Kamelie - Kapraun Garten

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Kundenbrief Nr. 10 März 2003
Sehr geehrter Kundenkartenbesitzer
Am Samstag den 22.März und am verkaufsoffenen Sonntag den 23.März finden unsere traditionellen
Kamelientage bereits zum 4. Mal statt. Liebhabern dieser einzigartigen Pflanzen bieten wir eine Auswahl von
über 1000 Stück bis zu einer stattlichen Größe von 5m.
Da wir die Kamelien inzwischen über viele Jahre kultivieren und zu allen Jahreszeiten betreuen und beobachten,
möchten wir in unserem 10. Kundenbrief etwas Licht in das Wirrwarr der verschiedenen Meinungen über die
Kamelien bringen. Viele von Ihnen haben es wahrscheinlich schon einmal mit einer kleinen Pflanze versucht,
denn die einzigartige Blütenpracht der Kamelie reizt zum Kauf. Oft stirbt die Freude jedoch mit der Pflanze nach
dem ersten Winter und man macht in Zukunft einen Bogen um die nicht ganz billigen Gewächse.
Die Heimat der Kamelien liegt in Ostasien, in einem riesigen Gebiet, das sich auf dem asiatischen Festland und
den vorgelagerten Inseln von Nepal über China und Korea bis Japan und nach Süden bis Vietnam erstreckt.
Dort kommen die Kamelien vorwiegend in Küstenregionen und in bewaldeten Höhenlagen (bis über 1000m)
vor, wo entweder durch Küstennähe oder durch Nebel oder Wolken eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht. Die
Winter sind dort durchaus kalt, aber schneereich. In ihren natürlichen Verbreitungsgebieten wachsen die
Kamelien auf nährstoffreichen, durchlässigen Waldböden, teilweise sogar auf schweren Lehmböden.
Bisher sind über 250 Arten entdeckt worden und zwar bis auf eine Ausnahme in dem oben genannten Gebiet.
Für die Gartenkultur haben aber nur wenige Arten Bedeutung, allen voran die Kamelia japonica. Ebenfalls eine
Kamelienart ist die Teepflanzen (Camelia sinensis), der wir unseren Tee verdanken. Sie war mit daran beteiligt,
daß die früher in Europa unbekannten Kamelien überhaupt zu uns kamen.
Wann erstmals Europäer Kamelien zu Gesicht bekamen, ist nicht bekannt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kamen
aber die ersten Berichte über Kamelien und vielleicht auch die ersten Pflanzen über Portugal nach Europa. Der
erste schriftliche Bericht stammt von 1692 aus Dresden von einem Deutschen namens Georg Meister, der Japan
bereist hatte. Die ersten Pflanzen die nach Deutschland gelangten soll der schwedische Botaniker Carl Peter
Thunberg Ende des 18. Jahrhunderts aus Japan mitgebracht haben. Eine davon landete in HannoverHerrenhausen (der Sommerresidenz des Kurfürsten von Hannover) und eine in Pillnitz (heute Stadtteil von
Dresden), der Sommerresidenz August des Starken. Die Kamelie in Hannover existierte bis ca. 1990, sie stand in
einem großen Holzkübel und war zuletzt 5m hoch, warum sie einging ist nicht bekannt. Die Pillnitzer Kamelie
ist heute noch im Garten des Pillnitzer Schlosses zu sehen, ein Baum von 8m Höhe, der im Winter durch ein
aufwendiges Glashaus auf Rollen geschützt wird. Sie ist die größte Kamelie Deutschlands und zieht zur
Blütezeit viele Besucher an. Die Hauptanbaugebiete sind heute England, Italien, Frankreich und Portugal. Soviel
zur Geschichte der Kamelie.
