Oliver Reiser, Institut für Organische Chemie der Universität Regensburg Klausur zur Vorlesung OCII Reaktionsmechanismen WS 2008/2009 Name Matr.Nr. 1 2 3 4 5 xxoooxxx 10 10 10 10 10 +1 6 6c 6d 7 a+b 13 12 5 10 8 Σ Note 10 100+1 1+ Aufgabe 1 (10 Punkte): Erklären Sie die Reaktionssequenz von A zu C und D: Geben Sie die Strukturen von B-D an sowie die Reaktionsmechanismen, die zu den Produkten führen (achten Sie auf Stereochemie, zeigen Sie insbesondere in einer klaren, 3-D-Zeichnung von B, wie C und D gebildet werden kann!). Von den zwei Endprodukten C und D entsteht eines als Hauptprodukt, welches und warum? Cl Br2 B KOtBu C + D –HX A Angabe eines korrekten Sessels ausreichend 2 2 Cl Br2 Cl Br Br 2 2 Br Cl Br H H H Br Cl Br H Br H Br Cl stabilere Konformation maximal 10 Pkt Br Cl Br Br Cl 2 Br 2 C D Br Brom besere Abgangsgruppe als Chlor; ebenfalls volle Punktzahl 2 Hauptprodukt, da das acidere Proton eliminiert wird 2 Oliver Reiser, Institut für Organische Chemie der Universität Regensburg Aufgabe 2 (10 Punkte): Wie würden Sie durch eine Wiliamson Ethersynthese die folgenden Ether A und B synthetisieren. Geben Sie die benötigten Ausgangsverbindungen an und begründen Sie anhand des Reaktionsmechanismus der Reaktion ihre Wahl. O O A B 2 NaH + X O HO A SN2-Reaktion, daher primäres Halogenalkan und tert. Alkohol (nicht umgekehrt) 3 2 X NaH + OH SN2-Reaktion, am nicht aktivierten Aromaten mit Alkoholaten nicht möglich, daher Phenol + Halogenalkan und nicht Halogenbenzol + Alkohol 3 Angabe der Alkoholate (statt Alkohol + Base) auch ok O B Oliver Reiser, Institut für Organische Chemie der Universität Regensburg Aufgabe 3 (10 Punkte): 2'-α-Fluorodideoxycytidin (C) ist ein aussichtreiches Medikament für die Behandlung von AIDS. Vorstufe für die Synthese von C ist A, welches aus einem billigen Zucker als Ausgangsmaterial synthetisiert werden kann. Für die Wirkung von A ist die Abwesenheit der Hydroxyfunktion in 3-Stellung entscheidend. a) Hierzu wird A mit CS2/MeI in B überführt, geben Sie die Struktur von B an (kein Mechanismus notwendig. b) B wird dann mit Bu3SnH/AIBN desoxygeniert; formulieren Sie den Mechanismus dieser Reaktion im Detail. NR2 NR2 N N O O RO 1) CS2 N O Bu3SnH, Toluol B 2) MeI HO RO O kat. AIBN, D F F A C NR2 O 1) CS2 N RO O O RO Bu3SnH, Toluol N F B 3 O F SMe S 1 Bu3SnH C NR2 N O Bu3SnH N N –N2 N F 3 für Pfeile NC O kat. AIBN, D A CN N N O 2) MeI HO NR2 NR2 N O RO N CN RO N O Bu3Sn 2 1 F O SMe Bu3SnS Oliver Reiser, Institut für Organische Chemie der Universität Regensburg Aufgabe 4 (10 Punkte): Geben Sie die Produkte folgender 5 Reaktionen an (keine Angabe von Mechanismen notwendig: 1) NaOEt O O 2) H+, H2O H3C 2) PhCHO 3) H+, H2O Ph 2) H+, oder OEt Ph OEt 2 2 max 2 Pkt OH 1) EtMgBr (1 equiv) OEt O OH O 1) LDA O 2 OEt (+ 50% Startmaterial) H2O Et 1) NaOH Et 2 O 2) H+, H2O OH H3C Ph3P CH2 keine Reaktion 1 CH2 für H3C 2 OEt Aufgabe 5 (10 Punkte + 1 Punkt): Ketone und Aldehyde können als Alkylierungsreagenzien in der Friedel-Crafts-Reaktion in einigen Fällen verwendet werden. Geben Sie das Produkt A der folgenden Reaktion an und skizzieren Sie einen detaillierten Mechanismus. 