Nummer 38/2016, 23. Dezember 2016 Sehr geehrte User unserer Website, liebe Kolleginnen und Kollegen! Der terroristische Anschlag in Berlin und das Weihnachtsfest geben beide Anlass nachzudenken. Historisch betrachtet beruht unsere Gesellschaft auf christlichen Wurzeln. Ist die Botschaft des – man wagt es ja kaum noch zu sagen – christlichen Festes, das wir feiern, noch aktuell? Gleichgültig, ob man gläubiger Christ1 ist oder nicht, wir gehören nicht nur wegen unseres Wohlstandes, sondern auch wegen der Werte unserer Gesellschaft zu den führenden Einwanderungsländern: Gleichberechtigung, Gewaltfreiheit, Toleranz, gegenseitiger Respekt etc. Darauf beruht unsere – Gott sei Dank – säkulare Gesellschaft. Die Rückkehr zum Gottesstaat, in dem Abweichung als Gotteslästerung mit härtesten Strafen geahndet wird, fordern heute manche islamischen Kräfte, und diese halten auch Einzug in Europa. Trotz der Irrwege und Verbrechen der Vergangenheit hätte das Christentum dem viel Positives entgegenzusetzen. „Mach’s wie Gott: werde Mensch!“, lautet die wohl kürzeste Weihnachtspredigt.2 Sich selbst und den anderen zu akzeptieren, darum geht es zu Weihnachten – und um die zentrale Botschaft des Christentums: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ Ein bisschen mehr tätiges Bekenntnis zu unseren Werten täte uns allen gut, unserer Gesellschaft und auch denen, die hier Schutz suchen. Angst vor dem Fremden hat der, dessen Selbstverständnis durch die Konfrontation mit dem anderen ins Wanken gerät. Und verunsicherte Menschen sind anfällig für Angstmache, Populismus und Demagogie. Der kastilische König Alfons VIII. und seine Ehefrau Eleonore Plantagenet gründeten 1187 in der Nähe von Burgos das Zisterzienserinnenkloster Santa María la Real de Las Huelgas. Alfons, der einige Kriege gegen die Mauren führte, schätzte die maurische Kunst und beauftrage maurische Architekten mit dem Bau. Im Kreuzgang huldigten diese Gott, wie sie es gelehrt worden waren – mit Suren aus dem Koran auf Arabisch. Alfons VIII. sah sein Christentum dadurch nicht in Frage gestellt. So wenig ich im Kastilien des 12. Jahrhunderts leben wollte, aber davon könnten wir auch heute eine Menge lernen. Mit herzlichen Grüßen Mag. Dr. Eckehard Quin www.quintessenzen.at 1 Personenbezogene Bezeichnungen umfassen gleichermaßen Personen männlichen und weiblichen Geschlechts. 2 Dieser Satz stammt vom langjährigen Limburger Bischof Franz Kamphaus. Die Woche im Medienspiegel der