DEEP SKY 2 - Astrofan80

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Liebe Freunde des HTT,
der Sternhimmel bietet eine Fülle interessanter Objekte - trotz der
zeitlichen Einschränkung auf den Frühherbst könnte man ganze
Bücher füllen...
Um die Qual der Wahl in einer begrenzten Teleskoptreffen-Wochenendzeit zu erleichtern, bieten wir seit dem Jahre 2007 unseren HTT
SKYGUIDE an: ein kleiner Katalog jeweils mit
- Hinweisen auf aktuelle Ereignisse und Konstellationen in unserem
Sonnensystem und
- Deep Sky Beobachtungstipps: dabei werden stets 1 oder 2 Sternbilder ausgewählt und näher vorgestellt.
Beim 13. HTT 2012 wird es unseren SKYGUIDE nun bereits zum
sechsten Male geben, als mehrsprachige Web- und als Printausgabe,
sowie analog den Vorjahren außerdem beim Treffen selbst als LiveFührung von Uwe Pilz unterm nächtlichen Sternhimmel.
Wir wünschen allen Besuchern viel Spaß beim Beobachten.
Die HTT-Skyguide-Autoren
und der Verein AstroTeam Elbe-Elster e.V.
Inhaltliche Gliederung.
1) Konstellationen in unserem Sonnensystem
z.B. Jupitermondstellungen, GRF-Transit-Zeiten,
Aufsuchkarten für Uranus. Neptun, Planeoiden, Kometen...
während der HTT-Zeit 2012
2) Zodiakallicht, Zodiakallichtbrücke, Gegenschein, Mondsichel am
Morgenhimmel
3) Deep sky - Objekte (1 Übersicht), Schwerpunkt dieses Mal:
Sternbild Schwan (Cygnus)
4) Deep sky 2 - Details.
-3 -
1) Sonnensystem
Zu Beginn ein Blick auf die jetzt endlich wieder aktive Sonne:
Auch beim HTT
2012 wird es
sich lohnen, die
Sonne in Weisslicht wie in Halpha zu beob.,
...zahlreiche
interessante
Fernrohre werden ja auf den
Wiesen stehen
...
33
Jupiter
Der Riesenplanet Jupiter befindet sich dieses Jahr im Sternbild Sier (Taurus) - ist mit -2,4 mag
scheinbarer Helligkeit das auffälligste Objekt am Himmel der zweiten Nachthälfte (bevor in der
Morgendämmerung die Venus über dem Osthorizont erscheint.
Er wird erst am 3. Dezember 2012 seine Oppositionsstellung erreichen, kann jedoch bereits beim
13. HTT gut beobachtet werden - Aufgang ~22:40 Uhr MESZ.
Viele Besucher werden sich ja noch an das fantastische Seeing des letztjährigen Teleskoptreffens
erinnern und auch dieses Mal wird es sich lohnen, den Riesenplaneten und seine vier hellsten
Monde zu beobachten:
-4-
Transit des GRF (System II)
durch den Zentralmeridian - alle
Zeiten in MESZ (CEST):
13.09.2012
15.09.2012
15.09.2012
01:40
03:19
23:10
Jupitermond-Ereignisse:
15.09.2012
15.09.2012
15.09.2012
16.09.2012
16.09.2012
16.09.2012
BA + BE:
VA + VE:
SA + SE:
DA + DE:
00:06
01:57
05:46
02:58
04:18
05:07
III
III
I
I
I
I
Anfang + Ende der Bedeckung des Mondes durch Jupiter
Anfang + Ende der Verfinsterung des Mondes durch Jupiter
Anfang + Ende der Sichtbarkeit des Mond-Schattens auf Jupiter
Anfang + Ende des Durchgangs des Mondes vor Jupiter
-5-
BA
BE
VA
SA
DA
SE
-5 -
Uranus
Der Planet Uranus kommt am 29. September 2012 im Sternbild Fische in Opposition zur Sonne. Mit
einer Helligkeit von 5,7 mag kann er unter dem guten Himmel Jeßnigks problemlos mit dem
bloßem Auge gesehen werden. Auf Grund der nahen Opposition ist der blau-grünliche Planet die
gesamte Nacht über gut zu beobachten und erreicht gegen 2 Uhr morgens (MESZ) eine
Kulminationshöhe von 40° über dem Horizont.
