myofaszialen Triggerpunkten - Wissenschaftliche Schmerz

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Myofasziales Schmerzsyndrom – Myofasziale Triggerpunkte
Schmerzen in Muskeln und Bändern werden häufig nicht durch gravierenden Verschleiß (Arthrose)
oder
entzündliche Erkrankungen (Rheuma)
Fehlfunktionen
und
Reizungen
an
verursacht. Vielmehr können
Muskeln
und
Bändern
sie auch durch
entstehen
(Myofasziales
Schmerzsyndrom). Diese Schmerzen sind aber unter Umständen genauso stark und quälend wie die
so genannten organisch bedingten Schmerzen am Bewegungsapparat. Das Wort „myofaszial“
stammt aus dem Griechischen und bezeichnet die Lokalisation der Schmerzen in Muskeln (myos
(griech.) = Muskel) und Sehnen (Fascia (lat.) = Band).
Myofasziale Schmerzssyndrome werden vom Arzt durch die körperliche Untersuchung und spezielle
Muskelfunktions- und Bändertests festgestellt werden. Blutuntersuchungen, Röntgenaufnahmen und
Ultraschalluntersuchungen dienen vor allem zum Ausschluss anderer (organischer) Erkrankungen wie
Entzündungen, Verschleiß oder auch von Bandscheibenerkrankungen.
Ein häufiges Phänomen bei myofaszialen Schmerzen sind die so genannten myofaszialen
Triggerpunkte. Das Wort "Triggerpunkt" stammt aus dem Englischen "to trigger" und bedeutet
"auslösen". Gemeint ist damit das Auslösen von fortgeleiteten Schmerzen. Diese Schmerzen strahlen
häufig in entfernte Körperregionen aus ohne dass dabei ein Nervenschaden vorhanden ist.
Triggerpunkt im Trapeziusmuskel
Triggerpunkt im Handextensormuskel
Die Entstehung der Triggerpunkte ist zurückzuführen auf eine chronische Überlastung des
Bewegungsapparates oder auf direkte Traumen der betroffenen Muskelstrukturen. Die Folge können
akute oder chronische Schmerzen am Bewegungsapparat sein. Sie sind häufige Ursache für ein
„Myofasziales Schmerzsyndrom“ und betreffen junge wie auch ältere Menschen.
Symptome
Die Symptome sind Muskelschmerzen, Verkürzungen, Bewegungseinschränkungen und Kraftverlust.
Sehr häufig sind myofasziale Triggerpunkte die Ursache für Gelenkschmerzen wie z.B. Tennisarm,
Schulter-
und
Nackenschmerzen,
Kopfschmerzen,
Rückenschmerzen
sowie
Knie-
und
Fußschmerzen.
Durch
eine
geeignete
Behandlungsmethoden
Dehntechniken
Techniken
wie
Therapie
haben
erwiesen.
sich
lassen
sich
Muskel-
und
Schmerzmedikamentöse
Triggerpunktinfiltrationen,
Dry
Triggerpunkte
behandeln.
Bindegewebstechniken
und
Needling
Als
bewährte
sowie
spezielle
interventionell-schmerztherapeutische
u.a.
runden
den
ganzheitlichen
Behandlungsansatz ab.
Die Muskulatur als primäre Ursache von Schmerzen und
Funktionseinschränkungen wurde lange Zeit vernachlässigt. Vor
allem Frau Dr. Janet Travell und Prof. Dr. David Simons aus den
USA haben die Muskulatur ins Zentrum ihrer wissenschaftlichen
Arbeit gestellt: Die Muskulatur hat einen großen Einfluss auf
Störungen des Bewegungssystems und kann sowohl akute als
auch chronische Schmerzzustände direkt verursachen. Travell
und Simons zeigen auf, dass die von ihnen beschriebenen
"myofaszialen Triggerpunkte" sehr häufig als dominanter
Krankheitsfaktor für Schmerzen und Funktionseinschränkungen
im neuro-muskuloskeletalen System verantwortlich sind.
