Finanzämter Leipzig - Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien

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Finanzämter Leipzig
Umbau und Sanierung
Inhalt
01
Einführung
04
Nordplatz
Teilobjekt 1
13
Leihhaus und Behördenzentrum
Teilobjekte 2 und 3
16
Daten und Planungsbeteiligte
Einführung
Im Zuge der Sächsischen Strukturreform der
Finanzämter zum 1. Januar 2007 erfolgte die
Zusammenlegung der drei Leipziger Finanz­
ämter zu den Finanzämtern Leipzig I und II. Der
Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und
Baumanagement ist als zentraler Dienstleister
für das staatliche Bau- und Liegenschaftswe­
sen auch für die Unterbringung der Behörden
des Freistaates verantwortlich. Somit hat er die
Aufgabe, die räumliche Ordnung der Behörden
den veränderten Strukturen anzupassen. Die
funktionsgerechte Unterbringung erfolgt nach
wirtschaftlichen Gesichtspunkten und im Falle
von Behörden mit regem Besucherverkehr – wie
es Finanzämter trotz unseres elektronischen
Zeitalters sind – auch unter dem Aspekt der
guten Erreichbarkeit. Beide, nur knapp 500
Meter voneinander entfernt liegenden Finanz­
amtsgebäude befinden sich im Stadtbezirk
Zentrum Nord, etwa 1,5 Kilometer vom Leip­
ziger Innenstadtring entfernt.
Die landeseigene Immobilie am Nordplatz 11
erwies sich als geeignet, das Finanzamt Leipzig
II, das bisher in angemieteten Räumen unter­
gebracht war, aufzunehmen. Zwar stellte das
denkmalgeschützte Gebäude, erbaut 1921/22,
die Bauleute vor besondere Herausforderungen,
dafür konnte aber ein architektonisch interes­
santes und städtebaulich wichtiges Zeitzeugnis
wieder nutzbar und auch für die Öffentlichkeit
zugänglich gemacht werden.
Der Besucher, der bei einem Finanzamt eher
ein nüchternes Gebäude erwartet, wird von
den aufwendig restaurierten Details überrascht
sein: holzverkleidete Wände, Stuckdecken, ein
historischer, in eine moderne Aufzugsanlage
integrierter Fahrkorb, ein Keramikbrunnen und
sogar ein Tresor.
Die zweite Baumaßnahme umfasste die Sanie­
rung des 1912 erbauten, denkmalgeschützten
ehemaligen Leihhauses am Wilhelm-LiebknechtPlatz, in dem das Finanzamt Leipzig I optimale
Bedingungen vorfindet. Durch bauliche Ein­
griffe musste der Grundriss einer konzen­trier­
teren Behördennutzung angepasst werden. Als
Archiv dient nun ein bisher ungenutzter An­
bau, der entkernt und um ein Geschoss aufge­
stockt wurde. Das Archivgebäude ist so konzi­
piert, dass es bei Bedarf erweiterbar ist.
Im Namen aller an den Projekten Beteiligten,
wünsche ich den neuen Nutzern – Beschäf­
tigten wie Besuchern – der beiden Leipziger
Finanzämter viel Erfolg bei ihren Aufgaben
und Vorhaben.
Professor Dieter Janosch
Geschäftsführer des Staatsbetriebs Sächsisches
Immobilien- und Baumanagement
01
02
03
Nordplatz
Teilobjekt 1
Etagenanzeiger
der historischen Aufzugsanlage
04
Zur Geschichte
Das Gebäude am Nordplatz 11 wurde 1921/22
durch das Architekturbüro Händel und Franke,
Leipzig, im Stil der Neorenaissance errichtet und
steht heute unter Denkmalschutz. Es diente als
Verwaltungsgebäude für das Mitteldeutsche
Braun­kohlensyndikat der böhmisch-jüdischen
Brüder Ignaz und Dr. Julius Petschek.
Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann
machte sich Ignaz Petschek (1857 – 1934) 1880
im Kohlenhandel selbstständig. Zunächst als
Kommissionshändler tätig, baute Petschek ab
1882 intensive Geschäftsbeziehungen zur Wie­
ner Anglobank auf. Unter seiner Regie konnten
die nordböhmischen Werke der Bank ihre Braun­
kohleproduktion bis 1892 auf das Zehnfache
steigern. Zur Jahrhundertwende besaß Petschek
die Aktienmajorität bei mehreren großen Kohle­
berg­werken. Zusammen mit seinem älteren
Bruder Dr. Julius Petschek (1856 – 1932) erwarb
er ein be­­­­trächtliches Vermögen im Braunkohle­
bergbau des Nordböhmischen Reviers um Brüx
(Most). Die beiden erfolgreichen Unternehmer
und Mit­besitzer des Prager Bankhauses Pet­
schek & Co. expandierten 1918 nach Deutsch­
land. Sie erwarben im großen Rahmen die
Mehr­heiten in den Bergbaugesellschaften um
Meuselwitz, Rositz und Borna. Mit dem Er­
werb der Anhaltischen Kohlenwerke AG im
Jahre 1932 befand sich mehr als die Hälfte
der Braunkohleförderung Mitteldeutschlands
im Besitz der Familie Petschek. 1938 wurden
die Petschek-Unternehmungen zerschlagen
und die Familie enteignet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die
sowjetische bzw. russische Kommandantur
das Gebäude am Nordplatz als Schule und
Kaufhaus. Danach stand das Gebäude leer.
Historischer Stadtkontext
Das markante Eckgebäude schließt die östliche
Seite des Stadtraumes des Nordplatzes und
prägt den platanenbestandenen Straßenraum
der Roscherstraße. Der Nordplatz wird durch
die monumentale Sakralarchitektur der Michae­liskirche (Neorenaissance mit Jugendstilele­
menten) und den vorgelagerten Park geprägt.
Die Michaeliskirche bildet den nördlichen Ab­
schluss der Nord-Süd-Hauptachse des Leip­
ziger Stadtzentrums. In direkter Nachbarschaft
befinden sich das Leibniz-Gymnasium und das
ehemalige Stadtbad des Architekten Otto
Wilhelm Scharenberg.
Ausgangssituation
Das Gebäude befand sich zum Beginn der Pla­
nungsphase in einem unsanierten Zustand. Es
ist in den letzten Jahren nur sporadisch her­
gerichtet und notdürftig repariert worden.
Seit der Errichtung im Jahr 1922 erfolgte nun
erstmals eine grundhafte Sanierung.
Während der sowjetischen Nutzung als Schule
bzw. Kaufhaus wurden einige Veränderungen
am Haus selber und an einzelnen Bauteilen vor­
genommen. Zum Beispiel funktionierte die
Schulleitung den historischen Saal zu einer
Sporthalle um.
Ab 1993 stand das Gebäude fast eineinhalb Jahr­
­­zehnte leer. Währenddessen haben sich kleine
Schäden zu größeren Problemen entwickelt. So
zum Beispiel der Echte Hausschwamm, der sich
in einigen Bereichen bis in das dritte Oberge­
schoss ausgebreitet hatte. Unter anderem waren
davon Teile der Dachkon­struktion und der daran
abgehängten Stuckdecke des Saales betroffen.
Während des Leerstandes zerstörten Vandalen
markante Teile der Inneneinrichtung, die bis
dahin die Zeit überdauert hatten. Dazu ge­
hörte fast die Hälfte der Türen.
von oben nach unten
Treppenhaus, Bibliothek, Saal
Viele der Veränderungen und Schäden waren
nur mit hohen Aufwendungen zu korrigieren.
Die vom Hausschwamm betroffenen Teile wur­
den fachgerecht entfernt und dann gemäß den
historischen Vorlagen rekonstruiert.
Spezielle Anforderungen
Eine besondere Herausforderung bestand darin,
das Einzeldenkmal unter Einhaltung der ho­
hen denkmalpflegerischen Zielsetzungen in
ein modernes, bar­ri­erefreies Verwaltungsge­
bäude mit starkem Besucherverkehr umzu­
bauen.
