Warum düngen? – Nahrung für die Pflanzen

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Arbeitsblatt 2
Warum düngen? – Nahrung für die Pflanzen
Schon vor 10 000 Jahren legten die ersten Ackerbauern ihre Felder in den
Flussniederungen an. Auch die ersten
Hochkulturen sind dort entstanden.
Denn nur dort, wo Flüsse wie Euphrat,
Tigris oder Nil über die Ufer traten, lagerten sich fruchtbare Schlämme auf
den Äckern ab, die zwei, drei Ernten
im Jahr garantierten.
Bauern, deren Felder an weniger günstigen Standorten lagen, gaben Pflanzenabfälle, Asche,
Exkremente oder
Gips auf ihre Böden, ohne jedoch zu
wissen, welche der
Wandmalerei aus dem Grab eines Tempelbeamten darin enthaltenen
(um 1400 v. Chr.) zeigt Roden, Hacken und Ackern mit Stoffe für die Pflaneinem Hakenpflug im alten Ägypten
zen so wichtig sind.
Pflanzen brauchen Nährstoffe
Seit über 100 Jahren weiß man, dass
die Pflanzen zum Leben nicht nur
Wasser, Luft und Sonnenlicht benötigen, sondern auch Nährstoffe. Die
Pflanze nimmt sie mit ihren Wurzeln
aus der Bodenlösung auf. Obwohl die
mineralischen Nährstoffe nur in verhältnismäßig geringen Mengen aufgenommen werden, sind sie lebenswichtige Bestandteile der organischen Substanz der Pflanzen. Dabei
unterscheidet man zwischen Hauptund Spurennährstoffen. Von den
Hauptnährstoffen benötigen die
Pflanzen pro Hektar etwa 20 – 250 kg,
von den Spurennährstoffen 5 – 500 g
pro Jahr.
Der Boden verfügt von Natur aus über
beträchtliche Nährstoffreserven. So
beträgt der Stickstoffgehalt im OberPflanze im Boden mit Nährstoffen
boden z.B. 3 bis 10 Tonnen/Hektar.
Diese Vorräte liegen allerdings überwiegend in einer nicht pflanzenverfügbaren, also nicht wasserlöslichen
Form, vor. Sie werden ständig durch
Mikroorganismen und chemische Prozesse freigesetzt.
Die Pflanzen versorgen sich mit diesen Nährstoffen über:
– den Bodenvorrat
– zersetzte Pflanzenteile
– organische Dünger wie
Wirtschaftsdünger (Stallmist, Gülle,
Jauche), Kompost und Klärschlamm
– mineralische Düngemittel
– biologische Stickstoffbindung,
– Ablagerungen aus der Luft
Mit dem Erntegut werden auch die
darin enthaltenen Pflanzennährstoffe
abtransportiert. Damit der Boden
nicht verarmt und das Pflanzenwachstum dadurch immer geringer wird, müssen die
dem Boden entzogenen
Nährstoffe ersetzt werden. Das geschieht mit
organischen
Düngern
und mit Mineraldüngern
oder auch in einer Kombination aus beiden.
Die Erkenntnis, dass
Pflanzen sich mineralisch
ernähren, geht auf Carl
Sprengel (1787 – 1859)
zurück. Er identifizierte
1828 erstmals 12 Stoffe
als Nährstoffe der Pflanzen, darunter Stickstoff,
Phosphor, Kalium, Schwe-
1
Pflanzennährstoffe
Pflanzen können ihre organische
Substanz nur mit Hilfe von Kohlenstoff und Sauerstoff aufbauen, die
sie dem CO2 und O2 der Atmosphäre
und der Bodenluft entnehmen, sowie von Wasserstoff aus dem Bodenwasser. Ebenso unverzichtbar
und nicht durch andere Stoffe zu ersetzen sind 14 Mineralstoffe aus
dem Boden: Hauptnährstoffe Stickstoff (N), Phosphor (P), Kalium (K),
Calcium (Ca), Magnesium (Mg),
Schwefel (S), Spurennährstoffe Eisen (Fe), Mangan (Mn), Kupfer (Cu),
Zink (Zn), Molybdän (Mo), Bor (B),
Chlor (Cl), Nickel (Ni), nützliche
Nährstoffe Cobalt (Co), Silicium
(Si), Natrium (Na) und weitere.
