Inputreihe Weltbundgebetswoche Liebe Leiter/innen und Member Vom 9.-16.11. findet die Weltbundgebetswoche des YMCA/YWCA statt. Als Vorbereitung dazu wurden die drei folgenden Inputs entworfen. Aber natürlich kann man sie auch irgendwann sonst anwenden. Jeder Input wird zuerst in einem Ablaufvorschlag (inkl. Zeitplan, Material) vorgestellt. Darauf folgen die einzelnen Materialien. Manchmal – v.a. bei Input 3 – braucht es neben den Materialien dieses Dokuments, die man einfach ausdrucken kann, zusätzliches Material. Die drei Inputs sind unterschiedlich gestaltet und auch verschieden anspruchsvoll. Überlege, welche Voraussetzungen in deinem Team/Hauskreis vorhanden sind, und passe bei Bedarf den Input an. Die Themen der drei Inputs sind – passend zum Anlass – Welt, Bund und Gebet. Sie stellen folgende Fragen: Welt – Was bedeutet es, dass wir nicht einfach nur für uns allein Christen sind, sondern zum Reich Gottes gehören? Was bedeutet es, dass wir nicht nur in unserm Quartier oder unserer Ortschaft Cevi machen, sondern zu einem weltweiten Verband gehören? Bund – Warum sind wir als Christen weltweit miteinander verbunden? Was hat dies damit zu tun, dass Gott mit uns einen Bund schliessen will? Wie stehe ich persönlich zu seinem Bund: Bin ich mit Gott verbündet oder möchte ich es noch werden? Gebet – Was bringt das Beten? Und wie soll ich beten? Wir hoffen, dass ihr angeregte Inputs in euren Teams und Hauskreisen erlebt und dazu motiviert werdet, in der Weltbundgebetswoche mitzubeten, aber auch ganz generell in eurem Alltag mit Gott im Gespräch zu bleiben. Christine Weinreich und Brigitte Gysin Input 1: Welt Hauptgedanke: Gott liebt diese Welt und die Menschen, die in ihr leben. Dennoch fordert er uns dazu auf, uns nicht nach weltlichen Massstäben zu richten, sondern nach seinen. Ablauf Zeit 10‘ 10‘ 5‘ 10‘ Einstieg mit „Tabu“ zu Begriffen, die „Welt“ beinhalten. Jeder zieht ein Kärtli und erklärt diesen Begriff, ohne die 3 darunter stehenden Worte zu benützen. Austausch: Passen diese Begriffe zu Gott? Weshalb ja? Weshalb nicht? Jeder überlegt sich, ob und warum sein Begriff zu Gott passt oder nicht, und legt ihn mit seinem Statement auf das entsprechende Plakat. Evtl. Diskussion dazu. Kurzinput „Gott und die Welt“ zu 1. Johannes 2,15-17 Variante 1: Bibellesemethode „Fünf-Finger“ Variante 2: Zeitungsartikel lesen und in Verbindung zu 1. Joh 2,15-17 setzen. Material Tabu-Kärtli A3 Papier „Ja“ A3 Papier „nein“ Papier, Stifte Zeitungen Ideen zum Kurzinput: Ich finde, viele dieser Begriffe passen sehr gut zu Gott. Denn wenn’s um die Welt geht, geht es schnell auch um Gott. Er hat die Welt geschaffen und für „sehr gut“ befunden. Und obwohl sich die Menschen immer wieder gegen ihn entscheiden, ihren eigenen Weg gehen wollen und Streit, Hass und Krieg in Gottes sehr gute Welt bringen, steht er zu seiner Welt. In Johannes 3,16 steht: Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat. Doch trotz seiner Liebe zur Welt (oder gerade deswegen) grenzt sich Gott auch von der Welt ab. Denn er hat mehr für uns bereit. So lesen wir in 1. Johannes 2,15-17: Liebt nicht die Welt und das, was zu ihr gehört! Wer die Welt liebt, in dessen Herz gibt es keine Liebe zum Vater. Die Welt ist erfüllt von der Gier der Triebe und Sinne, von der Gier der Augen, vom Prahlen mit Geld und Macht. Das alles kommt nicht vom Vater, sondern gehört zur Welt. Die Welt vergeht und mit ihr die ganze Lust und Gier. Wer aber tut, was Gott will, wird ewig leben. Variante 1 Wendet die Bibellesemethode „Fünf-Finger“ an. Jeder Finger steht dabei für eine Frage - Daumen: Was gefällt dir am Text? - Zeigefinger: Worauf macht dich dieser Text aufmerksam? - Mittelfinger: Was stinkt dir am Text? - Ringfinger: Wo steckt in dem Text eine Zusage / ein Versprechen Gottes? - Kleiner Finger: Was kommt dir in diesem Text zu kurz? Ihr könnt dazu eure Hand auf einem Blattpapier umfahren und in die Umrisse des jeweiligen Finger eure Antworten schreiben. Tauscht über eure Ergebnisse aus. Variante 2 Gott gibt alles für die Menschen auf der Welt, ihre Taten hingegen verurteilt er. Wenn wir die Zeitung lesen, sehen wir wie wahr die Verse aus 1. Johannes sind. Die Menschen streben nach Macht, Gier und Geld, was immer wieder schreckliche Konsequenzen hat. Auch wir sollen uns von diesen weltlichen Massstäben distanzieren. Die Menschen hingegen sollen wir lieben, wie Gott dies tut! à Verteilt Zeitungen und sucht euch in 2-er Gruppen 1-2 Artikel aus. Tauscht euch über folgende Fragen aus: - Wie passt dieser Artikel zu 1. Johannes 2,15-17? - Wie könnten wir als Christen mit einer solchen Situation umgehen? - Was würde es in diesem Fall bedeuten, nicht nach weltlichen Massstäben zu leben? Abschliessende Gedanken Viele Dinge auf dieser Welt laufen nicht so, wie Gott sich das ursprünglich gedacht hat. Wir sind dazu aufgefordert, nach seinen Massstäben zu handeln und uns für das Gute in dieser Welt einzusetzen. Genau dies tut auch der YMCA an vielen verschiedenen Orten auf der Welt. In der Strategie des YMCA von 2014-2018 steht: „Der YMCA lebt seine Mission als christliche und ökumenische Organisation und wir sind dazu berufen, durch Gottes bedingungslose Liebe alle jungen Menschen willkommen zu heissen und ihnen zu dienen. Wir sind verwurzelt in unserer gemeinsamen Basis, die in der Pariser Basis und der Challenge 21 festgehalten ist. Wir sind berufen zu dienen.