Die Wunderwelt der Pollen

Werbung
Maria Anna Pabst
Die Wunderwelt der Pollen
Mit einem Beitrag von Wolf-Dieter Storl
Inhalt
Einleitung
8
Pollen und Bestäubung
Geheimnisse der Pflanzenzelle14
Jede Zelle ist ein ganzer Organismus
Chloroplasten lassen Pflanzen autark leben
Ein Bläschen mit vielseitigem Inhalt
Blüten: Geschlechtsorgane in variationsreicher Robe
14
17
19
Die Bestäubung Ein unpersönlicher »Liebesüberbringer«: der Wind Die intime Liebesbeziehung zwischen Pflanzen und Insekten
Die verschiedenen Blütenbesucher »Kriminelle« Machenschaften im Pflanzen- und Tierreich
Bestäuber in den Tropen Erlebnis auf einer Blumenwiese
Die Welt der Sporen – Als es noch keine Blüten gab … Zurück in die Urzeit
Ähnlichkeiten in der Fortpflanzung zwischen Pflanze
und Mensch
51
51
52
56
63
65
66
67
68
69
21
Kronblätter verführen mit Formen und Farben
21
Staub- und Fruchtblätter – die Sexualorgane der Blüten
26
Viele Blüten duften und produzieren Nektar
30
Blütenmeditation32
Pollen – die wunderbare männliche Kraft33
Pollenkörner werden sichtbar
33
Alles beginnt mit der Entwicklung
35
Das Innenleben der Pollenkörner und ihre Oberflächen strukturen
38
Form und Wassergehalt
42
Unterschiede in der Verbreitungsmethode, Lebensdauer
und Größe
47
Pollenmeditation51
Pflanzenporträts
Pollenkörner aus Wald und Wiese74
Beinwell (Symphytum sp.)
74
Echter Wundklee (Anthyllis vulneraria)76
Geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza sp.)
78
Geflecktes Lungenkraut (Pulmonaria officinalis)80
Gemeiner Beifuß (Artemisia vulgaris)82
Gewöhnlicher Erdrauch (Fumaria officinalis)86
Gewöhnliche Nachtkerze (Oenothera biennis)88
Gewöhnliche Vogelmiere (Stellaria media)91
Gewöhnliche Wegwarte (Cichorium intybus)94
Große Brennnessel (Urtica dioica)97
Hohler Lerchensporn (Corydalis cava)101
Kleinblütiges Weideröschen (Epilobium parviflorum)102
Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre) 104
Schöllkraut (Chelidonium majus)106
Schopfige Kreuzblume (Polygala comosa)108
Stängelloser Kieselenzian (Gentiana acaulis)110
Stängellose Primel (Primula vulgaris)112
Stinkender Storchschnabel (Geranium robertianum)114
Wiesenbärenklau (Heracleum sphondylium)117
Meditation zur Nahrungsteilung120
Wiesenrotklee (Trifolium pratense)121
Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis)124
Wildes Stiefmütterchen (Viola tricolor)126
Pollenkörner aus dem Obst-, Gemüseund Heilkräutergarten128
Echter Eibisch (Althaea officinalis)128
Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus)130
Muskatellersalbei (Salvia sclarea)132
Ringelblume (Calendula officinalis)134
Schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum)136
Steirischer Ölkürbis (Cucurbita pepo var. styriaca)138
Pollenkörner aus dem Ziergarten141
Deutsche Schwertlilie (Iris germanica)141
Gelbrote Taglilie (Hemerocallis fulva)143
Mittagsgold (Gazania splendens)146
Rispige Flammenblume (Phlox sp.)148
Schwarzäugige Susanne (Thunbergia alata)150
Wildtulpe (Tulipa sp.) 152
Pollenkörner von wasserliebenden
Pflanzen
154
Fieberklee (Menyanthes trifoliata)154
Gelbe Gauklerblume (Mimulus guttatus)156
Indische Lotosblume (Nelumbo nucifera) 158
Lotosblüten-Chakrameditation161
Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia)163
Weiße Seerose (Nymphaea alba) 166
Pollenkörner besonderer Pflanzenschönheiten168
Gewöhnlicher Seidelbast (Daphne mezereum) 168
Passionsblume (Passiflora sp.) 170
Prunkwinde (Ipomoea sp.) 172
Schwarzes Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) 174
Tollkirsche (Atropa belladonna) 178
Pollenkörner von Bäumen und Sträuchern
180
Akazie (Acacia sp.)182
Gewöhnlicher Trompetenbaum (Catalpa bignonioides)184
Freude in sich aufnehmen185
Lärche (Larix sp.)
