Liebe Freunde des HTT, der Sternhimmel bietet eine Fülle interessanter Objekte - trotz der zeitlichen Einschränkung auf den Frühherbst könnte man ganze Bücher füllen... Um die Qual der Wahl in einer begrenzten Teleskoptreffen-Wochenendzeit zu erleichtern, bieten wir seit dem Jahre 2007 unseren HTT SKYGUIDE an: ein kleiner Katalog jeweils mit - Hinweisen auf aktuelle Ereignisse und Konstellationen in unserem Sonnensystem und - Deep Sky Beobachtungstipps: dabei werden stets 1 oder 2 Sternbilder ausgewählt und näher vorgestellt. Beim 13. HTT 2012 wird es unseren SKYGUIDE nun bereits zum sechsten Male geben, als mehrsprachige Web- und als Printausgabe, sowie analog den Vorjahren außerdem beim Treffen selbst als LiveFührung von Uwe Pilz unterm nächtlichen Sternhimmel. Wir wünschen allen Besuchern viel Spaß beim Beobachten. Die HTT-Skyguide-Autoren und der Verein AstroTeam Elbe-Elster e.V. Inhaltliche Gliederung. 1) Konstellationen in unserem Sonnensystem z.B. Jupitermondstellungen, GRF-Transit-Zeiten, Aufsuchkarten für Uranus. Neptun, Planeoiden, Kometen... während der HTT-Zeit 2012 2) Zodiakallicht, Zodiakallichtbrücke, Gegenschein, Mondsichel am Morgenhimmel 3) Deep sky - Objekte (1 Übersicht), Schwerpunkt dieses Mal: Sternbild Schwan (Cygnus) 4) Deep sky 2 - Details. -3 - 1) Sonnensystem Zu Beginn ein Blick auf die jetzt endlich wieder aktive Sonne: Auch beim HTT 2012 wird es sich lohnen, die Sonne in Weisslicht wie in Halpha zu beob., ...zahlreiche interessante Fernrohre werden ja auf den Wiesen stehen ... 33 Jupiter Der Riesenplanet Jupiter befindet sich dieses Jahr im Sternbild Sier (Taurus) - ist mit -2,4 mag scheinbarer Helligkeit das auffälligste Objekt am Himmel der zweiten Nachthälfte (bevor in der Morgendämmerung die Venus über dem Osthorizont erscheint. Er wird erst am 3. Dezember 2012 seine Oppositionsstellung erreichen, kann jedoch bereits beim 13. HTT gut beobachtet werden - Aufgang ~22:40 Uhr MESZ. Viele Besucher werden sich ja noch an das fantastische Seeing des letztjährigen Teleskoptreffens erinnern und auch dieses Mal wird es sich lohnen, den Riesenplaneten und seine vier hellsten Monde zu beobachten: -4- Transit des GRF (System II) durch den Zentralmeridian - alle Zeiten in MESZ (CEST): 13.09.2012 15.09.2012 15.09.2012 01:40 03:19 23:10 Jupitermond-Ereignisse: 15.09.2012 15.09.2012 15.09.2012 16.09.2012 16.09.2012 16.09.2012 BA + BE: VA + VE: SA + SE: DA + DE: 00:06 01:57 05:46 02:58 04:18 05:07 III III I I I I Anfang + Ende der Bedeckung des Mondes durch Jupiter Anfang + Ende der Verfinsterung des Mondes durch Jupiter Anfang + Ende der Sichtbarkeit des Mond-Schattens auf Jupiter Anfang + Ende des Durchgangs des Mondes vor Jupiter -5- BA BE VA SA DA SE -5 - Uranus Der Planet Uranus kommt am 29. September 2012 im Sternbild Fische in Opposition zur Sonne. Mit einer Helligkeit von 5,7 mag kann er unter dem guten Himmel Jeßnigks problemlos mit dem bloßem Auge gesehen werden. Auf Grund der nahen Opposition ist der blau-grünliche Planet die gesamte Nacht über gut zu beobachten und erreicht gegen 2 Uhr