Am Anfang galt es, die ursprüngliche histo­
rische Gestaltung des Gebäudes herauszuar­
beiten. Neben allgemeinen Recherchen wurde
ein farbrestauratorisches Gutachten erstellt.
Die hier gewonnenen Erkenntnisse flossen in
die Planungen ein. Das in großen Teilen noch
nachvollziehbare, ursprüngliche Farbkonzept
wurde im Zusammenspiel von Bauherr, Nut­
zer, Denkmalpflege und Architekten für dieje­
nigen Bereiche sinnvoll ergänzt, für die keine
Erkenntnisse vorlagen. Dies betraf unter an­
derem die Einführung eines Sockels mit einem
farbigen Beistrich in den Fluren. Dieser farbige
Beistrich orientiert sich wiederum an den
vorgefundenen Farben der Säulen im Trep­
penhaus – jede Ebene hatte hier ihre eigene
Farbe. Gleichfalls ist die Ausführung des Fuß­
bodens eine Interpretation, die sich an den im
Haus vorgefundenen Farben – dem dunklen,
fast schwarzen, satten Braun der Holzteile
sowie den hellen, beigen Tönen der Wände –
orientiert. Alle metallenen und viele schmü­
ckende Elemente im Inneren sind goldfarben.
Die Farbe Gold findet sich demzufolge am
Aufzug, an Handläufen und den Türklinken
wieder.
Die Erfüllung der Brandschutz- und hohen
Sicher­heitsanforderungen sowie die beson­
dere Aufbewahrungspflicht der Akten stellten
05
Hofansicht mit neu geschaffenen
Parkmöglichkeiten
Deckendetail vor der Sanierung
Saniertes Deckendetail
mit integrierter Beleuchtung
die Planer vor anspruchsvolle Aufgaben. Der
hohe Anteil an Archivflächen und an Aufbe­
wahrungsmöglichkeiten in den Büros hatte
nicht nur statische Auswirkungen. Die Büros
konnten nicht normiert geplant werden und
mussten wiederum in sehr indivi­duelle, ur­
sprünglich für andere Nutzungen er­baute
Räume, wie zum Beispiel die ehemalige Direk­
torenwohnung, integriert werden.
Das gesamte Untergeschoss dient nun als Ar­
chiv. Dazu musste das Kellermauerwerk in einer
Breite von fast einem Meter horizontal gesägt
und gegen Bodenfeuchtigkeit neu abgedich­
tet werden. Außerdem war der Einbau einer
neuen Bodenplatte erforderlich, um den ho­
hen Lastanforderungen der Fahrregalanlagen
gerecht zu werden.
Gebäudestruktur
Die vorhandene Grundrisstypologie des be­
reits als Verwaltungsgebäude errichteten Bau­
werkes blieb bei der Sanierung vollständig
erhalten. Auch das äußere Erscheinungsbild
blieb unverändert.
Der Eingangsbereich ist durch einen Portikus
aus Rochlitzer Porphyr akzentuiert. Aus dem
gleichen Material bestehen die Rustika, die
Fenstergewände und weitere Zierelemente
des Gebäudes.
Der L-förmige Bau wird über ein zentrales
Foyer im Hochparterre und eine großzügige
Treppenanlage mit einer historisch bereits vor­
handenen, sanierten Aufzugsanlage vom Nord­
platz her erschlossen. Der behindertengerechte
Zugang erfolgt über eine Rampe im Hof.
Das Kellergeschoss dient als Archiv. Im Erdge­
schoss, den drei Obergeschossen sowie dem
ersten Dachgeschoss befinden sich die Büros
des Finanzamtes Leipzig II. Die teilweise sehr
großen Büroräume werden durch eine beson­
dere Möblierung als Großraumbüros genutzt.
In der ungünstig belichteten Nordostecke be­
finden sich die Sanitärbereiche und weitere
Nebenräume.
