil in % 22 17% 9 7% Tuberkulose 1 1% Endokarditis (Herzentzündung) 2 2% Krätze (Skabies) 22 17% Thrombose (Blutgerinnsel) 30 23% Lungenentzündung 41 32% Andere genannte Erkrankungen 21 16% Kardiovaskuläre Erkrankungen 1 1% Broncho-pulmonale Erkrankungen 1 1% Gastrointestinale Erkrankungen 1 1% Orthopädisch-chirurgische Erkrankungen 1 1% Dermatologische Erkrankungen 8 6% Neurologisch-psychiatrische Erkrankungen 1 1% Virale, bakterielle, parasitäre Infektionen 3 2% Gynäkologisch-urologische Erkrankungen 1 1% Sexuell übertragbare Infektionen (Syphilis, Gonorrhoe/Tripper, Genitalherpes,Feigwarzen, Chlamydien) Leberzirrhose Andere aufgeschlüsselt: Angaben zu Überdosis 32% der TN berichteten ‚jemals eine Überdosis (mit Atemstillstand)‘ gehabt zu haben. Von 12 Personen, die angaben, innerhalb der letzten 12 Monate eine Überdosis erlebt zu haben, war das bei vier TN mehr als einmal vorgekommen. 56 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Subjektiver Gesundheitszustand Ihren Gesundheitszustand beschrieb ein Großteil der TN als ‚ok‘ (42%) oder ‚gut‘ (22%), wobei 15% ihn als ‚schlecht‘ und 14% als ‚stark schwankend‘ bewerteten. 7% der Befragten empfanden ihren Gesundheitszustand als ‚sehr gut‘. Zugang zur medizinischen Versorgung Auf die Frage nach der am häufigsten besuchten Einrichtung zur medizinischen Versorgung gab ein Drittel der TN (32%) an, in den letzten 12 Monaten am häufigsten ‚Substitutionsambulanzen oder – Praxen‘ und ein Viertel der TN (25%) ein ‚Krankenhaus‘ aufgesucht zu haben. Weitere 11% nannten als häufigste Einrichtung ‚Arztpraxen ohne Suchttherapie‘ und je 9% das ‚Gesundheitsamt‘ oder eine ‚Drogenberatungsstelle‘. ‚Reha/Langzeittherapie/Übergangseinrichtung‘ spielte mit 3% eine weniger wichtige Rolle in der Gesundheitsversorgung (vgl. Abb. 22). Abb. 21: Am häufigsten besuchte Einrichtung zur med. Versorgung in den letzten 12 Monaten (n=130) Substitutionsambulanz (n=41) 32% Krankenhaus (n=32) 25% Arztpraxis ohne Suchttherapie (n=32) 11% Gesundheitsamt (n=12) 9% Drogenberatungsstelle (n=12) 9% Reha/Übergangseinrichtung (n=4) 3% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% Behandlung der Drogenabhängigkeit 108 TN (83%) gaben an, ihre Drogenabhängigkeit bereits ‚mindestens einmal behandelt‘ ‚haben zu lassen. Am häufigsten gaben die TN mit 72% an, ihre Drogenabhängigkeit jemals während einer ‚Entzugstherapie (ambulant/stationär)‘ behandelt haben zu lassen. Mehr als die Hälfte der TN (55%) gab an, sich ‚jemals‘ und 31% sich ‚aktuell in Substitution (ambulant)‘ zu befinden. Frauen gaben beides etwas häufiger an als Männer. Jemals eine ‚Entwöhnungstherapie (Reha - ambulant/stationär)‘ wurde bereits von 46% der TN durchgeführt. Ein knappes Drittel der TN gab an, jemals eine s.g. ‚Therapie statt Strafe gemäß §35 Betäubungsmittelgesetz (BtMG)‘ begonnen zu haben. 57 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig In geringem Maße wurde auch ‚Therapie in psychiatrischen Einrichtungen‘ von den TN als Behandlung genannt. Eine Übersicht über die jemals und aktuell durchgeführten Therapien der TN stratifiziert nach Geschlecht ist in Tab. 18 aufgeführt. Tab. 18: Angaben zu aktuellen und bisherigen Behandlungen der Drogenabhängigkeit nach Geschlecht Substitution (ambulant) Entzugstherapie/Entgiftung (ambulant/stationär) Entwöhnungstherapie (Reha) (ambulant/stationär) „Therapie statt Strafe“ gemäß §35 (BtMG) Gesamt % (n= 130) Männer % (n=101) Frauen % (n=29) Jemals 55% 51% 66% Aktuell 31% 28% 41% Jemals 72% 72% 72% Jemals 46% 46% 48% Jemals 31% 31% 28% Ziele der letzten und aktuellen Behandlung 105 TN beantworteten die Frage nach den Zielen der letzten/aktuellen Behandlung. Das häufigste Ziel der aktuellen Behandlung war für die meisten TN (72%), das ‚Loskommen von illegalen Drogen‘. 48% der TN äußerten das Ziel, ‚das eigene Leben besser in den Griff zu bekommen‘. Weitere 19% der TN gaben an, ihren ‚Beikonsum reduzieren‘ zu wollen. 16% der TN gaben an, durch die Therapie ‚Haftstrafen zukünftig vermeiden‘ zu wollen. Von 9% der TN wurden ‚Ausbildung/Arbeit‘, die ‚Familie‘ oder ‚gesundheitliche Gründe ‘ als Ziel oder Grund genannt. 58 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig 5.2.5 Wissen und Informationsquellen zu HIV, HBV und HCV Wissen zu HIV, HBV, HCV, ihrer Übertragung und Prävention Wie geschildert, wurde der Wissensstand zu den untersuchten Infektionen und ihre Übertragungswege nicht in Form von Wissensfragen abgefragt, sondern durch das angekündigte Vorlesen von wahren Aussagen, zu denen die TN angeben sollten, ob sie diesen Sachverhalt „wussten“, ob er ihnen „nicht so klar“ war oder ob er „neu“ für sie war. Die folgende Tabelle zeigt die Einzelergebnisse aller abgefragten Wissensaussagen in Prozent der TN. Die meisten Fragen wurden von fast allen TN beantwortet. Die Spanne der antwortenden TN je Frage liegt zwischen n=124-130. In der untenstehenden Tabelle wird die Anzahl der TN, die geantwortet haben („n“), extra aufgeführt, wenn die Abweichung ≥ 5 beträgt. Tab. 19: Prozentuale Verteilung der Antworten zu den einzelnen Wissens-Items (n=130) W01 W08 W10 W11 W12 W13 W17 W19 W20 W24 W25 W26 W03 W07 W09 Allgemeines Wissen zu HIV, Hepatitis B und C HBV, HCV und HIV können durch Benutzung fremder Spritzen und Nadeln übertragen werden. HIV und HCV werden nicht durch Küssen übertragen, da Speichel HIV und HCV nicht überträgt. HIV und HBV können durch ungeschützten Sex und durch Blut übertragen werden. Durch Kondome kann man sich vor der sexuellen Übertragung von HIV und Hepatitis schützen. AIDS wird durch ein Virus verursacht, das HIV heißt. Man kann nicht am äußeren Erscheinungsbild erkennen, ob jemand HIV hat. Eine infektiöse Hepatitis wird vor allem durch die Hepatitis-Viren A, B und C verursacht. (n=124) Eine chronische Hepatitis kann man nicht am äußeren Erscheinungsbild erkennen. Allgemeines Wissen zu HCV Eine Hepatitis C wird sehr häufig chronisch. Gegen Hepatitis C gibt es keine Impfung. Eine chronische Hepatitis C kann wirksam behandelt werden. Wenn eine Hepatitis C ausgeheilt ist (egal, ob von allein oder mit einer Therapie), kann man sich wieder neu mit Hepatitis C anstecken. Allgemeines Wissen zur HCV Übertragung Es genügt nicht, fremde Spritzen und Nadeln durchzuspülen, um sich vor HCV zu schützen. HCV kann bei Verunreinigung der Injektionsstelle mit fremdem Blut (Stauschlauch) übertragen werden. HCV wird v.a. durch Blut und nur selten sexuell übertragen. Spezifisches Wissen zur HCV Übertragung Wusste ich War mir nicht so klar Ist neu für mich 98% 2% 0% 87% 4% 9% 93% 2% 5% 99% 1% 0% 93% 1% 6% 91% 5% 5% 77% 6% 18% 73% 8% 19% 71% 72% 5% 3% 24% 25% 63% 12% 25% 75% 2% 22% 87% 2% 12% 84% 4% 12% 78% 7% 15% 59 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig W02 Hepatitis C kann beim Drogengebrauch auch durch fremde Filter übertragen werden. 72% 5% 23% W04 HCV kann übertragen werden durch gemeinsames Benutzen eines Wassergefäßes. 71% 7% 22% W05 Eine Übertragung von HCV kann durch gemeinsames Benutzen von Löffel passieren. 73% 7% 20% W06 Beim Sniefen kann HCV durch gemeinsames Benutzen von Röhrchen übertragen werden. 68% 10% 22% 39% 12% 49% 87% 3% 10% 52% 10% 38% 48% 10% 19% 8% 74% 16% 9% 74% W21 W22 W23 W16 W28 W29 Allgemeines Wissen zu HBV Eine Hepatitis B wird selten chronisch. Vor Hepatitis A und B kann man sich durch eine Impfung schützen. Eine Hepatitis B Impfung muss mindestens 3x gegeben werden, um ausreichend zu schützen. Wissen zur PEP/HIV-Behandlung Die wirksame Behandlung einer HIV-Infektion reduziert das Risiko einer Übertragung. Es gibt Medikamente gegen HIV, die man nach einer Risikosituation zum Schutz vor einer Infektion einnehmen kann (Postexpositionsprophylaxe, PEP). Bei der HIV-PEP muss man die Medikamente direkt nach der Risikosituation für 4 Wochen einnehmen. 42% Um das abgefragte Wissen differenziert betrachten zu können, wurden die 25 Aussagen in sechs verschiedene Kategorien unterteilt. Diese Kategorien untergliedern die Aussagen in erregerspezifisches und erregerübergreifendes Wissen sowie Wissen zu Übertragungswegen und Behandlungsmöglichkeiten. Es wurde ein Score gebildet, der in den einzelnen Kategorien die Antwort „wusste ich“ zusammenfasst, wobei ein Score von 10 bedeutet, dass alle TN alle Aussagen dieser Kategorie mit „wusste ich“ beantwortet haben. Das allgemeine Wissen zu HIV, Hepatitis B und C war mit einem Score von 8,9/10 relativ hoch. In dieser Kategorie wurde allgemeines Wissen zu den drei Infektionen, zu gemeinsamen Übertragungsmöglichkeiten und Schutzmöglichkeiten abgefragt. Aussagen zu Hepatitis waren in diesem Bereich weniger gut bekannt als Aussagen zu HIV. Je nachdem, welcher Bereich genauer abgefragt wurde, zeigten sich variierende Wissens-Scores: Das allgemeine Wissen zu HCV lag mit einem Score von 7,0 im oberen Drittel. Es zeigten sich jedoch erhebliche Wissensdefizite: 37% der TN wussten nicht, dass eine chronische Hepatitis C wirksam behandelt werden kann, 29% war nicht bekannt, dass eine Hepatitis C sehr häufig chronifiziert und 28% wussten nicht, dass es keine Impfung gegen Hepatitis C gibt. Besser bekannt war das allgemeine Wissen zur HCV Übertragung. Der Score lag hier bei 8,3/10. Allgemeine