Römer 8,31-39

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Donnerstag, 31. Dezember 2015
Silvester
Pfarrer Jochen H€gele
Thema: „Es reicht!“
Rƒmer 8,31-39
31 Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott fÄr uns, wer kann wider uns sein?
32 Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn fÄr uns alle dahingegeben - wie sollte
er uns mit ihm nicht alles schenken?
33 Wer will die AuserwÅhlten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der gerecht macht.
34 Wer will verdammen? Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, der
zur Rechten Gottes ist und uns vertritt.
35 Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? TrÄbsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder BlÇÉe
oder Gefahr oder Schwert?
36 Wie geschrieben steht (Psalm 44,23): ÑUm deinetwillen werden wir getÇtet den ganzen Tag; wir sind geachtet wie Schlachtschafe.Ö
37 Aber in dem allen Äberwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat.
38 Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch MÅchte noch Gewalten, weder GegenwÅrtiges noch ZukÄnftiges,
39 weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.
(R€m 8,31-39)
Liebe Gemeinde!
„Es reicht!“ – so stand es zu lesen auf dem Titelblatt einer Quartalszeitschrift, die ich vor einigen Wochen in
die Hand bekommen habe. Der Titel machte mich neugierig. Euch auch?
„Es reicht!“ – zwei Worte nur. Doch fallen uns ganz unterschiedliche Situationen ein, die diese beiden Worte treffend veranschaulichen k€nnen. Und interessanterweise sind es zumeist negative Situationen, die mir
in den Sinn kommen. Die Lautst„rke der Stereoanlage der Bewohner …ber uns ist entschieden zu laut. „Es
reicht – jetzt beschwere ich mich!“
Die Kollegin war wieder einmal kurz angebunden und harsch. Bisher habe ich viel ertragen, aber jetzt ist
Schluss. Ich werde sie zur Rede stellen.
Die Kinder zuhause sind wie aufgedreht. Und bevor bei ihrem Toben noch etwas zu Bruch geht, kommt das
unmissverst„ndliche Stoppschild der Eltern: „Es reicht! Jeder in sein Zimmer!“
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Und wie oft haben wir im zur…ckliegenden Jahr auch im Gro†en so gedacht? Der Terror in Frankreich, der
Krieg in Syrien, der Flugzeugabsturz der Germanwings-Maschine. Und viele fragen sich angesichts der
Fl…chtlingsbewegungen, wie es weiter gehen soll.
Aber – all das ist nur die problembeladene Seite von „Es reicht!“ Diese beiden Worte k€nnen auch von der
wunderbaren Seite her beleuchtet werden. Und eben in dieser Blickrichtung denkt die Bibel.
Erinnern wir uns: Open Air-Gottesdienst am See Genezareth. Am Ende sind alle vom Wort erf…llt, aber ihr
Magen bleibt leer. Die J…nger ahnen schon die Notlage, aber Jesus sagt: „Es reicht – f…r alle.“ Und tats„chlich. K€rbevoll wird am Ende eingesammelt. Es hat mehr als gereicht.
Und sp„ter blickt Jesus mit seinen J…ngern zur…ck auf ihren Missionseinsatz. In Zweierteams hatte er sie
losgeschickt, um das Reich Gottes zu verk…ndigen. Und das alles ohne Geldbeutel, ohne Proviantrucksack,
ohne neues Schuhwerk. R…ckblickend fragt er die Zw€lf: „Hat euch auf euren Wegen irgendetwas gefehlt?“
Und die J…nger antworten einstimmig mit nur einem Wort: „Nichts!“. Jesus sorgt daf…r, dass es f…r seine
Leute reicht.
Blicken wir zu uns heute: Wir denken zur…ck an ein bewegtes Jahr 2015. Und wir lassen uns fragen von Jesus: „In diesem Jahr, hat es dir an irgendetwas gefehlt?“
Sicherlich k€nnten wir jetzt manches aufz„hlen: der angeschlagene Gesundheitszustand – der finanzielle
Engpass – die verbaute Zukunftsperspektive – die ungekl„rten Beziehungen …
Das soll alles auch in seiner Bedeutung nicht klein geredet werden.
Und doch: Am letzten Abend dieses Jahres wollen wir uns die Augen daf…r neu €ffnen lassen, wie unser
Herr uns versorgt und begleitet hat. Wie er uns genug, sogar …bergenug geschenkt hat.
Es hat gereicht. Jeden Tag. Nicht nur knapp, nicht nur gerade mal so. Sondern reichlich, …berflie†end. Es hat
gereicht, weil Gott uns aus seiner F…lle beschenkt hat – Tag um Tag, Stunde um Stunde.
Beim Vorbereiten der Jahreslose, die wir nachher ziehen k€nnen, ist mir ein Wort aus dem 5. Mose-Buch in
die H„nde gekommen, das ich so noch nicht bewusst wahrgenommen habe. Der alte Mose segnet die zw€lf
St„mme, bevor sie ins gelobte Land einziehen werden.
F…r jeden hat Mose ein spezielles Segenswort. Beim Stamm Asser sagt er unter anderem: Wie deine Tage,
so deine Kraft (5Mo 33,25 – Elberfelder ˆbersetzung).
Ein wunderbares Wort, das nicht nur f…r den biblischen Stamm Asser gilt. Ein Wort, das mein Jahr 2015 ganz
treffend umschreibt. Und hoffentlich auch euer Jahr.
Wie deine Tage, so deine Kraft. Das hei†t dann: Wie deine Herausforderungen, so der Beistand Gottes. Wie
die Anforderungen an dich, umso mehr seine Kraft in dir. Wie die N€te, umso mehr seine N„he um dich.
