HAT MEIN HANDELN WIRKLICH FOLGEN? SANGHASEVAKA 140519, OSNABRÜCK, MINDEN INHALT Intro ............................................................................................................................................ 2 Bedingtes Entstehen .................................................................................................................. 2 Bedingtes Entstehen auf verschiedene Ebenen der Welt angewendet: Niyamas .................... 3 karma .......................................................................................................................................... 4 Nach ethischem Status............................................................................................................ 4 Tor ........................................................................................................................................... 4 Körper .................................................................................................................................. 4 Rede ..................................................................................................................................... 5 Karmische Folgen des Denkens ........................................................................................... 6 Gewohnheitsmäßiges Karma .................................................................................................. 6 Zeit bis das Karma Früchte trägt ............................................................................................. 6 im jetzigen Leben ................................................................................................................. 6 im nächsten Leben............................................................................................................... 6 gar nicht ............................................................................................................................... 6 Priorität der Wirkung .............................................................................................................. 6 Gewichtiges karma .............................................................................................................. 6 Todesnahes karma ............................................................................................................... 7 Die Früchte des Karmas: Wiedergeburt in den sechs Welten ................................................ 7 Wiedergeburt von Moment zu Moment ............................................................................. 7 Die Welten der kommenden Wiedergeburt nach dem momentanen Leben ..................... 8 Die sechs Welten..................................................................................................................... 8 Menschenwelt ..................................................................................................................... 8 Tierwelt ................................................................................................................................ 8 Götterwelt ........................................................................................................................... 9 Welt der eifersüchtigen Titanen .......................................................................................... 9 Welt der hungrigen Geister ............................................................................................... 10 Höllenwelten ..................................................................................................................... 