“ Wir sind also Teil einer Organisation, die einen Unterschied in dieser Welt machen möchte. Wir sind Teil einer Organisation, in der sich auf der ganzen Welt Menschen für andere einsetzen und ihnen dienen. Dazu braucht es aber auch jeden von uns. Wir können uns hier in der Jungschar, im TenSing, im Hattrick, in einer Gemeinde usw. … für unsere Mitmenschen engagieren und so einen Unterschied machen. Tabu WELTREISE WELTBEWEGEND UMWELT · Flugzeug · Ereignis · Länder · aussergewöhnlich · Tiere · Veränderung · Greenpeace · unterwegs WELTRAUM TIERWELT · Schutz WELTANSCHAUUNG · Rakete · Fauna · Bild · Mond · Menschen · Einstellung · Astronaut · Arten · Leben WELTMEISTER · Sport · Fussball · Brasilien TRAUMWELT WELTBERÜHMT · Hollywoodstar · Schlaf · bekannt · Fantasie · überall · unrealistisch DRITTE WELT WELTFREMD WELTMACHT · arm · out · Amerika · zweite · altmodisch · Herrschaft · erste · Zeit · regieren BERGWELT WELTWIRTSCHAFT WELTHERRSCHAFT · Geld · regieren · schön · Business · überall · Matterhorn · Börse · Erde · wandern WELTKARTE WELTUNTERGANG WELTCUP · Endzeit · Orientierung · Apokalypse · Ski · Länder · existieren · Sport · Globus · Pokal Input 2: Bund Hauptgedanken: Gott bietet uns einen Bund an. Er will uns Vergebung und damit Gemeinschaft mit ihm schenken. Alle, die diesen Bund in Anspruch nehmen, sind untereinander verbunden (vgl. z.B. das Bild des Leibes Christi) Im YMCA Weltbund sind ganz unterschiedliche Gruppen miteinander verbunden, weil sie in der Pariser Basis eine gemeinsame Grundlage haben und wie alle Christen im Bund mit Gott auch miteinander verbunden sind. Zeit 10‘ 10‘ 10‘ 10‘ Information zum Begriff „Bund“ sowie zu Bünden im AT Einzelaufgabe: Alle versuchen zu formulieren, was aus Ihrer Sicht eigentlich Gottes Bündnisangebot an uns im Neuen Testament ist. Austausch der eignen Überlegungen, je nach Ergebnissen Diskussion (wenn z.B. Uneinigkeiten bestehen, etwas angezweifelt wird) Input Material Notizen Papier, Schreibzeug Notizen Die Notizen verweisen ab und zu auf konkrete Bibelstellen. Ob man diese beim Inputhalten vorlesen will oder nicht, kann man selbst entscheiden. Informationen zum Begriff „Bund“ und zu den Bünden im AT 1 Der Begriff „Bund“ Auf Deutsch verstehen wir unter Bund eine Art Vertrag zwischen gleichberechtigten Leuten (z.B. Ehebund). Das hebräische Wort, das in der Bibel mit „Bund“ übersetzt wird, meint etwas anderes: Jemand übernimmt eine bindende Verpflichtung im Interesse eines anderen, ohne eine Gegenleistung vorauszusetzen, oder umgekehrt: er belegt einen andern mit einer bindenden Verpflichtung, die dieser dann wahrzunehmen hat. Die beiden Beteiligten sind also nicht auf Augenhöhe. Hinter dem hebräischen Wort steht ursprünglich das Verb „auswählen, bestimmen“. (Auch das lateinische Wort „Testament“ darf nicht mit der uns geläufigen Verwendung verwechselt werden: es geht nicht um eine Urkunde, die festlegt, was wem nach dem Tod hinterlassen wird.) In der Bibel meinen Alter und Neuer Bund (oder eben Altes und Neues Testament), dass Gott sich in freier Wahl an sein Volk gebunden hat. Diese Selbstverpflichtung Gottes ist durch nichts mehr aufzuheben. Die Bünde im Alten Testament Zuerst bindet sich Gott an Abraham. Er hat ihn aus allen Menschen herausgegriffen und erwählt. Er hat ihm Land, Nachkommen und grossen Segen versprochen (1. Mo 12, 1-3) Das Volk Israel ist als Nachkommenschaft Abrahams in diesen Bund hineingenommen worden. Diese Erwählung geschah aus Gottes Gnade, seiner voraussetzungslosen Liebe und barmherzigen Treue. Denn ihr seid ein heiliges Volk – ihr gehört ganz dem Herrn, eurem Gott. Unter allen Völkern der Welt hat er euch als sein Volk ausgewählt. Das hat er nicht etwa getan, weil ihr zahlreicher wärt als die andern Völker. Denn ihr seid ja das kleinste von allen Völkern. Nein, aus Liebe hat er sich euch zugewandt und weil er das Versprechen halten wollte, das er euren Vorfahren gegeben hat. Darum hat er euch mit grosser Macht aus der Sklaverei in Ägypten herausgeholt, er hat euch aus der Gewalt des Pharaos, des Königs von Ägypten, befreit. 5. Mose 7, 6ff. (Hfa) Mit dem Sinaibund spricht Gott gegenüber dem Volk die 10 Gebote aus und nimmt sie so in eine Verpflichtung. Er sagte, dass er einen Bund mit euch schliessen wollte, an den ihr euch halten solltet. Er gab euch die Zehn Gebote und schrieb sie auf zwei Steintafeln. 5. Mose 4, 13 (Hfa) 1 Informationen aus: Fritz Grünzweig et.al. (Hg.): Biblisches Wörterbuch, Wuppertal 1982, S. 60f. Gott erwählt auch hier das Volk aus Liebe. Aber das Volk steht nun in der Pflicht, es ist nun an das Wort der Gebote gebunden. Während Gott seinen Bund treu und unverbrüchlich hält, bricht Israel den Bund unzählige Male. Trotzdem steht Gott treu zu seiner Zusage und lässt seine Propheten sogar einen neuen Bund ankündigen, der nicht mehr durch Ungehorsam aufgehoben werden kann, weil Gott durch seinen Geist selber für die Erfüllung des Bundes sorgt. So spricht der Herr: „Es kommt die Zeit, in der ich mit dem Volk Israel und dem Volk Juda einen neuen Bund schliesse. Er ist nicht mehr mit dem zu vergleichen, den ich damals mit ihren Vorfahren schloss, als ich sie mit starker Hand aus Ägypten befreite. Diesen Bund haben sie gebrochen, obwohl ich doch ihr Herr war! Der neue Bund mit dem Volk Israel wird ganz anders