Seite 2 BEACONS MUM Dezember 2015 Einsatzgebiet, das aber von den Kunden nicht direkt wahrgenommen wird, ist die Kundenfrequenzmessung. So können etwa Händler über die Daten der Beacons ermitteln, welche Punkte in ihrem Geschäft besonders gut besucht sind, wie sich die Besucherströme verteilen oder welche Produkte besonders hohes Kundeninteresse hervorrufen. Erkenntnisse aus der Praxis Um zu sehen, wie Beacons im praktischen Einsatz bei den Kunden ankommen, veröffentlichte der Location-Based-ServicesAnbieter Gettings im Frühjahr die Ergebnisse einer entsprechenden Studie. Im Rahmen des Projekts sollten vor allem Chancen für den Einzelhandel identifiziert, Erkenntnisse zur Implementierung gewonnen und die Akzeptanz der Verbraucher unter die Lupe genommen werden. Dabei kamen in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres 140 Beacons bei 72 Unternehmen in Düsseldorf zum Einsatz, über die via Gettings 170 Kampagnen gestaltet wurden. Kunden mussten die Gettings-App auf ihr Smartphone laden, Bluetooth aktivieren und per Opt-in dem Empfang zustimmen. Erhaltene Angebote konnten an der Kasse eingelöst werden. aufgrund von Geräteanforderungen, Bluetooth-Aktivierung und Opt-in-Verfahren nur bei 4.000 Nutzern im Raum Düsseldorf – von insgesamt 1,4 Millionen Anwendern deutschlandweit. Am Ende wurde mit dem Pilotprojekt nur die Hälfte der potenziellen Nutzer auch erreicht. „Die Beacon-Technologie steckt aktuell noch in den Kinderschuhen“, betont Lücke. „Sie birgt zukünftig gewinnbringende Möglichkeiten für den Point of Sale, bedarf aber noch einer technischen Durchdringung und höheren Nutzerakzeptanz“, betont er. Beacons locken Kunden an Technische Vor- und Nachteile Ein weiterer Vorteil der Bluetooth-Technik: Ein Großteil der aktuellen Smartphones verfügt über eine entsprechende Schnittstelle. Laut dem Branchenverband Bitkom nutzen derzeit rund 44 Millionen Verbraucher im Alter von mehr als 14 Jahren ein solches modernes Mobiltelefon, was mehr als der Hälfte aller Einwohner Deutschlands entspricht. Vor allem beliebte Geräte von Herstellern wie Apple, Samsung oder HTC verfügen über das notwendige „Bluetooth Smart Ready“-Label und sind damit zum Empfang von Beacon-Signalen geeignet. Allerdings machen auch einige Probleme der Technik zu schaffen: So ist die Reichweite der Beacons in der Regel auf wenige Meter im unmittelbaren Umfeld der winzigen Sender beschränkt. Zudem können physische Hindernisse wie etwa Gegenstände oder viele Menschen das Signal im schlechtesten Fall komplett blockieren. Das bekannteste Beacon-System ist derzeit iBeacon von Apple. Während dieses Verfahren eine entsprechende App zur Auswertung der empfangenen Daten und deren Umsetzung in beispielsweise die Einblendung MUM von Produktinformationen benötigt, wird bereits an noch flexibleren Techniken gearbeitet. Diese sollen künftig auch ohne spezielle Apps mit internetfähigen Mobilgeräten kommunizieren können. Auch Payment-Services sind bereits in Planung. So arbeitet zum Beispiel der Dienstleister PayPal bereits seit mehreren Jahren an einem interaktionslosen Bezahlvorgang, der praktisch „im Vorbeigehen“ abgewickelt wird. Diverse Einsatzmöglichkeiten Für die kleinen Sender gibt es im Werbeumfeld eine Vielzahl an denkbaren Einsatzmöglichkeiten. Voraussetzung ist immer, dass der zu erreichende Kunde ein BLE-fähiges Smartphone besitzt, die App des besuchten Unternehmens installiert hat und den Empfang von standortbasierten Nachrichten auf seinem Mobiltelefon gestattet. Eine vielgenutzte Möglichkeit der Beacons: Sobald der Kunde in die Reichweite eines Senders kommt, erhält er per Push-Nachricht eine Mitteilung auf sein Smartphone. Dabei kann es sich um Werbebotschaften, Produktinformationen, Coupons oder jede andere Art von Benachrichtigung handeln. In den USA sind besonders Bonusprogramme auf Beacon-Basis beliebt, wie etwa Shopkick. Dabei