10 Die Unerbittlichkeit von Karma ................................................................................................ 10 2 INTRO Heute geht es um den Begriff Karma und seiner Bedeutung im Buddhismus Was versteht ihr unter Karma? Was bedeutet es an Karma zu glauben? Lebt ihr danach? Warum (nicht)? Wir nehmen Karma als Prinzip scheinbar nicht ernst genug. Obwohl es eigentlich in gewisser Weise eine Binsenweisheit ist, die tief in unser Kulturgut eingesickert ist. „Was du nicht willst was man dir tu, das mut‘ auch keinem andern zu“ „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus“ „Wer Wind sät, wird Sturm ernten“ „Man muss für alles im Leben bezahlen“ „Wer nicht hören will muss fühlen.“ „Die Suppe die man eingebrockt hat muss man auch auslöffeln“ „Kleine Ursache, große Wirkung.“ „Ohne Fleiß keinen Preis“ BEDINGTES ENTSTEHEN Um Karma verstehen zu können muss man erst einmal in eines der Grundelemente des buddhistischen Erkenntnis- und Übungsweges hineingehen: Dem bedingten Entstehen Um zu verstehen warum dies so ist und was dies bedeutet muss man eine recht einfach zu formulierende, aber in ihrer Tragweite kaum zu unterschätzende Lehre des Buddhas verstehen, nämlich die Lehre vom bedingten Entstehen. In dieser Lehre wird das Wesen jeglicher Existenz als Bedingungskreislauf verstanden, also als Prozess der Ursachen bzw. Voraussetzungen und Wirkungen bzw. Folgen hat Oder wie es der Buddha gelehrt hat, das alles Erfahrbare unter dem Gesetz des Bedingten (voneinander abhängigen) Entstehens, oder auch dem Gesetz des Bedingten Mitverursachens (Miterzeugens) steht: Wenn dieses ist, wird jenes; Wenn dieses entsteht, entsteht jenes Wenn dieses nicht ist, wird jenes nicht; Wenn dieses aufhört hört jenes auf. 3 Doch warum sollen wir diese einzige letztendliche Gesetzmäßigkeit verstehen? Warum kann man den ganzen Buddhismus auf das Verstehen und die Anwendung dieser einzigen Formel reduzieren? Weil sie der Schlüssel zum Verständnis des menschlichen Geistes ist. Und wer diesen Schlüssel besitzt und anwenden kann, hat den Schlüssel zur Freiheit in der Hand. Die Freiheit vom Leiden und die Freiheit seine eigene Entwicklung vollständig in die eigene Hand zu nehmen. Oder wie es im Palikanon – der Sammlung der alten Schriften - steht: „Wer die bedingte Entstehung der Dinge erkennt, sieht die Wahrheit; wer die Wahrheit sieht, sieht den Buddha.“ Und genau hierzu möchte ich euch einladen. Ich möchte euch einladen das wir uns diese Formel und einige ihrer Anwendungen einmal genauer anschauen. Und uns gemeinsam überlegen, wie wir diese Formel so anwenden können, so dass wir glücklicher leben und tiefere Einsichten in das Wesen der menschlichen Existenz erkalten können um letztlich zu lernen im Einklang mit diesen Erkenntnissen zu leben. BEDINGTES ENTSTEHEN AUF VERSCHIEDENE EBENEN DER WELT ANGEWENDET: NIYAMAS Eins der großen Missverständnisse im Buddhismus ist, da ja alle Taten Folgen haben, auch alles, was wir erleben, auf unsere Taten zurückzuführen sei. Diese Ansicht ist falsch und sogar gefährlich, weil sie dazu führen kann, dass man auf Leid achselzuckend reagiert: „Er hat sich das Leid selbst zuzuschreiben, es entstand in Abhängigkeit seiner früheren Taten.