metabolische Syndrom - Arztpraxis Dr. Lorenzet

Werbung
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
Besser informiert über
das metabolische Syndrom
Störung des Stoffwechsels durch Übergewicht und andere Risikofaktoren
Die mit dem Regenbogen
«Metabolisches Syndrom»
1
Inhalt
Vorwort
3
Was ist das metabolische Syndrom?
6
6
8
8
– Eine kurze Begriffsdefinition
– Diagnose – Wie stellt man das Krankheitsbild fest?
– Mögliche Ursachen
Entstehung des Syndroms
– Wie entwickelt sich ein metabolisches Syndrom?
– Häufigkeit des metabolischen Syndroms
Wer ist besonders gefährdet?
– Die Fettverteilung bestimmt das Herzkreislauf-Risiko
Die beteiligten Krankheitsbilder
1. Übergewicht und Bewegungsmangel
– Diagnosestellung
– Bedeutung des Übergewichts
– Behandlung
9
11
14
15
15
17
18
2. Ungünstige Blutfettwerte
– Diagnosestellung
– Behandlung
24
3. Bluthochdruck (Hypertonie)
– Diagnosestellung
– Behandlung
27
4. Insulinresistenz oder Diabetes Typ 2
– Diagnosestellung
– Behandlung
30
Behandlungsmöglichkeiten
34
Eigeninitiative ist gefragt!
36
2
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
Metabolisches Syndrom bei Kindern
37
Bin ich gefährdet?
42
43
– Persönlicher Risikotest
«Metabolisches Syndrom»
3
Vorwort
Das metabolische Syndrom ist hauptsächlich Folge unseres heutigen Lebensstils, und nimmt in der modernen Welt
immer mehr zu. Das Krankheitsbild ist jedoch nicht nur,
wie viele annehmen, ein Problem der älteren Menschen,
sondern betrifft auch immer mehr Kinder und Jugendliche.
Die stärksten Zuwachsraten bei Erwachsenen findet man
heute in Ländern, in denen die Menschen traditionell schlank
waren (z.B. im nahen und fernen Osten).
Definitionen gibt es verschiedene. Häufig angewendet und
international anerkannt ist diejenige der «International
Diabetes Federation». Voraussetzung für das Vorhandensein
ist eine stammbetonte Fettleibigkeit, die mit dem Taillenumfang charakterisiert wird. Kommen noch eine Störung des
Zuckerstoffwechsels bis hin zum Diabetes, abnorme Blutfette
und/oder ein hoher Blutdruck hinzu, sind die Kriterien eines
«metabolischen Syndroms» erfüllt.
Das Syndrom ist ein Bündel ursächlich uneinheitlicher Stoffwechselmerkmale – deshalb sind die Ausprägungen nicht bei
allen Menschen gleich; d.h. genetische Faktoren entscheiden
mit, ob ein Merkmal vorliegt oder nicht. Besteht z.B. eine
familiäre Belastung für Diabetes Typ 2, dann haben Personen
in dieser Familie bei metabolischem Syndrom gehäuft einen
Diabetes.
Das Syndrom bedeutet eine deutlich erhöhte Gefahr, im Laufe
des Lebens eine Herzkreislauf-Erkrankung (v.a. Herzinfarkt,
Schlaganfall, andere Durchblutungsstörungen) zu erleiden.
Herzkreislauf-Erkrankungen sind heute Todesursache Nummer eins geworden, und ca. jeder vierte Erwachsene hat
Anzeichen eines metabolischen Syndroms, und damit ein
erhöhtes Risiko.
Deshalb wird in diesem Zusammenhang beim metabolischen
Syndrom auch vom «gefährlichen Quartett» gesprochen.
Die Gründe für den Zusammenhang zwischen Übergewicht,
Stoffwechselveränderungen und schliesslich Gefässerkrankungen sind erst in den letzten Jahren aufgeklärt worden.
4
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
Hauptproblem ist die Vermehrung von Fettgewebe, v.a. im
Bereich des Bauches. Dieses ist besonders stoffwechselaktiv.
Durch die Vermehrung von Fett und durch die Produktion
von hormonähnlichen Wirkstoffen im Fettgewebe entsteht
eine sogenannte Insulinresistenz. Diese ist eine Schlüsseleigenschaft des metabolischen Syndroms. Sie bedeutet,
dass das blutzuckersenkende Hormon Insulin v.a. im Muskel
und in der Leber nur ungenügend wirken kann, und der Körper versuchen muss, als Gegenreaktion die Insulinwirkung
durch Anhebung des Insulinspiegels zu normalisieren.
Als Folge steigt die Konzentration des Insulins im Blut
an. Diese Veränderungen stören das Gleichgewicht der
Blutfette, und die Konzentration der eigentlichen Blutfette
(Triglyzeride) nimmt zu. Gleichzeitig sinkt das «gute» Cholesterin, da das zuviel an Fett im Blut seinen Abbau fördert.
Das «schlechte» Cholesterin erhält durch das zuviel an Fett
im Blut eine abnorme Zusammensetzung. Zudem steigt
der Blutdruck an und es kann ein Diabetes Typ 2 entstehen.
Dieser kommt dann zum Ausbruch, wenn die Bauchspeicheldrüse den Mehrbedarf an Insulin nicht mehr abdecken
kann, man spricht von einem relativen Insulinmangel.
Alle Komponenten des metabolischen Syndroms erhöhen
einzeln das Risiko der Atherosklerose und ihrer Folgekrankheiten – kommen sie zusammen vor, dann steigt das Risiko
massiv. Gleichzeitig verändern die erwähnten Stoffe im Blut
das Abwehrsystem im Sinne einer unterschwelligen Entzündung und führen zu weiteren Gefässreaktionen.
Es gibt nun zwei Strategien, diese gefährlichen Folgen des
metabolischen Syndroms zu vermeiden: Die erste ist die
Prävention – d.h. schon früh bei Kindern, Jugendlichen oder
jungen Erwachsenen eine übermässige Kalorienzufuhr zu
vermeiden, und gleichzeitig die Bewegung zu fördern. Das ist
der umfassendste, wirksamste, ökonomischste und damit
sinnvollste Ansatz.
«Metabolisches Syndrom»
5
Die zweite Strategie ist die Behandlung der einzelnen Komponenten des metabolischen Syndroms, wenn sie schon ausgeprägt sind. Auch hier sind eine gesunde Ernährung und
vermehrte Bewegung sinnvoll; leider genügen diese BasisMassnahmen jedoch oft nicht, und es sind meist mehrere
Medikamente nötig, um eine Normalisierung der Werte zu erreichen. Diese Strategie macht zwar ebenfalls Sinn, da sie in
Studien als wirksam belegt ist, kann aber nur die zweitbeste
Alternative sein.
Beim metabolischen Syndrom gilt: «Vorbeugung ist besser
als Heilen» – ein Weisheit, die die erste amerikanische Ärztin
Elizabeth Blackwell im 19. Jahrhundert geprägt haben soll.
Sie kannte zwar das metabolische Syndrom noch nicht und
spielte auf Infektionskrankheiten an, doch heute sind diese
bei uns als Todesursache vom metabolischen Syndrom bei
weitem überholt worden. Nur durch eine bevölkerungsweite
Prävention kann das metabolische Syndrom wirksam bekämpft werden.
Prof.Dr.med. Ulrich Keller
FMH Endokrinologie-Diabetologie, 4055 Basel
6
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
Was ist das metabolische Syndrom?
Eine kurze Begriffsdefinition
Metabolisch
Bedeutet, den Stoffwechsel betreffend oder stoffwechselbedingt. Damit gemeint ist der Zucker-, Fett- oder Eiweissstoffwechsel unseres Körpers.