aussehen: Ich schreibe mein Gesetz in ihr Herz, es soll ihr ganzes Denken und Handeln bestimmen. Ich werde ihr Gott sein und sie werden mein Volk sein. Jer. 31,31ff. (Hfa) Aufgabe: Ihr habt schon viel über diesen neuen Bund gehört, man hat vielleicht schon hundertmal gehört, was dieser Bund ist, wie er ist, was er bedeutet. Schreibt in den folgenden ca. 7 Minuten in Stichworten auf, was aus eurer Sicht die wichtigsten Informationen zu diesem Bund sind. Austausch: Reihum sagen alle, was aus ihrer Sicht das Wichtigste ist. Wenn man will, kann man auf einem Plakat oder A3-Papier in der Mitte Stichworte aufschreiben. Je nach Ergebnis (z.B. sich Widersprechendes) kann man einzelne Aspekte in der Gruppe diskutieren lassen. Beim zweiten Teil des Inputs soll zuerst mit der Bibelstelle gearbeitet werden. Bei der Darlegung der Hauptgedanken ist es natürlich gut, wenn man sich auch auf die gemeinsam erarbeiteten Stichworte bezieht (z.B. etwas bestätigt oder korrigiert). Input zu 2. Korinther 5, 21 Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gottes Gerechtigkeit würden. (Vers am besten in die Mitte legen > s. nächste Seite) Wir haben gesehen, dass das Volk Israel im AT den Bund immer wieder gebrochen hat. Es konnte die 10 Gebote nicht einhalten, wurde immer neu schuldig. Wie kann Gott in dieser Situation trotzdem Versöhnung ermöglichen? Der Vers zeigt, wer das Problem der Sünde gelöst hat: Jesus. Eine sehr radikale Aussage: Jesus wurde für uns zur Sünde. Da er Gottes Sohn ist, ist er wie Gott heilig, ohne jede Schuld. Es gäbe eigentlich keinen Grund, dass er bestraft werden und sterben müsste. Wenn es heisst, dass er „zur Sünde“ wurde, heisst das nicht, dass er dann eben doch gesündigt hat. Wir kennen andere Formulierungen von andern Stellen, dass unsere Sünden auf ihn geworfen wurden oder dass er unsere Sünden getragen hat. Die Formulierung, dass Jesus zur Sünde geworden ist, macht deutlich, dass sein Sterben für unsere Sünden nicht einfach eine kleine zusätzliche Last gewesen ist. Es ist eine völlige Umkehrung des Zustandes: Der Sündlose trägt alle Sünde. Ebenso radikal ist formuliert, was dies für uns bedeutet: Kein Mensch kann von sich aus dem Anspruch gerecht werden, die Gebote zu halten und dadurch sündlos und Gottes Heiligkeit genügend zu sein. Vgl. z.B. Ps 143,2: Gehe nicht ins Gericht mit deinem Knechte; denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht. Auch hier formuliert der Bibelvers im 2. Korintherbrief eine völlige Umkehrung der Zustände: Die Sünder werden zur Gerechtigkeit! Weil Gott bereit ist, selbst zum Äussersten zu gehen und zur Sünde zu werden, können wir Sünder, die nie gerecht werden können, zur Gerechtigkeit werden. Und als solche von Gott gerecht Gesprochene, im Neuen Testament auch oft „Heilige“ Genannte gehören wir zusammen. Der Bund zwischen Gott und uns verbindet auch uns miteinander (vgl. z.B. das Bild des Leibes Christi: Christus als Haupt, die Christen als Glieder des Leibes). In der Weltbundgebetswoche beten die Mitglieder des YMCA Weltbundes: Die verschiedenen YMCAs weltweit sin im Weltbund miteinander verbunden, weil wir mit der Pariser Basis die gleiche Grundlage haben, aber auch darum, weil wir zu diesem neuen Bund mit Gott gehören, für den sich Jesus mit seinem Tod und seiner Auferstehung verbürgt: So ist Jesus Bürge eines viel besseren Bundes geworden. Hebr. 7,22 2. Korinther 5, 21 Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gottes Gerechtigkeitwürden. Input 3: Gebet Hauptgedanke: Es lohnt sich, im Gebet „dranzubleiben“, mit Gott darüber im Kontakt zu bleiben, was mich bewegt, wofür ich dankbar bin oder was ich von ihm erbitten möchte. Und es gibt unzählige Möglichkeiten, wie ich dieses Gespräch mit Gott gestalten kann. Zeit 20‘ 5‘ 30‘ Material Input zum Gleichnis des bittenden Freundes (Lk. 11, 5-13) Bibellese mit der Västeras-Methode Gedanken zum Text oder persönliches Zeugnis der leitenden Person Praktischer Teil mit Gebetsposten QR-Code-Wand (einzeln) Tischdecken-Gebet (kl. Gruppe) Merci-Dank (einzeln) Fünffingergebet (einzeln oder in Gruppe) Luftballongebet (einzeln) 5‘ Ein-Punkt-Gebet Abschluss, z.B. (etwas auswählen) - Kurzer Austausch von Anliegen > jede Person nimmt das Anliegen einer andern mit in die nächste Woche und betet dafür - Gemeinsames Unser Vater - Gemeinsames Lied Bibel (oder Kopie), Anleitung Västeras-Methode Kopie mit Hinweisen Postenplakat, I-Phones u.ä. Papiertischdecke oder Packpapier-Rolle, dicke Stifte, Postenplakat Plakat, Merci-Schokolade (je nach Anzahl Personen 1 od. 2 Packungen) Postenplakat Postenplakat, Luftballons, eine Nadel Postenplakat Die Västeras-Methode 1. Beginnt mit einem Gebet. 2. Lest den Text einmal laut vor. 3. Lest den Text noch einmal persönlich und setzt folgende Zeichen an den Textrand: – Ein ! für Textstellen, in denen eine wichtige Erkenntnis steckt. – Ein ? für Textstellen, die euch unklar sind. – Einen à für Textstellen, die euch persönlich angesprochen haben. 