190 - Bundesverband Deutscher Gartenfreunde eV

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Grundseminar - Pflanzenschutz
Schriftenreihe des Bundesverbandes
Deutscher Gartenfreunde e.V., Berlin
( BDG )
Heft / 2007
29. Jahrgang
Tagung:
vom 22. bis 24. Juni 2007 in Jena
Herausgeber:
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V.
Platanenallee 37, 14050 Berlin
Telefon 030/ 30 207 140/141
Telefax 030/ 30 207 139
Präsident:
Ingo Kleist
Seminarleiter:
Jürgen Sheldon
Präsidiumsmitglied des Bundesverbandes
Deutscher Gartenfreunde e.V.
Zusammenstellung:
Ute Gabler
Nachdruck und Vervielfältigungen (fotomechanischer und anderer Art) - auch
auszugsweise - dürfen nur mit Genehmigung des Bundesverbandes Deutscher
Gartenfreunde erfolgen.
ISSN 0936-6083
Auflage: 1.000
Bundesministerium für
Ernährung, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz
Dieses Projekt wurde finanziell vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz gefördert.
Der Förderer übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben sowie
für die Beachtung privater Rechte Dritter. Die geäußerten Ansichten und Meinungen müssen nicht
mit denen des Förderers übereinstimmen.
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort
SEITE
5
Jürgen S h e l d o n
Präsidiumsmitglied des Bundesverbandes
Deutscher Gartenfreunde e.V.
Integrierter Pflanzenschutz im Rahmen der guten
fachlichen Praxis
7
Dr. Klaus-Dieter H e n t s c h e l
Berlin
Neue Präparate und Produkte für den Haus- und
Kleingarten
19
Dipl.-Ing. Andreas V i e t m e i e r
Landwirtschaftskammer-Nordrhein-Westfalen
Pflanzenschutzdienst
Münster
Einsatz von Nützlingen im Kleingarten,
Möglichkeiten und Nutzen
27
Dipl.-Ing. Markus W i n n i g
Insekten schützen Pflanzen Nützlinge für Klein- und Hobbygärtner
Berlin
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. - Grüne Schriftenreihe 190
Status quo des Pflanzenschutzgesetzes,
Zulassungsfristen und die Zukunft
41
Dipl.-Biologe Holger-Ulrich S c h m i d t
Pflanzenschutzamt Berlin
Pflanzenschutz im Einsatz bei Obst- und Gemüsebau
59
Dr. Rüdiger S c h m a t z
Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL)
Jena
Pflanzenschutz im Zierpflanzenbereich im Kleingarten
erforderlich?
77
Dipl.-Ing. agr. Thomas L o h r e r
Forschungsanstalt für Gartenbau Weihenstephan (FGW)
Institut für Gartenbau
Freising
Berichte aus den Arbeitsgruppen zu den Themen:
AG I „Integrierter Pflanzenschutz im Kleingarten und seine
Anwendungsmöglichkeiten“
88
Leiter der Arbeitsgruppe I: Jürgen B r i l l
Landesverband Hessen der Kleingärtner e.V.
AG II „Pflanzenschutzmittel und Nützlinge im Einsatz im
Kleingarten nach Maß des Gesetzgebers“
89
Leiterin der Arbeitsgruppe II: Doz. Dr. Magdalene L a n f e r m a n n
Landesverband der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt e.V.
AG III „Kulturpflanzen von Ziergehölz bis Obstgehölz unter
Berücksichtigung des Pflanzenschutzes anbauen und erhalen“
90
Leiter der Arbeitsgruppe III: Wolfgang M o r i t z
Landesverband Braunschweig der Gartenfreunde e.V.
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. - Grüne Schriftenreihe 190
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Vorwort
Die Grundlagen des Pflanzenschutzes im Haus- und Kleingarten sowie Trends und Entwicklungen
zur Gesunderhaltung der Pflanzenkulturen im Hobbygarten waren Gegenstand des dreitägigen
BDG-Seminars „Fachberater I“.
Der Pflanzenschutz, der alle Maßnahmen zur Gesunderhaltung von Pflanzenkulturen beschreibt,
ist eine kulturelle Errungenschaft der Menschheit, um vor allem die Versorgung der Menschen mit
pflanzlichen Nahrungsmitteln sicherzustellen. Alle Kulturpflanzen werden von den gleichen Schaderregern befallen oder durch abiotische Faktoren negativ beeinflusst wie ihre wilden Verwandten.
Dass heute der chemische Pflanzenschutz zugunsten biologischer, biotechnischer und kulturtechnischer Methoden in den Hintergrund gerät, ist ein Ergebnis der Zunahme naturschutzfachlicher
Aktivitäten im Kleingarten. Der integrierte Pflanzenschutz ist Dank intensiver Aktivitäten der Fachberatung auf allen Verbandsebenen heute gängige Praxis in Kleingärten.
Dr. Klaus-Dieter Hentschel, Pflanzenschutzexperte der landwirtschaftlich-gärtnerischen Fakultät der
Humboldt-Universität zu Berlin begann seine Ausführungen zum „Integrierten Pflanzenschutz im
Rahmen der Guten fachlichen Praxis“ mit einem Exkurs in die Geschichte des Pflanzenschutzes. Er
überraschte die Seminarteilnehmer mit historisch belegten Fakten zu Heuschreckenplagen im Mitteldeutschland des 18. Jahrhunderts.
„Neue Präparate und Produkte für den Haus- und Kleingarten“ stellte Dipl.-Ing. Andreas Vietmeier,
Experte des Pflanzenschutzdienstes der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, vor. In seinem Beitrag ging Vietmeier besonders auf die Problematik der zunehmenden Bekämpfungslücken
durch das Auslaufen vieler Zulassungen von Pflanzenschutzmitteln für den Haus- und Kleingartenbereich ein.
Alles über sechsbeinige Helfer und ihre Artgenossen aus dem Reich der Kleinstlebewesen erfuhren
die Seminarteilnehmer im Beitrag „Einsatz von Nützlingen im Kleingarten, Möglichkeiten und Nutzen“ von Dipl.-Ing. Markus Winning. Von Nemathoden zur Rüsselkäferbekämpfung bis zum Australischen Marienkäfer gegen Wollläuse blieb keine Frage zur biologischen Bekämpfung mit natürlichen Gegenspielern offen.
Die wichtigsten Aussagen zum Pflanzenschutzgesetz fasste Dipl.-Biologe Holger Schmidt vom
Berliner Pflanzenschutzamt in seinem Beitrag „Status quo des Pflanzenschutzgesetzes – Zulassungsfristen und die Zukunft“ zusammen. Schmidt ging besonders auf den mit der Novellierung
des Gesetzes verbundenen Systemwechsel und seinen restriktiven Folgen für Haus- und Kleingärtner ein und wies auf die entstandenen Bekämpfungslücken im Haus- und Kleingarten hin.
Die wichtigsten Schaderreger im kleingärtnerischen Obst- und Gemüsebau stellte Dr. Rüdiger
Schmatz, Experte der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft, vor. Seine reichlich bebilderte
Präsentation zum Thema „Pflanzenschutz im Einsatz bei Obst- und Gemüsebau“ regte zu angeregter Diskussion um eigene Erfahrungen bei der Bekämpfung des einen oder anderen Gartenschädlings an.
Die rhetorische Frage, ob „Pflanzenschutz im Zierpflanzenbereich im Kleingarten erforderlich?“ sei,
bejahte Dipl.-Ing. agr. Thomas Lohrer, Experte der Forschungsanstalt für Gartenbau Weihenstephan eindeutig. Lohrer wies in seiner optisch ansprechenden Präsentation vor allem darauf hin,
dass die korrekte Diagnose des Schaderregers sowie die nähere Kenntnis seiner Biologie Vorraussetzung jeder Bekämpfungsstrategie sei.
In der abschließenden Arbeitsgruppentätigkeit riefen die Seminarteilnehmer den BDG erneut auf,
sich für eine Schließung der im Haus- und Kleingarten relevanten Bekämpfungslücken durch eine
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politische Entscheidung zur Änderung des §18 des Pflanzenschutzgesetzes einzusetzen. Die Teilnehmer beschlossen weiterhin, sich dafür auch auf Landesverbandsebene einzusetzen.
Ein Besuch der 29. Bundesgartenschau in Gera und Ronneburg rundete das Bildungswochenende
ab.
Jürgen Sheldon
Präsidiumsmitglied für Fachberatung des
Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde e.V.
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Integrierter Pflanzenschutz im Rahmen der guten
fachlichen Praxis
Dr. Klaus-Dieter H e n t s c h e l
Berlin
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Integrierter Pflanzenschutz im Rahmen der guten fachlichen Praxis
Pflanzenschutz - oder Schutz der Pflanzen – Begriff oder praktische Realisierung sind seit alters her
mit der zielgerichteten und organisierten Form der Produktion pflanzlicher Produkte für die Ernährung von Mensch und Tier auf das Engste verknüpft. Elementarer und damit unverzichtbarer Bestandteil bäuerlichen und gärtnerischen Tuns. Und oft verzweifeltes Bemühen zur Sicherung der
Erträge und damit auch der existentiellen Lebensgrundlage. Die Agrargeschichte ist reich an Belegen für Heimsuchungen der Nahrungs- und Futterpflanzen durch Schad- oder Krankheitserreger, in
deren Folge nicht selten Not und Elend über ganze Regionen kam. Nicht vorhandene, nicht bekannte oder nicht wirksame Abwehrmaßnahmen waren immer wieder der Grund für das Auftreten
von Missernten. Diese führten nicht selten zu großen Hungersnöten; nachfolgende Seuchen verstärkten häufig das Leid. Häufig war die Hungersnot Auslöser für massive Abwanderungen der
leidgeprüften Menschen aus den betroffenen Gebieten, die gar das Ausmaß geschichtsträchtiger
Emigrationen annahmen. Erinnert sei nur an viele folgenschwere Heuschreckenplagen auf verschiedenen Kontinenten der Erde. Auch unser Lebensraum blieb davor nicht verschont, wie die
nachfolgende Darstellung zeigt.
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Oder an eine so bekannte Textstelle aus dem Alten Testament über „sieben fette Jahre“ denen „sieben magere Jahre“ folgen. Diese noch heute gebräuchliche Formulierung bezog sich zu ihrer Entstehungszeit auf durch Rostpilze verursachte Missernten bei Getreide und gab schon damals einen
Hinweis auf das Erkennen epidemischer Verläufe von Pflanzenkrankheiten. Nicht vergessen ist bis
heute die 1845 in Irland aufgetretene Epidemie auf den Kartoffelfeldern. Gerade erst als neues
Volksnahrungsmittel etabliert, verfaulten die Kartoffeln auf den Feldern, in Mieten und Kellern. Der
später durch den deutschen Forscher Anton de Bary identifizierte Erreger der Kraut- und Knollenfäule der Kartoffel verursachte eine mehrjährige Hungersnot, die etwa drei Millionen Menschen das
Leben kostete und die bekanntlich größte Auswanderungswelle im Lande auslöste. Obwohl auch
die jüngere Geschichte mit auffälligen epidemischen Verläufen von Pflanzenkrankheiten oder mit
Schädlingskalamitäten aufwarten kann, so ist doch der mit der Entwicklung der Agrarwissenschaft
in ihrer Gesamtheit erreichte Fortschritt auch bei der Abwehr oder Minderung Schaderreger bedingter Ertrags- oder Qualitätsverluste bei unseren Kultur- und Nutzpflanzen unübersehbar. Nicht
zuletzt waren an diesen Fortschritten viele deutsche Agrarwissenschaftler beteiligt. Auch die Humboldt – Universität zu Berlin kann mit Stolz auf einen beachtlichen Beitrag zur Entwicklung der
Agrarwissenschaften verweisen, der 1804 mit der Ära Albrecht Daniel Thaer und der Eigenständigkeit der Landbauwissenschaften seinen Ausgangspunkt hatte.
