Ganz schön cool ... ❄ Eiszeitrelikte Überlebenskünstler auf den letzten Kälteinseln im Wärmemeer Eiszeitrelikte ... ! ! ! ! sind Zeugen des Eiszeitalters. sind Überlebensund Hungerkünstler. sind kältetolerant und lichtliebend. haben auf Kälteinseln inmitten des neuzeitlichen Wärmemeers überlebt. Die Zungen des Kangerlussuaq (Grönland) an einem Hochsommertag Die Zungen des Inlandeises südöstlich von „Kangerlussuaq“ in Westgrönland vermitteln einen Eindruck, wie man sich auch die Gletscherzungen im Voralpenland während der mindestens sechs Eiszeiten in den vergangenen 2,5 Millionen Jahren vorstellten könnte ... Hochmoor-Perlmuttfalter Damals kamen die ins Vorland austretenden Alpengletscher dem nordischen Eis aus Skandinavien bis auf 270 Kilometer nahe. Mitteleuropa war waldlos. Nur Tundrenvegetation, wie wir sie heute noch nahe der Arktis antreffen, und einige Steppenpflanzen waren diesen unwirtlichen Lebensbedingungen auf dem Permafrostboden ge- Zwergbirke wachsen. Ihre Blätter und Samen sind uns als Versteinerungen und ihre Pollenkörner in den Kälteunempfindliche Pflanzen, die sich eiszeitlichen Sedimenten erhalten. auch bei tiefen Temperaturen die lebensnotwendigen Nährstoffe - vor allem Stickstoff - Wollgras Strauchbirke Nach dem letzten Höhepunkt vor etwa erschließen konnten, besiedelten als erste 20.000 Jahren begannen die Gletscher vor die ehemals eisbedeckten Gebiete. rund 13.000 Jahren endgültig zu schmelzen. Im Verlauf der weiteren Erwärmung wurden Nach und nach gaben sie ausgedehnte sie von wärmetoleranteren Arten verdrängt. Schotter-, Riesel- und Quellfluren frei. Wasser Als sogenannte „Eiszeitrelikte“ finden wir aber im Überfluss, intensive Sonneneinstrahlung bei einige von ihnen auch heute noch bei uns: tiefen Durchschnittstemperaturen und extreme in Quellen und Dolinen (Kältelöchern), Temperatur-Unterschiede zwischen Tag und an schattigen Felsen oder auf Schwermetall- Nacht kennzeichneten diese ursprünglichen böden (Stickstoff-Mangelstandorte) und in Lebensräume. Die Gefahr von Bodenfrost oga im Hochsommer. bestand sogar den von Natur aus baumfreien Mooren (ke nz, kalter Standort). t). (keine Konkurrenz, Herausgeber: Regierung von Oberbayern Die Plakatserie „Eiszeitrelikte“ entstand im Rahmen des „Klimaprogramm Bayern 2020“ (Plakat 1 von 8) Text & Konzeption: Veronika Feichtinger Bildquellen: Stromfjord-Gletscher © Scholz | Hochmoor-Perlmuttfalter, Wollgras, Zwergbirke, Strauchbirke & Illustration © Kufner Gestaltung:: ecot ecotopics.de Eiszeitrelikte ❄ Einigkeit macht stark Flechten: Überlebenskünstler in Hungersymbiose Flechten: symbiotischer Organismus aus Pilz und Alge Rentierflechte (Cladonia spec.) Stärkste Austrocknung über längere Zeiträume, Kälte und geringstes Nährstoffangebot sind Bedingungen, mit denen Flechten ohne weiteres fertigwerden. Flechten begegnen uns in mehreren Flechten ... Erscheinungsformen: Die von Bäumen Blattflechten auf Holz ! herabhängenden Bartflechten, die farbenprächtigen Krustenflechten auf verwitternden Steinen und die Blatt- und Strauchflechten mit ihren ! flächigen, gekräuselten oder auch verzweigten Blättchen, die fest mit dem Grund verwachsen sind oder nur locker