Molekularbiologie 2 - Wer war am Tatort? DNA-Tatortanalyse – Genetischer Fingerabdruck Inhaltsverzeichnis Theoretischer Teil ................................................................................................................................... 2 1. Der genetische Fingerabdruck – Ausgangslage der Analyse ......................................................... 2 2. Die Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR) ......................................................................................... 2 3. DNA-Sequenzen zur Erstellung eines genetischen Fingerabdrucks ............................................... 5 4. Die zweifelsfreie Unterscheidung von zwei beliebigen Personen ................................................... 6 5. Die Gelelektrophorese ..................................................................................................................... 7 6. Glossar ............................................................................................................................................ 9 6. Weiterführende Literatur ................................................................................................................ 11 Skript_Deutsch_Molekularbiologie.doc 1 Theoretischer Teil 1. Der genetische Fingerabdruck – Ausgangslage der Analyse Bei dem Verfahren des DNA-Fingerprinting (DNA-Profiling, DNA-Typing) wird DNA verwendet, um eine Verwandtschaft oder Identität von menschlichen, tierischen oder pflanzlichen Individuen aufzuzeigen. So bezeichnet das DNA-Fingerprinting das Erstellen eines genetischen Fingerabdrucks und wird mittlerweile routinemässig bei verschiedensten Fragestellungen eingesetzt. Diese Methode hat beispielsweise dabei geholfen, unschuldige Tatverdächtige wieder auf freien Fuss zu setzen und schuldige Täter dingfest zu machen, Kinder mit ihren Verwandten zusammenzuführen, gestohlene Tiere zu identifizieren und nachzuweisen, ob Hamburger wirklich aus Rindfleisch und nicht aus anderen Fleischarten bestehen. Der genetische Fingerabdruck wird in Kriegs- oder Katastrophenzeiten auch dazu benutzt, sterbliche Ueberreste zu identifizieren. 2. Die Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR) Wie DNA ausserhalb der Zellen vermehrt wird Ein grosses Problem in den Anfängen der DNA-Forschung war, dass für die damaligen Untersuchungstechniken und Analysen der DNA meist grössere Mengen davon benötigt wurden, als verfügbar waren. Der Biochemiker Kary B. Mullis machte sich die natürliche Eigenschaft der DNA zur Replikation zu Nutze und entwickelte 1983 eine Technik, mit der man bestimmte DNA-Sequenzen in vitro in kurzer Zeit vervielfachen kann. Diese Technik – die Polymerase-Ketten-Reaktion – hat die DNA-Analyse stark vereinfacht und damit die Molekularbiologie revolutioniert. Infobox: Die Replikation – Wie DNA vermehrt wird In einer sich teilenden Zelle wird die gesamte DNA mit Hilfe komplexer Enzymreaktionen verdoppelt um sie an die Tochterzellen weiterzugeben (Replikation). Dazu wird zuerst die doppelsträngige DNA entwunden und in Einzelstränge zerlegt. Durch ein weiteres Enzym wird durch die Anlagerung von einer spezifischen Sequenz an Basenpaaren ein kurzes Stück DNA-Doppelstrang gebildet (Primer). Der Primer bildet nun den Startpunkt der Replikation. Die DNA-Polymerase synthetisiert vom Primer ausgehend durch Paarung und Verknüpfung der Basen einen Gegenstrang, sodass wieder ein DNADoppelstrang entsteht – sie leistet also gewissermassen Kopierarbeit. Skript_Deutsch_Molekularbiologie.doc 2 Da ein DNA-Strang eine Orientierung hat – also ein “Vorne” (5’-Ende) und ein “Hinten” (3’-Ende) – und die DNA-Polymerase nur in der Lage ist, die neuen Bauteile (Nukleotide) am 3’-Ende anzusetzen, wächst der neugebildete DNA-Strang nur immer in einer Richtung (5’ –> 3’). In einem gezeichneten Doppelstrang ist jeweils der obere der beiden Stränge in einer 5’-3’ Orientierung angegeben. Der untere, komplementäre Gegenstrang ist in der entgegengesetzten Richtung, also in einer 3’ – 5’ Orientierung angegeben. 