Durch Überlastung oder traumatische Überdehnung entstehen in einem Muskel oftmals Zonen, die
durch eine Hypoxie (Sauerstoffmangel) charakterisiert sind. Als Folge der Sauerstoffunterversorgung
können sich in diesen Gebieten die Myosin- und Aktinfilamente nicht mehr voneinander lösen
(Rigorkomplex). Diese erkrankten Muskelstellen sind tastbar (Triggerpunkte): Durch Provokation
mittels Druck wird ein Schmerz ausgelöst, der oft in andere Körperregionen übertragen wird (Referred
pain). Aber nicht nur Schmerzen, auch Parästhesien, Muskelschwächen ohne primäre Atrophie,
Bewegungseinschränkungen, propriozeptive Störungen mit Beeinträchtigung der Koordination und
autonome vegetative Reaktionen können durch myofasziale Triggerpunkte verursacht werden.
Bedeutung und Vorkommen
Myofasziale Triggerpunkte sind extrem häufig. Sie stellen ein ubiquitäres Phänomen dar. Fast jeder
Mensch wird während seines Lebens myofasziale Triggerpunkte entwickeln. 1955 untersuchte Sola
200 zufällig ausgewählte, junge, symptomfreie Erwachsene hinsichtlich myofaszialer Triggerpunkte in
der Schultergürtel und Nackenmuskulatur. Bei 54% der weiblichen und 45% der männlichen
Probanden konnte er myofasziale Triggerpunkte finden (Sola 1955).
Untersuchungen von Patientenkollektiven mit Schmerzen am Bewegungsapparat auf Beteiligung von
Myofaszialen Triggerpunkten bestätigten bei verschiedenen Autoren, teilweise über 90%, die Existenz
von Myofaszialen Triggerpunkten (Fishbain 1986; Fröhlich 1995; Gerwin 1991; Skootsky 1989).
Simons beschreibt das Myofasziale Syndrom als häufigste Ursache für chronische Schmerzen am
Bewegungsapparat, sofern messbare, spezifische und strukturelle Veränderungen an der Wirbelsäule
oder an den Bandscheiben sowie neurophysiologische Abweichungen ausgeschlossen sind.
(Travell/Simons 2001).
Mense und Simons beschreiben einen Altersgipfel für das Vorkommen eines myofaszialen Syndroms
zwischen 30 und 50 Jahren (Mense/Simons 2001). Wahrscheinlich ist in diesen Jahren die Diskrepanz
zwischen potentieller Belastungsfähigkeit der statischen Strukturen bzw. ihrer Mobilität und der
effektiven Leistungsfähigkeit der dynamischen Strukturen des Bewegungsapparates am größten.
1.1
Hintergrund der Studie
Myofasziale Triggerpunkte eine häufige Gesundheitsstörung - 49% der Krankenstände durch
muskuloskeletale Beschwerden bedingt
Eine aktuelle Studie der europäischen Union belegt, dass 49% der Krankenstände im EU-Raum durch
muskuloskelettale Beschwerden bedingt sind. Die Kosten für die Volkswirtschaft belaufen sich auf 240
Milliarden Euro im Jahr. Zahlreiche Studien der letzten Jahre belegten myofasziale Triggerpunkte als
Hauptursache für schmerzhafte Beschwerden am Bewegungsapparat. Die Inzidenz und Prävalenz
des myofaszialen Schmerzsyndroms (durch myofasziale Triggerpunkte verursachte Schmerzen) für
die Gesamtbevölkerung lässt sich derzeit nicht genau bestimmen. Es fehlen umfassende
Querschnittsstudien, wodurch exakte populationsübergreifende Angaben zur Epidemiologie nicht
vorliegen. Als Beispiel für die Prävalenz von myofaszialen Triggerpunkten bei speziellen
Schmerzsyndromen wurde beim Komplex regionalen Schmerzsyndrom 82%, beim zervikogenen
Kopfschmerz eine Prävalenz von 100% beschrieben.