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Das Wirken vieler Wissenschaftler hat in der Folgezeit mit Sicherheit auch dazu beigetragen, das
der Pflanzenschutz in Deutschland schon immer mehr war als nur eine chemische Methode zur
Abwehr und Bekämpfung der „F e i n de“ unserer Kultur- und Nutzpflanzen. Dieser Maxime folgend ist in Lehre und Forschung die Strategie des „Integrierten Pflanzenschutzes“ mit der Schwerpunktsetzung im Biologischen Pflanzenschutz und der Erarbeitung bzw. Verbesserung phytomedizinischer Diagnosemethoden fester Bestandteil geworden.
Die Pflanzenschutzgesetzgebung in der Bundesrepublik Deutschland hat mit der Novellierung im
Jahre 1998 und der damit verbundenen Indikationszulassung den neuen Anforderungen an die
landwirtschaftliche, forstwirtschaftliche und gärtnerische Pflanzenproduktion in hohem Maße
Rechnung getragen , international Maßstäbe gesetzt und mit der gleichzeitigen Formulierung der
Grundsätze für die „Gute fachliche Praxis im Pflanzenschutz“ gemäß § 6 des Pflanzenschutzgesetzes, auch die Anleitung zum Handeln geliefert. In der Abkehr jahrzehntelanger Bevorzugung und
Überbewertung des chemischen Pflanzenschutzes, orientiert sich nunmehriges Handeln ausnahmslos an den Prinzipien des Integrierten Pflanzenschutzes. Also einer modernen, Natur und
Umwelt schonenden, die betriebliche Existenz sichernden und die berechtigten Schutzbedürfnisse
der Verbraucher respektierenden Herangehensweise, die folgerichtig und notwendiger Weise, auch
für den Bereich des Freizeitgartenbaus gilt.
Die inhaltlichen Schwerpunkte des überarbeiteten Gesetzeswerkes lassen sehr deutlich erkennen,
wo und in welcher Art und Weise verantwortungsbewusster Pflanzenschutz zu verstehen ist. Stichworte wie Indikationslösung und Indikationslücke als Beispiel zeigen zum einen das Wie und Wo
einer möglichen Behandlung, fordern aber zugleich die Innovation zur Schließung von Bekämpfungslücken und machen so deutlich, welch hohes Wissen und Können in Wissenschaft und Praxis
notwendig ist und wie viel Bereitschaft und Fähigkeit aufgebracht werden muss, um die Effektivität
der Pflanzenschutzmaßnahmen bei gleichzeitiger Risikominderung zu erhöhen und Verbraucher-,
Natur- und Umweltschutz nachhaltig zu garantieren.
Mehr und mehr gewannen deshalb seit Jahren auch in unseren urbanen Bereichen des Gartenbaus
ökologische Gesichtspunkte an Bedeutung. Die Gründe dafür sind sehr vielfältig, in der Regel aber
bestimmt durch begrüßenswerte Einsichten und Initiativen der Kleingärtner bezüglich Umgang mit
Natur und Umwelt und den sich daraus ergebenden steigenden Lebens- und Freizeitqualitäten.
Die dabei erzielten Fortschritte wurden, wie überall in der Pflanzenproduktion und im gestalterischem Bereich dort erreicht, wo Ernsthaftigkeit und Sachverstand walteten. Das heißt, wo dieses
neue Herangehen das biologische System Pflanzenbau beinhaltete und gleichzeitig den Gedanken
der Nachhaltigkeit einschloss.
Es ist selbstverständlich, dass auch der Pflanzenschutz als unverzichtbarer Bestandteil einer erfolgreichen Pflanzenanzucht und -verwendung auf ökologische Herangehensweisen abzustimmen ist.
Bekanntlich stellt die Bekämpfung von Schaderregern jeder Art bei unseren Pflanzen einen mehr
oder weniger starken Eingriff in die natürlichen Lebensabläufe der Pflanzen und auch des Naturhaushaltes dar. Es ist deshalb von größter Priorität dafür zu sorgen, dass einseitige chemische
Pflanzenschutzmaßnahmen auf ein Minimum beschränkt werden. Dies ist in konsequenter Anwendung der Verfahren des integrierten Pflanzenbaus und des integrierten Pflanzenschutzes für
den Freizeitgartenbau noch eher mit nachhaltiger Wirkung möglich als für den Erwerbsgartenbau,
den die Gegebenheiten des Marktes oft zu radikaleren Maßnahmen der Schadabwehr zwingen.
Wesen und Inhalt des integrierten Pflanzenschutzes entsprechen voll und ganz den Erfordernissen
einer intensiven ökologischen Orientierung des städtischen Gartenbaus, wie der Definition entsprechend der Pflanzenschutzgesetzgebung zu entnehmen ist:
„Der integrierte Pflanzenschutz ist eine Kombination von Verfahren, bei denen unter vorrangiger Berücksichtigung biologischer, pflanzenzüchterischer sowie anbau- und kulturtechnischer Maßnahmen die Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel auf das notwendige Maß beschränkt wird“.
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Wesen und Inhalt werden von der FAO wie folgt bestimmt:
„Der IPS ist ein System zur Regulierung der Schadorganismen, das entsprechend der jeweiligen Umwelt und Populationsdynamik der Schaderreger alle verfügbaren Verfahren in
möglichst gut abgestimmter Weise anwendet und die Populationen unter der wirtschaftlichen Schadensschwelle hält“
Das heißt auf unser Thema bezogen letztendlich auch, dass wir nur erfolgreich sein werden, wenn
wir die Spielregeln des Ökosystems erlernen und respektieren. Und wenn wir das tun, dann werden
die bisherigen Maßnahmen des sogenannten „pestmanagements“ mehr und mehr in den Hintergrund treten und nur noch als Korrektur besonderer natürlicher Abläufe benötigt werden. In Anlehnung an den Ausgangspunkt für den gewerblichen Bereich der Pflanzenproduktion, wirken auch wir
dann ganz im Sinne der guten fachlichen Praxis.
Ausgangspunkt:
Der Integrierte Pflanzenschutz
Als Teil des Integrierten Pflanzenbaus ist er konzeptionell
eingebunden in ein System, welches die Nahrungsgüterproduktion unter weitgehender Schonung von Natur und Umwelt, in ausreichender Menge, hervorragender Qualität und
mit betriebswirtschaftlich angemessenen Aufwendungen
ermöglicht!
Bis dahin haben wir jedoch noch einige Schwierigkeiten zu überwinden. Die größte für uns besteht
vor allem darin, dass unser Wissen über die komplexen ökologischen Ansprüche des Systems biologischer Pflanzenbau vielfach noch nicht ausreicht und wir uns in unserer Freizeitgärtnerei doch
erheblich vom gewerblichen Gartenbau unterscheiden.
Städtisches Grün und Pflanzenschutz – was sind die Besonderheiten?
Zunächst einmal ist zu berücksichtigen, dass städtisches Grün in vielfältiger Nutzungsform vorliegt. Daraus ableitend und aus den sich zwangsläufig ebenso unterschiedlich ergebenden ökologischen Bedingungen, stellen sich Krankheits- und Schädlingssituationen ein, die mit denen gewerblicher Gartenbaubetriebe nicht zu vergleichen sind. Folglich unterscheiden sich auch die erforderlichen Abwehrmaßnahmen in der Prophylaxe oder in der direkten Schaderregerdezimierung. Völlig
zu Recht hat der Gesetzgeber deshalb im Pflanzenschutzrecht eine starke Beschränkung bezüglich
des Einsatzes chemischer Pflanzenschutzmittel und auch bei den Verfahren für diesen Bereich
verfügt. Aus der nachfolgenden Aufstellung der speziellen Nutzungsformen lassen sich unschwer
die zu berücksichtigenden Besonderheiten ableiten.
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Spezielle Nutzungsformen
in der Regel als:
⊗ öffentliche Grünanlagen zur Erbauung und Erholung
(einschließlich Spielplätze)
⊗ Schau- und Demonstrationsanlagen (Schlossgärten, Arboreten,
Lehrgärten usw.)
⊗ Gebäudebegrünung unterschiedlicher Form und Intensität
⊗ Kleingärten als geschlossene Anlagen
⊗ Haus- und Siedlergärten in Streu- oder Kompaktform
⊗ Friedhöfe und Gedenkstätten
⊗ Sportanlagen und Golfplätze
⊗ Straßenbegleitgrün
Die Anforderungen bezüglich der Nutzfunktion sind sicherlich sehr unterschiedlich, werden aber in
der Regel bestimmt durch ein bewusstes oder auch unbewusstes Bedürfnis nach Kompensation
von Naturferne mit der Zielstellung:
A – spezielle Gebrauchsform für Freizeit, Erholung u. Sport
B – Befriedigung kultureller u. bildungsrelevanter Bedürfnisse
C – aktive Erholung u. Betätigung in und mit der Natur; auch mit dem Wunsch für den Eigenbedarf
zu produzieren; sich aktiv am Umwelt- und Naturschutz zu beteiligen und Naturkunde zu vermitteln,
In Sachen Pflanzenschutz kann das folgerichtig nur bedeuten, sich der Mittel und Methoden des
integrierten Pflanzenschutzes zu bedienen, um so dem Anspruch einer stärkeren ökologischen
Orientierung gerecht zu werden.
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Bei dieser Darstellung wird deutlich, dass die gesunde Pflanze im Mittelpunkt steht, von der wir
Ertrag in zufrieden stellender Menge und Qualität bzw. einen bestimmten Schau- oder Gestaltungswert erwarten. Die dazu erforderliche Pflanzengesundheit kann unter Nutzung der wichtigsten fünf aufgezeigten Verfahren in der Regel erhalten werden. Dabei sollten alle nicht-chemischen
Verfahren den Vorzug erhalten, da sie auch als vorbeugende Pflanzenschutzmaßnahmen eine wichtige ökologische Funktion erfüllen und somit auch im Sinne von Nachhaltigkeit wirksam sind. Es
sollte uns in erster Linie auch darum gehen, zu verstehen, dass Krankheits- und Schädlingsbefall
etwas durchaus Natürliches im Pflanzenreich darstellt und dass unsere Aufgabe nur darin besteht,
die Folgen eines solchen Wirt – Parasit-Verhältnisses auf eine verträgliche Größenordnung zu reduzieren.
Damit würde auch der noch immer dominierende Begriff „Bekämpfung“ - gleich Vernichtung oder
Ausrottung der Schaderreger, an Bedeutung verlieren und durch Begriffe wie Schaderregerregulierung oder Schadensminderung, ersetzt werden.
An dieser Stelle sei noch einmal aufgezeigt, wie chemische Pflanzenschutzmittel in ihrer Anwendung zu bewerten sind.
Vor- und Nachteile bei der Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel
Vorteile:
Nachteile:
- Schaderreger werden schnell u. sicher abgetötet
bzw. unter die wirtschaftliche Schadensschwelle
gedrückt
- Resistenzbildung durch häufige
Anwendung gleicher Mittel
- Kulturpflanzen werden bei sachgerechter Anwendung
nicht geschädigt
- Nützlinge werden u. U. vernichtet,
natürliche Gemeinschaften von
Organismen gestört
- Verfahren zur Ausbringung der Mittel sind technisch
einfach u. wenig arbeitsintensiv
- falsche Dosierung führt zu Schäden an Pflanzen u. Naturhaushalt
- Pflanzenschutzmittel sind bei gezieltem Einsatz
wirtschaftlich
- unsachgemäße Anwendung kann
auch Personen gefährden
- hygienisch-toxikologische Bedenken bestehen bei
sachgemäßer Verwendung kaum
- in einem gewissen Umfang besteht
eine Belastung für Mensch, Tier
und Umwelt
- Pflanzenschutzmittel ermöglichen die Bekämpfung
nach dem Schadschwellenprinzip
- mitunter treten unerwünschte Nebenwirkungen auf, die in ihren
Einzelheiten nicht oder wenig bekannt sind
Pflanzenschutz im Sinne Praxis bezogener Integration beginnt also nicht erst, wenn Schad- oder
Krankheitssymptome zu erkennen sind, sondern bereits bei der Planung der Aussaat oder Pflanzung bzw. zu Beginn der entsprechenden Vegetationszeit.
Die nachfolgende Darstellung macht noch einmal deutlich, wie integrative Pflanzenschutzmaßnahmen wirksam werden können.
