Zu land zu Wasser und durch die Luft: Wie sich Infektionserreger ausbreiten Astrid Gärdes Leibniz Zentrum für Marine Tropenökologie ZMT Vibrio cholerae ist der bekannteste Humanpathogen und Ursacher schwerer bakterieller Durchfallerkrankung Weltweit mit 100.000-120.000 Todesopfern Vibrio parahaemolyticus ist seit 1996 in Asien, Amerika und Europa mit pandemischen Ausbrüchen bekannt Erkrankung durch den Verzehr von rohem oder unzureichend gegartem Fisch und Meeresfrüchten Probenmaterial Prävalenz (%) Isolierte Vibrio spp. Autor Muscheln Rohe Garnelen 50 35 Sieffert & Stolle (2002) Hitzebehandelte Garnelen 6,8 V. alginolyticus (45%) V. cholerae non-O1, nonO139 (13,6%) V. parahaemolyticus (9,1%) Fische, Krebse 17,7 Meist V. parahaemolyticus Lhafi & Kühne (2007) Miesmuscheln (aus Erzeugungsgebieten) 74,4 V. alginolyticus (51,2%) V. parahaemolyticus (39,5%) V. vulnificus (3,5%) Lehmacher & Hansen (2007) Muscheln (Einzelhandel) 92 V. alginolyticus (69,6%)a V. fluvialis (34,8%) v. parahaemolyticus (20%) Judek et al. (2008) aZum Teil mehr als eine Vibrio-Spezies in einzelnen Proben nachweisbar Garnelen gelten als Risikolebensmittel für eine Infektion mit Vibrionen Pathogen beladene Partikel werden von Garnelen aufgenommen. Verunreinigtes Abwässer aus der Kultivierung werden meist ohne Aufbereitung ins Küstengewässer geleitet. Chitinolytische Enzyme der Vibrionen ermöglichen ihre Adsorption an Crustaceen und Zooplankton Vibrionen besitzen eine besonders hohe genetische Variabilität und multiple Antibiotika Resistenzen Vermehrung des Erregers innerhalb 2 bis 3 Stunden Species Produziertes Exotoxin Infektiöse Dosis V. parahaemolyticus TDH „Thermostable direct hemolysis TDR „Thermostable direct –related“ 105- 107 KbE V. cholerae CTX Choleratoxin 104-106 KbE Im Bakterienchromosom finden sich auf einer sogenannten Pathogenitätsinsel die Gene, die verschiedene Virulenzfaktoren und Toxine codieren. Über chemische Kommunikation der Zellen „Quorum sensing“ werden Pathogenitätsfaktoren koordiniert. Grundlage für die Freisetzung der Exotoxine ist das Typ-III-Sekretionssystem. Betreibt man Aquakultur mit Unbedacht, sind häufig Umweltschäden die Folge • Verschmutzung und Beeinträchtigung des Ökosystems • Algenblüten und resultierende Sauerstoffarmut Zuflüsse, Einleiter Wassertemperaturen Salinität hydrodynamische Gegebenheiten Wetterbedingungen Schifffahrt (Ballastwasser) • • • • • fehlende Technology Überfütterung Hohe Besatzdichten Dicht gedrängte Käfige Zusätze wie Antibiotika und Chemikalien Führen zu Erkrankungen der gehälterten Tiere und erhöht das Risiko der Übertragung auf den Menschen. Ursache und Verbreitung von Vibrionen in Aquakulturen In vielen Ländern sind pathogene Vibrio Spezies eine der Hauptursachen von Durchfallerkrankungen. Vibrio-Infektionen werden über kontaminiertes Trinkwasser und Lebensmittel verursacht. Aquakulturen besonders im tropischen Asien stellt eine erhöhte Gefahrenquelle pathogener Vibrionen dar. Zunahme des weltweiten Handels mit Meeresfrüchten erhöht das Risiko der Verbreitung auch in Europa. Ganzheitliche ökologische und sozio-ökonomische Untersuchungen bilden die Grundlage für Managementstrategien und Risikobewertung für Menschen und deren Existenzgrundlage.