Gynäkologische Infektionen Frau Dr. med. Jacqueline Stutz Frau Dr. med. Patricia Herzog Gynäkologische Infektionen Hepatitis B Syphilis Lymphogranulom venerum Chlamydieninfekt Trichomonaden Gonorrhoe Herpes genitalis Ulcus molle HIV Zika Bakterielle Vaginose Condyolmata accuminata Sexuell uebertragbare Krankheiten STI in der CH ( 2015) Gonokokken : 23 / 100 000 Einwohner Syphilis : 8 / 100 000 Einwohner Chlamydien : 122 / 100 000 Einwohner Gefälle: Stadt – Land ( Basel Stadt, Genf, Waadt ) Ansteckung: MSM ( Sexualkontakt Männer-Männer) vorallem dch anonyme Kontakte Frauen Bsp Gonorrhoe Ansteckung bei bekanntem Partner 92% Syphilis 88% Wichtig: Jucken, brennen oder Ausfluss: Arztkonsultation STI-Diagnostik: dadurch baldige Diagnose und Behandlung infizierter Personen (Quelle: BAG Bulletin 2015) Gonorrhoe Vorwiegend Männer betroffen 80% ( 9 Frauen / 100 000 Einwohner , 37 Männer / 100 000 Einwohner) Basel-Stadt: höchster Wert (nachfolgend ZH, Genf, Waadt) Altersgruppe: Frauen 15 – 24 Jhre Männer 25 – 34 Jhre (Quelle BAG 2016) Ansteckungsweg: 32% MSM, 52 % heterosexuell, 0.3% sexueller Kontakt zwischen Frauen, 16 % Ansteckungsweg unbekannt Infektionsweg: Mehrheit der Frauen bei bekanntem Partner bei den Männern mehrheitlich anonyme Kontakte Gonokokken Urethritis Mann: 10% asymptomatisch Zervicitis Frau : 50 % asymptomatisch Pharynx / Anus: 90% asymptomatisch: Reservoir für weitere Ausbreitung Junge Pat.: urethrale Beschwerden als alleiniges Symptom ( 1 Portion des Morgenurins für Erregernachweis) Therapie: Resistenzbildung, Abnahme der Kultur Ceftriaxon 500mg i.m. und Azithromycin 1 g per os Cefixim 400mg per os und Azithromycin per os Cephalosporinallergie: Azithromycin 2 g per os Partnerbehandlung: 60 Tage rückwirkend Therapiebeginn bevor das positive Resultat vorliegt, zusätzlich Chlamydien, Syphilis, HIV testen Syphilis 7% Zunahme im Jahr 2015 ( 2012-2014 kurzfristige Stabilisierung) Vorwiegend Männer betroffen: 14.1 Männer/ 100 000 Einwohner 1.7 Frauen/ 100 000 Einwohner Altersgruppe: Frauen : 25 – 34 Jhre Männer: 35 – 44 Jhre (Quelle BAG 2016) Ansteckungsweg: 57% MSM, 22% heterosexuell, 0.3% bei sexuellem Kontakt zwischen Frauen ( bei 21% war der Ansteckungsweg unbekannt) Infektionsquelle: Mehrheit der Frauen bei einem bekannten Partner Maenner Ansteckung vorallem bei anonymen Partnern St. nach Syphilis bietet keinen Schutz vor Reinfektion Syphilis Im Frühstadium : behandelbar, dadurch weniger Ausbreitung Primärsyphilis: ausgestanztes, kleines schmerzhaftes Ulzera und schmerzhafter inguinaler Lymphknoten: PCR-Nachweis Primäraffekt: Erregernachweis aus der Läsion ( IgM-Nachweis) Serologie: TPPA / TPHA , 2 Wochen wiederholen Therapie : Penicillin ( Allergie: Absprache mit Infektiologen ) Benzathine Penicillin 2.4 mio./ IE ( Kantonsapotheke ) i.m. langanhaltende Serumkonzentration für alle Stadien Spätsyphilis: 3 Dosen Personen, die innerhalb von 90 Tagen sexuellen Kontakt zu der erkrankten Person hatten, können auch, wenn seronegativ infiziert sein, präventive Therapie Clamydien Zunahme um 5% gegenüber Vorjahr Vorwiegend Frauen betroffen : Frauen : 161 / 100 000, Männer 80 / 100 000 Vorwiegend städtische Kantone: Baselstadt, Genf, gefolgt von Waadt und Zürich Schwarz: total Rot: Frauen Blau: Männer (Quelle BAG 2016) Altersgruppe: Median : 24 Jhre Frauen: 15 – 24 Jhre, Männer: 25- 34 Jhre Therapie: Doxycyclin 2x100mg für 7Tage Azithromycin 1.5g ist auch effektiv bei analen Chlamydien eher weniger wirksam ( Partnerbehandlung ) Clamydien-Risikopatientin Junges Alter beim ersten sexuellen Kontakt Anzahl der Sexualpartner Analverkehr WHO: Chlamydien und N.gonorrhoe häufigste STI PCR: empfindlichste und beste Methode zum Nachweis Chlamydien-Diagnostik, bei klinisch asymptomatischem Verlauf wichtig Frühzeitige Behandlung beeinflusst die weitere reproduktionsmedizinische Perspektive der Frau Kondome: Prophylaxe