4. Tauscht in der Gruppe darüber aus, welche Textstellen ihr markiert habt und warum. Statt der vorgeschlagenen Satzzeichen können auch die folgenden Emoticons verwendet werden: J Das spricht mich an, ermutigt mich K Da weiss ich nicht so recht, was ich davon halten soll L Das macht mir Mühe, das irritiert mich oder: C Das finde ich sehr treffend, das ermutigt mich D Das irritiert mich, stört mich G Achtung! Das ist wichtig Auf den Folgeseiten findest du den Bibeltext sowie die möglichen Zeichen mit Erklärung vergrössert. Du kannst sie ausdrucken und hinlegen, während alle den Text bearbeiten. Natürlich kannst du die Zeichen auch noch ergänzen. Lukas 11,5-13 5 Weiter sagte Jesus zu seinen Jüngern: »Angenommen, einer von euch hat einen Freund. Mitten in der Nacht sucht er ihn auf und sagt zu ihm: ›Bitte leih mir doch drei Brote! 6 Ein Freund von mir hat auf der Reise bei mir Halt gemacht, und ich habe nichts, was ich ihm anbieten könnte.‹ 7 Und angenommen, der, den er um Brot bittet, ruft dann von drinnen: ›Lass mich in Ruhe! Die Tür ist schon abgeschlossen, und meine Kinder und ich sind längst im Bett. Ich kann jetzt nicht aufstehen und dir etwas geben.‹ 8 Ich sage euch: Er wird es schließlich doch tun – wenn nicht deshalb, weil der andere mit ihm befreundet ist, dann doch bestimmt, weil er ihm keine Ruhe lässt. Er wird aufstehen und ihm alles geben, was er braucht. 9 Darum sage ich euch: Bittet, und es wird euch gegeben; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch geöffnet. 10 Denn jeder, der bittet, empfängt, und wer sucht, findet, und wer anklopft, dem wird geöffnet. 11 Ist unter euch ein Vater. der seinem Kind eine Schlange geben würde8, wenn es ihn um einen Fisch bittet? 12 Oder einen Skorpion, wenn es ihn um ein Ei bittet? 13 Wenn also ihr, die ihr doch böse seid, das nötige Verständnis habt, um euren Kindern gute Dinge zu geben, wie viel mehr wird dann der Vater im Himmel9 denen den Heiligen Geist geben, die ihn darum bitten.« -> Pfeil: Diese Textstelle hat mich persönlich angesprochen ? Fragezeichen: Hier ist mir etwas noch unklar. ! Ausrufezeichen: Achtung, diese Textstelle enthält eine wichtige Erkenntnis. L Das macht mir Mühe, das irritiert mich K Da weiss ich nicht so recht, was ich davon halten soll J Das spricht mich an, ermutigt mich G Achtung! Das ist wichtig DDas irritiert mich, stört mich CDas finde ich sehr treffend, das ermutigt mich Austauschrunde und Inputteil Austausch Je nach Gruppengrösse lohnt es sich, Untergruppen zu bilden. Dafür könnte man dann im Plenum jede Gruppe kurz formulieren lassen, was ihre Hauptfrage und/oder Haupterkenntnis zum Text gewesen ist. Input Der anschliessende Inputteil sollte so vorbereitet sein, dass du je nach Austausch flexibel reagieren kannst. Wenn z.B. die wichtigsten Aussagen des Bibeltextes schon formuliert worden sind, ist es vielleicht am besten, einfach noch ein persönliches Erlebnis zu erzählen. Wenn Fragen im Raum stehen, kannst du v.a. darauf eingehen usw. Die Angaben unten sind Hilfestellungen für die verschiedenen Varianten. Wir empfehlen dir, auf jeden Fall als Vorbereitung den Text persönlich zu lesen, deine Fragen an den Text zu notieren und danach über Antworten nachzudenken. Als Hilfe findest du ganz am Ende dieses Dokuments zwei Predigten. Auch die unten stehenden Gedanken können helfen, den Text zu verstehen. Variante 1: Input - V. 5-8: Gott ist nicht wie ein Freund, der sich schnell mal nervt und vielleicht nur darum gibt, was wir bitten. Gerade darum wird er umso sicherer auf unsere Gebete reagieren. Das heisst: Wir dürfen unverschämt sein, Gott mit Anliegen in den Ohren liegen. - V. 11-13: Gott wird mit einem liebenden Vater verglichen. Wir Menschen, unsere Mütter und Väter wollen uns in der Regel Gutes tun, sind aber fehlerhaft. Wenn aber schon wir fehlerhaften, oft durch die Sünde geprägten Menschen den Kindern Gutes geben wollen, dann dürfen wir umso mehr darauf hoffen, dass Gott uns Gutes gibt. - Gelten die Zusagen aus Vers 9 für jede Bitte? Was ist, wenn Gebete trotzdem nicht erhört werden? - - Mögliche Antworten (bzw. Ansätze) V.11+12 zeigt in drei Bildern, dass Gott uns Gutes gibt, das, was wichtig für uns ist (Nahrung, Heiliger Geist), nicht Schlechtes, was uns tötet, vergiftet o.ä. Vielleicht sind unsere Bitten manchmal keine Bitten um das, was uns gut tut. Was Gott uns antwortet/gibt, ist dann nicht das erwartete, weil er uns eben für uns Gutes geben will. Dass Gott Gebete erhört, heisst nicht, dass er das immer sofort tun wird. Sein Zeithorizont reicht bis in die Ewigkeit. Das kann als billige Vertröstung erscheinen, aber für die wesentlichen Lebensthemen ist es viel wichtiger, dass sie einmal endgültig zum Guten gewendet werden, als dass unser Wunsch sofort erfüllt wird: Gesundheit (Gott verspricht einen neuen Körper, ohne Schmerz und Leid), Gerechtigkeit u.ä. Variante 2: Zeugnis Überlege bei der Vorbereitung, wo du einmal erlebt hast, dass ein Gebet erhört wurde, vielleicht gerade ein Gebet, das erst nach längerer Zeit und mehrfachem Bitten erhört worden ist. Erzähle deine kurze Geschichte als Ermutigung für die andern. Überleitung zum Gebetsteil > Bibeltext hat hoffentlich dazu ermutigt, nun mutig und unverschämt für Anliegen einzutreten. Idee: Verschiedene Formen ausprobieren, z.T. Einzelformen, die auch gut im Alltag eingebaut werden können, z.T. Gruppenformen. Mehrheitlich können dabei persönliche Anliegen formuliert werden. In der Weltbundgebetswoche kann man dann einzelne dieser Formen auch benutzen, um für die Anliegen des YMCA zu beten (Anliegen auf Website oder per SMS/WhatsApp). QR-Code-Gebet Wenn du mit deinem Smartphone die QR-Codes scannst, wirst du auf die Website einer Organisation kommen, zu der der