aufliegen. Temperaturen von - 20 °C bis + 70 °C ! Flechtenpilz mit roten Fruchtkörperchen ! ertragen fast alle Arten gut, allerdings nur in ausgetrocknetem Zustand. Feuchte Luft oder Optimale Bedingungen für einen der Partner, ein wenig Tau reichen aus, um die Lebens- z.B. Zuckerwasser für den Pilz oder Licht und funktionen wieder in Gang zu bringen. Wasser für die Alge, regen sie jeweils zu solch sind eine Lebensgemeinschaft aus Pilz und Alge in Hungersymbiose. besiedeln besonders unwirtliche Lebensräume. ertragen extreme Strahlungsintensität. Je mehr verschiedene Flechtenarten auf einem Standort vorkommen, desto sauberer ist die Luft. starkem Wachstum an, dass der Partner überKrustenflechten auf Stein Das Geheimnis dieser Lebewesen lässt wachsen wird. Das „Verhältnis“ stimmt nur, sich erst mit dem Mikroskop entschleiern. wenn beide Partner nicht „ins Kraut schießen“. Nicht einen Organismus haben wir vor uns, Deshalb nennt man eine solche Lebensge- sondern zwei: Pilz mit Alge. Unterschiedliche meinschaft auch „Hungersymbiose“. Pilzarten haben sich je nach Flechtenart mit Kleine Kunstwerke unterschiedlichen Algenarten zusammengetan Flechten sicher bestimmen kann nur der und bilden eine Lebensgemeinschaft zu gegen- Fachmann. Dem Laien ist vor allem die Ren- seitigem Vorteil - eine Symbiose. tierflechte Cladonia bekannt. Diese Flechten Pflanzensystematiker sehen in den Flechten zählen in nordischen Ländern heute noch zur deshalb Pilzarten, die sich zur besseren Ernäh- Hauptnahrung der eiszeitlichen Rentiere, rung Algen „halten“, quasi als Haustiere. Moschusochsen und Lemminge. Herausgeber: Regierung von Oberbayern Die Plakatserie „Eiszeitrelikte“ entstand im Rahmen des „Klimaprogramm Bayern 2020“ (Plakat 2 von 8) Text & Konzeption: Veronika Feichtinger Bildquellen: Cladonia-Flechte & Illustration © Kufner | alle weiteren Flechtenfotos © Feichtinger Gestaltung:: ecot ecotopics.de Eiszeitrelikte ❄ Mit Docht und Fußpilz Eiszeitliche Sauergräser Was sind „Eiszeitrelikte“ ? Pflanzenarten !mitVorwiegend weiter Verbreitung während der „Tundrenzeit“ (den kalten Perioden in der Vegetationsgeschichte der vergangenen rund 2,5 Millionen Jahre). dem Abschmelzen !derNach Gletscher eroberten kälteunempfindliche Pflanzen und Tiere die ehemals eisbedeckten Gebiete als erste zurück. kommen sie nur !nochHeute vereinzelt und inselartig auf den letzten „Kälteinseln inmitten des Wärmemeers“ vor. Alpen-Wollgras Wasserüberschuss und tiefe Temperaturen im Wurzelbereich machen es den Pflanzen schwer, Stickstoff aufzunehmen. Das Wachstum wird gehemmt und führt zu Anpassungen, wie sie auch Pflanzen an sehr trockenen Standorten ausbilden, beispielsweise Thymian, Lavendel und Rosmarin mit ihren kleinen, ledrigen Blättchen (Xeromorphosen). Mit einem Trick konnten einige eiszeitliche Sauergräser diese Unbilden überwinden: sie bilden im Stengel ein Durchlüftungsgewebe (Aerenchym), das wie ein Docht atmosphärischen Sauerstoff in die Wurzeln leitet, und ihre Wurzeln sind von symbiontischen Pilzen umhüllt (Mykorrhiza), die die Stickstoffversorgung Blumenbinse Weißes Schnabelried der Pflanze verbessern. Torf-Segge Carex heleonastes Rote Liste Bayern 1 - vom Aussterben bedroht