Nährstoffe
oder Mineralstoffe?
In der Agrarwissenschaft werden Mineralstoffe bzw. Mineralsalze, die
der Ernährung der Pflanzen dienen,
als Pflanzennährstoffe bezeichnet.
In anderen Zusammenhängen haben sie andere Funktionen. So ist
Calcium im Kontext des Baugewerbes Teil der Bausubstanz, Eisen ist
Grundlage für die Stahlherstellung,
Magnesium wird als Leichtmetall im
Flugzeugbau eingesetzt und Silicium – ein wichtiger Nährstoff für
Reis – ist in der Computerindustrie
ein Chip-Baustein.
Phosphor oder Phosphat?
Phosphor ist im Boden überwiegend als mineralisches Phosphat
vorhanden. Die Pflanzen nehmen
Phosphor als Phosphat-Ion auf. An
ihren Wurzeln lebende Bodenpilze
(Mykorrhiza) bilden Enzyme, die
die Löslichkeit der Phosphate verbessern
Stickstoff oder Nitrat?
Stickstoff ist ein essenzieller Bestandteil von pflanzlichem und tierischem Eiweiß. Die Pflanzen nehmen Stickstoff als Nitrat- oder Ammonium-Ion auf. Der Stickstoff für
Mineraldünger stammt aus der Luft,
die zu 78 Prozent aus N2 besteht.
Justus von Liebig –
Stationen im Leben eines
vielseitigen Chemikers
(Ausschnitte)
Liebigs Labor auf dem Seltersberg zu Gießen um 1840
fel, Magnesium und Calcium. Als Pionierleistung erwies sich, was Sprengel
wie folgt beschrieb: . . . wenn eine
Pflanze 12 Stoffe zu ihrer Ausbildung bedarf, so wird sie nimmer
aufkommen, wenn nur ein einziger
an dieser Zahl fehlt, und stets kümmerlich wird sie wachsen, wenn einer derselben nicht in derjenigen
Menge vorhanden ist, als es die
Natur der Pflanze erheischt. Mit dieser Beschreibung nahm Sprengel vorweg, was 1855 Justus von Liebig als
Gesetz des Minimums formulierte.
Nach und nach wurden die Grundsätze der Pflanzenernährung entwickelt,
nach denen die Böden gezielt mit den
Nährstoffen versorgt werden konnten,
die ihnen die Pflanzen entziehen. Der
weit verbreitete Mangel an Nährstoffen im Boden wurde allmählich behoben. In der Folge stiegen die Hektarerträge spürbar. Gerade zur richtigen
Zeit, denn so konnte der Ende des
19. Jahrhunderts explosionsartig
wachsenden Bevölkerung in den Industrieländern Brotkorb und Schüsseln gefüllt werden. Und: Immer weniger Bauern erzeugten im Laufe der
Zeit von einer stetig schrumpfenden
Nutzfläche immer mehr Nahrung.
Pflanzenzüchter stellten ertragreichere, aber auch „hungrigere“ Sorten zur
Verfügung, d.h. Sorten mit höheren
Ansprüchen an die Versorgung mit
Nährstoffen. Eine moderne Landtechnik erlaubte eine bessere Bodenbearbeitung und die Erträge konnten
Wachstum und Ertrag der Pflanzen werden von dem Faktor begrenzt,
der sich im Minimum befindet (Liebigs “Gesetz vom Minimum” 1855).
Das können vom Menschen nicht beeinflussbare Faktoren
wie Licht und Wärme sein, aber auch von ihm beeinflussbare wie
die Nährstoffe
im Boden.
Jeder einzelne
kann eine begrenzende Wirkung auf das
Wachstum bzw.
den Ertrag ausüben, wenn er
nicht in seiner
für die Pflanze
optimalen Menge verfügbar ist,
wie in der Abbildung zu sehen,
der Stickstoff.