Übertragungswege beziehen sich auf Spritzen und Nadeln sowie auf Blut. Spezifischeres Wissen zu HCV Übertragungsmöglichkeiten war hingegen deutlich weniger präsent. Der Score lag hier bei 7,1/10. Vor allem das gemeinsame Benutzen von Röhrchen beim Sniefen (68%) als HCV-Infektionsmöglichkeit, aber auch durch die gemeinsame Benutzung von Filtern, Löffeln und Wasser waren nicht ausreichend bekannt. Das Wissen zu HBV, insbesondere auch zur Impfung war noch weniger ausgeprägt: 87% der TN 60 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig wussten zwar, dass es eine Impfung gegen Hepatitis A und B gibt, jedoch wusste fast die Hälfte (48%) der TN nicht, dass eine HBV-Impfung mindestens drei Mal gegeben werden muss und nur 39% war klar, dass eine HBV Infektion selten chronifiziert. Der Score für diese Kategorie lag mit 5,9/10 deutlich im mittelschlechten Bereich. Noch weniger bekannt waren die Aussagen zur HIV-Behandlung und Postexpositionsprophylaxe (PEP): lediglich 19% wussten, dass es eine HIV-PEP gibt und weniger als ein Fünftel (16%) war bekannt, dass man diese Medikamente rasch nach der Risikosituation und für 4 Wochen einnehmen muss. Der Score für diesen Wissenskomplex betrug 2,8/10 und war damit der am wenigsten bekannte unter den abgefragten Bereichen. Die Ergebnisse der erreichten mittleren WissensScores sowie die Standardabweichung der einzelnen Wissensbereiche sind in folgender Tabelle dargestellt: Tab. 20: Erreichte mittlere Wissensscores mit Standardabweichung in den gebildeten Kategorien Mittl. Wissensbereich Item-Nr. Wissensscore SD Alle Aussagen Allgemeines Wissen zu HIV, 25 Aussagen W01, W08, W10, W11, 7,1 1,7 Hepatitis B und C W12, W13, W17, W19 8,9 1,5 Allgemeines Wissen zu HCV W20, W24, W25, W26 7,0 3,0 Allgemeines Wissen zur HCV Übertragung W03, W07, W09 8,3 2,3 Spezifisches Wissen zur HCV Übertragung W02, W04, W05, W06 7,1 3,2 Allgemeines Wissen zu HBV W21, W22, W23 5,9 3,2 Wissen zur PEP/HIV-Behandlung W16, W28, W29 2,8 3,4 Wissen und Informationsquellen zu Hepatitis und HIV Auf die Frage nach den wichtigsten Orten, an denen die TN sich über Hepatitis und HIV informiert hatten, gaben die meisten TN ihre eigenen ‚Ärzte‘ (35%), ‚Broschüren/Flyer‘ (26%), ‚Streetworker‘ (20%) oder das ‚Internet‘ (20%) an. Aber auch ‚Freunde/Bekannte‘ (18%), ‚niedrigschwellige Drogeneinrichtung‘ (17%) und ‚Fernsehen/Radio‘ (12%) waren wichtige Informationsquellen (vgl. Abb. 23). 61 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Abb. 22: Wichtigste Informationsquellen zu Hepatitiden und HIV (n=122, Mehrfachantworten möglich) Mein Arzt/meine Ärztin (n=43) 35% Broschüren/Flyer/Plakate (n=32) 26% Streetworker (n=24) 20% Internet (n=24) 20% Freunde/Bekannte (n=22) 18% Niederschwellige Drogeneinrichtung… 17% Fernsehen/Radio (n=15) 12% Andere Drogenkonsument/innen (n=7) 6% Schule/Ausbildung (n=5) 4% Substitution (n=3) 2% Gesundheitsamt (n=3) 2% Entgiftung (n=2) 2% AIDS-Hilfe (n=2) 2% Andere* (n=1) 1% 0% 10% 20% 30% 40% * Andere: bei Umfrage (n=1) Bekanntheit von Milzbrandfällen 43% der TN hatten von den Milzbrandfällen unter Drogengebraucher/innen in den Jahren 2009, 2010 und 2012 gehört. Von den Personen, denen die Fälle bekannt waren, gaben acht Personen an, ihr Konsumverhalten geändert zu haben. Die meisten hatten ihren ‚Konsum eingeschränkt‘ (n=6), oder mit ‚Bekannten bzw. Arzt über das Thema gesprochen‘ (n=2). 62 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig 5.2.6 Gründe für die Studienteilnahme und Inanspruchnahme von Zusatzangeboten der DRUCK-Studie Gründe für die Studienteilnahme Die erhaltene Aufwandsentschädigung war für die Hälfte der TN (52%) ein Anreiz für die Teilnahme an der Studie. Weitere Motive waren das ‚eigene Interesse‘ (37%) oder die ‚Tests (inkl. Hepatitis)‘ (33%). Je 27% der TN gaben an, die ‚Studie wichtig zu finden‘ bzw. den ‚HIV-Schnelltest‘ machen zu wollen. Ein Viertel der TN (25%) wollte sich mithilfe der Studie ‚informieren‘ und ein Fünftel (22%) meldete sich wegen der ‚Teilnahme von Freunden/Bekannten‘ als Proband/in. Jeweils 2% der TN hatten ‚Zeit und nichts anders vor‘ bzw. ‚andere Gründe‘ für die Teilnahme (vgl. Abb. 24). Abb. 23: Gründe für die Teilnahme an der Studie (n=130, Mehrfachantworten möglich) Wegen des Geldes (n=67) 52% Aus Interesse (n=48) 37% Wegen der Tests (inkl. Hep) (n=43) 33% Finde Studie wichtig (n=35) 27% Wegen des HIV-Schnelltests (n=35) 27% Um sich zu informieren (n=33) 25% Weil Freunde/Bekannte mitmachen (n=29) 22% Hatte Zeit und nichts anderes vor (n=2) 2% Andere* (n=2) 2% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% * Andere: Unterstützung Drogenhilfeprojekt (n=1), gebeten worden (n=1) 63 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig Inanspruchnahme von Zusatzangeboten im Rahmen der DRUCK-Studie: HIV-Schnelltest und Beratung An jeweils vier Studientagen pro Woche wurde zusätzlich zu den Testungen im Rahmen der Studie ein HIV-Schnelltest angeboten. Die TN wurden im Rahmen des Interviews bei unbekanntem oder negativem Infektionsstatus darauf aufmerksam gemacht. Es handelte sich um ein freiwilliges, anonymes und kostenloses Zusatzangebot, verbunden mit einem persönlichen Beratungsgespräch und einer ärztlichen Ergebnismitteilung. Darüber hinaus konnten TN auch ihre im Interview aufgezeigten Wissenslücken durch freiwillige und kostenlose Inanspruchnahme einer Kurzberatung decken lassen. 93 TN (72%) nahmen an einer Kurzberatung zu Übertragungswegen von HIV, Hepatitis B und C, Safer Use Verhalten, zu den Infektionen und ihrem Verlauf sowie zu Präventionsmöglichkeiten und Therapiemöglichkeiten teil. 60 TN (46%) nahmen zusätzlich die Möglichkeit an, einen anonymen HIV-Schnelltest durchführen zu lassen, davon 55% der Frauen und 44% der Männer. Von diesen war kein HIV-Schnelltest reaktiv. Die Angaben zur Inanspruchnahme der HIV-Schnelltestung sowie der Kurzberatung sind in Tab. 21 aufgeführt. Tab. 21: Inanspruchnahme des HIV-Schnelltests und des Kurzberatungsangebots (n=130) Anzahl n (%) HIV – Schnelltest –Angebot an 4 von 4 Studientagen möglich Inanspruchnahme des HIV-Schnelltests Kurzberatung im Rahmen der Studie Anzahl der versandten Laborbefunde Abholung der Studienergebnisse durch TN 60 (46%) 93 (72%) 115 (88%) k. A. 64 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig 6 Diskussion 6.1 Limitationen der Studie Eine Reihe wichtiger Limitationen und Herausforderungen mussten bereits bei der Planung der Studie in Kauf genommen werden. IVD sind eine stigmatisierte, schwer erreichbare Gruppe. Thema dieser Studie sind Blut- und sexuell übertragene Infektionen. Studien, die diese von der Öffentlichkeit stigmatisierten Infektionen untersuchen, haben häufig mit zusätzlichen Barrieren zu kämpfen (25). Trotz der Anonymisierung der erhobenen Daten und der Zusicherung der vertraulichen Behandlung dieser mag es sein, dass Personen Schwierigkeiten haben, sensible Daten, beispielweise zum Sexualverhalten, zu Inhaftierung, Infektionsstatus oder Unsafe use-Verhalten zu berichten. Neben den Verhaltensdaten kann auch die Erhebung von biologischen Proben und die Testung auf Infektionskrankheiten die Teilnahmewilligkeit eingeschränkt haben. Personen, die im Rahmen von Studien um die Bereitstellung einer biologischen Probe gebeten werden, lehnen häufiger die Teilnahme ab als bei reinen Befragungsstudien (25). Solche Personen wurden unter Umständen nicht erreicht. Eine Non-ResponderAnalyse war im Setting der Studie nicht möglich. TN der Studie haben möglicherweise bestimmte Teile des Interviews nicht beantworten wollen oder haben nicht wahrheitsgemäß geantwortet. Zwar wurden die Interviewer/innen entsprechend geschult, dennoch sind sozial erwünschte Antworten bei bestimmten Fragen nicht auszuschließen. Auch die nicht zu umgehende Einverständniserklärung mag eine Hürde für Personen dargestellt und so zu einer Selektionsverzerrung geführt haben. Ein anderer Aspekt betrifft die Frage der Genauigkeit der berichteten Daten bei teilweise bis zu fünf Jahren zurückliegenden abgefragten Zeiträumen. Darüber hinaus besteht die Einschränkung der Studiengröße bei den Auswertungen für eine einzelne Studienstadt. Für stratifizierte Analysen wurde eine Gesamt-Stichprobe von 2.033 Personen berechnet. Für die einzelnen Städte mit Teilnahmerzahlen zwischen 130 und 350 Personen lassen sich daher nur deskriptive Analysen durchführen. Multivariate Analysen werden für die Gesamtstudienpopulation durchgeführt. Die Methode des Respondent driven sampling wurde explizit gewählt, um auch Personen für die Studie zu gewinnen, die nicht an Einrichtungen der Drogenhilfe angebunden sind und durch ein Convenience sample (Stichprobe einer Einrichtung) hätten erreicht werden können (18). In manchen Städten mit längeren Rekrutierungszeiträumen und/oder langen Ketten von TN, die weitere TN geworben haben, ist dies auch gelungen, in anderen weniger. Teilweise hat möglicherweise die Rekrutierungszeit nicht ausgereicht, um in die Tiefen des Netzwerks vorzudringen und diejenigen, die nicht in Kontakt mit dem Hilfesystem sind, zu erreichen. Eine genaue Analyse der erreichten TN sprengt den Rahmen dieses Berichtes und wird in der Folge durchgeführt. Schließlich ist es bei chronischen