Quellung und Schrumpfung als Grundlage der Aggregatbildung Hausarbeit Modul AEF-agr034 Belastung und Schutz von Böden Joris Fürstenau Lukas Paul Loose 08.12.2015 Agrar- und Ernährungswissenschaftliche Fakultät Institut für Pflanzenernährung und Bodenkunde Abteilung Bodenkunde Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Inhaltsverzeichnis Einleitung ............................................................................................................................. 3 Schrumpfung und Quellung ................................................................................................. 3 Schrumpfung in Böden ..................................................................................................... 3 Quellung in Böden ............................................................................................................ 6 Gefügeentwicklung .............................................................................................................. 8 Prismengefüge ................................................................................................................. 9 Polyeder ......................................................................................................................... 10 Subpolyeder ................................................................................................................... 10 Säulengefüge ................................................................................................................. 10 Fazit ................................................................................................................................... 10 Literaturverzeichnis ............................................................................................................ 11 Einleitung Thema dieser Hausarbeit ist die Schrumpfung und Quellung als Grundlage für die Aggregatbildung. Die Volumenabnahme im Boden wird als Schrumpfung bezeichnet. Diese wird bei Wasserentzug durch kontrahierende Kräfte, bedingt durch Wassermenisken, hervorgerufen (Bachmann et al., 2014). Die Schrumpfung wird anhand der Meniskenkräfte erklärt. Zudem werden die Phasen der Schrumpfungsprozesse bzw. Schrumpfungskurve dargestellt. Die Quellung hingegen beschreibt die Volumenzunahme des Bodens infolge von Befeuchtung (Kuntze et al., 1994). Jene wird mit der Schließung von Schrumpfrissen, dem wichtigen Faktor des Tongehaltes, dem Quellungsdruck und der Quellungshemmung erläutert. Weiterhin wird die Gefügeentwicklung durch die Prozesse der Schrumpfung und Quellung beschrieben. Es werden hauptsächlich die Absonderungsgefüge, die durch Be – und Entwässerung gebildet werden, in Form und Entstehung dargestellt. Schrumpfung und Quellung Schrumpfung in Böden Schrumpfung bezeichnet die Volumenabnahme in Böden, die bei Wasserentzug durch Menisken, die kontrahierende Kräfte ausüben, hervorgerufen wird (Bachmann et al., 2014). Die Meniskenkräfte wirken zwischen den Bodenpartikeln in den Poren flächenabhängig, was der Grund dafür ist, dass diese Kräfte über das Ausmaß der Schrumpfung entscheiden (Blume et al., 2010). Die Oberflächenspannung des Wassers ɣ, ist die Kraft, die die Bodenpartikel zueinander zieht. Eine Druckdifferenz hat kontrahierende Wirkung (Bachmann et al., 2014). In einem schrumpfenden Boden herrscht im Wasserkörper ein Unterdruck, der sich beschreiben