Anwendungsgebiete, Nutzen und mögliche

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Pflanzliche Arznei- und Nahrungsergänzungsmittel
- Anwendungsgebiete, Nutzen und mögliche Gefahren –
Arzneimittelinformationsstelle der Bayerischen Landesapothekerkammer
in der Apotheke des Universitätsklinikums Würzburg
Einleitung:
Quellen:
Phytopharmaka und pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel werden oft ohne fachliche Beratung oder ärztliche
Empfehlung eingenommen. Dabei erfolgt die Anwendung meist unkritisch und mit einer hohen Erwartungshaltung.
Die Wirksamkeit ist aber nicht immer durch valide Studien belegt und der therapeutische Stellenwert somit eher
zweifelhaft. Neben ihrem therapeutischen Potential besitzen pflanzliche Mittel teilweise auch ein Schadenspotential.
Hierbei ist ein kritischer Umgang mit pflanzlichen Arznei- und Nahrungsergänzungsmitteln in Verbindung mit einer
fundierten fachlichen Beratung in Ihrer Apotheke oder bei Ihrem Arzt angezeigt.
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Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
Bundesinstitut für Risikobewertung
National Center for Complementary and Integrative Health (NIH)
Natural Medicines Comprehensive Database
Medizinische Monographie-Datenbank UpToDate®
Medizinisch-pharmazeutische Datenbank Micromedex®
Cochrane Library
Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen
Memorial Sloan Kettering Cancer Center – Integrative medicine
Ginkgo
Johanniskraut
Sonnenhut
(Ginkgo biloba)
(Hypericum perfuratum)
(Echinacea purpurea/angustofolia/pallida)
Therapeutischer Stellenwert (unklar):
Therapeutischer Stellenwert (unklar):
Therapeutischer Stellenwert (unklar):
» Studienlage zur Prävention und Therapie der Demenz ist weiterhin uneinheitlich; die
meisten qualitativ hochwertigen Studien belegen keine positiven Effekte gegenüber
Placebo
» Möglicherweise positiver Therapienutzen bei Normaldruckglaukom und diabetischer
Retinopathie; qualitativ hochwertige Studien stehen jedoch noch aus
» Ein Nutzen für die Behandlung des Tinnitus ist derzeit nicht belegt
» Therapie leichter bis mittelgradiger Depressionen; vergleichbare Wirksamkeit zu den
chemische Antidepressiva
» Keine Therapieoption für schwere /chronische Depressionen
» Insgesamt immer noch ungewisser Stellenwert der Antidepressiva in der Therapie der
Depression
» Widersprüchliche Datenlage zur Effektivität bei Erkältungskrankheiten (Therapie und
Prävention)
» Nutzen ist wissenschaftlich nicht eindeutig belegt – jedoch auch nicht vollständig
wiederlegt; allerdings fragliche klinische Relevanz
» Offizielle Therapie-Empfehlungen ärztlicher Fachverbände sind gegenwärtig nicht
verfügbar
Nebenwirkungspotential (gering):
Nebenwirkungspotential (gering):
Selten treten auf:
» Allergische Hautreaktionen, Magen-Darm-Beschwerden, Müdigkeit oder Unruhe
» Vor allem bei hellhäutigen Personen kann es zu erhöhter Empfindlichkeit der Haut
gegenüber intensiver UV-Bestrahlung kommen (Photosensibilisierung)
Ohne genaue Kenntnis der Häufigkeit treten auf:
» Leichte Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, Schwindel
» Allergische Hautreaktionen, allergischer Schock
» Erhöhtes Blutungsrisiko
Interaktionspotential (hoch):
Interaktionspotential (mäßig):
» Gesteigertes Blutungsrisiko bei Kombination mit blutgerinnungshemmenden
Arzneimitteln (wie Phenprocoumon, Clopidogrel, Acetylsalicylsäure und andere nichtsteroidale Antirheumatika)
» Verminderte Wirksamkeit von Efavirenz (HIV-Medikation), Antidepressiva, Antidiabetika
» Starke Induktion von Stoffwechselenzymen (CYP450-Enzymen)
» Wechselwirkungspotential sehr hoch (z.B. mit Antidepressiva, Kontrazeptiva,
Herzmedikamenten, Antikoagulantia, Immunsupressiva, HIV-Medikation, Zytostatika)
Nebenwirkungspotential (gering):
Selten treten auf:
» Allergische Reaktionen (ACHTUNG: Patienten mit einer Allergie gegenüber Korbblütler
dürfen Echinacea-Präparate nicht anwenden!)