186
Immer wieder entsteht Neues 187
Latsche oder Bergkiefer (Pinus mugo)188
Rhododendron (Rhododendron) 190
Rotbuche (Fagus sylvatica)192
Sporen 195
Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense) 195
Hirschzungenfarn (Asplenium scolopendrium) 198
Keulenbärlapp (Lycopodium clavatum) 200
Blütenstaub und Sporen: Ethnobotanische
und kulturgeschichtliche Betrachtungen
Von Wolf-Dieter Storl
Blütenstaub – Sinnbild des Zaubers und der Liebe
Goethe: Blütenstaub als Quintessenz pflanzlicher Alchemie
Botanik, die obszöne Wissenschaft
Das Blumengrab eines Neandertalers
Mumien und religiöse Fetische
Die Asche Shivas, das Salz der Alchemisten
Der Pollenpfad
Eros und Tod: Entgrenzung des Egos
Die Tatze des Götterbären
Pollen als Heil- und Nahrungsmittel
Paläobotanik, Palynologie und Klima
Lebenskeime aus dem All
Heuschnupfen und Pollenallergie
Wenn Schmetterlinge sterben und Bienen verschwinden
204
206
208
210
213
214
216
218
220
221
223
227
227
231
Anmerkungen233
Dank234
Glossar236
Literatur238
Beim Betrachten der Sporen im Rasterelektronenmikroskop fallen sofort Ähnlichkeiten
mit Pollenkörnern auf. So kann man auch
an ihrer Oberfläche verschiedene Ornamente
entdecken. Je nach Pflanze sind die Gestaltungen
ganz unterschiedlich. Verschiedenartige Erhebungen oder ein feines Maschenwerk können
die Oberfläche zieren. Wie bei den Pollenkörnern
gibt es auch bei den Sporen eine Stelle, die
als Öffnung dient, um eine Keimung zu ermöglichen. Manchmal ist sie, wie beim Echten
Wurmfarn (Dryopteris filix-mas), als feine Linie
ausgebildet, bei anderen Pflanzen, wie beim
Keulenbärlapp (Lycopodium clavatum), taucht
als Keimöffnung eine dreischenkelige Figur
auf. Eine ganz besonders extravagante Form
haben die Sporen des Ackerschachtelhalms
(Equisetum arvense) entwickelt. Sie haben zwei
lange Bänder mit Endverbreiterung an der
Oberfläche der kugeligen Sporen angebracht
(siehe die jeweiligen Pflanzenporträts).
Auch in der Wand der Sporen sind die widerstandsfähigen Sporopollenine zu finden. Obwohl
die Sporen äußerlich durchaus Ähnlichkeiten
mit Pollenkörnern haben, ist ihr unterschiedlicher
Name durchaus gerechtfertigt. Wir können
sie nicht wirklich gleichsetzen, da in den Sporen
keine männlichen Geschlechtszellen (Spermatozoiden) entstehen, wie das bei Pollenkörnern
der Fall ist. Für die Bildung von Geschlechtszellen
haben diese Urpflanzen eine eigene Pflanzengeneration ausgebildet, die Vorkeime. Sie haben
also eine andere Art der Vermehrung als die
Blütenpflanzen. Trotzdem scheint es so, als ob
die äußere Gestaltung der Sporen als Baumodell
für die später entstandenen Pollenkörner gedient
hätte.
Zurück in die Urzeit
Nehmen Sie sich etwas Zeit und versetzen Sie sich in Ihrer Imagination 400 Millionen Jahre zurück, um sich
einen sumpfigen Urwald durch die Augen einer dieser riesigen Libellen anzusehen. Wie fühlt sich das
an oder was erleben Sie als Libelle – wenn Sie mit gigantischen Flügeln zwischen den endlos hohen Bäumen
umherfliegen, wenn durch die Wärme des Tages in den Sümpfen das Wasser verdunstet, die Luft mit
Feuchtigkeit gesättigt ist und immer wieder Wasser vom Himmel kommt, wenn Sie einen Partner treffen,
mit dem Sie sich in der Luft paaren und als weibliche Libelle Ihre Eier an Wasserpflanzen ablegen,
am Element Wasser, das Ihren Larven die Entwicklung ermöglicht, wenn Sie in diesen Wäldern blitzschnell
umherfliegen und nach Nahrung jagen?
68 Die Bestäubung
Ähnlichkeiten in der Fortpflanzung
zwischen Pflanze und Mensch
Obwohl Pflanzen und Menschen bekanntermaßen sehr unterschiedliche Wesen sind, fallen
bei den Vorgängen im Staubbeutel durchaus
Ähnlichkeiten mit jenen im menschlichen Hoden
auf. Aber natürlich gibt es auch Unterschiede.
Wie schon beschrieben wurde, machen die
vielen Pollenmutterzellen im Staubbeutel jeweils
zwei Teilungen durch. Es sind ganz spezielle,
sogenannte meiotische Teilungen, bei denen die
Anzahl der Chromosomen halbiert wird. Auch
im menschlichen Hoden finden bei einigen
der »Mutterzellen« – sie werden hier »Spermatogonien« genannt – ebenfalls zwei gleichartige
Teilungen statt. Im Wesentlichen entsprechen sie
denen der Pollenmutterzellen in den Pflanzen.