5’ – GGATCTCAGGATCCATG – 3’ 3’ – CCTAGAGTCCTAGGTAC – 5’ Bei der PCR wird der DNA-Doppelstrang durch Hitze (95 °C) in Einzelstränge getrennt (=Denaturierung). Synthetisch hergestellte Einzelstrang-DNA-Teile mit etwa 20 – 30 Nukleotiden dienen als Primer und somit als Startpunkt für die DNA-Polymerase. Um den Anfang und das Ende der zu vermehrenden Zielsequenz zu begrenzen werden zwei verschiedene Primer verwendet. Durch das Absenken der Temperatur auf 50 – 60 °C lagern sich die im Überschuss vorliegenden Primer schnell und spezifisch an die komplementären DNA-Sequenzen an und umgeben so die zu vermehrende Zielsequenz. Infobox: Der PCR-Zyklus Ein PCR-Zyklus besteht aus drei Reaktionen: 1. Denaturierung bei 94 °C: Auftrennen des DNA Doppelstrangs in Einzelstränge. 2. Annealing bei 54°C: Anlagerung der Primer und der hitzebeständigen DNA-Polymerase. 3. Elongation bei 72°C: Verlängerung des DNA Gegenstranges ausgehend von den Primern in 5’ – 3’ Richtung. Skript_Deutsch_Molekularbiologie.doc 3 94°C: Auftrennen des DNADoppelstranges (Denaturierung) 52°C: Anlagerung der Primer (Annealing);Polymerase bindet an Primer 72°C: Verlängerung der Primer; Herstellung des DNADoppelstranges (Elongation) Abbildung 1: Reaktionsschritte des PCR-Zyklus (Denaturierung, Annealing, Elongation). Es gibt heute PCR-Geräte, welche die Temperaturwechsel selbständig ausführen. Mit jedem Zyklus, bestehend aus den drei Reaktionen, wird die gewählte DNA-Sequenz verdoppelt. Nach 30 Zyklen sind bei optimalen Bedingungen aus einem DNA-Strang etwa ein Milliarde Kopien (2 30 = 1'073'741'824) entstanden. Start Zyklus 1 Zyklus 2 Zyklus 3 Zyklus 4 Zyklus 5 Zyklus 6 Z.B. Tatort DNA Abbildung 2: Vervielfältigung von DNA-Fragmenten über mehrere PCR-Zyklen. Skript_Deutsch_Molekularbiologie.doc 4 3. DNA-Sequenzen zur Erstellung eines genetischen Fingerabdrucks Zur Erstellung eines genetischen Fingerabdrucks reichen Dank PCR-Technik geringe Mengen an DNA aus. Diese findet man in kleinsten Spuren von menschlichen Zellen – z.B. in der Wurzel eines ausgefallenen Haares, in Blutspuren oder auch in Speichelresten. Für die eindeutige Zuordnung einer am Tatort gefundenen DNA-Probe mittels genetischem Fingerabdrucks macht man sich zu Nutze, dass nur etwa 5% unseres Genoms sogenannt kodierende Sequenzen sind. Das heißt, nur hier befinden sich die eigentlichen Gene bzw. die wichtigen Erbinformationen. Der grösste Teil unseres Genoms, nämlich 95 Prozent, besteht aus nicht-kodierender DNA, welche keine Informationen über unseren Bauplan enthält. Diese Abschnitte sind in bestimmten Bereichen von Mensch zu Mensch verschieden, ohne sichtbare Auswirkungen. Genau diese Individualisierung macht man sich für den genetischen Fingerabdruck zunutze. Für den genetischen Fingerabdruck werden die nicht-kodierenden Stellen der DNA untersucht. In diesen Bereichgen gibt es kleine DNA-Grundeinheiten von wenigen Basenpaaren, die sich von Person zu Person verschieden oft wiederholen. Man bezeichnet einen solchen Genomabschnitt als Short Tandem Repeat (STR). Abbildung 3: Darstellung eines