» Magen-Darm-Beschwerden
Interaktionspotential (gering):
» Verminderte Wirksamkeit von Immunsuppressiva möglich
» Interaktion mit Chemotherapeutika (Etoposid)
Weitere Anmerkungen:
Weitere Anmerkungen:
» Standardisierte Arzneimittel verwenden - keine Nahrungsergänzungsmittel!
» Eine bessere Wirksamkeit besteht möglicherweise für Echinacea-Präparaten aus
oberirdischen Pflanzenbestandteilen.
» Bei bestehenden Autoimmunerkrankung sollte die Einnahme von Echinacea-Präparaten
vermieden werden; es besteht die Gefahr einer Verschlechterung des
Gesundheitszustandes
Zimt
Ingwer
Curcuma
(Cinnamomum zeylanicum/cassia)
(Zingiber officinale)
(Curcuma longa)
Therapeutischer Stellenwert (nicht vorhanden):
Therapeutischer Stellenwert (teilw. unklar):
Therapeutischer Stellenwert (unklar):
» Studienlage zur Therapie des Typ-2-Diabetes widersprüchlich; derzeit keine valide
Nutzen-Risiko-Bewertung hinsichtlich Wirksamkeit und Unbedenklichkeit möglich
» Nationale Versorgungsleitlinie „Therapie des Typ-2-Diabetes“ lehnt die Therapie mit Zimt
ausdrücklich ab
» Hinweise auf eine antimikrobielle und antiinflammatorische Wirksamkeit von Zimt
lediglich in In-vitro- und Tierstudien
» Studien zeigen einen Nutzen bei der Behandlung von Schwangerschaftsübelkeit
» Uneinheitliche Studienergebnisse zur Besserung von Übelkeit und Erbrechen ausgelöst
durch Medikamente, Operationen oder Chemotherapie sowie zur Therapie der
Reiseübelkeit
» Für zahlreiche Anwendungsgebiete (Arthrose, Darmkrebs, Prostatakrebs, Diabetes,
rheumatoide Arthritis) bestehen erste Hinweise für einen möglichen positiven Nutzen;
aussagekräftige klinische Studien sind allerdings derzeit nicht verfügbar
Weitere Anmerkungen:
» Geröstete Samen und frische Pflanzenteile verursachen Atem- und Kreislaufprobleme,
Krampfanfälle sowie Bewusstseinsstörungen; frische Samen sind toxisch und können bei
oraler Einnahme zu schweren Krampfzuständen, in seltenen Fällen auch zum Tod führen.
Nebenwirkungspotential (hoch):
Nebenwirkungspotential (gering):
Nebenwirkungspotential (gering):
Selten treten auf:
» Magen-Darm-Beschwerden, Sodbrennen
» Hautirritationen bei äußerlicher Anwendung
» Erhöhtes Blutungsrisiko
» In hohen Dosen lebertoxisch (Cumarin)
» Ungewisser Einfluss auf den Blutzucker-Stoffwechsel
» Häufig allergische Reaktionen
Interaktionspotential (hoch):
Interaktionspotential (gering):
» Keine gleichzeitige Einnahme von leberschädlichen Arzneimitteln (z.B. Paracetamol,
Amiodaron, Carbamazepin, Methotrexat, Statine, Phenytoin, Methyldopa, orale
Antimykotika)
» Keine gleichzeitige Einnahme von Antidiabetika (Glitazone, Sulfonylharnstoffe,
Metformin, Insulin)
» Gesteigertes Blutungsrisiko bei Kombination mit Nifedipin und
blutgerinnungshemmenden Arzneimitteln (wie Phenprocoumon, Clopidogrel,
Acetylsalicylsäure und andere nicht-steroidale Antirheumatika)
Weitere Anmerkungen:
» Ingwer enthaltende Lebensmittel (z.B. Ingwertee, Ingwerbonbons) oder
Nahrungsergänzungsmittel sind gepulvertem Ingwer vorzuziehen
» Die Stoffwechseleinstellung von Menschen mit Typ-2-Diabetes ist mit den offiziell
geprüften Antidiabetika gut möglich
» Ceylon-Zimt enthält weniger Cumarin als der billigere Cassia-Zimt
Weitere Anmerkungen:
Selten treten auf:
» Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit, Schwindel
» Erhöhtes Blutungsrisiko
Interaktionspotential (mäßig):
» Gesteigertes Blutungsrisiko bei Kombination mit blutgerinnungshemmenden
Arzneimitteln
» Gesteigerte Sulfasalazin-Aufnahme und dadurch vermehrt Nebenwirkungen wie
Kopfschmerzen, Übelkeit, Bauchschmerzen, Appetitosigkeit, Magenbeschwerden