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Aus der Vielzahl der aufgeführten Verfahren sind die zu den acker- und pflanzenbaulichen Maßnahmen zählenden von entscheidender Bedeutung, da ihre sachgerechte Beachtung und Handhabung der wesentliche Grundstein für ein optimales Pflanzenwachstum in allen Entwicklungsstadien ist. Pflanzen, deren Wachstum und Entwicklung ohnehin beeinträchtigt ist, sind in der
Regel gegenüber unbelebten und belebten Schadursachen überdurchschnittlich anfällig und sie
verfügen auch nicht mehr über ihre volle Abwehrkraft. Zu solch folgenschweren Beeinträchtigungen kommt es schon, wenn z. B. der Standort der Pflanze – also Bodentyp, Klimalage,
Lichtverhältnisse oder ungenügende Strukturierung des Bodens – für die Pflanzenart oder eine
spezielle Sorte ungeeignet ist. Oder aber auch, wenn grobe Fehler bei der Düngung, Fruchtfolge
oder der Bewässerung gemacht werden. Die hierdurch entstehenden Mängel bezüglich Ertrag,
Qualität oder Schönheit, sind durch Pflanzenschutzmaßnahmen meist nur zu mindern, nicht aber
zu beseitigen. Diese Erkenntnis muss besonders bei der ökologisch orientierten gärtnerischen Tätigkeit ihre Berücksichtigung finden, denn dann steht sie im Einklang mit der „Guten fachlichen
Praxis“. Nachfolgend sollen einige Beispiele zeigen, wie sinnvoll die bewusste Anwendung von
Verfahren des integrierten Pflanzenschutzes im Rahmen der guten fachlichen Praxis ist.
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Düngung bedarfsgerecht und gezielt
Bezüglich des Schaderregerrisikos ist eine üppige oder überhöhte Stickstoffdüngung immer negativ zu bewerten, da die mastig wachsenden, wasserreichen Pflanzen für tierische Schaderreger allgemein und für saugende Insekten besonders attraktiv sind. Aber auch viele pflanzenparasitäre
Pilze, wie z. B. Falscher Mehltau, Blattfleckenerreger, Welkeverursacher, Schorf- oder Grauschimmelvertreter, fühlen sich dann besonders wohl. Andererseits führt eine gezielte Düngung
durchaus auch zur Gesundung der Pflanzen bzw. zu einer erhöhten Widerstandsfähigkeit und Bekömmlichkeit. Verwendet man z.B. Kalkstickstoff zur Bodendüngung, dann versorgt man die Pflanzen ammoniumbetont. Das heißt, trotz nachhaltiger Förderung des Wachstums, wird im Erntegut
wenig Nitrat enthalten sein. Ferner unterdrückt Kalkstickstoff für längere Zeit die Infektion der
Pflanzen durch bodenbürtige Schadpilze wie die Erreger von Kohlhernie, Sklerotiniafäule oder einigen Wurzel- bzw. Fußkrankheiten. Nicht zuletzt ist die sehr gute Wirkung einer Kalkstickstoffgabe
gegen das massenhafte Auftreten von Schnecken und Drahtwürmern und die spürbare Reduzierung von Samenunkräutern hinreichend belegt.
Eine bewusst gewählte kalibetonte Düngung z. B., hilft den Pflanzen u. a. bei der Erhöhung ihrer
Winterfestigkeit (Frosthärte) und auch bei der natürlichen Wundheilung, die, vor allem nach Arbeiten wie Schnitt, Stutzen, Ausgeizen oder nach Erntegängen, besonders unterstützt werden sollte.
Eine solche Unterstützung ist auch oft nach Hagel oder starken Stürmen sehr vorteilhaft.
Eine hohe Kalkversorgung des Bodens, bis zu einem pH-Wert von 6,8 bis 7,0 ,verhindert bekanntlich die Infektion von Kohlgewächsen und anderen Kreuzblütern mit dem Kohlhernie-Erreger und
schützt wesentlich auch Tomaten, Paprika und Auberginen vor der lästigen Blütenendfäule. Bei der
organischen Düngung, die sowohl der Pflanzenernährung als auch der Bodenverbesserung dient,
sollte vielmehr als bisher die phytosanitär vorteilhafte Wirkung von Kompost Beachtung finden. Mit
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der Einbringung von frischem Kompost wird zugleich eine hohe Anzahl nützlicher Mikroorganismen dem Boden zugeführt. Viele von ihnen siedeln sich im Wurzelraum der Pflanzen an und
schützen sie z. T. sehr wirksam gegen die Angriffe von Pflanzenkrankheitserregern. Die durch Kompostgaben beträchtlich erhöhte mikrobielle Aktivität des Bodens führt, aufgrund von antagonistischen Beziehungen der Mikroben untereinander, zu einer Verminderung des Potentials aktiver
bodenbürtiger Pflanzenpathogene.
Phytosanitärer Effekt von Kompostzugaben zu mit den pilzlichen Pflanzenpathogenen Fusarium sp.
und Rhizoctonia solani verseuchter Landerde:
Erbsen (Fusarium)
Kompostzugabe in % kranke
Vol.%
Pflanzen
0
84
5
70
10
53
20
21
/
Radies (Rhizoctonia)
Krankheitsindex
% kranke
Krankheitsindex
Pflanzen
72
87
81
58
77
73
39
48
53
23
31
28
Werteermittlung nach 3-wöchiger Kulturdauer
Krankheitsindex = Schwere der Erkrankung
(Dr. HE/HUB 1994/95)
Bezüglich der Düngung, auch nach Bodenuntersuchung, sollte nicht der Salzgehalt des Bodens
außer acht gelassen werden. Oftmals werden wegen festgestellten Bedarfs mineralische Dünger in
zu hohen Mengen oder auf Vorrat verabreicht. Das kann zu einer akuten oder auch anhaltenden
Erhöhung des Salzgehaltes führen, in dessen Folge erhebliche Beeinträchtigungen des Pflanzenwachstums auftreten. Die folgende Darstellung zeigt die beträchtlichen Unterschiede in der Salzempfindlichkeit bei einigen Gemüsearten.
Salzverträglichkeit einiger Gemüsearten (nach Fritz)
bis 500
niedrig
Bohnen
Radies
Rettich
Salat
Möhren
bis 750
mittel
Gurken
Paprika
Tomaten
Zwiebeln
bis 1000
hoch
Spinat
Sellrie
Fruchtfolge als wichtigste boden- und pflanzenhygienische Maßnahme
Da der mehrmalige Anbau von zur gleichen botanischen Familie gehörender Kulturen neben oft
sehr rasch auftretenden Unverträglichkeitserscheinungen oder Auszehrsymptomen auch zwangsläufig zur Anhäufung wirtsartspezifischer Schaderreger führt, sollte immer auf einen phytosanitär
vorteilhaften Fruchtwechsel geachtet werden. Das gilt besonders für die bodenbürtigen Schaderreger wie z. B. der schon erwähnten Kohlhernie, von Fusarium-Pilzen verursachten Welkeerkrankungen, für den bakteriellen Wurzelkropf oder für diverse Nematodenarten. Mit einer gut durchdachten
Fruchtfolge kann gerade auf unseren kleinen Flächen ein recht effektiver, weil auch vorbeugender
Pflanzenschutz betrieben werden. Dieser Effekt lässt sich noch verstärken, wenn wir uns dann zusätzlich der Vorteile einer Mischkultur bedienen, durch die vor allem Populationen von Schadinsekten dezimiert werden können.
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Beispiel für empfohlene Anbaupausen innerhalb von Fruchtfolgen:
Pflanzenart
Kohlarten
Gurken
Tomaten
Sellerie
Zwiebel/Lauch
Astern
Dahlien
Zinnien
Schaderreger
Kohlhernie,
Wurzelfäule, Welke
Welke(bakteriell, pilzlich), SeptoriaBlattfleckenkrankheit
Septoria-Blattfleckenkrankheit
Zwiebelbrand, Nematoden
Asternwelke
Wurzelkropf, Weichfäule(beide bakteriell)
Wurzel- oder Stengelfäule(pilzlich)
Anbaupause/Jahre
3-4
4-5
3-4
3-5
4-5
3-4
3-4
2-4
Als positives Beispiel aus pflanzenschutzlicher Sicht sei auf eine AID – Beratung in der Broschüre
„Garten als Lebensraum“ verwiesen.
Mechanische und/oder thermische Verfahren
Sie bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten bei der erfolgreichen Abwehr und Reduzierung von
Schadpotenzialen in unseren Gärten. Bekanntlich sind die Schnittmaßnahmen an den Obst- oder
Ziergehölzen nicht nur zur Formgebung und Fruchterziehung geeignet. In hohem Maße entfernen
wir durch sachgerechten Schnitt befallene oder infizierte Pflanzenteile. Mehltaukerzen an Apfelbäumen, Moniliaruten an Sauerkirschen oder Ziermandeln, sollen dazu als Beispiel dienen. Aber
auch gegen viele tierische Schädlinge, wie Blatt- oder Schildläuse, Gespinnstmotten oder Borkenbzw. Splintkäfer, sind rechtzeitige Schnittmaßnahmen oft ausreichend oder gar effektiver, als andere Abwehrmethoden. Da wo es die Pflanzenform oder der zu erwartende Ertrag zulässt, lassen sich
besonders erste Befallsstellen mit Blattläusen, Schildläusen oder Blutläusen recht gut entfernen.
Junge Blattlauskolonien an Triebspitzen sind außerordentlich empfindlich gegen einen kräftigen
Wasserstrahl, der mehrmals verabreicht eine rasche Vermehrung behindert.
Bei den thermischen Verfahren zur Schadabwehr nutzen wir in erster Linie die Wärmeenergie. Bodendämpfung oder Warm- bzw. Heißwasserbehandlungen sind seit nahezu 100 Jahren bekannte
und äußerst erfolgreiche Verfahren, die in heutiger Zeit zu Unrecht im gewerblichen, aber auch im
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Freizeitgartenbau, wenig genutzt werden. Nachfolgende Tabelle verdeutlicht die Wärmerwirkung
gegenüber zahlreichen Schaderregern.
Aus der Tabelle heraus lässt sich u. a. auch die oft gestellte Frage beantworten, ob krankes Pflanzenmaterial kompostiert werden kann. Da bei sachgerechter Kompostierung durchaus Temperaturen zwischen 50 und 70 Grad C über mehrere Tage oder Stunden erreicht werden, wird die Mehrzahl der Schädlinge oder Krankheitserreger abgetötet oder inaktiviert, zumal zusätzlich der mikrobielle Abbauprozess wirksam ist.
An Stelle der chemischen Beizung von Blumenzwiebeln hat sich eine Warmwasserbehandlung im
Temperaturbereich als von 42 bis 55 Grad C für 10 bis 20 Minuten als durchaus erfolgreich erwiesen. Viele Gartenfreunde nutzen auch die Mikrowellengeräte um kleinere Mengen von Anzuchterde
zu desinfizieren. Ausgelegte Folien auf abgeernteten Beeten, besonders schwarze Folien, erwärmen
den Boden in der oberen Schicht bei starker Sonneneinstrahlung rasch auf 50 bis 60 Grad C. Temperaturen, die nach obiger Tabelle eine Vielzahl potentieller Schaderreger eleminiert.
Die wenigen Beispiele mögen zeigen, dass der integrierte Pflanzenschutz im Rahmen der guten
fachlichen Praxis in der Tat ein System ist, das nur funktioniert, wenn wir die einzelnen Systemteile,
entsprechend dem heutigen Erkenntnisstand, zu beherrschen wissen. Dies setzt aber voraus, das
Wille und Ausdauer bei der Erlangung der umfangreichen Kenntnisse vorhanden ist und die Fachberater, als die Multiplikatoren dieser Kenntnisse, auch allseitig Unterstützung und Wertschätzung
erfahren.
Ihre Wissensvermittlung ist nicht Selbstzweck, sondern eine ehrenamtliche Dienstleistung für die
Gemeinschaft der Gartenfreunde, aber auch im Interesse aller im Umwelt- und Naturschutz Tätigen.