06
Außenanlagen
Bereits vor Sanierungsbeginn erfolgte im Jahr
2006 der Abbruch eines Hofgebäudes und die
Verfüllung des außen liegenden Kohlenkellers
am Hauptgebäude. Außerdem wurden die
Altlasten einer ehemaligen Dieseltankstelle
entsorgt.
Im Hof sind 69 PKW- und 35 Fahrradstellplätze
entstanden. Zwischen den Stellflächen wurden
Grünstreifen angelegt und mit Bäumen und
Sträuchern bepflanzt.
Die Zufahrt erfolgt von der Roscherstraße. Die
Verbreiterung des vorhandenen Hoftors er­
möglicht die Zufahrt auch für Rettungsfahr­
zeuge und Feuerwehr.
Brandschutz/Sicherheit
Das Gebäude erhielt eine bei der Feuerwehr
aufgeschaltete Brandmeldeanlage. In den
Fluren und an den Treppenhäusern musste
eine Vielzahl von neuen Rauch- und Brand­
schutzabtrennungen angeordnet werden. Üb­
licherweise erfolgt dies in Konstruktionen aus
Stahl und Glas. Dies hätte allerdings das
denkmalpflegerische Konzept negativ beein­
flusst. Deshalb wurde eine spezielle offene und
transparente Abtrennung entworfen. Letztlich
bestehen diese Elemente nur aus Glas mit
einem eingestellten Holzrahmen. Alle seitlichen
und oberen Konstruktionsteile wurden in das
Mauerwerk eingelassen und eingeputzt, sodass
die gewünschte architektonisch-gestalterische
Offenheit und damit der historische Gesamt­
eindruck erhalten blieb.
In allen drei Treppenhäusern wurden Lösch­
wasserleitungen verlegt; pro Geschoss gibt es
vier Feuerlöscher.
Das Fenster der mittleren Gaupe im ersten
Dachgeschoss des Südgiebels dient als zweiter
Rettungsweg. Es ist einflüglig und somit
vollständig zu öffnen. Der Einbau einbruch­
hemmender Fenster und einer Einbruchmel­
deanlage gewährleistet die Sicherheit.
07
Details
Geschnitzte Säule in der Bibliothek
Rekonstruierte Schranktüren in der Bibliothek
Bibliothek
Die denkmalgeschützte Möblierung der kleinen
Bibliothek im zweiten Obergeschoss war teil­
weise zerstört bzw. verschwunden. In akribischer
Detailarbeit wurden die vorhandenen Ausbau­
teile analysiert und ergänzt oder rekonstruiert.
Dieser Raum hat nach der Fertigstellung wieder
seinen ursprünglichen Charakter und wird auch
weiterhin als Bibliothek genutzt.
Bibliothek mit denkmalgeschützter
Möblierung
Direktorenwohnung
Im zweiten Obergeschoss befindet sich die
groß­zügig geschnittene ehemalige Wohnung
des Direktors des Mitteldeutschen Braunkoh­
lesyndikats. Ein kleiner, gut erhaltener Teil der
denkmal­geschützten Wandverkleidung ver­
bleibt, wieder aufgearbeitet, als historische
Spolie. Ein Raum wurde vollständig mit Wand­
vertäfelung und Wandmalerei restauriert.
08
Restaurierter Raum der ehemaligen Direktorenwohnung
Tresor
Im Erdgeschoss steht ein wieder aufgearbei­
teter Tresor der Carl Kästner AG von 1922. Die
Kästnersche Fabrik in der Berliner Straße 69 –
von dem Schlossermeister Carl Kästner 1823
gegründet und seit der Übernahme der »LipsiaFahrrad-Industrie-AG« im Jahr 1900 als Carl
Kästner AG geführt – stellte Geldschränke und
Tresoranlagen her. Bis 1927 war die Firma in
Berlin und Leipzig amtlich notiert.
Tresortür
09
Beleuchtungsdetail mit textiler Bespannung
10
Restauriertes Stuckelement
oben und links
Historischer Saal mit
neu entworfener Beleuchtung
Historischer Saal
Im dritten Obergeschoss befindet sich der große
Saal, der aufgrund seiner historischen Aus­
stattung erhalten werden sollte. Während der
Schulnutzung diente er bis 1993 als Sporthal­
le und wurde dadurch stark in Mitleidenschaft
gezogen. Um die Raumwirkung des denkmal­
ge­­schützten Saals beizubehalten, sollte er
nach der Sanierung ursprünglich als Groß­
raumbüro genutzt werden.