Die Bibel spricht h„ufiger vom ˆberfluss, als wir meist denken. Es wird uns der ˆberfluss an Gnade beschrieben: Von seiner Gnade haben wir alle genommen, Gnade um Gnade“ (Joh 1,16). Dann der ˆberfluss
an Vergebung: Bei dem Herrn ist viel ErlÇsung (Ps 130,7). Auch der ˆberfluss an g€ttlichem Eingreifen wird
genannt: Der Herr hat GroÉes an uns getan, des sind wir frÇhlich (Ps 125,3). Schlie†lich, der ˆberfluss an
Friede: Der Friede sei mit euch immer reichlicher (2Petr 1,2). Es lohnt sich hier, einmal in einer Konkordanz
unter dem Stichwort „F…lle“ nachzubl„ttern (ich habe 44 Stellen gefunden). Und jeder dieser Bibelverse
sagt uns: Gott gibt uns so viel, dass es immer reicht. Er gibt uns sogar mehr. Er schenkt …bergenug!
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„Es hat gereicht!“ – das k€nnen wir als geistliche Er- fahrung im R…ckblick auf das abgeschlossene Jahr sagen und bezeugen. Und dann k€nnen wir getrost auch weitergehen: „Es reicht!“ – das bekennen wir voller
Vertrauen im Blick auf ein neues Jahr.
Aber die tiefste Begr…ndung f…r solch eine Gewissheit steckt nicht in der erlebten Vergangenheit, sondern
in einer kleinen Buchstaben-Ver„nderung: Es reicht, weil „Er reicht!“
Jesus gen…gt. Mehr braucht es eigentlich nicht, denn in ihm haben wir alles. Das wird herrlich deutlich dort
am Berg der Verkl„rung. Drei J…nger sind mit Jesus in einer besonderen Gottesn„he. Sie begegnen Mose
und Elia. Aber …ber all diesen Eindr…cken h€ren sie die Stimme Gottes aus dem Himmel: Dies ist mein lieber
Sohn, den (allein) sollt ihr hÇren! (Mt 17,5). Und als sie nach dieser besonderen Offenbarungsstunde wieder
in den Alltag zur…ckgehen, wird …ber sie beim Abstieg vom Berg gesagt: Sie sahen niemand als ihn, Jesus, allein (V. 8).
Er reicht – Jesus gen…gt. Damit haben wir alles, was wir brauchen. Und damit haben wir den St„rkeren, der,
mit dem wir immer in der Mehrzahl sind – auch 2016. Wie wunderbar!
Damit sind wir mitten in unserem Bibeltext heute Abend. „Er reicht!“, so h„lt es Paulus unverzagt fest, trotz
allem was herein st…rmen man. Und das ist viel, unglaublich viel: Gottes Liebe reicht gegen die Fluten von
oben und von unten, gegen die Unw„gbarkeiten im Heute und im Morgen, gegen die sichtbaren und die
unsichtbaren M„chte. Einfach gegen alles.
Nichts – aber auch gar nichts ist st„rker und m„chtiger als die Macht unseres starken Herrn Jesus Christus.
Wie auch? Er hat auch die letzte Bastion, den Tod, besiegt und ist als Osterk€nig aufgefahren.
Dieser Herr reicht aus! Aber ohne ihn reicht alles, was wir ins Feld f…hren m€gen an F„higkeiten, Freundlichkeiten und Verm€gen, nicht aus, um unser Leben vor ihm auf eine gute Linie zu bekommen.
Und schlie†lich, der letzte Schritt im Wortspiel heute Abend: Wie viel haben wir erreicht im Jahr 2015. Halt,
ich muss und will mich korrigieren. Wie viel hat ER mit und f…r uns erreicht? Und was hat er mit uns erreicht?
Denkt nur mal an die Vielzahl von gn„digen Wegf…hrungen. Und an die nicht zu z„hlenden Augenblicke von
innerer und „u†erer Bewahrung.
Von uns aus h„tten wir all das nicht hinbekommen. Wir w„ren auf der Strecke geblieben. Aber Jesus hat viel
erreicht. Sicherlich nicht alles, was er wollte. Mein Eigensinn, mein Stolz, meine Tr„gheit – und mein Ungehorsam gegen sein Wort standen dagegen. Darum brauchen wir ganz besonders heute Abend den Zuspruch
seiner Vergebung im Heiligen Abendmahl.
Und trotzdem, damit wir so sind, wie wir sind, hat er viel f…r uns in Bewegung gesetzt, hat er viel mit uns erreicht. Und er hat uns auch eingesetzt, dass seine Liebe andere erreicht. Kein Wort der Liebe an andere ist
bei Jesus vergessen und wird bei ihm …bersehen.
Ist Gott fÄr uns, wer kann wider uns sein? Dies ist keine offene Frage. Wer uns durchbringt und wer uns
festh„lt, das steht nicht in Frage.
Der Thron Gottes war im vergangenen Jahr nicht leer und er wird auch im neuen Jahr nicht leer sein. Keine
Sekunde. Jesus, der machtvolle und wunderbare Herr, ist immer f…r uns da. Und auch f…r seine Welt, die in
diesem Jahr 2015 so aus den Fugen geraten ist.
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ER reicht! – das zu wissen darf mir reichen. Und so zu leben, dass ER viel in mir und um mich herum erreicht, dazu sind wir auch im neuen Jahr berufen.
Amen.
Herausgeber:
Evang. BrÄdergemeinde Korntal, Saalplatz 2, 70825 Korntal-M€nchingen
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