Lernaktivität LA01 So viele Regenwürmer? Stufe Zyklus 2b, Zyklus 3, Sek 2 Wissen zum Thema für Schülerinnen und Schüler So viele Regenwürmer? Das Wichtigste in Kürze In gesunden Wiesenböden leben auf einer Hektare 1-3Mio Regenwürmer. Im Schweizer Mittelland gelten 1.2-1.4Mio Regenwürmer pro Hektare in Ackerböden als gut. Sie haben in Böden verschiedene wichtige Funktionen: Durchlüftung, verbesserte Wasseraufnahme und Wasserabfluss im Boden, Abbau von totem Pflanzenmaterial, Verbesserung der Verfügbarkeit von Nährstoffen für Pflanzen etc. Neue Forschungsresultate zeigen, dass Regenwürmer auch eine wichtige Aufgabe bei der Bindung von Kohlenstoff im Boden haben. Durch ihre grabende Tätigkeit bringen sie Kohlenstoff von der Oberfläche in tiefere Schichten. So „verstauen“ sie Kohlenstoff im Boden und verringern so das CO2 in der Atmosphäre. Ihre grabende Tätigkeit, der Abbau von totem Pflanzenmaterial und die Verbesserung der Verfügbarkeit von Nährstoffen fördern zudem viele andere Organismen und erhöhen die Biodiversität. Intensive Bodenbearbeitung, übermässige Düngung und gewisse Pflanzenschutzmittel können Regenwürmer dezimieren. Mit Kompostgaben und der Einsaat von Wiese oder Gründüngung kann der Bauer die Regenwürmer fördern. Fakten Arten und Verbreitung In der Schweiz sind rund 40 Regenwurmarten zu finden. Weltweit gibt es fast 700 Regenwurmarten von sehr unterschiedlicher Grösse (wenige Zentimeter bis mehr als 50cm). In Australien leben Verwandte der Regenwürmer, die bis zu 3m lang werden. Regenwürmer gehören zu den Wenigborstern. Die Borsten, die vor allem an der Unterseite mit einer Lupe gut sichtbar sind, dienen der Fortbewegung. Aus einem zerschnittenen Regenwurm gibt es nicht zwei, wie oft behauptet wird. Im besten Fall überlebt der Vorderteil. Bodenfruchtbarkeit und Klimaschutz Die Wohnröhren der tiefgrabenden Regenwürmer sind sehr wichtig für die rasche Abführung von Regen. Bei Gewitterregen verhindern diese senkrechten Röhren Überschwemmungen. Die wasserabführenden Röhren verhindern auch, dass fruchtbarer Boden weggeschwemmt wird (Bodenerosion). Vor allem die tiefgrabenden Regenwürmer durchmischen die Bodenschichten. Sie bringen Material von der obersten Schicht in tiefere Schichten und umgekehrt. Passiert der Boden den Darm der Regenwürmer, werden wichtige Nährstoffe für die Pflanzen verfügbar gemacht. Darum wachsen Pflanzenwurzeln oft entlang oder in den Regenwurmgängen. Dies trägt zur Bodenfruchtbarkeit bei. Wenn tiefgrabende Regenwürmer das dunkle Bodenmaterial und Pflanzenteile in tiefere Bodenschichten bringen, ist ein Teil davon auch Kohlenstoff. Dieser Kohlenstoff wird in den tieferen Bodenschichten konserviert – man nennt dies auch Kohlenstoff-Sequestrierung. So tragen Regenwürmer dazu bei, dass Kohlenstoff (CO2) aus der Atmosphäre in den Boden kommt und so nicht mehr klimaschädlich ist. Streubewohnende Regenwürmer bauen organisches Material (v.a. tote Pflanzenteile) ab. Die flachgrabenden Regenwurmarten leben in den obersten Bodenschichten, durchmischen die obere Bodenschicht und machen Nährstoffe für Pflanzen verfügbar. In Wiesen sind oft viele flachgrabende Regenwürmer zu finden (Wikimedia commons) Drei verschiedene Regenwurmgruppen Regenwürmer werden in drei Gruppen eingeteilt: Streubewohner (rot-bräunlich und 26cm lang), Flachgraber (blass und bis 18cm lang) und Tiefgraber (rotbraun, Kopf dunkler und gegen Schwanzende heller, 15-45cm lang). Die drei Gruppen unterscheiden sich in ihrer Wirkungen auf den Boden, in ihrem Aufenthaltsort im Boden und in ihrer Grösse und Färbung. Regenwurm ist also nicht gleich Regenwurm. Unterscheidung der drei ökologischen Regenwurmgruppen Streubewohner (Lukas Pfiffner, FiBL) Flachgraber (Lukas Pfiffner, FiBL) Tiefgraber (Lukas Pfiffner, FiBL) Streubewohner (epigäisch) Flachgraber (endogäisch) Tiefgraber (anektisch) Grösse 2-6cm Grösse 2-18cm Grösse 15-45cm Ganzer Körper rotbräunlich Ganzer Körper blass und Rotbraun, Kopf ist dunkler als durchsichtig Schwanzende Lebt in der Streuschicht, im Ackerboden selten Lebt im Oberboden, junge Tiere oft im Wurzelfilz Lebt in allen Bodenschichten, macht senkrechte Wohnröhren Aktuelle Fragen aus der Forschung als Anregung zum Weiterdenken Regenwürmer durchmischen den Boden. Dabei bringen sie mit verdautem Pflanzenmaterial und totem organischem Material aus der obersten Bodenschicht auch Kohlenstoff in tiefere Schichten des Bodens. Dieser Kohlenstoff ist eigentlich CO2 aus der Atmosphäre, der so in den tiefen Bodenschichten eingelagert wird. Damit tragen Regenwürmer zu einer Reduktion des Treibhausgases CO2 in der Atmosphäre bei. Welche Mengen Kohlenstoff von Regenwürmern im Boden eingelagert werden, ist noch nicht wirklich bekannt. Auch ist nicht bekannt, ob der im Boden eingebaute Kohlenstoff bei Pflügen nicht wieder als CO2 in die Atmosphäre geht. Glossar Kontaktstellen Anektisch von annectare (lat.) verbinden; anderer Begriff für tiefgrabende Regenwürmer Endogäisch im Boden lebend Epigäisch unmittelbar auf der Bodenoberfläche lebend Ökologisch (Ökologie) Beziehung der Lebewesen untereinander und mit ihrer Umwelt Weiterführende Informationen Im Internet sind viele Informationen zum Regenwurm zu finden, z.B. unter http://www.regenwurm.ch Vertiefung Regenwürmer sind recht wählerisch. Sie haben Ansprüche an ihren Lebensraum: möglichst reichlich Nahrung (totes Pflanzenmaterial), nicht zu trocken und nicht zu nass, nicht zu sauer (pH) und nicht zu warm, nicht zu hart und nicht zu sandig. Mehr Details unter http://www.regenwurm.ch Bei den Eidgenössischen landwirtschaftlichen Forschungsstationen (Agroscope) und bei den kantonalen Bodenfachstellen gibt es Fachleute, die allenfalls bereit sind, Fragen zu Regenwürmer und deren Funktionen im Boden zu beantworten.