nicht-kodierenden STR-Genomabschnitts mit sieben Wiederholungen der Basenabfolge TCTT. Da solche STR-Sequenzen mit den Chromosomen vererbt werden, kann es sein, dass Person A auf einem Chromosom der Mutter am Genort 1 fünf TCTT Basenpaar-Wiederholungen aufweist und auf dem Chromosom des Vaters nur deren drei. Person A besitzt somit zwei Allele dieses Genomabschnitts: Ein Allel besitzt fünf TCTT Wiederholungen, während das zweite Allel drei TCTT Wiederholungen besitzt. Person A: ……. …….. ……… ……. Person B kann hingegen am gleichen Genort von der Mutter neun und vom Vater vier TCTT Wiederholungen geerbt haben. Person B besitzt somit zwei andere Allele auf diesem Genomabschnitt als Person A: Skript_Deutsch_Molekularbiologie.doc 5 Person B: …….. …….. ………. ……… Solche Wiederholungen oder SRT-Sequenzen können also von Person zu Person unterschiedlich sein und bieten daher eine geeignete Grundlage für einen genetischen Fingerabdruck. Wenn man Primer benutzt, die an die flankierenden Bereiche der STRs binden, können diese Sequenzen mittels PCR kopiert werden. Für Person A werden also zwei DNA-Stücke mit der Länge von fünf bzw. drei TCTT Wiederholungen kopiert. Das bedeutet, dass sich die kopierten Sequenzen in ihrer Länge bzw. Grösse unterscheiden. Diese Längenunterschiede können für die Analyse genutzt werden. Wenn man genügend verschiedene STRs im Genom “anschaut”, kann ein DNA-Profil erstellt werden, das für jede Person einzigartig ist und sich eindeutig von einer anderen Person unterscheidet. 4. Die zweifelsfreie Unterscheidung von zwei beliebigen Personen Wie kann man nun mit einem genetischen Fingerabdruck zwei beliebige Personen zweifelsfrei voneinander unterscheiden? Die “power of discrimination” ist die Fähigkeit des genetischen Fingerabdrucks, Individuen mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit voneinander zu unterscheiden. Je mehr Stellen auf dem Erbgut angeschaut und getestet werden, umso höher ist die “power of discrimination” und damit die Wahrscheinlichkeit, dass man die richtige Person als Täter identifiziert. Um die “power of discrimination” zu erhöhen, werden deshalb in der Praxis Tatort-DNA und Vergleichsproben von Opfer und Verdächtigen an mindestens 13 verschiedenen Stellen auf dem Erbgut untersucht. Häufig sind die Allel-Häufigkeiten eines Genortes nicht gleichmässig in der gesamten Bevölkerung verteilt. So kann man beobachten, dass einzelne Allele eines bestimmten Genortes bei Europäern häufiger vorkommen als bei Afrikanern oder Personen aus Lateinamerika. Ein Blick auf Abbildung 4 zeigt zum Beispiel, dass Kaukasier häufiger die Allele 6 oder 9.3 eines spezifischen Genomabschnitts (Genort, Locus) haben, aber kaum je das Allel 10. Skript_Deutsch_Molekularbiologie.doc 6 % der Gesamtpopulation Allele Abbildung 4: Allelfrequenzen verschiedener ethnischen Gruppen. Um die Häufigkeit der Genotypen zu berechnen, multipliziert man die Häufigkeit der beobachteten Allele. Nehmen wir an, ein Verdächtiger aus der Volksgruppe der Kaukasier hat an einer Stelle auf dem Erbgut eine Kopie des Allels 16 mit einer Häufigkeit von 0.222 (22.2 Prozent) und eine Kopie des Allels 17 mit einer Häufigkeit von 0.222 (22.2 Prozent). An diesem Genort zeigt somit die Kombination dieser Allele eine Frequenz von 0.222 • 0.222 = 0.0493 (4.9 Prozent). Dies bedeutet, dass rund 5 Prozent der Kaukasier oder einer von 20 Kaukasiern der Täter sein könnte! Die “power of discrimination” von nur einem Genort reicht also offenbar nicht aus, um einen Täter zweifelsfrei zu identifizieren! Die Lösung für