Infektionen wie insbesondere HIV und HCV wegen des unbekannten Infektionszeitpunktes nicht möglich, direkte kausale Zusammenhänge zwischen Verhalten und Infektion herzustellen. Lediglich Assoziationen zwischen dem Status „infiziert“ oder „nicht infiziert“ und Risiko65 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig und Präventionsverhalten zu einem bestimmten Zeitpunkt können untersucht werden, und daraus Schlussfolgerungen abgeleitet werden. Interventionen, die während der Durchführung der Hauptstudie in den sechs Studienstädten in die DRUCK-Studie integriert wurden, waren in den Pilotstudienstädten noch nicht bzw. nur teilweise implementiert. Auch hing das konkrete Angebot von lokalen Faktoren ab, so dass eine Vergleichbarkeit der einzelnen Studienstädte hier nicht gegeben ist. 66 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig 6.2 Zusammenfassende Einschätzung der stadtspezifischen Ergebnisse Insgesamt wurden 130 Personen, die in Leipzig Drogen konsumieren und die innerhalb der letzten 12 Monate mindestens ein Mal Drogen injiziert hatten, für die Studie rekrutiert. Die gewünschte Teilnehmerzahl von 200 Personen wurde im festgelegten Studienzeitraum nicht erreicht. Für die Durchführung der DRUCK-Studie wurden zwei Studienstandorte gewählt, um die tägliche Arbeit der beiden Einrichtungen zusätzlich zur DRUCK-Studie weiter gewährleisten zu können. Insgesamt wurde am Standort (Roßplatz 5/6) 80 TN und in der Einrichtung (Eisenbahnstrasse 11) im Stadtteil (Neustadt) nur 50 TN rekrutiert. Es kann vermutet werden, dass die Wahl von zwei Studienstandorten bei den IVD zu einer gewissen Unübersichtlichkeit bezüglich der Studiensprechzeiten geführt haben könnte. An Hand des Netzwerks der erreichten Studienteilnehmer/innen kann gezeigt werden, dass TN, die in der Eisenbahnstrasse teilnahmen, weniger erfolgreich rekrutiert haben. Die frühe Studiensprechstunde am Standort Eisenbahnstrasse (10-13Uhr) wurde schlecht in Anspruch genommen. Die wenigen TN, die freitags an der Studie teilnahmen, konnte den zu rekrutierenden TN vermutlich schlecht erklären, dass die Teilnahme erst am darauffolgenden Dienstag am Standort Rossplatz möglich sei. Das Netzwerkbild mit den erreichten TN zeigt deutlich, dass eine Mehrheit der Rekrutierungsketten abbricht, nachdem TN in der Eisenbahnstrasse teilgenommen hatten. Das Verhältnis von rekrutierten Frauen zu Männern war 22% zu 78%. Das mediane Alter der TN der DRUCK-Studie lag bei 30 Jahren (Median). Die meisten TN wohnten im Zentrum von Leipzig. Als Hauptaufenthaltsort wurde von den meisten TN erwartungsgemäß das Zentrum/Zentrum Ost sowie Connewitz angegeben. Weitere Aufenthaltsorte, die relativ häufig genannt wurden, waren Zentrum West, gefolgt von Leipzig-Neustadt, Reudnitz-Thronberg und Gohlis-Nord/ Gohlis-Mitte. Weniger häufig wurden Plagwitz, Südvorstadt, Lindenaus, Leutzsch, Möckern und Paunsdorf genannt. Die Aufenthaltsorte decken sich mit den Orten der Drogenhilfeeirichtungen, in denen auch der Tausch von Konsumutensilien möglich ist. Drei Viertel der TN gaben an, die Beratungsstelle Alternative I in der Chopinstrasse besucht zu haben, während ein Drittel am häufigsten die Beratungsstelle und Substitutionsambulanz Alternative II in der Heinrichstrasse aufgesucht hatte. Nur 3% der TN gaben an, noch nie eine Drogenhilfeeinrichtung besucht zu haben. Die Daten zeigen, dass diese spezielle Gruppe der IVD, die durch die DRUCK-Studie erreicht wurde, gut an das Drogenhilfesystem angebunden ist, jedoch muss auch berücksichtigt werden, dass die angestrebte Anzahl von TN nicht erreicht wurde und womöglich eine sog. „Wohnzimmerszene“ in Leipzig mit der DRUCK-Studie gar nicht erreicht wurde, weil evtl. der Studienzeitraum zu kurz war oder es Vorbehalte in der Drogenszene gegen die DRUCK-Studie gab. Der Anteil von Personen mit Migrationshintergrund betrug knapp ein Fünftel, wobei etwa ein Zehntel der TN nicht in Deutschland geboren war (Geburtsregion v.a. die Nachfolgestaaten der Sowjetunion) und ein weiteres Zehntel Migrant/innen der 2. Generation war. Über die Hälfte der TN hatten in den letzten 12 Monaten hauptsächlich in einer eigenen (gemieteten) Wohnung gelebt. Drei Viertel der TN waren bereits jemals in ihrem Leben obdachlos, ein Drittel hatte in den letzten 12 Monaten hauptsächlich auf 67 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig der Straße oder in Notschlafstellen gelebt oder in Haft verbracht. Ein hoher Anteil der IVD in Leipzig bestritt in den letzten 12 Monaten den Lebensunterhalt durch staatliche Hilfen, insbesondere Arbeitslosengeld II. Einer regelmäßigen Tätigkeit oder Nebentätigkeit ging ein Fünftel der TN nach. Insgesamt kann man die Leipziger TN als eine Population beschreiben, die mit hohen Anteilen an ungesicherten Lebens- und Wohnverhältnissen von Verelendung und Armut bedroht ist. Eigene Kinder leben zum größten Teil nicht bei ihren drogenkonsumierenden Eltern. Ein hoher Anteil der TN hatte nicht nur im letzten Jahr, sondern auch innerhalb der letzten 30 Tage Drogen injiziert, von diesen wiederum ein Viertel täglich. Knapp die Hälfte der TN konsumierte bereits seit mehr als 10 Jahren intravenös. Knapp die Hälfte der Frauen startete schon in einem Alter von 11 bis 17 Jahren, zwei Drittel waren maximal 19 Jahre alt bei der ersten Injektion. Frauen haben darüber hinaus häufiger als Männer angegeben, dass ihr Partner ebenfalls Drogen spritze. Des Weiteren kann bei einem wesentlich höheren Anteil von Frauen (48% vs. 36% der Männer) auf Sexarbeit geschlossen werden. Dieser Wert ist vermutlich nur eine Annäherung, da Sexarbeit ein schambesetztes Thema ist und daher in der DRUCK-Studie möglicherweise nicht vollständig erfasst wurde. Sexarbeit erhöht zusätzlich zum drogenkonsumassoziierten Risiko das Risiko für Infektionen. Die geschilderten Daten unterstreichen die besondere Vulnerabilität von Frauen. Unter den TN waren anteilig weniger Frauen (7%) als Männer (11%), die zum Zeitpunkt der Befragung erst kürzlich (innerhalb der letzten zwei Jahre) ihren i.v.-Drogenkonsum begonnen hatten. Wegen des besonders hohen Risikos, in den ersten Jahren nach Beginn des i.v.-Konsums eine HCV Infektion zu erwerben, werden solche „new injectors“ als Hochrisikogruppe ausgewiesen, die man versuchen sollte, durch Präventionsmaßnahmen zu erreichen. Studien zeigten, dass eine HCV-Infektion oftmals kurz nach Beginn des i.v.-Drogenkonsums erworben wird, und dass ein Viertel der Personen sich innerhalb von zwei Jahren nach der ersten Injektion infiziert (26). Oftmals sind aber gerade diese Personen noch nicht an Einrichtungen der Drogenhilfe angebunden und daher besonders schwer zu erreichen. Die beiden am häufigsten aktuell konsumierten „harten“ Substanzen waren in Leipzig Heroin und Metamphetamin (Crystal), gefolgt von Benzodiazepinen und von Kokain. Heroin, Metamphetamin und Kokain wurde von den meisten Personen injiziert. Die sehr hohen Anteile von MetamphetaminKonsument/innen in Leipzig wurden bereits im Suchtbericht der Stadt Leipzig (2013)(27) beschrieben. Die Tendenz der Zunahme von Metamphetamin-Konsum hat sich laut Suchtbericht der Stadt Leipzig im Jahr 2012 weiter fortgesetzt. Im Vergleich zum Vorjahr hatte sich demnach die Verteilung innerhalb der Hauptsubstanzgruppen verschoben. Der Suchtbericht legt dar, dass der Rückgang der Opiatabhängigkeit sich durch den Zuwachs der Amphetaminabhängigkeit erklären lässt (27). Die DRUCK-Studie konnte zeigen, dass Leipzig eine der Städte in Deutschland ist, in der Metamphetamin besonders verbreitet ist. Methamphetamin ist ein synthetisches Stimulans auf Amphetaminbasis. Es wirkt wesentlich länger und stärker aufputschend als Amphetamin („Speed“). Mögliche Streckstoffe sind diverse Salze oder Ephedrin. Methamphetamin hat ein besonders hohes Suchtpotential und verursacht in verhältnismäßig kurzer Zeit schwere Gesundheitsschädigungen. Außerdem kann Metamphetamin 68 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig gesundheitsschädigende Stoffe aus dem Herstellungsprozess enthalten. Die Wirkungsdauer variiert je nach Zusammensetzung des Stoffs und der Applikationsform. Durch die euphorisierende Wirkung von Methamphetamin wird es von manchen Konsument/innen sehr häufig konsumiert. Knapp ein Fünftel der weiblichen TN der DRUCK-Studie berichtete mehr als fünf Injektionen an einem normalen Konsumtag, möglicherweise bedingt durch den hohen Anteil an Methamphetamin Konsumentinnen. Weitere aktuell in Leipzig konsumierte Substanzen waren nicht ärztlich verschriebene Substitutionsmittel: mehr als ein Drittel der TN gab an, aktuell Buprenorphin oder Methadon im Beigebrauch zu konsumieren. Opiatderivate (Tilidin, Tramadol und Fentanyl) spielten aktuell keine große Rolle. Marijuana- und Alkohol-Ko-Konsum wurden von zwei Drittel der TN angegeben. Unsafe use-Verhaltensweisen wie das Teilen von Nadeln oder Spritzen wurde in den letzten 30 Tagen von knapp einem Fünftel praktiziert. Der Tausch von anderen Utensilien wie Löffel und Filter sowie das Teilen von Wasser scheint noch wesentlich häufiger praktiziert zu werden: fast die Hälfte der TN gab an, in den letzten 30 Tagen beim i.v.