Merkblatt Feuerbakterium Xylella 2016

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p.A. Österreichische Agentur für Gesundheit
und Ernährungssicherheit GmbH
Spargelfeldstraße 191, 1220 Wien, Österreich
Datenblatt:
Xylella fastidiosa
Um welchen Schadorganismus handelt es sich?
Xylella fastidiosa (kurz: Xf) ist ein Bakterium, das die Leitbündel (das Xylem) von Pflanzen besiedelt. Seine massenhafte
Entwicklung führt dazu, dass der Transport von Wasser und Nährstoffen in der Pflanze blockiert wird, was zur Ausbildung
der typischen Symptome führt. Es sind vier verschiedene Unterarten bekannt, die ihren Ursprung in Nord-, Zentral- bzw.
Südamerika haben. Xf ist in der EU meldepflichtig, Maßnahmen zur Ausrottung müssen gesetzt werden. Im Herbst 2013
wurde das erste Auftreten in Europa an Oliven in Apulien (IT) nachgewiesen. Die Einschleppung erfolgte vermutlich durch
importierten Oleander aus Zentralamerika. 2015 wurden Befallsherde in Korsika und an der Cote d'Azur (FR) gefunden.
Warum könnte Xf ein Risiko für die landwirtschaftliche Produktion in Österreich darstellen?
Da Xf ein breites Wirtsspektrum von einigen hundert Arten hat, stellt das Bakterium auch für Österreich ein potentielles
Risiko dar. Von ökonomischer Bedeutung ist Xf bei Laubgehölzen (bei einjährigen Pflanzen sind latente Infektionen häufig).
Abhängig von der Unterart, der Wirtspflanze und den klimatischen Bedingungen kann Xf zum Absterben der Pflanzen
führen. Besonders starke Folgen hatte Xf ssp. fastidiosa für die Weinwirtschaft in Kalifornien, Florida und Mittelamerika
(die Krankheit ist bei Wein als ‚Pierce’s disease‘ bekannt). Auch für den Steinobst- und Zitrusanbau ist Xf von großer
Bedeutung. Berichte zu Schäden gibt es auch bei Eichen und diversen Ziergehölzen. Die in Italien auftretende Unterart Xf
ssp. pauca hat verheerende Folgen für die Olivenproduktion in Apulien und ist eine ernste Gefahr für den Olivenanbau im
Mittelmeerraum. Mit dem Nachweis von Xf ssp. multiplex in Frankreich wurde 2015 die einzige Unterart nachgewiesen, die
in Nordamerika auch in Gebieten mit mittleren Jännertemperaturen um den Gefrierpunkt auftritt. Dabei ist aber zu
betonen, dass der begrenzte Schaden von Xf im Nordosten der USA und in Kanada nicht mit den verheerenden Ausbrüchen
von Xf in frostfreien Gebieten vergleichbar ist, die die Wein-, Zitrus- oder Olivenproduktion gesamter Regionen gefährdet.
Wie kann man eine Infektion mit Xf erkennen?
Symptome äußern sich meist durch Blattrandnekrosen, die sich auf die gesamte Blattspreite ausbreiten können. An Pfirsich
in den USA führt Xf zu verkürzten Internodien und verringertem Fruchtansatz. An Laubgehölzen in Apulien (z.B. Olive,
Oleander, Akazie, Rosmarin etc.) werden Dürresymptome und das Absterben infizierter Pflanzen beobachtet. Bitte melden
Sie Verdachtsfälle an den zuständigen Pflanzenschutzdienst ihres Bundeslandes. (http://www.pflanzenschutzdienst.at/)
Symptome von Xylella fastidiosa an Kirsche in Apulien und an Wein in Kalifornien
Quelle: https://gd.eppo.int/ Originalbilder Kirsche: Donato Boscia, CNR-Institute for Sustainable Plant Protection, UOS, Bari (IT)
Originalbilder Wein: J. Clark und A.H. Purcell, University of California, Berkeley (US)
Bundesamt für Ernährungssicherheit l www.baes.gv.at
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Datenblatt:
Xylella fastidiosa
Welche Pflanzen wären in Österreich gefährdet und welcher Schaden wäre zu erwarten?