lässt, indem man den Unterschied des Unterdrucks zum atmosphärischen Druck erfasst. Die Abhängigkeit des atmosphärischen Unterdrucks von der Oberflächenspannung und der körnungsbedingten Porengröße lässt sich durch folgende Gleichung darstellen (Blume et al., 2010): pL-pW= δp = 2*ɣ / r Die Gleichung zeigt, dass der Druckunterschied bei sinkendem Kapillardurchmesser, ansteigt, die Meniskenkrümmung wird stärker. Die kontrahierende Kraft steigt mit weiterer Krümmung der Menisken. Dass die kontrahierende Kraft steigt, je kleiner der Kapillardurchmesser ist, lässt auch nachvollziehen, weshalb feinkörnige Substrate viel mehr schrumpfen als grobkörnige (Blume et al., 2010). Der Verlauf des Schrumpfungsprozesses kann durch eine Schrumpfungskurve (Abb. 1) dargestellt werden, die den Bezug zwischen Volumengehalt und Wassergehalt verdeutlicht. Die Feuchteziffer (ϑ) gibt Auskunft über das Volumenverhältnis des Wasser zur Festsubstanz, die Porenziffer (ε) über das Volumenverhältnis der Poren zur 3 Festsubstanz (Bachmann et al., 2014). In Schrumpfungskurven werden bis zu vier Zonen abgebildet: Struktur-, Proportional-, Rest- und Nullschrumpfung (Peng & Horn, 2005). Wenn es zu einer Austrocknung kommt, weil der Grundwasserspiegel sinkt oder Wasser immer weiter verdunstet, findet die Proportionalschrumpfung statt. Hierbei werden kleinere Poren entwässert. Die Kapillarkräfte bewirken einen bemerkbaren Verlust an Bodenvolumen, das Volumen des Bodens nimmt dabei um den gleichen Betrag ab wie das des Wassers (Gebhardt et al., 2010). Wenn man den Boden in diesem Zustand betrachtet, fällt die dunkle Bodenfarbe auf (Blume et al., 2010). Läuft die Austrocknung des Bodens immer weiter, wird folglich eine Situation erreicht, in der die Starrheit des Bodenporensystems ansteigt und die zusätzliche Volumenabnahme deshalb kleiner als die Abnahme des Wasservolumens wird, was als Restschrumpfung bezeichnet wird (Gebhardt et al., 2010). Die Bodenfarbe erscheint hierbei heller (Blume et al., 2010). Irgendwann kann ein Punkt erreicht werden, an dem sich das Bodenvolumen nicht mehr ändert. Wenn die Feuchteziffer ϑ den Wert Null erreicht und damit die Schrumpfungskurve die Ordinate schneidet (Abbildung 1), liegt der Bereich der Nullschrumpfung vor (Groenevelt & Grant, 2004; Gebhardt et al., 2010). Böden können unter Umständen auch eine geogene, pedogene oder antrophogene Vorgeschichte aufweisen. Der Boden kann als Ergebnis früherer intensiver Austrocknung vorgeschrumpft sein. Bleibt die Porenziffer trotz Entwässerung konstant, muss die Phase der Strukturschrumpfung genannt werden (Bachmann et al., 2014). Erst wenn der frühere Entwässerungsgrad erreicht wird, setzt bei einer darüber hinausgehenden Austrocknung eine Proportionalschrumpfung ein (Blume et al., 2010). Das Schrumpfungsverhalten von Böden ist unterschiedlich und hängt von der Substratart und der Ausgangsstruktur ab (Gebhardt et al., 2012). Substrate zeigen unterschiedliche Schrumpfungspotentiale, die angeben wie sich das Volumen eines Substrates vom wassergesättigten Zustand zum trockenen Zustand bei der Schrumpfung ändert. Sande haben dabei den geringsten Wert, Torf-Tone weisen die größte Volumenveränderung beim Austrocknen auf (Gebhardt et al., 2010). Die Schrumpfungsintensität hängt vom dem Gehalt und der Zusammensetzung der organischen Substanz ab. Generell gilt, dass Schrumpfung mit dem Grad