-Konsum mindestens eines der Utensilien geteilt zu haben. Gründe können neben dem nicht ausreichendem Zugang zu sterilem Material, insbesondere bei sehr hochfrequentem Konsum, auch Wissensdefizite über weniger gut bekannte Übertragungswege, vor allem von HCV durch Löffel, Filter, Wasser sein. Nur 43% der TN waren ausreichend mit sterilen Nadeln je Injektion in den letzten 30 Tagen versorgt. Es ist anzunehmen, dass häufig selbst benutztes Material wiederverwendet wird und der Zugang zu sterilen Spritzen und Nadeln von der überwiegenden Mehrheit als gut empfunden wurde. Die meisten TN besorgten sich diese in einer Einrichtung der Drogenhilfe, weniger scheinen sie hauptsächlich in Apotheken zu kaufen. Der Großteil der TN war bereits mindestens einmal im Leben inhaftiert, die meisten jedoch mehrfach, wobei Männer häufigere Haftaufenthalte und wesentlich längere Gesamthaftzeiten als Frauen angaben. Ein Fünftel der jemals inhaftierten TN gab an, in Haft Drogen intravenös konsumiert zu haben. Die Hälfte hatte auch beim letzten Haftaufenthalt Drogen injiziert und 26% der Inhaftierten mit Angabe von Drogeninjektion in Haft, ihren i.v.-Konsum in Haft begonnen. Eine Drogenabhängigkeit ist eine chronische Suchterkrankung, die auch im restriktiven Haftsetting weiter besteht. Alle Angebote und Maßnahmen, die extramural verfügbar sind, bestehen in Haft größtenteils nicht (28), so dass entsprechend von mehr als einem Drittel der TN mit Angabe von i.v.-Konsum in Haft unsafe useVerhaltensweisen in Haft angegeben wurde. Auch Tätowierung unter unsterilen Bedingungen in Haft wurde von mehr als einem Drittel der jemals Inhaftierten angegeben. Sowohl i.v.-Konsum als auch Tätowierung in Haft haben sich in Studien als mit einer HCV-Infektion assoziierte Faktoren erwiesen (29, 30), so auch in einer Studie unter Insassen von sechs deutschen Haftanstalten (31-33). Da Tätowierung vor allem im Gefängnis eine verbreitete Praxis ist, und hier oftmals kein steriles Werkzeug zur Verfügung steht, ist das Risiko für HCV-Übertragungen besonders hoch. In Leipzig wurde bei keinem TN eine HIV Infektion festgestellt. Die Leipziger Ergebnisse liegen damit unter der HIV Prävalenz der Allgemeinbevölkerung in Deutschland und auch deutlich unter der für IVD 69 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig erwarteten Prävalenz von 3-6%. Die HIV-Prävalenz bezogen auf die Gesamtbevölkerung in Deutschland liegt Schätzungen zufolge bei <1 pro 1.000 Einwohner (34). Im Jahr 2012 wurden für Leipzig zwei HIVNeudiagnosen mit Übertragungsweg i.v.-Drogengebrauch nach Infektionsschutzgesetz an das RKI gemeldet (35). Es kann also davon ausgegangen werden, dass es ein HIV-Infektionsgeschehen auf niedrigem Niveau gibt, HIV positive IVD aus Leipzig mit der DRUCK-Studie aber nicht erreicht wurden. Hatten drei Viertel aller TN jemals in ihrem Leben einen HIV-Test gemacht, gab weniger als die Hälfte an, sich innerhalb des letzten Jahres getestet zu haben. Die niedrigen HIV-Testraten gehen entweder auf mangelnde Angebote oder unzureichendes Wissen über HIV und Übertragungswege zurück. Unter den TN der DRUCK-Studie Leipzig fand sich, wie erwartet, eine im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung deutlich erhöhte Hepatitis C-Prävalenz. 42% der TN hatten Marker, die für einen Kontakt mit HCV sprachen, wobei Männer eine niedrigere Prävalenz als Frauen aufwiesen. In der deutschen erwachsenen Allgemeinbevölkerung betrug die HCV Prävalenz 0,3% (36). Das bedeutet, eine HCV-Infektion ist bei den untersuchten IVD mehr als 100 Mal so häufig wie in der nicht exponierten Allgemeinbevölkerung. Unter den Antikörper-Positiven war der Anteil RNA-Positiver 48%, unter allen TN 23%. Das bedeutet, ein großer Teil der HCV-Infektionen ist chronisch aktiv oder erst kürzlich erworben worden. Frische HCV-Infektionen noch im Stadium der Serokonversion fanden sich bei 5% (7 Personen), was für ein hohes aktuelles HCV-Infektionsgeschehen spricht. Knapp ein Viertel der untersuchten IVD in Leipzig weist demnach eine ansteckende HCV-Infektion auf, die auf andere übertragen werden kann. Nur 65% der TN sind zuvor bereits auf HCV getestet worden. Unter den 67 TN, bei denen bisher keine HCV -Infektion diagnostiziert wurde, ist bei 13% eine virämische Infektion festgestellt worden. Dieser hohe Anteil von unbekannten virämischen HCV-Infektionen ist alarmierend und gibt Hinweise auf eine ungenügende Testrate und -frequenz, eine unzureichende Erläuterung des Infektionsstatus und / oder fehlendes Wissen über Infektionsrisiken bzw. unzureichenden Zugang zu Präventionsmaßnahmen. Die Testrate war in Leipzig nicht sehr hoch, dennoch zeigte sich häufig eine Fehleinschätzung des eigenen Infektionsstatus. So heben O’Brien et al. in ihrer Untersuchung von IVD in Australien hervor, dass oft Verwirrung angesichts der verschiedenen Marker der HCV Infektion herrsche und der eigene Infektionsstatus trotz hoher Testraten nicht wirklich gut bekannt sei (37). Die Hälfte der Personen, denen ihre HCV-Infektion bekannt war, gab Interferon-Therapieerfahrung an. Es ist anzunehmen, dass dieser Anteil von Behandelten zukünftig aufgrund der Verfügbarkeit neuer, nebenwirkungsarmer und interferonfreier Therapieregime mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ohne aktive Maßnahmen steigen wird. Die Prävalenz für eine aktuelle oder zurückliegende HBV-Infektion lag mit 5% auf dem Niveau der deutschen erwachsenen Allgemeinbevölkerung, gemessenen im letzten Gesundheitssurvey (5,1%) (36). Bei 2% der DRUCK-Studie-TN in Leipzig zeigten sich Zeichen einer aktuellen HBV-Infektion, verglichen mit 0,3% in der Allgemeinbevölkerung. Die Ergebnisse bestätigen, dass IVD um ein Vielfaches mehr von dieser Infektion betroffen sind. Impfantikörper fanden sind bei 26% der TN und mehr als zwei Drittel der Leipziger Studienpopulation waren suszeptibel für eine HBV-Infektion. Eine Hepatitis B Impfung wird von 70 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig der STIKO als Indikationsimpfung für Gruppen mit erhöhtem Risiko empfohlen (8) und damit von den Krankenkassen getragen. IVD und auch Inhaftierte gehören explizit zu diesen Indikationsgruppen für eine HBV-Impfung. Ein großer Teil der TN berichtete über suchttherapeutische Erfahrung, und mehr als die Hälfte berichtete, aktuell in OST zu sein. Obwohl IVD durch einen hohen Anteil Substituierter häufig mit dem medizinischen System in Kontakt kommen, scheint die Impfempfehlung nicht umfassend umgesetzt zu werden. Personen, die bereits in OST gewesen waren, hatten nur tendenziell bessere Impfraten als nicht-Substituierte, wobei jüngere IVD eher bereits im Kindesalter geimpft wurden (aufgrund der allgemeinen Impfempfehlung von 1995) und dies den Einfluss der OST evtl. abschwächt. Zwar war das allgemeine Wissen zu den Infektionen gut, jedoch bei Aussagen, die speziellere, jedoch für IVD relevante Aspekte benennen, zum Teil nur mäßig ausgeprägt. Dass HCV durch kontaminierte Spritzen und Nadeln übertragen werden kann, war sehr gut bekannt, hingegen zeigten sich deutlich Wissenslücken bei anderen Übertragungswegen (durch Filter, Löffel, Wasser), wo jeweils etwa ein Viertel der TN Unsicherheit oder Unwissen angaben. Das die gemeinsame Nutzung von Sniefröhrchen auch ein Übertragungsweg für HCV darstellt, war sogar einem Drittel der TN neu oder nicht so klar. Angesichts der hohen HCV-Prävalenz ist diese Tatsache alarmierend, und es zeigt sich hier notwendiger Interventionsbedarf. Das Wissen zu Hepatitis B und der HBV-Impfung war sehr wenig ausgeprägt: zwar wussten die meisten TN, dass man sich vor Hepatitis B mit einer Impfung schützen kann, jedoch war nur der Hälfte klar, dass diese mindestens drei Mal gegeben werden muss. Auch der Abgleich mit dem selbstberichteten HBV-Infektions- und Impfstatus zeigte insgesamt nur sehr wenig Übereinstimmung mit dem gemessenen Status. Diese Tatsache unterstreicht die Wichtigkeit der differenzierten Beratung zu den verschiedenen Infektionen und bestätigt auch, wie wenig bekannt HBV unter IVD ist. Ein weiteres Feld für zukünftige Vermittlung von Wissen betrifft die antiretrovirale Therapie und HIVPostexpositionsprophylaxe, wobei dieses Wissen in der untersuchten Population möglicherweise auch deshalb wenig ausgeprägt war, weil keine HIV-Infizierten Personen darunter waren. Dass eine Möglichkeit der medikamentösen PEP existiert und eine Einnahme direkt nach der Risikosituation für 4 Wochen genommen werden muss, war nur einer Minderheit der TN bekannt. Die Indikationsstellung für eine PEP in Deutschland umfasst auch IVD, die eine Risikosituation hatten, also direkten oder indirekten Blut- oder Sexualkontakt mit einer HIV-positiven Person (38). Im Rahmen der DRUCK-Studie wurde den TN bei Wissenslücken im Interview direkt im Anschluss eine gezielte Kurzberatung durch geschulte Berater/innen angeboten. Dieses Angebot nahmen drei Viertel der TN an. Auch das Angebot einer Schnelltestung auf HIV mit dazugehöriger Beratung wurde im Rahmen der Studie von der Hälfte der TN gut angenommen und sollte ebenso wie die fokussierte Kurzberatung auch als Regelangebot in Drogenhilfeeinrichtungen erwogen werden. 