“ Eine nicht so bekannte, aber um so wichtigere Lehre spricht von den fünf niyamas oder Modalitäten der Bedingungs-Verhältnisse1. Nach ihr gibt es neben karma noch vier weitere Modalitäten, wie Phänomene einander bedingen können. Die fünf niyamas lauten also utu-niyama (Physikalische Welt, physische Bedingtheit) Bija-niyama (Samen, biologische Bedingtheit) Mano-niyama (Geist, mentale Bedingtheit) Karma-niyama (Intention, Handlung, Tat, willentliche Bedingtheit) dharma-niyama (überweltliche, spirituelle Bedingtheit) Wir sehen also: Wenn ein behindertes Kind geboren wird hat das erst einmal nichts mit seinem Karma zu tun, sondern die Behinderung ist ein Problem auf der Ebene der biologischen Bedingtheit. Wenn wir in Armut aufwachsen ist das erst einmal nicht unbedingt unser Karma, sondern kann durch ein Aufeinandertreffen verschiedenster physischer, biologischer Faktoren 1 [SR_3Jdt], S. 80f. 4 und vielleicht auch geistiger Faktoren bei den Eltern ausgelöst worden sein. Aber es ist nicht unbedingt die Frucht meines Karmas. Wenn ich in der Näher des Bahnhofs nachts von jemandem überfallen werde ist das nicht mein Karma. Wenn wir in einem Bus sitzen und der Busfahrer baut einen Unfall, dann haben wir einfach Pech gehabt Wenn wir in einem Bus sitzen und Busfahrer ablenken, … dann wird es anders … und gar nicht mal so einfach zu entscheiden was dort alles eine Rolle spielte und welche karmischen Verstrickungen zum Zuge kamen KARMA Karma heißt eigentlich nur Handlung oder Tat, wird aber auch für die Folgen von Handlungen verwendet. Letztlich wird damit die nahezu untrennbare Verbindung zwischen Handlungen (karma) und ihren Früchten oder Folgen (karma vipaka) herausgestellt. Im Abhidharma wird karma nach sieben Gesichtspunkten klassifiziert: ethischer Status „Tür“ Angemessenheit der resultierenden Erfahrung Zeit bis es eintritt Folgen des Karmas (Früchte) Funktion Ebene, auf der das karma heranreift2, d.h. Welten in denen ich wiedergeboren werde NACH ETHISCHEM STATUS „Der ethische Status einer Willenshandlung wird durch den Bewusstseinszustand bestimmt, in dem sie ausgeführt wurde.“3 Und diese Bewusstseinszustände können „heilsam“ oder „unheilsam“ sein, also von Gier; Hass und Verblendung oder von Zufriedenheit, Liebe und Geistesklarheit bestimmt.4 TOR Die Tore, durch die wir karma entwickeln sind der Körper, unserer Rede, aber eben auch unser Geist, d.h. unsere Gedanken und Intentionen und Arten, wie wir denken und auf unsere Empfindungen reagieren. Es gibt also Taten des Körpers, Taten der Sprache und taten des Geistes. KÖRPER Schlagen: offenkundig, aber warum? Was ist das schlimme daran jemanden zu schlagen? Wie ist der Mechanismus nach dem Karma reift und Früchte trägt oder Folgen zeigt? 2 [SR_WiB], S. 108 Ebd., S. 108 4 [SR_3Jdt], S. 81 3 5 Wen wir jemanden schlagen, dann leidet ein Mensch und dieser Mensch oder andere die gesehen haben werden darauf reagieren. Entweder finden diese Menschen das normal und reagieren nicht darauf. Dann sitzen wir schon in der Titanen oder Höllenwelt, wo dies normal ist und feiner Bewusstseinszustände sind uns schon gar nicht mehr möglich. Wir sind schon völlig von feineren Bewusstseinszuständen abgetrennt und haben uns durch die Auswahl unserer Umwelt unsere persönliche Hölle geschaffen. Oder wir haben noch feinfühligere Menschen in unserer Umwelt. Die werden dann aber verletzt sein und sich zurückziehen oder wir werden Schwierigkeiten mit ihnen bekommen. Und somit kommen von aussen die Resultate unserer taten wieder auf uns zurück. Oder wir haben noch eine geewisse Sensibilität und fühlen in uns dass das nicht gut ist. Und wir verfangen uns in einem Gestrüpp von Selbstvorwürfen, Entschuldigungen, Rechtfertigungen, … Und als Resultat finden wir uns in einem Zustand von Unruhe und Besorgtheit wieder, der uns nicht gut tut. Wir leiden also. Gibt es Beispiele für Handlungen des Körpers, die ihr selbst erlebt habt und die deutliche Folgen