Über An-Sichten und Ein-Sichten? Das menschliche Mobile: wie alles mit allem zusammenhängt TEIL I von IV Vor über drei Jahrzehnten wurde ich von meinem künftigen Schwiegervater mit den Worten begrüßt: „So, Sie sind also Kusenklempner!?“ Ich musste mir zunächst einmal erklären lassen, dass es sich um den an der ostfriesischen Nordseeküste gebräuchlichen plattdeutschen Begriff Kusen = Zähne handelte. Eher aber mit einem Seitenblick auf die Pferdezähne! Nachträglich gesehen hatte er nicht so ganz unrecht: vom Zahnschuster, als der man aus der Universität entlassen wird über den Zahnarzt zur Ganzheitlichen Zahnheilkunde und weiter zur Ganzheitlichen Zahn-Heil-Kunde sind viele Berge zu erklimmen. Aber der Blick von den Höhen in die Täler ist sehr befriedigend und man akzeptiert gerne, von den Kollegen als Exot belächelt zu werden. Ja, bei diesen Exoten „muss“ sich auch das weibliche Geschlecht bis zur Unterhose ausziehen! Nein, wir sind nicht pervers! Es wird leider noch lange dauern, bis es tägliche Praxis wird, dass sich der Zahnarzt m/w den ganzen Patienten vor der Behandlung anschaut. Denn „Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die Einen Windmühlen, die Anderen Mauern“ (Chin.) Wer über den Tellerrand der Schulmedizin schaut, kann ganze Windparks aufbauen! Dabei ist es recht einfach grundlegende Zusammenhänge zu verstehen, wenn man sich ein Mobile im Kinderzimmer anschaut. Bringe ich den oberen Querträger in Bewegung, kommen alle anderen mit in Bewegung und vis versa! Da wir als Therapeuten nicht immer sofort sehen können, an welcher Partie zuerst „manipuliert“ wurde, besteht „lediglich“ die Schwierigkeit der Entscheidung: Wer war zuerst da, Henne oder Ei. Sprich: wurden Teile des Mobiles von unten her angehoben/aus der Balance gebracht? Wenn man in der schon alten, aber für Deutschland noch nahezu unbekannten Lehre der Posturologie erfahren hat, dass die Haltung des Menschen maßgeblich über die Füße gesteuert wird, fällt bei diesem Patienten der Verdacht für die Ursachen seiner statischen Probleme sicherlich zuerst auf die Füße. „Wie unten, da auch oben“ setzt sich diese Fehlhaltung bis in die Zahnstatik nach oben fort! Jeder Fuß bewirkt eine gänzlich andere Zahnstatik! © www.OldenBurk.de Seite 1 Schwieriger wird die Frage bei einer skoliotischen Fehlhaltung. Grundsätzlich: die Form folgt der Funktion! „Form follows function“ (Der ständig trainierte Bizeps eines Boxers wird einen anderen Muskelaufbau haben, als jener eines Kusenklempners ) Hier sehen wir einen Ausschnitt einer Wirbelsäule ab dem 7. Halswirbel. Auch dem Laien wird hier klar sein: Soll die Augenebene noch horizontal stehen, müssen die fehlenden 6 oberen Halswirbel noch eine mächtige Gegenkurve machen, um dieses zu erreichen! Die Entwicklung der High-Tech-Software lässt die Darstellung der oberen Wirbel derzeit noch nicht zu. Das Bild der Wirbelsäule war eines der vielen Möglichkeiten aus der 4-D-Rasterstereographie. Dabei wird ohne jegliche Röntgenaufnahme! lediglich ein Lichtraster auf den Rücken des Patienten geworfen. Markante Körperpunkte werden von der EDV erkannt und umgerechnet. Eine erhebliche Qualitätsverbesserung zum Ausgleich von Atmung und Haltungsschwankungen bieten Serienaufnahmen, aus denen der Mittelwert berechnet wird und binnen Sekunden zur Verfügung steht. Ein besonderes Merkmal ist die Möglichkeit, diese Messungen statisch oder dynamisch während des Laufens auf einem Laufband durchzuführen und dies gleichzuschalten mit dem Abrollverhalten und dem Anpressdruck unter den Füßen. © www.OldenBurk.de Seite 2 Warum dieser ganze „Firlefanz“!? Denken Sie bitte an das Mobile im Kinderzimmer zurück! „Wie oben, da auch unten!