Schwerpunktmäßig lassen sich abschließend folgende Aufgaben für einen erfolgreichen integrierten Pflanzenschutz im Rahmen der guten fachlichen Praxis formulieren:
1. Sachgerechtes Erkennen und Bewerten potentieller Schad- bzw. Krankheitserreger
2. Sachkenntnis bezüglich Aufgabe, Inhalt und Wesen des IPS
3. Sachkenntnis hinsichtlich der Maßnahmen und Methoden des IPS, deren Effektivität und
Nachhaltigkeit
4. Gemeinschaftliche Verantwortung aller Fachbereiche und Funktionärsebene für den integrierten Pflanzenschutz in den Vereinen und Sparten.
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Neue Präparate und Produkte für den Haus- und
Kleingarten
Dipl.-Ing. Andreas V i e t m e i e r
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
Pflanzenschutzdienst Münster
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Neue Präparate und Produkte für den Haus- und Kleingarten
Grundsätze des Integrierten Pflanzenschutzes beachten
Bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln sollten stets die Grundsätze des Integrierten Pflanzenschutzes (§ 2 Abs. 2 PflSchG) beachtet werden. Dies bedeutet, dass vor dem Einsatz eines
Pflanzenschutzmittels immer zuerst zu prüfen ist, ob das Auftreten von Krankheiten und Schädlingen nicht auf andere Weise verhindert oder zumindest eingegrenzt werden kann. Hierzu zählen vor
allem biologische, biotechnische, pflanzenzüchterische sowie anbau- und kulturtechnische Maßnahmen. Erst wenn diese alternativen „Bekämpfungsverfahren“ nicht ausreichen, kann unter Umständen auch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Betracht kommen.
Neue Pflanzenschutzmittel für den Haus- und Kleingarten
Die Palette der verfügbaren Pflanzenschutzmittel wird ständig durch neue Zulassungen erweitert.
Betrachtet man den zurückliegenden Zeitraum von etwa einem Jahr, hat es vor allem im Bereich
der Insektizide einige interessante neue Zulassungen für den Haus- und Kleingartenbereich gegeben. Viele dieser Präparate haben systemische Eigenschaften. Dies macht sie besonders interessant. Sie wirken nämlich auch dann, wenn Schädlinge nicht direkt von der Spritzlösung getroffen
werden. Außerdem schützen sie auch den Neuzuwachs.
Wirkungsweise von Pflanzenschutzmitteln (Begriffsdefinitionen)
Pflanzenschutzmittel verfügen über unterschiedliche Wirkungsweisen. Präparate mit ausschließlich
protektiven bzw. vorbeugenden Eigenschaften (Kontaktmittel) wirken nur am Ort der Benetzung (z.
B. auf dem Blatt). Sie können nicht in das Blattgewebe eindringen oder in den Leitungsbahnen der
Pflanze weitertransportiert werden.
Bsp.: Phytophthora infestans
Quelle: Raven, P.H., R.F. Evert & H. Curtis, 1988: Biologie der Pflanzen.
Kontaktpräparate haben den Nachteil (am Beispiel von Pilzbekämpfungsmitteln), dass sie immer
vorbeugend vor einer Infektion ausgebracht werden müssen. Sie zeigen keine Wirkung, wenn
Schadpilze bereits in das Blatt eingedrungen sind und sich dort ausgebreitet haben. In solchen
Fällen ist es erforderlich, kurativ bzw. heilend wirkende Präparate einzusetzen. Dies sind in der
Regel Mittel mit systemischen Eigenschaften. Die Aufnahme systemischer Wirkstoffe kann sowohl
über das Blatt als auch über die Wurzeln erfolgen. Innerhalb der Gruppe der systemischen Präparate unterscheidet man zusätzlich zwischen Wirkstoffen mit teil- und vollsystemischer Wirkung. Bei
einer teilsystemischen Wirkung wird der Wirkstoff in den Leitungsbahnen nur im Xylem „nach oben“ (= akropetal) transportiert, während er bei vollsystemischen Mitteln auch im Phloem (= basipetal) verlagert werden kann. Ein Transport im Phloem ist bei Fungiziden und Insektiziden aber die
Ausnahme. Ein Eindringen in das Blatt findet in beiden Fällen statt. Erfolgt die Verlagerung des
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Wirkstoffs nur in das Blatt, spricht man von Präparaten mit Tiefenwirkung (lokalsystemisch) oder
translaminaren Eigenschaften (Transport von Blattoberseite zur Blattunterseite).
Neue Insektizide mit systemischer Wirkung
Auch bei Insektiziden gibt es Präparate mit systemischen Eigenschaften. Neu sind zum Beispiel
einige Präparate der Firma Scotts Celaflor aus der „Careo-Serie“. Der systemische Wirkstoff Acetamiprid ist jetzt auch in Form einer anwendungsfertigen Sprühflasche (Celaflor Schädlingsfrei Careo
Rosenspray), als Pumpspray (Celaflor Schädlingsfrei Careo) sowie in Spraydosen (Celaflor Schädlingsfrei Careo Spray) erhältlich. Einsetzen kann man diese Pflanzenschutzmittel gegen zahlreiche
saugende und beißende Insekten sowie Spinnmilben an Zierpflanzen im Zimmer, auf Balkon und
Terrasse, im Kleingewächshaus oder an Zierpflanzen und Ziergehölzen im Freiland. Außerdem hat
auch Celaflor Schädlingsfrei Careo Konzentrat, das sich vor allem zum Ansetzen größerer Mengen
einer Spritzlösung eignet, nun eine Zulassung für die Anwendung im Freiland erhalten. Mit diesen
neuen Insektiziden ergibt sich zudem erstmals wieder die Möglichkeit, beißende Insekten an Zierpflanzen (z. B. das Lilienhähnchen) zu bekämpfen. Vorteilhaft ist, dass alle genannten AcetamipridFormulierungen nicht bienengefährlich sind.
Abb.: Lilienhähnchen
Abb.: Gefurchter Dickmaulrüssler
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Außerdem bietet auch COMPO zwei neue Insektizide gegen saugende Insekten (wie Blattläuse,
Schildläuse oder Weiße Fliegen) an Zierpflanzen an. Die Anwendung dieser als Stäbchen und Granulat erhältlichen Produkte Compo Axoris Insekten-frei Quick-Sticks beziehungsweise Compo Axoris Insekten-frei Quick-Granulat (Wirkstoff Thiamethoxam) ist allerdings auf Zierpflanzen in Räumen, auf Balkon und Terrasse sowie im Kleingewächshaus begrenzt. Laut Firmenangabe ist bei
beiden Produkten sowohl mit einer schnellen Anfangswirkung als auch mit einer sehr langen Wirkungsdauer von bis zu 16 Wochen zu rechnen. Zahlreiche andere Schadinsekten werden ebenfalls
mit erfasst.
Letzter im Bunde ist der Kleinpackungsanbieter Bayer CropScience, der ebenfalls mit einem neuen
Wirkstoff aufwartet. Als Ergänzung zu den bisher schon am Markt erhältlichen Produkte mit dem
systemischen Imidacloprid hat Bayer jetzt den nahe verwandten und für den Haus- und Kleingartenbereich neuen Wirkstoff Thiacloprid im Programm. Er ist in den Produkten Bayer Garten KombiSchädlingsfrei (erstes Mittel zum Gießen und Spritzen) und Bayer Garten Gießmittel gegen Schädlinge enthalten. Besonderheit im Vergleich zu den zuvor genannten Insektiziden ist die Möglichkeit
einer zusätzlichen Anwendung im Gießverfahren. Hierdurch lassen sich auch in der Erde lebende
Schädlinge wie Trauermückenlarven oder die Larven des Gefurchten Dickmaulrüsslers bekämpfen.
Abb.: Trauermückenlarve
Abb.: Larven des Gefurchten Dickmaulrüsslers
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Die Gießanwendung ist allerdings nur gegen saugende und beißende Insekten an Zierpflanzen im
Zimmer, im Wintergarten oder in Kübeln auf Balkon und Terrasse zugelassen, während eine
Spritzanwendung des Kombi-Präparats auch an Zierpflanzen im Freien stattfinden kann. Ein großer
Vorteil gegenüber dem älteren Wirkstoff Imidaclorid ist, dass Thiacloprid als nicht bienengefährlich
eingestuft wurde.
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass alle genannten neuen systemischen Insektizide (Acetamiprid,
Thiacloprid und Thiamethoxam) und auch das ältere Imidacloprid der gleichen Wirkstoffgruppe der
Neonicotinoide angehören. Sie weisen somit alle sehr ähnliche Eigenschaften auf. Ein wiederholter
Einsatz dieser nahe verwandten Wirkstoffe birgt immer die Gefahr, dass Schaderreger Resistenzen
aufbauen. Zwar wird man solche Mittel im Haus- und Kleingartenbereich sicherlich nicht in der
Häufigkeit einsetzen, wie es im Erwerbsanbau üblich ist, dennoch sollte auch hier ein Wirkstoffwechsel nicht völlig außer Acht gelassen werden. Ein weiterer Nachteil ist, dass die neuen Insektizidwirkstoffe zum Teil schädlich auf Nützlinge wirken.
Weitere neue Insektizide
Zur Bekämpfung von Schadschmetterlingen in Obstkulturen steht seit Ende 2005 das BayerPräparat Bayer Garten Raupenfrei Runner (Wirkstoff Methoxyfenozide) zur Verfügung. Es kann
gegen Larven des Apfelwicklers und des Trauberwicklers sowie gegen Frostspanner eingesetzt werden. Die Ausbringung dieses über Fraß wirkenden Insektizids sollte ab dem Schlüpfen der Larven
stattfinden. Die Wartezeit für Kernobst und Weinrebe liegt bei 14 Tagen. Bayer Garten Raupenfrei
Runner ist für Bienen ungefährlich und außerdem nützlingsschonend.
Neue Akarizide und Molluskizide
Die Firma Stähler bietet gleich zwei neue Akarizide (Mittel gegen Milben) für den Haus- und Kleingarten an. Sowohl das Kanemite SC Spinnmilben-Frei (Wirkstoff Acequinocyl) als auch das neue
Kiron (Fenpyroximat) sind reine Kontaktpräparate. Sie erfassen nur bewegliche Milbenstadien und
haben keine Wirkung auf Eier. Bei der Ausbringung der Mittel ist es besonders wichtig, dass auch
die Blattunterseiten gut benetzt werden, da dies der bevorzugte Aufenthaltsort von Spinnmilben
ist. Werden die Blattunterseiten nicht ausreichend von der Spritzlösung getroffen, können die Präparate nicht wirken. Die Anwendung von Kanemite SC Spinnmilben-Frei ist in Kernobst sowie an
Zierpflanzen im Kleingewächshaus zugelassen. Kiron kann gegen Spinnmilben und Weichhautmilben an Zierpflanzen im Kleingewächshaus angewandt werden. Beide Akarizide sind bienenungefährlich und weitgehend nützlingsschonend. Aufgrund der eher unbedeutenden Anwendungsgebiete dürfte der Einsatz dieser Mittel aber sicherlich nur selten in Betracht kommen.
Bilder:
Spinnmilben + Weichhautmilben
Abb.: Spinnmilben
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Abb.: Weichhautmilben
Ähnlich verhält es sich mit dem neuen Schneckenkorn-Präparat von Stähler. Das neue Schneckenkorn Clartex blau ist eines von zahlreichen Metaldehyd-Produkten, das jetzt eine Zulassungserweiterung in weiteren Gemüsekulturen unter Glas erhalten hat. Außer in Kohlgemüse und Salat-Arten
kann es auch in Gurke, Hülsengemüse, Porree, Sellerie, Spinat, Tomate und Zucchini sowie darüber hinaus in Zierpflanzen ausgebracht werden.