Im Teleskop ist aber nur ein 3,6" großes Scheibchen sichtbar. Details seiner Planetenatmosphäre
sind visuell fast unmöglich zu erkennen, bei sehr ruhiger Luft könnten videografisch ab etwa 12"
Öffnug größere Strukturen zu erfassen sein. Interessant ist sicher auch die visuelle und
fotografische Suche nach seinen Monden in mittleren und größeren Instrumenten. Auf unserer
nachfolgenden Aufsuchkarte befindet sich der Planet reichlich 21' nordöstlich des mit 5,8 mag etwa
gleich hellen Sterns 44 Psc:
Die Position von Uranus am 14. September 2012, um 0:00 Uhr UT (= 2:00 Uhr MESZ / CEST im
Sternbild Fische. - In dieser Nacht geht er um 19:47 Uhr (MESZ) auf - und kulminiert um 02:01
Uhr auf 40.4° Höhe. Die Aufgangs- und Kulminationszeiten sind pro Tag jeweils 4 min eher [diese
Zeit-Verschiebung ist fast vollständig erdbewegungs- bedingt, denn die im Verhältnis zu uns
langsame Eigenbewegung der äußeren Planeten Uranus + Neptun spielt hier kaum eine Rolle].
Neptun
Das (nach der Pluto-Einstufung als Zwergplanet) nun äußerste Mitglied der Planetengilde unseres
Sonnensystems stand im Vormonat in Opposition zur Sonne und wandert jetzt rückläufig durch das
Sternbild Wassermann. Der 7,8 mag helle und 2,5" im scheinb. Ø große Neptun kann aber immer
noch die ganze Nacht über beobachtet werden - und steht kurz vor der astronomischen Mitternacht
-6(01:00 Uhr MESZ) in reichlich 27° Höhe im Meridian. Er nähert sich langsam dem Stern 38
Aquarii (5,5 mag), der hier sehr gut als Aufsuchhilfe dienen kann:
In der Karte: Neptun im Sternbild Wassermann - am 14. September 2012, 0:00 UT (= 2:00
Uhr MESZ / CEST) - in der Karte sind Sterne bis 9,5 mag verzeichnet, Norden ist oben, Osten
links). Neptuns Aufgang erfolgt am 13.09. um 18:45 Uhr MESZ, am 15.09. um 18:37 (tägl.
Differenz: 4 min, vergl. Uranus).
Planetoiden + Kometen
(1) Ceres und (4) Vesta
Der 970 Kilometer durchmessende Zwergplanet (1) Ceres ist der einzige, seinerzeit (in der Sivesternacht 1801, der ersten Nach des 19. Jahrhunderts) als PLANETOID entdeckte Himmelskörper,
der sich durch seine eigene Masse sprich Gravitation selbst zu einer Kugel formen konnte.
Jedoch nimmt er sich selbst gegenüber den großen Monden der Planeten (incl. unserem Erdmond)
recht bescheiden aus...
Ceres kann ab 1 Stunde nach Mitternacht in Richtung Osten beobachtet werden. Er befindet sich zu
diesem Zeitpunkt schon über 15° über dem Horizont zwischen den Sternen Zeta Tau (2,9 mag) u.