morgens (MESZ) eine Kulminationshöhe von 40° über dem Horizont. Im Teleskop ist aber nur ein 3,6" großes Scheibchen sichtbar. Details seiner Planetenatmosphäre sind visuell fast unmöglich zu erkennen, bei sehr ruhiger Luft könnten videografisch ab etwa 12" Öffnug größere Strukturen zu erfassen sein. Interessant ist sicher auch die visuelle und fotografische Suche nach seinen Monden in mittleren und größeren Instrumenten. Auf unserer nachfolgenden Aufsuchkarte befindet sich der Planet reichlich 21' nordöstlich des mit 5,8 mag etwa gleich hellen Sterns 44 Psc: Die Position von Uranus am 14. September 2012, um 0:00 Uhr UT (= 2:00 Uhr MESZ / CEST im Sternbild Fische. - In dieser Nacht geht er um 19:47 Uhr (MESZ) auf - und kulminiert um 02:01 Uhr auf 40.4° Höhe. Die Aufgangs- und Kulminationszeiten sind pro Tag jeweils 4 min eher [diese Zeit-Verschiebung ist fast vollständig erdbewegungs- bedingt, denn die im Verhältnis zu uns langsame Eigenbewegung der äußeren Planeten Uranus + Neptun spielt hier kaum eine Rolle]. Neptun Das (nach der Pluto-Einstufung als Zwergplanet) nun äußerste Mitglied der Planetengilde unseres Sonnensystems stand im Vormonat in Opposition zur Sonne und wandert jetzt rückläufig durch das Sternbild Wassermann. Der 7,8 mag helle und 2,5" im scheinb. Ø große Neptun kann aber immer noch die ganze Nacht über beobachtet werden - und steht kurz vor der astronomischen Mitternacht -6(01:00 Uhr MESZ) in reichlich 27° Höhe im Meridian. Er nähert sich langsam dem Stern 38 Aquarii (5,5 mag), der hier sehr gut als Aufsuchhilfe dienen kann: In der Karte: Neptun im Sternbild Wassermann - am 14. September 2012, 0:00 UT (= 2:00 Uhr MESZ / CEST) - in der Karte sind Sterne bis 9,5 mag verzeichnet, Norden ist oben, Osten links). Neptuns Aufgang erfolgt am 13.09. um 18:45 Uhr MESZ, am 15.09. um 18:37 (tägl. Differenz: 4 min, vergl. Uranus). Planetoiden + Kometen (1) Ceres und (4) Vesta Der 970 Kilometer durchmessende Zwergplanet (1) Ceres ist der einzige, seinerzeit (in der Sivesternacht 1801, der ersten Nach des 19. Jahrhunderts) als PLANETOID entdeckte Himmelskörper, der sich durch seine eigene Masse sprich Gravitation selbst zu einer Kugel formen konnte. Jedoch nimmt er sich selbst gegenüber den großen Monden der Planeten (incl. unserem Erdmond) recht bescheiden aus... Ceres kann ab 1 Stunde nach Mitternacht in Richtung Osten beobachtet werden. Er befindet sich zu diesem Zeitpunkt schon über 15° über dem Horizont zwischen den Sternen Zeta Tau (2,9 mag) u. Chi1 Ori (4,4 mag), in der ziemlicher Nähe von (4) Vesta sowie Crabnebel M1 (!!) - und kulminiert in der späten Morgendämmerung, siehe nachfolgende Karten: -7- Die Bahnen von (1) Ceres und (4Vesta, 13.