Logik – Zusammenfassung Logik: Sprache zur exakten Darstellung (Modellierung) von Infomation (Wissen) Exakte Darstellung erlaubt maschinelle Repräsentation und Verarbeitung des Wissens nebenbei: Informatik-typische Prinzipien I Trennung von Syntax (Form) und Semantik (Bedeutung) (wie in Programmiersprachen) I Terme und ihre Darstellung in Baumstrukturen, induktive Definitionen und Auswertung I Abstraktion ermöglicht Anwendung von Standardverfahren (z.B. Wahrheitswerttabellen, Resolution, SAT-Solver) Inhalt Aussagenlogik I Syntax I Semantik I Anwendungen I semantische Äquivalenz, Normalformen, Minimierung I semantisches Folgern I syntaktisches Ableiten (Resolution) I Grenzen der Ausdrucksfähigkeit Prädikatenlogik der ersten Stufe I Syntax I Semantik I Anwendungen I semantische Äquivalenz, Pränex-Normalform I Ausdrucksfähigkeit, Unentscheidbarkeit Aussagenlogik – Syntax Menge P von Aussagenvariablen Junktoren t, f (nullstellig), ¬ (einstellig), ∨, ∧, →, ↔ (zweistellig) Menge AL(P) aller aussagenlogischen Formeln mit Aussagenvariablen aus P induktiv definiert: 1. P ⊆ AL(P) 2. {t, f} ⊆ AL(P) 3. mit {ϕ, ψ} ⊆ AL(P) gilt auch {¬ϕ, ϕ ∨ ψ, ϕ ∧ ψ, ϕ → ψ, ϕ ↔ ψ} ⊆ AL(P) Aussagenlogik – Semantik Wahrheitswerte 0, 1 Belegung der Aussagenvariablen W : P → {0, 1} Fortsetzung auf Formeln W : AL(P) → {0, 1} durch W (t) = 1 W (f) = 0 W (¬ϕ) = 1 − W (ϕ) W (ϕ ∨ ψ) = max{W (ϕ), W (ψ)} W (ϕ ∧ ψ) = min{W (ϕ), W (ψ)} W (ϕ) heißt Wert von ϕ unter W . Wahrheitswerttabelle der Formel ϕ ∈ AL(P) enthält den Wert von ϕ unter allen möglichen Belegungen W : P → {0, 1} (jede Zeile eine Belegung). Belegung W : P → {0, 1} ist genau dann Modell (erfüllende Belegung) für ϕ ∈ AL(P) (bzw. Φ ⊆ AL(P)), wenn W (ϕ) = 1 (bzw.für jede Formel ψ ∈ Φ gilt W (ψ) = 1). Aussagenlogik – mehr Semantik Modellmenge einer aussagenlogischen Formel ϕ ∈ AL(P) Mod(ϕ) = {W : P → {0, 1} | W (ϕ) = 1} Modellmenge einer aussagenlogischen Formelmenge Φ ⊆ AL(P) Mod(Φ) = {W : P → {0, 1} | für jede Formel ϕ ∈ Φ gilt W (ϕ) = 1} Formel ϕ ∈ AL(P) heißt erfüllbar , falls ein Modell (eine erfüllende Belegung) für ϕ existiert, unerfüllbar , falls kein Modell (keine erfüllende Belegung) für ϕ existiert, allgemeingültig falls jede Belegung W : P → {0, 1} die Formel ϕ erfüllt. Formeln ϕ, ψ ∈ AL(P) heißen genau dann (semantisch) äquivalent, wenn Mod(ϕ) = Mod(ψ). Aussagenlogik – äquivalentes Umformen prominente Äquivalenzen: I Kommutativ-, Assoziativ-, Distributivgesetze, I deMorgan, Entfernung von Doppelnegationen, I Nachbarschaftsregel (a ∧ b) ∨ (¬a ∧ b) ≡ b Junktorbasis: Menge J von Junktoren, so dass zu jeder Formel ϕ ∈ AL(P) eine äquivalente Formel ϕ ∈ AL(P) existiert, die nur Junktoren aus J enthält. z.B: {¬, ∨, ∧}, {¬, ∨}, {NAND} Normalformen: CNF, DNF, NAND-NF DNF-Minimierung: KV-Diagramme, Quine-McCluskey-Verfahren Anwendungen in technischer Informatik, Modellierung Semantisches Folgern Formel ψ ∈ AL(P) folgt (semantisch) genau dann aus der Formelmenge Φ ⊆ AL(P) ( Φ |= ψ), wenn Mod(Φ) ⊆ Mod(ψ) Satz: Φ |= ψ gilt genau dann, wenn Φ ∪ {¬ψ} unerfüllbar ist. Syntaktisches Ableiten – Resolution Formel ψ ∈ AL(P) ist genau dann aus der Formelmenge Φ ⊆ AL(P) ableitbar ( Φ `R ψ), wenn die leere Klausel durch Resolution aus der Formelmenge Φ ∪ {¬ψ} abgeleitet werden kann. Formelmenge Φ ∪ {¬ψ} in Klauselform (Menge von Disjunktionen) Resolutionsregel: (a ∨ b) ∧ (¬b ∨ c) ≡ (a ∨ b) ∧ (¬b ∨ c) ∧ (a ∨ c) (ermöglicht das Hinzufügen der Resolventen zu Formelmenge) Ableiten durch Resolution passt zum semantischen Folgern, weil für alle Formelmengen Φ ⊆ AL(P) und alle Formeln ψ ∈ AL(P) gilt Φ |= ψ gdw. Φ `R ψ Entscheidbarkeit der Aussagenlogik Satz: Für jede Formel ϕ ∈ AL(P) lässt sich durch einen Algorithmus entscheiden, ob ϕ allgemeingültig, erfüllbar oder unerfüllbar ist. Prädikatenlogik (der ersten Stufe) Modellierung von Eigenschaften und Beziehungen zwischen Elementen eines Bereiches ermöglicht die Beschreibung von Beziehungen zwischen Elementen unendlicher Mengen (z.B. ) N vereinfacht die Beschreibung von Beziehungen zwischen Elementen großer endlicher Mengen (z.B. Schachbrett) Anwendungen in Modellierung, formaler Darstellung von Wissen, abstrakte Datentypen, Programmspezifikation und -verifikation Prädikatenlogik – Syntax Signatur Σ = (ΣF , ΣR ) Menge X von Individuenvariablen Menge Term(ΣF , X ) der Terme Menge Atom(Σ, X ) der Atome (einfachste Formeln) Quantoren ∀, ∃ Menge FO(Σ, X ) der prädikatenlogischen Formeln Prädikatenlogik – Semantik Σ-Strukturen S = (S, JKS )mit I nichtleerer Trägermenge S I Zuordnung JKS einer Bedeutung zu den Symbolen der Signatur Belegungen β : X → S der Individuenvariablen Interpretation (S, β) Wert JsK(S,β) von Termen und Formeln in Interpretationen analog zur Aussagenlogik: I Modelle, Modellmengen I erfüllbare, unerfüllbare, allgemeingültige Formeln I semantische Äquivalenz, äquivalente Umformungen Unentscheidbarkeit der Prädikatenlogik Satz: Es existiert kein Algorithmus, der für jede beliebige Formel ϕ ∈ FO(Σ, X ) entscheidet, ob ϕ allgemeingültig ist. Ich wünsche viel Erfolg bei der Prüfung am 9.2.2009 ab 9:00 Uhr in der Mehrzweckhalle (Sporthalle Dr.-Friedrichs-Ring) !