Chi1 Ori (4,4 mag), in der ziemlicher Nähe von (4) Vesta sowie Crabnebel M1 (!!) - und kulminiert
in der späten Morgendämmerung, siehe nachfolgende Karten:
-7-
Die Bahnen von (1) Ceres und (4Vesta, 13.-17. Sept. 2012 (jew. 0: 00 UT) im Grenzbereich
der Sternbilder Stier + Orion (Sterne bis 10,5 mag, Norden ist oben, Osten links
-8Der als vierter entdeckte Planetoid Vesta steht an der nordwestlichen Ecke des Offenen
Sternhaufens Collinder 65 im Sternbild Stier (Taurus). Er ist mit einer scheinbaren Helligkeit von
8,5 mag wie Ceres bereits in Ferngläsern sichtbar und kann ebenfalls nach Mitternacht über dem
Osthorizont aufgefunden werden und danach die gesamte zweite Nachthälfte beobachtet werden.
(2) Pallas
Der Planetoid (2) Pallas befindet sich kurz vor seiner Opposiotion am 25. Sept. und wandert durch
den nordwestlichen Bereich des Sternbildes Walfisch (lateinisch Cetus) und kann mit einer
Helligkeit von 8,5 mag ebenfalls in kleinen Teleskopen und Feldstechern fast die gesamte Nacht
beobachtet werden. Er befindet sich rund 1° südöstlich des 5,7 mag hellen Sterns 12 Cet und
kulminiert gegen 2:00 Uhr morgens (= 1 h nach astronom. Mitternacht) in einer Höhe von über
30°:
Positionen von (2) Pallas im Walfisch vom 13. -17. Sept. 2012, um 0 Uhr UT (Sterne bis 10,5 mag,
Norden ist oben, Osten links). - Am 14. September 2012 zieht Pallas knapp an der lichtschwachen,
12.7 mag hellen Galaxie NGC 145 vorbei.
Koordinaten (0:00 UT = 02:00 Uhr CEST Ephemeridenzeit):
--------------------------------------------------RA
Dekl
--------------------------------------------------15. 09.
0h 30'
- 05° 15'
-9LINEAR C/2011 F1
In diesem Jahr gibt es leider keinen hellen "HTT-Kometen". Allerdings ist kurz nach dem Ende der
Abenddämmerung C/2011 F1 (LINEAR) im südöstlichen Bereich des Sternbildes Bärenhüter
sichtbar. Mit einer Helligkeit von rund 10,5 bis 11 mag ist er in mittleren Teleskopen gut
erreichbar. Er steht zu Beginn der Nacht 18° über dem westlichen Horizont und kann dann noch
rund 1 Stunde gut beobachtet werden. In unserer Aufsuchkarte sieht man den Schweifstern rund
3,5° südöstlich von Zeta Boo (4,5 mag) positioniert- die Bahn des Kometen LINEAR F1 im Bootes:
13.- 16. September 2012 (Sterne bis 10,5 mag, Norden ist oben, Osten links).
Koordinaten (02:00 Uhr CEST Ephemeridenzeit):
--------------------------------------------------RA
Dekl
--------------------------------------------------13. 09.
14h 51' 53"
+ 13° 20' 18"
14. 09.
14h 52' 05"
+ 12° 54' 18"
15. 09.
14h 53' 20"
+ 12° 28' 20"
16. 09.
14h 54' 36"
+ 12° 02' 23"
--------------------------------------------------Weitere + stets aktuelle Ephemeriden sind hier zu finden:
→ http://scully.cfa.harvard.edu/cgi-bin/returnprepeph.cgi?d=c&o=CK11F010
Zodiakallicht
+
Morgenhimmel
Seite 10
Die Positionen von Milchstraße, Planeten und der Zodiakallichtbrücke am HTTHimmel 2012 zu Beginn der Astronomischen Morgendämmerung.
Jedem, der bis zum Morgengrauen durchhält, erwartet alljährlich auf unserem Treffen ein
ganz besonderer Leckerbissen:
das Zodiakallicht wird über dem Ost-Horizont sichtbar sein und erreicht eine Helligkeit, dass es
auf den Beobachterwiesen diffuse, aber deutliche Schattenwürfe erzeugt! Dieses Ekliptikleuchten
- 11 erstreckt sich vom Sternbild Löwe, über den Krebs bis hinauf zu den Zwillingen - und bei sehr guten atmosphärischen Verhältnissen - als Zodiakallichtbrücke (mit Gegenschein) über
den gesamten Himmel !!!