der Zersetzung steigt und mit dem Aschegehalt sinkt (Gebhardt et al., 2012). Abbildung 1: Schrumpfungskurvenverlauf von Böden und homogenem Substrat (aus Bachmann et al., 2014, S.100) 4 Peng&Horn (2013) haben für das Schrumpfungsverhalten 6 verschiedene Gruppen (Typ A bis E) in Abhängigkeit vom Vorhanden- oder Nichtvorhandensein der vier verschiedenen Schrumpfungsphasen, unter Beachtung der Lage eines Wendepunktes und der Maximalpunkte auf der Schrumpfungskurve, klassifiziert. Die Proportionalschrumpfung ist dabei in allen sechs Gruppen vertreten. Zeigt die Schrumpfungskurve einen Wendepunkt und zwei maximal Punkte an der wassergesättigten und der trockenen Seitenlinie, sind alle vier Schrumpfungsphasen vertreten und es wird vom Typ A gesprochen. Zeigt die Schrumpfungskurve an der trockenen Seite keine Extremstelle, aber an der wassergesättigten Seite und außerdem einen Wendepunkt, sind nur die Struktur-, Proportional- und Restschrumpfung, jedoch nicht die Nullschrumpfung vertreten, spricht dies für den Typ B. In der Studie machen Typ A und B 89% der klassifizierten Gruppen aus. Der Typ C zeichnet sich dadurch aus, dass nur eine Extremstelle bei der wassergesättigten Seite vorhanden ist. Folglich sind nur die Struktur- und Proportionalschrumpfung vertreten. Moorböden und Böden, die reich an organischer Substanz sind, zeigen dieses Schrumpfungsverhalten, weil sie ein großes Volumen an Grobporen, aber nur wenig mineralische Partikel besitzen. In Reisböden wurde nach mehreren Quellungsund Schrumpfungszyklen nur die Phase der Proportionalschrumpfung aufgefunden (Typ D). Beim Typ E hat die Schrumpfungskurve nur einen Wendepunkt, aber keine Extremstellen. Nur die Proportional- und Restschrumpfung sind vertreten. Diesen Typ findet man in Aggregaten, Erdklumpen und tonreichen Böden. Abschließend ist noch der Typ F definiert: Die Schrumpfungskurve zeigt eine maximale Krümmung an der trockenen Stelle. Im Gegensatz zum Typ E ist neben der Proportional- und Restschrumpfung auch die Nullschrumpfung vertreten, aufgrund der Festigkeit der feinporigen Struktur am Ende des Trocknens. Dieser Typ eines Schrumpfungskurvenverlaufs, bei dem keine Strukturschrumpfung vorhanden ist, wurde in Aggregaten, Erdklumpen, Tonpasten und strukturarmen oder dichten Bodenkernen entdeckt, wenn nur wenige oder keine Grobporen existieren (Peng & Horn, 2013). Es gibt zwei Schrumpfungsdimensionen: Die vertikale (Bodensetzungen) und die horizontale Dimension (Rissbildungen). Um diese zu berechnen, wird der dimensionslose Geometriefaktor rs verwendet (Gebhardt et al., 2012; Peng et al., 2006). Die Bodenabsenkungen bei der vertikalen Schrumpfung sind leichter zu messen, da dafür die Messung der Bodenhöhenveränderung ausreichend ist. Bei der horizontalen Schrumpfung muss das Volumen der gebildeten Risse ermittelt werden (Peng et al., 2006). Die Volumenänderung bei der Schrumpfung wird als isotrop bezeichnet. Isotropie bei der Schrumpfung bedeutet, dass die Eigenschaften richtungsunabhängig sind. Das bedeutet beispielsweise, dass der gleiche Wert an Verschiebung, gemessen für die vertikale Richtung, auch für die horizontale angenommen wird (Gebhardt et al., 2012). Der Boden kann dem Meniskenzug, der die isotrope Volumenänderung bedingt, nur in der Vertikalen frei folgen. In der Horizontalen kann Reibung auf dem Untergrund oder das noch im unteren Teil des Sediments