Dort wie auch beim Menschen entstehen aus
den einzelnen »Mutterzellen« jeweils vier
haploide Zellen. Im Pflanzenreich entwickeln sie
sich zu Pollenkörnern weiter, die unter anderem
für ihre gefährliche Reise durch die Luft eine
stabile Hülle ausbilden. Beim Menschen ist eine
stabile Hülle nicht notwendig. Durch Umbildungsvorgänge entwickeln sich aus den haploiden Zellen die beweglichen Spermien.
Während ihrer Blüte bilden die Pflanzen in relativ kurzer Zeit aus allen Pollenmutterzellen
Pollenkörner. Im menschlichen Hoden hingegen vermehren sich die Spermatogonien ab der
Pubertät ständig, und nur einige davon teilen
sich jeweils meiotisch. Da also fortwährend Spermatogonien nachgebildet werden, entstehen
über viele Jahre immer wieder neue Spermien, die
immer wieder Eizellen befruchten können.
In den Pollenkörnern der Blütenpflanzen entwickeln sich unbewegliche Spermien. Sie werden
später über den Pollenschlauch direkt zur Eizelle transportiert. Die beweglichen menschlichen
Spermien können sich hingegen im feuchten
Milieu der weiblichen Geschlechtsorgane mit
ihrer Geißel selbst zur Eizelle hinbewegen.
Trifft ein Pollenkorn auf eine Narbe, wächst
aus einer Keimöffnung des Pollenkorns ein
Pollenschlauch aus. Der Schlauch wird immer
länger und durchdringt schließlich den ganzen
Griffel, bis er die Samenanlagen des Fruchtknotens erreicht. Wie jeder gängige Schlauch
außen von einer Wand begrenzt ist, wird er
hier von der Intine gebildet, der inneren Wand
des Pollenkorns. In diesem Schlauch fließt
nicht etwa Wasser wie in einem Gartenschlauch,
in ihm wächst die große vegetative Zelle mit
den Spermien aus dem Pollenkorn aus. Die
Zellen verlassen ihre stabile Hülle, um ihrer
Bestimmung entgegenzuwachsen. Die große
vegetative Zelle ist dabei Überbringer der unbeweglichen Spermien.
Hier lassen sich ebenfalls Analogien zum Menschen finden. So sind Ähnlichkeiten zwischen
der Funktion des Pollenschlauchs und dem Penis
feststellbar. Beide transportieren, wenn auch
in unterschiedlicher Weise, die männlichen
Geschlechtszellen zu den weiblichen Geschlechtsorganen.
Bei den Pflanzen wird häufig nicht nur ein
Pollenkorn, sondern es werden gleich mehrere
auf eine Narbe gebracht. In diesem Fall sind
die Überbringer allerdings Bienen oder andere
Insekten. Auch beim menschlichen Geschlechtsverkehr gelangen viele Millionen Spermien,
im Hoden produziert, über den Samenleiter in
Ein Pollenschlauch wächst aus dem Pollenkorn einer Tabakpflanze aus. Elektronenmikroskopisches Schnittbild. 1650fach
vergrößert. (Bild: Günther Zellnig)
Die Bestäubung 69
Gewöhnlicher Erdrauch Fumaria officinalis
Erdrauchgewächse (Fumariaceae)
Ganz vorn sind die Blüten purpurrot bis
schwarzrot gefärbt. Zusätzlich hat die Oberlippe einen grünen Fleck. Als Besonderheit
bildet eines der Blütenblätter einen Sporn,
der als Gastgeschenk Nektar enthält.
Kleine Fältchen sind an der Oberfläche dieses
Pollenkorns zu sehen. 7500fach vergrößert.
»Weltraumfahrzeug«: Pollenkorn des
Erdrauchs. REM-Aufnahme auf Leinwand
gedruckt und von Hand mit farbiger Tusche
bemalt. 2700fach vergrößert.
86 Pollenkörner aus Wald und Wiese
Der Erdrauch ist in Europa und Nordafrika beheimatet, aber durchaus auch in Asien, Nordamerika
und Australien verbreitet. Die bis zu 40 Zentimeter hohe, zierlich wirkende Pflanze verfügt
über zarte, doppelt gefiederte, blaugrün bereifte
Blätter. Ihre Teilblättchen sind tief geteilt. Am
Ende des Stängels und der oberen Äste zeigen
sich, in einer Traube angeordnet, zehn bis
fünfzig tiefrosa Blüten. Die röhrenähnlichen Blüten sind nicht durchgehend gleich gefärbt.
