1 1.1 Mengen Definition Eine Menge M ist nach dem Begründer der Mengenlehre Georg Cantor eine Zusammenfassung von wohlunterschiedenen(verschiedenen) Elementen. Eine Menge lässt sich durch verschiedene Möglichkeiten repräsentieren. Sie kann durch Aufzählung ihrer Elemente A = {1, 2, 3} , durch eine Eigenschaft B = {x ∈ N|x > 3} oder mittels eines Venn/Euler-Diagramms 4 6 1 3 dargestellt werden. x ∈ A bedeutet dabei, dass das Element x in A enthalten ist, analog dazu x ∈ / A, dass x nicht in A enthalten ist. Eine Menge A wird als Teilmenge bezeichnet, wenn alle Elemente aus A auch in B enthalten sind. A ⊆ B ⇔ B ⊇ A ⇔ ∀x ∈ A ⇒ x ∈ B Die Menge B stellt hierbei die Obermenge von A dar B ⊇ A. Eine Menge A wird hierbei als echte Teilmenge A B bezeichnet, wenn A 6= B und A ⊆ B ist. 1.1.1 Aufgaben Aufgabe 1: Gilt A ⊆ B ? a.) A = {1, 2, 3} , B = {1, 3, 4, 2} b.) A = {4, e} , B = {1, 3, 4, f } c.) A = {x, e, ε} , B = {x, µ, 5, e, %, 74, ε} d.) A = {a, 6, 9, b} , B = {a, 6, 9} e.) A = {1, 2} , B = {1, 2} Aufgabe 2: Geben Sie eine mögliche Teilmenge A von B = {a, b, d, e} an Aufgabe 3: Geben Sie an, ob die Menge A = {1, b, d, δ} Obermenge ist a.) B = {1, d} b.) B = {δ} 1 c.) B = {0, d} Aufgabe 4: Geben Sie die Menge(n) B an für die gilt B * A und B ⊆ A a.) für A = {1, 3, 4} b.) allgemein für eine beliebige Menge B Aufgabe 5: Zeichnen Sie das Venn-Diagramm für X = {a, b, d, e} 1.1.2 Lösungen Lösung 1: a.) ja b.) nein c.) ja d.) nein e.) ja Lösung 2: z.B. A = {b, d} Lösung 3: a.) ja, A ⊇ B b.) ja, A ⊇ B c.) nein, A + B Lösung 4: a.) B = {1, 3, 4} b.) laut den obigen Definitionen ist der vorliegende Fall nur dann erfüllt, wenn A = B ist 2 Lösung 5: a e b d 1.2 Allgemeine Mengen Es existieren eine Anzahl von Mengen, die eine allgemeine Bezeichnung aufgrund ihrer häufigen Verwendung erlangt haben. Interessant ist insbesondere die Leere Menge ∅, die als Menge ohne Elemente definiert ist ∅ = {}. Die Leere Menge ist echte Teilmenge jeder Menge und Teilmenge von sich selbst. ∅ ⊆ ∅ ∧ ∀M : ∅ ⊆ M Häufig verwendete Mengen Symbol ∅ N N0 Z Q I R C Bezeichnung Beschreibung Leere Menge Menge die keine Elemente enthält Natürliche Zahlen {1, 2, 3, ..., n} Natürliche Zahlen mit 0 {0, 1, 2, 3, ..., n} Ganze Zahlen {−n, ..., −3, −2, −1, 0, 1, 2, 3, ..., n} Rationale Zahlen {x = m |m ∈ Z, n ∈ N} n m Irrationale Zahlen {x 6= n |m ∈ Z, n ∈ N} Reelle Zahlen Q∪I Komplexe Zahlen {x|x = a + b ∗ i|i2 = −1 ∧ a, b ∈ R} B Boolsche Zahlen {0, 1} Daneben gibt es noch einige Bezeichnungen, um bestimmte Teilmengen zu charakterisieren. 