vorhandene Wasser das Zusammenrücken der Partikel erschweren. Infolgedessen kann das Bodenpaket zerreißen. Die morphologischen Bodenmerkmale, die hierbei entstehen, werden als Schrumpfungsrisse bezeichnet (Blume et al., 2010). Die Schrumpfungsrisse können durch den Prozess der Quellung, auf den weiter unten eigegangen wird, wieder geschloßen werden (Blume et al., 2000). Wenn beispielsweise Tone linear schrumpfen, kann maximal ein Wert von 10 bis 15%mas H20 erreicht werden. Je größer der Tongehalt eines Bodens ist, desto ausgeprägter ist die Schrumpfung. Kalkt man einen Boden, vermindert dies in bindigen Böden das Ausmaß der Schrumpfung. Ein Boden bildet umso leichter Segregate aus, je stärker er schrumpft. Die Bodenbelüftung eines Bodens kann durch Quellungs- und Schrumpfungszyklen verbessert werden. Man spricht dabei vom „selfmulching-effect“ (Kuntze et al., 1994). 5 Böden, die reich an organischer Substanz sind, zeigen mehr Schrumpfungs- und weniger Quellungsverhalten als es die anorganischen Böden im Verlauf von Quellung- und Schrumpfungszyklen tun. Die Böden mit wenig organischer Substanz und mit höherem Tonanteil zeigen sich als verformbarer (Peng et al., 2007). Während der Austrocknung ist organisches Material besonders instabil. Da diese Böden hohe Feuchtigkeitsrückhalteeigenschaft haben, müssen sie einen hohen Anteil an Feinporen besitzen, was zu hohen Kapillarkräften führt und folglich bei entsprechender Austrocknung hohe Volumenabnahme erzeugt (Gebhardt et al., 2012). Schrumpfung und Quellung werden durch den internen Stress (hydraulisch, kapillar) und die Intensität und Anzahl der Quellungs-und Schrumpfungszyklen beeinflusst (Peng et al. 2007). Die Chemie des Tons, wie auch die Tonart und die Ionenkonzentration in den Bodenporen, beeinflussen die Schrumpf- und Quellkapazität von Böden. Grobporen sind anfälliger für Bodenverformungen. Unter externen Einflüssen, wie Auflast oder Verdichtung, verändern sich Quellung und Schrumpfung in Abhängigkeit von ihrer Porenfestigkeit und – größe. Die Schrumpfungskapazität von Grobporen ist geringer als die von Feinporen, denn die Kapillarkräfte können in großen Poren die Partikel nicht zueinander ziehen (Peng et al., 2007). Quellung in Böden Quellung wird als Zunahme des Bodenvolumens, bedingt durch Wasseraufnahme, bezeichnet (Becher, 2000). Die Faktoren der Wasseraufnahme bestimmen in erster Linie auch die Quellfähigkeit eines Bodens, wie beispielsweise die Körnung oder Mineralart des Bodens (Bachmann et al., 2014). Durch vorherige mechanische Beanspruchung eines feuchten Bodens wird die Quellung noch verstärkt. Beispielsweise bei Viehtritt auf einer Weide oder Fahrspuren im Acker (Kuntze et al., 1994). Bei der Wiederbewässerung des vorher geschrumpften Bodens, kommt es zu einer Entlastung der gekrümmten Bodenmenisken. Die Entlastung führt zu einer Reduzierung der Zugspannung, welche von den Menisken verursacht wird und zu einer Schließung der Schrumpfungsrisse. Peng & Horn (2006) stellen in einem Versuch dar, dass die Ausdehnung des Bodens während des Quellungsprozess dominant horizontal verläuft. Demnach ist die Ausdehnung als anisotrop horizontal zu bezeichnen. Verursacht wird diese durch die Beschränkung der vertikalen Ausdehnung infolge des Eigengewichts des Bodens. Zudem werden während der Schrumpfung flache Bodenpartikel gebildet, die einen größeren hydraulischen