dieses Problem ist die Untersuchung mehrerer verschiedener Genorte. Hat z.B. der Verdächtige an einem zweiten Genort ein Allel, das mit der Frequenz von 0.008 (0.8 Prozent) für Kaukasier auftritt und ein zweites Allel mit einer Frequenz von 0.142 (14.2 Prozent), beträgt die gesamte Allelfrequenz an diesem Genort 0.008 • 0.142 = 0.0011 (also 1 aus 1000 oder 0.1 Prozent). Kombinieren wir nun noch die beiden Allelfrequenzen miteinander, so erhalten wir 0.0011 • 0.0493 = 0.000054 (also 1 aus 20'000 oder 0.005 Prozent). Das heisst, dass nur einer aus 20’000 Personen der Täter gewesen sein kann! Je mehr Genorte zur Analyse herangezogen werden, desto besser wird die “power of discrimination” oder anders gesagt, umso kleiner wird der Kreis der Verdächtigen. 5. Die Gelelektrophorese Nachdem die Tatort-DNA gesammelt und mittels PCR vervielfältigt wurde, trennt man die kopierten (nun in Überzahl vorliegenden) DNA-Stücke aufgrund ihrer unterschiedlichen Grösse in einem Agarosegel voneinander. Die unterschiedlich langen DNA-Stücke können so einem Allel des untersuchten Genorts zugeordnet werden (Abbildung 5). Infobox: Agarose Agarose ist ein aus den Zellen von Rotalgen gewonnenes Polymer, das aus dem Zweifachzucker Skript_Deutsch_Molekularbiologie.doc 7 Agarobiose besteht. Agarose löst sich beim Aufkochen in Wasser auf, und beim Abkühlen bildet es ein dreidimensionales Netz bestimmter Porengrösse, ein Gel. In der Küche wird Agarose immer häufiger als Ersatz für die aus tierischen Grundstoffen hergestellte Gelatine verwendet. Das Auftrennen der DNA-Proben erfolgt durch das Anlegen einer elektrischen Spannung. Da die DNA-Stücke negativ geladen sind, wandern sie in der Elektrophoresekammer in Richtung Pluspol (Anode). Grössere DNA-Fragmente werden durch das Netz des Agarose-Gels stärker behindert und sind deshalb oben in der Bahn zu sehen, während kleinere Fragmente sich weniger stark “verheddern” und deshalb weiter unten im Gel anzutreffen sind. Ohne elektrische Spannung würde keine Auftrennung erfolgen. Zusätzlich zu den Proben lässt man häufig einen DNA-Grössenmarker mit mehreren DNA-Stücken unterschiedlicher Länge mitlaufen. Als Resultat erhält man eine “Leiter”, mit der man Fragmente unbekannter Grösse auf demselben Gel vergleichen und so die unbekannte Probengrösse abschätzen bzw. eine erwartete Grösse eines DNA Stücks überprüfen kann. Da die DNA im Gel nicht sichtbar ist, muss sie angefärbt werden. Dies geschieht im Rahmen dieses Kurses mit GelRed. Dieser Farbstoff ist strukurell und funktionell ähnlich wie das giftige Ethidiumbromid, es kann jedoch unsere Haut nicht durchdringen und ist deshalb ungefährlich. GelRed färbt die DNA auf dem Agarosegel dadurch, dass es sich zwischen die Basen der DNA schiebt und mit UV- Licht sichtbar gemacht werden kann. Durch die Bestrahlung mit UV Licht werden die Fluorophore des GelRed angeregt und leuchten rot. Dadurch werden die DNA Stücke gleicher Grösse als rote Banden im Agarosegel sichtbar. Abbildung 5: Schematische Darstellung einer Gelelektrophorese zur Auftrennung von DNA-Proben. Skript_Deutsch_Molekularbiologie.doc 8 6. Glossar Agarose: Aus den Zellen von Rotalgen gewonnenes Polymer aus dem Disaccharid Agarobiose. Agarose löst sich beim Aufkochen in Wasser, beim Abkühlen bildet es ein dreidimensionales Netz bestimmter Porengrösse, ein Gel. Allel: Eine von zwei oder mehr verschiedenen (alternativen) Formen eines Gens an einem bestimmten Ort eines Chromosoms (Genlocus) oder Genoms. Annealing (=Anlagerung): Zweiter Schritt in einem PCR-Zyklus. Anlagerung der