p.A. Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH Spargelfeldstraße 191, 1220 Wien, Österreich Datenblatt: Xylella fastidiosa Um welchen Schadorganismus handelt es sich? Xylella fastidiosa (kurz: Xf) ist ein Bakterium, das die Leitbündel (das Xylem) von Pflanzen besiedelt. Seine massenhafte Entwicklung führt dazu, dass der Transport von Wasser und Nährstoffen in der Pflanze blockiert wird, was zur Ausbildung der typischen Symptome führt. Es sind vier verschiedene Unterarten bekannt, die ihren Ursprung in Nord-, Zentral- bzw. Südamerika haben. Xf ist in der EU meldepflichtig, Maßnahmen zur Ausrottung müssen gesetzt werden. Im Herbst 2013 wurde das erste Auftreten in Europa an Oliven in Apulien (IT) nachgewiesen. Die Einschleppung erfolgte vermutlich durch importierten Oleander aus Zentralamerika. 2015 wurden Befallsherde in Korsika und an der Cote d'Azur (FR) gefunden. Warum könnte Xf ein Risiko für die landwirtschaftliche Produktion in Österreich darstellen? Da Xf ein breites Wirtsspektrum von einigen hundert Arten hat, stellt das Bakterium auch für Österreich ein potentielles Risiko dar. Von ökonomischer Bedeutung ist Xf bei Laubgehölzen (bei einjährigen Pflanzen sind latente Infektionen häufig). Abhängig von der Unterart, der Wirtspflanze und den klimatischen Bedingungen kann Xf zum Absterben der Pflanzen führen. Besonders starke Folgen hatte Xf ssp. fastidiosa für die Weinwirtschaft in Kalifornien, Florida und Mittelamerika (die Krankheit ist bei Wein als ‚Pierce’s disease‘ bekannt). Auch für den Steinobst- und Zitrusanbau ist Xf von großer Bedeutung. Berichte zu Schäden gibt es auch bei Eichen und diversen Ziergehölzen. Die in Italien auftretende Unterart Xf ssp. pauca hat verheerende Folgen für die Olivenproduktion in Apulien und ist eine ernste Gefahr für den Olivenanbau im Mittelmeerraum. Mit dem Nachweis von Xf ssp. multiplex in Frankreich wurde 2015 die einzige Unterart nachgewiesen, die in Nordamerika auch in Gebieten mit mittleren Jännertemperaturen um den Gefrierpunkt auftritt. Dabei ist aber zu betonen, dass der begrenzte Schaden von Xf im Nordosten der USA und in Kanada nicht mit den verheerenden Ausbrüchen von Xf in frostfreien Gebieten vergleichbar ist, die die Wein-, Zitrus- oder Olivenproduktion gesamter Regionen gefährdet. Wie kann man eine Infektion mit Xf erkennen? Symptome äußern sich meist durch Blattrandnekrosen, die sich auf die gesamte Blattspreite ausbreiten können. An Pfirsich in den USA führt Xf zu verkürzten Internodien und verringertem Fruchtansatz. An Laubgehölzen in Apulien (z.B. Olive, Oleander, Akazie, Rosmarin etc.) werden Dürresymptome und das Absterben infizierter Pflanzen beobachtet. Bitte melden Sie Verdachtsfälle an den zuständigen Pflanzenschutzdienst ihres Bundeslandes. (http://www.pflanzenschutzdienst.at/) Symptome von Xylella fastidiosa an Kirsche in Apulien und an Wein in Kalifornien Quelle: https://gd.eppo.int/ Originalbilder Kirsche: Donato Boscia, CNR-Institute for Sustainable Plant Protection, UOS, Bari (IT) Originalbilder Wein: J. Clark und A.H. Purcell, University of California, Berkeley (US) Bundesamt für Ernährungssicherheit l www.baes.gv.at p.A. Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH l Spargelfeldstraße 191 l 1220 Wien l Österreich DVR: 0014541 l BAWAG P.S.K. AG l IBAN: AT85 6000 0000 9605 1513 l BIC: OPSKATWW 1 von 2 p.A. Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH Spargelfeldstraße 191, 1220 Wien, Österreich Datenblatt: Xylella fastidiosa Welche Pflanzen wären in Österreich gefährdet und welcher Schaden wäre zu erwarten? Für die beiden in der EU auftretenden Unterarten wurden bislang 36 Wirtspflanzen bestätigt, viele davon mediterrane Gehölze, die in Österreich nicht überwintern können. Relevant ist das Auftreten an Kirsche (Prunus avium), sowie die Funde an Bergahorn (Acer pseudoplatanus) und Eiche (Quercus suber). Insbesondere Pfirsich (P. persica) und Zwetschke (P. domestica) gelten in Amerika als anfällig, weshalb der Steinobstanbau in Österreich das größte Risiko zu tragen hat. Insbesondere für Baumarten im Stadtgebiet stellt Xf einen weiteren Risikofaktor dar. Xf ssp. fastidiosa, jene Unterart die ‚Pierce disease‘ an Wein verursacht, tritt in der EU nicht auf. Da die Einfuhr von Reben aus Befallsgebieten verboten ist und die Rebe bislang keine Wirtspflanze für die europäischen Xf-Unterarten darstellt, wird das Risiko für den österreichischen Wein derzeit als relativ gering eingestuft. Das tatsächliche Schadensausmaß für Österreich ist mit Unsicherheit verbunden. Xf ist ein Bakterium mit hohen Temperaturansprüchen. Das kontinentale Klima Österreichs mit Wintertemperaturen unter dem Gefrierpunkt ist für die Entwicklung von Xf nicht optimal. Jedoch unterscheiden sich die Temperaturansprüche der verschiedenen Unterarten. Heiße Sommer mit ausgedehnten Trockenperioden verstärken die Symptome, weshalb Xf mit zunehmender Klimaerwärmung auch in Österreich eine Rolle spielen könnte. Was sind die Einschleppungswege und wie erfolgt die Ausbreitung? Das größte Risiko der Einschleppung von Xf besteht beim Kauf infizierter Pflanzen aus einem Befallsgebiet. Besondere Vorsicht ist bei importierten Zierpflanzen (z.B. Kaffee) geboten, diese sind häufig latent infiziert. Lokal breitet sich die Krankheit durch Xylem saugende Zikaden aus. In Italien wurde Xf in Schaum- und Zwergzikaden nachgewiesen. Die Übertragung ist für die - auch in Österreich weit verbreitete - Wiesenschaumzikade (Philaenus spumarius) belegt. Importierte Ziergehölze (wie in diesem Fall Kaffee) sind häufig latent infiziert und stellen ein Risiko für die Einschleppung von Xf dar. Originalbild: M.B de Hoop; PPO, the Netherlands Was wird getan, um das Risiko der Einschleppung zu minimieren? Mit dem Durchführungsbeschluss (EU) 2015/789 (erweitert durch den Beschluss 2015/2417) wurden die Maßnahmen zum Schutz der EU gegen die Einschleppung und Ausbreitung von Xf aktualisiert. Diese umfassen rigorose Vorschriften hinsichtlich der Einfuhr von Wirtspflanzen aus Drittländern, wie auch zum Verbringen aus abgegrenzten Befallsgebieten. In Österreich führt das BAES Importkontrollen an Pflanzen durch, diese beinhalten auch eine Labortestung importierter Pflanzen auf Xf. Zudem wird von den Pflanzenschutzdiensten in den Bundesländern ein Überwachungsmonitoring zur Früherkennung eines möglichen Befallsherdes in Österreich durchgeführt. Wo kann ich weitere Informationen zu Xylella fastidiosa finden? Allgemeine Informationen der EPPO: https://gd.eppo.int/taxon/XYLEFA Risikobewertung der EFSA: http://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/3989.htm EFSA Studie zu den Wirtspflanzen für die verschiedenen weltweit auftretenden Xf-stämme: http://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/doc/4061.pdf Amtlicher Pflanzenschutzdienst DI Robert Steffek Tel.: +43 50 555-33341 [email protected] Stand der Information: 22.01.2016 Bundesamt für Ernährungssicherheit l www.baes.gv.at p.A. Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH l Spargelfeldstraße 191 l 1220 Wien l Österreich DVR: 0014541 l BAWAG P.S.K. AG l IBAN: AT85 6000 0000 9605 1513 l BIC: OPSKATWW 2 von 2