Pflanzen im Indianerbeet Traditionell werden seit vorkolumbianischer Zeit in Mittel- und Südamerika Bohnen in Mischkultur mit Mais und Kürbis angebaut. Der Mais dient dabei als Rankhilfe für die Bohnen, die Bohnen mit ihren Stickstoff-fixierenden Knöllchenbakterien liefern zusätzlichen Dünger für Mais und Kürbis. Die großen Blätter des Kürbis erzeugen Schatten und verhindern somit ein zu starkes Austrocknen des Bodens und das Aufkommen von unerwünschten Beikräutern. In der Ernährung wurde der Mangel an essentiellen Aminosäuren im Mais durch die eiweißreichen Bohnen ausgeglichen. Auch Sonnenblumen können in der Mischkultur als „lebende Bohnenstangen“ dienen. Sonnenblumenkerne wurden von den Indianern als haltbare, energiereiche Lebensmittelvorräte genutzt, zudem wurde aus ihnen ein hochwertiges Speiseöl gepresst. Bereits KOLUMBUS lernte von den Ureinwohnern Amerikas die Tabakpflanze und das Tabakrauchen kennen. JEAN NICOT, französischer Gesandter in Portugal, führte Tabak als Heilpflanze in Frankreich ein. Ihm zu Ehren wurde die Gattung Nicotiana sowie der wichtigste Inhaltsstoff Nikotin, ein Alkaloid, benannt. Bauern-Tabak (Nicotiana rustica) ist eine bis 120 cm hohe, einjährige Staude mit klebrigen Drüsenhaaren. Zur Tabakgewinnung aus den Blättern wird Nicotiana rustica in Europa seit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) angebaut. Wegen des besonders hohen Nikotingehaltes der Blätter sind Rauchwaren aus Bauern-Tabak in der EU heute nicht mehr zugelassen. In Russland und einigen osteuropäischen Staaten wird er aber noch verwendet. Ein bekanntes Rustica-Produkt ist die russische Machorkazigarette. Der Virginische Tabak (Nicotiana tabacum) ist die für die Tabakindustrie wirtschaftlich wichtigste Art, die in vielen Sorten angebaut wird. Es handelt sich um eine natürliche Hybride zwischen Wald-Tabak (N.sylvestris) und N. tomentosiformis. Vermutlich stammt der Virginische Tabak aus dem westlichen Südamerika. Von dort wurde er schon in vorkolumbianischer Zeit nach Mittelamerika und Mexiko gebracht. Die in verzweigten Rispen gebildeten rosa gefärbten glockenförmigen Blüten werden von Nachtfaltern bestäubt. Die Sorte ‘Havana’ lässt sich auch gut in Nordamerika kultivieren. In gut 2 Monaten ist die einjährige Pflanze ausgewachsen, wird über 1,50 m hoch und bildet bis zu 18 Blätter, die sukzessiv geerntet werden. ‘Havana‘-Blätter sind gut geeignet zur Herstellung von Zigarren und Kautabak. Quinoa (Chenopodium quinoa) ist eine 1,5 m hohe einjährige Pflanze aus der Verwandtschaft von Rübe, Spinat und Amarant. Es sind grüne, ockerfarbene, rote und violette Formen bekannt. Quinoa wird seit über 6000 Jahren in den Anden oberhalb von 4000 m Höhe angebaut. Spanier untersagten im 16. Jh. den Anbau von Amarant und Quinoa bei Todesstrafe, da die Körner als unchristliche Speise galten. Quinoa gilt heute als sehr gesundes Lebensmittel, da besonders viel Eiweiß, Magnesium und Eisen enthalten sind. Gluten fehlt, was Quinoa zu einem vollwertigen Getreideersatz bei Glutenunverträglichkeit macht. Wie auch bei Amarant spricht man von Pseudocerealien. Essbar sind auch die Blätter. In der Samenschale sind als Fraßschutz bittere Saponine eingelagert, die vor dem Verzehr durch Waschen und Kochen entfernt werden sollten. Bei Produkten aus dem Handel ist dies aber meist bereits erfolgt. UN-Generalsekretär BAN KI MOON erklärte 2013 zum Jahr der Quinoa, da die Nahrungspflanze das Potenzial hat, den Hunger auf der Welt zu lindern. Die rund 70 bekannten Erdnussarten stammen aus Amerika mit einem Schwerpunkt im zentralen Südamerika. Die Kultur-Erdnuss (Arachis hypogaea) ist vermutlich ein Kreuzungsprodukt aus zwei Wildarten. Das einjährige, niederliegende bis aufrechte Gewächs hat Fiederblätter und gelbe Schmetterlingsblüten. Diese sind kurzlebig und welken rasch nach erfolgter Selbstbefruchtung. Die junge Frucht senkt sich zum Boden und wächst in die Erde hinein. Die Frucht bleibt wie eine Nuss geschlossen und enthält bis vier Samen. Zur Ernte werden die Sprosse mit den Früchten aus der Erde gezogen. Durch den Menschen wurde sie in weiten Teilen Süd- und Mittelamerikas eingebürgert. Azteken nannten sie nahuatl (= Kakaobohne der Erde). Portugiesen brachten die Erdnuss nach Indien, Spanier auf die Philippinen. Nach Afrika kam die Erdnuss im 16. Jahrhundert. Die Johannisbeer-Tomate (Solanum pimpinellifoilum) ist ein ein- bis zweijähriges Kraut. Sie wächst niederliegend bis kletternd und erreicht dabei Längen bis 3 m. Die bis 25 cm langen, unverzweigten und behaarten Blütenstände tragen bis 30 