Neue Fungizide
An Fungiziden stehen schon seit einiger Zeit Präparate aus der Wirkstoffgruppe der Azole (Triazole) zur Verfügung (Wirkstoffe: Myclobutanil und Triticonazol). Wirkstoffe aus dieser Gruppe wirken
vorbeugend (protektiv) und teilweise heilend (kurativ). Sie können in das Blatt eindringen und werden außerdem in den Leitungsbahnen mit aufsteigendem Saftstrom (akropetal) transportiert. Präparate mit dem systemischen Wirkstoff Myclobutanil (Celaflor Pilzfrei Ectivo und Celaflor Pilzfrei
Saprol) sind zur Bekämpfung von Sternrußtau an Rosen sowie gegen Echten Mehltau und Rost an
Zierpflanzen ausgewiesen. Celaflor Pilzfrei Ectivo kann zusätzlich gegen Echten Mehltau an Apfel,
Schorf an Kernobst, Monilia-Spitzendürre an Kirschen sowie gegen Echten Mehltau an Weinreben
eingesetzt werden. Ebenfalls zu dieser Wirkstoffgruppe gehört das Celaflor Rosen-Pilzfrei Saprol
(Wirkstoff Triticonazol). Es ist gegen Echten Mehltau, Rosenrost und Sternrußtau an Rosen zugelassen. In Kombination mit Celaflor Schädlingsfrei Careo Konzentrat wird es von Scotts Celaflor
auch als Combi-Rosenspritzmittel vermarktet.
Anwendungsverbot für Tolylfluanid
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), die Zulassungsbehörde
für Pflanzenschutzmittel, hat seit Ende Februar bis 31.12.2007 das Ruhen der Zulassung für alle
Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff Tolylfluanid angeordnet. Hintergrund sind neue Erkenntnisse zu einer möglichen Belastung des Trinkwassers mit einem Abbauprodukt von Tolylfluanid.
Dieses kann sich möglicherweise bei der Trinkwassergewinnung zu einem krebserregenden Nitrosamin umbilden.
Das ausgesprochene Anwendungsverbot gilt allerdings nur für Anwendungen im Freiland, nicht für
die unter Glas. Da im Haus- und Kleingartenbereich allerdings ohnehin nur Zulassungen für das
Freiland bestanden, ist der Einsatz dieser Präparate in diesem Bereich nun grundsätzlich verboten.
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Betroffen sind die Präparate Bayer Garten Universal-Pilzfrei, Bayer Garten Rosenspritzmittel Baymat WG und Bayer Garten Universal-Pilzfrei Euparen M WG. Eingesetzt werden konnten diese
Mittel bislang gegen Grauschimmelfäule (Botrytis) an Brombeeren und Himbeeren, gegen die
Blattfallkrankheit an Johannisbeeren, gegen Rost und Sternrußtau an Rosen sowie gegen Echten
Mehltau an Zierpflanzen im Freiland.
Bitte beachten Sie, dass Restmengen der genannten Mittel nicht aufgebraucht werden dürfen. Sie
sollten sie – gut verschlossen – aufbewahren, weil der Begriff „Ruhen der Zulassung“ eine Änderung der Zulassungssituation beinhalten könnte.
Weitere neue Pflanzenschutzmittel für den Haus- und Kleingarten
Von Spiess Urania gibt es ein neues Fungizid gegen die Kraut- und Knollenfäule an Kartoffeln. Das
neue Valbon enthält zwei Wirkstoffe. Zum einen das altbekannte Mancozeb, einen reinen Kontaktwirkstoff, und zusätzlich das lokalsystemische Benthiavalicarb. Der neue Wirkstoff Benthiavalicarb
hat sowohl eine vorbeugende als auch eine heilende Wirkung. Somit steht erstmals für den HuKBereich ein Fungizid mit systemischen Eigenschaften gegen die Kraut- und Knollenfäule zur Verfügung. Leider wird das Präparat derzeit nur in 1 kg-Gebinden vermarktet.
Außerdem gibt es ein neues Wühlmausbekämpfungsmittel. Der neue Fraßköder Sellerieköder Wülfel mit dem Wirkstoff Chlorphacinon ist zur Bekämpfung von Schermäusen (Wühlmäusen) in
Obstkulturen zugelassen. Der Köder muss, so wie andere Schermausköder auch, verdeckt in speziellen Köderstationen oder in die Wühlmausgänge ausgelegt werden. Der Zusatz von Sellerie soll
die Attraktivität des Köders erhöhen.
Liste über zugelassene Pflanzenschutzmittel für den Haus- und Kleingarten
Um einen Überblick über die derzeit im Haus- und Kleingarten zugelassenen Pflanzenschutzmittel
zu geben, wurde das vom Bundesverband Deutscher Gartenfreunde (BDG) herausgegebene Merkblatt 43 überarbeitet. In dieser Liste sind alle gängigen und im Haus- und Kleingartenbereich einsetzbaren Präparate aufgeführt. Das Merkblatt ist als Beratungsunterlage für Fachberater im Kleingartenwesen gedacht. Sie finden das Merkblatt im Internet als PDF-Datei unter:
www.kleingarten-bund.de/publikationen/merkblaetter.php
Weitere neue Produkte
Neben neuen Pflanzenschutzmitteln ist mit Celaflor Naturen Pilzspritzmittel auch ein neues Pflanzenstärkungsmittel (aus Braunalgen bestehend) auf dem Markt. Neu ist auch die Neudomon GartenlaubkäferFalle von Neudorff. Sie kann zum Abfangen von erwachsenen Tieren des Gartenlaubkäfers eingesetzt werden. Der Gartenlaubkäfer ist ein gefürchteter Schädling auf Rasenflächen, da
dessen Larven (Engerlinge) großflächige Schäden anrichten können. Neben insektenpathogenen
Nematoden steht somit eine weitere Bekämpfungsmöglichkeit zur Verfügung.
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Literatur und Quellen:
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: Pflanzenschutzmittel-Verzeichnis
Teil 7 – 2007 „Haus- und Kleingartenbereich“, Dienststelle Braunschweig, 2007.
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten: Das Pflanzenschutzgesetz, Reihe
„BMELF informiert“, 1999.
Müller, F.: Phytopharmakologie – Verhalten und Wirkungsweise von Pflanzenschutzmitteln. Verlag
Ulmer, Stuttgart 1986.
Pflanzenschutzmittel-Zulassungsdatenbank PAPI (Pflanzenschutzmittel-Auswertung und Pflanzenschutzmittel-Information), Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Dienststelle Braunschweig, Stand Mai 2007.
Raven, P.H., R.F. Evert & H. Curtis: Biologie der Pflanzen. 2. Aufl., Verlag W. de Gruyter, Berlin –
New York 1988.
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Einsatz von Nützlingen im Kleingarten, Möglichkeiten
und Nutzen
Dipl.-Ing. Markus W i n n i g
Insekten schützen Pflanzen –
Nützlinge für Klein- und Hobbygärtner
Berlin
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Einsatz von Nützlingen im Garten, Möglichkeiten und Nutzen
Einführung
Gezüchtete Nützlinge sind ausgewählte Arten von
Insekten und Milben, die zur gezielten Pflanzenschädlingsbekämpfung produziert, vertrieben und
eingesetzt werden. Die Nützlinge werden hauptsächlich für den Erwerbsgartenbau produziert.
Und das hauptsächlich nicht, wie fälschlich oft
vermutet, auf Bio-Höfen, sondern in ganz
konventionellen Gartenbaubetrieben. Diese setzen
auf den integrierten Pflanzenschutz, d.h.
biologische und andere Methoden haben Vorrang.
Es wird erst dann Chemie eingesetzt, wenn nötig
und auch dann nur so viel wie nötig.
Abb.: Zuchtraum,
Quelle: Insekten schützen Pflanzen, Berlin
Abb.: Schnittrosenbetrieb,
Quelle: Insekten schützen Pflanzen, Berlin
Im professionellen Erwerbsgartenbau gewinnt der
biologische Pflanzenschutz mit Nützlingen Jahr
für Jahr mehr an Bedeutung. Anfangs beschränkte
sich der Einsatz noch auf die Gemüseproduktion
unter Glas. Mittlerweile werden gezüchtete
Nützlinge auch erfolgreich im Zierpflanzenbau,
unter Glas in Baumschulen und im Obstbau
eingesetzt. Und der Bedarf an Nützlingen steigt
bei den Profigärtnern. Die Gründe dafür sind
vielfältig. Für einige Betriebe sind sie eine
notwendige Alternative, da aufgrund der strengen
Auflagen und der geringen Mengennachfrage viele
Mittel vom Markt verschwinden. Auch die
zunehmende Wirkungslosigkeit der chemischen
Mittel aufgrund von Resistenzen und der Wunsch
nach einem giftfreien, ungefährlichen Gärtnern
und Erntegut sind gute Gründe dafür.
Seit ein paar Jahren werden gezüchtete Nützlinge
in kleinen Mengen auch an Hobbygärtner verkauft.
Hauptsächlich für Schädlingen im Gewächshaus,
Wintergarten und Zimmer.
Allerdings werden Nützlinge in Kleingärten noch
sehr wenig eingesetzt. Die Gründe dafür sind
vielfältig. So ist z. B. vielen Kleingärtner kaum
bekannt, gegen welchen Schädling sie welchen
Nützling einsetzen können.
Abb.: Gemüsebeet im Kleingarten,
Quelle: Insekten schützen Pflanzen, Berlin
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Auch fehlt es der Fachberatung häufig noch an Wissen und Erfahrung zum Thema biologischer
Pflanzenschutz mit Nützlingen. Aufgrund dieses fehlenden Wissens, halten sich hartnäckig einige
Vorurteile. Ganz besonders, wenn es um die Einsatzmöglichkeiten von Nützlingen im Freiland
geht.
Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Grund kann auch die Angst bzw. das ungute Gefühl gegenüber Insekten sein. Viele Gärtner fühlen sich bei dem Gedanken, Insekten in ihr Haus oder ihren
Garten zu holen nicht wohl. Und sie befürchten, dass sich die Nützlinge absetzen, d.h., dass sie die
Schädlinge in Nachbars und nicht im eigenen Garten vertilgen.
Welche Einsatzmöglichkeiten von Nützlingen gibt es für den Kleingärtner und welchen Nutzen
kann er daraus ziehen?
1
Gezüchtete Nützlinge sind eine sehr gute Ergänzung, teilweise sogar Alternative zu den zugelassenen Pflanzenschutzpräparaten.
Das vielfältige Angebot von gezüchteten Nützlingen muss differenziert betrachtet werden. Viele
Nützlinge können aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Größe und Ausbringungsform nicht im Freiland
eingesetzt werden. Nützlinge wie parasitäre Nematoden und die einheimischen Blattlausgegenspieler wie Siebenpunktmarienkäfer, Hainschwebfliege und Florfliegenlarven dagegen können
durchaus im Garten zum Einsatz kommen.
Allerdings muss der Anwender dazu lernen und tolerieren, dass jeder Nützling nur dann gute Erfolge erzielen kann, wenn aufgrund seiner Biologie bestimmte Ansprüche auf Klima, Einsatzort,
Einsatzzeit und Schädlingsstadium erfüllt werden.
Ebenso muss der Anwender bei einigen Nützlingen durch die ungehinderten Umwelteinflüsse im
Freiland wie Frost, Regen, Wind, Ameisen und Vögel mögliche Verluste bzw. Rückschläge tolerieren, bzw. muss wissen wie, wann und womit er sie minimieren kann.
2
Ausgesetzte Nützlinge können sich im Garten ansiedeln, eigene Populationen aufbauen und
somit den natürlich vorhandenen Nützlingsbestand ergänzen.
„Nützlinge auszusetzen bringt nix - die fliegen eh weg!“ Dies ist in vielen Köpfen noch ein gängiges
Vorurteil. Der Vorwurf ist nicht ganz von der Hand zu weisen, allerdings trifft er nur auf die Kleingärtner zu, die in ihrem Garten auch keinerlei Grund für einen längeren Aufenthalt bieten. Penibelst
saubere Gärten, bei denen Rasen, Rosen und Koniferen dominieren bieten Nützlingen wie Marienkäfer & Co weder ausreichend Nahrung, Rückzugs- und Schlafplatz noch Überwinterungsmöglichkeit.
