VRPRAXIS Daten nutzbar machen DIGITAL ASSET MANAGEMENT Die zunehmende Heraus­ forderung für Unternehmen im Bereich Digital Bu­ siness, den sich stetig verändernden Anforderungen des Marktes gerecht zu werden und seinen Kunden gleichzeitig individualisierte Lösungen anzubieten, erfordert einen neuen Umgang mit Daten. TEXT M A R C O D E I S S ZUM UNTERNEHMEN W er im digitalen Business erfolgreich sein will, muss sich auf dem Markt differenzieren. Dies gelingt durch den Einsatz von innovativem Marketing und E-commerce, welche auf integrierte Daten abstellen. Einerseits bedeutet dies, dass eine Vielzahl von Kanälen parallel und mit einer konstanten Frequenz versorgt werden müssen. Andererseits müssen die Erwartungen des Kunden erfüllt und die von ihm gewünschten Informationen präsentiert werden. Der Kunde wünscht sich auf seine Bedürfnisse zugeschnittene Produktinformationen, die zu jeder Zeit, ortsunabhängig und kanalspezifisch verfügbar sind. Der Schlüssel dazu ist die Verknüpfung von Social Media, Smartphone Nutzung, Geotracking, Websiteverhalten oder Google-Daten mit dem Kunden und seinen Produkten. Um dieses Ziel zu erreichen, ist ein Paradigmenwechsel im Umgang mit solchen Daten Voraussetzung. Das reine Sammeln bereits vorhandener Daten genügt nicht – ein Aufbereiten und Verknüpfen ist notwendig. Hierin liegt die Chance für jedes Unternehmen, jetzt die internen Strukturen und IT-Systeme darauf auszurichten, dadurch direkten Mehrwert für die eigenen Kunden zu schaffen sowie die Kosten in der Datenbewirtschaftung zu optimieren. ERFOLGREICHES MARKETING ERFORDERT ­KONSISTENTE DATEN Marketingabteilungen befinden sich vielerorts im Wandel vom klassischen Marketing hin zum Online-Marketing. Die Anforderungen an Plakate, Litfasssäulen, Anzeigen oder TV-Werbung sind Kreativität und Inspira62 UnternehmerZeitung | Nr. 11 2015 tion, die Mittel sind Text und Bildmedien. Dem Online-Marketing stehen heute weitere Kanäle wie Google AdWords, Banner, E-Commerce und Social Media für zeit- und ortsunabhängige Kommunikation zur Verfügung. Die Anforderungen sind ähnlich, jedoch unterscheiden sie sich in Punkto Änderungsgeschwindigkeit, direktem Kundenfeedback und Messbarkeit. Die sich daraus ergebende Herausforderung lautet folgendermassen: Wie findet erstelltes Marketingmaterial oder Feedback aus einem Kanal den Weg zurück in alle Kanäle? Die Erstellung der Medien für klassisches Marketing ist ein aufwändiger Vorgang. Unter anderem müssen Fotoshootings organisiert, Marketingtexte und Produktinformationen erstellt und übersetzt werden. In vielen Fällen werden in Zusammenarbeit mit externen Agenturen das Layout und der Druck organisiert. Diese Vorgänge sind zeitintensiv und häufig auch zeitkritisch. Die vorhandenen Daten nicht kanalübergreifend zu nutzen, führt unweigerlich zu Mehraufwänden und einer inkonsistenten Kommunikation. Gleich verhält es sich mit dem Feedback aus den Kanälen: War die Kampagne erfolgreich? Müssen Budgets verschoben werden? Was kann optimiert werden? Betrachtet man die Ergebnisse der Kanäle nicht integriert, können diese Erkenntnisse nicht zur Verbesserung genutzt werden. ZENTRALE UND INTEGRIERTE DATEN­ VERFÜGBARKEIT Die Aufgabe des Marketings ist unter anderem, durch den Einsatz von Digital Asset Management (DAM) die vorhandenen Text und Bildmaterialien digitalisiert und zentral zu verwalten und so für das klassische und digitale Marketing gleichermassen zur Verfügung zu stellen. Eine zentrale und einheitliche Verwaltung dieses Marketing Contents verhindert Redundanzen, entlastet Ressourcen und ist Grundlage für eine integrative Marketingkommunikation. Neben Text- und Bildmaterial spielen Produkt- und Kundendaten im Online-Marketing eine ausschlaggebende Rolle. Ob im Online-Shop, bei Google und Facebook oder für den Webauftritt; die angebotenen Informationen müssen dem Kunden helfen, sein Bedürfnis nach Wissen zu befriedigen. Ein Kunde, der sich nicht ausreichend informieren kann, wird kein Vertrauen in das Unternehmen und dessen Produkte erlangen. Um dieses Kundenbedürfnis optimal zu erfüllen, braucht es aussagekräftige Produkt- und Kundendaten. Es ist unerlässlich, die im ERP vorhandenen Daten um marketingrelevante Informationen zu erweitern. Produktbeschreibungen, Produktbilder, Kundenhistorie und Kundenverhalten müssen digital zur Verfügung stehen. Der Weg hin zu diesen Daten bedeutet für viele Unternehmen einen grossen Aufwand – der sich allerdings schon kurzfristig auszahlt. Es gilt zu prüfen, in wie weit die vorhandene IT-Infrastruktur