Fadenwurzelsegge Carex chordorrhiza Rote Liste Bayern 2 - stark gefährdet Schlamm-Segge Carex limosa Rote Liste Bayern 3 - gefährdet Schlammsegge Zierliches Wollgras Eriophorum gracile Rote Liste Bayern 1 - vom Aussterben bedroht Alpen-Wollgras Trichophorum alpinum Rote Liste Bayern 3 - gefährdet Weißes Schnabelried Rhynchospora alba Rote Liste Bayern 3 - gefährdet Blumenbinse Scheuchzeria palustris Torfsegge Fadenwurzelsegge Rote Liste Bayern 3 - gefährdet Zierliches Wollgras Herausgeber: Regierung von Oberbayern Die Plakatserie „Eiszeitrelikte“ entstand im Rahmen des „Klimaprogramm Bayern 2020“ (Plakat 3 von 8) Text & Konzeption: Veronika Feichtinger Bildquellen: Blumenbinse, Torf-, Fadenwurzel- und Schlammsegge © Feichtinger | Zierliches Wollgras © Wagner | Alpen-Wollgras, Weißes Schnabelried & Illustration © Kufner Gestaltung:: ecot ecotopics.de Eiszeitrelikte ❄ Klebstoff & Unterdruck Sonnentau und Wasserschlauch Rundblättriger Sonnentau Wasserschlauch Tiefe Temperaturen erschweren die Aufnahme von Stickstoff und ließen stille, unbewegliche Pflanzen zu „Fleischfressern“ werden: Sonnentau und Wasserschlauch. Mittlerer Sonnentau Alle Sonnentau-Arten (Drosera) leben Nach einem völlig anderen Prinzip fängt in nährstoffarmen Mooren. Ihre Blätter sind der untergetaucht lebende Wasserschlauch dicht mit bis zu fünf Millimeter langen Drüsen- (Utricularia) seine Beute. haaren bestanden, die an ihren Köpfchen eine An den zu haardünnen Zipfeln aufgelösten klebrige Schleimsubstanz absondern. Wie Tau- Unterwasserblättern sitzen kleine Blasen, an tröpfchen glänzen sie im Licht und verführen deren spitzem Ende je ein Klappdeckel sitzt, Insekten, sich zum Mahle niederzulassen. der längere Borsten trägt. Der Innenraum der Blase ist mit Wasser gefüllt, das von den Zellen Sind die Insekten erst einmal gelandet, gibt der Innenwand nach außen transportiert wird, es kein Entrinnen mehr: Immer mehr Drüsen- so dass Unterdruck entsteht. härchen krümmen sich über das Insekt und Berührt ein vorbeischwimmender Kleinkrebs sondern Verdauungssaft ab, der brauchbare eine Borste, verrutscht der Deckel für einen Au- Stoffe - vor allem Eiweiße und deren Stickstoff genblick, Wasser strömt nach innen und reißt als kostbarem Bestandteil - aus dem Tierkörper das Krebschen mit ins Innere. herauslöst. Unverdauliche Reste, z.B. Chitin- Drüsenzellen geben Verdauungssäfte ins panzer bleiben zurück, wenn sich nach Tagen Blasenwasser ab und die Nährstoffe werden das Blatt zu neuem Fang öffnet und neuen aufgenommen. Unverdauliches bleibt zurück. Klebschleim produziert. In alten Fangblasen lassen sich daher ganze Rundblättriger Sonnentau Drosera rotundifolia Rote Liste Bayern 3 – gefährdet Blüten des Sonnentaus Mittlerer Sonnentau Drosera intermedia Rote Liste Bayern 2 – stark gefährdet Fleischfressende Pflanzen ... ! ! ! ! holen sich in unwirtlichen, nährstoffarmen Biotopen (wie z.B. in Hochmooren) lebenswichtige Nährstoffe aus tierischer Kost. verfügen über raffinierte Fangmechanismen. An den klebrigen Drüsenhärchen der SonnentauArten verfangen sich kleine Insekten. Kleine Wasserlebewesen werden mit Unterdruck in die Fangblasen des Wasserschlauchs gesogen und