“ Nein, natürlich würden sie mit den Schmerzen Ihrer Wirbelsäule nicht zu einem Zahnarzt gehen!? Und schon gar nicht die Veränderungen binnen weniger Sekunden glauben wollen! Aber natürlich ist es für Sie selbstverständlich, dass der Körper Sie blitzartig austariert, wenn Sie den Pfeil fliegen lassen oder aber eine Tanzbewegung machen!? So liegen also zwischen den folgenden Bildern nur Sekunden, die ca. 9 Minuten kommen zustande, weil zuvor die erste Aufnahme dreidimensional ausgewertet werden muss, bevor diagnostisch entschieden ist, ob im folgenden Durchgang ob „oben oder unten“ angesetzt werden muss. Was wurde gemacht!? Es wurde der „oberste Balken im Mobile“, die gedachte Verbindung der beiden Kiefergelenke, sprich die Zahnstatik ausgeglichen. Handelt es sich aber in anderen Beispielen um den notwendigen Ausgleich einer Augenmuskelschwäche, die Einstellung eines Beckenschiefstandes oder muskulärer Blockaden, sind diese zuvor zu korrigieren, bevor eine die Zahnstatik betreffende Behandlung (Kronen, Brücken, Zahnersatz) durchgeführt wird. Eine kraniomandibuläre Dysfunktion (CMS) kann anderenfalls nicht therapiert werden. © www.OldenBurk.de Seite 3 Aber einmal ehrlich: hat Ihnen der Orthopäde in den Mund geschaut, bevor Ihnen Einlagen verordnet wurden!? Wer von den vielen an der Wirbelsäule operierten Patienten wurde zuvor hinsichtlich seiner Zahnstatik/Kiefergelenke überprüft oder im Sinne der Posturologie untersucht? Selbst diese sofort ersichtlichen Parafunktionen werden nicht erkannt, weil man nicht hinschaute! „Was wollen Sie eigentlich, ich bin Chirurg, ich operiere“ sagte mir einmal eine Koryphäe . Bei metallenen Versorgungen sind die Bruxerfacetten, also die „Knirschspuren“ i.d.R. gut zu erkennen. Bei der derzeitigen Welle „Bitte alles in weiß“ kann man schon eher sagen: Gib´ Dir die Kugel!“ (Die Frage der Schwermetallbelastungen wäre jetzt ein neues Buch…) Denn zwei Keramikkugeln, die auf dem Billardtisch gegeneinander laufen, prallen hart zurück oder splittern, weil die Keramiken zu hart sind. Bei Keramikkronen im Ober-und Unterkiefer finden wir die gleiche Situation. In 99 % der Fälle bestehen Vorkontakte auf einzelnen Kronen. Da der Körper hier vorhandene Störfaktoren nicht abarbeiten kann, der Zahnarzt die Fehlkontakte kaum erkennen oder markieren kann, ist die Okklusion/Zahnstatik nicht gesichert. Der bei jedem Schlucken zu stark belastete Vorkontakt staucht den Zahn und der Nerventzündung folgt bald die Wurzelbehandlung. Parallel dazu kippt das Kiefergelenk aus seiner Position. Mit einer fatalen Kettenreaktion, die man nicht besser als mit den Fotos von Prof. Dr. R. Slavicek erklären könnte. (Mit Dank für die Freigabe entnommen aus: R. Slavicek „Das Kauorgan“ Gamma 2000) © www.OldenBurk.de Seite 