3 Symbol M+ M− M0+ M0− Bezeichnung positive Teilmenge negative Teilmenge positive Teilmenge mit 0 negative Teilmenge mit 0 Beschreibung {x ∈ Y |x > 0} {x ∈ Y |x < 0} {x ∈ Y |x ≥ 0} {x ∈ Y |x ≤ 0} [n] ]a, b[⇔ (a, b) [a, b[⇔ [a, b) (a, b] ⇔ (a, b] [a, b] ⇔ [a, b] Menge bis Teilmenge Teilmenge Teilmenge Teilmenge {x ∈ Y |0 < x ≤ n} {x ∈ Y |a < x < b} {x ∈ Y |a ≤ x < b} {x ∈ Y |a < x ≤ b} {x ∈ Y |a ≤ x ≤ b} n von von von von a bis b einschließlich a bis b a bis einschließlich b einschließlich a bis einschließlich b Anmerkung: für die letzten 4 häufig verwendeten Mengen ist x, soweit nicht näher spezifiziert, ∈ N. 1.2.1 Aufgaben Aufgabe 1: Für welche Mengen ist {0} echte Teilmenge? a.)N b.) N0 c.) R+ d.) C− e.)I+ f.)Z g.)Q Aufgabe 2: Geben Sie die Mengen [7, 11), (3, 4) und [6] in aufzählender Schreibweise an Aufgabe 3: Was ist der Unterschied zwischen ∅ und {∅}? Aufgabe 4: Welche der folgenden Mengen sind identisch? - A = ∅, B = {1, 2, 3}, C = {1, 2, 3, 3},D = {1, 1, 2, 3, 2},E = {1, 2, 4, 3}, F = {4, 2, 1, 3, 3} 1.2.2 Lösungen Lösung 1: Teilmenge für b.), f.), g.) Lösung 2: {7, 8, 9, 10},∅,{1, 2, 3, 4, 5, 6} Lösung 3: Die Leere Menge ist die Menge, die keine Elemente enthält, während {∅} eine Menge bezeichnet, die die Leere Menge enthält. Es gilt also ∅ = 6 {∅}! 4 Lösung 4: B = C = D, E = F Anmerkung: Zwei Mengen sind dann gleich, wenn sie die selben wohlunterschiedenen(!) Elemente besitzen. 1.3 Operationen auf Mengen Wie auch in der normalen Arithmetik lassen sich verschiedene Operationen zwischen zwei Mengen A und B ausführen. Bezeichnung Symbol Veranschaulichung Definition A Vereinigung ∪ A ∪ B = {x|x ∈ A ∨ x ∈ B} A Schnitt A ∩ B = {x|x ∈ A ∧ x ∈ B} A \ B = {x|x ∈ A ∧ x ∈ / B} B \ B \ A = {x|x ∈ / A ∧ x ∈ B} A Symmetrische Differenz B \ A Differenz B ∩ A Differenz B B A 4 B = (A \ B) ∪ (B \ A) 4 Die Vereinigung und der Schnitt sind kommutativ und assoziativ. Es gilt A ∪ (B ∪ C) = (A ∪ B) ∪ C = B ∪ (A ∪ C), bzw. A ∩ (B ∩ C) = (A ∩ B) ∩ C = B ∩ (A ∩ C) analog dazu für den Schnitt ∩. Die Differenzmenge ist hingegen nicht kommutativ. 5 1.3.1 Aufgaben Aufgabe 1: Ist die symmetrische Differenz kommutativ? Aufgabe 2: Berechnen Sie a.) {1, 4, f, g} ∩ {g, 4} ∪ {2, 1, 2, 1} b.) {0, 6, 5, f, g} ∪ {a, 5, 8} ∪ {3, 6} c.) {7} ∩ ∅ ∪ {∅} d.) [4]∪)4, 7] e.) (0, 3) ∪ (3, 8] f.) [1, 9] ∩ [5, 7) Aufgabe 3: Wie lässt sich die Menge [x, z] als Differenz zweier Mengen der Form [n] darstellen? Aufgabe 4: Vereinfachen Sie a.) (X \ Y ) ∪ (X ∩ Y ) b.) (F ∩ J) ∪ (F 4 J) c.) (U 4 A) ∩ (A ∩ U) 1.3.2 Lösungen Lösung 1: Die symmetrische Differenz ist kommutativ. Es gilt A 4 B = (A \ B) ∪ (B \ A) ⇔ B 4 A = (B \ A) ∪ (A \ B) . Dies lässt sich entweder mittels eines Venn-Diagramms beweisen oder aus der Tatsache folgern, dass die Symmetrische Differenz per Definition eine Vereinigung zweier Differenzen darstellt. Lösung 2: a.) {1, 2, f } b.) {0, 3, 5, 8, a, f, g} c.) {∅} d.) [4, 7] e.) [1, 8] \ {3} ⇔ {1, 2, 4, 5, 6, 7, 8} f.) {5, 6} Lösung 3: 6 [x, z] = [z] \ [x − 1] Lösung 4: a.) X b.) F ∪ J c.) ∅ 1.4 Potenzmenge Die Potenzmenge gibt zu einer zugehörigen Menge A alle in A enthaltenen Teilmengen an. Dieser Sachverhalt lässt sich auch mathematisch ausdrücken: P(A) = {B|B ⊆ A} Neben der Schreibweise P(A) ist auch die Schreibweise 2A geläufig. 1.4.1 Aufgaben Aufgabe 1: Geben Sie die Potenzmenge der Menge X = {a, b} an Aufgabe 2: Geben Sie die Potenzmenge der Menge H = {1, 2, 3, 4} an Aufgabe 3: Geben Sie P(∅) an Aufgabe 4: Geben Sie P({∅}) an Aufgabe 5: Geben Sie P(P(∅)) an 1.4.2 Lösungen Lösung 1: P(X) = {∅, a, b, {a, b}} Lösung 2: P(H) = {∅, 1, 2, 3, 4, {1, 2}, {1, 3}, {1, 4}, {2, 3}, {2, 4}, {3, 4}, {1, 2, 3}, {2, 3, 4}, {1, 3, 4}, {1, 2, 4}, {1, 2, 3, 4}} Lösung 3: 7 P(∅) = {∅} Lösung 4: P({∅}) = {∅, {∅}} Lösung 5: P(P(∅)) = {∅, {∅}} 1.5 Kardinalität Als Kardinalität oder Mächtigkeit einer Menge bezeichnet man die Anzahl an Elementen die eine Menge enthält. Die leere Menge hat dabei die Kardinalität 0. |∅| = 0 Die Kardinalität der Potenzmenge einer Menge beträgt |P(A)| = 2|A| hiermit erklärt sich auch die alternative Schreibweise P(A) ⇔ 2A . Dieser Sachverhalt lässt sich auch einfach beweisen: Jede mögliche Teilmenge von A enthält entweder das Element x oder nicht ∀x ∈ A : x ∈ B ∨ x ∈ /B wobei B ⊆ A sei. Als Folgerung ergibt sich, dass es 2|A| mögliche Teilmengen von A gibt. 1.6 Partitionen Eine Menge lässt sich in mehrere disjunkte Teilmengen mit k-Elementen oder in k disjunkte Teilmengen zerlegen. Eine solche Zerlegung in nichtleere, disjunkte Teilmengen nennt man eine Partition. A= k ] ] Ai = i=1 Aj Aj ⊆A|k=|Aj | wobei ∀x, y : Ax 6= ∅ ∧ Ay 6= ∅ und ∀x, y : Ax ∩ Ay 6= ∅ ⇒ Ax = Ay 8 bzw. ∀x, y : Ax ∩ Ay = ∅ außer für x = y. Für die Zerlegung einer n-elementigen Menge A in k Teilmengen gibt es Sn,k Möglichkeiten. Man spricht auch von einer k-Partition. Sn,k bezeichnet hierbei die Stirlingzahlen zweiter Art, die in einem späteren Abschnitt ausführlich behandelt werden. Für die Partition einer n-elementigen Menge A in k-elementige Teilmengen gilt, dass deren Anzahl Qn/k n−k∗i i=0 k n ! k beträgt. Anzumerken ist dabei, dass logischerweise natürlich k|n gelten muss. Dieser Sachverhalt lässt sich auch darüber plausibel machen, dass das Bilden einer k-elementigen