Ganz vorn wechselt ihre Farbe zu Purpur- bis
Schwarzrot, und an der Oberlippe ist vorn
auch noch ein grüner Fleck zu sehen. Eines der
Blütenkronblätter ist sackförmig nach hinten
verlängert und bildet einen Sporn. In ihn ragt
eines der beiden Staubblätter, das auch den
Nektar absondert. Die Blüten locken damit Bienen
für die Bestäubung an, und die später gebildeten Samen werden von Ameisen verbreitet.
Die Blütezeit dieser zarten Pflanze erstreckt sich
von April bis Oktober.
Der Erdrauch braucht einen nährstoffreichen,
lockeren Lehmboden. Da er in Gärten, Äckern
und Weinbergen häufig mit anderen Beikräutern
vorkommt, kann man ihn als Kulturbegleiter
des Menschen sehen. Aber auch auf Ödland ist
er zu finden.
In der botanischen Bezeichnung Fumaria steckt
das lateinische Wort fumus, was so viel wie
»Rauch« bedeutet. Auch der deutsche Name
enthält das Wort. Möglicherweise wird die
Pflanze deshalb als »Erdrauch« bezeichnet, weil
sie von Weitem so aussieht, als ob Rauch aus
der Erde käme. Bei Kelten und Germanen wurde
der Erdrauch als Räuchermittel verwendet.
Auch dies ist möglicherweise ein Grund für die
Herleitung seines Namens.
Bereits Plinius d. Ä. beschrieb, dass im antiken
Rom das Kraut in Teemischungen für Leberund Gallebeschwerden gemischt wurde. In der
Klosterheilkunde wurde Erdrauch bei Hauterkrankungen eingesetzt, um Juckreiz, Krätze und
Schorf zu behandeln. Seine Wirkungen haben
ihm auch die Bezeichnung »Grindkraut« eingebracht. Obwohl der heilsame Effekt auf die Haut
bekannt war, erregte der Erdrauch erst vor
einigen Jahren das Interesse der Schulmedizin.
Fumarsäureester des Erdrauchs sind bei Schuppenflechte (Psoriasis) wirksam.
Auch die Erfahrungen der alten Römer haben
sich bewahrheitet. Das Kraut wirkt entzündungshemmend und aufgrund seiner Alkaloide (zum
Beispiel Fumarin) krampflösend, speziell bei
krampfartigen Gallenbeschwerden. Der Erdrauch
soll den Galleabfluss regulieren. Es heißt auch,
er senke erhöhte Cholesterinwerte.
Die Kommission E empfiehlt Fumaria officinalis
bei krampfartigen Beschwerden im Bereich
der Gallenblase, der Gallenwege und des
Magen-Darm-Trakts.
Die rundlichen Pollenkörner haben eine glatte,
leicht gefaltete Oberfläche oder zeigen kleine
warzenähnliche Erhebungen. Sechs ins Auge
springende Keimporen wölben sich halbkugelförmig nach außen vor. Ihre markante Erscheinung wird noch durch eine ringförmige Verdickung an ihrer Basis betont. Insgesamt sieht
das Pollenkorn wie ein Weltraumfahrzeug
aus. Die Keimporen wirken durch ihre glatte
Oberfläche wie gewölbte Fenster. Man kann sich
vorstellen, dass sich die Mannschaft durch
diese Fenster im Weltall orientiert und vielleicht
auch die vielen Sterne, Planeten und die Milchstraße bewundert.
Meditation zur Nahrungsteilung
Wenn Sie einen blühenden Wiesenbärenklau finden, beobachten Sie einmal die unterschiedlichen Blütenbesucher, die hier auftauchen. Versetzen Sie sich in Ihrer Vorstellung nacheinander in verschiedene
Insekten – in eine Biene, eine Fliege, einen Käfer, einen Schmetterling – und erfahren Sie, wie es ist, sich
gemeinsam an einem gedeckten Tisch zu ernähren. Nehmen Sie auch die jeweils anderen Gäste wahr.
Vielleicht können Sie mit ihnen Kontakt aufnehmen. Achten Sie aber nicht nur auf die Nahrung, die sich
Ihnen darbietet, sondern auch auf Gefahren, die bei zu großer Sorglosigkeit im Konsum lauern.
Übertragen Sie dann Ihre Erfahrungen auf die menschliche Ebene. Unsere Erde ist, wie die Blütendolden
des Wiesenbärenklaus, ein gedeckter Tisch, auf dem es eine Fülle von Nahrung gibt. Viele verschiedene
Völker können sich davon ernähren. Doch wie sieht es beim Menschen mit einem friedlichen Miteinander
am gedeckten Tisch und mit dem Teilen der vorhandenen Nahrung aus?