Neben den Forderungen der Denkmalpflege
nach einer originalgetreuen Rekonstruktion
musste diese geplante Büronutzung bei der
Sanierung berücksichtigt werden. Insbeson­
dere die normgerechte Beleuchtung und eine
arbeitsplatztaugliche Akustik stellten eine
Heraus­forderung dar. Deshalb wurden die
seit­lichen Wände zwischen den historischen
Holzpanelen mit einer jagdgrünen, textilen
Bespannung versehen. Dahinter befinden sich
die Akustik verbessernde Dämmplatten. Im
unteren Wandbereich wurde die vorhandene
Paneelverkleidung aufgearbeitet und ergänzt.
Der verschlissene Saalfußboden erhielt neues
Parkett.
Die sechs rechteckigen und die drei runden
Leuchten wurden speziell für diesen Ort und
die geplante Nutzung als Großraumbüro
entworfen und gebaut. Diese wie Segel im
Raum schwebenden Leuchten sind gleichfalls
zum Zwecke einer akustischen Ver­besserung
textil bespannt. Das Motiv der Rundungen
bzw. Kreise als auch das Gold sind den Orna­
menten des Saales entlehnt. Dadurch fügen
sie sich trotz der modernen Aus­führung gut
in den Saal ein.
Die durchfeuchtete und vom Echten Haus­
schwamm befallene Stuckdecke wurde saniert,
statisch gesichert und restauriert. Die Farbig­
keit entspricht den historischen Befunden.
11
rechts
Historischer Brunnen
im dritten Obergeschoss
unten
Abtrennung des Bereichs Steuerfahndung
vom öffentlichen Bereich
Brunnen
Im Flur des dritten Obergeschosses konnte ein
historischer Brunnen restauriert werden. Der
Brunnen ist ein klassischer Wasserspender
wie er häufig vor Veranstaltungsräumen, Kinos,
Theatersälen etc. installiert war.
Denkmalgeschützte Aufzugsanlage
Der historische Fahrkorb war noch vorhanden
und ist denkmalgerecht in die neue Aufzugs­
anlage integriert. Die dunkle Holzvertäfelung
der Aufzugskabine wurde aufgearbei­tet sowie
die Schalttafel aus Messing erneuert. Die vier
runden, restaurierten Pfeil-Etagenanzeiger be­
finden sich nun wieder über den Auf­zugstüren
des Erdgeschosses und der drei Ober­­geschosse.
Bereich Steuerfahndung
Die Büros der Steuerfahndung im dritten Ober­
geschoss und ersten Dachgeschoss mussten
aus Sicherheitsgründen vom öffentlich zu­
gänglichen Bereich getrennt werden, ohne
die Entrauchung des Haupttreppenhauses zu
gefährden. Die Lösung ist ein per­forierter, me­
tallener Vorhang, der zum einen normgerecht
die Forderungen des Einbruchschutzes erfüllt
und sich zum anderen in den denkmalpflege­
rischen Kontext einordnet. In Anlehnung an
die geschwungenen Stäbe der vorhandenen
Gitter entstand aus einem symbolhaft verfremdeten Paragrafenzeichen ein eigenständi­
ges Ornament. Dieses wiederum wurde digita­
lisiert, aus Folien ausgeschnitten und bemustert.
Anhand der CAD-Datei wurde das Ornament
aus einer zehn Millimeter starken Metallplatte
ausgelasert. Die Farbe Gold ergibt sich aus dem
historischen Farbkonzept.