Der Kleingärtner hat es also selbst in der Hand. Wer bereit ist seinen Garten auch nach den Bedürfnissen der Nützlinge zu gestalten, wird sehen, wie sich die einst ausgesetzten Tiere ansiedeln,
vermehren und sogar weitere Tiere aus der Umgebung anlocken. Je nach Nützlingsart sollte dazu
im Garten ein möglichst kontinuierliches und breites Angebot von Lock-, Nahrungs- und Rückzugspflanzen vorhanden sein. Mit dem alleinigen Aufstellen eines Insektenhotels ist es in vielen
Fällen leider nicht getan.
3
Das bewusste Aussetzen von Nützlingen veranschaulicht und vertieft den Sinn und Zweck
der Nützlingsförderung sowie weitere Aspekte des naturnahen Gärtnerns.
Die Erfahrung zeigt: viele Menschen sind eher dazu bereit sich bewusster mit einer Sache auseinander zu setzen, wenn sie etwas wert ist, d.h. wenn sie Geld kostet oder gekostet hat.
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Sind durch den bewussten Umgang zudem noch Misstrauen und Ekel gegenüber Insekten und
Spinnen etc. verschwunden, ist bei nicht wenigen das Interesse nach mehr geweckt. Nützlinge sind
ideal geeignet, die vielfältigen Zusammenhänge zwischen Pflanze, Schädling, Umwelt und Mensch
zu verdeutlichen. Die Praxis zeigt, dass Hobbygärtner, die gute Erfahrungen mit Nützlingen gemacht haben, schneller bereit sind, sich mit Themen wie Mischkultur, standortgerechten Sorten
und bedarfsgerechter Düngung zu beschäftigen.
Am Beispiel der Hain-Schwebfliegenlarven zur Bekämpfung von Blattläusen soll im Folgenden oben stehende drei Punkte verdeutlicht werden.
Allgemein
Die Hain-Schwebfliege (Episyrphus balteatus) ist
ein einheimischer Nützling. Das erwachsene Tier
ist etwa acht bis elf Millimeter lang und recht
schmal gebaut. Charakteristisch für die HainSchwebfliege sind die wespenähnliche Hinterleibzeichnung sowie ihre Flugkunst. Die erwachsene
Hain-Schwebfliege ernährt sich von Pollen und
Nektar. Sie spielt eine wichtige Rolle bei der Befruchtung von Blütenpflanzen in der Natur.
Abb.: erwachsene Hain-Schwebfliege,
Quelle: Katz Biotech AG
Einen ebenso großen Beitrag leistet dieses Insekt
bei der Regulierung der Blattlausaufkommen. Die
Weibchen der Schwebfliege sind in der Lage,
Blattlauskolonien zu orten, wo sie gezielt ihre Eier
ablegen. Aus den Eiern schlüpfen weiße, milchigglasige Larven (siehe Foto), die sich ausschließlich
von Blattläusen ernähren. Eine einzige HainSchwebfliegenlarve kann in ein bis zwei Wochen
bis zu ihrer Verwandlung zum vollständigen
fliegenden Insekt zwischen 400 bis 700 Blattläuse
aussaugen.
Abb.: Hai-Schwebfliegenlarve frisst Blattlaus,
Quelle: Katz Biotech AG
Lieferung
Geliefert werden die Tiere als Eier auf Blättern
(siehe Foto). Die Lieferung erfolg ausschließlich
über den Versandweg. Eine Packung enthält 500
2
Eier, ausreichend für 10 m Fläche mit niedrigen
Pflanzen. Auf dem Transportweg können bereits
die ersten Larven aus den Eiern schlüpfen. Als
Futter sind den Schwebfliegeneiern daher Getreideblattläuse beigefügt. Diese speziellen Blattläuse
sind für Zier- und Gemüsepflanzen völlig ungefährlich - sie befallen nur Getreide.
Abb.: Lieferform von Hain-Schwebfliegeneier,
Quelle Insekten schützen Pflanzen, Berlin
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Lagerung/Haltbarkeit
Bis zur Ausbringung können die Schwebfliegeneier im Kühlschrank bei 10°C max. einen Tag gelagert werden. Eine längere Lagerzeit reduziert die Schlupfrate und damit den Bekämpfungserfolg
deutlich!
Bekämpfung
Die Larven der Schwebfliegen fressen alle bedeutenden Blattlausarten. Es werden alle Stadien der
Blattläuse, also auch Eier und geflügelte Tiere, angegriffen. Hain-Schwebfliegenlarven sind daher
besonders gut zur Bekämpfung von größeren Blattlausansammlungen an Blättern und Triebspitzen geeignet.
Wichtig: Generell ist der Einsatz von Schwebfliegenlarven an hohen Zier- und Obstgehölzen zwar
möglich aber nicht empfehlenswert! Die benötigte große Nützlingsmenge sowie deren Ausbringung stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen. Andere Methoden wie z.B. das Abbrausen der befallenen Triebe und Blätter mit einem scharfen Wasserstrahl sind dafür besser geeignet.
Geeignete Pflanzen
Schwebfliegenlarven können gut auf allen niedrigen und halb hohen Zier- und Gemüsepflanzen mit
unbehaarten Blättern und Trieben, wie z. B. Rosen, Dahlien und Chrysanthemen sowie Paprika,
Kohl und Salaten eingesetzt werden. Die Pflanzen sollten möglichst ein dichtes Blattwerk haben,
um die Eier vor praller Sonne, starkem Regen, Wind und Vögeln zu schützen und um ein gutes
Tagesversteck zu bieten.
Ungeeignete Pflanzen
Für Hainschwebfliegenlarven sind nicht geeignet Pflanzen mit behaarten Blättern und Trieben, wie
z. B. Tomaten, Gurken oder Sonnenblumen. Die Haare behindern die Tiere und damit die Fraßleistung. Eine Blattlausbekämpfung mit Schwebfliegen ist daher auf diesen Pflanzen erfolglos. Geeignet dafür sind Marienkäfer- und Florfliegenlarven.
Ort und Zeitraum der Ausbringung
Bei einer Temperatur von 20 °C schlüpfen aus den Eiern nach drei Tagen die ersten Larven. Im Garten und auf dem Balkon können die Schwebfliegeneier daher ab Mai zum Einsatz kommen. Kühlere
Tage nach dem Schlupf stören die Tiere nicht - die Larven sind schon bei Temperaturen von 8°C auf
den Pflanzen gegen Blattläuse aktiv. Auch Wind und Regen stören die Larven kaum.
Ausbringung an der Pflanze
Die ca. 1mm großen Eier sollten direkt nach ihrer
Ankunft noch am folgenden Abend oder Morgen
an der Pflanze ausgesetzt werden. Die Eier sollten
nicht bei starker Sonneneinstrahlung ausgebracht
werden. Optimal ist daher die Verteilung am
Abend oder am frühen Morgen.
Die Eier befinden sich auf Bohnenblättern. Diese
Blätter werden möglichst in das schattige Pflanzeninnere gelegt um ein Austrocknen der Eier
Abb.: Ausbringung von Hain-Schwebfliegeneier,
sowie Abfraß zu verhindern. Die Blätter sollten
Quelle: Insekten schützen Pflanzen, Berlin
möglichst in Nähe des Befalls platziert werden, da
die Tiere nicht so mobil wie z. B. Marienkäfer sind. Oft übersieht man in der Verpackung ein paar
Eier. Die Verpackung sollte deshalb noch ein bis drei Tage direkt bei den Pflanzen stehen. So können auch noch die restlichen Tiere auf die Pflanzen überwandern.
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Bekämpfungserfolg
Der Umgang mit Nützlingen zur Schädlingsbekämpfung erfordert nicht nur ein Umdenken sondern auch Geduld. Anders als bei einem chemischen Pflanzenschutzmittel wird ein Bekämpfungserfolg erst nach einiger Zeit sichtbar.
Für die Schwebfliegeneier ist eine Temperatur von 20°C erforderlich. Erst bei diesen Temperaturen
schlüpfen nach ca. zwei bis drei Tagen die Eilarven. Die Schwebfliegenlarven durchleben insgesamt
drei Larvenstadien. Dieser aktive Zeitraum der Larven umfasst ca. zwei Wochen. 10 Blattläuse pro
Tag frisst eine einzelne Larve im ersten Stadium. Beobachten kann der Kleingärtner dieses aber nur
sehr schwer. Die glasig milchigen Larven sind nur ca. 1mm groß und hauptsächlich in der Dämmerung aktiv. Am Tage verstecken sich die Tiere auf der Pflanze in den Blattachseln. Nach drei Tagen
sind die Schwebfliegenlarven schon drei bis fünf Millimeter groß.
Einen Bekämpfungserfolg kann man allerdings auch dann noch nicht sehen. Denn auch im 2. Stadium fressen die Insekten noch zu geringe Mengen. Nach weiteren drei bis vier Tagen sind die
Tiere auf 2 bis 3 cm Größe angewachsen. Erst ab diesem 3. Stadium kann eine einzelne dieser
weiß-grünlichen, tropfenförmigen Larven täglich bis zu 100 Blattläuse fressen. Kleingärtner werden
daher erst eine Woche nach dem Ausschlüpfen der Larven eine Reduzierung der Blattläuse erkennen.
Nach dem 3. Larvenstadium erfolgt die Umwandlung zum geflügelten, erwachsenen Insekt. Diese
geschieht innerhalb einer ein- bis zweiwöchigen Ruhephase als Puppe. Schwebfliegenpuppen haben ein hellgraues, cremefarbenes, tropfenförmiges Gehäuse. Sie kleben meist an Pflanzenteilen,
aber auch an Häuserwänden.
Bekämpfungserfolg - Behinderung
Hain-Schwebfliegen reagieren sehr empfindlich auf chemische Pflanzenschutzmittel. Daher sollte
vor dem Einsatz dieser Tiere sechs Wochen lang kein chemischer Pflanzenschutz mehr durchgeführt worden sein. Pflanzenschutzmittel auf Neem- und Kaliseifenbasis, wie z.B. NeemAzal und
Neudosan Neu sind relativ nützlingsschonend. Bei vorheriger Behandlung mit diesen Mitteln ist
ein Nützlingseinsatz ohne Wartezeit möglich. Bei Rapsölpräparaten wie Naturen sind Verluste
möglich.
Aufgrund des sehr frühen Auftretens des Nützlings im März, sollten Öl-Austriebspritzungen mit
Fingerspitzengefühl durchgeführt werden, um evtl. erste Schwebfliegenlarven nicht zu gefährden.
Bekämpfungserfolg - Förderung
Um konstant die Blattläuse auf den Pflanzen einzudämmen, ist je nach Befall eine Wiederholung
des Nützlingseinsatzes im Abstand von zwei Wochen zu empfehlen.
Ansiedlung
Diese Schwebfliegenart bildet von allen heimischen Arten die meisten Nachkommen. Drei bis fünf
Generationen im Jahr sind möglich. Die ausgesetzten Nützlinge kann der Kleingärtner durchaus in
seinem Garten ansiedeln. Es lohnt sich, denn die erwachsenen Tiere sind bereits im März gegen
die ersten Blattläuse aktiv. Jedes Schwebfliegenweibchen legt bis zu 1000 Eier in Blattlauskolonien
ab. Damit der ausgesetzte Nützlinge möglichst lange bleibt und auch dort überwintert, muss der
Gartenfreund aber entsprechende Voraussetzungen schaffen.
Lock- und Nahrungspflanzen:
Erwachsene Hain-Schwebfliegen ernähren sich ausschließlich von Pollen und Nektar vieler Doldenund Korbblütler. Diese sollten im Garten vorhanden sein. Ausgesprochene Hain-Schwebfliegenpflanzen sind z. B., Ackersenf, Anis, Astern, Bärlauch, Dill, Disteln, Engelwurz, Fenchel, Gartenkerbel, Goldrute, Huflattich, Husarenkopf, Kamille, Kerbel, Klatschmohn, Koriander, Kornblume, Kümmel, Liebstöckel, Löwenzahn, Margeriten, Mittagsblume, Nachtkerze, Petersilie, Phacelia,
Rainfarn, Ringelblume, Schafgarbe, Sonnenaugen, Strauchmargerite, Sumpfdotterblume, Tagetes,
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Vergissmeinnicht, Waldziest, Wegwarte, Weiden und Ysop. Kleingärtner die gezielt diesem Nützling Nahrung bieten wollen, sollten beim Anbau dieser Pflanzen früh- und langblühende Arten
kombinieren sowie die nektar- und pollenreicheren Wildarten bevorzugt verwenden.