» Erhöhte Gefahr der Hypoglycämie bei gleichzeitiger Einnahme von Antidiabetika
(Glitazone, Sulfonylharnstoffe)
» Wirkungsabschwächung von Zytostatika (z.B. Cyclophosphamid, Doxorubicin) möglich
Weitere Anmerkungen:
» Bei Erkrankungen der Gallenblase /-gänge sollte die Einnahme vermieden werden
» Keine Einnahme hoher Dosen bei Eisenmangel (> ca. 1 g am Tag) ; verminderte
Eisenresorption
Ginseng
Sägepalmenfrüchte
Rot fermentierter Reis
(Panax ginseng)
(Serenoa repens)
(Rotschimmelreis, „Red Rice“)
(Monascus purpureus)
Therapeutischer Stellenwert (unklar):
Therapeutischer Stellenwert (unklar):
» Anwendung zur Steigerung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit
» Verbesserte Anpassung des Körpers an Stress (adaptogene Wirkung)
» Insgesamt gibt es zu wenige qualitativ hochwertige Studien um einen klaren Nutzen zu
belegen
» Studienergebnisse zur Linderung der Symptome einer gutartigen Prostatavergrößerung
sind uneinheitlich
» Qualitativ hochwertige Studien können keine Vorteile gegenüber Placebo zeigen
» Kein Nachweis zur Senkung des PSA-Wertes
Nebenwirkungspotential (gering):
Nebenwirkungspotential (gering):
Ohne genaue Kenntnis der Häufigkeit treten auf:
» Schlafstörungen, Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen
» Erhöhtes Blutungsrisiko
» Senkung des Blutzuckerspiegels
Selten treten auf:
» Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden
Interaktionspotential (mäßig):
» Gesteigertes Blutungsrisiko bei Kombination mit blutgerinnungshemmenden
Arzneimitteln (wie Phenprocoumon, Clopidogrel, Acetylsalicylsäure und andere nichtsteroidale Antirheumatika)
Interaktionspotential (gering):
» Gesteigertes Blutungsrisiko bei Kombination mit blutgerinnungshemmenden
Arzneimitteln (wie Phenprocoumon, Clopidogrel, Acetylsalicylsäure und andere nichtsteroidale Antirheumatika)
» Verminderte Wirksamkeit von Medikamenten zur Immunsuppression (z.B.
Glucocorticoide, Azathioprin, Ciclosporin, Sirolimus)
» Erhöhte Gefahr einer Hypoglykämie bei gleichzeitiger Einnahme von
blutzuckersenkenden Arzneimitteln (z.B. Insulin, Tolbutamid, Glitazone)
Weitere Anmerkungen:
» Es sollte auf zugelassene Arzneimittel zurückgegriffen werden!
Therapeutischer Stellenwert (nicht vorhanden):
» Monacolin K als Inhaltsstoff von rot fermentiertem Reis ist identisch mit dem HMG-CoAReduktase-Hemmer Lovastatin, einem potenten Arzneistoff zur Cholesterinsenkung!
» Produkte aus rot fermentiertem Reis sind nur als Nahrungsergänzungsmittel verfügbar;
standardisierter Gehalt an Monacolin K ist hier nicht gegeben (unsicherere Qualität!)
» Bei entsprechender Indikation ist die kontrollierte Anwendung von zugelassenen Statinen
mit einem wirksamen Gehalt die bessere Therapie der Hypercholesterinämie!
Nebenwirkungspotential (hoch):
Das Nebenwirkungspotential von Monacolin K entspricht dem der Statine:
» Muskel- und lebertoxische Effekte können auftreten (Myopathien, Rhabdomyolyse)
» Zusätzlich können toxische Nebenprodukte wie etwa Citrinin (nephrotoxisch!) zu
Gesundheitsschäden führen
Interaktionspotential (hoch):
» Erhöhtes Risiko für Muskel- und Leberschäden bei gleichzeitiger Einnahme mit Statinen
und anderen lipidsenkenden Arzneimitteln (Fibrate, Nikotinsäure) sowie CYP3A4Inhibitoren z.B. Makrolid-Antibiotika, Antimykotika, Antidepressiva und bestimmten HIVMedikamenten (Protease-Inhibitoren)
Apotheke des Universitätsklinikums Würzburg für die Arzneimittelinformationsstellen der Bayerischen Landesapothekerkammer in Erlangen, Würzburg und Regensburg
E-Mail: [email protected]
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