anschließend verdaut. „Panzersammlungen“ etlicher Wasserflöhe finden, die darin ihr Leben lassen mussten. Wasserschlauch Utricularia spec. mit 8 Arten in Bayern heimisch Langblättriger Sonnentau Drosera longifolia Rote Liste Bayern 2 – stark gefährdet Herausgeber: Regierung von Oberbayern Die Plakatserie „Eiszeitrelikte“ entstand im Rahmen des „Klimaprogramm Bayern 2020“ (Plakat 4 von 8) Text & Konzeption: Veronika Feichtinger Bildquellen: Wasserschlauch © Feichtinger | Sonnentau (4) & Illustration © Kufner Gestaltung:: ecot ecotopics.de Eiszeitrelikte ❄ Baumzwerge Eiszeitliche Gehölze: Leibspeise von Mammut und Wollnashorn Große Moosjungfer Eiszeitliche Gehölze ... Strauchbirke ! ! Neben der Kraut-Weide im Hochgebirge sind uns nur die Heidelbeer-Weide sowie die Zwerg- und die Strauchbirke in den Übergangs- und Hochmooren als letzte Zeitzeugen der einstigen Kälteperioden in den vergangenen 2,5 Millionen Jahren erhalten geblieben. ! Kleine Blättchen, Windbestäubung und sind zwergenwüchsig. überleben Dank ihrer kurzen Vegetationsperiode und extremen Kältetoleranz. Ihre Blätter, Pollen und Samen finden sich als Fossilien in eiszeitlichen Sedimenten und Torf. für den Notfall sogar Eigenbestäubung sowie eine kürzere Vegetationszeit als bei den heute dominierenden Baumbirken waren während der Eiszeit überlebenswichtig. Besucht werden die Zwerge auch heute noch von der Schwarzglänzenden Moorameise, deren Blut (Haemolymphe) erst bei - 27 °C gefriert. Ihre Nester baut sie in Torfmoosbulte. Wie die Große Moosjungfer (eine Libellenart) zählt sie zu den seltenen und stark gefährdeten Schwarzglänzende Moorameise Insekten der Zwischenmoore. Gezielte Pflege- und Renaturierungsmaßnahmen durch „BayernNetz Natur“ Projekte und das „Klimaprogramm Bayern 2020“ fördern beide Arten und ihre bei uns dahinschwindenden Moor-Lebensräume, deren Eigenart und Heidelbeerweide Schönheit wohl jeder Mensch empfindet. Zwergbirke Betula nana Rote Liste Bayern 2 – stark gefährdet Strauchbirke Betula humilis Rote Liste Bayern 2 – stark gefährdet Heidelbeerweide Salix myrtilloides Rote Liste Bayern 2 – stark gefährdet Herausgeber: Regierung von Oberbayern Die Plakatserie „Eiszeitrelikte“ entstand im Rahmen des „Klimaprogramm Bayern 2020“ (Plakat 5 von 8) Text & Konzeption: Veronika Feichtinger Bildquellen: Schwarzglänzende Moorameise © Feichtinger | Zwergbirke, Strauchbirke, Heidelbeerweide, Große Moosjungfer & Illustration © Kufner Gestaltung:: ecot ecotopics.de Eiszeitrelikte ❄ Gaukler zwischen zwei Welten Hochmoor-Tagfalter und ihre Raupenfutterpflanzen Was sind „Eiszeitrelikte“ ? und Pflanzenarten !mitTierweiter Verbreitung während der „Tundrenzeit“ (den kalten Perioden in der Vegetationsgeschichte der vergangenen rund 2,5 Millionen Jahre). dem Abschmelzen !derNach Gletscher eroberten diese kälteunempfindlichen Pflanzen und Tiere die ehemals eisbedeckten Gebiete als erste zurück. ! Heute kommen sie nur noch vereinzelt und inselartig auf den letzten „Kälteinseln inmitten des Wärmemeers“ vor. Hochmoor-Gelbling, Hochmoor-Bläuling und Hochmoor-Perlmuttfalter Hochmoor-Gelbling Diese drei Tagfalter-Arten pendeln zwischen dem Hochmoor und der Streuwiese, wo sie ein