12
Aufzugsanlage mit integriertem
historischem Fahrkorb
Leihhaus
und Behördenzentrum
Teilobjekte 2 und 3
Ehemaliges »Leihaus« am Wilhelm-Liebknecht-Platz
mit Archivanbau
»Leihhaus«
Wilhelm-Liebknecht-Platz 3 – 4
Raumstrukturierung
In dem Gebäudekomplex Wilhelm-LiebknechtPlatz 3 – 4, der ursprünglich als Pfandleihhaus
errichtet wurde, ist seit 1996 das Finanzamt
Leipzig I untergebracht. Der Komplex war so
umzugestalten, dass bisher ausgelagerte Be­
reiche der Finanz­ämter I und III mit unterge­
bracht werden konnten. Hintergrund ist die
Struktur­reform vom 1. Januar 2007, wodurch
die ehemals drei Leipziger Finanzämter zu
zweien zu­sam­men­gelegt wurden. Geringe
Eingriffe in die Bausubstanz genügten, um
die vorhandene Nutzfläche durch Teilung und
Umstrukturierung einzelner Räume der kom­
pakteren Nutzung anzupassen.
Archivanbau
Die Archive waren bisher unter sehr schlech­
ten Bedingungen im Keller untergebracht.
Mit dem Umbau des bis dahin ungenutzten
eingeschossigen Anbaus an der nordöstlichen
Giebelseite des Hauptgebäudes konnte das
Problem gelöst werden. Aufgrund der zu ge­
ringen Tragfähigkeit der Geschossdecke über
dem Kellergeschoss blieb vom ursprünglichen
Anbau nur die äußere Hülle erhalten. Diese
steht unter Denkmalschutz. Es erfolgte die
komplette Entkernung des Anbaus. Das betraf
den Abbruch des Daches, der Geschossdecken,
der Innenwände und -stützen sowie des Kel­
lerfußbodens.
Auf den Fundamenten der Außenwände und
Stützen musste eine neue Stahlbetonboden­
platte eingebaut werden. Innerhalb der historisch
vorhandenen Außen­wände wurde eine neue
Stahlkonstruktion er­richtet. Diese ist für die
Aufnahme der hohen Lasten einer Fahrregal­
anlage ausgelegt und ragt über die vorhande­
nen Wände hinaus. Das so entstandene erste
Obergeschoss bekam eine Metall-Vorhangfas­
sade mit Wärmedämmung. Eine Stahlbeton­
platte über den Stahlträgern (Verbunddecke)
bildet das Dach des ersten Obergeschosses.
An den Seiten kragt die Platte bis zur Vorder­
kante der bestehenden Außenwände des
Archivanbau – Schnitt
Archivanbau – Detailaufnahme
Haupt­gebäude
Archiv­anbau
13
Treppe zum neu errichteten
Obergeschoss
E­ rd­geschosses aus. Mit der dreigeschossigen
­Lösung und der auskragenden Deckenplatte
wird die Sockelstruktur des historischen Leih­
hauses auf­ge­nommen und das Gesims fort­
geführt.
Der Aufzug ist als freistehende Stahlkonstruk­
tion im offenen Zwischenraum zum Hauptge­
bäude eingeordnet.
In allen drei Geschossen sind Fahrregalanla­
gen installiert. In diesen können 4 600 Regal­
meter Akten untergebracht werden.
Die Konstruktion des Archivanbaus ist so an­
gelegt, dass eine spätere Erweiterung auf bis
zu sieben Geschosse ermöglicht wird. Das
Archiv wächst dann quasi aus dem Anbau
heraus. Als architektonischer Mittler und als
sommerlicher Wärmeschutz ist für die Er­
weiterung dann eine semitransparente, tex­
tile Hülle vorgesehen.
Behördenzentrum
Berliner Straße
Das Finanzamt Leipzig II hatte bis zum Um­
zug in das sanierte Gebäude am Nordplatz
seinen Sitz im Behördenzentrum Berliner
Straße.
Die dort installierte Fahrregalanlage musste
abgebaut werden. Die Anlage umfasste 45
Regale, die jeweils 2,40 Meter hoch und 6,70
Meter lang sind und 4220 laufenden Akten­
metern Platz bieten. Teile davon werden im
neuen Archivanbau am Wilhelm-LiebknechtPlatz wiederverwendet.