In der Ekliptik stehen natürlich auch die Planeten: Venus -4.2 mag, Jupiter -2.4 mag und Uranus
5.7 mag. - Außerdem geben sich die hellsten Fixsterne allesamt die Ehre: Sirius, Procyon,
Castor + Pollux, Aldebaran, Capella, Rigel, Beteigeuze, Regulus, Wega, Deneb...
... und am Donnerstag- und Freitag morgen komplettiert noch die Mondsichel (mit kräftigem
aschgrauen Licht) diesen wahrhaft majestätischen Himmels-Anblick!
Die Zodiakallichtbrücke:
Aufnahme von → Petr Skala beim 11. HTT im September
2010 - das möglicherweise weltweit erste Foto dieser schwachen Lichterscheinung unter
Tieflandsbedingungen (jedenfalls ist selbst nach langem Suchen im Web kein derartiges außerhalb guter Gebirgsstandorte entstandenes - Bild zu finden).
Die Aufnahme ist "aktualisiert", sprich die Planetenpositionen von Mitte September 2012
(Jupiter, Venus und Uranus) wurden hineinkopiert.
- 12 -
... Und sehr reizvoll ist auch auf dem 13. HTT wieder die fortgeschrittene
Morgendämmerung:
Astronomie-Romantik pur:
HTT-Frühanreiser können (nach der Mittwoch-Nacht) am Donnerstag Morgen die Mondsichel in der Nähe der hell strahlenden Venus sehen und fotografieren. Ein äußerst
reizvolles Motiv, zumal der Mond kurz vor seinem Aufgang den Stern Alpha Cancri
bedeckt hatte - er mit seinem aschgrauen Licht also noch sehr nahe am Hauptstern des
Krebses steht. Und obendrein der heliakische Aufgang des Löwen - besonders
eindrucksvoll gerade bei diesem Sternbild: der Löwe scheint förmlich von der Sonne weg
- und über die Horizontlinie - zu springen...
Am darauf folgenden Freitag Morgen zeigt sich dann neben Alpha Leonis - Regulus - die
nun extrem schmale Mondsichel.
Das Bild entstand aus einem morgendlichem HTT-Foto von Stefan Simon und einer von Andreas Schnabel +
Ralf Hofner gestalteten Grafik.
Die Venus ist bei -4,2 mag und 18" scheinb. Ø zu 64% beleuchtet.
Ihr Aufgang verzögert sich pro Tag um 2 min: 13.Sept. - 02:35, 16.Sept.- 02:41 MESZ.
DEEP SKY 1 (Überblick)
- 13 -
... wie im Bild-Text rechts oben beschrieben:
das Foto im im diffusen, rötl. Licht m. ausstrecktem Arm neben die Milchstraße am Himmel halten - und längere Zeit - mindestens 12-15 min
schauen - man wird erstaunt sein, dass immer mehr dunkle wie auch hellere Strukturen sichtbar
werden...
-14 In der Skyguide-Ausgabe 2012 wird das Sternbild Schwan (Cygnus) inhaltlicher Schwerpunkt sein:
Das Sternbild Schwan ist eine wahre Fundgrube für ambitionierte Beobachter. Dieses Foto in der
invertierten Version, zeigt die Sternumgebungen zum Aufsuchen vieler bekannter Objekte. In der
Bildkomposition werden bereits die beiden Regionen um den Nordamerikanebel (oben) und das
Cirrusnebelgebiet detaillierter dargestellt. Weitere Einzel-Bezeichnungen der vielen Nebel und
Sternhaufen in der Sternbildmitte vom Schwan (um Gamma Cygni) enthält die nachfolgende Karte:
- 15 -
1:1 Vergleich: Astrofoto - Karte... Die Sternatlas-Grafiken wurden von Andreas Schnabel mit dem
Uranometria 2000.0 erstellt
Besonders interessant ist die Region um Gamma Cygni mit dem Schmetterlingsnebel und weiteren
H-alpha-Gebieten. Hier empfiehlt es sich, visuell im Teleskop auch an guten Beobachtungsorten
Nebelfilter einzusetzen, da durch die Flut der vielen Milchtraßensterne das Erkennen der relativ
schwach wirkenden rötlichen Nebel im Okular erschwert ist (für den roten Spektralbereich ist das
menschliche Auge ohnehin deutlich weniger empfindlich als z. B. für Gelb-Grün).
