Die Planeten von Freiburg - Sternfreunde Breisgau eV

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Die Planeten von Freiburg
Seit dem 10. Oktober des vergangenen Jahres
hat Freiburg einen Planetenweg. Er verläuft
entlang der Dreisam zwischen Fabrikstraße
und Ebneter Brücke. Auszubildende des IB
Bildungszentrums Freiburg haben ihn errichtet – unter Leitung des Gartenbauingenieurs
Armin Keller, der auch die zündende Idee für
das ganze Projekt hatte. Die Sternfreunde
haben ebenfalls einen Beitrag dafür geleistet:
Unser Vereinsmitglied Christian Dombrowski
hat die Texte für die Informationstafeln zu
den einzelnen Planeten verfasst. Und er hat
Der „Vater“ des Freiburger Planetenwegs, Armin Keller ausgefragt, wie man ein
Armin Keller
Sonnensystem baut.
Lieber Herr Keller, unmittelbar nach Eröffnung
des Planetenwegs im vergangenen Herbst sind
mehrere Planetenmodelle abgebrochen worden
und mussten ersetzt werden. Inzwischen aber
scheint Vandalismus kaum noch ein Problem zu
sein. Ist dieser Eindruck richtig?
Keller: Ich hatte zwar damit gerechnet, dass
Planeten fortkommen würden, allerdings nicht,
dass es so schnell gehen würde. Drei Tage nach
der Eröffnung war Merkur schon ab – und bald
auch andere Planeten. Allerdings haben wir zu
jedem Modell Ersatzstücke in der Schublade.
Die Planeten sind jetzt fester verankert denn je.
Armin Keller beim Freiburger Jupiter
Es gibt Planetenwege, bei denen die Planeten in Konstruktionen aus Stein oder Holz
eingeschlossen sind – sicherlich auch ein Schutz gegen Vandalen?
Keller: Ja. Zum Beispiel in Hüningen im Elsass. Dort stehen die Modelle auf Vierkantpfählen und
sind in Gießharzblöcke eingeschlossen. Vor vielen Jahren bin ich einmal den Hüninger Planetenweg
entlanggeradelt und habe gedacht: So etwas müsste es auch in Freiburg geben! Doch ich dachte
auch: Es wäre anschaulicher, wenn die Planeten frei stehen würden, auf kleinen Stützen – selbst auf
die Gefahr hin, dass sie dann abgeknickt werden könnten.
Sie haben mir einmal erzählt, dass in gewisser Weise sogar Ihr neugeborener Sohn bei der Entstehung des Planetenwegs eine Rolle gespielt hat. Wie war denn das genau?
Keller: (lacht) Ja, das stimmt. Mein Gedanke, in Freiburg einen Planetenweg zu bauen, war zuerst
noch ganz vage. So wie man eben viele Gedanken hat und wieder beiseite legt. Ein konkreter Plan
wurde daraus erst, als im August 2005 unser Sohn Aaron geboren wurde. Ich bin mit ihm durch die
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Wälder und Felder gegangen, während er im Kinderwagen schlief oder schlafen sollte.
Stundenlang, stundenlang! Dabei hat man reichlich Zeit nachzudenken, und mir kam meine alte
Idee mit dem Planetenweg wieder in den Sinn. Damals habe ich damit begonnen, mir Details
auszudenken. Konstruktive Details, die ich später teilweise wieder verworfen habe – so ein Projekt
wächst ja.
Bis zur Eröffnung dauerte es immerhin noch drei Jahre.
Keller: Ja. Zuerst dachte ich, wir könnten den Planetenweg bis zum Herbst 2006 fertig stellen. Aber
da hatte ich mich gründlich getäuscht. Es mussten Genehmigungen beschafft werden, es mussten
Unterstützer für das Material gewonnen und Finanzpartner gefunden werden – der Planetenweg hat
über 12.000 € gekostet –, die Standortfrage musste geklärt werden … Viel Arbeit, das meiste in der
Freizeit.
War denn von vornherein klar, dass der Weg an der Dreisam verlaufen würde?
Keller: Es sollte möglichst eine gerade Strecke sein, da bot sich die Dreisam an. Die Fläche
zwischen Wasserkante und Damm wird vom Wasserwirtschaftsamt verwaltet, das schien mir etwas
problematisch. Wir haben eine Ortsbegehung gemacht. Nur zwischen der Fabrikstraße und Ebnet
gehört das gesamte Dreisamufer der Stadt Freiburg, und die Vertreter der Stadt ließen sich
überzeugen. Es war mir übrigens sehr willkommen, dass die Internationale Astronomische Union
den Pluto im Jahr 2006 zum Zwergplaneten deklariert hat. Denn der Pluto wäre im gewählten
Maßstab derartig klein ausgefallen, dass er kaum noch darstellbar gewesen wäre; er hat mir viel
Kopfzerbrechen bereitet.
Warum steht die Sonne eigentlich nicht in der Nähe der Innenstadt, sondern weit draußen in Ebnet?