CVJM Basel einen Bezug hat: - Bei der einen waren Leute aus dem CVJM Basel im Sommer zu Besuch und führten dort eine Bibelwoche mit Kindern durch. - Hinter dem zweiten Code steckt eine Organisation, aus der eine Praktikantin einige Monate bei uns tätig gewesen ist. - Die dritte Organisation ist unser Dachverband. Wähle einen der Codes aus. Schau 3-4 Minuten an, was das für eine Organisation ist. Überlege, was Anliegen dieser Organisation sein könnten. Bete dafür. Papiertischdecken-Gebet Suche 2-3 Partner und stelle dich mit ihnen rund um den Tisch: - Ab jetzt wird nicht mehr geredet. Im Stillen überlegen alle, wofür sie gerne beten wollen. - Dieses oder mehrere Anliegen schreiben alle in Schlagworten auf die Papiertischdecke und wenn sie mögen, auch direkt ein Gebet dazu. - Wenn alle ihre Anliegen aufgeschrieben haben, gehen alle um den Tisch herum und lesen die Anliegen der anderen und schreiben ebenfalls ein Gebet dazu oder ergänzen andere Gebete. - Schliesst das Gebet ab, indem jemand ein lautes Amen ausspricht Ihr könnt entweder das Tischtuch auf dem Tisch lassen, so dass spätere Gruppen auch an euren Anliegen weiterbeten können. Oder ihr nehmt es weg und macht für die Nächsten ein neues Tischtuch bereit. Merci-Dank - Stell dich auf Gottes Gegenwart ein - Nimm dir einen Merci-Riegel deiner Lieblingssorte, packe ihn aus und lasse den Riegel im Mund auf der Zunge schmelzen. - Schick mit jedem Stück, das in deinem Mund schmilzt, einen Dank an Gott. - Schliesse mit einem Amen ab Fünf-Finger-Gebet 1. Du betest (allein oder in der Gruppe), indem du deine fünf Finger zur Hilfe nimmst, Jeder Finger steht dabei für eine Frage: - Daumen: Was gefällt dir in deinem Leben? Wofür bist du Gott dankbar? - Zeigefinger: Wo hat Gott dich heute/in letzter Zeit auf Schuld aufmerksam gemacht? Was willst du bekennen? - Mittelfinger: Was stinkt dir in deinem Leben? Worüber willst du klagen? - Ringfinger: Wo hast du Gottes Treue in deinem Leben erlebt? Wofür willst du ihn loben? - Kleiner Finger: Was kommt in deinem Leben zu kurz? Worum willst du Gott bitten? 2. Du kannst die Finger nacheinander durchgehen und zu jeder Frage ein kurzes Gebet sprechen. Du kannst aber auch bei einem Finger hängenbleiben und länger mit Gott über diesen Finger reden. Das Fünf-Finger-Gebet kann auch in deinem Alltag eine Hilfe sein, um irgendwann im Tagesverlauf mal kurz zur Ruhe zu kommen und gezielt mit Gott zu reden. Z.B. Immer wenn du auf dem WC sitzt oder sobald der Bus/das Tram abfährt oder … Luftballon-Gebet Nimm dir einen Luftballon. Bring bei jedem Luftstoss das vor Gott, was du loswerden willst: Fragen, Sorgen, Ängste. Puste dir damit den Kummer von der Seele. Wenn der Ballon gut gefüllt ist, knotest du ihn zu. Zum Abschluss lässt du den Ballon platzen – als Bitte an Gott, dass er deine Sorgen „zum Platzen“ bringen soll. Ein-Punkt-Gebet Bring jeweils genau eine Klage, eine Bitte und ein Lob vor Gott: - Klage: Sage Gott eine Sache, die dich stört, wo du vielleicht enttäuscht bist, dass er nicht handelt, wo du etwas nicht verstehst oder wo etwas schiefgelaufen ist. - Bitte: Bringe Gott ein Gebetsanliegen, das dir besonders am Herzen liegt. - Lob: Lobe Gott für eine Sache, die er dir heute geschenkt hat oder die du mit ihm erleben durftest. Das Ein-Punkt-Gebet kann auch in deinem Alltag eine Hilfe sein, um irgendwann im Tagesverlauf mal kurz zur Ruhe zu kommen und gezielt mit Gott zu reden. Z.B. Immer wenn du auf dem WC sitzt oder sobald der Bus/das Tram abfährt oder … Gottesdienst in der Johanneskirche (9:30h) und auf dem Kreuzberg (11h) in Crailsheim am 29.05.2011 Thema: Rogate (Betet), Lk 11, 5-13 (der bittende Freund) Liebe Gemeinde, Jesus hatte eine ziemlich klare Meinung über das Gebet. Er ist sich völlig sicher: Gott lässt sich beeinflussen durch das Gebet. Damit wollen wir uns heute beschäftigen. Im Lukas-Evangelium wird berichtet, dass Jesus an einen stillen Ort ging, um zu beten. Offensichtlich sind stille Orte besser für das Gebet, als Lärm und Hast des Alltags. Die Jünger beobachten das Verhalten Jesu und fordern ihn auf, sie zu lehren, wie man betet. Jesus gibt ihnen daraufhin das Vaterunser. Wenn Sie heute etwas Zeit haben, meditieren Sie mal wieder das Vaterunser. Die sieben Bitten des Vaterunsers sind aufgeteilt in zuerst drei Bitten, die nach Gottes Interessen fragen (drei, die heilige Zahl) und vier Bitten für die menschliche Belange (vier, die weltliche Zahl). Im Vaterunser hat uns Jesus geradezu ein eine kleine Gebetslehre gegeben, die immer wieder neu entschlüsselt werden will. Unmittelbar nach dem Vaterunser lesen wir eine beachtenswerte Geschichte zum Thema Gebet. Lk 11, 5-13…. 5 Und er sprach zu ihnen: Wenn jemand unter euch einen Freund hat und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leih mir drei Brote; 6 denn mein Freund ist zu mir gekommen auf der Reise, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen kann, 7 und der drinnen würde antworten und sprechen: Mach mir keine Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen und meine Kinder und ich liegen schon zu Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben. 8 Ich sage euch: Und wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, dann wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, so viel er bedarf. 9 Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. 