2 Cl + H+ Cl3 CCHO H C Cl Cl Cl3C OH H+ H Cl3C OH H Cl3C H OH H OH2 Cl Cl CCl3 Cl DDT (Insektizid) schwach desaktivierend Cl (ort ho, para dirigierend) 2 O Cl Cl par a-Angriff bevorzugt gegenüber or tho-Angrif f wegen sterischer Hinderung - H 2O Cl CCl3 2 CCl3 2 Cl Cl H - H+ Cl CCl3 2 Cl H C CCl3 2 Cl 1 Bpkt Oliver Reiser, Institut für Organische Chemie der Universität Regensburg Aufgabe 6 (30 Punkte): Die Reaktion zwischen Butadien und Fumarsäuremethylester läuft bereits bei Raumtemperatur durch bloßes Zusammenmischen der beiden Komponenten ab. Herbei entsteht A. MeO2C ? ? NH 2 ? ? NH2 A + CO2Me B a) Geben Sie die Struktur des Produkts A an. Achten Sie dabei auf Stereochemie, wenn mehrere Stereoisomere entstehen können, zeichnen Sie deren Strukturen und geben Sie die stereochemische Beziehung zwischen den Isomeren an. 1 1 CO2Me CO2Me CO2Me CO2Me Enantiomere 1 b) Erklären Sie anhand eines Orbitaldiagramms, warum die Reaktion zu A unter thermischen Bedingungen leicht ablaufen kann. Korrektes HOMO (4Pkt) und LUMO (4 Pkt) je eines Reaktionspartners; korrekte Einzeichnung der Wechselwirkung zwischen HOMO/LUMO (2 Pkt) c) Schlagen Sie eine Synthesesequenz für die weitere Umwandlung von A zu B vor. Geben Sie für ALLE verwendeten Reaktionen die dazugehörigen Mechanismen an. Umwandlung der Ester in ein Säureazid, entweder über die Carbonsäure, Aktivierung (z. B. Säurechlorid) und Umsetzung mit Natriumazid; aber auch direkte Umsetzung des Esters mit Natriumazid durch formale Substitution (Karussellmechanismus) ok (3 Pkt); Alternativ: Substrat für Hoffmann-Abbau auch ok. Korrekter Mechanismus der Curtius (Alternativ Wasseraddition und Decarboxylierung. 6 Pkt. Hoffmann Umlagerung) über Isocyanat, Palladium-katalysierte Hydrierung als syn-Addition (sollte im Mechanismus erkennbar sein) (3 Pkt) Hinweis: Wenn Sie die Struktur von A nicht angeben können: Formulieren Sie die Reaktion der Umwandlung eines Carbonsäureesters zum Amin unter Verkürzung des Moleküls um eine Kohlenstoffeinheit sowie die Umwandlung von einem Alken in ein Alkan. Oliver Reiser, Institut für Organische Chemie der Universität Regensburg d) Geben Sie alle Stereoisomeren von B an, die bei der Reaktion von A zu B entstehen können und geben Sie deren stereochemischen Beziehung zueinander an. Hinweis: Die Reaktion von einem Carbonäureester zu einem Amin unter Verkürzung einer Kohlenstoffeinheit verläuft unter Retention. identische Verbindungen –1 Pkt falls das als zusätzliches Stereoisomer angegeben wurde 2 identische Verbindungen –1 Pkt falls das als zusätzliches Stereoisomer angegeben wurde 2 NH2 NH2 NH2 NH2 NH2 NH2 NH2 NH2 Enantiomere 1 Aufgabe 7 (10 Punkte): a) Schlagen Sie eine Synthese von B ausgehend von Malonsäuredimethylester A und beliebigen, weiteren Reagenzien vor. Keine Angabe von Mechanismen ist erforderlich, zeigen sie aber alle im Verlauf Ihrer Synthese entstehenden Zwischenverbindungen. CO2Me CO2H CO2Me A B Malonsäureestersynthese mit 1,5-Dibrompentan zum substituierten Malonsäureesterderivat (6 Pkt) Verseifung zur Malonsäure (2 Pkt) Decarboxylierung (2 Pkt) s Oliver Reiser, Institut für Organische Chemie der Universität Regensburg Aufgabe 8 (10 Punkte): Bei der Reduktion von A entstehen die beiden Produkte B und C a) Geben Sie die Formeln von B und C an. Was für eine Beziehung haben B und C zueinander? b) Welches Produkt entsteht bevorzugt? Wenden Sie die Felkin-Anh Regel an und zeigen Sie in einer klaren Zeichnung, welches Produkt hiernach bevorzugt entstehen sollte. O Ph 1) LiAlH4 CH3 B + C 2) H+, H2O CH3 A H O H 3C Me H Ph Felkin 5 H HO H 3C H Ph OH Me Ph CH3 CH3 2 bevorzugt Schreibweisen der Produkte egal, Hauptsache richtig OH + Diastereomere werden gebildet 1 Ph CH3 CH3 2