2
1803 wird in Darmstadt am 12. Mai
geboren
1822 studiert bis März an der Universität Erlangen, setzt Studium in
Paris fort
1823 arbeitet in Laboratorien über
das Knallsilber und –quecksilber; erhält in Abwesenheit in Erlangen sein Doktordiplom u.a.
für seine Arbeit Über das Verhältnis der Mineralchemie zur
Pflanzenchemie
1824 A.v.Humboldt bittet Großherzog
Ludwig I., Liebig wieder nach
Deutschland zurückzuholen; wird
Professor der Philosophie an der
Landesuniversität Gießen, richtet
einfaches Laboratorium ein
1831 erfindet einfachen, aber sicheren Apparat für die organische
Elementaranalyse, den Fünf-Kugel-Apparat; entdeckt Chloroform
1840 erste Abhandlung über die Herstellung und Anwendung von
Superphosphat
1845 Erhebung in den erblichen
Freiherrenstand
1847 Untersuchungen
über
die
menschliche Ernährung, isoliert
anorganische Bestandteile des
Fleischextrakts, gewinnt aus
32 kg magerem Ochsenfleisch
1 kg Extrakt. Erst 15 Jahre später
erfolgt industrielle Auswertung
1855 formuliert das Gesetz vom
Minimum, veröffentlicht in
Das Naturgesetz des Minimum
1858 publiziert Über das Verhältnis
der Ackerkrume zu den im
Wasser löslichen Nahrungsstoffen der Pflanzen
1859 publiziert Verwendung von Cloakenmaterialien als Düngemittel
1867 publiziert Die SeidenraupenKrankheiten
1868 Erfindung eines Backpulvers als
Treibmittel an Stelle von Hefe
1870 publiziert Über Gärung, Quelle
der Muskelkraft und Ernährung
1873 stirbt in München, am 18. April
Quelle: Justus von Liebig, Eine Bibliographie
sämtlicher Veröffentlichungen,
Carlo Paoloni, Carl Winter Universitätsverlag
Heidelberg, 1968, 332 Seiten
schließlich mit Pflanzenschutzmitteln vor
dem Zugriff von
Schaderregern geschützt werden. All
das führte dazu, dass
heute in Deutschland von einem Hektar durchschnittlich
68 Dezitonnen Getreide geerntet wer-
den können und die
Spitzenerträge
bei
100 Dezitonnen liegen. Noch um 1800
waren es nur 8 Dezitonnen.
Um diese Zeit konnte
ein Landwirt vier
Menschen ernähren;
Heute sind es immerhin 119 Menschen.
Modernes Bodenbearbeitungs-Kombinationsgerät
Mengenlehre für Landwirte
Mit jeder Ernte werden dem Boden
Nährstoffe entzogen. Dazu kommt,
dass mit der Wasserversickerung auch
die natürlicherweise im Boden vorkommenden Nährstoffe, teilweise in
tiefere Bodenschichten verlagert werden, sofern sie nicht vom Pflanzenbewuchs aufgenommen werden.
Aber woher weiß der Praktiker, was
seinem Boden fehlt?
Schließlich kann es ein karger Sandboden oder eine fette Schwarzerde
sein – ein gewaltiger Unterschied für
die Ertragsfähigkeit. Außerdem weiß
er, dass z.B. Rüben einen ganz anderen Appetit auf Nährstoffe entwickeln
als Gerste. Deshalb steht am Anfang
einer Düngemaßnahme immer eine
„Bestandsaufnahme“. Dazu werden
Bodenanalysen gemacht, mit denen
man genau feststellen kann, wie viele
Nährstoffe im Boden verfügbar sind.
Bodenanalysen führen in Deutschland die landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalten
sowie private Bodenlabors durch. Der
Nährstoffentzug hängt von der Pflanzenart (z. B. Weizen oder Kartoffeln)
und der Höhe des Ertrags ab.