Syndrom
Im medizinischen Sprachgebrauch versteht man darunter
das gleichzeitige Vorliegen verschiedener Merkmale (Symptome). Verschiedene Symptome (Krankheitsmerkmale)
ergeben ein Syndrom (Summe der verschiedenen Krankheitsmerkmale).
In der Medizin gibt es häufig den Fall, dass mehrere Symptome
gleichzeitig in Kombination auftreten, was bei der Diagnose
einer bestimmten Krankheit helfen kann.
Das metabolische Syndrom ist kein einheitliches Krankheitsbild, sondern beschreibt das Vorhandensein von verschiedenen und gleichzeitig vorhandenen Risikofaktoren für Herzkreislauf-Krankheiten. Jede einzelne Abnormität kann zu
einer Schädigung der Blutgefässe führen. Daher ist die häufigste Folgeerkrankung die Atherosklerose, die wiederum
einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall auslösen kann.
7
«Metabolisches Syndrom»
Das metabolische Syndrom ist also ein Zusammentreffen der
wichtigsten Risikofaktoren für Herzkreislauf-Erkrankungen
und deren Folgen.
Übergewicht
Diabetes
Blutdruck
Blutfette
Man nennt es auch das «gefährliche Quartett», weil die Kombination von Übergewicht, Diabetes, hohem Blutdruck und
erhöhten Blutfetten tödlich sein kann.
8
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
Diagnose – Wie stellt man das Krankheitsbild fest?
Für die Diagnosestellung des metabolischen Syndroms müssen
3 der 5 nachfolgenden Risikofaktoren vorhanden sein:
1. Bauchfett erhöht
Bauchumfang bei Männern
Bauchumfang bei Frauen
Plus 2 der 4 Faktoren:
2. HDL-Cholesterin
< 1mmol/l bei Männern
< 1.3mmol/l bei Frauen
>
3. Triglyzeride
_ 1.7mmol/l
4. Blutdruck
systolisch >
_ 130mmHg
diastolisch >
_ 85mmHg
>
5. Blutzucker
_ 5.6mmol/l
>
_ 94 cm
>
_ 80cm
=ˆ 40mg/dl
=ˆ 40mg/dl
=ˆ 175mg/dl
=ˆ 100mg/dl
Kriterien der «International Diabetes Federation» 2006
Mögliche Ursachen
Als Ursache des metabolischen Syndroms kommt einerseits
eine familiäre Veranlagung in Betracht, andererseits ist die
Erkrankung jedoch hauptsächlich eine Folge des heutigen
Lebensstils. Nur so ist verständlich, dass das Syndrom in den
letzten Jahren massiv zugenommen hat.
Dazu kommt, dass das Syndrom auch in der jüngeren Bevölkerung zunimmt. Zurückzuführen ist dies vor allem auf eine
unausgewogene Ernährung und einen Mangel an Bewegung.
Jede einzelne der am Gesamtbild des metabolischen Syndroms beteiligte Krankheit (Bluthochdruck, ungünstige Blutfettwerte (zu hohes LDL, Triglyzeride, zu niedriges HDL),
Übergewicht und Insulinresistenz der Zellen) ist ein unabhängiger Risikofaktor für Schäden an den Blutgefässen.
Je häufiger diese Risikofaktoren zusammen vorkommen,
desto höher ist die Gefahr, dass sich schwerwiegende Erkrankungen der Blutgefässe, wie die Atherosklerose der Herzkranzgefässe (koronare Herzkrankheit), Schlaganfall, Herzinfarkt oder arterielle Verschlusskrankheit («Schaufensterkrankheit») entwickeln.
9
«Metabolisches Syndrom»
Entstehung des Syndroms
Geistige Trägheit
+
Völlerei
+
Körperliche Trägheit
Insulinresistenz
Vermehrte Insulinproduktion
Hunger
Vermehrte Nahrungsaufnahme
Übergewicht
Metabolisches Syndrom
(ungünstige Blutfette, Bluthochdruck, Diabetes mellitus Typ 2)
Die Entstehungsgeschichte des metabolischen Syndroms
gleicht einer Kettenreaktion und nimmt ihren Anfang meist
in einem Ungleichgewicht zwischen Kalorienzufuhr und
Kalorienverbrauch.
Kurz gesagt: Man isst zu viel und bewegt sich zu wenig.
Diese körperliche Trägheit bei erhöhter Kalorienzufuhr führt
zur Ausbildung von Fettdepots vor allem im Bereich des Bauches. Man spricht deshalb auch von bauchbetontem Fett.
Gerade dieses Bauchfett ist sehr stoffwechselaktiv und hat
damit einen besonders negativen Einfluss auf den Fett- und
Zuckerstoffwechsel (Kohlenhydrate).
Unter normalen Bedingungen sorgt das körpereigene Hormon
Insulin dafür, dass Zucker aus dem Blut in die Körperzellen
gelangt, wo er zur Energiegewinnung genutzt wird. Ohne Insulin ist dies nicht möglich.
10
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
Wenn jedoch normale Mengen von Insulin nicht in der Lage
sind, den Blutzucker in die Zellen zu transportieren, liegt
eine Insulinresistenz vor. Mit anderen Worten, die Zellen verweigern sich der Insulinaktivität und der Zucker kann nicht
in die Zellen gelangen.
Da nun weniger Zucker in die Zellen aufgenommen wird,
steigt die Zuckerkonzentration im Blut an. Dies wird vom
Körper registriert und die Bauchspeicheldrüse wird veranlasst
mehr Insulin zu produzieren um den Blutzuckerspiegel zu
senken. Eine vermehrte Insulinproduktion wiederum löst
ein verstärktes Hungergefühl aus. Dieser Kreislauf resultiert
früher oder später in einem zu hohen Körpergewicht und
einem zu hohen Körperfettanteil.
Ursache der Insulinresistenz kann eine genetische Veranlagung sein. Allerdings wird Insulinresistenz auch durch solche
Faktoren verursacht, die wir beeinflussen können: Durch
Körpergewicht, insbesondere Körperfett am Bauch, und den
so genannten Fitness-Grad.
Ist erst ein dicker Bauch entstanden, wird es umso schwieriger, die körperliche Aktivität zu steigern, denn nun wirken
die Fettpolster als Bewegungsbremse. Die mangelnde Bewegung zusammen mit einer weiterhin opulenten Nahrungszufuhr wirken nun gegenseitig verstärkend in ihrer auf den
Organismus ungünstigen Situation.
«Metabolisches Syndrom»
11
Wie entwickelt sich ein metabolisches Syndrom?
4 Phasen bis zum Herzinfarkt
Phase I:
Durch Bewegungsmangel einerseits und die Aufnahme von
zuviel Kalorien andererseits entsteht eine positive Kalorienbilanz, was bedeutet, dass mehr Kalorien aufgenommen als
verbraucht werden. Es kommt zur Gewichtszunahme.
Diese überzähligen Kilos lagern sich als Speicherfett im Bereich des Bauches an. Besonders nachteilig wirken sich die
Fettdepots im Bauchraum und an den inneren Organen aus.
Dieses innere Bauchfett oder «viszerales Fettgewebe» ist sehr
stoffwechselaktiv. Es beeinflusst den Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel (Zuckerstoffwechsel).
Phase II:
Besteht diese Situation über längere Zeit, so nimmt allmählich die Empfindlichkeit der Zellen auf das Hormon Insulin
ab. Wenn die Insulinempfindlichkeit abnimmt, wird zu
wenig Zucker in die Zellen aufgenommen, was zur Folge hat,
dass die Zuckerkonzentration im Blut zu hoch bleibt. Es entwickelt sich ein Diabetes Typ 2.
Durch die Bewegungsarmut steigt ausserdem der Blutdruck an.
Phase III:
Die Langzeitfolge von zu hohem Blutdruck sind Schäden
an den Innenwänden der grossen Blutgefässe. Diese Gefässschäden zusammen mit zu hohen Blutfettkonzentrationen
führen zu Fetteinlagerungen in den Wänden der Blutgefässe.
