NJW-Stellenmarkt

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Die Jobbörse für Juristen – www.beck-stellenmarkt.de
„Gibt es wieder Butter auf’s Brot?“
– aktuelle Gehaltsentwicklungen in Kanzleien und Unternehmen
Lydia Martin, M.A. und Sven Laacks, LL.M., Schollmeyer & Steidl
In den Jahren 2006/2007 berichteten wir noch von rasanten
Gehaltsentwicklungen insbesondere in den nationalen und internationalen Großkanzleien. Zutreffende Angaben zu aktuellen
Gehältern waren in dieser Zeit wegen der raschen Veränderungen
kaum möglich und die Topgehaltsstufe von 100.000 € Festgehalt
für Berufseinsteiger war schnell kein Tabu mehr. Mögliche Bonuszahlungen in einer Größenordnung von bis zu vierzig Prozent
wurden genutzt, um das gezahlte Festgehalt faktisch zu erhöhen.
Diese Meldungen standen aber in untrennbarem Zusammenhang
mit entsprechenden Umsatzzunahmen. Im Jahr 2007 verbuchten
fast alle international tätigen Kanzleien ein Umsatzwachstum von
zehn bis zwanzig Prozent.
Doch dann kam die Krise, die viele Kanzleien empfindlich getroffen hat. Gerade das sogenannte „Brot und Butter-Geschäft“ ließ
in den meisten Häusern schlagartig nach. Viele Kanzleien reagierten mit sofortigen Einstellungsstopps, die meisten ebenso mit
Gehaltseinfrierungen und bald darauf auch mit Entlassungen
bzw. Freistellungen, von denen nicht nur die angestellten Anwälte
betroffen waren. Hierüber wurde ausführlich berichtet.
Doch wie sehen die möglichen Gehaltsentwicklungen für Juristen
in den klassischen Einsatzgebieten von Kanzlei und Unternehmen
heute aus? Hat die Finanzkrise deutliche Spuren hinterlassen oder
zu einem Umdenken geführt?
In den großen Wirtschaftskanzleien fanden die Gehaltsrallye und
die üppigen Bonuszahlungen mit der Finanzkrise ein jähes Ende.
Ebenso wurden die alljährlichen und inzwischen als normal angesehenen Gehaltssteigerungen der Associates eingefroren. Einige
Häuser reagierten umfänglicher und reduzierten die Einstiegsgehälter der Berufseinsteiger wieder.
Inzwischen wird die Finanzkrise – zumindest in Deutschland – als
bewältigt angesehen. Die anhaltende positive wirtschaftliche
Entwicklung hierzulande hat in den letzten Monaten auch den
juristischen Arbeitsmarkt erreicht, der stets mit etwas zeitlicher
Verzögerung auf die Marktentwicklungen reagiert. Auch die
Kanzleien profitieren wieder von dieser Entwicklung und berichten von einem deutlich belebten Geschäft. Nicht zuletzt der gestiegene Bedarf an Berufseinsteigern spiegelt diese Entwicklung
wider. Dies führt seinerseits zu einer Bewegung bei den Gehältern.
Die Einfrierung der Gehaltssteigerungen wurde in den meisten
Kanzleien bereits aufgehoben, so dass viele Associates den anstehenden turnusmäßigen Anhebungen positiv entgegenschauen
können. Zum Teil wurden sogar ausgelassene Steigerungen der
letzten Jahre nachgeholt. Inwieweit sich diese Praxis auch auf
Bonuszahlungen (soweit solche gezahlt werden) erstreckt, wird
sich in den nächsten Monaten zeigen. Auf dem US-amerikanischen Markt wurden Ende 2010 bereits kräftige Bonuszahlungen
bekanntgegeben, die schon im Bereich von 20% des Basisgehalts
liegen. Viele Rechtsberatungshäuser können aufgrund der positiven Entwicklungen der jüngsten Zeit und der in der Vergangenheit reduzierten Kostenstruktur auf gute Bilanzen schauen.
Unveränderte Voraussetzung für die Erreichung entsprechender
Gehaltsstufen sind auch weiterhin die Noten der Examina, vor-
handene Zusatzqualifikationen wie Promotion oder LL.M. (vornehmlich im Ausland erworben) und exzellente, am besten praxiserprobte englische Sprachkenntnisse. Ob sich jedoch auch die
zukünftigen Reihen der Associates derart hoher Grundgehälter
ohne jedwede persönliche Leistungskomponente erfreuen dürfen
wird die Zukunft zeigen müssen. Mittelständische Kanzleien
üben oft schon eine Praxis der stärkeren persönlichen Leistungsvergütung bzw. Belohnung für unternehmerisches Denken. Auch
in größeren Kanzleien zeigen sich erste zögerliche Ansätze einer
solchen Praxis. Bisher scheint jedoch die Angst vorzuherrschen,
dann nicht mehr attraktiv für neue Bewerber zu sein. Die Zeit
rasanter Gehaltssprünge scheint jedoch vorerst beendet zu sein.
Auch Unternehmen haben die Krise gespürt. Bei velen herrscht
bzw. herrschte Kurzarbeit, um etwa eine mangelnde Auslastung
und rückläufige Auftragseingänge möglichst ohne die Entlassung
von Mitarbeitern zu überbrücken. In solchen Zeiten kann auch
ein Syndikus keinen Gehaltsanstieg erwarten. Lediglich in den
kanzleiähnlichen Rechtsabteilungen von Siemens und BMW wurden die Gehälter der internen Rechtsberater marginal angehoben.
Hier liegen auch die Einstiegsgehälter mit einer Größenordnung
von etwa € 80.000 zumindest in einer ähnlichen Höhe wie bei
so mancher international tätigen Kanzlei mit entsprechenden
Zugangsvoraussetzungen. Prädikatsexamina und weitere Zusatzqualifikationen bringen – unabhängig von der Wirtschaftskrise – noch immer nur eine begrenzte Anzahl an Assessoren mit.
Um diese für sich zu gewinnen, locken Arbeitgeber zwar auch
weiterhin mit attraktiven Gehältern; diese sollen aber auch in
Zukunft nicht ins Unermessliche steigen. Denn auch wenn sich
die Wirtschaftslage verbessert hat, besteht noch immer ein enormer Kostendruck für die meisten Unternehmen. So ist es nicht
verwunderlich, dass es hinsichtlich der Gehaltsentwicklungen im
Inhouse-Bereich wenig Entwicklung gegeben hat.
Was Gehaltsstatistiken nicht widergeben, aber am Markt deutlich
spürbar ist, ist die Tatsache, dass sich Rechtsabteilungen wieder
verstärken. Wo während der Krise sowohl die personelle Situation als auch die Gehälter unverändert blieben, werden nun
vermehrt Juristinnen und Juristen eingestellt und zusätzliche
Positionen von Vorständen und Geschäftsführungen genehmigt.
Der zuvor erwähnte Kostendruck drängt Unternehmen zu dem
Gedanken, Arbeiten, die bisher durch externe Berater durchgeführt wurden, selbst durchzuführen. Die Arbeitskräfte mit der
notwendigen fachspezifischen Erfahrung waren am Arbeitsmarkt
krisenbedingt gut verfügbar.
Der Rückblick auf die letzten Monate hat gezeigt: Der Markt für
gut qualifizierte Juristen – ganz gleich ob Jobeinsteiger, erfahrener
Anwalt oder Syndikus – ist wieder deutlich mehr in Bewegung
und erfreut sich einer steigenden Nachfrage. Wir haben ein Auge
auf die gegenwärtigen und zukünftigen Trends.
beck-stellenmarkt.de/Arbeitsmarkt & Karriere
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