In den Fahrregalanlagen finden insgesamt
4600 Regalmeter Akten Platz.
14 |
Freistehende Aufzugsanlage
Stahlkonstruktion der Aufzugsanlage im Detail
| 15
Daten und
Planungsbeteiligte
Planungsdaten
Nutzfläche/Hauptnutzfläche
Bauherr
Teilobjekt 1: Nordplatz 11
Teilobjekt 1: Nordplatz 11
Hauptnutzfläche 4113 m²
Nebennutzfläche 987 m²
Verkehrsfläche 1953 m²
Bruttogeschossfläche 8833 m²
Freistaat Sachsen
Sächsisches Staatsministerium der Finanzen
Staatsminister der Finanzen
Prof. Dr. Georg Unland
Abteilungsleiter Landesvermögen und
Staatshochbau Dr. Michael Antoni
 Abbruch Nebengebäude / Altlastensanierung
Genehmigung der Entscheidungs-­
unterlage (ES): 03/2006
Genehmigung der Entwurfsunterlage-Bau
(EW-Bau): 03/2006
Baubeginn: 1. August 2006
Fertigstellung: 28. November 2006
Teilobjekt 2: »Leihhaus«
Hauptnutzfläche 9397 m²
Nebennutzfläche 1440 m²
Bruttogeschossfläche 17 813 m²
 Sanierung des Gebäudes
Nordplatz 11
Genehmigung der ES: 06/2006
Genehmigung der EW-Bau: 01/2007
Baubeginn: 1. Februar 2007
Richtfest: 9. Oktober 2007
Fertigstellung: 16. Januar 2009
Übergabe: 19. Januar 2009
Teilobjekt 2: »Leihhaus«
BRI / Bruttorauminhalt 65 091 m³
Teilobjekt 2: »Leihhaus«
Wilhelm-Liebknecht-Platz 3 - 4
Baukosten
 Umbau Leihhaus und Archivanbau
Genehmigung der ES: 06/2006
Genehmigung der EW-Bau: 09/2007
Baubeginn: 3. Dezember 2007
Fertigstellung: 22. Juni 2009
Übergabe: 31. Juli 2009
Teilobjekt 3: Behördenzentrum
Berliner Straße
Umbauter Raum
Teilobjekt 1: Nordplatz 11
BRI/ Bruttorauminhalt 34 481 m³
Teilobjekt 1: Nordplatz 11
7378 T Euro
Teilobjekt 2: »Leihhaus«
3155 T Euro
Teilobjekt 3: Rückbau
242 T Euro
Gesamtbaukosten 10 775 T Euro
 vertraglich vereinbarte Rückbau­
maßnahmen
Genehmigung der ES: 05/2005
Genehmigung der EW-Bau: 09/2009
Baubeginn: 12. Januar 2009
Fertigstellung: 30. Juni 2009
16
Staatsbetrieb Sächsisches
Immobilien- und Baumanagement
Geschäftsführer Prof. Dieter Janosch
Unternehmensbereich Planungs- und
Baumanagement
Unternehmensbereichsleiter Volker Kylau
SIB Niederlassung Leipzig I
Niederlassungsleiterin Gerlind Berndt
 Projektleitung
Gruppenleiter Thomas Jende,
Birgit Hirschfeldt
 Betriebstechnik
Gruppenleiter Torsten Kirst, Evelin Ebersbach,
Steffen Kotkowski
 Ingenieurbau
Gruppenleiter Tim Rischpeter,
Karin Kirsch
 Vertragswesen Vergabe
Gruppenleiterin Constanze Glass,
Monika Sammler
Planungsbeteiligte
 Architekten
bhss Architekten
Erich-Zeigner-Allee 69 – 71 · 04229 Leipzig
 Bauleitung TO 1+ TO 2
C&E Consulting und Engineering GmbH
Jagdschänkenstr. 52 · 09117 Chemnitz
 Denkmalpflege TO 1 + 2
Stadt Leipzig
Amt für Bauordnung und Denkmalpflege
Abt. Denkmalpflege
 Tragwerksplanung TO 1 + 2
C&E Consulting und Engineering GmbH
Jagdschänkenstr. 52 · 09117 Chemnitz
 Elektrotechnik TO 1 + 2
abi anders ingenieure
Podelwitzer Weg 11 · 04356 Leipzig
 SiGe - Koordinator TO 1 + 2
