Es ist ein Ros entsprungen

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Es ist ein Ros entsprungen
Str.1-2 Trier 1587/88,
Str.3-4 bei Fridrich Layriz 1844
Es ist ein Ros entsprungen
NGB 11
Es ist ein Ros entsprungen
EG 30
1. Es ist ein Ros' entsprungen
aus einer Wurzel zart.
Wie uns die Alten sungen,
von Jesse kam die Art
und hat ein Blümlein bracht
mitten im kalten Winter,
wohl zu der halben Nacht.
1. Es ist ein Ros entsprungen
Aus einer Wurzel zart.
Wie uns die Alten sungen,
Von Jesse kam die Art.
Und hat ein Blümlein bracht
Mitten im kalten Winter
Wohl zu der halben Nacht.
2. Das Röslein, das ich meine,
davon Jesaja sagt,
hat uns gebracht alleine Marie,
des Herren Magd.
Aus Gottes ew'gem Rat
hat sie ein Kind geboren
wohl zu der halben Nacht.
2. Das Röslein, das ich meine,
Davon Jesaja sagt,
Hat uns gebracht alleine
Marie, die reine Magd;
Aus Gottes ew’gem Rat
Hat sie ein Kind geboren,
Welches uns selig macht.
3. Das Blümelein, so kleine,
das duftet uns so süß;
mit seinem hellen Scheine
vertreibt's die Finsternis.
Herr Jesus, wahrer Gott,
hilf uns aus allen Leiden,
rett uns von Sünd' und Tod!
3. Das Blümelein so kleine,
Das duftet uns so süß;
Mit seinem hellen Scheine
Vertreibt’s die Finsternis:
Wahr’ Mensch und wahrer Gott,
Hilft uns aus allem Leide,
Rettet von Sünd’ und Tod.
4. O Jesu, bis zum Scheiden
aus diesem Jammertal
lass dein’ Hilf uns geleiten
hin in den Freudensaal,
in deines Vaters Reich,
da wir dich ewig loben;
o Gott, uns das verleih!
4. O Jesu, bis zum Scheiden
Aus diesem Jammertal
Laß dein Hilf uns geleiten
hin in den Freudensaal;
in deines Vaters Reich,
da wir dich ewig loben;
O Gott, uns das verleih!
Die Quellenlage des Liedes ist ein bißchen verzwickt - mit etwas Mühe hätte man aber herausbekommen können,
daß in der Staatsbibliothek zu Trier das Gebetbuch des Frater Conrad liegt (liber cartusiae 1588), das den Text
belegt. Gedruckt erscheint er zum ersten Mal im Speyrer Gesangbuch von 1599 - keineswegs ist seine Herkunft
"unbekannt", wie uns das NGB sagt - aber gut.
Ich kürze die lange Geschichte des Liedes ab und verweise auf die ursprüngliche Zweitrophigkeit des Liedes nach
Praetorius (1571-1621), dessen unsterblicher und genialer Chorsatz im "Musae Sioniae" erschien.
Worum geht es nun?
der größte Irrtum, der in der Interpretati on des Liedes immer wieder begangen wird, ist die Gleichsetzung der
"Rose" mit Christus - natürlich meint die Rose Maria. Es handelt sich um ein Wortspiel mit den Begriffen "virga"
(Rute, Gerte (des Rosenstocks)) und "virgo" (Jungfrau). Nach Wackernagel gi nt es noch die Umlautung "Reis"
statt "Ros" - sie ist allerdings inzwischen widerlegt. Christus erscheint erst in dem Bild des "Blümleins".
Die textliche Grundlage ist natürlich Jes.11,1:
"Ein Zweig wird hervorgehen aus der Wurzel Jesse und eine Blume aus seinem Wurzelstock aufgehen."
Was wurde im NGB verändert?
Str.2:
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aus Marie, der "reinen" Magd wurde "des Herren" Magd.
Interessant dies, denn im neuapost. Glaubensbekenntnis heißt es doch:
"2. Glaubensartikel:
Ich glaube an Jesum Christum, Gottes eingeborenen Sohn, unseren Herrn, der empfangen ist von dem Heiligen
Geist, geboren von der Jungfrau Maria, (...)"
In der ökumenischen Fassung des Liedes heißt es auch im Gotteslob 133: "welches uns selig macht" - ebenso,
wie in EG 30. Sollte es wieder einmal daran liegen, daß man doch häufig den Eindruck gewinnt, das Wort"selig"
sei in der Neuap. Kirche dem Gottesdienstgeschehen vorbehalten? Steht der GD über Christus? Oder hat der
Begriff im neuap. Verständnis eine andere Bedeutung?
Str.3:
NGB:
"Herr Jesus, wahrer Gott,
hilf uns aus allen Leiden,
rett uns von Sünd' und Tod!"
EG:
"Wahr’ Mensch und wahrer Gott,
Hilft uns aus allem Leide,
Rettet von Sünd’ und Tod."
Im Glaubensbekenntnis von Chalkedon (451) heißt es über die zwei Naturen in Christus:
"In der Nachfolge der heiligen Väter also lehren wir alle übereinstimmend, unseren Herrn Jesus Christus als ein
und denselben Sohn zu bekennen: derselbe ist vollkommen in der Gottheit und derselbe ist vollkommen in der
Menschheit; derselbe ist wahrhaft Gott und wahrhaft Mensch aus vernunftbegabter Seele und Leib; derselbe
ist der Gottheit nach dem Vater wesensgleich und der Menschheit nach uns wesensgleich, in allem uns gleich
außer der Sünde (...)"
Wie die NAK zu den beiden Naturen Christi steht, ist mir nun nicht bekannt . Sicherlich dürfte aber auch in der
NAK die Lehre besagen, daß Christus uns durch sein Erlösungswerk aus allem Leide hilft und uns von Sünd`und
Tod errettet - es sei denn natürlich, dem Erlösungswerk unseres Herrn wäre die Vermittlung eines Amtes – hier:
des Apostelamtes vorgeschaltet.
Die Formulierung "hilft" und "rettet" findet sich übrigens auch im katholischen Gotteslob - in der Ö-Fassung Nr.
132.
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