120 Wiesenrotklee Trifolium pratense
Schmetterlingsblütengewächse (Fabaceae)
Der Wiesenrotklee ist in Europa und Mittelasien
heimisch. Er wächst auf Wiesen, Feldern und
in lichten Wäldern. Stickstoffarmer, kalkhaltiger,
trockener und tiefgründiger Ton- oder Lehmboden sind ihm recht. Die Pflanze wird 15 bis
40 Zentimeter hoch und hat als Klee dreiteilige
Blätter, die bei ihm in der Mitte weißlich gezeichnet sind. Hin und wieder gibt es auch vierteilige
Blätter. Findet man ein »vierblättriges Kleeblatt«,
soll das Glück bringen. Ich habe als Kind oft
danach gesucht und wurde durchaus auch fündig.
Kugelige Blütenstände mit roten Blüten zieren
das Ende der Stängel. Meist sind die Blütenstände von den oberen Stängelblättern fast kragenartig umhüllt. Der Wiesenrotklee blüht
zunächst im Frühsommer und dann noch einmal
im Spätsommer. Bei den Schmetterlingsblütengewächsen mit ihren charakteristischen zweiseitig
symmetrischen Blüten (siehe das Kapitel »Blüten:
Geschlechtsorgane in variationsreicher Robe«)
sind die Staub- und Fruchtblätter im Inneren der
Blüte verborgen. Zur Sicherung ihrer Bestäubung
haben diese Pflanzen ausgeklügelte Einrichtungen
entwickelt, um den Pollen herauszuquetschen
oder das Staubblatt herauszuschnellen, sobald
sich ein Insekt auf die Blüte setzt. Als Einladung
für ihre Bestäuber produzieren die Blüten des
Wiesenrotklees Nektar am Grund einer langen
Röhre. Hummeln sind sehr daran interessiert, ihn
zu erreichen. Haben sie Probleme, an den Nektar
heranzukommen, »stehlen« sie ihn von außen,
nachdem sie die Röhre »gewaltsam« geöffnet
haben.
Die Wurzeln dieser Pflanze reichen bis zu
2 Meter in den Boden. Ganz allgemein befinden
sich bei Schmetterlingsblütengewächsen im
Wurzelbereich Knöllchen, in denen stickstoffbin-
dende Bakterien leben. Die Pflanzen gehen eine
sehr enge Verbindung (Symbiose) mit den
Knöllchenbakterien ein. Beide brauchen einander
und ziehen Nutzen aus dieser Verbindung.
Die Knöllchenbakterien (unter anderem Rhizobien) können mit Hilfe der Pflanze Stickstoff aus
der Luft binden und in eine Form bringen, die
Pflanzen zu nutzen vermögen. Es entwickeln sich
Stickstoffverbindungen, die in Pflanzen einen
hohen Eiweißgehalt entstehen lassen. So bieten
Schmetterlingsblütengewächse wie Erbsen
(getrocknet), Linsen, Bohnen mit einem Eiweißgehalt von circa 23 Prozent dem Menschen
wertvolles Pflanzenprotein. Für Tiere steht Rotklee als eiweißreiche Futterpflanze zur Verfügung.
Auch als Gründüngung leistet der Wiesenrotklee
gute Dienste. Er und auch andere Schmetterlingsblütengewächse reichern den Boden mit
Stickstoff an und erhalten beziehungsweise
fördern so die Bodenfruchtbarkeit. Diese Tatsache ist bereits seit der Antike bekannt.
Sie wurde von Theophrastos schon im 4. Jahrhundert v. Chr. erwähnt.
Rotklee enthält – wie auch andere Schmetterlingsblütengewächse, zum Beispiel die
Sojabohne – Isoflavone, die eine hormonartige,
Der Wiesenrotklee ist eine eiweißreiche Futterpflanze.
Sie fördert die Bodenfruchtbarkeit.
Kugelige Blütenstände sitzen am Ende der Stängel.
Sie haben einen angenehm süßlichen Geschmack.
Ein Netz mit unterschiedlich großen und unterschiedlich
geformten Netzmaschen gestaltet die Oberfläche der
Pollenkörner. 7500fach vergrößert.
Pollenkörner aus Wald und Wiese 121
Fieberklee Menyanthes trifoliata
Fieberkleegewächse (Menyanthaceae)
Den Fieberklee trifft man in nördlichen gemäßigten Klimazonen von Nordamerika, Europa und
Asien. Der Name »Fieberklee« ist etwas irreführend. Er ist kein Schmetterlingsblütengewächs
wie die verschiedenen Kleearten, er gehört
zu den Fieberkleegewächsen. Seine Blätter sind
zwar dreiteilig, aber wesentlich größer als bei
den Kleearten üblich. In Sümpfen, Mooren
und in flachen Zonen von Teichen und Seen
kriecht eine bis zu 1 Meter lange Sprossachse
(Rhizom) am Boden entlang. Damit erobert
die Pflanze sich, zuweilen recht erfolgreich, den
Flachwasserbereich. An einem langen blattlosen Blütenschaft wachsen in dichten Trauben
ihre Blüten. Sie sind in ihrer Zartheit und
außergewöhnlichen Gestalt bezaubernd anzusehen. Im Knospenstadium sind die Kronblätter
rötlich. Wenn die Blüte sich öffnet, wird ihre
weiße Innenseite sichtbar. Sie trägt feine fransige
Fortsätze, die der Blüte ein fast bärtiges Aussehen verleihen. Einen hübschen Kontrast zum
Weiß der Kronblätter bilden die gelben Staubbeutel. Die überaus attraktiven Blüten kann man
zwischen Mai und Juli bewundern.
