INFOBLÄTTER Unbrauchbare Eier: Zu beachtende Punkte und Maßnahmen zur Inzidenzsenkung [email protected] www.hybridturkeys.com UNBRAUCHBARE EIER: ZU BEACHTENDE PUNKTE UND MASSNAHMEN ZUR INZIDENZSENKUNG Vorbemerkungen Im Laufe der Jahre haben mehrere Kunden bei Hybrid nachgefragt, mit wie vielen unbrauchbaren Eiern zu rechnen ist, wenn eine Herde mit Hybrid Mutterhennen im Stall steht. Oft kommen diese Fragen von Neukunden, die mit Hybrid Muttertieren noch nicht viel Erfahrung haben. Sie möchten firmeninterne Standards oder Zielwerte für die Putenproduktion und Personalleistung festlegen. Vor diesem Hintergrund forderte das Technikservice-Team von Hybrid Daten von Kunden mit Hennen an, die aus Herden von ConverterElterntieren (PS) abstammen. Diese Kunden erfassten Anzahl und Art der unbrauchbaren Eier. Dieses Infoblatt enthält eine zusammenfassende Auswertung dieser Daten und versucht, Aussagen zur Inzidenz und zu Auswirkungen unbrauchbarer Eier auf eine „durchschnittliche“ Hybrid Elterntierherde zu treffen. Außerdem reagieren nach Beginn der Eierproduktion nicht alle Hennen gleich stark. Ob die Eierproduktion der gesamten Hennenherde zufriedenstellend ist, hängt zu einem großen Teil von unserer Fähigkeit ab, Uniformität im Hinblick auf diese Kriterien (Alter, Gewicht, Lichtempfindlichkeit) aufrechtzuerhalten. In der Produktion können wir meist nur in eingeschränktem Umfang die Eilegemuster der einzelnen Hennen innernhalb einer Herde überwachen. Deshalb berichten wir zeitabhängige Eierproduktionsdaten (nach Uhrzeit der Eiabsammlung, Wochentag, Woche usw.) der gesamten Hennenherde. Die Eierproduktion einer PS-Herde kann wie in Abbildung 1 dargestellt werden. Abb. 1. Legeleistung von Converter-Hennen Die Daten Eierproduktion Damit eine Mutterpute Eier produziert, müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein. Die Henne muss ein geschlechtsreifes ALTER erreicht haben. Das KÖRPERGEWICHT der Henne muss ausreichend sein. Die TAGESDAUER (Fotoperiode) muss ausreichend sein, damit Fotorezeptoren im Hirn einen Endokrinreiz geben, der Reaktionen auslöst, die zum Eierlegen führen. So wie nicht alle Hennen einer Herde gleich sind, verhalten sich auch Herden unterschiedlich, da die gleichzeitige und gleichmäßig intensive Erfüllung aller drei Kriterien je nach Herde und Jahreszeit gleichzeitig unterschiedlich ausfällt. INFOBLATT | UNBRAUCHBARE EIER | 2 70 100 % Eierproduktion Egg Production 60 80 50 60 40 30 Cum EPH Kum. EPH Die hier zusammengefassten Zahlen stammen aus den Jahren 2005 bis 2007. Die 10 US-amerikanischen und kanadischen Unternehmen, die Daten bereitstellten, sind über den westlichen, zentralen und östlichen Teil des nordamerikanischen Kontinents verteilt. Die Daten wurden von 91 PS-Muttertierherden erhoben. Im Hinblick auf den Beginn der Eierproduktion war jeder Monat abgedeckt. Die Daten haben also eine breite Grundlage. Über den dreijährigen Zeitraum wird eine ganzjährige Legeleistung abgebildet. Die durchschnittliche Herdengröße betrug über 10.000 Converter-Mutterhennen. Über den Untersuchungszeitraum wurden 900.000 PS-Hennen erfasst, die mehr als 88 Millionen Bruteier produzierten. 