Druck in horizontaler als in vertikaler Richtung hervorrufen. Auch dies resultiert in einer horizontalen Quellung. Mit steigendem Wassergehalt im Boden sinkt der hydraulische Druck und bei Eintreten einer Sättigung wird dieser vernachlässigbar. Eine vollkommene Volumenzunahme, die vor dem Schrumpfungsprozess vorherrschend war, tritt im Allgemeinen allerdings nicht ein (Blume et al., 2010). Dafür sind folgende Gründe aufzuführen: Die vertikale Ausdehnung während der Quellung wird durch die Verdichtung der Bodendrücke beschränkt. Zu einer prägnanten vertikalen Ausdehnung und damit zu einer Anhebung des Bodens kommt es, sobald die Risse der Schrumpfung geschlossen sind und ein ausreichender Quellungsdruck gebildet wird, um die Bodendrücke auszugleichen oder zu überwinden. Dies tritt zum Beispiel in Vertisolen mit quellfähigen Tonen auf (Blume et al., 2010). Gebhardt et al. (2010) haben in einem Versuch nachgewiesen, dass eine Schrumpfung irreversibel ist. Dazu wurden verschiedene Bodenproben einer maximalen Austrocknungsintensität (in diesem Fall entsprechend eines Matrixpotenzials von -50kPa) ausgesetzt. Nach der Trocknung wurden die Bodenproben vollständig wassergesättigt. Es 6 stellte sich heraus, dass keine der Bodenproben ihr anfängliches Volumen erlangen konnte. Dabei verhindert die in der Schrumpfung entstandene Bodenstruktur, dass die natürlichen physikalischen und hydraulischen Eigenschaften des Bodens wiederhergestellt werden können. Weiterhin findet infolge der Schrumpfung eine gewisse Einregelung, starke Verkantung und Verdichtung der Teilchen statt, sodass ein gänzliches Wiederherstellen der Struktur im Boden nicht möglich ist. Eine Zunahme des Bodenvolumens, entsprechend der Erstschrumpfungslinie, ist somit ohne externe Einwirkung nicht mehr möglich (Becher, 2000). Jede Austrocknung, die stärker als die vorherige stärkste war, führt zu irreversiblen Schrumpfungskomponenten (Gebhardt et al., 2010). Auch Peng et al. (2007) stellten dar, dass die Intensität der Schrumpfung und die Häufigkeit von Austrocknung und Bewässerung einen Effekt auf das Volumen des Bodens sowie der Poren hat. Ein starker Be – und Entwässerungszyklus hat eine Verringerung des Porenvolumen zur Folge und somit eine irreversible Deformation des Bodens. Die Vorgeschichte des Bodens beeinflusst demnach seine Quellfähigkeit. Die Schrumpfung ist vollkommen reversibel, sobald zusätzliche Mechanismen, die die Bodenpartikel auseinanderbringen, wirken. Dies erfolgt durch mechanische Arbeit, die durch Belastung beim Befahren oder Betreten des Bodens und sogar durch Regentropfen, hervorgerufen wird. Die so verursachte Auflast führt zu einer Verformung des Bodens, welche die Zugänglichkeit dessen für das Wasser verbessert. Die erweiterte Wasseraufnahme ermöglicht den Tonpartikel weiteres Wasser zu binden und somit den Quellvorgang zu verstärken (Blume et al., 2010). Ein wichtiger Faktor der Quellung (und Schrumpfung) ist der Tongehalt im Boden. Hierbei ist vor allem der Anteil der quellfähigen Dreischicht-Tonminerale entscheidend (Blum, 2012). Aufgrund der hohen Oberfläche des Tons und der großen Menge an austauschbaren Kationen in diesem, wirkt sich der Tongehalt positiv auf die Quellung aus. Je reicher der Boden an Ton ist, desto stärker wirkt die Quellung (Blume et al., 2010). Erst ab einem gewissen Gehalt der Tonpartikel (< 2µm), das 10 bis 