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OBSTBAU
Xylella fastidiosa – eine neue Gefahr für
heimische Gehölze
DI Robert Steffek1 und Dr. Juliane Blaha2
Absterbende Oliven in Apulien; Dr. Juliane Blaha, Amt der Steiermärkischen Landesregierung
ylella fastidiosa (kurz: Xf)
ist ein Bakterium, das die
Leitbündel (das Xylem) von
Pflanzen besiedelt. Seine massenhafte Entwicklung führt zu
einer Blockade des Wasserund Nährstofftransports. Abhängig von der Unterart des
Bakteriums, der Wirtspflanze
und den klimatischen Bedingungen kann Xf bei Hitzestress
zum 'Verdursten' der Pflanzen
führen. Xf ist in Zentral- und
Südamerika beheimatet und
wurde im Herbst 2013 erstmals in Europa nachgewiesen
(an Oliven in Apulien, IT). Die
dort auftretende Unterart
führte zum Absterben tausender Hektar Oliven und stellt
eine ernste Gefahr für den Olivenanbau im gesamten Mittelmeerraum dar. 2015 wurden
Befallsherde in Korsika und an
der Cote d'Azur (FR) gefunden.
Im Winter 2016/17 fand man
ein weit verbreitetes Auftreten
auf den Balearen (Mallorca,
X
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Menorca und Ibiza, ES). Zudem
fand man das Bakterium auch
an diversen Zierpflanzenarten
im Binnenhandel und in einem
Glashaus in Sachsen (DE).
Was sind die
Einschleppungswege
und wie erfolgt die
Ausbreitung?
Die Einschleppung nach Apulien erfolgte vermutlich durch
importierte Ziergehölze aus
Zentralamerika. Die vielen
Ausbruchherde in Europa und
die verschiedenen gefundenen
Unterarten lassen darauf
schließen, dass das Bakterium
in der Vergangenheit häufig
nach Europa eingeschleppt
wurde. Das größte Risiko, dass
Xf nach Österreich gelangt,
besteht beim Kauf infizierter
Pflanzen aus Befallsgebieten.
Besondere Vorsicht ist bei Zierpflanzen geboten: Lavendel,
Rosmarin, Oleander und Kaf-
fee sind häufig latent infiziert.
Deshalb ist die Mitnahme von
Wirtspflanzen aus abgegrenzten Befallsgebieten (derzeit
Apulien, Korsika, Cote d'Azur,
Mallorca, Menorca, Ibiza) verboten.
Lokal breitet sich die Krankheit durch Xylem saugende Zikaden aus. In Europa ist die
Übertragung von Xf für die –
auch in Österreich weit verbreitete – Wiesenschaumzikade (Philaenus spumarius) belegt. Vermutlich können auch
weitere in Europa heimische
xylemsaugende Zikaden Xf
übertragen.
Welche Pflanzen wären
in Österreich gefährdet?
Xf ist ein Bakterium mit hohen
Temperaturansprüchen: die
meisten Unterarten haben ihren Ursprung im subtropischen
Klima. Das kontinentale Klima
OBST – WEIN – GARTEN · Ausgabe Nr. 4 / 2017
Österreichs mit Wintertemperaturen unter dem Gefrierpunkt ist für die Entwicklung
von Xf nicht optimal, dennoch
kann Xf im Zuge der Klimaerwärmung (und einer Häufung
von milden Wintern und heißen
Sommern mit ausgedehnten
Trockenperioden) auch in Österreich eine zunehmende Rolle
spielen. Von ökonomischer Bedeutung ist Xf bei Laubgehölzen (bei einjährigen Pflanzen
sind latente Infektionen häufig). Weltweit sind einige hundert Pflanzenarten und -gattungen Wirtspflanzen von Xf.
Für die in der EU auftretenden
Unterarten wurden etwa 50
Wirtspflanzen bestätigt. Viele
davon sind mediterrane Gehölze, die z.T. auch im Zierpflanzenhandel nach Österreich gelangen. Für Österreich
am relevantesten sind die Funde von Xf an diversen Steinobstarten im Mittelmeerraum.
Vereinzelt wurde Xf auch bei
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