-17. Sept. 2012 (jew. 0: 00 UT) im Grenzbereich der Sternbilder Stier + Orion (Sterne bis 10,5 mag, Norden ist oben, Osten links -8Der als vierter entdeckte Planetoid Vesta steht an der nordwestlichen Ecke des Offenen Sternhaufens Collinder 65 im Sternbild Stier (Taurus). Er ist mit einer scheinbaren Helligkeit von 8,5 mag wie Ceres bereits in Ferngläsern sichtbar und kann ebenfalls nach Mitternacht über dem Osthorizont aufgefunden werden und danach die gesamte zweite Nachthälfte beobachtet werden. (2) Pallas Der Planetoid (2) Pallas befindet sich kurz vor seiner Opposiotion am 25. Sept. und wandert durch den nordwestlichen Bereich des Sternbildes Walfisch (lateinisch Cetus) und kann mit einer Helligkeit von 8,5 mag ebenfalls in kleinen Teleskopen und Feldstechern fast die gesamte Nacht beobachtet werden. Er befindet sich rund 1° südöstlich des 5,7 mag hellen Sterns 12 Cet und kulminiert gegen 2:00 Uhr morgens (= 1 h nach astronom. Mitternacht) in einer Höhe von über 30°: Positionen von (2) Pallas im Walfisch vom 13. -17. Sept. 2012, um 0 Uhr UT (Sterne bis 10,5 mag, Norden ist oben, Osten links). - Am 14. September 2012 zieht Pallas knapp an der lichtschwachen, 12.7 mag hellen Galaxie NGC 145 vorbei. Koordinaten (0:00 UT = 02:00 Uhr CEST Ephemeridenzeit): --------------------------------------------------RA Dekl --------------------------------------------------15. 09. 0h 30' - 05° 15' -9LINEAR C/2011 F1 In diesem Jahr gibt es leider keinen hellen "HTT-Kometen". Allerdings ist kurz nach dem Ende der Abenddämmerung C/2011 F1 (LINEAR) im südöstlichen Bereich des Sternbildes Bärenhüter sichtbar. Mit einer Helligkeit von rund 10,5 bis 11 mag ist er in mittleren Teleskopen gut erreichbar. Er steht zu Beginn der Nacht 18° über dem westlichen Horizont und kann dann noch rund 1 Stunde gut beobachtet werden. In unserer Aufsuchkarte sieht man den Schweifstern rund 3,5° südöstlich von Zeta Boo (4,5 mag) positioniert- die Bahn des Kometen LINEAR F1 im Bootes: 13.- 16. September 2012 (Sterne bis 10,5 mag, Norden ist oben, Osten links). Koordinaten (02:00 Uhr CEST Ephemeridenzeit): --------------------------------------------------RA Dekl --------------------------------------------------13. 09. 14h 51' 53" + 13° 20' 18" 14. 09. 14h 52' 05" + 12° 54' 18" 15. 09. 14h 53' 20" + 12° 28' 20" 16. 09. 14h 54' 36" + 12° 02' 23" --------------------------------------------------Weitere + stets aktuelle Ephemeriden sind hier zu finden: → http://scully.cfa.harvard.edu/cgi-bin/returnprepeph.cgi?d=c&o=CK11F010 Zodiakallicht + Morgenhimmel Seite 10 Die Positionen von Milchstraße, Planeten und der Zodiakallichtbrücke am HTTHimmel 2012 zu Beginn der Astronomischen Morgendämmerung. Jedem, der bis zum Morgengrauen durchhält, erwartet alljährlich auf unserem Treffen ein ganz besonderer Leckerbissen: das Zodiakallicht wird über dem Ost-Horizont sichtbar sein und erreicht eine Helligkeit, dass es auf den Beobachterwiesen diffuse, aber deutliche Schattenwürfe erzeugt! Dieses Ekliptikleuchten - 11 erstreckt sich vom Sternbild Löwe, über den Krebs bis hinauf zu den Zwillingen - und bei sehr guten atmosphärischen Verhältnissen - als Zodiakallichtbrücke (mit Gegenschein) über den gesamten Himmel !!! In der Ekliptik stehen natürlich auch die Planeten: Venus -4.2 mag, Jupiter -2.4 mag und Uranus 5.7 mag. - Außerdem geben sich die hellsten Fixsterne allesamt die Ehre: Sirius, Procyon, Castor + Pollux, Aldebaran, Capella, Rigel, Beteigeuze, Regulus, Wega, Deneb... ... und am Donnerstag- und Freitag morgen komplettiert noch die Mondsichel (mit kräftigem aschgrauen Licht) diesen wahrhaft majestätischen Himmels-Anblick! Die Zodiakallichtbrücke: Aufnahme von → Petr Skala beim 11. HTT im September 2010 - das möglicherweise weltweit erste Foto dieser schwachen Lichterscheinung unter Tieflandsbedingungen (jedenfalls ist selbst nach langem Suchen im Web kein derartiges außerhalb guter Gebirgsstandorte entstandenes - Bild zu finden). Die Aufnahme ist "aktualisiert", sprich die Planetenpositionen von Mitte September 2012 (Jupiter, Venus und Uranus) wurden hineinkopiert. - 12 - ... Und sehr reizvoll ist auch auf dem 13. HTT wieder die fortgeschrittene Morgendämmerung: Astronomie-Romantik pur: HTT-Frühanreiser können (nach der Mittwoch-Nacht) am Donnerstag Morgen die Mondsichel in der Nähe der hell strahlenden Venus sehen und fotografieren. Ein äußerst reizvolles Motiv, zumal der Mond kurz vor seinem Aufgang den Stern Alpha Cancri bedeckt hatte - er mit seinem aschgrauen Licht also noch sehr nahe am Hauptstern des Krebses steht. Und obendrein der heliakische Aufgang des Löwen - besonders eindrucksvoll gerade bei diesem Sternbild: der Löwe scheint förmlich von der Sonne weg - und über die Horizontlinie - zu springen... Am darauf folgenden Freitag Morgen zeigt sich dann neben Alpha Leonis - Regulus - die nun extrem schmale Mondsichel. Das Bild entstand aus einem morgendlichem HTT-Foto von Stefan Simon und einer von Andreas Schnabel + Ralf Hofner gestalteten Grafik. Die Venus ist bei -4,2 mag und 18" scheinb. Ø zu 64% beleuchtet. Ihr Aufgang verzögert sich pro Tag um 2 min: 13.Sept. - 02:35, 16.Sept.- 02:41 MESZ. DEEP SKY 1 (Überblick) - 13 - ... wie im Bild-Text rechts oben beschrieben: das Foto im im diffusen, rötl. Licht m. ausstrecktem Arm neben die Milchstraße am Himmel halten - und längere Zeit - mindestens 12-15 min schauen - man wird erstaunt sein, dass immer mehr dunkle wie auch hellere Strukturen sichtbar werden... -14 In der Skyguide-Ausgabe 2012 wird das Sternbild Schwan (Cygnus) inhaltlicher Schwerpunkt sein: Das Sternbild Schwan ist eine wahre Fundgrube für ambitionierte Beobachter. Dieses Foto in der invertierten Version, zeigt die Sternumgebungen zum Aufsuchen vieler bekannter Objekte. In der Bildkomposition werden bereits die beiden Regionen um den Nordamerikanebel (oben) und das Cirrusnebelgebiet detaillierter dargestellt. Weitere Einzel-Bezeichnungen der vielen Nebel und Sternhaufen in der Sternbildmitte vom Schwan (um Gamma Cygni) enthält die nachfolgende Karte: - 15 - 1:1 Vergleich: Astrofoto - Karte... Die Sternatlas-Grafiken wurden von Andreas Schnabel mit dem Uranometria 2000.0 erstellt Besonders interessant ist die Region um Gamma Cygni mit dem Schmetterlingsnebel und weiteren H-alpha-Gebieten. Hier empfiehlt es sich, visuell im Teleskop auch an guten Beobachtungsorten Nebelfilter einzusetzen, da durch die Flut der vielen Milchtraßensterne das Erkennen der relativ schwach wirkenden rötlichen Nebel im Okular erschwert ist (für