15% beträgt, kann es bei der Quellung zu einer Volumenvergrößerung, die horizontal anisotrop verläuft, kommen (Kuntze et al., 1994). Die unterschiedliche Oberfläche von Tonmineralen entscheidet über das Quellvermögen des Bodens. Je größer die Oberfläche, desto quellfähiger ist das Mineral. Die Reihenfolge der Quellfähigkeit ist: Smectit ~ Vermiculit > Illit > Kaolinit. Neben der Oberfläche der Tonminerale, spielt die Hydratationsfähigkeit der adsorbierten Kationen eine Rolle. So weist Na+ ein hohes Quellvermögen auf, während beispielsweise Al3+ eine geringe Quellung hervorruft (Blume et al., 2010). Sollte es zu einer Behinderung der Quellung kommen, entsteht im Boden ein sogenannter Quellungsdruck (Blume et al., 2010). Dieser Druck hängt nah mit dem vorliegenden Tonmineralien zusammen. Drei-Schichttonmineral führen zu einem höheren Druck als Zwei-Schichttonminerale, aufgrund unterschiedlicher Fähigkeit Ionen zu binden. Zudem ist der Quellungsdruck abhängig von den adsorbierten Kationen und der spezifischen Oberfläche der Minerale. Na+ und Mg2+ gesättigte Tonminerale erzeugen einen hohen, Ca2+ hingegen einen geringen Quellungsdruck (Tab. 1). Ein hoher Quellungsdruck führt zum Beispiel im Solonetz zu dem aufgewölbten Säulengefüge (Kuntze et al., 1994). 7 Tabelle 1: Kationenbelegung und Quellungsdruck- aus Marschböden gewonnene Tonfraktionen (Kuntze, 1965). Bei einer Einschränkung des Wasserzutritts zu den absorbierenden Oberflächen, entsteht eine Quellungshemmung. Als bedeutendster Hemmungsfaktor gilt die geringe Wasserleitfähigkeit in homogenen Tonböden. In diesen kommt es bei einer zeitlich begrenzten Wasserzufuhr zu keiner gleichmäßigen Verteilung des Wasser, deshalb bleibt der Boden starr (Bachmann et al., 2014). Weiterhin wird die Quellung durch eine hohe Salzkonzentration in der Bodenlösung gehemmt, da durch diese die Hydratationsfähigkeit der adsorbierten Kationen eingeschränkt wird (Blume et al., 2010). Weitere Quellungshindernisse sind stabilisierende Hüllen und Krusten von Eisenoxiden, sowie grobe Bodenteilchen, die eine Volumenzunahme verhindern (Kuntze et al., 1994). Eine geringe Lagerungsdichte, durch die viel Wasser adsorbiert werden kann, und eine geringe Oberfläche der Substrate, lässt organische Sedimente wie Gyttjen und Mudden nicht quellen (Blume et al., 2010). Böden mit einem hohen Anteil an organischer Substanz weisen im Allgemeinen ein geringeres Quellvermögen auf, als solche mit hohem anorganischen Anteil, da sie wenige Feststoffpartikel und eine Dominanz an Feinporen aufweisen. Dies führt zu einer starken Volumenabnahme während der Austrocknung (Peng et al., 2007; Gebhardt et al., 2010). Zudem kann es in organischen Böden, nach einer starken Austrocknung, zu einer Hydrophobie kommen, welche eine Anisotropie zwischen Schrumpfung und Quellung hervorruft (Gebhardt et al., 2010). Gefügeentwicklung Als Grundgefüge wird das Einzelkorn-, Kohärent- und Kittgefüge angesehen. Infolge der Schrumpfung, einem vorausgesetzten Tongehalt von mindestens 10 bis 15% und einer gewissen Wechselfeuchte kann sich in bindigen Böden aus dem Einzelkorn- und Kohärentgefüge ein Aggregatgefüge bilden. Da die Prozesse der Schrumpfung und Quellung abiotisch hervorgerufen werden, sind die so entstandenen Gefüge als Absonderungsaggregate zu bezeichnen (Becher, 2000). In der Gefügeentwicklung sind vor allem die Trenn- und Scherbrüche