Überwinterungsplätze
Hain-Schwebfliegen überwintern als erwachsene,
weibliche und begattete Tiere häufig in
Trockenmauern, Mauerritzen, in Falllaub- und
Totholzhaufen und hohlen Stängeln. Allerdings
überwintert nur ein Teil dieser Schwebfliegenart in
Deutschland. Der größte Teil macht sich im
Spätsommer auf den Weg nach Südeuropa und
Nordafrika und kehrt erst im nächsten Jahr wieder
zurück.
Abb.: Trockenmauer,
Quelle: Insekten schützen Pflanzen, Berlin
4
Gezüchtete Nützlinge bekämpfen Schädlinge für die es keine Mittel (mehr) gibt
Von den gezüchtete Nützlingsarten, die im Freiland eingesetzt werden können, gehören die parasitären Nematoden zu den beliebtesten und anwendungsfreundlichsten. Anders als z. B. Florfliegenlarven oder Marienkäfereier können diese Nützlinge für längere Zeit problemlos gelagert werden.
Da diese Nützlinge sehr klein sind, gibt es offenbar auch sehr wenige Berührungsängste – und das
im wahrsten Sinne des Wortes.
Nematoden kommen vor allem gegen die Schädlinge zum Einsatz, für die es keine herkömmlichen
Mittel mehr gibt. So werden im Erwerbsgartenbau bewährte Nematodenarten immer mehr gegen
z. B. Dickmaulrüssler, Maulwurfsgrillen, Erdraupen oder Rasenschädlinge wie Gartenlaubkäfer und
Wiesenschnakenlarven erfolgreich eingesetzt.
Am Beispiel der Bekämpfung des Dickmaulrüsslers soll nachfolgend der Nützlingseinsatz mit parasitären Nematoden dargestellt werden.
Allgemein
Die Heterorhabditis-Nematoden (Heterorhabditis
bacteriophora) sind natürlich vorkommende
Bodenbewohner. Die winzigen, 0,3 bis 0,5 mm
langen Fadenwürmer (siehe Foto) sind mit dem
bloßen Auge nicht zu erkennen. HeterorhabditisNematoden suchen aktiv die im Boden lebenden
Larven und Puppen des Dickmaulrüsslers auf.
Über Haut- und Körperöffnungen dringen die
Fadenwürmer in die Blutbahn des Schädlings ein
und geben dort ein Bakterium aus ihrem Darmtrakt ab. Durch die starke Vermehrung der
Abb.: Heterorhabditis-Nematoden,
Bakterien wird der Schädling innerhalb von zwei
Quelle: e-nema GmbH
bis drei Tagen abgetötet. Für Pflanzen, Tiere und
Menschen sind Nematoden sowie die Bakterien völlig ungefährlich.
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Lieferung
Nematoden sind wie alle anderen Nützlinge nur
auf dem Versandweg erhältlich. Geliefert werden
die Nematoden in einem speziellen Tonpulver,
eingeschweißt in einem Plastikbeutel. Eine
Packung enthält ca. 10 Millionen Nematoden 2
ausreichend für 20 m Bodenfläche. Aber auch
2
Packungen mit 50 Millionen Tieren für 100 m
werden versendet.
Abb.: Lieferform von Heterorhabditis-Nematoden,
Quelle: Katz Biotech AG
Lagerung/Haltbarkeit
Bis zur Ausbringung kann man die Nematoden im Kühlschrank bei 4°C maximal drei Wochen lagern. Das maximale Haltbarkeitsdatum ist auf der Rückseite der Packung vermerkt.
Schädlinge
Die Nematoden befallen die Larven und Puppen des Gefurchten Dickmaulrüsslers im Boden. Sie
eignen sich aber auch zur Bekämpfung des Gartenlaubkäfers.
Ort und Zeitraum der Ausbringung
Die nützlichen Fadenwürmer benötigen eine stundenweise Bodentemperatur von mindestens
12°C. Aufgrund der Biologie des Dickmaulrüsslers sollte man diese Nematoden im Freiland in der
Regel von April bis Anfang Juni sowie von Mitte August bis Oktober einsetzen.
Ausbringung im Boden
Bei der Bekämpfung des Dickmaulrüsslers werden
die im Boden lebenden schädlichen Larven und
Puppen (siehe Foto) bekämpft. Die Nematoden
müssen daher in den Wurzelbereich der befallenen
Pflanze. Man erhält die winzigen Helfer in einem
speziellen Tonpulver. Das Pulver wird in Wasser
aufgelöst und auf den Wurzelbereich der befallenen Pflanzen gegossen. Die UV-empfindlichen
Nematoden sollten aber niemals bei starker
Sonnenein-strahlung ausgebracht werden. Optimal ist daher die Verteilung am Abend oder der
frühe Morgen.
Abb.: Dickmaulrüsslerlarven,
Quelle: e-nema GmbH
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Vorbehandlung der Erde: Da die Tiere für ihre Fortbewegung Feuchtigkeit brauchen, muss die Fläche bzw. Pflanze vor der Ausbringung der Nematoden gewässert werden.
Auflösen der Nematoden: Der gesamte Packungsinhalt wird in einen Eimer mit 10 Liter handwarmem Wasser (15-20°C) gegeben. Um eine Klümpchenbildung und Konzentrationsschwankungen zu
vermeiden, muss das Wasser mit dem Pulver gut
umgerührt werden.
Je nach Fläche wird das Nematodenkonzentrat mit
normal temperiertem Leitungs- oder Regenwasser
verdünnt. Wichtig: Auch beim Verdünnen muss
öfters umgerührt werden, damit die Nematoden
nicht zu Boden sinken.
Abb.: Aufbereitung von Heterorhabditis-Nematoden,
Quelle: Katz Biotech AG
Anwendungsbeispiele: Für 20 qm Fläche: Das
Nematodenkonzentrat mit zehn Liter Wasser
weiter verdünnen. Ausbringungsmenge: ein Liter
pro qm.
Für 100 qm Fläche: 10-mal jeweils ein Liter des
Nematodenkonzentrats in eine 10 Liter Gießkanne
geben und mit 9 Liter Wasser weiter verdünnen.
Ausbringungsmenge: ein Liter pro qm.
Abb.: Ausbringung von Heterorhabditis-Nematoden,
Quelle: Katz Biotech AG
Ausbringen auf die Erde: Ausgebracht wird die Nematodenlösung mit einer Gießkanne. Während
des Gießens sollte dabei öfter umgerührt werden um eine gleichmäßige Verteilung der Nützlinge
zu ermöglichen. Mit der Nematodenlösung werden die Erdflächen aller befallenen Pflanzen großzügig abgegossen. Wichtig: Eventuell vorhandenes Mulchmaterial sollte zuvor beiseite geschoben
werden.
Nachbehandlung: Damit die Nematoden tief in den Boden gelangen ist es notwendig, nach dem
Gießen der Fläche diese nochmals leicht zu bewässern. Der Boden darf in den ersten zwei Wochen
nach der Ausbringung nie komplett durchtrocknen.
Erfolgskontrolle
Kontrollieren kann man den Bekämpfungserfolg nur durch eine Bodenprobe, ca. ein bis zwei Wochen nach der Ausbringung. Die Larven sind dann abgestorben, wenn eine Verfärbung der weißen
Larven nach rot-braun erfolgt ist.
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Ist die Larve getötet, vermehren sich die Nematoden, in den Kadavern bis diese sich zersetzt. Nach
zwei bis drei Wochen machen sie sich auf, um
neue Larven aufzusuchen. Sollten keine Larven
oder Puppen mehr vorhanden sein, können die
Fadenwürmer auch einige Zeit ohne Nahrung im
Boden überleben.
Abb.: Links Dickmaulrüsslerlarven mit Nematoden behandelt
und rechts unbehandelt,
Quelle: e-nema GmbH
Ansiedlung
Die gezüchteten Nematoden lassen sich im Freiland nicht langfristig ansiedeln, um dauerhaft einen Schutz zu gewährleisten. Zudem überstehen die Nematoden Frostperioden nur sehr schlecht.
Um konstant den Dickmaulrüssler einzudämmen, ist daher eine Wiederholung des Nützlingseinsatzes im Folgejahr sehr zu empfehlen.
Bekämpfungserfolg - Behinderungen
Die Tiere benötigen eine gewisse Bodenfeuchtigkeit, um sich im Boden zu bewegen. Während der
Behandlung darf daher der Boden mindestens 2 Wochen lang nicht austrocknen. Auch die Bodentemperatur ist entscheidend. Bei Temperaturen unter 10 °C verringert sich die Aktivität und Wirkung der Nematoden. Bei Temperaturen unter 4 °C fallen sie in Kältestarre. Um eine starke Austrocknung bzw. den negativen Kälteeinfluss zu vermeiden sollten daher bei Bedarf die Erde mit
Folien oder organischen Mulchmaterial abgedeckt werden.
Nematoden reagieren sehr empfindlich auf chemische Pflanzenschutzmittel. Daher sollte der
Kleingärtner vor dem Einsatz dieser Tiere drei Monate lang kein chemisches Pflanzenschutzmittel
das in den Boden gegossen wird, mehr angewendet haben.
Keine Wartezeiten sind dagegen einzuhalten, wenn zuvor fachgerechte oberirdische Spritzungen
mit einem chemischen Mittel erfolgt sind. Keine Wartezeiten benötigen auch nützlingsschonende
Pflanzenschutzmittel auf Neem-, Rapsöl- oder Kaliseifenbasis, wie z. B. NeemAzal, Naturen und
Neudosan Neu.
Bekämpfungserfolg - Förderung
Für eine Langzeitwirkung sollten die behandelten Flächen bzw. Pflanzen sechs bis acht Wochen
feucht gehalten werden.
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Gezüchtete Nützlinge fördern und ergänzen andere wenig genutzte biologische Bekämpfungsmaßnahmen.
Gezüchtete Nützlinge unterstützten die Förderung des Obst- und Gemüseanbaus.
Fast jeder Kleingärtner hat einen Apfelbaum in
seinem Garten stehen. Allerdings werden diese
von nicht wenigen Gartenfreunden immer mehr
vernachlässigt. Viele Kleingärtner wenden bei Apfelwicklerbefall die wenigen vorhandenen Bekämpfungsmittel nur halbherzig an. Aufgrund der daraus resultierenden Misserfolge wird später oftmals
der Pflanzenschutz komplett eingestellt. Resultat:
Der Apfelwicklerbestand in den Anlagen wächst,
Abb.: Apfelwicklerbefall,
Quelle: Insekten schützen Pflanzen, Berlin
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und die vereinzelten biologischen Bekämpfungsmaßnahmen wie. Madenring und Pheromonfallen
scheitern an zu hohem Befallsdruck.
Für einige Pächter wiederum eine satte Bestätigung, dass ausschließlich der chemische Pflanzenschutz etwas taugt und dass eine Bekämpfung nicht lohnt bis die „alten Mittel“ wieder da sind. Für
die biologische Fraktion unter den Kleingärtnern wiederum eine Riesenpleite. Folge: Die Bäume
werden irgendwann nur noch symbolisch als Nutzpflanzen genutzt. Die zumeist nicht verwertbaren
Äpfel wandern in großen Mengen in Abfallsäcke, die schlussendlich am Straßenrand stehen. Sicher
nicht im Sinn einer kleingärtnerische Nutzung.
Gegen fliegende Schädlinge wie den Apfelwickler gibt es aber durchaus funktionierende biologische
Mittel wie z. B. Trichogramma-Schlupfwespen, Granulosevirus oder BT-Präparate. Leider scheitern
diese aber oft, da die richtige Anwendung für viele Kleingärtner offenbar noch zu kompliziert und
zu aufwendig ist.