In den grünen Blättern des Fieberklees sind
Bitterstoffe und zusätzlich auch Gerbstoffe,
Flavonoide und Cumarine vorhanden. Neben
dem Gelben Enzian (Gentiana lutea), Wermut
(Artemisia absinthium) und Tausendgüldenkraut
(Centaurium erythraea) zählt auch der Fieberklee zu den Bitterstoffdrogen. Aus diesem Grund
hört er ebenso auf den Namen »Bitterklee«.
Bitterstoffe (Amara) regen die Produktion von
Verdauungssäften an und wirken sich daher bei
Magen- und Darmstörungen günstig aus.
Scopoletin und Scoparon (Cumarine) fördern
zusätzlich die Gallenproduktion und den Gallen-
154 Pollenkörner von wasserliebenden Pflanzen
fluss und schützen die Leber. Scopoletin gilt auch
als krampflösend. Früher wurde der Fieberklee
als Hausmittel bei fieberhaften Erkrankungen
verwendet. Auch diese Wirkung scheint mit den
Amara in Beziehung zu stehen. Da die Bitterstoffe die Schweißdrüsen anregen, können
sie einen Überschuss an Wärme nach außen
ableiten.
Die Kommission E hält den Fieberklee bei
Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden,
wie Völlegefühl und Blähungen, für sinnvoll.
Wie die hübschen Blüten sind auch die Pollenkörner recht originell gestaltet. Drei nach innen
gefaltete Keimöffnungen geben den länglichen
Pollenkörnern ein dreilappiges Aussehen.
Wie ein speziell aufgewickeltes »Wollknäuel«
aus weich anmutenden Fäden treten sie uns
entgegen.
Mit einer langen Sprossachse erobert sich Menyanthes
trifoliata hier die flache Teichzone.
Die bezaubernden Blüten kann man zwischen Mai und
Juli bewundern.
Ein komplex gewickeltes Schnurgewirr gestaltet die Oberfläche der Pollenkörner. 5200fach vergrößert.
»Wollknäuel«: Pollenkorn eines Fieberklees. REMAufnahme auf Leinwand gedruckt und von Hand mit
farbiger Tusche bemalt. 2200fach vergrößert.
Lärche Larix sp.
Kieferngewächse (Pinaceae)
Ursprünglich ist die Lärche in unseren Breiten
ein Baum des Gebirges, bis zur Waldgrenze hat
sie sich vorgewagt. Der Mensch hat sie schließlich in die Niederungen geholt. Anders als unsere übrigen Nadelbäume verliert die Lärche im
Herbst ihre Nadeln. Ihr frohes Farbenspiel im
Laufe der Jahreszeiten hat sie zu einem beliebten
Baum in Parks und Gärten werden lassen. Hellgrüne weiche Nadelbüschel zieren im Frühling
ihre biegsamen Zweige. Im Sommer vertiefen sie
ihr Grün, um im Herbst in goldgelbem Kleid
zu erscheinen. Auch im Winter wirkt sie mit ihren
feingliedrigen kahlen Zweigen hell und zart.
Fast unwirklich schön sieht sie aus, wenn ihre
Zweige im Winter mit Raureif bedeckt sind.
Insgesamt strahlt dieser lichtdurchflutete Baum
Heiterkeit und Leichtigkeit aus.
Die Blüten der Lärche bilden sich im März bis
Mai bereits vor ihren Nadeln. Sie zeigen sich
als gelbliche, eiförmige männliche und als rötliche weibliche Zapfen. Letztere werden nach
ihrer Reife grau und bleiben noch mehrere Jahre
am Baum.
Das Holz der Lärche ist das harzreichste und
damit auch das beständigste unter den Nadelbäumen. Daher wird es vielfach im Hausbau,
beim Anfertigen von Zäunen, Brücken und im
Bootsbau verwendet.
Feinwürzig duftet das Harz der Lärche. Sie
produziert es, um Wunden in ihrer Rinde zu
verschließen. Dieses duftende Harz hemmt aber
auch das Wachstum von Keimen. Auf solche
Weise sorgt die Lärche für ihre Gesundung. Auch
wir können von dem Harz profitieren. In der
Volksheilkunde werden seit langem Brustsalben
daraus hergestellt.