Uebertragung : durch ungeschützten Geschlechtsverkehr Risiko sowohl gegeben bei vaginalen, oralen und analen Verkehr ( Kondom: Bsp HPV nicht immer Schutz) Anamnese : Verdacht auf STI vaginaler Ausfluss vulväre Symptome: brennen, Jucken, Ulzerationen, Dyspareunie Menstruationsstörungen: Metrorrhagie, postkoitale Blutung, Dysmenorrhoe Sexualanamnese: unt Sexualpraktiken: vaginal, oral und/oder anal Alter Konstante oder wechselnde Partner Auslandaufenthalt Vorgängige Geschlechtskrankheit Anzahl von Sexualkontakten mit unterschiedlichen Partnern, Kondome verwendet ? Risikogruppe: Drogenkonsum, gerissenes Kondom, sexuelle Gewalt Spekulumeinstellung: Nativ und ev mikrobiologische Untersuchung je nach Beschwerdebild: Blutbild, CRP und Leberwerte STI – Screening bei asymptomatischer Patientin Serologien: HIV: 1 und 2 Screening Syphilis: TPPA / TPHA oder Immunoassay Hepatitis B: anti-Hbc –AK, Hbs AG, anti-Hbc Hepatitis C: anti-HCV STI – Screening bei asymptomatischer Patientin Untersuchungsmethoden: Abstriche urogenital, anorektal, pharyngeal, Urin Erregerspektrum: Chlamydien trachomatis Neisseria gonorrhoe ev. Trichonomaden, Ureaplasmen, Mykoplasmen Kostenzusammenstellung HIV : Lues: Hepatitis B: Hepatitis C: 20 Fr. 35 Fr. 20 Fr. 25 Fr. Chlamydien Morgenurin/ Abstrich (PCR): Gonokokken Morgenurin/ Abstrich (PCR): Chlamydien IgG/IgA: 131 Fr. Lues Abstrich aus Läsion (PCR): 180 Fr. 95 Fr. 95 Fr. STI-Diagnostik bei genitalen, perianalen oder oralen Ulzera Abstrichmaterial (PCR): Herpes simplex Typ 1/Typ2 Treponema pallidum Seltene Erreger: CMV / Lymphogranuloma venerum / VZV STI-Diagnostik bei Urethritis und Zervicitis Abstrichmaterial (PCR) Häufige Erreger: N. gonorrhoe (Erststrahlurin oder Vaginalabstrich) Chlamydien trachomatis (Erststrahlurin oder Vaginalabstrich) Mycoplasmen genitalis Selten: Trichomonaden Gardnerella vaginalis Ureaplasmen Urethritis – Erreger Wichtigste Erreger: - Chlamydia trachomatis - Neisseria gonorrhoe Weitere Erreger: - Trichomonaden - Herpes simplex-Virus - Mycoplasmen / Ureaplasmen Seltene Erreger: - Candida albicans Herpesvirus ( HSV, Herpes simplex ) DNA-Virus: HSV1, HSV2 Schmerzhafte Infektion der Haut und Schleimhäute PCR: Beste Nachweismethode aus dem Bläscheninhalt Therapie: Primärinfekt: Aciclovir 3x 400mg po für 7 Tage Valaciclovir 2x 500mg po für 7 Tage Schwangere: Aciclovir 3x 400gm po für 7-14 Tage Valaciclovir 2x 500mg po für 10 Tage Reaktivierung: Aciclovir 2x 800mg po für 5 Tage Valaciclovir 2x 500mg po für 3 Tage Schwangere: Aciclovir 3 x400 mg po für 10 Tage Beginn sofort bei Anzeichen einer Reaktivierung Gyn Upate 2016 Ein Unglück kommt selten allein….. Wichtig: Mischinfekte sind relativ häufig Nachweis von verschiedenen Erregern und Resistenzprüfung sinnvoll NAAT: Nucleic Acid Amplification Test technology NAATs haben die höchste Sensitivität für den direkten Nachweis von STI Erregern und gelten daher vielfach als Methode der Wahl Die Durchführung erfolgt in zentralen Labors mit der erforderlichen technischen Ausstattung , fachlichen Expertisen und etablierte Qualitätssicherung Antigen-basierte Schnelltests (Chlam.,GO ) sind aufgrund unzureichender Sensitivität und Spezifität nicht geeignet Nachweisverfahren für Erreger sexuell übertragbarer Infektionen Bakterielle Vaginose Diagnosestellung: Beurteilung des Fluors nach Menge und Farbe, Konsistenz und Geruch, pH-Wert und dem mikroskopischen Befund Häufigste Störung der Vaginalflora, keine eigentliche STI, fakultativ pathogener Keim Zunahme endogener Bakterien, va Gardnerella vaginalis Normalflora Clue cells Clue Cells Gardnerella vaginalis Indikation zur Labordiagnostik Entzündung ohne erkennbaren Erreger in der Nativmikroskopie Ausschluss einer Gonokokkeninfektion, Chlamydieninfektion oder Trichomonadeninfektion Bakterielle Vaginose: keine klassische STI, kann jedoch Risikofaktor darstellen an einer STI zu