Eine Atherosklerose entsteht. Die Arterien sind verengt.
12
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
Phase IV:
Ist ein grösseres Gefäss im Bereich der Herzkranzgefässe betroffen, kommt es zum Herzinfarkt. Im Bereich von Schlagadern des Kopfes besteht die Gefahr eines Schlaganfalls.
Erblindung droht bei einem Verschluss der Blutgefässe in
der Netzhaut des Auges. Nierenschädigungen treten auf,
wenn versorgende Gefässe in der Niere atherosklerotisch
verändert sind und die Nierendurchblutung abnimmt.
«Metabolisches Syndrom»
13
Auch der sogenannte diabetische Fuss als Folge eines Diabetes und Durchblutungsstörungen in den Extremitäten
(Schaufensterkrankheit oder auch periphere arterielle Verschlusskrankheit genannt) durch atherosklerotische Blutgefässe kann eine Langzeitfolge dieser Erkrankung sein.
14
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
Häufigkeit des metabolischen Syndroms
Das rasant häufigere Auftreten von Übergewicht und Adipositas, zunehmend auch in jungem Alter, führt zu einer grösseren Häufigkeit des Syndroms. Das metabolische Syndrom
verbreitet sich aufgrund des wachsenden Wohlstandes auch
in geographischen Gebieten, in denen eigentlich eine traditionell gesunde Ernährung und ein gesunder Lebensstil vorherrschen, wie beispielsweise in Griechenland oder Frankreich. Die Auswirkungen auf die Gesellschaft sind gewaltig.
Einer von sechs Europäern und in einigen europäischen
Ländern sogar jeder Dritte, leidet unter diesem Krankheitsbild.
Alle Merkmale hängen eng mit dem massiven Übergewicht
(Adipositas) zusammen und gehen häufig in den Diabetes
mellitus über.
Mit dem Vorhandensein des metabolischen Syndroms ist
sowohl eine erhöhte Sterblichkeit aufgrund von Herzkreislauf-Ereignissen als auch eine erhöhte Gesamtsterblichkeit
verbunden.
Grund genug etwas dagegen zu tun!
«Metabolisches Syndrom»
15
Wer ist besonders gefährdet?
Die Fettverteilung bestimmt das Herzkreislauf-Risiko
Das zentrale Zeichen eines metabolischen Syndroms,
das Bauchfett, lässt sich leicht erkennen und leicht selbst
messen.
Übergewichtige Personen, deren überflüssige Kilos sich in
der Bauchregion angesammelt haben (bauchbetontes Körperfett, auch Stammfett genannt) sind deutlich mehr gefährdet
als solche, bei denen sich die Fettpolster an der Hüfte und am
Gesäss ablagern.
Apfeltyp oder Birnentyp?
Die Lage der Fettdepots ist massgebend für das Risiko. Hüftbetonte Fettdepots sind
weniger gefährlich als bauchbetonte Fettdepots.
Birnentyp (der eher weibliche Typ)
Dieses Fettverteilungsmuster findet man hauptsächlich bei
der biologisch jüngeren Frau.
Beim Birnentyp (periphere Adipositas) hat die Fettverteilung
einen nur geringfügig höheren Einfluss auf Gefässerkrankungen und Stoffwechselstörungen als bei Normalgewichtigen.
Hiervon sind ungefähr 85% aller übergewichtigen Frauen betroffen. Bei Frauen sind die Fettpolster eher im Gesässbereich
und an den Oberschenkeln zu finden.
16
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
Bei Menschen mit diesem Fettverteilungstyp findet man
gehäuft Gallensteine und degenerative Gelenkserkrankungen
wie Arthrose.
Apfeltyp (der eher männliche Typ)
Dieses Fettverteilungsmuster findet man vorwiegend beim
Mann und bei der biologisch älteren Frau.
Wenn der Bauchumfang zunimmt (Apfeltyp), ist dies immer
ein Warnsignal. Denn dann hat sich rund um die inneren
Organe Fett abgelagert (intra-abdominales Fett). Dieses Fett
stellt einen Hauptrisikofaktor für das Herz dar, denn die Entwicklung von Herzkreislauf-Erkrankungen wird durch das
bauchbetonte Übergewicht vom Apfel-Typ besonders gefördert.
Zum Apfeltyp (abdominale Adipositas) zählen etwa 80%
der übergewichtigen Männer, denn Männer neigen eher dazu
Fettpolster um den Bauch herum anzulegen.
Bei Menschen dieses Fettverteilungstyps treten häufig auch
stressbedingte Erkrankungen, Depressionen und metabolisch
bedingte Herzkreislauf-Erkrankungen auf.
Für das Herzkreislauf-Risiko ist also weniger das Ausmass
des Übergewichts entscheidend, sondern viel mehr das Fettverteilungsmuster. Hier ist die «Apfelform» gefährlicher
als die «Birnenform».
17
«Metabolisches Syndrom»
Die beteiligten Krankheitsbilder
An der Entstehung des metabolischen Syndroms sind eine
Reihe von Risikofaktoren beteiligt, die eingeteilt werden
können in solche Risikofaktoren, die beeinflussbar sind,
und in solche, die nicht beeinflussbar und damit unveränderlich sind.
Risikofaktoren, die nicht
beeinflusst werden können
Risikofaktoren, die beeinflusst
werden können
Übergewicht
ungünstige
Blutfettwerte
Alter
Bluthochdruck
Geschlecht
Erbfaktoren
Fettstoffwechselstörungen
Bluthochdruck
Atherosklerose
Diabetes mellitus
Diabetes
Übergewicht
erhöhte
Blutgerinnungsneigung
Bewegungsmangel
Jeder Betroffene kann demnach selbst sein eigenes Risiko
durch entsprechendes Handeln verringern.
Treten diese Risikofaktoren zusammen auf, wirken sie verstärkend. In der Folge kann dann Atherosklerose auftreten,
die zu Schlaganfall und Herzinfarkt führen kann.
18
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
1. Übergewicht und Bewegungsmangel
Klinische Untersuchungen konnten zeigen, dass Länder mit
dem höchsten Anteil schwer übergewichtiger BürgerInnen
auch nur ein sehr geringes Mass an aktiv bewältigten Wegstrecken aufweisen. In der Grafik zeigt die rote Kurve die
prozentuale Häufigkeit adipöser BürgerInnen, die schwarze
Kurve das Ausmass körperlicher Aktivität durch zu Fuss
zurückgelegte Kurzstrecken. Je aktiver die Bevölkerung ist,
umso weniger häufig tritt Übergewicht auf.
Körperlich aktiv bewältigte Wegstrecken und Übergewicht
30
70
25
60
50
20
40
15
30
10
20
n
Häufigkeit von Übergewicht (%)
n
Relative Häufigkeit körperlich aktiver Wege*
Schweiz
Niederlande
Spanien
Schweden
Detuschland
Finnland
Dänemark
Frankreich
Irland
0
Kanada
0
Australien
10
USA
5
* Anteil (in Prozent) der zu Fuss, mit Fahrrad oder öffentlichen
Verkehrsmittteln zurückgelegten Wege an allen Wegen (Weg zur
Arbeit, zum Einkaufen usw.)
Quelle: David R. Bassett, Jr. et al: Walking, Cycling, and Obesity Rates in Europe,
North America, and Australia; Journal of Physical Activity and Health, 2008, 5, 795 – 814
19
«Metabolisches Syndrom»
Als Übergewicht gilt ein Körpergewicht, das in Bezug auf die
Körpergrösse bzw. die Körperoberfläche über der Norm liegt.
Somit ist Übergewicht stets ein relativ zur Körpergrösse überhöhtes Gewicht.
Diagnosestellung
Diagnose
Zur Diagnose von Übergewicht wird häufig der sogenannte
BMI (Body-Mass-Index oder Körpermassen-Index) herangezogen.
Body-Mass-Index
Der Body-Mass-Index (BMI) ist eine Messzahl zur Bewertung
des Gewichts und berechnet sich aus der Masse, geteilt durch
die Körpergrösse im Quadrat nach folgender Formel:
Körpergewicht (in kg)
BMI =
Grösse (in m)2
Durchschnittliche BMI Bewertung
Untergewicht
Normalgewicht
Übergewicht
Adipositas
Starke Fettsucht
BMI männlich
unter 20
20 – 25
26 – 30
31– 40
grösser 40
BMI weiblich
unter 19
19 – 24
25 – 30
31– 40
grösser 40
20
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
Der «wünschenswerte» BMI ist ausserdem abhängig vom
Alter und kann aus nachfolgender Tabelle entsprechend
der Altersgruppe abgelesen werden.
Der optimale Body-Mass-Index nach Alter
Alter
19 – 24
25 – 34
35 – 44
45 – 54
55 – 64
älter als 65
optimaler BMI
19 – 24
20 – 25
21– 26
22 – 27
23 – 28
24 – 29
Bauchumfang
Normal
Birne
Apfel
Bauchumfang
Die Messung des Bauchumfangs ergibt ein zuverlässiges
Mass für die Menge Bauchfett, dem eine besondere Rolle bei
der Beurteilung der gesundheitlichen Gefährdung zukommt.
Insbesondere wenn Sie übergewichtig sind, lässt sich mit
Hilfe dieses Masses aussagen, ob Sie gesundheitlichen Risiken
ausgesetzt sind.
21
«Metabolisches Syndrom»
Zur Ermittlung des Bauchumfangs wird der Taillenumfang
gemessen. Hierzu setzt man das Massband zwischen dem
Unterrand des Rippenbogens und den Hüftknochen an.
In verschiedenen Bevölkerungsgruppen gelten unterschiedliche Grenzwerte des Bauchumfangs; in USA ist der obere
Grenzwert des Bauchumfangs bei Männern 102cm, bei Frauen
88 cm.
In der Schweiz gelten folgende Grenzwerte:
Frauen
Männer
Optimal
<
_ 80cm
<
_ 94cm
Achtung
<
_ 88cm
<
_ 102cm
Gefahr
> 88cm
> 102cm
Bedeutung des Übergewichts
Ein zu hohes Körpergewicht ist ein wesentlicher Risikofaktor
für die Entwicklung von Fettstoffwechselstörungen, Diabetes
mellitus, Bluthochdruck, Arthrose, Gicht und Gallensteinen.
Bedingt durch ein metabolisches Syndrom kommt es bei
Übergewichtigen vermehrt zu einer koronaren Herzerkrankung (KHK) durch atherosklerotische Veränderungen an den
Herzkranzgefässen, zum Herzinfarkt und zum Schlaganfall.
Die Häufigkeit von Krebserkrankungen der Gallenblase,
den Brustdrüsen, der Gebärmutter, der Eierstöcke, des Darms
und der Prostata ist bei übergewichtigen Personen ebenfalls
erhöht.
Übergewicht entwickelt sich im Erwachsenenalter überwiegend aufgrund der Reduktion körperlicher Aktivität bei unverändert hoher und nicht bedarfsgerechter Kalorienzufuhr.
Übergewicht alleine ist für die Gelenke schädlich (Arthrose),
wird für die Blutgefässe aber durch die mit dem Übergewicht
verbundenen Risikofaktoren gefährlich.
22
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
Behandlung
Nicht-medikamentöse Therapie – Was kann ich selbst dazu
beitragen um Gewicht zu reduzieren?
Bewegung ist der Schlüssel zum Erfolg
Die gesündeste Art Gewicht abzubauen kann durch Aktivitätssteigerung erzielt werden. Wie auf einer Waage müssen
auf der einen Seite mehr Kalorien in Form von Bewegung abgebaut werden als auf der anderen Seite durch die Nahrung
hinzukommen. Dadurch dass nun mehr Kalorien verbraucht
als aufgenommen werden, entsteht eine negative Energiebilanz.
Energieverbrauch pro Stunde (kcal/h) bei ausgewählten
Aktivitäten und Sportarten in Abhängigkeit vom Körpergewicht
Körpergewicht in kg
60
80
100
150
Energieaufwand in kcal/h:
langsames Gehen (3km/h)
schnelles Gehen (6.5km/h)
Hausarbeit
Gartenarbeit
Tanzen
Velofahren (15km/h)
Joggen (10km/h)
Tennis
langsames Schwimmen
Bergwandern
Ski-Langlauf
150
300
150
250
200
300
450
300
300
300
450
180
360
180
300
240
360
550
360
360
360
550
230
450
230
380
300
450
700
450
450
450
700
300
600
300
500
400
600
900
600
600
600
900
Nach Hauner D. et al. Leichter durchs Leben. Ratgeber für Übergewichtige, Stuttgart,
Trias Thieme Hippokrates Enke 1996 und Berg A. et al. Rund um die Gesundheit,
Heidelberg, Umschau Verlag, 1998
Durch diese Steigerung des Energieumsatzes kann nicht nur
vorhandenes Übergewicht abgebaut werden, sondern langfristig auch ein erlangtes Normalgewicht stabilisiert werden.
«Metabolisches Syndrom»
23
Medikamentöse Therapie bei extremem Übergewicht
Bei einem Body-Mass-Index von über 30 wird von Fettleibigkeit (Adipositas) gesprochen.
Der Einsatz von Medikamenten wird in der Regel nur dann
erwogen, wenn andere Massnahmen nicht den gewünschten
Erfolg zeigen, der BMI über 30 steigt oder wenn bestimmte
Begleiterkrankungen vorliegen.
Die medikamentöse Therapie kann auch unterstützend zu
diätetischen und verhaltenstherapeutischen Massnahmen
erwogen werden. Eine ärztliche Kontrolle muss dafür gewährleistet sein.
Chirurgische Eingriffe bei extremem Übergewicht
Chirurgische Massnahmen kommen bei extrem übergewichtigen Erwachsenen (BMI grösser 40) in Betracht, die nicht
auf andere Therapieformen ansprechen oder bei Patienten
mit einem BMI grösser als 35, wenn zugleich schwerwiegende Begleiterscheinungen vorliegen.
Es kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz, die das Ziel
haben, das Volumen des Magens zu verkleinern (z.B. Magenband) oder die Aufnahme von Nährstoffen im Dünndarm zu
verringern.
24
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
2. Ungünstige Blutfettwerte
Unter Blutfetten versteht man im allgemeinen Cholesterin
und Triglyzeride.
Blutfette erfüllen im Körper wichtige Funktionen und sind
ungefährlich, solange ihre Konzentrationen im Normbereich
liegen.
«Gutes» und «schlechtes» Cholesterin
Es gibt zwei verschiedene Formen von Cholesterin.
Das LDL-Cholesterin (Low-Density-Lipoprotein Cholesterin,
«schlechtes Cholesterin») transportiert das Cholesterin von
der Leber in die Gefässe. Dort wird es abgelagert und fördert
so massgeblich die Entstehung der Atherosklerose.
Das HDL-Cholesterin (High-Density-Lipoprotein Cholesterin, «gutes Cholesterin») transportiert das Cholesterin von
den Gefässen zurück in die Leber. Ein hoher HDL-Spiegel
ist deshalb mit einem verminderten Atherosklerose-Risiko
verbunden, und gilt deshalb als negativer Risikofaktor.
Triglyzeride
Auch die Triglyzeride sind unerlässlich für unser Überleben,
denn sie bilden das Depotfett. Das Depotfett ist ein wichtiger
Energiespeicher, polstert lebenswichtige Organe wie die
Nieren ab und isoliert den Körper vor Kälte.