Für die beiden in der EU auftretenden Unterarten wurden bislang 36 Wirtspflanzen bestätigt, viele davon mediterrane
Gehölze, die in Österreich nicht überwintern können. Relevant ist das Auftreten an Kirsche (Prunus avium), sowie die Funde
an Bergahorn (Acer pseudoplatanus) und Eiche (Quercus suber). Insbesondere Pfirsich (P. persica) und Zwetschke (P.
domestica) gelten in Amerika als anfällig, weshalb der Steinobstanbau in Österreich das größte Risiko zu tragen hat.
Insbesondere für Baumarten im Stadtgebiet stellt Xf einen weiteren Risikofaktor dar. Xf ssp. fastidiosa, jene Unterart die
‚Pierce disease‘ an Wein verursacht, tritt in der EU nicht auf. Da die Einfuhr von Reben aus Befallsgebieten verboten ist und
die Rebe bislang keine Wirtspflanze für die europäischen Xf-Unterarten darstellt, wird das Risiko für den österreichischen
Wein derzeit als relativ gering eingestuft. Das tatsächliche Schadensausmaß für Österreich ist mit Unsicherheit verbunden.
Xf ist ein Bakterium mit hohen Temperaturansprüchen. Das kontinentale Klima Österreichs mit Wintertemperaturen unter
dem Gefrierpunkt ist für die Entwicklung von Xf nicht optimal. Jedoch unterscheiden sich die Temperaturansprüche der
verschiedenen Unterarten. Heiße Sommer mit ausgedehnten Trockenperioden verstärken die Symptome, weshalb Xf mit
zunehmender Klimaerwärmung auch in Österreich eine Rolle spielen könnte.
Was sind die Einschleppungswege und wie erfolgt die Ausbreitung?
Das größte Risiko der Einschleppung von Xf besteht beim Kauf
infizierter Pflanzen aus einem Befallsgebiet. Besondere Vorsicht ist
bei importierten Zierpflanzen (z.B. Kaffee) geboten, diese sind häufig
latent infiziert. Lokal breitet sich die Krankheit durch Xylem saugende
Zikaden aus. In Italien wurde Xf in Schaum- und Zwergzikaden
nachgewiesen. Die Übertragung ist für die - auch in Österreich weit
verbreitete - Wiesenschaumzikade (Philaenus spumarius) belegt.
Importierte Ziergehölze (wie
in diesem Fall Kaffee) sind
häufig latent infiziert und
stellen ein Risiko für die
Einschleppung von Xf dar.
Originalbild: M.B de Hoop;
PPO, the Netherlands
Was wird getan, um das Risiko der Einschleppung zu minimieren?
Mit dem Durchführungsbeschluss (EU) 2015/789 (erweitert durch den Beschluss 2015/2417) wurden die Maßnahmen zum
Schutz der EU gegen die Einschleppung und Ausbreitung von Xf aktualisiert. Diese umfassen rigorose Vorschriften
hinsichtlich der Einfuhr von Wirtspflanzen aus Drittländern, wie auch zum Verbringen aus abgegrenzten Befallsgebieten. In
Österreich führt das BAES Importkontrollen an Pflanzen durch, diese beinhalten auch eine Labortestung importierter
Pflanzen auf Xf. Zudem wird von den Pflanzenschutzdiensten in den Bundesländern ein Überwachungsmonitoring zur
Früherkennung eines möglichen Befallsherdes in Österreich durchgeführt.
Wo kann ich weitere Informationen zu Xylella fastidiosa finden?
Allgemeine Informationen der EPPO: https://gd.eppo.int/taxon/XYLEFA
Risikobewertung der EFSA: http://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/3989.htm
EFSA Studie zu den Wirtspflanzen für die verschiedenen weltweit auftretenden Xf-stämme:
http://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/doc/4061.pdf
Amtlicher Pflanzenschutzdienst
DI Robert Steffek Tel.: +43 50 555-33341 [email protected]
Stand der Information: 22.01.2016
Bundesamt für Ernährungssicherheit l www.baes.gv.at
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