reichhaltiges Blütenangebot finden. Oft sitzen sie an der Sumpfkratzdistel (Cirsium palustre) oder anderen Blütenpflanzen, an deren Nektar sie sich stärken. Die Eier dagegen werden den Blättern von Moosbeere (Vaccinium oxycoccus) und Rauschbeere (Vaccinium uliginosum) aufgeklebt, die aus- Hochmoor-Bläuling schließlich im Hochmoor wachsen und von denen sich die Raupen ernähren. Alle drei Hochmoor-Tagfalter sind sehr selten. Ihr Beispiel zeigt, wie lebenswichtig sanfte Übergänge zwischen der Urlandschaft Hochmoor und der Kulturlandschaft mit ihren extensiv genutzten Streuwiesen sind. Hochmoor-Perlmuttfalter Hochmoor-Gelbling Colias palaeno Rote Liste Bayern 2 – stark gefährdet Hochmoor-Bläuling Plebejus optilete Rote Liste Bayern 2 – stark gefährdet Hochmoor-Perlmuttfalter Boloria aquilonaris Rote Liste Bayern 2 – stark gefährdet Rauschbeere Moosbeere Herausgeber: Regierung von Oberbayern Die Plakatserie „Eiszeitrelikte“ entstand im Rahmen des „Klimaprogramm Bayern 2020“ (Plakat 6 von 8) Text & Konzeption: Veronika Feichtinger Bildquellen: Hochmoor-Gelbling © Anwander | Hochmoor-Bläuling © Bräu | Hochmoor-Perlmuttfalter (2), Moosbeere, Rauschbeere & Illustration © Kufner Gestaltung:: ecot ecotopics.de Eiszeitrelikte ❄ Strenges Reinheitsgebot Die Bayerische Quellschnecke Alle Quellschnecken sind an gleichbleibend niedrige Temperaturen angepasst und bewohnen Quellen mit Quellwasser, das sauberer ist als Trinkwasser. Bayerische Quellschnecke Von den rund 40 Quellschnecken-Arten in Quellschnecken ... Europa kommen bei uns nur die Österreichische und die Bayerische Quellschnecke (Bythinella bavarica) vor. Diese Winzlinge werden nur 4 mm groß. Als reine Wasserbewohner atmen sie über eine starre Kieme, die in der Mantelhöhle liegt. Vom Herzen wird das Blut in einem weitgehend offenen Blutkreislauf durch den Körper ! ! ! bewegt. Als Sauerstoff-bindender Blutfarbstoff dient „Haemocyanin“. ! brauchen ganzjährig gleichmäßig kaltes und sauerstoffreiches Quellwasser. reagieren extrem sensibel auf Nitrat-Stickstoff. Wind und Wasserinsekten verbreiten diese winzigen Eiszeitrelikte. Ihre Schalen finden sich in eiszeitlichen Sedimenten. Quellschnecken sind getrenntgeschlechtlich. Der keilförmige Penis des Männchens hat eine Drüsenrute und ruht hinter den Augen im Nacken des Tieres. Das Weibchen legt die befruchteten Eier einzeln auf Steine. Die Jungtiere schlüpfen bei den ganzjährig in einer Quelle herrschenden 8 - 9 °Celsius nach 4 - 5 Monaten. Zum Vergleich: bei den Schnauzenschnecken (Bithynia), die es auch wärmer vertragen, schlüpfen die Jungen je nach Temperatur innerhalb von 2 - 3 Wochen. Zur Unterscheidung der einzelnen Arten wird neben dem inneren Körperbau der Mittelzahn auf der Raspelzunge (Radula) herangezogen. Quellschnecken haben einen kurzen breiten Fuß, mit dem sie zwar nur langsam kriechen können, aber im fließenden Quellwasser besser haften als ihre schnelleren Schneckenverwandten mit langem schmalen Fuß, die in langsam fließendem oder stehendem Wasser leben. n. Tête-à-tête zweier Quellschnecken Herausgeber: Regierung von Oberbayern Die Plakatserie „Eiszeitrelikte“ entstand im Rahmen des „Klimaprogramm Bayern 2020“ (Plakat 7 von 