Kein Wunder, viele Gartenfreunde sind aufgewachsen in einer Zeit, in der das Problem Apfelwickler
mit flächendeckenden Spritzungen durch einen Externen gelöst wurde. Die Zeiten sind jedoch je
nach Standort lange vorbei. Und vielleicht eine Ursache dafür, dass sich heutzutage so wenige Gartenfreunde an der notwendigen großflächigen Bekämpfung beteiligen. Sicherlich ist auch das geringe Interesse am Obstbau eine Ursache. Oftmals handelt es sich aber auch einfach nur um ein
Terminproblem. Eine große Anzahl von Pächter sind immer gerade im Urlaub, auf Kur oder krank.
Wie aber diesen Kreislauf durchbrechen? Fasst man die vielen Wünsche und Anforderungen der
Gartenfreunde an das ideale Pflanzenschutzmittel zusammen, so sollte es möglichst biologisch, in
der Anwendung unkompliziert sowie bei der notwendigen großflächigen Anwendung individuell
und einfach aus zu bringen sein. Anforderungen, die sich bei der Übertragung eines für den ProfiApfelanbau neu entwickelten Bekämpfungsverfahren auf Nematodenbasis erfüllen.
Am Beispiel der Bekämpfung von Apfelwicklerlarven mit parasitären Nematoden sollen im Folgenden die oben stehenden Punkte verdeutlicht werden.
Allgemein Die Nematoden zur Bekämpfung des
Apfelwicklers sind Fadenwürmer mit einem
Durchmesser von 0,03 mm. Sie suchen überwinternde Apfelwicklerlarven in Rindenspalten und im
Boden selbstständig auf, dringen in die Schädlinge
ein und geben dort ein Bakterium aus ihrem
Darmtrakt frei. Durch die bakterielle Infektion
werden innerhalb weniger Stunden die Apfelwicklerlarven infiziert bzw. abgetötet.
Abb.: Steinernema-Nematoden,
Quelle: e-nema GmbH
Bei diesen neuen biologischen Mittel muss der Kleingärtner keine Flug- oder Schlupfzeiten beachten. Die Bekämpfung erfolgt genau in der Zeit, an dem der Schädling unbeweglich und leicht angreifbar ist: in seinem Winterschlaf! Von Ende August an überwintern rund 70% der Apfelwickler als
Larven am Stamm. Der Rest überwintert im Boden unter den Bäumen.
Für Pflanzen, Tiere und den Menschen sind diese Nematoden sowie dessen Bakterien völlig ungefährlich. Durch den Einsatz von Nematoden gegen Apfelwicklerlarven und damit potenzieller neuer
erwachsener Falter kann der Befallsdruck in der nächsten Saison deutlich reduziert werden. Versuche im Erwerbsgartenbau ergaben Wirkungsgrade bis zu 70 %.
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Lieferung
Geliefert werden die Nematoden in einem speziellen Tonpulver. Eine Packung enthält ca. 10 Mio.
2
Nematoden - ausreichend für 20 m Boden-fläche
inkl. Stammbehandlung. Aber auch Packun-gen für
2
100 m sind erhältlich.
Lagerung Bis zur Ausbringung kann der Kleingärtner die Nematoden im Kühlschrank bei 4 °C
bis 6 °C für zwei bis drei Wochen lagern. Das maximale Lagerdatum ist auf der Packung vermerkt.
Abb.: Lieferform von Steinernema-Nematoden,
Quelle: Insekten schützen Pflanzen, Berlin
Schädlinge
Die Nematoden sind nur wirksam gegen die Larven des Apfelwicklers! Gegen die Larven des
Pflaumenwicklers oder der Kirschfruchtfliege ist dieser Nützling unwirksam!
Ort Ausbringung
Die Nematoden sind im Kleingarten einsetzbar. Für erfolgreiche Eindämmung des Apfelwicklers ist
aber ein großflächiger Einsatz unbedingt notwendig. Werden innerhalb einer Kleingartenkolonie die
Nematoden nur von wenigen Pächtern ausgebracht hat die Bekämpfung keinen Erfolg! Die aus den
unbehandelten Bäumen geschlüpften Apfelwicklerfalter fliegen bis zu 100 Meter weit und infizieren
im Frühjahr die behandelten Bäume. Bei der Bekämpfung müssen daher möglichst alle Pächter
einer Anlage im Herbst mitmachen.
Termin Ausbringung
Die Nematoden können nach der Apfelernte zwischen Ende August bis max. Ende Oktober ausgebracht werden. Die Fadenwürmer benötigen eine Außentemperatur von mindestens 10° C während
des Einsatzes sowie zwei bis drei Stunden danach.
Die gemeinsame Bekämpfung aller Pächter muss nicht zwingend an einem festgelegten Tag erfolgen. Da die Nematoden für einige Wochen im Kühlschrank gelagert werden können, ist eine individuelle Ausbringung möglich.
Aussetzung
Optimal ist die Ausbringung in den frühen Abendstunden, da der Nützling etwas UV-empfindlich
ist. Bei der Bekämpfung der Apfelwickler-Larven werden die im Boden und am Stamm lebenden
schädlichen Larven bekämpft. Die Nematoden müssen daher auch gezielt am Stamm und in den
Boden (Kronenbereich) der befallenen Bäume ausgebracht werden.
Die Tiere sind mit einem speziellen Tonpulver vermengt. Das Pulver wird im handwarmen Wasser
aufgelöst, mit Wasser verdünnt und auf den Boden- und Stammbereich der betroffenen Bäume
mittels eines Sprühgerätes gespritzt. Alternativ können die Nematoden aber auch mit einer Gießkanne im Bodenbereich und eines groben großen Pinsels (z.B. Kleisterbürste) im Stammbereich
ausgebracht werden. Um die Wirkung der Nematoden zu sichern befindet sich im Lieferumfang
das Netzmittel Trifolio S-Forte. Dieses Mittel reduziert die Oberflächenspannung des Wassers, so
dass die Nematodenlösung sehr gut in alle Rindenrisse des Baumes eindringen kann. Ebenso verhindert das Mittel das schnelle Abtrocknen und damit die frühzeitige Infektionsreduzierung.
Anforderungen an das Sprühgerät: Um alle Stellen im Baum gut und bequem zu erreichen, muss
ein geeignetes Drucksprühgerät verwendet werden. Für kleine Bäume eignen sich handelsübliche
Rückendrucksprühgeräte mit maximal drei bar Arbeitsdruck, sowie Füllmengen zwischen zwei bis
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fünf Litern. Bei großen Bäumen (bis zu fünf Metern) sind allerdings Hochleistungssprühgeräte mit
max. sechs bar Arbeitsdruck sowie Füllmengen zwischen 5-12 Litern notwendig. Generell empfehlenswert ist der Einsatz einer Teleskopverlängerung.
Vorbereitung des Drucksprühers: Notwendig ist eine Spritzdüse mit einem Durchlass ab 0,5 mm
(handelsübliche Düsen haben zwischen 0,4 -1,5 mm). Wichtig: Zur Nematoden-Spritzung muss
unbedingt der Spritzmittelfilter entfernt werden.
Vorbehandlung der Erde: Da die Tiere für ihre Fortbewegung etwas Feuchtigkeit brauchen, muss
die Bodenfläche vor der Ausbringung der Nematoden leicht gewässert werden.
Vorbehandlung des Stammes: Werden die Nematoden bei feuchter Witterung ausgebracht ist keine
Vorbehandlung notwendig. Bei Trockenheit ist ein kurzes Befeuchten des Stammes vorteilhaft für
die Wirkung, z. B. mit einem Rasensprenger.
Auflösen der Nematoden:
Der gesamte Packungsinhalt (siehe Foto) wird in einem
Eimer mit 10 Liter handwarmen Wasser (15-20 °C) aufgelöst. Das Wasser muss dabei mit dem Nematodenpulver gut umgerührt werden. Je nach erforderlicher
Spritzmenge wird das Nematodenkonzentrat mit normal temperiertem Wasser weiter verdünnt. Für 20 qm
Fläche: Das Neatodenkonzentrat mit 10 Liter Wasser
weiter verdünnen. Ausbringungsmenge: 1 Liter pro qm.
Für 100 qm Fläche: 10 mal jeweils 1 Liter des
Nematodenkonzentrats in einen 10 L Eimer geben und
Abb.: Einrühren von Steinernema-Nematoden
weiter mit 9 Liter Wasser verdünnen. AusQuelle: Insekten schützen Pflanzen, Berlin
bringungsmenge: 1 Liter pro qm. Wichtig: Rühren Sie
beim Verdünnen öfters um, damit die Nematoden nicht zu Boden sinken.
Das Netzmittel Trifolio S-Forte, wird nach beiliegender Anleitung beim Verdünnen zugesetzt.
Ausbringen auf Stamm und Boden:
Ausgebracht wird die Nematodenlösung mit der
erforderlichen Rückenspritze oder mit einem
Kleisterpinsel. Gespritzt bzw. eingeschmiert werden muss der gesamte Stamm. Stärkere Äste,
sofern sie Borkenschuppen haben. Hölzerne Befestigungspfähle oder ungestrichene Spaliergitter
sollten ebenfalls mitbehandelt werden. Gespritzt
bzw. gegossen werden muss ebenso der Boden,
und zwar der gesamte Bereich unterhalb der
Baumkrone.
Abb.: Spritzen von Steinernema-Nematoden am Stamm,
Quelle: Insekten schützen Pflanzen, Berlin
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Nachbehandlung Boden:
Damit die Nematoden gut in den Boden gelangen,
ist es notwendig nach der Ausbringung die Bodenfläche nochmals leicht zu wässern. Der Boden
sollte in der ersten Woche nach der Ausbringung
nicht austrocknen.
Erfolgskontrolle
Die Nematoden gelangen mit der Spritzlösung an
den Stamm und in den Boden. Dort machen sie
sich gleich auf die Suche nach den schädlichen
Apfelwicklerlarven. Werden sie fündig, dringen sie
Abb.: Spritzen von Steinernema-Nematoden am Boden,
über die Körperöffnungen in die Schädlinge ein.
Quelle: Insekten schützen Pflanzen, Berlin
Bereits in den ersten zwei Stunden nach der Ausbringung ist in der Regel ein Großteil der Schädlinge tödlich infiziert. Innerhalb von 2 Tagen sterben sie ab.
Bekämpfungserfolg
Bei dem Nematodeneinsatz gegen die überwinternden Apfelwicklerlarven muss der Kleingärtner
Geduld haben. Der Bekämpfungserfolg wird erst in der nächsten Saison sichtbar.
Bekämpfungserfolg - Behinderungen
Ein hoher Grasbewuchs ist hinderlich für das Eindringen der Nematoden. Für einen sicheren Bekämpfungserfolg sollte das Gras vor dem Einsatz gemäht werden. Befinden sich Zier und Gemüsepflanzen unter dem Baum, müssen die Pflanzen gut abgespült werden.
Wie alle Nützlinge reagieren auch die Apfelwickler-Nematoden sehr empfindlich auf chemische
Pflanzenschutzmittel. Daher sollte vor und nach dem Einsatz dieser Tiere 6 Wochen lang kein
chemischer Pflanzenschutz mehr durchgeführt worden sein. Pflanzenschutzmittel auf Neem- und
Rapsöl oder Kaliseifen-Basis, wie z. B. NeemAzal, Naturen und Neudosan Neu sind nützlingsschonend. Bei vorheriger Behandlung mit diesen Mitteln ist ein Einsatz ohne Wartezeit möglich.
Bekämpfungserfolg Förderungen
Um konstant den Apfelwickler einzudämmen, ist eine jährliche Wiederholung des Nützlingseinsatzes zu empfehlen. Wichtig: Durch die Nematoden wird die Zahl der Apfelwicklerlarven deutlich
reduziert. Zur vollständigen Bekämpfung des Apfelwicklers sollten im Frühjahr und Sommer zusätzlich noch andere Bekämpfungsmittel wie z. B. Granulose-Viruspräparate oder Madenfanggürtel
einsetzt werden.
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Status quo des Pflanzenschutzgesetzes,
Zulassungsfristen und die Zukunft
Dipl.-Biologe Holger-Ulrich S c h m i d t
Pflanzenschutzamt
Berlin
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