Keller: Aus zwei Gründen. Zum einen baut sich eine kleine Spannung auf, wenn man stadtauswärts
spaziert, an den einzelnen Planeten entlang. Man weiß: Die Sonne ist der Höhepunkt und zugleich
das Ziel des Weges. Und außerdem gibt es eine Wiesenfläche bei der Ebneter Brücke, dort kommt
das große Sonnenmodell besser zur Geltung als an der Fabrikstraße.
Gab es während des Baus irgendwelche Schwierigkeiten oder Überraschungen?
Keller: Ja und nein. Wir sind auf ein Starkstromkabel gestoßen. Genau dort, wo jetzt der Saturn
steht. Allerdings waren wir darauf vorbereitet. Als Landschaftsgärtner befolgt man wie von selbst
die Direktive: Besorg dir einen Leitungsplan, bevor du irgendwo ein Loch gräbst! Damit du nicht
fahrlässig ein Telefonkabel abreißt – oder noch Schlimmeres anrichtest. Die Leitungsauskunft ist
kostenlos, und wir haben für jeden Planetenstandort einen Plan gehabt. Ich wusste also, was mich
erwartet.
Das Starkstromkabel beim Saturn-Standort zu verletzen – das wäre gefährlich gewesen …
Keller: Ja natürlich! Und womöglich sehr teuer. Ich will gar nicht daran denken, was das gekostet
hätte, wenn ganz Ebnet ohne Licht gewesen wäre… (lacht)
Was für Materialien haben Sie beim Bau der Stelen verwendet?
Keller: Die Säulen bestehen aus Edelstahl; sie erheben sich über einem Quadrat aus
Granitsteinpflaster. Zusammen mit meinen Kollegen aus der Metallwerkstatt des IB habe ich lange
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getüftelt und nachgedacht: Die Stelen sollten gut aussehen und stabil sein; auch sollten wir sie im
Reparaturfall leicht abbauen und transportieren können.
Und die Planeten?
Keller: Die Planetenmodelle sitzen auf kleinen Stiften und sind auf die Stelen festgeschraubt.
Zuerst schwebten mir Kugeln aus gehärtetem Stahl vor, so wie sie in Kugellagern verwendet
werden. Doch solche Kugeln sind teuer und schwer zu bearbeiten. Im Herbst rückte dann der
Eröffnungstermin immer näher, wir gerieten in Zeitnot. Da haben wir auf Kunststoffkugeln
zurückgegriffen. Die kann man leicht beschaffen, es gibt sie in allen möglichen Größen. Die letzten
Tage vor der Eröffnung waren heftig. Ich glaube, meine Frau hat das Wort „Planetenweg“ in dieser
Zeit gehasst. Am Morgen des Eröffnungstages haben wir die letzten Modelle auf den Metallstiften
befestigt. Wir haben sie angeklebt mit einem Spezialkleber. Denn wir dachten: Die
Kunststoffplaneten halten vielleicht nicht so lang wie Metallkugeln – aber dafür können wir
rechtzeitig eröffnen.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie Aaron – der inzwischen drei Jahre alt geworden war – die
Decke vom Sonnenmodell weggezogen hat. Damit war der Planetenweg eröffnet –
Kunststoffplaneten her oder hin.
Keller: So war es. Dass die ersten Planeten dann so rasch
verschwunden waren, hat mich trotzdem überrascht. Ich
glaube noch nicht mal, dass die alle geklaut wurden.
Vielleicht sind sie einfach beim Anfassen abgegangen – wir
hatten wohl unseren Kleber überschätzt. Und so kleine
Planeten wie den Merkur oder die Venus im Gras
wiederzufinden, ist schier unmöglich. Inzwischen haben wir
fast alle Modelle durch Stahlkugeln ersetzt. Es sind keine
Vollkugeln wie das bei Kugellagerkugeln der Fall wäre – die
großen Planeten zumindest sind hohl. Alle Modelle sind
jetzt entweder auf die Stifte draufgeschweißt oder eingelötet
– beim Saturn sieht man das übrigens ziemlich gut. Es sind
seither auch keine Planeten mehr weggekommen.
Sie haben mir erzählt, dass die Gefährdungshaftung für den
Planetenweg in einigen Monaten an die Stadt geht. Dann
Eröffnung des Planetenwegs durch
wird es wohl bei Sachbeschädigungen automatisch zu einer
Bürgermeister Ulrich von Kirchbach, Anzeige gegen Unbekannt kommen?
Armin und Aaron Keller (von rechts)
Keller: Hoffentlich wird das nicht nötig sein.
Haben Sie sich denn auch schon vor Ihrer Planetenwegsidee für die Astronomie interessiert?
Keller: Klar. Die Sterne und der Weltraum haben mich seit je fasziniert. Schon weil ich ein StarTrek-Fan bin, ein Trekkie. Aber ich habe mich natürlich trotzdem gefreut, dass ich durch Christian
Dombrowski von den Sternfreunden Breisgau bei der astronomischen Seite des Projekts
Unterstützung erhalten habe.
Gern geschehen!
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