Ibm – IB für Arbeitssicherheit und
Unternehmensbetreuung
Teichstr. 4 · 01619 Zeithain
 Holzschutz, Mauerwerksanierung TO 1
VEBAU, IB für Baustoffprüfung
und Umwelttechnik
Holbeinstr. 24 · 04299 Leipzig
 Außenanlagen TO 1
L. P. Bauplanung GmbH
Josephstr. 44 – 46 · 04177 Leipzig
 HLS, Aufzug TO 1
IBG
IB für Gesamtplanung GmbH
Büro Halle (Gesamtplanung)
Büro Leipzig (Aufzug)
Schongauerstr. 29 – 31 · 04328 Leipzig
 Schallschutz, Bauakustik TO 1 + TO 2
Büro für Bauphysik
Dipl.-Physiker Manfred Weiße
Seestr. 8 · 06318 Wansleben a. S.
 Lichtprojekt (Saalbeleuchtung) TO 1
Ankeaugsburglicht
Erlenstr. 2 B · 04105 Leipzig
 Brandschutz (Entwurf) TO 1 + TO 2
Architektur + Ing.büro Bornemann
Rosmarinstr. 9 · 09117 Chemnitz
 Prüfung + Baubegleitung
Brandschutz TO 1 + 2
Prof. Dr.-Ing. Gert Beilicke
Prüf-Ing. für vorbeugenden
baulichen Brandschutz
Pölitzstr. 25 · 04155 Leipzig
Christiaan Wolff
Selneckerstr. 12 · 04277 Leipzig
 Prüfung Tragwerk TO 1
(Bis 2008)
Prof. Dr.-Ing. habil. L. Schubert
Prüfingenieur für Standsicherheit
Bernhard-Göring-Str. 80 · 04275 Leipzig
 Prüfung Tragwerk TO 1 + TO 2
Dipl.-Ing. Steffen Brandtner
Prüfingenieur für Standsicherheit
Bernhard-Göring-Str. 80 · 04275 Leipzig
 HLS TO 2
ZBP Zimmermann und Becker GmbH
Jahnallee 28 · 04109 Leipzig
 Aufzug TO 2
Hundt & Partner
Ingenieurgesellschaft mbH,
Niederlassung Leipzig
Nikolaistraße 16 · 04109 Leipzig
17
Herausgeber:
Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement
Wilhelm-Buck-Straße 4
01097 Dresden
im Auftrag des Freistaates Sachsen
Sächsisches Staatsministerium der Finanzen
Redaktion:
SIB Niederlassung Leipzig I
Fotos:
Steffen Junghans, Leipzig (außer S. 1, 7, 9 oben, 13 – 15: Christoph Busse,
Leipzig und S. 4/5, 6 oben: SIB Niederlassung Leipzig I)
Gestaltung und Satz:
Sandstein Kommunikation GmbH, Dresden · www.sandstein.de
Druck:
Druckerei Wagner GmbH, Großschirma
Redaktionsschluss:
November 2009
Auflagenhöhe:
1000 Exemplare
Bezug:
Diese Druckschrift kann kostenfrei bezogen werden bei:
SIB Niederlassung Leipzig I
Schongauerstraße 7, 04328 Leipzig
Telefon: + 49 341 2555000
Telefax: + 49 341 2555178
E-Mail: [email protected]
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Diese Informationsschrift wird von der Sächsischen Staatsregierung im Rahmen ihrer
verfassungsmäßigen Verpflichtung zur Information der Öffentlichkeit herausgegeben.
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ständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer
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wendung bei der Wahlwerbung.
Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die vorliegende Druckschrift nicht so verwendet werden, dass dies als Parteinahme des Herausgebers zu­gunsten
einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte.
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