hatten? REDE Es ist offenkundig, dass für die rede das Gleiche gilt wie für den Körper. Genaugenommen ist Rede eine besondere Form der körperlichen Tat. Und wir alle wissen wieviel Leid durch Rede in die Welt gebracht wird. Oder wieviel Leid wir durch unsere Rede bei uns selbst auslösen. Wir sprechen schlecht über jemanden und wochenlang verfolgt uns die Episode in der Meditation Oder wir fühlen uns vielleicht noch nicht einmal schlecht dabei. Aber derjenige dem wir die Geschichte erzählt haben denkt sich: „Und was erzählt er bei den anderen über mich?“ Und wir wundern uns warum wir irgendwie nicht in näheren Kontakt mit diesem Menschen kommen … Oder wir fühlen uns vielleicht noch nicht einmal schlecht dabei. Aber derjenige dem wir die Geschichte erzählt haben erzählt es der Person über die wir geredet haben weiter … und wir sind sauer auf ihn, weil wir uns schlecht dabei fühlen ertappt zu sein. Und ein ganzes Gestrüpp von Reaktionen baut sich auf. Und dieses Gestrüpp heißt Samsara, die Welt des Leidens auf Grund von Gier nach Anerkennung, und Lob und auf Grund von Ärger über die Dinge, die dieses Verhindern auf Grund von Nichtwissen über diese Mechanismen aus denen Leid heraus entsteht oder auf Grund der Nichtanwendung des Wissens um Leid zu verhindern. Wir wissen zwar vielleicht um die schädliche Wirkung von unfreundlicher Rede, machen es aber trotzdem. Gibt es Beispiele für Handlungen des Körpers, die ihr selbst erlebt habt und die deutliche Folgen hatten? 6 KARMISCHE FOLGEN DES DENKENS Das Handlungen Folgen haben GEWOHNHEITSMÄßIGES KARMA Oder wir trennen uns von von bestimmten Erfahrungsfeldern ab. Ich hatte vor einiger Zeit in einem Forum einen Mann kennen gelernt. Der war offenkundig ganz schön unter Strom (Anspannung). Er erzählte mir von seinen Schwierigkeiten mit dem Schichtdienst und dass er seine Partnerin verloren hatte und dass er sich nun am Wochenende ganz seinem Hobby, dem Reiten widmet. Nach einer Weile fragte ich nach, was für einer Arbeit er denn nachgeht. Er sagte, dass er im Schichtdienst in einer Hähnchenmassenschlachterei arbeitet. Nur um das abschätzen zu können was das bedeutet: Der Bestand an Hühnern in Niedersachsen ist rund 51 Millionen, Legehennen machen etwa 27 % des Bestandes aus, der Rest sind Masthühner. Die Lebensdauer eines Masthuhns entspricht etwas 30 bis 35 Tage, als ein Monat! Das bedeutet, dass etwa vierzig Millionen, mal 12 = 480 Millionen Hühner in Deutschland jährlich geschlachtet werden, oder 1,2 Millionen Hühner am Tag. Oder anders gesagt: In einem Schlachtbetrieb werden zigtausende Tiere am Tag getötet. Ich fragte diesen Menschen, wie es ihm mit seinem Job auf dem Schlachthof geht. Die Frage war völlig neutral und Interessiert gestellt, nicht der leiseste Vorwurf, oder die leiseste Kritik. Einfach nur eine Frage. Ich habe nie wieder etwas von diesem Menschen gehört. Wahrscheinlich erfreut er sich immer noch an dem schönen Gefühl auf einem Pferd zu sitzen, es zu putzen und zu streicheln. Und vermeidet weiter jeden Kontakt zu dem was ihm Leiden verursacht. Bis er wirklich nichts mehr spürt. Und das Karma vollständig gereift ist. ZEIT BIS DAS KARMA FRÜCHTE TRÄGT IM JETZIGEN LEBEN Komme ich später zu IM NÄCHSTEN LEBEN Komme ich später zu GAR NICHT Das karma gar nicht zum Tragen kommen kann, mag erstaunen. Es ist aber möglich, dass es zu schwach ist oder ein entgegenwirkendes karma stärker ist.5 PRIORITÄT DER WIRKUNG GEWICHTIGES KARMA 5 [SR_3Jdt], S. 83 7 Gewichtiges karma ist positiv gesehen die meditative Versenkung, negativ gesehen Vatermord, Muttermord, Mord an einem