Nach 13 Jahren schob sich Merkur wieder vor die Sonne

Werbung
Astrolog 211 x 2016
Astronomie l
l
Nach 13 Jahren schob sich
Merkur wieder vor die Sonne
Kosmische Rarität: Nach mehr als einem Jahrzehnt
bekam die Sonne am Montag, den 9. Mai 2016, wieder Besuch vom Planeten Merkur. Der von Europa aus
sichtbare Transit dauerte mehr als sieben Stunden.
Wie kommt es zu diesem Phänomen?
Kleiner Merkur, große Sonne
O
bwohl Merkur alle 116 Tage zwischen
Erde und Sonne hindurch läuft – der Astronom spricht von unterer Konjunktion
des Merkurs mit der Sonne, steht der innerste
Planet des Sonnensystems nur alle paar Jahre
dabei so nahe an der Verbindungslinie ErdeSonne, dass er als kleine schwarze Scheibe vor
der Sonne steht. Man spricht dann von einem
Transit oder Durchgang. Der Transit vom 9.
Mai 2016 konnte global von 13:10 - 20:44 Uhr
MESZ beobachtet werden und dauerte somit
über siebeneinhalb Stunden. Lokal (und auch
geozentrisch) dauert das Ereignis einige Minuten weniger. Ab 13:15 Uhr und 23 Sekunden
war Merkur komplett vor der Sonne. Solch ein
Moment wird der zweite Kontakt genannt. Es
beginnt nun eine ringförmige Sonnenfinsternis, wobei die schwarze Scheibe nur mit einem
Sonnenteleskop zu beobachten ist. Der Durchmesser von Merkur misst nur ein Fünftel des
Durchmessers von Venus während ihrer Transite – dies ist zu klein, um mit Sonnenfinsternisbrillen erkennbar zu sein.
Was ist ein Merkur-Transit?
Das Phänomen ähnelt einer Sonnenfinsternis.
Bei dieser schiebt sich der Mond genau zwischen die Sichtachse von Erde und Sonne. Aus
unserer Sicht verdeckt der Mond die Sonne und
verdunkelt sie – teilweise sogar komplett. Bei
einem Merkur-Transit ist es ähnlich. Der kleine
Planet schiebt sich ebenfalls in die Sichtachse
zwischen Erde und Sonne. Allerdings ist er viel
weiter von der Erde entfernt als der Mond und
daher nur als kleiner schwarzer Punkt vor der
Sonne wahrzunehmen.
Von der Erde aus gibt es nur zwei Planeten,
die einen Transit vollziehen können. Zum
einen die Venus, zum anderen der Merkur.
Das liegt daran, dass beide Planeten die
Sonne in noch engeren Bahnen umkreisen
als die Erde. Der Merkur benötigt nur 88
Tage für einen Umlauf um die Sonne, die
Erde wird von ihm also mehrmals im Jahr
«innen überholt». Allerdings ist die Umlaufbahn des Merkur gegenüber der der Erde
etwas geneigt. Ein Transit kann nur beobachtet werden, wenn das «Überholen» in
der Nähe einer der beiden Schnittstellen
der Planetenbahnen stattfindet. Bei der
Venus tritt dies übrigens noch wesentlich
seltener ein. Der letzte Durchgang der Venus vor der Sonne fand zwar vor gerade mal
vier Jahren statt – der nächste wird jedoch
erst wieder im Jahr 2117 zu sehen sein. Der
nächsten Merkur-Transit hingegen findet
bereits 2019 statt. Übrigens kommt es ab
und zu auch mal vor, dass Venus und Merkur
gemeinsam einen Transit vollführen. Allerdings lohnt es sich nicht, darauf zu warten:
Das nächste Mal soll es im Jahr 69.163 soweit sein.
Der kleine Merkur
Merkur ist mit 4.880 Kilometern Durchmesser nach dem Planetoiden Pluto der
kleinste Planet im Sonnensystem. Bei seiner
geringsten Entfernung ist er etwa 75 Millionen Kilometer von der Erde weg – deutlich
weiter als Venus und Mars. Am Firmament
erreicht Merkur nur eine scheinbare Größe zwischen sechs und 15 Bogensekunden
(15‘‘) – wesentlich kleiner als Mars, Jupiter
oder Saturn und nur etwa ein Viertel der
großen Venus. Noch schlechter ist es um
Merkurs Rückstrahlkraft bestellt. Mit 0,1 ist
seine Albedo die geringste aller Planeten –
selbst der staubige Mars reflektiert mehr
Licht. Doch weil er so nahe bei der Sonne
ist, erreicht er trotzdem eine scheinbare
Helligkeit bis zu -1,6 mag, etwa wie Sirius,
der hellste Fixstern. n (lt)
www.br.de/sternenhimmel, http://eclipse.astronomie.info/
http://www.n-tv.de/wissen
Herunterladen