den roten Spektralbereich ist das menschliche Auge ohnehin deutlich weniger empfindlich als z. B. für Gelb-Grün). Diskussionen gibt es gelegentlich über das korrekte Gebiet des Nördlichen Kohlensacks... In der Fachliteratur (älteren wie auch jüngeren Erscheinungsdatums) herrscht Einigkeit darüber, dass dieses 'Prädikat' (sprich der Vergleich mit dem "richtigen" Kohlensack im Süden) nur dem Gebiet nördlich vom Nordamerikanebel verliehen werden kann. ...Und wer einmal die Milchstraßenregion Cygnus-Cepheus unter tatsächlich "gutem Landhimmel" beobachtet und fotografiert hat, wird dieses nicht mehr mit dem deutlich weniger markanten Gebiet zwischen Alpha und Gamma Cygni 'verwechseln' mögen - man betrachte dazu hier nachfolgend die Parallelität des historischen s/wFotos unter dem perfekten Himmel von vor über 120 Jahren - mit dem aktuelleren, im Jahre 2009 auf dem 10. HTT von Ralf Hofner angefertigten Bild: - 16 - - 16 - Absichtlich hier kein invertiertes Bild, denn man kann bzw. sollte sogar - im Foto wie auch am Sternhimmel - das Auge auf die dunkle Mitte des Kohlensacks fokussieren. Eindrucksvoll ist nun ihn allseitig (!!) umschließende, matt glitzernde Milchstraßen-Sternwolken sichtbar... Wenden wir uns nun einem großflächigen Himmelsareal zu, dem Great Rift - zu deutsch GROSSER RISS: es ist ein großes, vom Cygnus Richtung Süden stetig breiter werdendes [immer weiter die Milchstraße aufzureißen scheinendes], dunkles Staubgebiet. Eigentlich 'nur' ein Bestandteil des die gesamte Milchstraße umspannenden Dunkelbandes am galaktischen Äquator so wie wir es von "Beobachtungen von außen her", also im Blick auf andere - von uns aus gesehen - in Kantenlage positionierte Galaxien (Edge on G.) gut kennen. Bei längerer Belichtung sieht man, dass das Great Rift keinesfalls einheitlich dunkel, gar schwarz ist, sondern in ihm stehende Sterne vielorts die Staubwolken etwas anleuchten - größerflächigdunkle Ausnahmen bilden hier nur die "beiden Kohlensäcke" im Süden und Norden der Himmelskugel - dazu nachfolgend 3 unterschiedlich lang belichtete Aufnahmen vom GROSSEN RISS im Sternbild Schwan (Cygnus) - auch hier keine invertierten Bilder, denn es geht um die fotografische Vergleichbarkeit der Belichtungszeiten am Kamera-Display: Bei kürzerer Belichtung bleibt Great Rift fast überall dunkel - diesen Anblick kennen die meisten deutschen Sternfreunde, denn eine intensivere Belichtung lässt die Liichtverschmutzung fast aller Gebiete Mitteleuropas kaum zu... Das zentrale galaktische Staubband (Summenbild) zeigt bei hier mrklich stärkerer Belichtung in einigen 'Dunkel'gebieten teilweise schon deutlich aufgehellte Strukturen.... © Michael Möckel. - 17- bei maximaler Belichtung beginnen die hellen Sternwolken langsam auszubrennen und der 'dunkle RISS' verwandelt sich an vielen Stellen in hellbraune Staubwolken mit vielen jungen Sternen darin... © Ralf Hofner. Interessant ist, dass - die dem inneren Teil der Galaxis (also auch der Great Rift-Ebene) uns vorgelagerten - Dunkelwolken wie der Nördliche Kohlensack oder die Dunkelzigarre auch bei