Arahnt, einen Buddha verletzen, den Sangha spalten. Gewichtiges Karma ist nur unter sehr besonderen Bedingungen wieder aufzulösen TODESNAHES KARMA Es wird gesagt, dass die Handlungen in der Nähe des Todesmomentes eine besondere Bedeutung haben. Einfach deshalb, weil die taten in dem Moment wo wir sie begehen unsere Handlung in der kommenden Stunden und Tagen besonders stark färben und eben nicht in den Untergrund des momentanen Vergessens geraten. Dieses Karma ist einfach präsenter und kann unter bestimmten Bedingungen deshalb den Moment des Todes besonders stark beeinflussen. Deshalb haben sich besonders im tibetischen Buddhismus besondere Praktiken entwickelt die darauf beruhen, dass man im Moment des Todes in einer besonders positiven, heilsamen Geistesverfassung ist um eine möglichst positive Wiedergeburt zu erreichen. DIE FRÜCHTE DES KARMAS: WIEDERGEBURT IN DEN SECHS WELTEN Wir haben im Abschnitt über „karma“ gesehen, dass es die Qualität der Wiedergeburt bestimmt. Was unter dieser Wiedergeburt genau zu verstehen ist, darüber hat der Buddha sich nicht ausgelassen. Man kann dieses Bild auf zwei Arten interpretieren. WIEDERGEBURT VON MOMENT ZU MOMENT Einmal wird man jeden Moment wiedergeboren. Das Bewusstsein ist nichts statisches. Jeden Moment entstehen Gedanken, Gefühle, Empfindungen und andere Geisteselemente auf Grund von Bedingungen in uns und um uns herum und Entscheidungen die wir treffen. Und diese Elemente des Geistes vergehen auch wieder. Aber bevor sie vergehen bilden sie den Nährboden für die nächste, neu entstehende Generation von geistigen Elementen. Die Wiedergeburt findet aus dieser Sicht in jedem einzelnen Moment statt. Wir sind gleich nicht derselbe, der wir jetzt sind. Wir legen jetzt die Samen, welche im nächsten Moment aufgehen. Mit unseren Handlungen, also mit dem was man aus buddhistischer Sicht karma nennt, pflanzen wir die Saaten, die im kommenden Moment unser Bewusstsein bilden. Ich finde diese Sichtweise sehr ansprechend, weil sie sehr schön klar macht wie unerbittlich karma ist. Karma ist einfach das Gesetz mit dem unsere geistige Existenz aufrechterhalten wird. Mit den Intentionen die wir pflegen formen wir einfach den Geist von Moment zu Moment Und daraus ergibt sich auch ein wunderbares Potenzial: Durch die Pflege positiver, heilsamer und nützlicher Intentionen, d.h. durch positives Karma formen wir jeden Moment den Geist zum Guten. Und durch die Resonanz der Umwelt werden wir dann auch noch eher mit dem Guten in unserer Umgebung in Kontakt treten und mehr positive Rückkopplung erhalten. Wir verändern uns, fördern dabei das Gute in uns und in der Welt und beides bildet den Nährboden für mehr Gutes. 8 DIE WELTEN DER KOMMENDEN WIEDERGEBURT NACH DEM MOMENTANEN LEBEN Es gibt kein Grund zu der Annahme, dass wir nicht wiedergeboren werden. Genauso wenig wie es Grund zu der Annahme gibt, dass wir als Person so wie wir sind wiedergeboren werden. Traditionell scheinen alle Religionen dieser Welt darin übereinzustimmen, dass es so etwas wie Wiedergeburt oder ein Leben nach dem Tod gibt. Und es gibt auch eine reihe von Wissenschaftlern, die glauben Belege dafür zu haben, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Genauso wie die meisten Menschen in sich die Sehnsucht danach spüren immer zu leben oder wiedergeboren zu werden oder sogar fest daran glauben dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Wichtig ist es hier, sich die Vorstellung über die Möglichkeit der Wiedergeburt offen zu halten. Und es ansonsten wie der Buddha zu halten. Er negierte die Wiedergeburt nicht. Aber