Teilmenge dem Ziehen von k Elementen aus einer mit n Elementen gefüllten Menge entspricht. Bei einer Zerlegung in k-elementige Teilmengen wird eine Partition aus n/k disjunkten, nichtleeren Teilmengen erzeugt. Da es jedoch nebensächlich ist, in welcher Reihenfolge die einzelnen Teilmengen vorkommen ist durch (n/k)! zu dividieren, um die Permutationen als gleichwertig zu behandeln. Für M = {a, b, c, d, e, f } mit |M| = n = 6 und k = 2 sähe eine beispielshafte Partition in 2-elementige Teilmengen wie folgt aus: M = {a, b} ∪ {c, d} ∪ {e, f } 6 Möglichkeiten, für die zweite Für die erste Teilmenge ergeben sich dabei 2 4 usw. 2 Für die Gesamtzahl der Anzahl an Möglichkeiten eine n-elementige Menge A zu partitionieren, gilt, dass sie der Bellschen Zahl Bn entspricht. Eine einfache Berechnung von Bn gelingt dabei mittels der Formel Bn = n X Sn,k k=0 1.6.1 Aufgaben Aufgabe 1: Geben Sie alle möglichen Partitionen von A = {a, b, c} mit zwei Teilmengen an Aufgabe 2: Geben Sie alle Partitionen von B = {1, 2, 3, 4} mit 2-Elementigen Teilmengen an 9 Aufgabe 3: Geben Sie alle möglichen Partitionen von {3, 4, 5, 6} an und den Zahlenwert von B4 Aufgabe 4: Wie viele Möglichkeiten gibt es die Menge V = {a, b, c, 5, ζ, ξ} in 1, 2, 3, 6 elementige Teilmengen zu partitionieren? 1.6.2 Lösungen Lösung 1: {a} ∪ {b, c} {b} ∪ {a, c} {c} ∪ {a, b} Lösung 2: {1, 2} ∪ {3, 4} {1, 3} ∪ {2, 4} {1, 4} ∪ {2, 3} Lösung 3: B4 = 15 {3} ∪ {4} ∪ {5} ∪ {6} {3, 4} ∪ {5} ∪ {6} {3, 5} ∪ {4} ∪ {6} {3, 6} ∪ {4} ∪ {5} {4, 5} ∪ {3} ∪ {6} {4, 6} ∪ {3} ∪ {5} {5, 6} ∪ {3} ∪ {4} {3, 4} ∪ {5, 6} {3, 5} ∪ {4, 6} {3, 6} ∪ {4, 5} {3, 4, 5} ∪ {6} {3, 4, 6} ∪ {5} {3, 5, 6} ∪ {4} {4, 5, 6} ∪ {3} {3, 4, 5, 6} 10 Lösung 4: 1-elementige: 1 (6)(4)(2) 2-elementige: 4 3!2 2 (6)(3) 3-elementige: 3 2! 3 6-elementige: 1 1.7 Kartesisches Produkt Unter dem kartesischen Produkt zweier Mengen A, B versteht man die Menge aller geordneten Paare der Form (a, b) wobei a ∈ A und b ∈ B A × B = {(a, b)|a ∈ A ∧ b ∈ B} Damit ergeben sich |A| ∗ |B| verschiedene geordnete Tupel (a, b). Die mehrmalige Ausführung des kartesischen Produktes auf einer Menge A lässt sich auch in Potenzschreibweise darstellen A × ... × A} = An | × A {z n Das kartesische Produkt ist assoziativ aber nicht kommutativ. 1.7.1 Aufgaben Aufgabe 1: Geben Sie für A = {a, b, c} und B = {c, d} das kartesische Produkt an Aufgabe 2: Bestimmen Sie B3 und |B3 | 1.7.2 Lösungen Lösung 1: A × B = {(a, c), (a, d), (b, c), (b, d), (c, c), (c, d)} Lösung 2: B3 = {(0, 0, 0), (0, 0, 1), (0, 1, 0), (0, 1, 1), (1, 0, 0), (1, 0, 1), (1, 1, 0), (1, 1, 1)} |B3 | = 8 11 12