186 Pollenkörner von Bäumen und Sträuchern
Auch Dr. Edward Bach war von der Energie
der Lärche angetan und hat sie in seine Blütentherapie aufgenommen. Larch wird Menschen
empfohlen, deren Selbstvertrauen schwach
ausgeprägt ist. Die Blütenessenz gibt den Anstoß,
mangelndes Selbstwertgefühl in kühnes Selbstvertrauen zu verwandeln.
Die Pollenkörner der Lärchen sind anders
gestaltet als die ider übrigen einheimischen
Nadelhölzer. Sie haben keine Luftsäcke für ihre
Luftfahrt ausgebildet, sondern sind im Kätzchen
zunächst leicht elliptisch und nehmen dann,
wie im Bild sichtbar, durch Wasserverlust Napfform an. Interessant ist auch das verdickte
Band, das sich wie ein Gürtel um das Pollenkorn
windet. Die Napfform, die ein bisschen an einen
Schirm erinnert, soll sich bei der Verbreitung
durch den Wind als günstig erweisen. Keimöffnungen sind bei den Pollenkörnern der Lärche
nicht ausgebildet.
Die lichtdurchflutete Lärche strahlt Heiterkeit und Leichtigkeit aus.
Die gelben, eiförmigen männlichen Zapfen und die beiden
nach oben weisenden, rötlichen weiblichen Zapfen
der Lärche entwickeln sich im Frühling bereits vor den
Nadeln.
Die Oberfläche des Pollenkorns ist, wie bei windbestäubten Pflanzen üblich, glatt. Charakteristisch ist ein
verdicktes Band, das sich um das Pollenkorn windet.
Während der Verbreitung durch den Wind nehmen die
Pollenkörner Napfform an, was sich auf ihren Flug
günstig auswirken soll. Keimöffnungen sind bei ihnen
nicht ausgebildet.750fach vergrößert.
Immer wieder entsteht Neues
Durch ihre Verwandlung im Laufe des Jahres kann uns die Lärche Lehrmeisterin sein, wenn bei uns Verwandlungen, Veränderungen wichtig werden. Das Loslassen ihrer Nadeln im Herbst kann auch uns darauf hinweisen,
was wir Altes, nicht mehr Brauchbares loslassen können. Wie die Lärche im Winter brauchen wir eine Zeit
der Ruhe, um etwas Neues in uns zu entwickeln, das schließlich wie bei unserer Lehrmeisterin im nächsten Frühling hervorsprießt. Das Neue in unserem Leben kann sich schließlich festigen wie das satter werdende
Grün der Lärche im Sommer.
Die Lärche lehrt uns, darauf zu vertrauen, dass immer wieder etwas Neues, Wunderbares entsteht.
Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst, machen Sie eine Wanderung in die Berge und setzen Sie sich zu einer
Lärche. Es kann natürlich auch eine leicht erreichbare Lärche in Ihrer Umgebung sein. Entspannen Sie
sich, lassen Sie alle Gedanken los, die Sie im Moment nicht brauchen, schließen Sie Ihre Augen und lassen Sie
die leichte, heitere Energie der Lärche auf sich einwirken. Vielleicht entsteht in Ihnen eine Vision für etwas
Neues, was sich in Ihnen entwickeln möchte, für etwas, was Ihrem Leben Freude und Zufriedenheit gibt.
187
Die Natur ist ein offenes Buch,
um sie zu verstehen, muss man nur
lesen können.«
Werner Hempel (1936–2012), sächsischer Botaniker
Pollen ruft bei den meisten Zeitgenossen keine
glücklichen Assoziationen hervor. Das Wort
suggeriert eine bedrohliche »Luftfracht«, welche
die Nase triefen lässt, die Augen rötet und den
Alltag zur Qual macht. Pollenflugwarnungen
im Rundfunk schrecken Allergiker auf, und der
Pollenflugkalender vermiest so manchem
die Frühlingsfreude; der Staub hinterlässt hartnäckige Flecken auf Textilien und Möbeln;
auf dem Lack und den Scheiben geparkter Autos
klebt »gelbe Schmiere«. Pollen passt einfach
nicht in unsere heutige Welt. In einem ins
Internet gestellten Anti-Blütenstaub-Song (von
NWR-DJ) heißt es: »Ich hasse diesen Blütenstaub wie die Pest: Guckt mal die Autos an …
Scheiß-Blütenstaub!« Und ein Aufkleber verkündet, dass Pollen der staubige Furz des Teufels
ist: Pollen: The devil’s fart dust.
Traurig, wenn auch etwas milder, fällt das
Urteil über den Pollen im »Blütenstaub«-Songtext der Band Illuminate aus:
Uns’re Liebe, sie ist wie Blütenstaub
im Wind:
Verloren, bevor sie beginnt!