die Aufgaben von Produktinformationsmanagement (PIM) und Customer Relationship Management (CRM) bewältigen kann. E-COMMERCE ALS KÖNIGSDISZIPLIN Die höchsten Anforderungen stellt mit Abstand das E-Commerce. Kernprozesse des Unternehmens kommen an einem Punkt Die advandoo AG in Zürich vereint die Kompetenzschwerpunkte Business Engineering, Digital Solutions und Service Operation unter einem Dach. Ihre Spezialisten unterstützen Unternehmen täglich darin, die Vorteile der Digitalisierung für sich zu nutzen. Dabei berät sie Entscheidungsträger aus unterschiedlichen Branchen und unterstützt digitale Vorhaben in der Konzeption, Realisierung und dem Betrieb. Bilderquelle: zVg/fotolia zusammen und müssen für den Kunden reibungslos funktionieren. Unter anderem laufen Finanz-, Logistik- und Beratungsprozesse vollautomatisiert ab. Das führt zu reduzierten Prozesskosten, benötigt aber eine granulare und stabile Integration sowie valide Daten. Diese intergierten Prozesse werden benötigt, um unter anderem fehlendes Beratungspersonal zu kompensieren. Denn für die Meinungsbildung sind die Usability und die vorhandenen Informationen verantwortlich. Erschwerend kommt hinzu, dass eine Meinungsbildung im Bruchteil von Sekunden stattfindet und der Weg zur Konkurrenz nur einen Klick entfernt ist. Wenn Sie es nicht schaffen, durch vollständige und relevante Produktdaten zu überzeugen, haben Sie Ihre Kunden schnell verloren. Neben den Produktdaten spielt der Nutzungskontext eine grosse Rolle – das Wo, Wann und Wie. Das Wissen darüber ermöglicht es, relevante, personalisierte Informationen zum richtigen Zeitpunkt darzustellen. Führen Sie Ihren Kunden in die nächste Filiale, wenn er gerade in der Nähe ist. Präsentieren Sie ihm zum Anzug die passenden Schuhe, als Empfehlung von Ihrem erfahrensten Stylisten. Ermöglichen Sie die Konfiguration von individuellen Einstellungen am Produkt gleich online und vereinbaren Sie einen Beratungstermin. Seinen Kunden diese Lösungen anbieten zu können, bedeutet, dass Produkt- und Kundendaten miteinander verknüpft werden. Produkte sind untereinander in Beziehung gestellt worden und die Kaufhistorie und das Nutzungsverhalten der Kunden sind bekannt. TOP-DOWN ZU GUTEN DATEN Der Weg zu guten, kundenorientierten Daten benötigt eine Umstellung im Unternehmen. Arbeitsweisen müssen angepasst, auf Datenqualität sensibilisiert und die notwendigen Prozesse definiert werden. Diese Schritte sind Top-Down zu führen und kontinuierlich zu prüfen. Nur wenn die Geschäftsleitung hinter dem eingeschlagenen Weg steht, kann das Ziel erreicht werden. Bereiche wie Marketing, IT, Vertrieb und Produktmanagement müssen gemeinsam und auf Augenhöhe an diesem Thema arbeiten. Nur wenn die Bedürfnisse ganzheitlich betrachtet werden, werden auch die eigenen Kunden davon profitieren. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine Neuausrichtung von Verantwortlichkeiten und Kompetenzen erforderlich. Diese Veränderungen benötigen die volle Aufmerksamkeit und Entscheidungen aus der Geschäftsleitung. Neben operativen Umstellungen und eventuellen Änderungen in der Aufbauorganisation ist auch ein Ausbau der bestehenden IT-Landschaft unerlässlich. FAZIT Die immer schneller eintreffenden Veränderungen von Marktgegebenheiten prägen die unternehmerische Zukunft. Diese Geschwindigkeit für das eigene Unternehmen nutzen zu können, ist eine Herausforderung. Dafür ist eine digitale Datenbasis erforderlich, die es ermöglicht, auf Kundenbedürfnisse flexibel reagieren zu können. Jedoch darf die Erstellung und Verwaltung dieser Daten keine ausserordentliche Belastung für die Mitarbeiter darstellen. Der Weg hin zu qualitativ hochwertigen Daten benötigt eine Umstellung in den Paradigmen der bestehenden ­Arbeitsprozesse. Diese Veränderung ist Chefsache und kann nur durch den Rückhalt der Geschäftsleitung und durch neue Grundsatzentscheidungen erfolgreich sein. Dazu zählt, nebst dem Ausbau der Organisation hin zu mehr marketingorientierten Abläufen, auch die Bereitschaft zur zielgerichteten Investition in neue IT-Systeme. DER AUTOR Marco Deiss ist als Senior Consultant und Head of Digital Solutions bei der advandoo AG tätig. Der Berater und Projektleiter ist Experte in der Durchführung von digitalen Projekten und dem E-Commerce. Seit mehr als zehn Jahren realisiert er komplexe Vorhaben und unterstützt namhafte Firmen sowohl im Inals auch im Ausland, um die Möglichkeiten des digitalen Business zu erschliessen. [email protected], +41 79 199 18 89 Nr. 11 2015 | UnternehmerZeitung 63