4 Der Muskel Omohyoideus verläuft vom Zungenbein durch eine Muskelschlinge des M. Sternocleidomastoideus nach dorsal zum Schulterblatt. Vorkontakte oder Balancekontakte verändern die Spannung der gesamten Muskelgruppen von Mundboden-, Halsund Nackenmuskulatur. Ein daraus resultierendes verstelltes Schulterblatt führt nicht nur zum Schulter-Arm-Syndrom sondern insbesondere auch durch Adaptation der hier ansetzenden Rückenmuskulatur zu fort-geleiteten Muskelverschiebungen bis in die Füße! Dieser Weg verläuft natürliche auch umgekehrt! Ein Beckenschiefstand hat seine Auswirkungen bis zu den Kiefergelenken! Gekippte Seitenzähne haben fatale Folgen Es liegen hier die Ursachen für die vielen Therapierezidive und wiederholten Versuche von Chiropraktikern, Osteopathen und Physiotherapeuten, Ihre Beschwerden in den Griff zu bekommen. Nach einigen beschwerdefreien Stunden sind die Probleme wieder da! Die gekippten Backenzähne bilden einen ständigen Reiz, die falsch stehenden Höcker zu eliminieren. Das Pressen und Hebeln auf der schiefen Ebene der gekippten Molaren führt zu einer ständigen „Schlittenfahrt“ und erneuten Entgleisung der Muskelketten! (Bruxismus). Ermüdete Muskeln „schalten ab“ und werden kalt, akut belastete Muskeln zeigen im Infrarotbild eine hypertherme Regulation. © www.OldenBurk.de Seite 5 Die kalten Finger der linken Hand zeigen schon indirekt an, welcher Halswirbel hier blockiert. Fazit: viele kleine Störungen summieren sich auf und werden nach oben und unten in das Achsenorgan Wirbelsäule verteilt. Bei einem gesunden Patienten wird die Bewegungsenergie von jedem einzelnen Wirbel in Form einer Lemniskate (liegende Acht) vollzogen. (Bei den folgenden während des Laufens aufgenommenen Bildern habe ich nur einige Wirbel markiert.) Bei einem geschädigten Bewegungsablauf wird diese Lemniskate chaotisch und aus der Mitte verschoben: der „Patient ist nicht mehr in seiner Mitte“ Dies sowohl energetisch, als auch kinetisch. Der (hier nahezu) statisch/dynamisch gesunde Mensch! © www.OldenBurk.de Seite 6 Lassen Sie mich noch einmal auf den „Kusenklempner“ der Eingangszeilen zurückkommen! „Das Kusen (von Ku„Mund“ und sen „Unterweisung“ ) ist die Unterweisung des Meisters an die Schüler während Zazen in der Soto Zen Zen Tradition. Ein Kusen kann aus sehr einfachen, aber für die Zazen Praxis sehr wichtigen Sätzen bestehen wie z.B. Erinnerungen an die Körper- und Geisteshaltung: „Zieht das Kinn zurück“, „streckt die Wirbelsäule“, „folgt nicht euren Gedanken“ u.ä. Die Unterweisung kann aber auch sehr tiefgründig sein, z.B. Kommentare zu Texten und Gedichten von alten Zen Meistern. Bei den Unterweisungen geht es nicht um ein rein logisch-rationales Verstehen, sondern um ein ganzheitlich-intuitives Erfassen der Unterweisung. Wikipedia“ Vor dem Hintergrund dieser Interpretation einer ganzheitlich-intuitiven Erfassung des Patienten hatte mein Schwiegervater doch vor drei Jahrzenten recht! (Damals gab es Wikipedia noch nicht!) Aus der Mitte gebracht! „Aus der Mitte gebracht!“ Damit ist das Ziel der Ganzheitlichen Zahn-Heil-Kunde klar definiert! Bauen wir keine Mauern, sondern bringen wir den sich uns anvertrauenden Patienten wieder in seine Mitte! © www.OldenBurk.de Seite 7