71 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig 7 Präventions- und Handlungsfelder, die sich aus den Ergebnissen der DRUCKStudie ergeben Folgende Präventions- und Handlungsfelder wurden aus Ergebnissen der DRUCK-Studie identifiziert: 1. Unsafe-use-Verhalten • Der Tausch und die Weitergabe von Spritzen und Nadeln, aber insbesondere das Teilen von unsterilen Drogenkonsum-Utensilien wie Filter/Löffel/Wasser wird von einem beträchtlichen Anteil der Teilnehmer/innen auch aktuell praktiziert • Die Versorgung mit sterilen Spritzen/Nadeln und weiteren Konsumutensilien deckt den Bedarf nicht 2. Wissen • Es bestehen Wissensdefizite zu: o spezifischem Wissen zur drogenkonsum-assoziierten HCV Übertragung, o spezifischem Wissen zur HBV Impfung (3 Impfdosen nötig), o zur Heilung/Immunität und Therapiemöglichkeiten von HIV, HBV, HCV o HIV-Postexpositionsprophylaxe und zur präventiven Wirkung der HIV-Behandlung (Reduktion der Viruslast und damit Senkung des Übertragungsrisikos) • Ärzt/innen werden als die wichtigste Informationsquelle genannt. 3. Kenntnis des eigenen Infektionsstatus • Bei hohem Anteil der TN besteht Unklarheit über den eigenen HBV- und HCV-Infektionsstatus • Auch bei Personen unter OST ist der Anteil derer, die ihren Infektions-Status nicht kennen, hoch. 4. Inanspruchnahme von HIV-und HCV-Tests • HIV- und HCV-Tests werden häufig situationsbedingt (im Krankenhaus und in Haft) und nicht ausreichend regelmäßig durchgeführt • gleichzeitig zeigt die gute Inanspruchnahme des HIV-Schnelltestangebots im Rahmen der DRUCKStudie die Akzeptanz von niedrigschwelligen Beratungs- und Testangeboten im Drogenhilfesystem 5. HIV-und HCV-Therapieerfahrung • Ein relativ hoher Anteil von TN mit bekannt positivem HIV-Serostatus ist ohne Therapieerfahrung • Vorbehalte gegenüber der Interferon-basierten HCV-Therapie und dementsprechend wenig HCVTherapieerfahrungen (mit Interferon) und schlechtes Therapie-Image. 72 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig 6. Hepatitis-B-Impfung • Ungenügende Hepatitis-B Seroprotektion durch Impfung, obwohl häufige Kontakte zum medizinischen System (insbesondere Substitutions-Therapie) berichtet werden und die HepatitisB Impfung als Indikationsimpfung von der STIKO für Gruppen mit erhöhtem Risiko empfohlen wird 7. Haft und Drogenkonsum in Haft • Injizierender Drogenkonsum findet in Haft statt und wird unter unsterilen Bedingungen praktiziert Spezifische Präventionsempfehlungen werden nach den explorativen Analysen der DRUCK-Studiendaten für die gesamte Studienpopulation formuliert und im Abschlussbericht der DRUCK-Studie Anfang 2016 veröffentlicht. 73 Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig 8 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. Literatur Pfeiffer-Gerschel T, Kipke I, Flöter S, Jakob L, Budde A, Rummel C. Bericht 2013 des nationalen REITOX-Knotenpunkts an die EBDD. 2013. 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Nein - 13.000 1983 M Blaues Kreuz k. A. Deutsch - Nein - 14.000 1984 M Team O.S.T. Crytsal/Meth Deutsch Neg. Ja - 15.000 1982 M Team Step XS k. A. Kasachstan Neg. Ja - 16.000 1981 M Alternative I, Streeties Crystal/Meth Deutsch Neg. Ja - 17.000 1977 M Alternative I Crystal/Meth Deutsch Neg. Ja - 18.000 1984 W Alternative I, Streeties, Anna O. Crystal/Meth Deutsch Neg. Ja Ja 19.000 1981 M Alternative I+II, Streeties Crystal/Meth Deutsch Neg. Ja - 20.000 1979 W Alternative I Benzodiazepine Deutsch Neg. Ja - 21.000 1981 M k. A. Methadon Deutsch Neg. Ja - 22.000 1993 W k. A. Crystal/Meth Deutsch - Nein - Ergebnisbericht DRUCK-Studie - Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig 80 Interviewer Kode (Initialen) Eingangsdatum RKI T T MM J J J J Datum der Befragung T T MM J J J J Teilnehmer-Nr. der befragten Person Druck-Studie Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Leipzig A: Einschlusscheck und Intro A1. Haben Sie in den letzten 12 Monaten Drogen gespritzt? ja nein >Ausschluss A2. In welchem Stadtteil in Leipzig wohnen Sie? will nicht antworten A3. Außer dem Stadtteil, in dem Sie wohnen: In welchem Stadtteil von Leipzig halten Sie sich am meisten auf? will nicht antworten B: Capture-Recapture-Fragen B1. Hatten Sie in den letzten 12 Monaten Kontakt zu einer oder mehreren der folgenden Einrichtungen? (Mehrfachantworten möglich) Beratungsstelle ALTERNATIVE I („Chopi“) in der Chopinstraße Beratungsstelle und Substitutionsambulanz ALTERNATIVE II in der Heinrichstraße Beratungsstelle Blaues Kreuz Beratungsstelle Markkleeberg Beratungsstelle Impuls Beratungsstelle Haus Alt-Schönefeld Beratungsstelle Känguruh weiß nicht mehr >B2 keine von diesen >B2 will nicht antworten >B2 B1a. Wissen die MitarbeiterInnen in dieser Einrichtung / diesen Einrichtungen, dass Sie intravenös Drogen spritzen? ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten B2. Hatten Sie in den letzten 12 Monaten Kontakt zu anderen Einrichtungen? (Mehrfachantworten möglich) hatte Kontakt zu den Streetworkern („Streeties“): aus der Eisenbahnstraße (Team O.S.T) vom Roßplatz (Team STEP XS) dem Team Anna O. in der Humboldstraße zu Katja oder Karsten von der mobilen Alternative war in einer Substitutionspraxis in Leipzig war in einer stationären Behandlung in Leipzig war in einer Kontaktstelle (z.B. Eisenbahnstr. / Roßplatz) andere (bitte angeben): ______________________________ will nicht antworten nein, ich hatte keinen Kontakt (in den letzen 12 Monaten) weiß nicht mehr B3. Haben Sie im Oktober ein solches Feuerzeug bekommen? [Interviewer bitte Feuerzeug zeigen] ja nein >C1 weiß nicht mehr >C1 will nicht antworten >C1 V 4.1 2012-10-17 Druck-Studie Leipzig 1/14 B4. Wenn ja: von welcher Einrichtung oder von wem? Streetwork-Mitarbeiter („Streeties“) Beratungsstelle ALTERNATIVE I („Chopi“), Chopinstr. 13 Apotheke im Hauptbahnhof Praxis Frau Dr. Harnisch (Titaniaweg 9) Verein für Frauen, Familie und Jugend in der Windmühlenstraße Soteria Klinik Leipzig Park-Krankenhaus Flora-Apotheke Beratungsstelle Blaues Kreuz C12. Welchen Schulabschluss haben Sie? Südpol – Jugendhaus e.V. anderes (bitte angeben): __________________________________________ Suchtberatungsstelle „Impuls“ weiß nicht mehr von einem oder einer Bekannten will nicht antworten C: Netzwerk C1. Wie viele Personen in Leipzig, die in den letzten 12 Monaten Drogen gespritzt haben, kennen Sie persönlich (und diese kennen Sie)? Männer Frauen C2. Wie viele von diesen Personen denken Sie, für die Teilnahme an dieser Studie gewinnen zu können? Männer Frauen D: Behandlung einer Drogenabhängigkeit D1. Haben Sie Ihre Drogenabhängigkeit / Ihren Drogengebrauch schon einmal medizinisch oder psychotherapeutisch behandeln lassen? (z.B. Entgiftung, Entwöhnung, Substitution, Psychotherapie, Gruppentherapie) ja >D2 nein >D1a >E1 will nicht antworten >E1 D1a. Wenn nein, warum nicht? kenne keine Angebote Drogenkonsum soll nicht bekannt werden Behandlung ist nicht nötig andere Gründe: __________________________________________________ D2. Welche Behandlung(en) oder Therapie(n) haben Sie bisher schon gemacht? (Mehrfachantworten möglich) Entgiftung (stationär) jemals aktuell Entgiftung (ambulant) jemals aktuell Substitution (ambulant) jemals aktuell Entwöhnung (Reha) (stationär) jemals aktuell Entwöhnung (Reha) (ambulant) jemals aktuell Therapie statt Strafe (gemäß §35 BtMG) jemals aktuell andere (bitte angeben): _______________________________________________ jemals aktuell weiß nicht mehr >D4 will nicht antworten >D4 D3. Wie oft haben Sie solche Behandlungen bereits begonnen? Anzahl weiß nicht mehr will nicht antworten D4. Was war / ist für Sie das Ziel der letzten / aktuellen Behandlung? (Mehrfachantworten möglich) Reduktion des Beikonsums Haftstrafen vermeiden von illegalen Drogen loskommen anderes (bitte angeben): ___________________________________________ mein Leben besser in den Griff bekommen weiß nicht will nicht antworten V 4.1 2012-10-17 Druck-Studie Leipzig 2/14 E: Drogenkonsum E1. Wann und wie haben Sie die folgenden Stoffe zuletzt konsumiert? (Mehrfachantworten möglich) [Konsumart in Kästchen eintragen] überwiegende Konsumart 1 = gespritzt 2 = geraucht, inhaliert, geschnüffelt 3 = gegessen / getrunken 4 = geschnupft / gesnieft 5 = andere Arten Heroin vor mehr als 6 Monaten in den letzten 6 Monaten in den letzten 30 Tagen Methadon vor mehr als 6 Monaten in den letzten 6 Monaten in den letzten 30 Tagen Buprenorphin vor mehr als 6 Monaten in den letzten 6 Monaten in den letzten 30 Tagen Kokain vor mehr als 6 Monaten in den letzten 6 Monaten in den letzten 30 Tagen Crack vor mehr als 6 Monaten in den letzten 6 Monaten in den letzten 30 Tagen Benzodiazepine vor mehr als 6 Monaten in den letzten 6 Monaten in den letzten 30 Tagen Speed (Amphetamine) vor mehr als 6 Monaten in den letzten 6 Monaten in den letzten 30 Tagen MDMA (Ecstasy) + verwandte Substanzen vor mehr als 6 Monaten in den letzten 6 Monaten in den letzten 30 Tagen Crystal / Methamphetamin vor mehr als 6 Monaten in den letzten 6 Monaten in den letzten 30 Tagen LSD vor mehr als 6 Monaten in den letzten 6 Monaten in den letzten 30 Tagen Marijuana / Cannabis / Dope vor mehr als 6 Monaten in den letzten 6 Monaten in den letzten 30 Tagen Steroide / Anabolika vor mehr als 6 Monaten in den letzten 6 Monaten in den letzten 30 