intensiver fotografischer Belichtung schwarz bleiben! Spätestens dadurch wird u. a. deutlich, wer "das Recht hat" den Namen Nördlicher Kohlensack zu führen: die Staubwolke nördlich von NGC 7000 bleibt auch bei langer Belichtung die dunkelste Region der gesamten bei uns sichtbaren Milchstraße! Visuell kann man Great Rift auf Grund seiner Großflächigkeit natürlich am besten mit bloßen Auge beobachten (z.B. in einem Liegestuhl sitzend) - bei idealen Bedingungen sind auch Helligkeits (oder Dunkelheits- ;-))Differenzierungen in ihm wahrnehmbar... Einige Strukturen der Milchstraße im Schwan, dem sicherlich interessantesten Gebiet unserer Galaxis nördlich des Himmels-Äquators, kann man indes am günstigsten in der invertierten Version studieren, siehe hier (dabei insbesondere auf großflächige Strukturen achten!): Man achte besonders auf die bläulichen und zyanfarbenen Strukturen. © Ralf Hofner -18- DEEP SKY 2 - Details - zu einigen Objekten im Sternbild SCHWAN Jedes Jahr werden von uns angesichts der riesigen Fülle der zu empfehlenden Beobachtungsobjekte 1 oder 2 Sternbilder ausgewählt, 2012 soll es, wie bereits erwähnt, das Sternbild Schwan (Cygnus), also das "Kreuz des Nordens" sein. Es hat zugleich - aus mitteleuropäischer Sicht - bezüglich der Kulminationshöhe und seiner Objektvielfalt den interessantesten hier gut sichtbaren Bereich unserer Heimat-Galaxis aufzuweisen. Aus der Vielzahl der hier beobachtbaren Strukturen stellen wir eine kleine Auswahl etwas näher vor. In dem Karten sind darüber hinaus noch viele weitere Objekte verzeichnet, die in eine individuelle Beobachtungstour eingebunden werden könnten... -19 - 1. Dunkelzigarre + Cocoon-Nebel Die Dunkelzigarre Barnard 168 ist visuell bei gutem Himmel im Fernglas leicht sichtbar - als hätte jemand mit schwarzer Tusche einen Strich in die Milchstraße gezeichnet. Im Teleskop ist bei geringerer oder mittl. Vergrößerung mit Weitwinkelokular der Dunkelstreifen im glitzernden Meer der unzähligen Milchstraßen-Sterne sehr reizvoll anzuschauen und an seinem östlichen Ende befindet sich ein kosmisches Schmankerl der anderen Art: Der Kokonnebel IC 5146 (Cocoon Nebula) - ein Gasnebel, den ich (Uwe Pilz - d. Red.) im Fernglas noch nicht deutlich gesehen habe. Vielleicht gelingt mir es unter dem HTTHimmel? In Fernrohren jeder Größe - visuell ggfs. unter Anwendung von Nebelfiltern - ist er durch seine recht hohe Flächenhelligkeit ein Augenschmaus (s. nächste Seite): - 20 - Unserem tschechischen Besucher Jirka Los gelang beim 11. HTT ein brilliantes Bild vom CocoonNebel, besonders einrucksvoll kommt die Mischung aus bläulichen Reflektionsnebel und ebenfalls sehr ausgeprägtem H-alpha-Emissionen zum Vorschein, der Nebel ist einem ähnlichen physikalischen Zustand (und Entwickungsadium) wie z.B. → NGC 1977 im Orion. - Jirkas Bild wurde mit 8“ Öffnung aufgenommen und kann sich auch im Vergleich zum → Astronomy Picture of the Day v. 27.08.2008 - http://apod.nasa.gov/apod/image/0808/Cocoon_RS_crawford.jpg - sehen lassen !! In der invertierten Version können die Gasmassen und Strömungsverhätnisse