10 Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. 11 Wo ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn, wenn der ihn um einen Fisch bittet, eine Schlange für den Fisch biete? 12 Oder der ihm, wenn er um ein Ei bittet, einen Skorpion dafür biete? 13 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten! Die Botschaft Jesu an seine Jünger bzw. an uns ist klar: Wir sollen Gott aufdringlich bitten im Gebet. Wir sollen uns hartnäckig an Gott wenden, Gott geradezu auf die Nerven gehen mit unseren Anliegen. Jesus nimmt ein alltägliches Beispiel, um dies zu veranschaulichen, ein Beispiel, das alle vor Augen hatten. Im Flachdachhaus ist nachts Ruhe eingekehrt. Die Tür ist verriegelt – Schlösser gab es noch nicht, ebenso wenig wie Glasfenster. Im Schlafraum schlafen Eltern und Kinder auf ihren Schlafstätten. Die in der Höhe angebrachten kleinen viereckigen Fenster halten Licht und viel Wärme fern. Da rumort der Freund Nachbar am Fenster aussen und macht sich bemerkbar: Er braucht Brot für einen unerwarteten Gast. Den Hausvater nervt sein Freund: „Wenn der so weitermacht, wachen mir die Kinder auf, da ist es besser, aufzustehen und ihm die Brote geben, die er will, wenn auch nur um des lieben Friedens willen, dass die Kinder schlafen…“. So ist Gott. Jesus sagt uns mit dieser Geschichte: Du darfst Gott nerven mit deinen Wünschen, du sollst dich geradezu aufdringlich an Gott wenden mit deinen Gebetsanliegen. Bitte übe keine falsche Zurückhaltung, keine unnötigen Entschuldigungen. Sags direkt, klar, was du willst, raus mit der Sprache…. Du darfst dich in der Alltagssprache an Gott wenden, es braucht keine gehobene theologische Kultursprache, auch keine besonderen Beschwörungsformeln. Du darfst einfach dein Begehren normal sagen, so normal, wie du dich mit deinem Nachbarn über etwas Alltägliches unterhältst. Das Einhalten bestimmter Rituale, bestimmter Gebetshaltungen, Gebetsrichtungen oder bestimmter Tageszeiten, ist nicht nötig: Dein Schöpfer hört auch so auf dich und nimm dich ernst. Du darfst Gott um alles bitten, was dir ein Anliegen ist, was dich beschäftigt, auch die kleinsten alltäglichen Sorgen dürfen zur Sprache kommen, beispielsweise die Bitte um Brot oder um Hilfe in einer Notsituation. Jesus definiert das Gebet nicht mehr als rituelle Kulthandlung, sondern sozusagen als Sprechakt von Mensch zu Mensch, wie Worte von Nachbar zu Nachbar. Eines ist Jesus dabei herausragend wichtig: die sichere Gewissheit, das Gott dein Gebet ernst nimmt und darauf reagiert: Bittet, so wir euch gegeben… Auf den Anruf folgt der Rückruf – wie beim Telefonieren, auf das Wort hin gibt es eine Ant-Wort. Da verhallt nichts ungehört im Weltenraum. Da geht es nicht um ins Leere gesprochene Formulierungen. Da ist ein Gegenüber, ein DU, das ZUHÖRT, antwortet, re-agiert, also zurückhandelt, wörtlich übersetzt. Dieses „Du“ definiert Jesus mit dem liebenden Vater, der seinen Kindern Fische gibt und keine Schlangen, der seinen Kindern Gutes tun will. Gott wird nicht verglichen mit einem familienbeherrschenden Patriarch, der gar Kinder beherrscht oder missbraucht und die Machtlosen in Abhängigkeit von sich halten will. Es ist der liebende Vater: 11 Wo ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn, wenn der ihn um einen Fisch bittet, eine Schlange für den Fisch biete? 12 Oder der ihm, wenn er um ein Ei bittet, einen Skorpion dafür biete? 13 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten! Gottes Antwort bringt also Gutes, den Heiligen Geist Gottes, Kraft zum Leben von Gott her, da ist sich Jesus sicher. Wenn schon Vater und Mutter ihren Kindern Gutes tun, um wie viel mehr Gott. Nun haben wir noch ein Problem: Tut Gott, was wir von ihm wünschen, erfüllt also Gott unsere Wünsche, dann glauben wir gerne und sind zufrieden. Kommt aber, was wir nicht verstehen, kommt es anderes, als wir es erbeten haben, zweifeln wir leicht und lehnen Gott ab. Das ist menschlich verständlich, aber unnötig. Gott hat doch die grössere Übersicht, das grössere Wissen um die Zusammenhänge. Wenn Gott anders handelt, als ich es mir vorstelle, dann bleibt mir nur noch zu sagen: … dein Wille geschehe. Zu allen Zeiten haben Menschen genau in diesem Punkt mit Gott gerungen und ihre Antworten gefunden. Einige Beispiele: Mutter Basilea Schlink, die Gründerin der Evangelischen Marienschwesternschaft in Darmstadt bringt ihre Erfahrung so zum Ausdruck: Sage zu Gott in deiner Not: mein Gott, ich verstehe dich nicht, aber ich vertraue dir. · Ein mir unbekannter Verfasser formulierte es in einem Gedicht so: Du wirst es erst hernach erfahren, was ich dir habe jetzt getan, ich kann dir’s noch nicht offenbaren, weil’s der Verstand nicht fassen kann; doch bleibe ruhig, werde stille und denke: Es war Gottes Wille! Im Folgenden führt der Verfasser aus, dass letztlich aus Gottes Willen dem Menschen nur Gutes entstehen kann, aber der Mensch dies möglicherweise auch erst in der Ewigkeit verstehen kann. · Dietrich Bonhoeffer fasste seine Sorgen in einer persönlich schweren Zeit 1944 so zusammen: Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag. · Weitere Beispiele liesen sich anfügen. Zahlreich fündig werden Sie übrigens im Evangelischen Gesangbuch. Viele Liederdichter haben ihr Ringen um den richtigen Glauben auch bei unerfüllten Lebenswünschen in Reime gefasst, die inzwischen unzähligen