120 80 40 20 20 10 0 0 1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 Week of lay Legewoche % %Eierproduktion Egg Production EPH-Ziel EPH Goal Je nach Jahreszeit und Legeleistung legen Herden 26 bis 32 Wochen lang Eier. Die Entscheidung, wie lange Hennen in einem Produktionszyklus Eier legen, hängt ab von der Legeleistung, dem Eierpreis, der Nachfrage, der Fruchtbarkeit und der Bebrütbarkeit. UNBRAUCHBARE EIER: ZU BEACHTENDE PUNKTE UND MASSNAHMEN ZUR INZIDENZSENKUNG Unbrauchbare Eier Die Legeleistung der meisten Herden wird anhand der Anzahl der Bruteier bzw. eingelegten Eier beschrieben. Die Legeleistung einer Herde umfasst allerdings ein paar Prozent unbrauchbare Eier (also Eier, die nicht für den Verkauf oder zum Ausbrüten geeignet sind). Bis Woche 3 der Eierproduktion liegt der Anteil unbrauchbarer Eier meist bei ca. 5 Prozent. Dieser Anteil fällt in den darauf folgenden 2 Wochen auf 4,0 bis 4,5 Prozent (Abbildung 2). Diese unbrauchbaren Eier lassen sich grob in 5 Kategorien einteilen: klein, Doppeldotter, angebrochen, minderwertig, Bodeneier. Die Kategorien werden nachfolgend beschrieben. Abb. 2. Zusammensetzung „unbrauchbare Eier“ nach Legewoche 20 Anteil an Eiern ges. in % 15 10 5 0 1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 Legewoche Klein Doppeldottrig Angebrochen Minderwertig Kleine Eier Jedes Unternehmen muss entscheiden, wie groß Eier mit einem bestimmten Gewicht sein müssen/dürfen. Bei den meisten integrierten Organisationen gelten 70 Gramm als Mindestgewicht. Brütereien, denen Kükenuniformität und Schlüpfgewicht wichtig sind, setzen 72 oder sogar 74 Gramm voraus. Unabhängig von der Gewichtsschwelle zeigt die Erfahrung, dass die Eier nach dem ersten Gelege einer Henne größer werden. Die Größenzunahme wird auch durch die Anzahl kleiner Eier belegt. Deren Anteil liegt in der ersten Legewoche bei über 12 Prozent, fällt aber bis zur dritten Woche auf unter 1 Prozent. INFOBLATT | UNBRAUCHBARE EIER | 3 Boden Die Embryovitalität dieser ersten Eier ist sehr gut. Weil die Eier aber kleiner sind und eine dickere Schale haben, ist ein einheitliches Ausbrüten schwierig, wenn sie mit größeren Eiern älterer Hennen zusammengelegt werden. In einstufigen Brutapparaten können genau zugeschnittene Temperaturund Luftfeuchtigkeitsprofile gehalten werden, die auch aus kleineren Eiern Küken mit optimaler Qualität schlüpfen lassen. Werden Hennen beleuchtet, die jünger oder leichter sind, als in den Zuchtzielen vorgegeben, kann das bei Produktionsbeginn einen höheren Anteil kleiner Eier zur Folge haben. Nach 6 Wochen Eierproduktion sollte der Anteil kleiner Eier in den meisten Herden auf unter 0,5 Prozent gefallen sein. Je älter die Hennen werden, desto weniger kleine Eier sind dabei. Die Durchschnittsgröße der Eier nimmt zu. UNBRAUCHBARE EIER: ZU BEACHTENDE PUNKTE UND MASSNAHMEN ZUR INZIDENZSENKUNG Eier mit zwei Dottern Angebrochene Eier Wie bei den kleinen Eiern ist der Anteil doppeldottriger Eier anfangs relativ hoch und nimmt in den folgenden Legewochen ab. Werden bei der Ovulation zwei Follikel (Dotterkugeln) gleichzeitig freigesetzt, werden sie in 1 Ei aufgenommen, das dann meist sehr groß ist. Oft sind beide Follikel fruchtbar. Es kommt aber nur selten vor, dass es zum Schlüpfen kommt. Lebensfähige Küken sind bei solchen Eiern extrem selten. Diese Eier werden deshalb von den eingelegten Eiern abgesondert und als unbrauchbar vermerkt. Schalen werden in der Regel mechanisch angebrochen. In den meisten Fällen spielen Nestausstattung, der Umgang mit den Vögeln, die Nestdichte und Absammeln/Transport/Reinigung eine Rolle (Foto 1a). Der Anteil angebrochener Eier ist deshalb relativ stabil. In dieser Kategorie besteht wahrscheinlich das größte Verbesserungspotenzial. Dem vorliegenden Datensatz zufolge werden in der ersten Legewochen am meisten Eier angebrochen, also der Zeit, in der die Hennen die Nester kennenlernen und Verhaltensmuster einüben (Abbildung 3). Danach fällt der Anteil angebrochener Eier auf ca. 1,5 Prozent, bis gegen Ende des Legezyklus die Eier größer und die Schalen dünner werden. Die Wahrscheinlichkeit doppeldottriger Eier ist am größten, wenn die Hennen zum Eierproduktionsbeginn übergewichtig oder durch gesteigerte Tagesdauer und/oder Lichtintensität überstimuliert sind. Ein Anteil doppeldottriger Eier von ca. 1,5 Prozent ist nicht ungewöhnlich. Dieser steigt bis zum Höchstproduktionspunkt, fällt dann aber bis Ende des ersten Eierproduktionszyklus auf ca. 0,5 Prozent (Abbildung 3). Abb. 3. Doppeldottrige und angebrochene Eier nach Legewoche Wie sich mechanische und holzgefertigte Nester auf den Schalenbruch auswirken, wird lebhaft diskutiert. Für beide Bauweisen können reichlich Daten ins Feld geführt werden. Überwachung der Inzidenz und Honorierung von Verbesserungen zahlen sich in dieser Kategorie fast immer aus. Foto 1. Angebrochene und unförmige Eier Foto 1a 3.5 3,5 Anteil an Total EiernEggs ges. in % % of 3,0 3.0 2,5 2.5 2,0 2.0 1,5 1.5 1,0 1.0 0.5 0,5 0 1 3 5 7 9 11 13 15 Legewoche Week of lay Doppeldottrige Eier Double Yolks Angebrochen Cracked INFOBLATT | UNBRAUCHBARE EIER | 4 17 19 21 23 25 Foto 1b UNBRAUCHBARE EIER: ZU BEACHTENDE PUNKTE UND MASSNAHMEN ZUR INZIDENZSENKUNG Minderwertige Eier Bodeneier Unter diese Kategorie fallen Eier mit verschiedenen Ursachen und Erscheinungsformen. Unter ihr sind sozusagen die Eier zusammengefasst, die sich nicht anderweitig zuordnen lassen. Zu den minderwertigen Eiern gehören beispielsweise solche mit einer abgeflachten Seite (2 Eizellen treffen nacheinander im Eihalter (Schalendrüse) ein, werden aber zusammen kalzifiziert, Foto 1 b). Dieser Gruppe können auch zurückgehaltene Eier hinzugerechnet werden. Zurückgehaltene Eier sind gegen Tagesende fertig ausgeformt und legebereit, bleiben aber bis zum nächsten Morgen im Eihalter. Solche Eier werden stärker kalzifiziert. Sie sind weiß und kreidiger als normale Eier. Als Bodeneier vermerkte Eier sind der Aussortierungsgrund mit der zweitniedrigsten Inzidenz (niedrigste Inzidenz: kleine Eier). Als Bodeneier gelten jene Eier, die außerhalb der Legenester abgelegt werden. Nur ca. 0,5 Prozent aller produzierten Eier gehören zu den zu Bodeneiern (Abbildung 4). Diese Eier sind aufgrund der Bodenablage schmutzig. Sie werden vor allem dann gelegt, wenn eine Henne „brütig“ wird (hortet Eier und bleibt auf ihnen sitzen). Bodeneier lassen sich am effektivsten verhindern, wenn den Hennen bereits früh in der Produktion angewöhnt wird, die Nester aufzusuchen. Abgezäunte Ecken und gute Ausleuchtung der gesamten Stallfläche sind Maßnahmen, mit denen Hennen davon abgehalten werden, auf den Boden zu legen. Außerdem wird dadurch der Brütetrieb gehemmt. Schlecht geformte Eier kommen früh im Produktionszyklus normalerweise selten vor. Bis zur 16. Legewoche steigt ihr Anteil auf 1,0 Prozent (Abbildung 4). Auch schrumplige Eier, Eier mit Grübchenschale und Windeier (ohne Schale) fallen unter diese Kategorie, die einen Anteil von nur 12 bis 25 Prozent aller unbrauchbaren Eier stellt. Eine Besamung erst am späten Nachmittag kann dazu beitragen, dass schlecht ausgeformter Eier weniger häufig vorkommen. Darüber hinaus können Gesundheitsprobleme (z. B. Infektion mit Adenovirus oder Paramyxovirus) die Legeleistung einbrechen lassen und ähnliche Schalenbeschaffenheiten verursachen. Foto 2. Schmutzige und fleckige Eier Foto 2a Foto 2b Abb. 4. Minderwertige Eier und Bodeneier nach Legewoche Anteil an Eiern ges. in % 2,0 1,5 Bodeneier sind meist schmutzig (Foto 2) und in vielen Fällen auch kontaminiert. Solche Eier können während der Bebrütung „explodieren“ oder Küken mit Bakterienbefall produzieren, die die anderen Küken im Brutapparat anstecken. Der Anteil an Bodeneiern kann höher sein, wenn auf 1 Nest mehr als 5,5 Hennen kommen. Bodeneier dürfen nicht bebrütet werden. Durch gute Personalausstattung und Gehegegestaltung kann der Anteil dieser Eier auf ein Minimum gesenkt werden. 1,0 0,5 0 1 3 5 7 9 11 13 15 Legewoche Minderwertig Boden INFOBLATT | UNBRAUCHBARE EIER | 5 17 19 21 23 25 UNBRAUCHBARE EIER: ZU BEACHTENDE PUNKTE UND MASSNAHMEN ZUR INZIDENZSENKUNG Zusammenfassung Unbrauchbare Eier schmälern die Wirtschaftlichkeit der Bruteiproduktion. Die meisten unbrauchbaren Eier enthalten einen lebensfähigen Embryo. Jedoch ist die Größe oder Schalenqualität unzureichend. Der Anteil unbrauchbarer Eier kann in der ersten Legewoche 15 bis 18 Prozent betragen. Da die Legeleistung in der ersten Woche jedoch nur bei 25 Prozent liegt, sind 15 Prozent davon möglicherweise keine sehr hohe absolute Zahl. Danach pendelt sich der Anteil unbrauchbarer Eier in der Regel bei ungefähr 4 Prozent ein, bei manchen Herden mehr, bei manchen weniger. Kleine Eier und doppeldottrige Eier sind in der frühen Legephase das größere Problem. Minderwertige und angebrochene Eier entwickeln sich erst später im Produktionszyklus zu einem Risiko. Angebrochene Eier machen 35 bis 40 Prozent aller unbrauchbaren Eier aus. Hier dürfte das größte Potenzial zur Steigerung der Ausbeute liegen. © Hybrid Turkeys Insofern nicht anders gekennzeichnet, sind die bereitgestellten Informationen Eigentum von Hybrid Turkeys. Vervielfältigungen und Veröffentlichungen bedürfen der Genehmigung durch: Hybrid Turkeys, Head Office, Kitchener, Ontario, Canada. [email protected] www.hybridturkeys.com INFOBLATT | UNBRAUCHBARE EIER | 6