Enzephalitozoonose beim Kaninchen Ausgabe: 01-2013 Stand: 16. Juli 2013 Seite 1von 1 Was ist Enzephalitozoonose? Als Enzephalitozoonose bezeichnet man eine Infektionskrankheit bei Kaninchen. Der Erreger ist Encephalitozoon cuniculi (EC), ein sporenbildender Einzeller, der weltweit vorkommt. In Bayern waren 2009 39% der untersuchten Kaninchen mit EC infiziert. Die betroffenen Kaninchen zeigen oft über Jahre keine Krankheitszeichen. Wird das Immunsystem aber geschwächt, kann die Krankheit ausbrechen. Die Kaninchen haben dann die Krankheitszeichen, wie neurologische Störungen (Gleichgewichtsstörungen, Kopfschiefhaltung, Lähmungen) ,Nieren- und /oder Augenprobleme. Eine vollständige Heilung ist bisher leider nicht möglich. Rechtzeitige erkannt, können die Symptome und das Kaninchen vor Krankheitsausbrüchen geschützt werden. Wie erfolgt die Infektion? Die Sporen gelangen mit dem Urin infizierter Kaninchen in die Umwelt, wo sie bis zu 2 Jahre überleben können. Andere Tiere nehmen die Sporen dann mit dem Futter oder bei der Fellpflege auf. Die Erreger gelangen vom Darm aus mit dem Blut in die Organe, vermehren sich dort in den Zellen und zerstören sie. Ein gesundes Immunsystem hält die Erregervermehrung in Grenzen. Bei Schwächung des Immunsystems durch andere Krankheiten, Kortisongabe und/oder Stress können sich die Erreger stärker vermehren und Symptome treten auf. Welche Untersuchungmöglichkeiten gibt es für mein Kaninchen? 1. Blut Untersuchung: Die Blutentnahme ist bei Kaninchen unkompliziert, stressarm und erfordert keine Narkose. Ein positiver Antikörpernachweis ist beweisend dafür, dass die Erreger im Körper vorhanden sind und auch bleiben, unabhängig davon ob das Kaninchen zu diesem Zeitpunkt Symptome hat oder nicht. Sind Krankheitszeichen vorhanden, müssen diese aber nicht zwingend durch die EC-Infektion verursacht sein, sondern können auch viele andere Ursachen haben (Infektionen, Traumen, Tumore ect.) 2. Urin Untersuchung Der Nachweiß von den EC –Sporen im Urin ist zwar möglich. Da diese aber bei kranken Kaninchen nur unregelmäßig ausgeschieden werden, ist der Test nur im positiven Fall aussagekräftig. Wie wird die EC behandelt? Die optimale Therapie EC-kranker Kaninchen besteht aus Kombination eines Antiparasitikums mit einem Antibiotikum und Vitamin B. Je nach Krankheitszeichen sind zusätzlich unterstützende Maßnahmen sinnvoll, wie Infusion, Augensalben und Physiotherapie. Nimmt das Kaninchen nicht genug Futter auf, muss rohfaserreicher, energiearmer Futterbrei mit einer Spritze eingegeben werden. Die Krankheit kann nicht geheilt werden, aber das Kaninchen erholt sich in den meisten Fällen ohne weitere Probleme innerhalb von 1-2 Wochen. Symptomlose Partnertiere werden auch mit dem Medikament mitbehandelt. Wie kann ich mein Kaninchen vor einer Infektion oder neuen Schüben schützen? Besonders gefährdet für Neuinfektionen sind Partnertiere. Ein wirksamer Schutz vor Infektion ist bei ihnen nicht möglich. EC-AK-negative und EC-AK-positive Kaninchen sollten daher nicht gemeinsam gehalten werden. EC-infizierte Tiere können relativ gut vor Kranheitsschüben geschützt werden, wenn man sie möglichst stressarm hält und gesund ernährt. Eine Kontrolle beim Tierarzt sollte mindestens halbjährig erfolgen, bei Auffälligkeiten auch früher. Wie kann ich mich und meinen Mitmenschen schützen? Die EC-Infektion ist kein Grund, ein Kaninchen abzuschaffen. Allgemeine Hygiene und das Händewaschen nach Kontakt mit dem Kaninchen schützen vor der Infektion. Hochgradig immunsupprimierte Menschen sollten keine EC-infizierte Kaninchen halten. Ebenso sollten die Haltung in Kindergärten oder Altenpflegeheimen am besten Vermieden werden. Bei Einhaltung dieser Maßnahmen kann Ihr EC-infiziertes Kaninchen lange und ohne Krankheitszeichen bei Ihnen leben.