erkranken Therapievorschläge bei bakterieller Vaginose Metronidazol p.o. : Clindamycin p.o. : einmalig 2 g. evt wiederholt nach 48h 2x500 mg /tgl für 7 Tage 3x300/tgl für 7 Tage Bei chronisch rezidivierenden Infektionen kann eine Partnerbehandlung sinnvoll sein Schwangerschaft 1.Trimenon: Clindamycin Vaginalcreme 2% Desqualiniumchlorid Hexetidin für 7 Tage für 6 Tage für 6 Tage Ab dem 2. Trimenon: Metronidazol p.o. wie oben beschrieben Clindamycin p.o. wie oben beschrieben Obligate Behandlung auch bei Beschwerdefreiheit Bakterielle Vaginose in der Schwangerschaft Frühgeburtsbestrebungen Schwangere sollten auch ohne Symptome behandelt werden Hohes Risiko für Frühgeburt: St. nach vorzeitigem Blasensprung, St.nach Frühgeburt Aerobe Vaginitis Kein Amingeruch, meist E.coli, ev Streptokokken der Gruppe B Keine standardisierte Therapie ev. Clindamycin lokal Postmenopausal vorkommend: Replensgel 1x/tgl alle 3-4 Tge Zunehmende Problematik: Resistenzentwicklung Pflanzliche Präparate: umgehen den Effekt der Resistenzentwicklung Teebaumöl ( Wirksam gegen Candida, Gardnerella, Trich.) Thymian Supp. ( gegen Candida) Zataria multiflora Vaginalcreme (bei bakt Vaginose wirksam, nicht bei Schwangeren erprobt) Vulvovaginalkandidose Infektion der oestrogenisierten Vagina und Vestibulum Hohe Rezidivrate, nicht nur durch sexuellen Kontakt erklärbar C. albicans 85 – 95% C. Globrata va postmenopausal oder immunsupprimiert ➢ 4 Episoden pro Jahr: rezidivierende Vulvovaginalkandidose ➢ Lokale Therapie, keine Therapie des asymptomatischen Sexualpartners ➢ Chron. Rezivierend: Fluconazol 150 mg alle 72 Std 3 mal oder Fluconazol 150 mg /tgl einmal pro Woche für 6 Monate Zikavirus Betroffene Staaten: Südamerika, Mittelamerika, Karibik, Florida, insgesamt 66 Staaten Zikavirus: Flavivirus ( ähnlich zu Dengue-Gelbfibervirus) Verbreitung: dch Mücken ( asiatische Tigermücke) STI : Hohe Viruslast in Spermien und Urin nachweisbar Inkubationszeit: 3 – 11 Tage, meist asymptomatisch , ev. Fieber, Gelenkbeschwerden, Muskelschmerzen Bei schwangeren Frauen: vertikale Transmission: Frühabort, Frühgeburt, IUGR, oder fetale Mikrozephalie Empfehlung: Schwangere Frau, die sich in einem Epidemiegebiet aufgehalten hat: Ev. Laboranalyse ( PCR im Serum oder im Urin) negativer Test kann eine Infektion nicht ausschliessen Ultraschalluntersuchung: ab 16.SSW, alle 4 Wochen : fetales Wachstum, inkl. fetale Anatomie, inkl. Kopfwachstum Frau ist schwanger und erkrankt: Ultraschall alle 2 - 3 Wochen, ev Amniocentese mit PCR-Bestimmung von Zikavirus im Fruchtwasser Ab 28 Tage nach Rückkehr ist nur noch ein serologischer Test möglich Frauen mit Kinderwunsch oder Symptomen, die aus einem Epidemiegebiet zurückkommen, sollten mind. 12 Wochen aktiv verhüten Bei Männern sollte 6 Monate eine Verhütung stattfinden Reise in die Epidemiegebiete → Kondompflicht für Männer, deren Frauen schwanger sind Paar möchte schwanger werden, und die Frau hat sich in einem ZikavirusEpidemiegebiet aufgehalten: mind. 3 Menstruationszyklen abwarten Aufenthalt des Partners in einem Epidemiegebiet: 6 Monate zuwarten Frau ist schwanger und ihr Partner hat sich in einem Epidemiegebiet aufgehalten, Verhütung bis zum Ende der Schwangerschaft mit Kondomen Schlussfolgerung: Vorallem Vermeidung von Risikogebieten bei Planung einer Schwangerschaft oder bei bestehender Schwangerschaft Take home Message STI sind eine heterogene Gruppe, deren gemeinsames Merkmal darin besteht, dass sie hauptsächlich durch Geschlechtsverkehr übertragen werden STI kommen weltweit sehr häufig vor Aufgrund von veränderten Sexualpraktiken und des Sexualverhaltens Es sind vorallem junge sexuell aktive Menschen betroffen Hoher Anteil der Betroffenen meist geringe Symptomatik einer STI Gleichzeitige Uebertragung mehrerer STI ist möglich: Ein Unglück kommt selten allein…….! Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit