www.umweltzeitung.sozdia.de Helft unseren Kastanien – Laubsammeln rettet die Bäume von Gabriele Lebelt Nur die weiß blühenden Kastanien leiden unter der Rosskastanienminiermotte. Die rot blühenden scheinen gegen die Motte resistent zu sein. Der wissenschaftliche Name des gefräßigen Einwanderers ist Cameraria ohridella. Er wurde 1984 erstmals in Mazedonien entdeckt. Die Motte macht sich mittlerweile in ganz Europa breit. In Deutschland wurde sie Anfang der neunziger Jahre zum ersten Mal beobachtet. Ihre Raupen fressen im Inneren des Blattes sogenannte Minen. Die Miniermotte bringt vier Generationen pro Saison hervor. Wenn die weißen Kastanien blühen, schlüpfen die ersten Falter aus den Puppen. Etwa 30 Eier legt ein Weibchen auf die Blattoberflächen. Die Raupen schlüpfen nach etwa zwei Wochen. Sie bohren sich in das Blattgewebe ein, minieren drei Wochen lang, verpuppen und schlüpfen nach weiteren zwei bis drei Wochen. Die ausgewachsenen Exemplare sitzen unauffällig an den Stämmen der Bäume. Der kleine Falter ist metallisch-braun mit schwarz gerandeten weißen Querstreifen und nur fünf Millimeter groß, richtet jedoch riesige Schäden an. Die Miniermotte kennt kein Erbarmen. Es scheint als wenn der Herbst schon im August beginnt. Die Larven der Miniermotte zernagen ausschließlich die Kastanienblätter, die dadurch vorzeitig braun werden, sich einrollen, welken und früh vom Baum fallen. Bei starkem Befall geschieht dies so früh im Jahr, dass die Kastanien sogar im Herbst noch einmal austreiben und Notblüten ansetzen. Diese zweite Blüte kostet den Baum sehr viel Kraft. Außerdem können durch erste Nachtfröste im Berliner Raum diese jungen Triebe, die noch nicht verholzt sind, so schwer geschädigt werden, dass eine dauerhafte Schädigung der Bäume nicht ausbleibt. Die Kastanien verbrauchen sehr viel Energie, wenn sie von mehreren Mottengenerationen im Jahr befallen werden. Sie verbrauchen viele Reservestoffe, die der Baum für sein Wachstum und für die Bildung von Blüten und Blättern dringend benötigt. Zusätzliche Nährstoffgaben, Bodenlockerung und Wasser helfen den Bäumen deshalb sehr. Die Puppen der Miniermotte überwintern im abfallenden Kastanienlaub und im nächsten Frühjahr nach dem Schlüpfen beginnt der Kreislauf von vorn. Die Miniermotte hat so gut wie keine natürlichen Feinde. Die Raupen stehen zwar auf dem Speisezettel von Meisen, werden von ihnen jedoch nicht in großem Maße verzehrt. Zur Bekämpfung hat man verschiedene Möglichkeiten ausprobiert. Chemische Mittel wirken, jedoch ist in Städten der großflächige Einsatz nicht möglich. Man hat versucht mit Lockstoffen die Motten zu dezimieren, in dem man ihr Sexualleben durcheinander bringt. Sie pflanzt sich dadurch nicht mehr fort und die Bestände konnten um 90 Prozent reduziert werden. Dies funktionierte jedoch unter Laborbedingungen. Laut Untersuchungen des Pflanzenschutzamtes Berlin bewirkt derzeit eine gründliche Laubbeseitigung und vor allem eine professionelle Entsorgung den sichersten Schutz gegen den Schädling. Wo im letzten Jahr gründlich Kastanienlaub gesammelt wurde, sind im Frühjahr teilweise bis zu 80% weniger Motten geschlüpft. Wichtig dafür ist, dass möglichst viele Baumeigentümer im privaten, wie im öffentlichen Bereich solche Laubaktionen durchführen. Auf eigenen Grundstücken kann das eingesammelte Laub auch mit einer 10cm starken Erdschicht oder einer stabilen Folie lückenlos abgedeckt werden, dadurch können die Larven nicht schlüpfen. Eine Kompostierung auf dem eigenen Grundstück ist erst dann sinnvoll, wenn das Laub zuvor mechanisch durch Rasenmäher oder Schredder zerkleinert wurde. Bei dieser Vorgehensweise sterben mehr als 80% der Mottenpuppen. Ebenso kann auch die BIOGUT-Tonne der BSR für die Laubabfälle genutzt werden. Sicherer sind in jedem Fall Laubsäcke, die über die BSR für 4 EUR/ Sack zu beziehen sind. Gefüllt, zugebunden und gut sichtbar an den Straßenrand gestellt, werden diese von der BSR abgeholt und professionell kompostiert. Dies geschieht durch eine Hitzeentwicklung auf etwa 55 °C, bei dieser Temperatur sterben die Puppen ab. Das Aufsammeln von Laub ist eine lohnende Sache. Es dient dazu, einen unserer schönsten Park- und Straßenbäume vor einer Schädigung und Entkräftung zu retten und die teilweise schon sehr alten, schönen Bäume zu bewahren. Kommende Generationen sollen auch Freude an Kastanienbäumen haben und Kinder wollen auch zukünftig im Herbst Kastanien sammeln. Für Fragen ist Herr Conrad Masius im Bezirksamt Lichtenberg ansprechbar: [email protected] November 2011