Menschen Trost gegeben haben. · Allen gemeinsam ist eines: In allem Nichtverstehen bleibt das Vertrauen Gott gegenüber erhalten. Was ich heute nicht verstehen kann, erschliesst sich mir morgen aus der Rückschau der Ereignisse. Jesu unerschütterliches Vertrauen in Gott kann uns nur den Weg weisen. Den Weg des Glaubens gehen müssen wir schon selbst. So wird die Geschichte vom bittenden Freund eine grosse Einladung, all unsere Sorgen vor Gott auszubreiten in der Gewissheit, dass Gott uns anhört, unsere Wünsche ernst nimmt und uns daraus Gutes erwachsen lässt – eben aus seiner grösserer Übersicht. Amen Dr. Winfried Dalferth Predigt für Mollardgasse, Sonntag 12. März 2006 Lukas 11,5-13: Der bittende Freund Es gibt Worte, die muss man immer wieder hören. Nicht dass man jedes Mal etwas Neues erfährt. Nein, gerade nicht. Es gibt Worte, die tun etwas mit uns, wenn wir sie hören. Sie bringen uns zurück zu einer Einstellung, bei der wir eigentlich immer bleiben wollten. Aber das Leben beutelt uns, fordert unsere Aufmerksamkeit. Erst wenn wir dieselben Worte wieder hören, merken wir, dass wir innerlich verschwommen geworden sind und diese Wahrheit dann wieder fest machen für uns. Ich denke da an Sätze wie: „Vertraue mir!“ Oder: „Lass es los!“ Oder: „Sei stark! Du schaffst es!“ Beispiele: Kind auf der Schaukel: „Hältst du dich eh fest?“ – Oder denken wir auch an eine Autofahrt spät in der Nacht. Wenn dann der Beifahrer fragt: „Schläfst du eh noch nicht?“, dann macht uns die Frage an sich schon wieder hell wach oder wir merken vielleicht, dass wir schon müde und dumpf geworden sind und möglicherweise gar nicht mehr weiterfahren sollten. Für mich spielt der Bibelabschnitt, über den ich heute predigen werde, genau diese Rolle. Er bietet nichts Neues, das in den Ohren kitzelt. Aber er macht mich wach. Er bewirkt, dass ich innerlich den Rücken straffe und mich frisch darauf einstelle. Lukas 11,5-13 5 Und er sprach zu ihnen: Wenn jemand unter euch einen Freund hat und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leih mir drei Brote; 6 denn mein Freund ist zu mir gekommen auf der Reise, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen kann, 7 und der drinnen würde antworten und sprechen: Mach mir keine Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen und meine Kinder und ich liegen schon zu Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben. 8 Ich sage euch: Und wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, dann wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, so viel er bedarf. 9 Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. 10 Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. 11 Wo ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn, wenn der ihn um einen Fisch bittet, eine Schlange für den Fisch biete? 12 Oder der ihm, wenn er um ein Ei bittet, einen Skorpion dafür biete? 13 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten! Dieser Bibelabschnitt besteht ganz aus Bildern. Am Anfang steht eine kurze Gleichniserzählung. Daran reihen sich Bildworte und Vergleiche. Alles zusammen ergibt die eindringliche Bemühung Jesu, mit gesammelter Überredungskunst und Überzeugungskraft uns dazu zu bringen, Gott inständig und hartnäckig zu bitten, zu bitten, zu bitten und darin nicht nachzulassen. Nur hier sieht Jesus das Fenster, wo Geschenke und Gaben Gottes und seine Kräfte zu uns gelangen. Wenn ich jetzt an mich denke – und du an dich – dann versteht ihr auch, warum ich eingangs gesagt habe: das müssen wir immer wieder hören, obwohl wir den Bibeltext schon fast auswendig mitsprechen können. Denn unser Gebet wird immer wieder verschwommen und schwach. Ich kann euch nichts Neues erzählen über diesen Text. Aber ich will ihn mir mit euch zusammen wieder sagen lassen. Jesus war ein Meister der spontanen Geschichten. Er hat sich nicht in unverständliche geistliche Formeln und Relativitätstheorien verstiegen, sondern eine Geschichte aus dem Alltag erzählt – mit überraschenden Wendungen, mit Pointen, in denen die Königsherrschaft Gottes ganz unmittelbar bei den Zuhörern zupackte. Es gibt nun Gleichnisse, in denen der Vergleich direkt ist: Im Bild des Vaters, der seinem Sohn, der nach vielen Jahren völlig heruntergekommen und stinkend auf sein Vaterhaus zuwankte, entgegenlief und ihn in die Arme schloss – im Bild dieses Vaters sehen wir direkt Gott, so wie Jesus ihn uns zeigt. Es gibt aber auch andere Gleichnisse, die uns meist verwirren, manchmal sogar ärgern. Da zeichnet Jesus eine Szene mit allen menschlichen Schwächen. Aber sogar in diesen Geschichten gibt es ein gutes Ende, weil sich eine Figur in der Geschichte auf eine bestimmte Art verhält. Am Schluss von solchen Gleichnissen heisst es nicht: So ist Gott! – Sondern: wenn es sogar da, wo es so sehr menschelt, gut herauskommt, um wie viel mehr bei Gott, der doch völlig anders ist. Denken wir an das Gleichnis von der bittende Witwe, die einen unwilligen Beamten so lange nervt, bis sie bekommt, was sie will, nur damit der wieder seine Ruhe hat. Da ist die Pointe auch nicht: Gott ist wie ein unwilliger Beamter; sondern: um wie viel mehr werden eure Anliegen behandelt, wenn ihr euch nicht abbringen lasst, sie vor Gott zu bringen. Es geht um eine Steigerung durch den Kontrast zwischen den menschelnden Menschen und dem göttlichen Gott. Auch unsere Geschichte ist ein ‚Um wie viel mehr’ – Gleichnis. Auch hier geht es ums Gebet. Jesus denkt sich eine Episode aus, die im dörflichen Umfeld sicher nicht alltäglich, aber gut vorstellbar war. Ein Mann steht sich mit seinem Nachbarn gut. ‚Freund’ wird er genannt. Wer das dörfliche Milieu kennt, der weiss, dass bis heute die gegenseitige Hilfe eine grosse Rolle spielt. Das gehört einfach dazu. Nun erzählt Jesus eine Geschichte, wo der eine dem andern gehörig auf die Nerven gehen muss, damit er bekommt, was er dringend braucht. Und was nervt uns mehr, als wenn wir in der Nacht aufgeweckt werden, weil jemand etwas von uns braucht. Also es war Nacht. Aber warum weckt man mitten in der Nacht den Nachbarn auf? Es muss etwas sein, was einerseits am Vortag nicht absehbar, andererseits nicht auf den nächsten Tag verschoben werden kann. Also, das ist dann die Geschichte: In der Nacht kommt zu dem einen ein Besuch. Der Gast war ausgehungert und erschöpft nach dem langen Fussmarsch. Offenbar hat es ungeplante Verzögerungen gegeben, weil man sonst wegen der Räuber und wilden Tiere nicht im Dunkeln reiste. Der Gast brauchte dringend was zu essen. Das war unter Bekannten selbstverständlich und überdies damals eine heilige Pflicht. Aber das Brot war aus. Man hatte geplant, erst am nächsten Tag wieder zu backen. Es half alles nichts, man musste zum Nachbarn rüber und anklopfen und um das Nötigste bitten. Nun muss man wissen, dass man damals in Häusern lebte, die aus einem Zimmer bestanden. Alle rollten ihre Matten aus und belegten den Fussboden. Da es nachts kalt wurde, drängten sich die Kinder an die Erwachsenen. Bevor sich der Vater hinlegte, löschte er die Lampen. Danach war es stockdunkel. Und man konnte gegebe- nenfalls nicht einfach eine Lampe anknipsen. Nein, wenn nötig musste man in einer mühsamen Prozedur mit Werg oder Feuersteinen wieder Feuer machen. Also: Aufstehen, weil jemand an der Tür klopft – das war eine mühsame Sache. Die Kinder wachten auf. Man wusste nicht, wo man hintreten soll und musste durchs Dunkel tappen und mit den Händen eher zufällig das finden, was man braucht. Versetzen wir uns in den Familienvater, der durch das Klopfen geweckt wurde. Er sagte nicht: Juhu, ich kann meinem Nachbarn was Gutes tun. Was genau er sich dachte, hat Jesus nicht weiter ausgeschmückt. Auf die Sachebene reduziert, hörte es sich so an: Vers 7: Lass mich in Ruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen und meine Kinder und ich liegen schon zu Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben. Versetzen wir uns jetzt aber in den Bittsteller: Was geht in ihm vor? Ich kann mir vorstellen, dass sich folgende Gedanken in seinem Kopf mischten: - Er ist mein Freund. Ich verstehe, wie lästig das für ihn ist. Aber es muss sein. - Ich kann nicht anders. Es gibt keine andere Möglichkeit - Die Situation stellt mich vor eine Verpflichtung, der ich nicht ausweichen kann. Es ist wichtig. Darum macht er weiter… Immer wieder… Bis der Freund da drinnen verärgert und genervt aufsteht und ihm gibt, was er braucht: „Da hast du’s und jetzt schleich dich. Ich will wieder schlafen.“ – oder wie man unter Freunden halt so redet. Vers 8: Ich sage euch: Und wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, dann wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, so viel er bedarf. Jesus schliesst diese Geschichte hier nicht ab. Das würde etwa so lauten: „Um wie viel mehr wird euer Vater im Himmel, der ganz anders ist als der grantige, schlaftrunkene Nachbar, der barmherzig, geduldig und von grosser Güte ist, der treue Hüter, der nicht schläft noch schlummert, -- um wie viel mehr wird euch Gott alles geben, was ihr braucht.“ Statt eines solchen Schlusssatzes geht Jesus gleich weiter und umgarnt uns mit Bildern von Gottes schenkendem Vaterherz: Betet! Werdet nicht irre! Verpasst diese unerschöpfliche Chance nicht, zapft diesen Reichtum an, reichlich und voll kindlichem Vertrauen! 9 Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. 10 Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. 11 Wo ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn, wenn der ihn um einen Fisch bittet, eine Schlange für den Fisch biete? 12 Oder der ihm, wenn er um ein Ei bittet, einen Skorpion dafür biete? 13 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten! Wenn Jesus so drängend sein Herz hineinlegt und ein Sprachbild nach dem anderen findet, die alle in dieselbe Kerbe schlagen _ Betet, ich verspreche es hoch und heilig, dass es sich lohnt… Dann stellt sich umso mehr die Frage: Warum bin ich, warum bist du nicht viel leidenschaftlicher, ja noch viel zielstrebiger, eindimensionaler ein Mensch des Gebets? - Haben wir noch nicht verstanden, dass wir selbst und die Menschen um uns, nichts zu beissen haben, wenn wir nicht an Gottes Tür klopfen? - Haben wir wirklich eine Not? Oder sagen wir nach den ersten zaghaften Gebetsversuchen: „Na, dann halt eben nicht“ - Die Beharrlichkeit hat im Gleichnis etwas mit der Beziehung zum Nachbar zu tun: Er war ein Freund. Nur deshalb lohnte es sich, wirklich ‚lästig’ zu werden. Er wusste: Letztlich bekomme ich es. Letztlich kann er unmöglich Nein sagen. Haben wir diese Einstellung zu Gott? Auch wenn ich ihn nicht verstehe, auch wenn ich meine vor verschlossener Tür zu stehen: Er ist mein Freund. Er wird mich nicht hängen lassen. Moga Gebetsabend ProChrist