1.2
Notwendigkeit der Durchführung der Studie
Myofasziale Triggerpunkte: Ein wenig verstandenes Phänomen
Um geeignete Therapien und Therapiemittel zur Behandlung von myofaszialen Triggerpunkten
entwickeln zu können, müssen wir verstehen was sich auf Muskelzellebene biochemisch und im
Bereich der Zellkommunikation/ Signaltransduktion abspielt. Muskelgrundlagenforschung ist wichtig.
Für diverse Methoden ist die Muskelbiopsie unumgänglich.
1.3
Erforschung von myofaszialen Triggerpunkten: Weitgehendes Neuland
Bei der Erforschung von myofaszialen Triggerpunkten handelt es sich um ein wichtiges
Forschungsgebiet. Wir befinden uns auf einem Gebiet, dass noch spärlich erforscht und verstanden
wird. Ein besseres Verständnis der Stoffwechselveränderungen in der Muskelzelle kann auch in
weiterer Folge zur Entwicklung eines Magnetresonanz Tomografie Verfahren (MRI) zur Darstellung
von myofaszialen Triggerpunkten führen. Durch das vorhanden sein von Screeningtests oder
bildgebenden Verfahren, kann einer Vielzahl von Menschen geholfen werden. Mit diesen
bildgebenden Verfahren können auch manuell unerfahrene Ärzte die Diagnose eines myofaszialen
Schmerzsyndroms sichern und ihren Patienten im Anschluß eine optimale Therapie zur Beseitigung
oder Linderung der quälenden Schmerzen zukommen lassen. Den Patienten kommt dabei eine
frühere Erkennung der Gesundheitsstörung durch Verbesserung der Diagnostik zu Gute. Dadurch ist
eine adequate und präzisere Behandlung möglich, im Sinne einer personalisierten Medizin. Die
richtige Medizin wird bei der richtigen Krankheit angewendet. Es werden daher keine Ressourcen
verschwendet und als Folge können die Kosten im Gesundheitssystem gesenkt werden. Als Folge
ergibt sich auch ein hoher wirtschaftlicher Nutzen.
1.4
Die Mitochondrienfunktion wird in der Studie untersucht
Ein Mitochondrium ist ein von einer Doppelmembran umschlossenes Zellorganell, welches in
menschlichen Zellen zur Energiegewinnung dient. Mitochondrien fungieren als „Energiekraftwerke“,
indem sie das energiereiche Molekül Adenosintriphosphat bilden. Besonders viele Mitochondrien
befinden sich in Zellen mit hohem Energieverbrauch; das sind unter anderem Muskelzellen. Es ist
bekannt, dass die Dauerkontraktion und Tonuserhöhung im myofaszialen Triggerpunkt und im
Hartspannstrang zu einer lokalen Ischämie führen. Daraus ließe sich folgern, dass das lokale
biochemische Milieu mit pH Erniedrigung, die Anwesenheit von Entzündungsmediatoren und die
verminderte Sauerstoffkonzentration einen erheblichen Einfluß auf die Mitochondrienfunktion haben.
Die Mitochondrien Dysfunktion könnte eine zentrale Rolle bei der Entwicklung und Aufrechterhaltung
von myofaszialen Triggerpunkten spielen. Es gibt jedoch noch keine Untersuchungen über die
Funktion von Mitochondrien in myofaszialen Triggerpunkten. Die Untersuchungen werden mit einem
sogenannten Hochauflösenden Respirometer durchgeführt in Kooperation mit Prof. Erich Gnaiger der
Medizinischen Universität Innsbruck. Gerade kürzlich sind unter der seiner Federführung wichtige
Untersuchungen zur Mitochondrienfunktion im Himalaya durchgeführt worden.
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