8) Text & Konzeption: Veronika Feichtinger Bildquellen: Quellschnecken (3) © Colling | Illustration © Kufner Gestaltung:: ecot ecotopics.de Eiszeitrelikte ❄ Lebendgebährend Kreuzotter und Waldeidechse Junge Kreuzotter Kreuzottern: Giftig, aber nicht aggressiv ! ! Kreuzotter mit Zickzack-Muster Kreuzzeichnung auf dem Kopf In erdgeschichtlichen Dimensionen betrachtet, trennt uns nur ein Wimpernschlag von den Herden der urtümlichen Mammuts, Wollnashörner und Steppenbisons, die während der eiszeitlichen Kälteperioden durch die waldfreie Tundra Mitteleuropas streiften. Kreuzotter und Waldeidechse gehören neben den Murmeltieren zu den wenigen Wirbeltieren, die in Oberbayern den Sprung in die Neuzeit schafften. Die Kreuzotter (Vipera berus) und die viel Kreuzotter und Waldeidechse sind „ovo- häufigere Waldeidechse (Zootica vivipara) vivipar“ (lebendgebärend). Die Eier bleiben haben das gleiche Verbreitungsgebiet: von bis zum Schlupf der Jungen im Körper des Großbritannien bis Sachalin, von Lappland Weibchens, wo eine konstante Feuchtigkeit und Nordkarelien bis Griechenland. herrscht und die Temperatur durch Ortswechsel Schwerpunkt des Kreuzottervorkommens in optimal reguliert werden kann (bevorzugt Deutschland sind die Moor- und Heidegebiete werden 30° Celsius). Die Eier sind nur von des Alpenvorlandes. Sie bieten den typischen einer dünnen, durchsichtigen Eihaut umgeben. Lebensraum: waldfrei und strukturreich, hin- Eine Nährstoffversorgung über die Mutter findet sichtlich der Temperatur herrschen große Tag- jedoch nicht statt. Diese Art der Fortpflanzung Nacht-Unterschiede, die Vegetationsperiode ist trägt dazu bei, dass beide Reptilien besonders kurz und es regnet viel (hohe Luftfeuchte). kalte Lebensräume besiedeln können. Trächtige Kreuzotter-Weibchen nehmen Wichtigste Nahrung der Jungottern sind junge Eidechsen. Erwachsene Ottern ernähren sich von Mäusen, Eidechsen und Fröschen (im Schnitt eine Maus pro Woche). Die Beute wird mit Gift !""getötet, das einen raschen Blutdruckabfall bewirkt, der zum Kreislaufkollaps und zum Tod innerhalb weniger Minuten führt - aber nur bei den typischen rund 10 g schweren Beutetieren. ! ! ! Um einen Menschen zu töten, reicht das Gift in den allermeisten Fällen nicht aus. Eine Kreuzotter beisst erst dann, wenn sie gereizt wird oder man auf sie tritt. Weibchen bis 90 cm (bräunlicher Untergrund), Männchen bis etwa 50 cm (grauer Untergrund). Dunkle bis schwarze Tiere können sich schneller erwärmen, werden jedoch leichter selbst zur Beute. bis zum Schlüpfen der Jungen (August oder September) keine Nahrung auf. Waldeidechse: Teil des Nahrungsspektrums der Kreuzotter Ein Wurf besteht aus 4 bis 18 Jungtieren und Kreuzotter Vipera berus Rote Liste Bayern 2 – stark gefährdet nimmt mit Größe und Alter des Weibchens zu. Waldeidechse Zootica vivipara Weibchen sind nur alle zwei bis drei Jahre In Bayern derzeit nicht gefährdet paarungsbereit. Herausgeber: Regierung von Oberbayern Die Plakatserie „Eiszeitrelikte“ entstand im Rahmen des „Klimaprogramm Bayern 2020“ (Plakat 8 von 8) Text & Konzeption: Veronika Feichtinger Bildquellen: Kreuzotter (4), Waldeidechse & Illustration © Kufner Gestaltung:: ecot ecotopics.de