Entnahme einer Bodenprobe
Dabei werden die Bodenart (Sandoder Lehmböden) und die Ansprüche
der Kulturpflanzen berücksichtigt.
Die Kunst zu düngen
In ihrer Wirkung gibt es zwischen den
organischen und den mineralischen
Düngern einige wesentliche Unterschiede.
Mit der Ernte verlassen auch die
entzogenen Nährstoffe den Acker
An Hand von Tabellen kann der Landwirt ihn relativ genau ermitteln. Von
diesem Bedarf zieht er die mit der
Bodenanalyse gefundenen pflanzenverfügbaren Nährstoffe ab. Der verbleibende Rest ist die Nährstoffmenge, die gedüngt werden muss. Wichtig
ist: Die Düngung muss gezielt, d. h.
zeit- und bedarfsgerecht erfolgen –
sozusagen „der Pflanze in’s Maul“.
Organische Dünger enthalten die
Nährstoffe in relativ geringen, oft sehr
unterschiedlichen und nicht genau
bekannten Konzentrationen. Sie sind
überwiegend organisch gebunden
und müssen von Mikroorganismen
erst zersetzt werden, um die Mineralstoffe der organischen Bestandteile
für die Pflanzen verfügbar zu machen.
Dazu gehören z.B. die richtige Temperatur, genügend Feuchtigkeit und Sauerstoff. Da sich diese Faktoren häufig
ändern, ist eine exakte Abstimmung
der organischen Dünger auf den Bedarf der Pflanzen schwierig.
„Kunstdünger“ oder die Kunst des Düngens
Sieben eng bedruckte Seiten widmete Meyers Konversationslexikon
1875 dem Stichwort „Dünger“. Man
kann daran erkennen, wie sensationell der Fortschritt in der Landwirtschaft durch die Düngung empfunden wurde. Die Produkte bezeichnete man damals als „Kunstdünger“, denn die noch junge „Kunst“
bestand darin, die verschiedensten
Bestandteile so zu mischen, dass
sie auf die Eigenschaften des Bodens und der Pflanze optimal abgestimmt waren. Und dazu gehörten:
Gesteinsmehl, Kalk, Gips, Ruß, Salpeter, ja sogar Schwefelsäure. Als
jedoch in den Notzeiten der beiden Weltkriege viele Originalpro-
3
dukte durch minderwertige Erzeugnisse ersetzt werden mussten,
erhielt das Wort „Kunst“ einen negativen Beigeschmack, etwa bei
Kunstleder oder Kunsthonig. Der
abwertende Beigeschmack wird
heute mitunter noch bewusst eingesetzt, um den „Kunstdünger“ in
eine Reihe mit Begriffen wie
unnatürlich – künstlich – chemisch
usw. zu stellen. Die Bestandteile
und „Rezepte“ der Dünger sind
längst klar definiert, die verwendeten Mineralstoffe als Pflanzennährstoffe erkannt. Deshalb spricht man
heute treffender von Mineraldüngern und allenfalls von der Kunst
des Düngens.
der Ammoniak-Synthese nach Haber/Bosch
wird die Luft buchstäblich als Rohstoff genutzt. (Mehr dazu im
AB 3, Vom Mangel zur
sicheren Ernährung).
Früher kamen Stickstoff-
Vogelschwärme auf den Inseln vor
der peruanischen Küste. Die Vogelexkremente werden eingesammelt
und nach Deutschland verschifft,
wo aus ihnen der Guano-Stickstoffdünger gewonnen wird.
Mineraldünger enthalten die Nährstoffe in pflanzenverfügbarer Form in
genau bekannten Mengen. Sie lassen
sich exakt ausbringen und sind im Boden gut löslich. Sie können deshalb
genau zum Zeitpunkt des Bedarfs ausgebracht werden.
Stickstoff: Die Nährstoffe selbst sind
in mineralischen und organischen
Düngern die gleichen. Sie entsprechen den Stoffen, die die Natur in
Jahrmillionen gebildet und angesammelt hat.