besonders gut nachvollzogen werden, zugleich ist nachfolgendes ggfs auch eine Anregung für Zeichner: 21- 2. Der Sichel- oder Crescent-Nebel Die mittlere Region des Sternbilds Schwan mit Gamma Cygni, nachfolgend der helle Ausschniit als vergrößerte Aufsuchkarte mit dem Crescentnebel genau in der Mitte. Diese Karten können natürlich auch als Aufsuchhilfe für die vielen anderen Objekte dienen, welche hier verzeichnet sind - 22 Der Sichel- oder Crescentnebel NGC 6888 wird wegen der ihn umgebenden weiteren großartigen Nebel zu selten aufgesucht - ganz zu Unrecht. Mit Hilfe eines Nebelfilters ist er bereits im kleinsten Fernrohr sichtbar. Unter einem wirklich guten Himmel und an einem mittelgroßen Instrument kann sich ein Zeichner viele Stunden beschäftigen. Der Wechsel der Vergrößerungen zaubert stets neue Einzelheiten hervor... 3. Die Cirrusnebel-Region - 23 Der Cirrusnebel (auch als Cygnus Loop, Veil Nebula oder Schleier-Nebel bezeichnet) NGC 6992/6995 (links die "Hexenhand") und NGC 6960 (ganz rechts der "Sturm-vogel) sind die hellsten Teile eines alten Superovarestes, welche unter guten Bedingungen schon im Fernglas sichtbar sind - seine große Ausdehnung von rund 3° hilft dabei. Die wahre Pracht zeigt er aber erst im Teleskop, am besten mit einem Nebelfilter. Große Instrumente offerieren mehr Details (unbeschreiblich der Anblick im 42"-Dobson), wenngleich die Sichtung des gesamten Komplexes auf einen Blick dann nicht mehr möglich ist: Die Nebel- teile müssen "abgefahren" werden. Als Ausgleich dazu gibt es eine schier endlose Zahl von Filamenten und Nebelfetzen. Unter wirklich gutem Himmel ist auch Pickering's Triangular Wisp ["Pickerings Dreiecksfetzen"] inmitten des Nebelkomplexes deutlich erkennbar. Hierzu genügt ein mittelgroßes Fernrohr mit Nebelfilter. 4. Nordamerika- und Pelikan-Nebel NGC 7000 (Nordamerika-Nebel) und IC 5070 (Pelikannebel) sind zwei diffusen Gasnebel im Norden des Sternbilds Schwan und tragen ihre Namen jeweils auf Grund ihrer von der Erde aus sichtbaren geometrischen Form. Die beiden H-alpha-Gebiete sind eigentlich ein zusammenhängender Komplex und werden nur durch eine Dunkelwolke getrennt, welche u. a. auch den "Golf von Mexiko" bildet. Auffinden kann beide recht gut durch eine Sternkonfiguration, die dem Orion ähnelt und deren "Beteigeuze" genau an der "Südküste" von "Florida" steht. NGC 7000 wäre bei besten atmosphärischen Bedingungen auf dem HTT im Prinzip mit freiem Auge ohne Filter sichtbar, aber die Sterne stehen auch vor allem im hellen Nebel (also kaum in den ihn abgrenzenden Dunkelwolken) und lassen so eine wirkliche Trennung zwischen realer Sichtung oder einer Suggestion kaum zu. Definitiv ist er ohne Filter bereits im 4" Apo sichtbar, mit Nebelfilter sogar in kleineren Refraktoren und Feldstechern... Bei gutem Wetter könnte es interessant sein, nach dem Nebelpaar im Fernglas zu suchen... In vielem HTT-Jahren sind herrliche Fotos von ihnen entstanden (s. Titelseite) - wir wünschen allen Beobachtern angenehme und erfolgreiche Stunden auf dem diesjährigen Event. Euer HTT-Team