Allerdings kann eine abnorme Konzentration von Blutfetten
zur Gefässverkalkung (Atherosklerose) beitragen. Dies kann
sowohl durch Vererbung als auch durch den Lebensstil entstehen. Um gesund zu bleiben, kommt es darauf an, die LDLPartikel sowie die Triglyzeride im Normalbereich zu halten.
Dies erreicht man mit gesunder Ernährung und Bewegung.
Versagen diese Massnahmen, muss bei hohem Risiko medikamentös behandelt werden. Dabei sollen die HDL-Partikel
so hoch wie möglich gehalten werden, was vor allem mit
viel Bewegung und Sport erreicht werden kann. Ein hoher
HDL-Wert vermindert also das Risiko für HerzkreislaufErkrankungen.
Das LDL-Cholesterin allerdings sollte so tief wie möglich und
abhängig vom persönlichen Risiko eingestellt sein.
25
«Metabolisches Syndrom»
Normal- bzw. Referenzwerte (als Behandlungsziele)
Gesamtcholesterin
LDLCholesterin
HDLCholesterin
Triglyzeride
LDL /HDL
Ohne
Risikofaktoren*
Mit
Risikofaktoren*
Koronare
Herzkrankheit,
Artheriosklerose
< 250mg/dl
< 6.5mmol/l
< 200mg/dl
< 5.0mmol/l
180mg/dl
< 4.5mmol/l
< 160mg/dl
< 4.1mmol/l
< 130mg/dl
< 3.4mmol/l
< 100mg/dl
< 2.6mmol/l
> 40mg/dl
> 1.0mmol/l
< 200mg/dl
< 2.5mmol/l
<4
> 40mg/dl
> 1.0mmol/l
< 200mg/dl
< 2.5mmol/l
<3
> 40mg/dl
> 1.0mmol/l
< 150mg/dl
< 1.7mmol/l
<2
* Wie Bluthochdruck, Rauchen, Zuckerkrankheit, erbliche Belastung etc.
Hoffbauer G. Blut- und andere Laborwerte, Südwestverlag, München, 2004
Diagnosestellung
Diagnose
Die Diagnose für abnorme Blutfettwerte wird aufgrund der
Bestimmung im Blut gestellt. Vor dieser Blutentnahme sollen
die Personen etwa zehn bis zwölf Stunden fasten. Sind die
Werte im Blut erhöht, sollte diese Messung mit einer zweiten
Blutentnahme bestätigt werden.
26
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
Behandlung
Nicht-medikamentöse Therapie – Was kann ich selbst gegen
zu hohe Blutfettwerte tun?
Vermehrte körperliche Aktivität, eine gesunde Ernährungsweise und das Streben nach Normalgewicht sind Faktoren,
die Sie selbst als Betroffene(r) beeinflussen können, um damit
einen positiven Effekt auf die Blutfettwerte zu erzielen.
Medikamentöse Therapie bei zu hohen Blutfettwerten
Zur medikamentösen Behandlung abnormer Blutfettwerte
werden hauptsächlich Medikamente eingesetzt, die das
«schlechte» Cholesterin (LDL-C) senken.
Diese sogenannten CSE-Hemmer (Cholesterin-SyntheseEnzym-Hemmer) vom Typ der Statine vermindern das LDLCholesterin, indem sie dessen Neubildung in der Leber
hemmen und dessen Abbau fördern.
Ausserdem werden noch Wirkstoffe aus der Gruppe der Fibrate
und Nikotinsäurederivate sowie selektive Cholesterinresorptionshemmer, zur Reduktion abnormer Blutfettwerte ver wendet.
Patienteninformation
Besser informiert
über Cholesterin
und andere Blutfette
Nähere Informationen zum Thema finden Sie in der MephaPatientenbroschüre «Besser informiert über Cholesterin und
Die mit dem Regenbogen
andere Blutfette», die kostenlos über Mepha Pharma AG bezogen
werden kann.
27
«Metabolisches Syndrom»
3. Bluthochdruck (Hypertonie)
Bei übergewichtigen Personen kommt ein Bluthochdruck
etwa 4-mal häufiger vor als bei Normalgewichtigen. Ist der
Bauchumfang erhöht, ist ein Bluthochdruck sogar 6-mal
häufiger.
Das Übergewicht ist in den westlichen Industrieländern die
häufigste Ursache für die Entstehung eines Bluthochdrucks.
Diagnosestellung
Diagnose
Die Diagnose wird durch regelmässige Blutdruckkontrollen
sichergestellt. Liegt der Blutdruck dauerhaft zu hoch, spricht
man von einer Hypertonie oder Bluthochdruck.
Als Grenzwerte gelten:
Genereller Blutdruck
Diabetes und Nierenpatienten
<140/90mmHg
<130/80mmHg
Hypertonie-Beurteilung (Erwachsene >
_ 18 Jahre)
Blutdruckklassen (mmHg)
Klasse
Optimaler Blutdruck
Normaler Blutdruck
Hoch normaler Blutdruck
Hypertonie 1. Grades (leicht)
Hypertonie 2. Grades (mässig)
Hypertonie 3. Grades (schwer)
systolisch
<120
<120 –129
130 –139
140 –159
160 –179
>
_ 180
diastolisch
< 80
80 – 84
85 – 89
90 – 99
100 –109
>
_ 110
Nach den Leitlinien der Schweizer Hypertoniegesellschaft werden obenstehende
Blutdruckklassen für Erwachsene über 18 Jahre unterschieden.
Der Bluthochdruck selbst steht wiederum in einem direkten
Zusammenhang mit dem Auftreten des metabolischen Syndroms, denn die Mehrzahl der Patienten mit diesem Syndrom
haben auch einen Bluthochdruck.
28
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
Behandlung
Nicht-medikamentöse Therapie – Was kann ich selbst dazu
beitragen, den Blutdruck zu senken?
Falls der Blutdruck im Grenzbereich bis zu 140/90 mmHg
liegt brauchen noch keine Medikamente eingenommen
werden. In diesem Bereich versucht man mit nicht-medikamentösen Massnahmen durch Verbesserung des Lebensstils
den Blutdruck zu senken.
Folgende Massnahmen kommen in Frage:
n Nikotinabstinenz
n Alkoholeinschränkung
n Ernährung «salzarm», reich an Früchten und Gemüse,
Vollkornprodukten, wenig Nahrungsmittel tierischer
Herkunft
n Körpertraining: Gehen, Laufen, Velofahren, Schwimmen,
Langlaufen etc.
n Gewichtskontrolle (Pro Kilogramm weniger Gewicht wird
der Blutdruck um 1– 2 mmHg gesenkt. Diese Blutdrucksenkung ist unabhängig vom Normalgewicht.)
n Entspannungsübungen können einen positiven blutdrucksenkenden Einfluss haben. Hierzu kommen z.B. autogenes
Training, Yoga oder die progressive Muskelrelaxation nach
Jacobsen in Frage.
Liegt der Blutdruck über 140/90 mmHg, werden zur Blutdrucksenkung Medikamente eingesetzt.
29
«Metabolisches Syndrom»
Medikamentöse Therapie des Bluthochdrucks
Folgende Arzneimittel-Gruppen kommen dazu in Frage:
Stoffwechsel neutrale
Blutdrucksenker
Blutdrucksenker mit Einfluss
auf den Stoffwechsel
– ACE-Hemmer
– Angiotensin-II-Antagonisten
– Kalziumantagonisten
– Diuretika
– Betablocker
In der medikamentösen Therapie des Bluthochdrucks beim
metabolischen Syndrom, kommt es darauf an, Arzneimittelklassen zu wählen, die selbst möglichst wenig Einfluss auf
den Stoffwechsel von Fetten und Glukose (Zucker) haben.
ACE-Hemmer, Angiotensin-II-Antagonisten und Kalziumantagonisten gelten als metabolisch neutral, was bedeutet,
dass diese Arzneimittelgruppen nicht zu einer Zunahme
des Körpergewichts führen.
Bestimmte Diuretika und Betablocker können den GlukoseStoffwechsel negativ beeinflussen und verschlechtern damit
die metabolische Stoffwechsellage weiter. Aus diesem Grunde
sollten diese beiden Arzneimittelgruppen als alternative
Optionen bei der initialen Therapie des Bluthochdrucks eingesetzt werden, solange nicht andere Gründe dagegen sprechen.
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
Besser informiert über
Bluthochdruck
Nähere Informationen zum Thema finden Sie in der MephaDie mit dem Regenbogen
Patientenbroschüre «Besser informiert über Bluthochdruck»,
die kostenlos über Mepha Pharma AG bezogen werden kann.
30
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
4. Insulinresistenz oder Diabetes Typ 2
Das körpereigene Hormon Insulin ist lebenswichtig. Es ist
das einzige Hormon und gleichzeitig die einzige Möglichkeit,
um den Blutzucker zu senken.
Insulin transportiert Zucker (Glukose) in die Muskel- und
Leberzellen, wo die Zuckermoleküle in einer Speicherform,
dem Glykogen, gespeichert werden, bis sie wieder für die
Bereitstellung von Energie gebraucht werden.
Dadurch bewegt sich die Blutzuckerkonzentration beim Gesunden immer in einem sehr engen Bereich. Sie steigt nach
dem Essen an, es wird Insulin ausgeschüttet, Zucker wird in
die Zellen aufgenommen und die Zuckerkonzentration im
Blut fällt dadurch wieder ab.
Weiterhin hemmt Insulin die körpereigene Neubildung von
Zucker in der Leber (dies bezeichnet man als Glukoneogenese)
und sorgt dafür, dass der Körper Energievorräte in Form von
Fett und Stärke anlegen kann.
Bei der Insulinresistenz steht zwar Insulin zur Verfügung,
kann aber zusammen mit dem Zucker nicht in genügendem
Ausmass in die Zellen aufgenommen werden. Grund hierfür
ist eine verminderte Empfindlichkeit des Gewebes (hauptsächlich Muskel, Leber und Fettgewebe) gegenüber dem Hormon Insulin. Diese reduzierte Sensibilität der Körperzellen
auf Insulin beeinträchtigt seine Wirkung massiv, und hat zur
Folge, dass die Bauchspeicheldrüse vermehrt Insulin produziert, da im Blut die Zuckerkonzentration zu hoch ist. Die Insulinresistenz gilt als Vorstufe des Diabetes mellitus.
Durch diese chronische Überbelastung der Bauchspeicheldrüse kommt es letztlich zur Erschöpfung und zum vollständigen Funktionsverlust. Die Bauchspeicheldrüse produziert
dann kein Insulin mehr.
«Metabolisches Syndrom»
31
Diagnosestellung
Diagnose
Die Diagnose Diabetes mellitus wird gestellt, wenn zweimal
ein Nüchtern-Blutzucker von über 7.0 mmol/l im Blut gemessen wird.
Aber auch eine zweimalige Gelegenheitsmessung im Blut
mit Werten von über 11.1mmol/l irgendwann im Tagesverlauf sichert die Diagnose.
Im Zweifelsfall kann ein oraler Glukose-Belastungstest (oGTT)
durchgeführt werden. Dabei wird die Regulierung des Blutzuckerspiegels nach Einnahme einer hochkonzentrierten
Zuckerlösung gemessen. Dieser Test wird v.a. in der Schwangerschaft (Schwangerschaftsdiabetes) angewendet.
Behandlung
Nicht-medikamentöse Therapie – Was kann ich selbst dazu
beitragen, den Blutzucker zu senken?
Ein wesentlicher Anteil der Therapie beim Diabetes mellitus
kommt der Eigeninitiative des Patienten zu. Als basistherapeutische Massnahmen, die wenn immer möglich vor einer
medikamentösen Behandlung durchgeführt werden, gelten:
n Schulung und Aufklärung
n Steigerung der körperlichen Aktivität mit dem Ziel,
das Gewicht zu reduzieren
n diabetesgerechte Ernährung
n Nikotinabstinenz
Vor allem der Gewichtsreduktion und der körperlichen Bewegung kommt eine Schlüsselrolle zu. Eine Reduktion des
Gewichts senkt den Insulinbedarf. Dies kann sogar so weit
gehen, dass bei Frühformen des Diabetes Typ 2 eine Gewichtsreduktion die medikamentöse Therapie überflüssig macht
oder zumindest hinauszögern kann.
Unter körperlicher Aktivität funktioniert der insulinabhängige Transport der Zuckermoleküle in die Zellen besser,
so dass Sport auch als gezieltes Mittel zur Senkung des Blutzuckerspiegels eingesetzt werden kann.
32
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
Medikamentöse Therapie des Diabetes
Für die medikamentöse Therapie des Diabetes steht eine
ganze Reihe von Medikamentengruppen zur Verfügung,
um den Blutzuckerspiegel zu senken.
Voraussetzung für viele dieser Medikamente ist eine noch
funktionsfähige Bauchspeicheldrüse (Pankreas).
In die Gruppe, welche die Bauchspeicheldrüse zur Insulinausschüttung anregen, gehören z.B.:
Sulfonylharnstoffe
(Glibenclamid, Glimepirid,
Gliclazid etc.)
Sulfonylharnstoff-Analoga
Glinide
(Repaglinid, Nateglinid)
Gliptine
(DPP-4 Hemmstoffe)
– Wirken auf die Bauchspeicheldrüse und stimulieren
die Insulinausschüttung.
– Haben keinen Effekt auf
den Fettstoffwechsel.
– Können zu Gewichtszunahme
führen.
– Wirken auf die Bauchspeicheldrüse und stimulieren
die Insulinausschüttung.
– Müssen direkt vor den Mahlzeiten eingenommen werden
(sonst besteht Gefahr der
Unterzuckerung).
– Verstärken den Effekt der körpereigenen Peptidhormone,
welche blutzuckersenkend
wirken.
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
Besser informiert über
Diabetes
Nähere Informationen zum Thema finden Sie im MephaPatientenbroschüre «Besser informiert über Diabetes»,
Die mit dem Regenbogen
die kostenlos über Mepha Pharma AG Aesch bezogen
werden kann.
«Metabolisches Syndrom»
33
GLP-1-Analoga sind neue Wirkstoffe, die ebenfalls bei Diabetes Typ 2 eingesetzt werden. Ihr grosser Vorteil ist, dass sie
tendenziell gewichtssenkend wirken. Sie müssen allerdings
subkutan gespritzt werden.
Daneben gibt es noch Wirkstoffgruppen, deren Wirkung
nicht auf einer Stimulation der Bauchspeicheldrüse beruht.
Hierzu gehören z.B.:
Metformin
– Metformin senkt den Blutzucker und bessert die Insulinresistenz (verstärkt die
Wirkung von eigenem Insulin).
– Blutzucker sinkt sowohl
nüchtern als auch nach
der Mahlzeit.
– Weniger Hungergefühl;
es kommt zum Gewichtsverlust.
– Verbesserung des BlutfettProfil.
Glitazone
(z.B. Pioglitazon)
– Auch als «Insulinsensitizer»
(Insulin-Sensibilisierer)
bezeichnet.
– Machen die Zellen sensibler für
vorhandenes (körpereigenes
und gespritztes) Insulin.
– Senken die «Insulinresistenz»
und damit den Insulinbedarf
des Körpers. Blutzucker sinkt –
nüchtern wie auch nach
den Mahlzeiten.
– Unterzucker wird seltener
verursacht.
– Können Gewichtszunahme
verursachen.
– Hemmen das Enzym, das zum
Abbau von Stärke in Zucker im
Darm notwendig ist. Dadurch
wird weniger Zucker aufgenommen.
Alpha-Glukosidase-Hemmstoffe
(Acarbose, Miglitol)
34
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
Behandlungsmöglichkeiten
Jede einzelne Komponente des metabolischen Syndroms
muss gezielt behandelt werden.
Wichtige Therapieziele dabei sind die Normalisierung
des Gewichts, des Fettstoffwechsels und die Senkung des
Bluthochdrucks.
Dies bedeutet:
Gegen Übergewicht
Bei ungünstigen
Blutfetten
Behandlung
eines Diabetes Typ 2
Bluthochdruck
Bewegung oder in Ausnahmefällen Medikamente
Bewegung, Gewichtsabnahme, fettarme Diät,
entsprechende Medikamente
(Lipidsenker)
Bewegung, Gewichtsabnahme, blutzuckersenkende
Medikamente, evtl. Insulin
Bewegung, Gewichtsabnahme, entsprechende
Medikamente (Antihypertensiva)
Gewicht nachhaltig reduzieren
Keine Crash-Diäten durchführen, sondern die Ernährung
prinzipiell umstellen auf eine ballaststoffreiche, energiereduzierte Mischkost. Sie sollte vor allem weniger zucker- und
stärkereiche Lebensmittel wie Weissmehlprodukte und Gebäck
enthalten. Dafür sollte es mehr gesundes Fett und Eiweiss
sein: Eiweiss steckt in mageren Milchprodukten und magerem Fleisch. Gesunde Fette stammen aus pflanzlichen Ölen
sowie aus Fischöl (sogenannte ungesättigte Fettsäuren,
Omega-3-Fettsäuren) liefern Oliven- und Rapsöl, Nüsse sowie Makrele, Hering und Lachs. Die Energiedichte sinkt,
wenn zu allen Mahlzeiten reichlich Gemüse oder Salat gegessen wird. Wichtig ist auch ein fester Mahlzeitenrhythmus,
ohne zwischendurch immer mal etwas zu naschen.
«Metabolisches Syndrom»
35
Regelmässige Bewegung
Besonders geeignet sind schnelles Gehen, Schwimmen
und Velofahren. Aber auch das Krafttraining darf nicht vergessen werden. Damit wird Muskulatur aufgebaut, die Insulinwirkung verbessert sich und der Energieverbrauch steigt
in Ruhe, denn Muskulatur verbraucht selbst viel Energie.
Mit dem Rauchen aufhören
Der Verzicht auf Nikotin wirkt sich ebenso positiv aus,
denn das Rauchen schädigt die Gefässe.
36
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
Eigeninitiative ist gefragt!
Erhalten Sie ihre Lebensfreude indem Sie Körper und Seele,
Anspannung und Entspannung im Gleichgewicht halten.
Sorgen Sie als Gegenpol zu den stress-beladenen Zeiten im
Berufsalltag für Inseln der Entspannung und der Ruhe.
n
n
n
n
n
Schlafen Sie ausreichend.
Nutzen Sie Pausen, um abzuschalten und Ihren
Arbeitsplatz zu verlassen.
Legen Sie Zeiten fest, die Sie nur für sich selbst nutzen.
Vermeiden Sie wenn immer möglich sich aufzuregen,
und lernen Sie durch entsprechende Methoden Stress
abzubauen.
Versuchen Sie Freude an der Bewegung zu bekommen,
und geniessen Sie die körperliche Aktivität im Freien.
So kompliziert die Verflechtung der Risikofaktoren erscheint,
so einfach ist die wichtigste Empfehlung, dieser komplexen
Störung zu entgegnen.
Ein entspannter Lebensstil sowie regelmässige körperliche
Bewegung (je nach Alter und körperlicher Verfassung Sport
oder auch Spazierengehen) sind die besten und natürlichsten
Mittel, fast alle Komponenten des metabolischen Syndroms
günstig zu beeinflussen.
Eine dauerhafte Umstellung des Lebensstils ist daher ein
zentraler Aspekt der Therapie, um langfristig das Risiko
einer Herzkreislauf-Erkrankung zu senken.
«Metabolisches Syndrom»
37
Metabolisches Syndrom bei Kindern
Früh gegensteuern, denn Prävention ist besser als jede
Therapie
Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen wird ein immer
häufigeres Problem. In der Schweiz sind mittlerweile ca. 18%
der 6 –12 jährigen Kinder übergewichtig und weitere 4%
extrem übergewichtig (adipös).
Neben einer erblichen Veranlagung ist, genau wie bei den
Erwachsenen ein Überschuss kalorienreicher Nahrungsmittel
mit hohem Fett- und Zuckergehalt und niedrigem Anteil an
Nahrungsfasern sowie ungenügende körperliche Aktivität
verantwortlich.
Je höher der BMI und das Alter des Kindes, umso höher ist
die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind auch im Erwachsenenalter dauerhaft übergewichtig sein wird.
38
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
Prozentanteil übergewichtiger Kinder nach Schulstufen,
Heimat und Geschlecht seit 1979/1980
40
35
30
25
20
15
10
5
0
Knaben Mädchen Knaben Mädchen Knaben Mädchen Knaben Mädchen
Schweiz
Ausland
Kindergarten (1. Klasse)
Schweiz
Ausland
Unterstufe (3. Klasse)
Für die Schweiz liegen Daten aus Basel vor (statistisches Amt
Basel-Stadt). In Basel-Stadt hat der Prozentanteil der Kinder
und Jugendlichen, welche als übergewichtig eingestuft werden,
in den vergangenen Jahrzehnten auf allen Schulstufen kontinuierlich zugenommen.
Auffällig ist, dass über alle Stufen hinweg und – unabhängig
von Geschlecht – ausländische Kinder und Jugendliche
deutlich häufiger an Übergewicht leiden als ihre Schweizer
Mitschülerinnen und Mitschüler.
39
«Metabolisches Syndrom»
Knaben Mädchen Knaben Mädchen
Schweiz
Ausland
Oberstufe (9. Klasse)
n
1979/1980
n
1989/1990
n
1999/2000
n
2007/2008
40
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
Übergewichtige Kinder von heute sind die Diabetiker/Innen
und Herzinfarktopfer von morgen
Bei Kindern und Jugendlichen hat Übergewicht nicht nur
gesundheitliche Folgen, sondern auch negative psychische
Konsequenzen wie beeinträchtigtes Selbstbewusstsein und
gestörtes Körperbild. Auch das sogenannte SchlafapnoeSyndrom kommt bei übergewichtigen Kindern gehäuft vor;
diese Kinder schnarchen auffällig und zeigen während
des Schlafs für unterschiedlich lange Zeit Atemaussetzer.
Hinzu kommt, dass in der Wachstumsperiode ein zu hohes
Körpergewicht zu orthopädischen Problemen führt, was zu
Einschränkungen bei der körperlichen Aktivität führt.
Was tun gegen Übergewicht bei Kindern?
Verantwortlich für diese Entwicklung sind, neben einer genetischen Veranlagung, die tatsächlich durch Zwillings- und
Adoptionsstudien belegt ist, falsche Ernährungsgewohnheiten sowie abnehmende körperliche Bewegung bei erhöhtem
Fernseh- und Medienkonsum.
Die Freude an körperlicher Aktivität und die Essgewohnheiten werden am stärksten durch die Familie geprägt. Studien
zeigen, dass Kinder, die weniger fernsehen, statistisch schlanker sind als die Kinder, die viel fernsehen.
«Metabolisches Syndrom»
41
Zur Vorbeugung von Adipositas durch falsches kindliches
Essen haben sich einige wenige Ernährungsregeln sehr
bewährt.
1. Kindern nie Essen aufdrängen, besonders wenn sie krank sind.
Regelmässige Mahlzeiten sind zwar wünschenswert, lassen sich
aber nicht immer erzwingen.