von Bedeutung. Beide rufen eine Entlastung hervor. Sie treten auf, wenn zwei Kräfte eine zu hohe Spannung erzeugen, sodass die Festigkeit des Bodens überschritten wird. Trennbrüche treten bei der ersten Entwässerung (Schrumpfung) auf und werden rechtwinklig zu der Wirkungslinie der entgegengesetzt wirkenden Kräfte gebildet. Die Risse bilden sich im rechten Winkel, da auf diese Weise die größte Entlastung entsteht. Bedingt sind die Kräfte durch Kontraktion der Wassermenisken bei Austrocknung (Hartge et al., 1983; Bachmann et al., 2014). Durch die erste Rissbildung kommt es zu einer Umverteilung der Spannung. Bei großer Spannung an der Oberfläche der ersten Risse können weitere an jener auftreten. Auch diese verlaufen rechtwinklig zu der ersten Grenzfläche. Einen gebogenen Verlauf weisen die Risse auf, wenn dadurch eine effektivere Entlastung des Bodens 8 hervorgerufen werden kann als bei geradem Verlauf (Hartge & Rahte, 1983). Aus Trennbrüchen entstehen meist Prismen- und Säulengefüge (Bachmann et al., 2014). Scherbrüche hingegen werden vor allem bei einseitiger Quellung gebildet und treten dabei schräg (nicht rechtwinklig) zur Wirkungslinie der Kräfte auf (Hartge & Rahte., 1983). Dabei sind zwei Möglichkeiten der Bildung zu unterscheiden. Hartge & Rahte (1983) beschreiben diese wie folgt: Bei der ersten Möglichkeit wirken zwei Kräfte im Boden auf gleicher Linie aufeinander zu. Die gebildeten Risse weisen einen Winkel 45° - ½ φ gegen die Wirkungslinie auf. Bei der zweiten Möglichkeit verlaufen zwei Kräfte parallel und in entgegengesetzter Richtung zueinander. So kann ein Scherbruch zwischen beiden Kräften entstehen. Zu dieser Möglichkeit kommt es, sobald die Bodenkörper und damit auch die Kräfte gegeneinander verschoben werden. In der fortgeschrittenen Gefügebildung sind Scherbrüche für Polyedern sowie Subpolyedern verantwortlich (Bachmann et al., 2014). Im Folgenden werden die Absonderungsgefüge nach Größe und Entstehung gegliedert (Abbildung 2). Abbildung 2: Gliederung und Ansprache des Makrogefüges im Boden (Kuntze et al., 1994) Prismengefüge Mit der Restschrumpfung, die infolge von Austrocknung auftritt, bildet sich aus dem Kohärent- ein Prismengefüge. Die Prismen werden aus Trennbrüchen gebildet (Becher, 2000). Das prismatische Gefüge ist die erste Form der Aggregatbildung. Gekennzeichnet ist dieses durch 3 bis 6 raue Seitenflächen, einer vertikal gestreckten Längsachse, die größer als die horizontale ist und einer variierenden Prismengröße (Blume et al., 2010). Zudem weisen Prismengefüge einen hohen Tongehalt auf (Blum, 2012). Durch starke Schrumpfung und Quellung kann es durch Scherkräfte, die zwischen den einzelnen Bodeneinheiten auftreten, zu einer Einregelung kommen. Dies führt zu welligen oder gewölbten Scher- und Gleitflächen, die auch als slickensides bezeichnet werden. In den Prismengefügen kann es durch eine erhöhte Wechselfeuchte und somit einer Zunahme der Risse, zu einem Zerfall der kleineren Prismen kommen. Dabei können Polyeder entstehen (Becher et al., 2000). 