Diskussionen gibt es gelegentlich über das korrekte Gebiet des Nördlichen Kohlensacks... In
der Fachliteratur (älteren wie auch jüngeren Erscheinungsdatums) herrscht Einigkeit darüber, dass
dieses 'Prädikat' (sprich der Vergleich mit dem "richtigen" Kohlensack im Süden) nur dem Gebiet
nördlich vom Nordamerikanebel verliehen werden kann. ...Und wer einmal die Milchstraßenregion
Cygnus-Cepheus unter tatsächlich "gutem Landhimmel" beobachtet und fotografiert hat, wird
dieses nicht mehr mit dem deutlich weniger markanten Gebiet zwischen Alpha und Gamma Cygni
'verwechseln' mögen - man betrachte dazu hier nachfolgend die Parallelität des historischen s/wFotos unter dem perfekten Himmel von vor über 120 Jahren - mit dem aktuelleren, im Jahre 2009
auf dem 10. HTT von Ralf Hofner angefertigten Bild:
- 16 -
- 16 -
Absichtlich hier kein invertiertes Bild, denn man kann bzw. sollte sogar - im Foto wie auch am
Sternhimmel - das Auge auf die dunkle Mitte des Kohlensacks fokussieren. Eindrucksvoll ist nun ihn
allseitig (!!) umschließende, matt glitzernde Milchstraßen-Sternwolken sichtbar...
Wenden wir uns nun einem großflächigen Himmelsareal zu, dem
Great Rift
- zu deutsch
GROSSER RISS:
es ist ein großes, vom Cygnus Richtung Süden stetig breiter werdendes
[immer weiter die Milchstraße aufzureißen scheinendes], dunkles Staubgebiet. Eigentlich 'nur' ein
Bestandteil des die gesamte Milchstraße umspannenden Dunkelbandes am galaktischen Äquator so wie wir es von "Beobachtungen von außen her", also im Blick auf andere - von uns aus gesehen
- in Kantenlage positionierte Galaxien (Edge on G.) gut kennen.
Bei längerer Belichtung sieht man, dass das Great Rift keinesfalls einheitlich dunkel, gar schwarz
ist, sondern in ihm stehende Sterne vielorts die Staubwolken etwas anleuchten - größerflächigdunkle Ausnahmen bilden hier nur die "beiden Kohlensäcke" im Süden und Norden der
Himmelskugel - dazu nachfolgend 3 unterschiedlich lang belichtete Aufnahmen vom GROSSEN
RISS im Sternbild Schwan (Cygnus) - auch hier keine invertierten Bilder, denn es geht um die
fotografische Vergleichbarkeit der Belichtungszeiten am Kamera-Display:
Bei kürzerer Belichtung bleibt Great Rift fast überall dunkel - diesen Anblick kennen die meisten
deutschen Sternfreunde, denn eine intensivere Belichtung lässt die Liichtverschmutzung fast aller
Gebiete Mitteleuropas kaum zu...
Das zentrale galaktische Staubband (Summenbild) zeigt bei hier mrklich stärkerer Belichtung in
einigen 'Dunkel'gebieten teilweise schon deutlich aufgehellte Strukturen.... © Michael Möckel.
- 17-
bei maximaler Belichtung beginnen die hellen Sternwolken langsam auszubrennen und der 'dunkle
RISS' verwandelt sich an vielen Stellen in hellbraune Staubwolken mit vielen jungen Sternen
darin...
© Ralf Hofner.
Interessant ist, dass - die dem inneren Teil der Galaxis (also auch der Great Rift-Ebene) uns
vorgelagerten - Dunkelwolken wie der Nördliche Kohlensack oder die Dunkelzigarre auch bei
intensiver fotografischer Belichtung schwarz bleiben! Spätestens dadurch wird u. a. deutlich, wer
"das Recht hat" den Namen Nördlicher Kohlensack zu führen: die Staubwolke nördlich von NGC
7000 bleibt auch bei langer Belichtung die dunkelste Region der gesamten bei uns sichtbaren
Milchstraße!
Visuell kann man Great Rift auf Grund seiner Großflächigkeit natürlich am besten mit bloßen Auge
beobachten (z.B. in einem Liegestuhl sitzend) - bei idealen Bedingungen sind auch Helligkeits (oder Dunkelheits- ;-))Differenzierungen in ihm wahrnehmbar...
Einige Strukturen der Milchstraße im Schwan, dem sicherlich interessantesten Gebiet unserer
Galaxis nördlich des Himmels-Äquators, kann man indes am günstigsten in der invertierten Version
studieren, siehe hier (dabei insbesondere auf großflächige Strukturen achten!):
Man achte besonders auf die bläulichen und zyanfarbenen Strukturen. © Ralf Hofner
-18-
DEEP SKY 2 - Details -
zu einigen Objekten im Sternbild SCHWAN
Jedes Jahr werden von uns angesichts der riesigen Fülle der zu empfehlenden Beobachtungsobjekte 1 oder 2 Sternbilder ausgewählt, 2012 soll es, wie bereits erwähnt, das Sternbild
Schwan (Cygnus), also das "Kreuz des Nordens" sein. Es hat zugleich - aus
mitteleuropäischer Sicht - bezüglich der Kulminationshöhe und seiner Objektvielfalt den
interessantesten hier gut sichtbaren Bereich unserer Heimat-Galaxis aufzuweisen.
Aus der Vielzahl der hier beobachtbaren Strukturen stellen wir eine kleine Auswahl etwas
näher vor. In dem Karten sind darüber hinaus noch viele weitere Objekte verzeichnet, die
in eine individuelle Beobachtungstour eingebunden werden könnten...
-19 -
1. Dunkelzigarre + Cocoon-Nebel
Die Dunkelzigarre Barnard 168 ist visuell bei gutem Himmel im Fernglas leicht sichtbar - als
hätte jemand mit schwarzer Tusche einen Strich in die Milchstraße gezeichnet. Im Teleskop ist bei
geringerer oder mittl. Vergrößerung mit Weitwinkelokular der Dunkelstreifen im glitzernden Meer
der unzähligen Milchstraßen-Sterne sehr reizvoll anzuschauen und an seinem östlichen Ende
befindet sich ein kosmisches Schmankerl der anderen Art:
Der Kokonnebel IC 5146 (Cocoon Nebula) - ein Gasnebel, den ich (Uwe Pilz - d.
Red.) im Fernglas noch nicht deutlich gesehen habe. Vielleicht gelingt mir es unter dem HTTHimmel? In Fernrohren jeder Größe - visuell ggfs. unter Anwendung von Nebelfiltern - ist er durch
seine recht hohe Flächenhelligkeit ein Augenschmaus (s. nächste Seite):
- 20 -
Unserem tschechischen Besucher Jirka Los gelang beim 11. HTT ein brilliantes Bild vom CocoonNebel, besonders einrucksvoll kommt die Mischung aus bläulichen Reflektionsnebel und ebenfalls
sehr ausgeprägtem H-alpha-Emissionen zum Vorschein, der Nebel ist einem ähnlichen
physikalischen Zustand (und Entwickungsadium) wie z.B. → NGC 1977 im Orion. - Jirkas Bild
wurde mit 8“ Öffnung aufgenommen und kann sich auch im Vergleich zum → Astronomy Picture of
the Day v. 27.08.2008 - http://apod.nasa.gov/apod/image/0808/Cocoon_RS_crawford.jpg - sehen
lassen !!