2. Kinder sollten morgens früh genug geweckt werden, so dass ein
kleines Frühstück eingenommen werden kann. Zumindest sollte
morgens ein warmes Getränk zu sich genommen werden.
Ein leicht verdauliches Frühstück ist z.B. ein Müsli aus einigen
EL Haferflocken mit z. B. Joghurt, Milch, Obst, Nüssen.
3. Ein Pausenbrot ohne fetten Brotbelag, aber mit etwas Obst,
oder einer Karotte und etwas zum Trinken ist wichtig.
4. Vor und nach dem Mittagessen sollte das Kind etwas Ruhe haben,
um abschalten zu können.
5. Auf ruhiges und ausreichendes Kauen achten.
6. Den Teller nicht vollladen, eher wenig auf den Teller geben,
und nachreichen, wenn die erste Portion gegessen ist.
7. Erst wenn die Hauptmahlzeit wirklich beendet ist, sollten Süssigkeiten in kleinen Mengen erlaubt werden. Grundsätzlich sollen
Süssigkeiten eingeschränkt und wenn immer möglich z.B. durch
Obst und Früchte ersetzt werden.
8. Am Nachmittag sind Obst, Joghurt, Brot, Rohkost, Haferflocken
ideal als Zwischenmahlzeit.
9. Das Abendessen sollte lange vor dem Zubettgehen eingenommen
werden.
10. Kinder sollen keine Süssgetränke erhalten. Sie sollen den Durst
mit Wasser stillen.
42
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
Bin ich gefährdet?
Der 1986 entwickelte und 1995 aktualisierte Test basiert auf
den Ergebnissen der PROCAM-Studie. Die seit 1978 durchgeführte Prospektive Cardiovaskuläre Münster-Studie ist die
grösste bevölkerungsorientierte Untersuchung in Europa zur
Erforschung der Ursachen des Herzinfarktes.
Der PROCAM-Test ermittelt das persönliche Risiko für einen
Herzinfarkt innerhalb der nächsten 10 Jahre.
Der PROCAM-Schnelltest
n der schnelle Test zur Ermittlung des Herzinfarktrisikos
n für Frauen von 45 bis 65 Jahren
n für Männer von 35 bis 65 Jahren
n der Test gibt Aufschluss darüber, ob Sie einen Arzt
aufsuchen und sich genauer untersuchen lassen sollten
43
«Metabolisches Syndrom»
Persönlicher Risikotest
Persönliche Angaben
Geburtsdatum
Geschlecht
Körpergrösse
/
/
männlich
.
weiblich
m
Körpergewicht
kg
Body-Mass-Index
kg/m2
Bauchumfang
cm
Angaben zum Herzkreislauf-Risiko
Wenn eine der folgenden Fragen mit «JA» beantwortet wird,
besteht ohnehin ein erhöhtes Risiko für Herzkreislauf-Erkrankungen,
und Sie können auf den Test (unten) verzichten.
Haben Sie bereits einmal einen Herzinfarkt erlitten?
ja
nein
Ist bei Ihnen ein Eingriff am Herz erfolgt,
wie Ballon-Dilatation, Stent, Bypass-Operation?
ja
nein
Hat Ihnen Ihr Arzt schon einmal gesagt,
dass Sie an Angina pectoris oder an einer
koronaren Herzkrankheit leiden?
ja
nein
Haben Sie schon einmal einen Schlaganfall erlitten?
ja
nein
44
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
Angaben zu eventuellen Risikofaktoren
Die Beantwortung folgender Fragen ist notwendig, um an einem
PROCAM-Test teilnehmen zu können.
Ist bei Ihren Eltern, Grosseltern oder Geschwistern
vor dem 60. Lebensjahr ein Herzinfarkt festgestellt
worden?
ja
nein
Leiden Sie unter Diabetes?
ja
nein
Wurde bei Ihnen Bluthochdruck festgestellt?
ja
nein
Nehmen Sie ein Medikament zur Senkung Ihres
Blutdrucks?
ja
nein
Sind Sie Raucher/in?
ja
nein
Berechnung des Risikos mit dem PROCAM-Test
Angaben
Risikopunkte
zu Risikofaktoren
Frauen
(45 – 65 Jahre)
Alter in Jahren
(Beispiel: 47-jähriger Mann
= 47 Risikopunkte)
Diabetes
(Frauen wenn ja = 13 Risikopunkte
Männer wenn ja = 5 Risikopunkte)
Bluthochdruck
(Frauen wenn ja = 3 Risikopunkte
Männer wenn ja = 5 Risikopunkte)
Herzinfarkt
vor dem 60. Lebensjahr bei Eltern,
Grosseltern, Geschwistern
(Frauen wenn ja = 5 Risikopunkte
Männer wenn ja = 4 Risikopunkte)
Rauchen
(Frauen wenn ja = 8 Risikopunkte
Männer wenn ja = 9 Risikopunkte)
Risikopunkte
Männer
(35 – 65 Jahre)
45
«Metabolisches Syndrom»
Bestimmen Sie Ihren Body-Mass-Index (BMI) oder messen Sie
Ihren Taillenumfang
BMI oder
Taillenumfang
Frauen
BMI < 20 oder
Taillenumfang < 66cm
BMI 20 – 23 oder
Taillenumfang 66 – 76cm
BMI 24 – 27 oder
Taillenumfang 77– 88cm
BMI 28 – 32 oder
Taillenumfang 89 –102cm
BMI > 32 oder
Taillenumfang >102cm
Summe
Risiko- BMI oder
punkte Taillenumfang
Männer
Risikopunkte
0 BMI < 20 oder
Taillenumfang < 74cm
1 BMI 20 – 22 oder
Taillenumfang 74 – 80cm
2 BMI 23 – 25 oder
Taillenumfang 81– 90cm
3 BMI 26 – 28 oder
Taillenumfang 91– 99cm
4 BMI 29 – 30 oder
Taillenumfang 100 –105cm
BMI > 30 oder
Taillenumfang >105cm
0
1
2
3
4
5
Summe
Auswertung des PROCAM-Schnelltests
Der Schnelltest ermittelt auf Grund verschiedener Risikofaktoren, die wie das Alter nicht beeinflussbar sind und solcher die beeinflussbar sind, wie hoch das persönliche Risiko
ist, innerhalb der nächsten 10 Jahre einen Herzinfarkt oder
einen Schlaganfall zu erleiden.
Der Test ist in der Lage, ca. 90% aller Personen, die ein besonderes hohes Risiko aufweisen zu identifizieren und die Empfehlung für einen Arztbesuch mit einer genaueren Untersuchung zu geben.
Die meisten Risikopunkte errechnen sich dabei für beide Geschlechter durch den unbeeinflussbaren Faktor Alter. Hinzugerechnet werden anschliessend die geschlechtsspezifischen
Risiken durch Begleiterkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Herzinfarkt, Übergewicht. Auch das Rauchen wird als
unabhängiger Risikofaktor berücksichtigt.
46
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
Beurteilung
Männer:
Frauen:
mehr als 61 Risikopunkte
mehr als 64 Risikopunkte
Das Risiko innerhalb der nächsten 10 Jahre einen Herzinfarkt zu
erleiden liegt bei mehr als 10%.
Empfehlung
Suchen Sie Ihren Arzt auf, der eventuell eine genauere Untersuchung durchführen kann, zu der auch Blutwerte erforderlich sind (PROCAM-Gesundheitstest und PROCAM-Schlaganfalltest).
Ausserdem kann Ihr Arzt Ihnen Ratschläge geben um Ihr
individuelles Risiko zu vermindern.
«Metabolisches Syndrom»
47
48
Ratgeber für Patientinnen und Patienten
24087-300901
Die mit dem Regenbogen
www.mepha.ch
Herunterladen