erhalten die Kunden zum Beispiel für das Betreten von bestimmten Geschäften Bonuspunkte, die sich später gegen Prämien eintauschen lassen. Shopkick ist mittlerweile auch in Deutschland verfügbar und kooperiert mit diversen Handelsunternehmen wie Douglas, Media Markt, Saturn oder Obi. Etwas komplexer wird es, wenn die Beacons zu einer Art Indoor-Navigationssystem werden. Sucht der Kunde ein bestimmtes Produkt, kann er sich über eine App auf seinem Smartphone direkt zum richtigen Regal lotsen lassen. Dieses Verfahren ermöglicht auch die Abdeckung großer Bereiche: So sind derartige Systeme bereits in mehreren US-Sportstadien im Einsatz. Auch auf der vergangenen Nürnberger Spielwarenmesse wurde die Navigation in den Messehallen mit Beacons realisiert. Ein weiteres Schwächen der Technologie Die Studie zeigte aber auch, dass die BeaconTechnologie noch Schwächen aufweist: So lag die potenzielle Reichweite der Gettings-App Nutzervertrauen nötig Vor allem Letzteres ist nach wie vor ein Problem – viele Verbraucher misstrauen den kleinen Sendern oder fühlen sich sogar von einer Push-Nachricht belästigt. Dabei sind Beacons an sich datenschutzrechtlich harmlos: Die Geräte können in der Regel keinerlei Daten empfangen oder verarbeiten. Zudem werden im überwiegenden Fall nur Informationen übermittelt, die keinen Personenbezug haben. Erst eine installierte App kann mit den Signalen der Beacons etwas anfangen und stellt über ein Nutzerkonto auch einen Personenbezug her. Da sich hieraus beispielsweise das Kaufverhalten des Anwenders analysieren lässt, muss dieser zuvor in die Verarbeitung der Daten einwilligen. Es liegt hier an den Anbietern, den nötigen Informationspflichten nachzukommen und damit gegenüber den Anwendern für Transparenz zu sorgen. Dann steht auch der Kundenansprache per Beacon nichts mehr im Wege. Quelle: Shopkick (alle) Die Diskussion gärt seit Jahren: Wie kann man Offline und Online besser verbinden, um den Kunden ein durchgängiges Einkaufserlebnis zu bieten? Ein Ansatz sind sogenannte Beacons, die in Ladengeschäften angebracht werden. Sie senden in festgelegten Intervallen Signale, die etwa von einer App zur Positionsbestimmung oder zum Einblenden von ortsabhängigen Werbebotschaften genutzt werden können. Bei den dafür nötigen Geräten handelt es sich um kompakte Sender mit wenigen Metern Reichweite, die auf dem Bluetooth-Low-EnergyStandard (BLE) basieren. Diese Technik ist deutlich kostengünstiger als herkömmliche Bluetooth-Chipsätze und benötigt nur sehr wenig Energie. Auf diese Weise lassen sich aktuelle Beacon-Modelle je nach Sendeleistung und Signalintervallen teils mehrere Jahre mit einer Knopfzelle betreiben. Bei der Auswertung der Daten zeigte sich: 50 Prozent der Verbraucher, die außerhalb eines Ladens mit einer Push-Nachricht erreicht wurden, betraten das Geschäft in der Folge auch. Jeder Fünfte klickte unmittelbar nach Erhalt der Beacon-Nachricht auf die Mitteilung, 33 Prozent der Empfänger wurden innerhalb der ersten fünf Minuten aktiv. Eine spätere Auswertung der Daten in Zusammenarbeit mit der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München zeigte zudem, dass via Beacons ausgespielte Coupons die Ladenbesuche von Konsumenten um 23 Prozent erhöhen. Zudem verlängert sich die Aufenthaltsdauer der Verbraucher am Point of Sale um 31 Prozent im Vergleich mit Besuchern, die keinen Coupon erhielten. „Da Beacons unmittelbar vor Ort ausgespielt werden, ist der Anreiz für Endverbraucher höher, denn sie sehen das angebotene Produkt sofort im Ladengeschäft“, erklärt Gettings-Geschäftsführer Boris Lücke. „Verwendet der stationäre Handel Beacons in Kombination mit anderen Technologien zur standortbezogenen Werbung, kann sich die Effektivität der Kundenansprache um ein Vielfaches erhöhen“, ergänzt Prof. Dr. Martin Spann vom Institut für Electronic Commerce und Digitale Märkte an der LMU München.