Bei der Herstellung von Stickstoffdüngern wird der Stickstoff aus der Luft
gewonnen, die zu 78 Prozent aus
Stickstoff besteht. Mit dem Verfahren
Kali wird in Bergwerken abgebaut;
hier liegt das Salz aus Meeren, die vor
200 Millionen Jahren verdunsteten;
Kalk kommt aus Kalksteinbrüchen,
die aus Schalenteilen urzeitlicher
Fauna und aus Resten der Flora entstanden sind.
Schwefel fällt bei der großtechnischen Entschwefelung von Erdölprodukten an oder wird bergmännisch als
Mineral gewonnen;
dünger auch aus den Salpeterlagern
Chiles und in Form von Vogelexkrementen als Guano von den vor der
peruanischen Küste gelegenen Inseln. Diese Vorkommen decken heute
weniger als 1 Prozent
des Verbrauchs.
Phosphat wird aus so
genannten Rohphosphatlagerstätten gewonnen. Dies sind entweder
Rückstände
urweltlicher Pflanzen
und Tiere, die sich in
seichten Randmeeren
abgelagert
haben
Was bewirken Nährstoffe in der Pflanze?
Stickstoff wird von der Pflanze hauptsächlich als Nitrat-Ion (NO3–), in geringem Umfang als Ammonium-Ion
oder Anreicherungen schwerlöslicher
Phosphate, die zurückgeblieben sind,
als die leichter löslichen Bestandteile
des Urgesteins im Laufe der Erdgeschichte abgetragen wurden.
(NH4+), aufgenommen und in Eiweißverbindungen umgewandelt. Sie sind
als Aufbaustoffe für den Menschen
unentbehrlich.
Stickstoff begünstigt bei bedarfsgerechter Versorgung
neben der Menge
auch die Qualität
der Ernte, so bei
Gemüse den Vitamingehalt oder bei
Weizen die Backqualität.
Phosphor braucht
die Pflanze für die
Photosynthese. Dabei wird Sonnenenergie in organische Masse umgesetzt. Phosphor för-
4
Magnesium wird zusammen mit Kali
in Bergwerken oder in Verbindung mit
Kalk in Steinbrüchen abgebaut.
Kali-Bergwerk
dert Blüten und Fruchtausbildung.
Es wird als Phosphat-Ion (PO4–––,
HPO4––) aufgenommen.
Kalium nehmen die Pflanzen als Ion
(K+) auf. Es aktiviert in der Pflanze Enzyme, mit denen viele Stoffwechselvorgänge gesteuert werden. Es reguliert den Wasserhaushalt und hilft, das
oft knappe Wasser effizient zu nutzen.
Dadurch wird sowohl der Ertrag als
auch die Qualtität der Pflanze positiv
beeinflusst, so z.B. der Zuckergehalt
der Zuckerrübe, die Lagerfähigkeit
der Kartoffel und die Widerstandsfähigkeit nahezu aller Kulturpflanzen
gegen Krankheiten und Kälte.
Schwefel benötigt die Pflanze für den
Aufbau von Eiweißverbindungen. Ist
die Schwefelversorgung der Pflanze
gestört, kann auch der Stickstoff nicht
mehr zum Aufbau von Eiweiß genutzt
werden.
Kalk ernährt ebenfalls die Pflanzen, erhält vor allem aber den Boden
gesund. Ohne Kalk würden viele
Böden versauern und für die landwirtschaftliche Nutzung unbrauchbar werden.
Magnesium ist z.B. für die Bildung des
Blattgrüns, also des Chlorophylls, unerlässlich. Es ist beteiligt an der Photosynthese, in der Pflanzenzellen mit Hilfe von Sonnenenergie, Kohlendioxid
und Wasser den Zucker produzieren,
der als wichtige Basis für den Energiehaushalt der Pflanze dient. Die Spurennährstoffe Bor, Mangan, Zink, Kupfer,
Bohnenblätter
von
Pflanzen mit Zinkmangel, der normalerweise
nicht sichtbar ist. Deckt
man aber Teile des
Blatts ab und setzt es
dann einer stärkeren Belichtung aus, bilden sich
in den ungeschützten
Blattteilen freie Sauerstoffradikale, die das
Chlorophyll zerstören.
Eisen und Molybdän dürfen ebenfalls
im Boden nicht fehlen, sonst machen
sich folgenschwere Mangelerscheinungen an den Pflanzen bemerkbar.
Nitrat in Pflanzen – ein besonderes Kapitel
Unter ungünstigen Bedingungen
kann es zu überhöhten Nitratgehalten in Nahrungsmitteln kommen. So
steigt zum Beispiel der Gehalt
an Nitrat bei trübem Wetter
wegen mangelnder Photosynthese. Es reichert sich
vor allem in Stängeln und
Blattrippen von Salat
an. Je höher die
Sonneneinstrahlung, desto besser wird das aufgenommene Nitrat in Eiweißverbindungen umgewandelt. Manche Gemüsearten sind von Natur aus ausgesprochene Nitratsammler, wie z.B. Spinat, Salat
oder Kohl.
Sie werden mitten im Wachstum geerntet, d.h. ein Teil des Nitrats ist noch
nicht in Eiweiß oder eiweißartige Verbindungen umgewandelt, wie bei
Pflanzen im Reifestadium. Die Verbraucher bevorzugen jedoch gerade
junges, zartes Gemüse. Für Erwachse-
halb gibt es für Kleinkinder einen
Grenzwert von 250 mg Nitrat je Kilogramm Babykost. In den letzten
30 Jahren ist in Europa kein Fall
von Blausäure bekannt geworden.
Düngung und
Nahrungsqualität
ne stellen diese Nitratgehalte kein Risiko dar, weil sie Nitrat nach kurzer Zeit
vollständig ausscheiden. Bei Säuglingen bis zum Alter von drei Monaten
kann bei unzureichender Hygiene bei
der Bereitung und Aufbewahrung der
Nahrung und bei infektiösen Erkrankungen die Gefahr einer Blausucht
nicht ausgeschlossen werden. Des-
Mangelerscheinungen
bei Pflanzen, die nicht
ausreichend mit
Nährstoffen versorgt
wurden
(von links nach rechts):
Eisenmangel bei Mais,
Schwefelmangel bei
Raps, Magnesiummangel bei Kartoffeln
5
Jeder der genannten Nährstoffe erfüllt in der Pflanze ganz bestimmte
Aufgaben und ist daher unentbehrlich. Mangelt es auch nur an
einem, bleiben Pflanzenwachstum, Ertrag und Qualität merklich
zurück. Eine Erkenntnis, die Carl
Sprengel bereits 1828 beschrieben hatte, und die Justus von Liebig 1855 als Gesetz des Minimums
formulierte. Überdüngung nimmt
die Pflanze aber genauso übel wie
eine mangelhafte Versorgung.
Nur eine auf den Bedarf der Pflanze
richtig eingestellte Düngung beeinflusst Größe, Gewicht, Geruch, Farbe
und Geschmack positiv und fördert
die wertvollen Gehalte an Eiweiß,
Zucker, Fett oder Stärke, an Vitaminen
und Mineralstoffen in unserer Nahrung.
Düngung und Umwelt
Wenn Phosphat in Oberflächengewässer gelangt, kann dies zu einer Überernährung (Eutrophierung) führen.
Die Folge ist eine ungewollte Vermehrung des Algen- und Pflanzenwachstums. Die abgestorbenen Pflanzen faulen und verbrauchen mehr
Sauerstoff als noch freigesetzt wird.