Unser Leben ist wie eine Blüte ohne Licht:
Verloren, bis es zerbricht!7
Blütenstaub, wenn er massenhaft erscheint,
kann uns auch verunsichern. Vor einigen Jahren,
als die Allgäuer Fichten besonders stark stäubten, die Wälder bei jedem Windstoß dichte
204 Blütenstaub und Sporen
schwefelgelbe Wolken entließen und ein gelber
Film Pfützen und Seen bedeckte, da fragte
mich eine besorgte Umweltaktivistin: »Stirbt nun
der Wald endgültig? Ist es der letzte Aufschrei
der Bäume – so wie der Samenerguss eines
Gehenkten?« Ich konnte sie beruhigen, dass so
etwas ganz natürlich ist. Forschungseinrichtungen der biodynamischen Landwirtschaft
bestätigen ebenso wie die praktische Erfahrung
von Bauern und Gärtnern, dass die Intensität
des Blühens der Arten von Jahr zu Jahr unterschiedlich ist und mit kosmischen Rhythmen und
Einflüssen zusammenhängt.
Blütenstaub – Sinnbild des Zaubers
und der Liebe
In vergangenen Epochen brachte der Blütenstaub andere Assoziationen hervor. Er suggerierte Frühling und Liebe. In einem von Johannes
Brahms (1833–1897) vertonten Gedicht
»Der Frühling« von Johann Baptist Rousseau
(1802–1867) heißt es zum Beispiel:
Es weht der Wind den Blütenstaub
Von Kelch zu Kelch, von Laub zu Laub,
Durch Tage und durch Nächte.
Flieg auch, mein Herz, und flattre fort,
Such hier ein Herz und such es dort,
Du triffst vielleicht das Rechte.8
Auch von Verwandlung und Zauber kann der
Blütenstaub sprechen. So etwa im Gedicht
»In Dunst und Reif« des Schweizer Dichters
Gottfried Keller (1819–1890):
Im Herbst verblichen liegt das Land,
Und durch die grauen Nebel bricht
Ein blasser Strahl vom Waldesrand,
Den Mond doch selber sieht man nicht.
Doch schau! Der Reif wird Blütenstaub,
Ein Lorbeerhain der Tannenwald,
Das falbe, halb erstorbne Laub
Wie bunte Blumenwogen wallt!
Ist es ein Traumbild, das mir lacht?
Ist’s Frühlingstraum vom neuen Jahr?
Die Freiheit wandelt durch die Nacht
Mit wallend aufgelöstem Haar!9
Auch noch in dem von einem unbekannten
Autor gedichteten moderneren Pfadfinderlied
»Der kleine Troll« wird der Blütenstaubzauber
spürbar:
Steigt so ein kleiner Troll
von dem Fjell, nähert sich leis,
hat in der Hand Hexenkraut,
was niemand weiß …
Plötzlich in deinem Nacken spürst
du eiskalten Hauch,
Atem des Trolls trifft dich wie giftiger
Rauch …
Du führst den Becher Tee nun zum Mund.
Was zauderst du?
Blütenstaub im Zaubertrank raubt dir
die Ruh.10
Besonders das Zeitalter der Romantik, die kulturgeschichtliche Epoche Ende des 18. bis weit
ins 19. Jahrhundert hinein, verlieh dem Blütenstaub eine magische Aura. Er hatte etwas Mysteriöses, Elfenhaftes – wie der Nebel und die
Nebelwesen, die im Mondschein tanzen. Damals
gab es weder Autolack und Windschutzscheiben noch Heuschnupfen (Pollenrhinitis) und
Allergien, die dieses Bild hätten trüben können.
Blütenstaub, so fein und zart, bildete einen
Übergang vom Stofflichen ins Feinstoffliche, eine
Brücke zu den Elfen. Übersinnliche Wesen
können sich für wenige Augenblicke im verwehenden Blütenrauch der Fichten oder in der
Staubwolke eines reifenden Roggen- oder Kornfeldes verkörpern. Wie ihre heidnischen Vorfahren sprachen noch die Bauern des Mittelalters,
die Roggenmuhme (oder Kornmuhme) tanze
über das Feld, wenn das Korn stäubt. In Sachsen
nannte man sie den »Kornengel«, anderswo
die »Kornmutter«.
Wie in der größeren Natur, so auch im Menschen. Am 18. Dezember 1802 schrieb Johann
Wolfgang von Goethe (1749–1832) in einem
Brief an seine Mutter: »Mir ist der Mensch wie
eine schöne Blume, die, wenn sie aufgeblüht
in ihrer vollen Kraft steht und die Sonne bescheint
sie, nimmt sie den fruchtbaren Blütenstaub auf,
der in den Lüften zieht, und bringt dann Früchte;
so ist es mit dem Menschen, dem zu der kräftigen vollen Zeit seines Lebens sich der Sinn
erschließt, der dann das himmlische Licht ergreift
und aus allem Lebendigen um sich es zu verstehen sucht. In solchem Menschen vergeht das
Leben nicht und die innere Lust und Jugend
bleibt ihm ewiglich.«11
Blütenstaub und Sporen 205
Herunterladen