er negierte auch jegliche Vorstellung von Wiedergeburt. Der Buddha sah sich seiner eigenen Erfahrung verpflichtet. Und die sagte ihm, dass alles was man darüber sagte, was wiedergeboren wird einfach nur reine Spekulation sein kann. Es war offenkundig, dass manche Menschen das Gefühl hatten wiedergeboren worden zu sein. Und dass man in tiefer Meditation Erfahrungen haben konnte, die einem – solange man seine eigenen Erfahrungen ernst nimmt – nur die Möglichkeit offen lassen an Wiedergeburt zu glauben. Aber Wo und wie man wiedergeboren wird oder was von uns wiedergeboren wird ist völlig unklar. Nur eins ist sicher: Da es in diesem Leben schon kein festes Selbst, ein ich oder eine Seele gibt, kann diese auch wohl kaum wiedergeboren werden. Aber was auch gesagt werden kann ist dass diese Triebkräfte, die im Leben existieren und auf den verschiedensten Ebenen der Welt aktiv sind offenkundig alles in Bewegung halten, dass es also für alles was entsteht Bedingungsgefüge oder Ursachen gibt, die zur Entstehung beitragen. Und genau hier blieb der Buddha denn auch bei seiner Analyse aus Erfahrungen stehen. DIE SECHS WELTEN Hilfreich zum Verständnis der Früchte des Karmas kann die traditionelle Unterteilung in die sechs Welten sein, in denen man aus traditioneller Sicht auf Grund seiner Taten hineingeboren werden kann: MENSCHENWELT Freude und Leid existieren, aber auch das Potenzial zur Entwicklung, die Möglichkeit zu Wachstum. Und es existiert eine Kultur und Möglichkeiten zur Selbstreflexion TIERWELT Diese Welt wird primär durch Instinkte und Impulse angetrieben. Es fehlt im Normalfall die Möglichkeit zur Selbstreflexion, auch wenn schon möglicherweise Spuren von Kultur und Bildung da sein können 9 DIE ÜBERGANGSWELT - AFFEN VOM TAIWALD Sie besitzen soziale Strukturen, eine gewisse rudimentäre Kultur, z.B. Werkzeuge, aber Neid und Eifersucht prägen das Gruppenverhalten sehr deutlich und die Selbstreflektion hält sich arg in Grenzen Und sie agieren sehr brutal Außenseitern in der eigenen Gruppe und anderen Affengruppen gegenüber. Und sie fühlen dort keine Scham. Auch wenn sie das Phänomen Scham beim Verletzen von Gruppenkonventionen durchaus kennen. Falls hier irgendwelche Parallelen zur Menschenwelt zu finden sind ist das sicher kein Zufall DIE REINE TIERWELT - SCHILDKRÖTEN Ich habe Schildkröten und beobachte sie gerne. Der Normalfall ist das vollständige, manchmal ein von außen als regelrecht tragisch zu sehende Hin- und Hergeworfen sein zwischen Reflexen, Instinkten. Schildkröten: Suche nach Nähe und sozialem Gefüge, aber auf Grund der extremen Reflexe, instinktiven Reaktionen oft zu Einzelgängerdasein verurteilt. Selbst hier fallen einem sicher Beispiele aus der Menschenwelt ein. GÖTTERWELT In der Götterwelt befinden sich Menschen, die es geschafft haben sich in eine Welt des Genusses oder in Welten feineren Bewusstseinszuständen zu entwickeln. Aber solange sie diese Welt noch für zu wirklich halten oder gar glauben, dass diese Welt nicht vergänglich ist, werden sie immer noch von feineren Formen des Leidens heimgesucht. Wenn sie still werden, erleben sie immer noch die zarte Melodie der Vergänglichkeit. Leise spüren sie noch, dass ihre eigene Vergänglichkeit hinter den langen Phasen des Glücks lauert. Dass Auto, Haus, Erfolg, Kinder – und sei das aller noch so wunderbar – alleine nicht reichen um dauerhaft Zufriedenheit zu erreichen. Irgendwann ist die Schönheit zerronnen, Beziehungen doch noch zerbrochen, in der Firma sind andere an der Macht und niemand interessiert sich mehr für mich. Der goldene Käfig sieht ganz