In der invertierten Version können die Gasmassen und Strömungsverhätnisse besonders gut
nachvollzogen werden, zugleich ist nachfolgendes ggfs auch eine Anregung für Zeichner:
21-
2. Der Sichel- oder Crescent-Nebel
Die mittlere Region des Sternbilds Schwan mit Gamma Cygni, nachfolgend der helle Ausschniit als
vergrößerte Aufsuchkarte mit dem Crescentnebel genau in der Mitte. Diese Karten können natürlich
auch als Aufsuchhilfe für die vielen anderen Objekte dienen, welche hier verzeichnet sind
- 22 Der Sichel- oder Crescentnebel NGC 6888 wird wegen der ihn umgebenden weiteren großartigen
Nebel zu selten aufgesucht - ganz zu Unrecht. Mit Hilfe eines Nebelfilters ist er bereits im kleinsten
Fernrohr sichtbar. Unter einem wirklich guten Himmel und an einem mittelgroßen Instrument kann
sich ein Zeichner viele Stunden beschäftigen. Der Wechsel der Vergrößerungen zaubert stets neue
Einzelheiten hervor...
3. Die Cirrusnebel-Region
- 23 Der Cirrusnebel (auch als Cygnus Loop, Veil Nebula oder Schleier-Nebel bezeichnet) NGC
6992/6995 (links die "Hexenhand") und NGC 6960 (ganz rechts der "Sturm-vogel) sind die
hellsten Teile eines alten Superovarestes, welche unter guten Bedingungen schon im Fernglas
sichtbar sind - seine große Ausdehnung von rund 3° hilft dabei. Die wahre Pracht zeigt er aber erst
im Teleskop, am besten mit einem Nebelfilter. Große Instrumente offerieren mehr Details
(unbeschreiblich der Anblick im 42"-Dobson), wenngleich die Sichtung des gesamten Komplexes
auf einen Blick dann nicht mehr möglich ist: Die Nebel- teile müssen "abgefahren" werden. Als
Ausgleich dazu gibt es eine schier endlose Zahl von Filamenten und Nebelfetzen.
Unter wirklich gutem Himmel ist auch Pickering's Triangular Wisp ["Pickerings Dreiecksfetzen"]
inmitten des Nebelkomplexes deutlich erkennbar. Hierzu genügt ein mittelgroßes Fernrohr mit
Nebelfilter.
4. Nordamerika- und Pelikan-Nebel
NGC 7000 (Nordamerika-Nebel) und IC 5070 (Pelikannebel) sind zwei diffusen Gasnebel im
Norden des Sternbilds Schwan und tragen ihre Namen jeweils auf Grund ihrer von der Erde aus
sichtbaren geometrischen Form.
Die beiden H-alpha-Gebiete sind eigentlich ein zusammenhängender Komplex und werden nur durch eine Dunkelwolke getrennt, welche u. a. auch den
"Golf von Mexiko" bildet. Auffinden kann beide recht gut durch eine Sternkonfiguration, die dem
Orion ähnelt und deren "Beteigeuze" genau an der "Südküste" von "Florida" steht.
NGC 7000 wäre bei besten atmosphärischen Bedingungen auf dem HTT im Prinzip mit freiem Auge
ohne Filter sichtbar, aber die Sterne stehen auch vor allem im hellen Nebel (also kaum in den ihn
abgrenzenden Dunkelwolken) und lassen so eine wirkliche Trennung zwischen realer Sichtung oder
einer Suggestion kaum zu. Definitiv ist er ohne Filter bereits im 4" Apo sichtbar, mit Nebelfilter
sogar in kleineren Refraktoren und Feldstechern... Bei gutem Wetter könnte es interessant sein,
nach dem Nebelpaar im Fernglas zu suchen... In vielem HTT-Jahren sind herrliche Fotos von ihnen
entstanden (s. Titelseite) - wir wünschen allen Beobachtern angenehme und erfolgreiche Stunden
auf dem diesjährigen Event.
Euer HTT-Team
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