Tagen Tilidin / Tramadol vor mehr als 6 Monaten in den letzten 6 Monaten in den letzten 30 Tagen Fentanyl vor mehr als 6 Monaten in den letzten 6 Monaten in den letzten 30 Tagen Alkohol vor mehr als 6 Monaten in den letzten 6 Monaten in den letzten 30 Tagen andere Substanzen (bitte angeben): vor mehr als 6 Monaten in den letzten 6 Monaten in den letzten 30 Tagen weiß nicht mehr will nicht antworten E1b. Welche von den in den letzten 30 Tagen gespritzten Stoffen wurden am häufigsten konsumiert? weiß nicht mehr will nicht antworten E2. Wie alt waren Sie, als Sie zum ersten Mal Drogen gespritzt haben? weiß nicht mehr Jahre will nicht antworten E3a. Haben Sie in den letzten 30 Tagen Drogen gespritzt? ja nein >E3c >E4 >F2a will nicht antworten >E3c >E4 >F2a E3b. An wie vielen Tagen haben Sie in den letzten 30 Tagen Drogen gespritzt? weiß nicht mehr Anzahl der Tage will nicht antworten E3c. Wie oft spritzen Sie Drogen an einem normalen Konsumtag? mal (Anzahl) weiß nicht will nicht antworten ja, regelmäßig will nicht antworten E4. Trinken Sie Alkohol in Verbindung mit Drogen? nein, nie ja, manchmal V 4.1 2012-10-17 Druck-Studie Leipzig 3/14 F: Spritzentausch F1. Mit wem haben Sie in den letzten 30 Tagen meistens (i.v.) konsumiert? (Mehrfachantworten möglich) allein zu Hause mit festem/r PartnerIn allein (an anderen Orten) mit Leuten, die ich kaum kenne mit Leuten, die ich nicht kenne mit guten Bekannten will nicht antworten F2a. Wann haben Sie zuletzt gebrauchte Spritzen oder Kanülen benutzt, die Ihnen geschenkt, geliehen oder verkauft wurden? weniger als 30 Tage her >F2b weniger als 5 Jahre her >F5 weiß nicht weniger als 6 Monate her >F5 mehr als 5 Jahre her >F5 will nicht antworten >F5 weniger als 1 Jahr her >F5 nie >F6a >F5 F2b. Wie häufig haben Sie in den letzten 30 Tagen gebrauchte Spritzen oder Kanülen benutzt? selten manchmal meistens weiß nicht will nicht antworten F3. Von wie vielen verschiedenen Personen haben Sie in den letzten 30 Tagen gebrauchte Spritzen oder Kanülen erhalten? weiß nicht Personen will nicht antworten F4. Von wem haben Sie in den letzten 30 Tagen gebrauchte Spritzen oder Kanülen erhalten? (Mehrfachantworten möglich) von einem dauerhaften (Sex)Partner von einem Dealer weiß nicht von einem Gelegenheits-(Sex)Partner in Haft von einem anderen Gefangenen will nicht antworten von einem engen Freund von jemandem, den ich nicht kannte von einem/r Bekannten andere Person: F5. Wie haben Sie die letzte Spritze, Nadel gesäubert die Sie von einer anderen Person erhalten haben? (Mehrfachantworten möglich) gar nicht gesäubert in kochendes Wasser gelegt mit kaltem Wasser durchgespült mit warmem Wasser durchgespült mit heißem Wasser durchgespült mit Seife / Spülmittel / Haushaltsreiniger anders: weiß nicht mehr mit Haushaltsbleiche mit Alkohol / Desinfektionsmittel will nicht antworten F6a. Wann haben Sie zuletzt gebrauchte Löffel oder Filter von anderen Personen zur Vorbereitung des Drucks benutzt? weniger als 30 Tage her >F6b weniger als 5 Jahre her >F8a weiß nicht weniger als 6 Monate her >F8a mehr als 5 Jahre her >F8a will nicht antworten >F8a weniger als 1 Jahr her >F8a nie >F8a >F8a F6b. Wie oft haben Sie in den letzten 30 Tagen gebrauchte Löffel oder Filter von anderen Personen zur Vorbereitung des Drucks benutzt? selten manchmal meistens weiß nicht will nicht antworten F7. Von wem haben Sie in den letzten 30 Tagen gebrauchte Löffel oder Filter erhalten? (Mehrfachantworten möglich) von einem dauerhaften (Sex)Partner von einem Dealer weiß nicht will nicht antworten von einem Gelegenheitspartner in Haft von einem anderen Gefangenen von einem engen Freund von jemandem, den ich nicht kannte von einem/r Bekannten andere Person: F8a. Wann haben Sie zuletzt Wasser aus einem Gefäß benutzt, aus dem schon jemand anderes Wasser genommen hatte? weniger als 30 Tage her >F8b weniger als 5 Jahre her >F9a weiß nicht >F9a mehr als 5 Jahre her >F9a weniger als 6 Monate her >F9a weniger als 1 Jahr her >F9a nie >F9a will nicht antworten >F9a V 4.1 2012-10-17 Druck-Studie Leipzig 4/14 F8b. Wie oft haben Sie in den letzten 30 Tagen Wasser aus einem Gefäß benutzt, aus dem schon jemand anderes Wasser genommen hatte? selten manchmal meistens weiß nicht will nicht antworten F9a. Wann haben Sie zuletzt Spritzen oder Nadeln, die sie selbst benutzt haben, an andere weitergegeben, verliehen oder verkauft? weniger als 5 Jahre her >F10 weniger als 30 Tage her >F9b weiß nicht >F11a mehr als 5 Jahre her >F10 will nicht antworten >F11a weniger als 6 Monate her >F10 nie >F11a weniger als 1 Jahr her >F10 F9b. Wie oft haben Sie in den letzten 30 Tagen Spritzen oder Nadeln, die Sie selbst benutzt haben, an andere weitergegeben, verliehen oder verkauft? selten manchmal meistens weiß nicht will nicht antworten F10. An wen haben Sie sie weitergegeben? (Mehrfachantworten möglich) an meinen Partner (dauerhafter Sexpartner) an eine/n Bekannte/n an einen Gelegenheitspartner an einen Dealer an einen engen Freund an jemandem, den ich nicht kenne andere Person: einem anderen Gefangenen will nicht antworten F11a. Wann haben Sie zuletzt Löffel, Filter oder ähnliche Utensilien, die Sie selbst benutzt haben, an andere weitergegeben, verliehen oder verkauft? weniger als 30 Tage her >F11b weniger als 6 Monate her >F12 weniger als 1 Jahr her >F12 weniger als 5 Jahre her >F12 mehr als 5 Jahre her >F12 nie >G1 weiß nicht >G1 will nicht antworten >G1 F11b. Wie oft haben Sie in den letzten 30 Tagen Löffel, Filter oder ähnliche Utensilien, die Sie selbst benutzt haben, an andere weitergegeben, verliehen oder verkauft? selten manchmal meistens weiß nicht will nicht antworten F12. An wen haben Sie diese weitergegeben? (Mehrfachantworten möglich) an jemanden, den ich nicht kannte an einen dauerhaften (Sex)Partner an eine/n Bekannte/n an einen Gelegenheitspartner an einen Dealer an einen engen Freund an einen anderen Gefangenen andere Person: weiß nicht will nicht antworten G: Saubere Spritzen und Kanülen G1. War es einfach für Sie in den letzten 12 Monaten sterile und unbenutzte Spritzen und Nadeln zu besorgen? ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten G2. Wie viele neue sterile Spritzen / Nadeln haben Sie ungefähr in den letzten 30 Tagen verwendet? Anzahl Spritzen Anzahl Nadeln habe in den letzten 30 Tagen nicht gespritzt >H1 G3. Wo haben Sie in den letzten 30 Tagen sterile und unbenutzte Spritzen und Nadeln besorgt? An welchem Ort hauptsächlich? an einem Automaten besorgt ja nein Hauptquelle in einer Apotheke gekauft ja nein Hauptquelle Nadel- u.Spritzentausch in Drogenberatungsstelle ja nein Hauptquelle Nadel- u.Spritzentausch in Kontaktladen ja nein Hauptquelle bei Streetworkern ja nein Hauptquelle bei Freunden / Angehörigen ja nein Hauptquelle bei anderen Drogengebrauchern ja nein Hauptquelle gestohlen (Apotheke, Laden, Praxis, Krankenh.) ja nein Hauptquelle bei einem Dealer ja nein Hauptquelle über das Internet bezogen ja nein Hauptquelle anderswo (bitte angeben): ja nein Hauptquelle V 4.1 2012-10-17 Druck-Studie Leipzig 5/14 H: Sex H1. Hatten Sie in den letzten 12 Monaten Sex (Anal- oder Vaginalverkehr)? ja nein >W1 weiß nicht mehr >W1 will nicht antworten >W1 H2. Bitte geben Sie Geschlecht und Anzahl der Personen an, mit denen Sie in den letzten 12 Monaten Sex hatten: 1 Mann >H4 mehrere Männer >H3 Anzahl: weiß nicht mehr >H3 will nicht antworten >H3 1 Frau >H4 mehrere Frauen >H3 Anzahl: weiß nicht mehr >H3 will nicht antworten >H3 H3. Haben Sie beim letzten (vaginalen oder analen) Sex (innerhalb der letzten 12 Monate) ein Kondom benutzt? ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten H4. Würden Sie Ihren letzten Sexpartner als Ihren festen Partner bezeichnen? ja nein >H6 weiß nicht mehr will nicht antworten H5. Wurde bei Ihrem letzten (vaginalen oder analen) Sex (innerhalb der letzten 12 Monate) mit Ihrem festen Partner ein Kondom benutzt? ja weiß nicht mehr nein will nicht antworten H6. Wurde bei Ihrem letzten (vaginalen oder analen) Sex (innerhalb der letzten 12 Monate) mit einem nicht festen Partner ein Kondom benutzt? (Frage entfällt, wenn es nur einen Partner gab, der der feste Partner ist.) ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten H7. Woher bekommen Sie Ihre Kondome? (Mehrfachantworten möglich) Ich benutze keine Ich kaufe sie bei einem/r StreetworkerIn muss mein Partner für sorgen Ich besorge sie im Gesundheitsamt bei einer anderen Stelle, nämlich: bei der Drogenberatungsstelle will nicht antworten bei einer AIDS-Beratungsstelle H8. Wenn Sie in den letzten 12 Monaten Sex im Tausch gegen Geld oder Drogen hatten: wie häufig wurden dabei Kondome benutzt? nie manchmal weiß nicht mehr selten immer will nicht antworten hatte ich nicht H9. Ist Ihr letzter Sexpartner / Ihre letzte Sexpartnerin HIV-infiziert? ja nein interessiert mich nicht >H11 weiß nicht >H11 will nicht antworten >H11 H10. Woher wissen Sie das? wir haben darüber gesprochen ich vermute es, weiß es aber nicht genau ich weiß es aus anderer Quelle will nicht antworten H11. Ist Ihr letzter Sexpartner / Ihre letzte Sexpartnerin mit Hepatitis C infiziert? ja nein interessiert mich nicht >H13 weiß nicht >H13 will nicht antworten >H13 H12. Woher wissen Sie das? wir haben darüber gesprochen ich vermute es, weiß es aber nicht genau ich weiß es aus anderer Quelle will nicht antworten H13. Hat sie / er jemals Drogen gespritzt? ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten V 4.1 2012-10-17 Druck-Studie Leipzig 6/14 Wissensfragen – Teil 1: Ich lese Ihnen jetzt eine Reihe von Aussagen zu den Übertragungswegen von HIV, Hepatitis B und C vor. Diese Aussagen sind alle richtig. Ich möchte von Ihnen wissen, ob Sie das schon wussten oder ob Sie das noch nicht so genau wussten oder ob das völlig neu für Sie ist. W01. Hepatitis C, HIV und Hepatitis B können durch die Benutzung fremder Spritzen und Nadeln übertragen werden. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich gilt für alle 3 Infektionen gilt nur für: _________________ W02. Hepatitis C kann beim Drogengebrauch auch durch das Benutzen von fremden Filtern übertragen werden. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W03. Es genügt nicht, fremde Spritzen und Nadeln durchzuspülen, um sich vor einer Hepatitis C zu schützen. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W04. Das gemeinsame Benutzen eines Wassergefäßes zum Aufziehen von Wasser für die Injektion kann zu einer Hepatitis C-Übertragung führen. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich (gilt das für alle drei Infektionen gleichmaßen?) W05. Man kann sich beim Drogengebrauch durch das gemeinsame Benutzen von Löffeln mit Hepatitis C anstecken. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W06. Hepatitis C kann beim gemeinsamen Benutzen von Röhrchen beim Sniefen übertragen werden. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W07. Eine Hepatitis C-Übertragung kann bei Verunreinigung der Injektionsstelle mit fremdem Blut (z.B. über Stauschlauch) stattfinden. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W08. HIV und Hepatitis C werden nicht durch Küssen übertragen, da Speichel HIV und Hepatitis C-Viren nicht überträgt. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich gilt für beide Infektionen gilt nur für: _________________ W09. Hepatitis C wird v.a. durch Blut und nur selten sexuell übertragen. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W10. HIV und Hepatitis B können durch ungeschützten Vaginal- und Analverkehr und über Blut übertragen werden. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich gilt für beide Infektionen gilt nur für: _________________ W11. Durch Benutzung von Kondomen kann man sich vor der sexuellen Übertragung von HIV und Hepatitis schützen. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich I: Haft I1. Waren Sie jemals inhaftiert? ja nein >J1 will nicht antworten >J1 I2. Wie oft waren Sie schon in Haft? Jugendarrest / Jugendhaftanstalt: mal weiß nicht mehr will nicht antworten Untersuchungshaft: mal weiß nicht mehr will nicht antworten Strafhaft: mal weiß nicht mehr will nicht antworten Maßregelvollzug: mal weiß nicht mehr will nicht antworten V 4.1 2012-10-17 Druck-Studie Leipzig 7/14 I3. Wie alt waren Sie, als Sie das erste Mal inhaftiert waren? Jahre will nicht antworten weiß nicht mehr I4. Wie lange sind Sie insgesamt bereits inhaftiert gewesen? MM MMJ J I4a. Von wann bis wann waren Sie zuletzt inhaftiert? J J Monate bis MMJ J Jahre (Monat/Jahr bis Monat/Jahr) I5. Haben Sie jemals in Haft Drogen gespritzt? ja nein >I9 weiß nicht mehr >I9 I6. Haben Sie bei Ihrem letzten Haftaufenthalt Drogen gespritzt? ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten >I9 will nicht antworten I7. Haben Sie in Haft angefangen Drogen zu spritzten? ja weiß nicht mehr nein will nicht antworten I8. Haben Sie während des letzten Haftaufenthalts, bei dem Sie Drogen gespritzt haben, ausschließlich eigene Spritzutensilien benutzt? Nadeln: ja nein, habe auch mit anderen getauscht weiß nicht mehr will nicht antworten Spritzen: ja nein, habe auch mit anderen getauscht weiß nicht mehr will nicht antworten Löffel: ja nein, habe auch mit anderen getauscht weiß nicht mehr will nicht antworten Filter: ja nein, habe auch mit anderen getauscht weiß nicht mehr will nicht antworten I8a. Das letzte Mal als Sie in Haft eine fremde Spritze / Kanüle benutzt haben, wie haben Sie sie gesäubert? (Mehrfachantworten möglich) ich habe beim Spritzen in Haft nie fremde Spritzen/Kanülen benutzt mit kaltem Wasser durchgespült anders: __________________________ __________________________ in kochendes Wasser gelegt __________________________ mit Seife / Spülmittel / Haushaltsreiniger mit warmem Wasser durchgespült mit Haushaltsbleiche weiß nicht mehr mit heißem Wasser durchgespült mit Alkohol / Desinfektionsmittel will nicht antworten gar nicht gesäubert I9. Hatten Sie in Haft jemals ungeschützten Anal- / Vaginalverkehr? ja nein >J1 will nicht antworten >J1 weiß nicht >J1 I9a. Hat dieser ungeschützte Verkehr mit Ihrem damaligen festen Partner / Ihrer damaligen festen Partnerin stattgefunden? ja nein teils-teils weiß nicht will nicht antworten J: HIV und Hepatitis J1. Sind Sie schon mal auf HIV getestet worden? ja nein >J8a J2. Wenn ja: wie oft? weiß nicht mehr >J8a will nicht antworten >J8a mal J3. Wie war das letzte Testergebnis? bin mit HIV infiziert (positiv) >J5a weiß es noch nicht bin nicht mit HIV infiziert (negativ) will nicht antworten J4a. Wo wurden die meisten Ihrer bisherigen Tests durchgeführt? (Mehrfachantworten möglich) Krankenhaus Substitutionsambulanz oder Praxis Praxis ohne Suchttherapie niederschwelliger Drogenbereich Gesundheitsamt Gefängnis Haftkrankenhaus weiß nicht mehr >J5a will nicht antworten >J5a andere: ___________________________________________ V 4.1 2012-10-17 Druck-Studie Leipzig 8/14 J4b. Wie häufig werden Sie auf HIV getestet? jährlich alle 3 Monate alle 6 Monate alle 2 Jahre unregelmäßig weiß nicht mehr einmalig will nicht antworten weiß nicht mehr will nicht antworten J5a. Wann war der letzte negative HIV-Test? MM J J J J Monat/Jahr J5b. nur HIV+: Wann war der erste positive HIV-Test? MM J J J J Monat/Jahr weiß nicht mehr will nicht antworten J6a. nur HIV+: Wie war die Helferzellzahl (CD4) zum Zeitpunkt der Erstdiagnose der HIV-Infektion? >500 200-350 weiß nicht 350-500 <200 will nicht antworten Virus nachweisbar weiß nicht J6b. nur HIV+: Wie hoch war Ihre letzte Viruslast? unter der Nachweisgrenze will nicht antworten J7a. nur HIV+: Erhalten Sie eine Therapie gegen Ihre HIV-Infektion oder haben Sie mal eine HIV-Therapie erhalten? ja, aktuell nein, noch nie >J8a ja, aber ich pausiere zur Zeit will nicht antworten >J8a >J7a >J7a J7b. nur HIV+: Seit wann werden Sie behandelt? MM J J J J Monat/Jahr will nicht antworten Hepatitis C J8a. Sind Sie schon mal auf Hepatitis C-Antikörper getestet worden? ja nein >J14a J8b. Wenn ja, wie oft? mal weiß nicht mehr >J14a will nicht antworten >J14a weiß nicht mehr J9. Haben Sie jemals ein positives Hepatitis C-Testergebnis erhalten (d.h. Kontakt mit Virus gehabt)? ja nein >J11a weiß nicht mehr >J11a will nicht antworten >J11a J10a. Wurde daraufhin auch eine PCR durchgeführt / Viruslast bestimmt? ja nein >J12a weiß nicht mehr >J12a will nicht antworten >J12a J10b. Wie war das Ergebnis? Virus nachweisbar Virus nicht nachweisbar weiß nicht mehr will nicht antworten J11a. Wo wurde der Test / wurden die meisten der Tests durchgeführt? (Mehrfachantworten möglich) Krankenhaus Gesundheitsamt weiß nicht mehr Substitutionsambulanz oder Praxis Haft will nicht antworten Praxis ohne Suchttherapie Haftkrankenhaus niederschwelliger Drogenbereich andere: _____________________________________________________ J11b. Wie häufig werden Sie auf Hepatitis C getestet? alle 3 Monate jährlich unregelmäßig weiß nicht mehr alle 6 Monate alle 2 Jahre einmalig will nicht antworten J12a. Wann war Ihr letztes negatives Hepatitis C-(Antikörper-)Testergebnis? MM J J J J Monat/Jahr weiß nicht mehr will nicht antworten J12b. nur HepC+: Wann war Ihr erstes positives Hepatitis C-(Antikörper-)Testergebnis? MM J J J J Monat/Jahr weiß nicht mehr will nicht antworten V 4.1 2012-10-17 Druck-Studie Leipzig 9/14 J13. nur HepC+: Ist Ihre Hepatitis C jemals behandelt worden? (mit Interferon-Injektionen) ja, mit Erfolg ja, einmal ohne Erfolg nein ich bin zur Zeit in Behandlung ja, mehrmals ohne Erfolg weiß nicht mehr will nicht antworten Hepatitis B J14a. Ist bei Ihnen jemals eine Hepatitis B-Infektion festgestellt worden? weiß nicht mehr >J15 ja nein >J15 will nicht antworten >J15 J14b. nur HepB+: Was genau ist festgestellt worden? Infektion durchgemacht und ausgeheilt chronische Infektion weiß nicht mehr akute frische Infektion unbestimmt will nicht antworten J15. Sind Sie jemals gegen Hepatitis B geimpft worden? ja nein >W12 weiß nicht mehr >W12 will nicht antworten >W12 J16. Wie viele Impfdosen haben Sie erhalten? zwei eine drei vier oder mehr weiß nicht mehr Wissensfragen – Teil 2: Ich lese Ihnen jetzt eine Reihe von Aussagen zu den Übertragungswegen von HIV, Hepatitis B und C vor. Diese Aussagen sind alle richtig. Ich möchte von Ihnen wissen, ob Sie das schon wussten oder ob Sie das noch nicht so genau wussten oder ob das völlig neu für Sie ist. W12. AIDS wird durch ein Virus verursacht, das HIV heißt. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W13. Man kann nicht am äußeren Erscheinungsbild erkennen, ob jemand HIV hat oder nicht. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W14. Es gibt derzeit kein Heilmittel gegen HIV. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W15. Eine HIV-Infektion kann mit Hilfe von Medikamenten in Schach gehalten werden, so dass deren Auswirkungen viel geringer sind. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W16. Die wirksame Behandlung einer HIV-Infektion reduziert das Risiko einer HIV-Übertragung. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W17. Hepatitis ist eine Entzündung der Leber, die verschiedene Ursachen haben kann. Eine infektiöse Hepatitis wird vor allem durch die Hepatitis-Viren A, B und C verursacht. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W18. Eine akute Hepatitis äußert sich oft in allgemeinem Krankheitsgefühl und kann eine Gelbfärbung der Haut und der Augen verursachen. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W19. Eine chronische Hepatitis kann man nicht am äußeren Erscheinungsbild erkennen. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W20. Eine Hepatitis C wird sehr häufig chronisch. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich V 4.1 2012-10-17 Druck-Studie Leipzig 10/14 W21. Eine Hepatitis B wird selten chronisch. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W22. Vor einer Hepatitis B kann man sich durch eine Impfung schützen. war mir nicht so klar ist neu für mich wusste ich W23. Damit eine Hepatitis B-Impfung wirksam wird, müssen mindestens drei Impfdosen in zeitlichen Abständen gegeben werden. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W24. Gegen Hepatitis C gibt es keine Impfung. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W25. Eine chronische Hepatitis C kann heute bei der Mehrzahl der Infizierten mit Medikamenten geheilt werden. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W26. Wenn eine Hepatitis C ausgeheilt ist (egal, ob von alleine oder mit einer Therapie), kann man sich wieder neu mit Hep. C anstecken. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W27. Eine chronische Hepatitis B kann ähnlich wie HIV mit Medikamenten behandelt werden. Eine Heilung ist aber nur sehr selten möglich. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W28. Die Postexpositionsprophylaxe (PEP) versucht, nach ungeschütztem Sex oder unsafe use mit einer infizierten Person eine HIV-Infektion zu verhindern. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich W29. PEP ist eine Behandlung gegen HIV, bei der Medikamente direkt nach der Risikosituation für vier Wochen eingenommen werden. wusste ich war mir nicht so klar ist neu für mich K: Gesundheitsversorgung K1. Wurde bei Ihnen jemals eine der folgenden Infektionen / Erkrankungen diagnostiziert? (Mehrfachantworten möglich) Tuberkulose ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten Endokarditis (Herzentzündung) ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten Lungenentzündung ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten Leberzirrhose ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten Thrombose (Blutgerinsel) ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten Syphilis ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten Gonorrhoe / Tripper ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten Genitalherpes ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten Feigwarzen ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten Clamydieninfektion ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten Milzbrand ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten Krätze (Skabies) ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten andere (bitte angeben): V 4.1 2012-10-17 Druck-Studie Leipzig 11/14 K2. Hatten Sie schon mal eine Überdosis (mit Atemstillstand) ja nein >K4 weiß nicht mehr >K4 will nicht antworten >K4 K3. Wie oft ist das in den letzten 12 Monaten vorgekommen? mal nie weiß nicht mehr will nicht antworten K4. Wann waren Sie zuletzt in medizinischer Behandlung (auch wegen nicht-drogenbezogener medizinischer Probleme)? MM J J J J Monat/Jahr K5. In welcher Art von Einrichtung war das? Krankenhaus Gesundheitsamt weiß nicht mehr Substitutionsambulanz oder Praxis Haftkrankenhaus will nicht antworten Praxis ohne Suchttherapie andere: niederschwelliger Drogenbereich K6. Wegen welchem Problem waren Sie dort? weiß nicht mehr will nicht antworten K7. In welcher dieser Einrichtungen sind Sie in den letzten 12 Monaten am häufigsten gewesen? Krankenhaus Gesundheitsamt weiß nicht mehr Substitutionsambulanz oder Praxis Haftkrankenhaus will nicht antworten Praxis ohne Suchttherapie andere: niederschwelliger Drogenbereich K8. Wie würden Sie Ihren derzeitigen Gesundheitszustand beschreiben? sehr gut gut ok schlecht stark schwankend K9. Haben Sie sich irgendwann unter nicht-professionellen Bedingungen (von Freunden, Bekannten, nicht in einem TattooStudio) eine Tätowierung oder ein Piercing machen lassen? Wenn ja: in Haft? weiß nicht mehr außer Haft? nein will nicht antworten L: Wissen und Informationsquellen L1. Wo haben Sie sich über Hepatitis und HIV informiert? (Mehrfachantworten möglich) Internet Gesundheitsamt Fernsehen / Radio niederschwellige Drogeneinrichtung Broschüren / Flyer / Plakate AIDS-Hilfe / AIDS-Beratungsstelle bei anderen Drogenkonsumierenden Streetworker bei Freunden / Bekannten andere Stelle: will nicht antworten bei meinem Arzt / meiner Ärztin L2. Welches sind für Sie die wichtigsten Informationsquellen? (Mehrfachantworten möglich) Internet Gesundheitsamt Fernsehen / Radio niederschwellige Drogeneinrichtung Broschüren / Flyer / Plakate AIDS-Hilfe / AIDS-Beratungsstelle andere Drogenkonsumierende Streetworker Freunde / Bekannte andere Stelle: will nicht antworten mein Arzt / meine Ärztin L3. Haben Sie von den Milzbrandfällen bei Drogenkonsumenten in den Jahren 2009, 2010 und 2012 gehört? ja nein >M1 V 4.1 2012-10-17 Druck-Studie Leipzig 12/14 L4. Wenn ja: Hat das Ihr Konsumverhalten beeinflusst? (Mehrfachantworten möglich) ja, ich habe meinen Drogengebrauch (zeitweise) eingeschränkt ja, ich habe meine Drogenquelle gewechselt in der Szene Problem diskutiert ich habe mich von meinem Arzt / Betreuer beraten lassen ich habe versucht, das Drogenbesteck besser zu sterilisieren anderes: nein, keine Veränderungen will nicht antworten M: Demografische Charakteristika M1. Wann wurden Sie geboren? M M Monat J J J J Jahr M2. Geschlecht: männlich weiblich transgender will nicht antworten M3. Sind Sie in Deutschland geboren? ja >M5 nein will nicht antworten M4. In welchem Land sind Sie geboren? will nicht antworten M5. In welchem Land sind Ihre Eltern geboren? Vater: unbekannt will nicht antworten Mutter: unbekannt will nicht antworten M6. Was waren während der letzten 12 Monate Ihre Einkommensquellen, von denen Sie gelebt haben? (Mehrfachantworten möglich) regelmäßiger Job (Voll- oder Teilzeit) Betteln Nebentätigkeit / Aushilfsjob Verkauf von Drogen Hartz IV Sex gegen Geld Arbeitslosengeld 1 Diebstahl Unterstützung durch Eltern / Familie / Freunde anderes (bitte angeben): Zeitungsverkauf will nicht antworten M7. Wo haben Sie während der letzten 12 Monate hauptsächlich gewohnt? (falls mehrere zutreffen, Beschränkung auf die 2 mit der längsten Dauer) in eigener / gemieteter Wohnung Wohnheim / Übergangswohnheim bei meinen Eltern Notunterkunft / Übernachtungsstelle bei Freunden JVA / Maßregel / Sicherheitsverwahrung bei Verwandten obdachlos >M9 ambulant betreutes Wohnen anderes (bitte angeben): Fachklinik / stationäre Reha will nicht antworten M8. Waren Sie jemals obdachlos?: ja nein weiß nicht mehr will nicht antworten M9. Haben Sie eigene Kinder unter 14 Jahren? ja nein will nicht antworten V 4.1 2012-10-17 Druck-Studie Leipzig 13/14 M10. Mit wie vielen Kindern unter 14 Jahren wohnen Sie im selben Haushalt? Anzahl: will nicht antworten M11. Höchster Schulabschluss? habe keinen Schulabschluss Abitur / Fachabitur bin noch in Schulausbildung anderer Schulabschluss: Hauptschule will nicht antworten mittlere Reife (Realschule / Polytechnische Oberschule) M12. Höchster Ausbildungsabschluss? derzeit in Hochschul- oder Berufsausbildung Meister / Techniker keine Hochschul- oder Berufsausbildung abgeschlossen anderer Schulabschluss: abgeschlossene Lehre / Ausbildung will nicht antworten Hochschulabschluss Wir möchten uns an dieser Stelle bei Ihnen für Ihre Teilnahme an der Studie bedanken. Um weitere Studien besser planen zu können, möchten wir von Ihnen nur noch wissen, aus welchem Grund Sie an dieser Studie teilgenommen haben. M13. Warum haben Sie an dieser Studie teilgenommen? (Mehrfachnennungen möglich) wegen des Geldes wegen der HIV-Schnelltestmöglichkeit wegen der Tests (inkl. Hepatitis) weil meine Freunde / Bekannte mitmachen um mich zu informieren aus Interesse andere Gründe: weil ich die Studie wichtig finde weil ich Zeit und nichts anderes vor hatte will nicht antworten M14. Von wem haben Sie den Coupon bekommen? von meinem / meiner festen PartnerIn von einem / einer gutem/n Bekannten von jemandem, den ich nicht so gut kenne Anmerkungen V 4.1 2012-10-17 Druck-Studie Leipzig 14/14