Standortansprüche: Kamelien gedeihen am besten im lichten Schatten, z.B. im Schutz von Mauern, vor und
unter größeren Bäumen. Direkte Sonneneinstrahlung wird zwar vertragen, kann aber im Winter zu Problemen
führen. Wichtig ist ein windgeschützter Standort um eine möglichst hohe Luftfeuchtigkeit zu gewähren. Der
Boden sollte humusreich, durchlässig und leicht sauer sein, Ph-Wert ca. 5,5. Das Pflanzloch sollte die dreifache
Größe des Topfballens haben und die Aushuberde 50:50 mit Rhododendronerde vermischt werden. Staunässe
wird wie von fast allen Pflanzen besonders jedoch von Kamelien nicht vertragen.
Pflege:
Kamelien sind keine Zimmerpflanzen, obwohl sie oft als solche vor dem Winter verkauft werden. Sie vertragen
keine hohen Temperaturen verbunden mit niedriger Luftfeuchtigkeit im Raumklima. Die Pflanzen verblühen im
Zimmer rasch und werfen schon nach kurzer Zeit die Blätter ab, was schlußendlich zum Absterben führt.
Kamelien sind entgegen vorherrschender Meinungen sehr anspruchslos, sie benötigen wenig Dünger, bekommen
so gut wie keine Pilzkrankheiten und werden sehr selten von Ungeziefer befallen. Sollten Ihre Pflanzen jedoch
Befall zeigen liegt es mit fast 100%iger Sicherheit am falschen Standort. Auftreten können Blattläuse an jungen
Trieben, Schildläuse und Dickmaulrüßler. Blattläuse bekämpft man am besten mit Spruzit, Schildläuse mit
Lizetan-Stäbchen und die Dickmaulrüßler mit Nematoden. (Wir beraten Sie)
Wenn Ihre Kamelie die Blüten abwirft hat das in der Regel drei Gründe: austrocknen des Wurzelballens,
mangelnde Luftfeuchtigkeit, übermäßige oder zu späte Düngung. (gedüngt wird am besten im Mai nach der
Blüte und spätestens bis Ende Juni)
Kamelien können selbstverständlich auch problemlos in Kübeln gehalten werden. Entgegen der immer wieder
anzutreffenden Behauptung hat das Hin- und Herstellen der Töpfe nach dem Knospenansatz nichts mit dem
Knospenfall zu tun.
Ein Kamelienblatt lebt normalerweise drei Jahre. Es entwickelt sich, reift, wird goldgelb und fällt schließlich ab,
neue Blätter bilden sich. Unabhängig von diesem natürlichen Prozeß können Veränderungen in Farbe und Form
auftreten. Werden die Blätter gelb, zeigt das einen Mangel an Nährstoffen, Trockenheit oder schlechte Drainage
an .(Staunässe) Braune Flecken auf den Blättern und trockene Stellen an den Blattspitzen- und Rändern deuten
auf Überdüngung, Ballentrockenheit oder einen zu kalkhaltigen Boden hin.
Denkt man an die Blattlaus- und Pilzempfindlichkeit von Rosen, ist eine Kamelie wahrlich pflegeleicht.
Überwinterung: die Überwinterung bzw. Frosthärte der Kamelie stellt wohl das größte Problem dar und ist von
vielen Faktoren abhängig. Der richtige Standort wie oben beschrieben ist die halbe Miete. Zugluft bedeutet
Austrocknen bzw. Vertrocknen, direkte Sonneneinstrahlung und die damit verbundenen Temperaturunterschiede
im Winter kann zum Erfrieren führen.
Generell gilt: junge Pflanzen und Kübelpflanzen sind frostempfindlicher als Ältere und Ausgepflanzte.