Blüten, aus denen sich etwa 1cm breite rundliche Früchte entwickeln, die an Johannisbeeren erinnern. Unreife Früchte sind drüsig behaart, bei der Reife verkahlen sie. Die Johannisbeer-Tomate ist ursprünglich an peruanischen Küsten und in Chile bis Höhenlagen um 500 m verbreitet, wurde aber schon früh in verschiedenen Gebieten Südamerikas eingeschleppt. Sie bevorzugt feuchte Standorte, ist häufig auch an Ackerrändern anzutreffen. Ähnlich wie sie kann man sich die Vorfahren der Kultur-Tomate vorstellen. Da Solanum pimpinellifolium und S. lycopersicum sehr nah miteinander verwandt sind, kreuzen sie sich leicht. Die Menschenfresser- oder Kannibalen-Tomate (früher Solanum anthropophagorum) ist eng mit der Speise-Tomate verwandt. Sie stammt aber aus dem südpazifischen Raum, wo sie auf der zweiten Reise des englischen Seefahrers JAMES COOK 1773 entdeckt wurde. Bei uns wird sie nur als Zierpflanze kultiviert, da ihre Früchte nicht sehr delikat sind und die traditionelle Verwendung wie früher auf den Fidji-Inseln hier glücklicherweise nicht üblich ist. Dort war sie eine wichtige Frucht auf dem Speiseplan des kannibalischen Inselvolks und wurde als Nahrungspflanze angebaut. Zähes Menschenfleisch wurde angeblich wohlschmeckender und vor allem besser verdaulich, wenn es zusammen mit Menschenfresser-Tomaten und den Blättern zweier in der Natur gesammelter Wildpflanzen verzehrt wurde. Teosinte (Zea mexicana) ist ein in Mexiko heimisches Gras, das als Vorfahre des Kultur-Mais angesehen wird. Die Pflanze ist sehr robust und kann Trockenheit sowie vorübergehender Überschwemmung standhalten. Teosinte wird etwa 1 m hoch und ist verzweigt. Die Körner sind kleiner als beim Mais und haben eine verholzte Schale, an der sie zur Fruchtreife perlschnurartig aneinanderhängen. Fünf bis zwölf Körner bilden einen Fruchtstand. Während der Reife lösen sich die Einzelfrüchte (die Körner) voneinander. Diese werden von Tieren gefressen, andernorts wieder ausgeschieden und somit ausgebreitet. Teosinte und Mais weisen deutliche Unterschiede auf, weshalb Teosinte lange der Gattung Euchlaena zugeschrieben wurde. Übersetzt bedeutet Teosinte „Korn der Götter“. Zucker- oder Süß-Mais (Zea mays) verliert beim Reifen kaum seinen süßen Geschmack, da in den Körnern reichlich Zucker enthalten ist. Futter-Mais dagegen wird mehlig, da der in jungen Kolben noch vorhandene Zucker während der Reife größtenteils in Stärke umgewandelt wird. Zucker-Mais wird hauptsächlich zum menschlichen Verzehr angebaut. Er muss nach der Ernte schnell verarbeitet werden. Die Schale der Körner ist relativ dünn, was sie für den menschlichen Verzehr sehr angenehm macht. Zucker-Mais wurde erstmals im Jahr 1779 erwähnt, als amerikanische Siedler ihn von Ureinwohnern überreicht bekamen. Zucker-Mais verbreitete sich schnell in südlichen und zentralen Teilen Nordamerikas. Heute sind vor allem Hybriden des Zucker-Mais von Bedeutung und es gibt mehr als 100 Sorten. ‘Linda’ gilt seit 1974 als die Königin der Kartoffeln (Solanum tuberosum) und stammt aus Hessen. Die außen braune, innen gelbe Knolle ist festkochend, wird bei längerer Lagerung aber mehlig. ‘Linda’ blüht weiß. 2007 wurde sie zur Kartoffel des Jahres gekürt. Europlant, der Saatgut-Konzern, der die Rechte an ‘Linda’ innehatte, zog die Zulassung für ‘Linda’ zum 1. Januar 2005 zurück, so dass die Kartoffel auch nach Auslauf des Sortenschutzes von Landwirten nicht mehr hätte genutzt werden können. Daraufhin formierte sich eine Gruppierung von Landwirten und Verbrauchern („Rettet die Linda“), die in einem jahrelangen Prozess und in unzähligen Gerichtsverhandlungen mit Europlant dafür sorgte, dass ‘Linda’ seit Februar 2010 in Deutschland wieder zugelassen ist. Nach wie vor ist ‘Linda’ eine der beliebtesten Kartoffelsorten. Indianerstämme Nordamerikas nutzten die Sonnenblume (Helianthus annuus) vielseitig, vor allem die nahrhaften und ölhaltigen Kerne. Sonnenblumen werden seit über 4000 Jahren angebaut, ursprünglich vor allem am Mississippi, in Mexiko und Mittelamerika. Der Spanische Eroberer PIZARRO lernte bereits Sonnenblumen kennen. Im Jahr 1552 wurde das attraktive und leicht kultivierbare Gewächs von spanischen Seefahrern nach Europa gebracht. Zunächst galt sie nur als Zierpflanze. Die Nutzung des Öls setzte sich ab dem 19. Jh. in weiten Teilen Europas durch. Heute ist die Sonnenblume weltweit eine der wichtigsten Ölpflanzen. In der Neuen Welt werden Sonnenblumen häufig in Argentinien angebaut, wichtige Anbaugebiete liegen aber auch in der ehemaligen UdSSR, auf dem Balkan, in China und Frankreich.