Primer an einzelsträngige DNA (Ausbildung von Wasserstoffbrücken zwischen den entsprechenden Basen). Denaturierung der DNA: Auftrennen doppelsträngiger Nukleinsäuren durch Lösen der Wasserstoffbrücken. Dabei verlieren die Makromoleküle ihre biologischen Aktivitäten. Stellt auch den ersten Schritt in einem PCR-Zyklus dar. Trennung der komplementären Stränge durch Hitzebehandlung. DNA-Klonierung: DNA-Klonierung (Genklonierung) ist eine Technik der DNA-Rekombination, bei der spezifische DNA-Fragmente in ein Klonierungsplasmid eingebaut werden, das dann in kultivierbare Wirtszellen (etwa E. coli Zellen) eingeschleust wird und dort während des Wachstums dieser Zellen integriert bleibt. dNTPs: Abkürzung für alle vier Deoxynukleotid Triphosphate (dATP, dTTP, dGTP, dCTP) die zur Synthese der DNA gebraucht werden. Elektrophorese: Trennverfahren für elektrisch geladene Makromoleküle aufgrund ihrer unterschiedlichen Wanderungsgeschwindigkeit in einem Gel oder einem anderen Trennmedium unter der Einwirkung einer elektrischen Gleichspannung. Elongation (=Verlängerung): Dritter Schritt in einem PCR-Zyklus. Die Polymerase synthetisiert, ausgehend von den Primern, zum vorhandenen Einzelstrang den Gegenstrang. Ethidiumbromid: Fluoreszenzfarbstoff zum anfärben von DNA. Bei Bestrahlung mit UV-Licht fluoresziert die Probe rosa bis lila. Erbgutschädigend! Exon: Informationstragende Bereiche innerhalb eines (eukaryotischen) Gens oder des davon kodierten Primärtranskripts (entsteht während der DNA-Transkription und umfasst Exons und Introns). GelRed: GelRed ist ein sichere und ungiftige Alternative zu Ethidiumbromid zur Färbung der DNA in Agarose Gelen, da es unsere Haut nicht durchdringen kann. Der Farbstoff schiebt sich zwischen die DNA und kann mit UV-Licht angeregt werden. Genom: Gesamtheit der genetischen Information einer Zelle oder eines Organismus. Genotyp: Die gesamte genetische Konstitution einer Zelle. Auch die Allele (Marker) an einem oder mehreren Genorten (Loci) Skript_Deutsch_Molekularbiologie.doc 9 Insert: Ein DNA-Stück, das durch Restriktionsverdau und Ligation in ein Plasmid eingesetzt wird. Intron: Bereich eines Primärtranskripts (oder der zugrunde liegenden DNA), der während der RNAProzessierung entfernt wird und daher im reifen, physiologisch aktiven Transkript (z.B. mRNA) fehlt. Klon: Population von Zellen (oder Individuen) gemeinsamer Abstammung; aus einer einzigen Zelle durch Teilung hervorgegangene, genetisch identische Zellen. Ein DNA-Klon besteht aus DNAMolekülen, die durch Replikation eines einzigen DNA-Moleküls entstanden sind. Ko-Faktoren: Ionen oder kleine Moleküle, die von einem Enzym für dessen Funktion benötigt werden. Ligation: Vorgang, bei dem das Enzym Ligase zwei entsprechende DNA-Enden miteinander verknüpft. Locus: Ort eines Gens oder einer anderen definierten Sequenz auf einem Chromosom. Alle Allele eines bestimmten Gens besetzen denselben Locus. Lyse: Vorgang, durch den eine Zelle zerstört oder aufgelöst wird und dadurch den Zellinhalt freisetzt. Multiple cloning site (MCS): Kurze DNA-Sequenz, welche mehrere Erkennungsstellen für verschiedene Restriktionsenzyme enthält. Nukleotide: Fundamentale Einheit von DNA und RNA. Sie bestehen aus einem Zucker (Deoxyribose oder Ribose), einem Phosphat und einer stickstoffhaltigen Base (Adenin, Thymin, Guanin oder Cytosin und Uracil anstelle von Thymin in der RNA). Oligonukleotid: Ein DNA oder RNA-Molekül bestehend aus einer kleinen Anzahl von Nukleotiden. Origin of replication (ORI): Mit dem Replikationsursprung bezeichnet man spezifische DNAAbschnitte im Genom eines Organismus, an denen die Replikation beginnt. Eukaryotische Chromosomen enthalten etliche Startpunkte, Bakterienchromosomen und Plasmide dagegen oft nur einen. Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR): Methode zur Vervielfachung eines spezifischen DNASegments. Die DNA wird in mehrfachen Zyklen synthetisiert, ausgehend von kurzen OligonukleotidPrimern. Die Zyklen werden jeweils durch kurze Hitzebehandlung zur Trennung der komplementären Stränge unterbrochen. Plasmid: Kleines, ringförmiges DNA-Molekül in Bakterien, das sich autonom replizieren kann und sich nicht im Zellkern sondern frei in der Zelle befindet. Plasmide werden häufig in der Gentechnik verwendet, um Gene zwischen Organismen zu übertragen (Klonierungsplasmid). DNA-Polymerase: Enzym, das in der Zelle und bei der PCR an einem DNA-Einzelstrang durch Anlagerung der komplementären Nukleotide den Gegenstrang synthetisiert. Die Polymerase braucht Primer als Startstelle. Polymorphismus: Mit Polymorphismen bezeichnet man die genetischen Unterschiede an einem bestimmten Locus. Ein einzelner Locus kann in verschiedenen Individuen polymorph sein. Skript_Deutsch_Molekularbiologie.doc 10 Power of discrimination: Die Fähigkeit, zwei beliebige Genotypen voneinander zu unterscheiden. Je mehr Loci analysiert werden, desto grösser ist die power of discrimination. Primer (=Starter): Einzelsträngiges Oligonukleotid, das zu einem Abschnitt auf einer einzelsträngigen Nukleinsäure komplementäre Sequenzen aufweist und sich an diesen anlagert (Ausbildung der Wasserstoffbrücken). Primer wirken als Startstelle zur eigenen Verlängerung gemäss den Regeln der Basenpaarung, sodass ein komplementäres Polynukleotid entsteht. Rekombinante DNA: Jedes DNA-Molekül, das durch Verknüpfen von DNA-Abschnitten verschiedener Herkunft gebildet ist. Rekombinante DNAs werden vielfältig beim Klonieren von Genen verwendet. Restriktionsenzym: Jedes (bakterielle) Enzym, das eine spezifische kurze Basensequenz – seine Schnittstelle – in Doppelstrang-DNA-Molekülen erkennt und schneidet. Restriktionsenzyme werden in der Gentechnik vielfach eingesetzt. RFLP (Restriktionsfragment Längen Polymorphismus): Mutationen innerhalb von Restriktionsschnittstellen verändern die Länge von Restriktionsfragmenten und erzeugen damit die als “genetischen Fingerabdruck” (fingerprint) erhaltenen Muster von DNA Fragmenten nach gelelektrophoretischer Auftrennung. Restriktionsverdau: Vorgang, bei dem Restriktionsenzyme DNA-Moleküle spezifisch schneiden. STR (Short Tandem Repeat): Kleine, repetitive DNA Sequenzen, die nur zwei bis vier Nukleotide lang sein können. STRs werden vererbt und unterscheiden sich von Person zu Person und von Locus zu Locus. STRs sind die Basis für PCR-basierende DNA-Tests. Transformation: Dauerhafte, erbliche Veränderung einer prokaryotischen Zelle infolge der Aufnahme und der stabilen Weitergabe einer fremden DNA (z.B. Plasmide) VNTRs (Variable Number of Tandem Repeats): DNA-Sequenzen, welche aus grossen, repetitiven Elementen bestehen. Die sich wiederholenden DNA-Elemente können viele Kilobasen lang sein. VNTRs werden vererbt und können sich von Person zu Person und von Locus zu Locus unterscheiden. 6. Weiterführende Literatur Crime Scene Investigator PCR Basics TM Kit Manual. Biorad. Molekulare Zellbiologie. Lodish, H. et al.; Aus dem Engl. Übersetzt von Lange C. et al., 4. Auflage, Heidelberg; Berlin: Spektrum, Akad. Verl., 2001. 1 Kb Plus DNA Ladder (Cat. No. 10787-018) Manual. Invitrogen Skript_Deutsch_Molekularbiologie.doc 11