Die Frosthärte läßt sich nicht in exakten Minusgraden angeben, da diese je nach Witterung schwankt. Erfriert
eine Kamelie z.B. bereits nach 5 Grad minus kann sie unter anderen Voraussetzungen – 15 Grad und mehr
vertragen. Wir konnten in den letzten Jahren folgendes beobachten. Kühlen die Temperaturen im Herbst langsam
und kontinuierlich ab und steigern sich die Nachtfröste langsam, ist die Luftfeuchtigkeit hoch, sind
Temperaturen selbst bis –20 Grad unproblematisch. Tödlich sind jedoch extreme Temperaturschwankungen,
lang anhaltende Kahlfröste und trockene eisige Winde. Stehen die Pflanzen windgeschützt und ohne direkte
Sonneneinstrahlung genügt eine dicke Mulchschicht über den Wurzeln als Schutz (Kamelien sind Flachwurzler
und frostempfindlich an den Wurzeln). Sind Sie sich über Ihre Standortbedingungen unklar oder wollen Sie kein
Risiko eingehen sollten Sie auch die oberirdischen Pflanzenteile schützen. Am besten hat sich hierbei die
Errichtung eines „Indianerzeltes“ mit Reetmatten oder Vlies bewährt. Hierfür stellt man Bambusstangen um die
Pflanze und bindet sie oben nach dem Indianerzeltprinzip zusammen. Das so entstandene Gerüst umwickelt man
mit Reetmatten oder Vlies. In extremen Lagen kann man das „Zeltinnere“ noch mit Laub ausfüllen. Ungeeignet,
ja für die Pflanze tödlich ist das Abdecken mit Plastikfolie. Dadurch wird die Luftzirkulation unterbunden und
Wassertropfen können bei Sonneneinstrahlung wie Brenngläser wirken. Winterschutz heißt auch, daß bei
längeren frostfreien Perioden gewässert werden muß. (Siehe Kundenbrief Nr. 9 Oktober 2002)
Junge Pflanzen (ausgepflanzt) und Kübelpflanzen müssen generell geschützt werden. Junge Kamelien schützt
man am besten mit einer dicken Laubschicht im unteren Pflanzenbereich und mit einem „Zelt“ aus Fichten- oder
Tannenzweigen. Kübelpflanzen sollten erfahrungsgemäß am besten in einem einigermaßen hellen Raum bei
Temperaturen um 0 bis –5 Grad und maximal + 15 Grad überwintert werden. (gießen und besprühen der Blätter
nicht vergessen – hohe Luftfeuchtigkeit) Die Überwinterung im unbeheizten Flur oder kühlen Wintergarten ist
oft problematisch aber grundsätzlich möglich. Zu beachten ist dabei: die Kamelien sind sehr widerstandsfähig
und reagieren auf Pflegefehler erst Wochen später, so daß man sich oft gar nicht erklären kann woran Laub- und
Knospenfall im Endeffekt gelegen hat. Diese Reaktion der Pflanze ist immer auf zu geringe Luftfeuchtigkeit
oder zeitweise austrocknen des Wurzelballens zurückzuführen. Besprühen Sie die Blätter 2 mal wöchentlich und
gießen Sie alle 8 bis 14 Tage.
Wir haben Kunden, die sich über die Jahre schon richtige Kamelienhaine angelegt haben und die Begeisterung
über diese Pracht ist unendlich. Welche Pflanze verfügt schon über solch eine Farben- und Blütenvielfallt, solch
eine extrem lange Blütezeit (3 Monate), immergrüne, glänzend dunkelgrüne Blätter, robust und unempfindlich
gegen Schädlinge? Der einzige Wehmutstropfen ist die Überwinterung, die man jedoch ohne all zu großen
Aufwand in den Griff bekommt.
Sollten Sie noch Fragen haben oder eigene, vielleicht abweichende Erfahrungen gesammelt haben, stehen wir
Ihnen für ein Gespräch gerne zur Verfügung.
Selbstverständlich erhalten Sie Kamelien bei uns übers ganze Jahr und nicht nur an unseren Kamelientagen.
Nur wenige Gärtnereien in ganz Deutschland können mit unserer Auswahl an Kamelien konkurrieren !
Unsere Öffnungszeiten sind ab sofort wieder: Montag bis Freitag 8 bis 18 Uhr durchgehend
Samstags
8 bis 16 Uhr durchgehend
Am verkaufsoffenen Sonntag 23. März 2003 von 10 bis 17 Uhr
Unsere Kaffee- und Kuchentheke ist ab 10 Uhr geöffnet, und mit ein paar Snacks und Getränken wird für das
leibliche Wohl auch gesorgt sein.
Auf Ihren Besuch freut sich Ihr Team von der
Gartenbaumschule Kapraun
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