wunderbar aus und doch … irgendwie ist da immer noch dieses Sehnen oder diese Unzufriedenheit oder diese leise Angst vor dem Tod. WELT DER EIFERSÜCHTIGEN TITANEN In dieser Welt sind Menschen und Götter damit beschäftigt um ihre Interessen, Meinungen oder um Besitz zu kämpfen. Der Besitz kann physischer Natur sein, oder Geld, es können Sexualpartner sein oder auch ideelle Werte wie Lob, Anerkennung, guter Ruf, Ruhm und Ehre oder Macht, die Möglichkeit andere zu beeinflussen und ihnen seinen Willen aufzuzwingen. Letztlich geht es darum sein eigenes Selbstbild zu verbessern und sein Selbst auf andere Dinge und Menschen zu erweitern. Uns also andere Dinge und Menschen scheinbar einzuverleiben. Beispiel: Clash mit ehemaligem Kollegen. Ich hatte eine sehr ernste, heftige Auseinandersetzung mit einem Kollegen. Eigentlich habe ich es selbst inszeniert und ihn öffentlich bloßgestellt, nachdem er mich versucht hat zu manipulieren. Ich war hinterher sehr hilflos, wende mich an den stellvertretenden Abteilungsleiter um Rat. Reaktion des des 10 stellvertretenden Leiters: „Ach, da zieht sich jeder in seine Ecke zurück und leckt seine Wunden. Und dann geht’s wieder.“ Wenige Jahre später hatte es der damalige Chef unserer Abteilung tatsächlich geschafft, diesen Menschen aus einem lebenslangen Beamtenverhältnis heraus auf ein Wahlamt zu locken aus dem er dann hinausgeschmissen wurde. Seitdem arbeitete er lange Jahre als Dozent an unserer Hochschule. Titanen kennen wenig Skrupel bei der Wahl ihrer Waffen und bei dem was sie mit anderen Menschen tun, solange, wie es ihren Interessen dient. Und sie empfinden Lust am Kampf und am Gewinnen. Und diese Lust führt dazu, dass sie oftmals nicht verspüren, wieviel Schaden sie bei sich und anderen bei ihren Kämpfen verursachen. Und können natürlich dann irgendwann schlecht sagen, dass diese vielen Leichen, die ihren Weg pflastern nicht in Ordnung sind. Allerdings, … falls sie das können dann haben sie ein enormes Potenzial. Denn wenn sich ihr Willen und ihre Energie auf das Gute richtet, dann können sie enorme Fortschritte machen. WELT DER HUNGRIGEN GEISTER Immer mehr haben wollen, niemals zufrieden sein immer mehr Gier, die nicht gestillt werden kann HÖLLENWELTEN Man leidet unter dem was man erlebt. Egal was einem passiert es führt zu mehr Leid, man kann das Schöne nicht mehr sehen. Es gibt die heißen Höllen der Wut, des Hasses und des heißen Schmerzes, aber auch die kalten Höllen der inneren Kälte, der Abgestorben fühlens und der inneren Leere. DIE UNERBITTLICHKEIT VON KARMA Karma ist keine Strafe oder etwas dem man entgehen könnte. Es ist nichts das man austricksen kann. Karma ist etwas, was schon in der Tat selbst angelegt ist. Es ist einfach ein Naturgesetz, dass einfach passiert, sobald man etwas tut. Es ist natürliche Reaktion des eigenen Geistes und der gesammelten Existenz auf eine Intention. Dieser Unerbittlichkeit sollte man sich bewusst sein. Und man kann dieses Bewusstsein schärfen indem man sich einfach sein eigenes Denken, Reden und Handeln und seine Wirkungen sehr genau anschaut. Man wird unweigerlich erkennen: Es gibt unheilsame Taten, die dazu führen, dass es einem schlechter geht und es gibt heilsame Taten, die dazu führen, dass es einem besser geht, dass man mehr innere Freiheit, Stille, Zufriedenheit, Glück und Sinnhaftigkeit erfährt. Karma ist unerbittlich, wenn man versucht es zu ignorieren. Allerdings wird es plötzlich zu einem wunderbaren Mechanismus, wenn man dieses Gesetz kreativ nutzt. Denn dann haben wir plötzlich den Schlüssel zur inneren Freiheit in der Hand.