Das Gewässer „kippt“ um. Um einen
Phosphat-Eintrag zu verhindern, darf
nährstoffreicher Ackerboden nicht in
die Oberflächengewässer geraten
(durch Erosion). Deshalb wird zwischen Gewässern und Äckern durch
eine mehrere Meter breite Zone mit
Pflanzenbewuchs ein bestimmter Abstand eingehalten. (Mehr dazu in AB1,
Am Anfang war das Wasser...) Ni-
Mineraldüngung
mit einem Exaktdüngerstreuer
Bis kurz vor dem Reihenschluss
lässt sich Gülle ausbringen
trat ist eine natürliche Stickstoffform, die im Boden leicht beweglich ist und bei starken
Regenfällen ins Grundwasser
versickern kann. Mikroorganismen tragen dazu bei, dass
Nitrat im Boden freigesetzt
wird. Deshalb ist es auch unter naturnahen Ökosystemen
zu finden. Wieviel Nitrat ins
Grundwasser gelangt, hängt
von verschiedenen Faktoren
ab, so z.B. von der Bodenart,
dem
Pflanzenbewuchs,
der
Niederschlagsmenge oder von den
Düngergaben. Je sandiger ein Boden
ist, desto weniger Wasser kann er
festhalten. Je weniger Wasser und
Nährstoffe von den Pflanzen verbraucht werden, desto mehr kann
versickern. Deshalb ist die Verlagerung unter Brachland stärker als unter
Flächen mit einem intensiven Anbau
von Pflanzen. Eine sichere Maßnahme, um solche Verluste gering zu halten, ist eine ganzjährige Bodenbedeckung (System Immergrün).
Arbeitsaufgaben
Beantworte
Warum haben die Ägypter ihre Felder
in der Nähe des Nils angelegt?
Recherchiere
Wie stark ist die Bevölkerung Europas
in den letzten 150 Jahren gewachsen?
Welche Konsequenzen hatte diese
Entwicklung für die Landwirtschaft?
Seit wann werden dem Boden
mit der Düngung gezielt Nährstoffe
zugeführt?
Welcher Name wird damit vor allem in
Verbindung gebracht?
Beantworte
Wer war Justus von Liebig?
Welche Entwicklungen und Erkennt-nisse von Justus von Liebig haben
dich am meisten überrascht und beeindruckt?
Überlege
Wie kommt es zu Nährstoffverlusten
im Boden?
Worin unterscheiden sich organische
Dünger von Mineraldüngern?
In der Landwirtschaft werden bestimmte Mineralstoffe als Pflanzennährstoffe bezeichnet.
Welche dieser Stoffe spielen in anderen Bereichen unter anderen Bezeichnungen eine Rolle?
Diskutiere
die Folgen, wenn auf den Einsatz von
Düngemitteln verzichtet werden muss.
Erkläre
mit deinen eigenen Worten, welche
Bedeutung das Gesetz vom Minimum
hat.
Überblick
Lege in deinem Heft eine Tabelle an,
in der du die Herkunft und Wirkung
der einzelnen Nährstoffe auflistest.
Welche Mineralstoffe, die die Pflanze
für ihr Wachstum benötigt, gelten als
Hauptnährstoffe?
Beantworte
Woher weiß der Landwirt, welche
Nährstoffe dem Boden fehlen?
Erkläre
mit deinen eigenen Worten, welche
Vorteile das System Immergrün für
die Umwelt spielt.
Beobachte selbst, wie es die Landwirte in deiner Umgebung mit der ganzjährigen Bodendeckung halten.
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Impressum
Herausgeber: Industrieverband Agrar e.V.
Karlstr. 21, 60329 Frankfurt am Main
Fax: 069 25561298, e-mail: [email protected]
Internet: www.iva.de;
Bildnachweis
Grafiken:S. 1, 2, IVA, Frankfurt, S. 4 C. Nothdurft,
Kelkheim; S.6 F&H, München;
Fotos: S. 1 Archiv für Kunst und Geschichte,
Berlin, S. 2 Justus Liebig-Gesellschaft, zu Gießen e.V.; S. 3 Amazonen-Werke, Harsbergen,
(oben) dlz, München, agrar press, Nörvenich
(mitte); S. 4 Compo GmbH, Münster, (oben)
K+S Kali GmbH, Kassel; IVA S. 5 G. Trolldenier,
Laatzen, (oben) MEV, Augsburg, G. Trolldenier
(unten l. u. r.), K+S Kali GmbH (m.); S. 6 Amazonen-Werke, (links) dlz, Werkfoto, München.
(2003)
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