9 Polyeder Wie bereits erwähnt, kommt es bei einer Verkleinerung der Prismen zu einer Polyederbildung, welche durch häufige intensive Schrumpfung und Quellung hervorgerufen wird. Neben der Häufigkeit und Intensivität der Quellung und Schrumpfung, die zu einer verstärkten Rissbildung (v.a. Scherrisse) führt, ist der Tongehalt des Bodens für die Polyederentstehung entscheidend. Je höher dieser, desto kleiner werden die Polyeder gebildet (Becher et al., 2000). Daher sind diese häufig in kalkhaltigen Tonböden aufzufinden (Kuntze et al., 1994). Weiterhin beeinflussen die organische Substanz, Lagerungsdichte und Porenverteilung die Bildung des Gefüges (Blume et al., 2010). Das Polyedergefüge ist durch annähernd gleiche Achsenlänge, scharfe Kanten und glatte Oberflächen gekennzeichnet (Kuntze et al., 1994). Subpolyeder Subpolyeder entstehen abiotisch durch intensive Quellung und Schrumpfung. Eine hohe Intensität dieser ruft im Boden eine scherende Bewegung und ein Schleifen hervor, welche die Polyeder weiter verkleinert sowie abrundet (Blume et al., 2010). Das Gefüge ist jedoch nicht rund (Becher et al., 2000). Im Gegensatz zu den Polyedern weisen die Subpolyeder eine raue Oberfläche und stumpfe Kanten auf (Kuntze et al., 1994). Zusammenfassend zu den bisher genannten Gefügeformen ist zu sagen, dass Prismen, Polyeder und Subpolyeder durch Befeuchtung, Austrocknung und den so bewirkten Prozessen, aufeinander basierende Absonderungsaggregate sind. Mit Ablauf dieser Prozesse verlieren sie an Größe, werden aber auch stabiler (Blume et al., 2000). Säulengefüge Die Voraussetzung für Säulengefüge besteht darin, dass natriumsalzhaltiges Wasser vom Grund an die Bodenoberfläche gelangt. Einfach positiv geladene Natriumkationen umgeben sich bei ausreichendem Vorhandensein von Wasser mit einer dicken Hydrathülle und können Bodenmaterial in ihrem Umfeld dispergieren. Während Quellung- und Schrumpfungszyklen wandern folglich humusgesättigte und Natrium-gesättigte Tonteilchen herab, während Schluffteilchen nach oben wandern. Die Scherfestigkeit sinkt. Folglich werden die horizontal verlaufenden Ränder so beeinflusst, dass sich Säulengefüge, im Vergleich zu Prismen, durch glatte Seitenflächen und die Kopfflächen durch gerundete Kanten auszeichnen, weil dies der energieärmste Zustand ist. In Mitteleuropa finden sich Säulengefüge im Bereich von Straßen mit Streusalzausbringung bzw. in Knickbrackmarschen mit salzhaltigem Grundwasser (Blume et al., 2000; Blume et al., 2010). Fazit Die im Boden ablaufenden Prozesse der Schrumpfung und Quellung sind zwei gegensätzliche Prozesse, die dennoch zusammenhängend sind. Hervorgerufen werden diese durch den Wechsel von Austrocknung und Wiederbefeuchtung sowie ein gewissem Tongehalt im Boden. Sowohl das Ausmaß der Schrumpfung als auch der Quellung sind entscheidend für die Gefügeentwicklung des Bodens, welche vom Prismengefüge bis zum Subpolyeder beeinflusst wird. 10 Literaturverzeichnis Fachbeiträge: Gebhardt, S., Fleige, H., and R. Horn, (2010): Shrinkage processes of drained riparian peatland with subsidence morphology. Journal Soils Sediments 10: 484-493 Gebhardt, S., Fleige, H., and R. Horn, (2012): Anisotropic shrinkage of mineral and organic soils and its impact on soil hydraulic properties. Soil and Tillage Research 125: 96104 Groenevelt, P.H., and C.D. Grant, (2004): Re-evaluation of the structural properties of some British swelling soils. European Journal of Soil Science 55: 479-485 Hartge, K.H. und I. 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S.144ff, 155f , ISBN 3-8252-8076-4 Tabellen und Abbildungen: Tabelle 1: Kuntze et al., 1994, S.145 Abbildung 1: Bachmann et al., 2014, S.100 Abbildung 2: Kuntze et al., 1994, S.155 12