«Körperliche Symptome nach Zeckenstichen sind ernstzu nehmen»

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Aus dem Spital
Mittwoch, 26. April 2017
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«Körperliche Symptome nach
Zeckenstichen sind ernst zu nehmen»
Mit dem Frühling kommen auch die ungeliebten Parasiten wieder,
die Zecken. Welche Folgen ein Zeckenstich haben kann und wie man
sich davor schützen kann, erklärt der Leitende Arzt der Infektiologie
am Kantonsspital Graubünden.
■ Mit Felix Fleisch sprach Michèle Albertin
Welche Symptome zeigen sich?
Man muss hierbei die beiden Erkrankungen
unterscheiden, weil sie sehr unterschiedlich
sind. Ich gehe zuerst auf die FSME ein. Dabei handelt es sich um eine Viruserkrankung. Im Kanton Graubünden gibt es viele
Gebiete, in denen diese Erkrankung durch
Zecken übertragen wird. Allerdings heisst
das nicht, dass alle Zecken in diesen Gebieten Träger sind oder die Erkrankung auch
übertragen. Bei der FSME gibt es zwei Verläufe nach der Infektion: Einerseits können
grippeähnliche Symptome auftreten, ähnlich
wie bei einer Sommergrippe. Ein kleiner Anteil der infizierten Personen zeigt aber auch
neurologische Symptome wie Kopfweh, Lähmungserscheinungen oder epileptische Anfälle. Diese sind dann auch kritisch, weil sie
bleibende Schäden hinterlassen können.
Wir behandeln im Spital jährlich zwischen
einem und fünf Patienten, bei denen es zu
schweren Folgen gekommen ist.
«Die Symtome ernst nehmen
und einen Arzt aufsuchen»
Vorsicht: Zecken sollten am besten hautnah und ohne Flüssigkeiten aus der Haut gezogen werden. Pressebild
Wann ist Zeckenzeit und in welcher Umgebung fühlen sie sich wohl?
Das ist von den Temperaturen abhängig. Sobald es warm wird, vermehren und verbreiten sich die Zecken. Im Frühling, sobald die
Temperaturen steigen, startet auch die Zeckenzeit. Die Zecken halten sich gerne an
Waldrändern, in Hecken, Sträuchern oder
höheren Gräsern auf.
Was macht die Zecken für uns Menschen
so gefährlich?
Zecken übertragen vor allem zwei Krankheiten, die schwerwiegende Folgen für die
Menschen haben können – die Borreliose
und die sogenannte FSME (FrühsommerMeningoenzephalitis). Diese Erkrankungen
können nach einem Zeckenstich auftreten
und sind manchmal schwierig zu erkennen,
weil sie sehr unterschiedliche Symptome haben. Je länger diese Erkrankungen unentdeckt bleiben, umso schwerwiegender sind
in der Regel auch die Folgen. Der Zeckenstich selber ist für uns Menschen hingegen
weniger gefährlich als beispielsweise ein
Bienen- oder Wespenstich und löst nur selten lokale Hautirritationen oder andere Reaktionen aus. Die ernst zu nehmenden
Symptome treten in der Regel erst etwas
verzögert nach einem Zeckenstich auf.
Wie ist da jeweils zu reagieren, wenn
einem solche Symptome auffallen?
Wichtig ist, die Symptome ernst zu nehmen
und einen Arzt aufzusuchen. Dabei ist wichtig mitzuteilen, dass man in der vorangehenden Zeit einen Zeckenstich hatte. Die Zeitspanne, in denen die Symptome auftreten,
ist sehr unterschiedlich. Es kann bereits
nach wenigen Tagen sein, es können aber
auch einige Wochen verstreichen. Die Erkrankung selber lässt sich auch bei frühzeitigem Erkennen nicht behandeln. Man behandelt die Symptome und wirkt den Einschränkungen und Ausfällen mit Therapien
entgegen. Das ist wichtig, gerade wenn es
schwere Verläufe sind. Patienten in solchen
Situationen haben häufig lange Zeit nach
Auftreten der Erkrankung noch Symptome
und ganz selten können auch Folgeschäden
zurückbleiben.
Wie zeigt sich im Gegensatz dazu eine
Borreliose-Erkrankung?
Die Borreliose wird von Bakterien ausgelöst
und tritt in verschiedenen Stadien auf. Sie
kommt deutlich häufiger vor als die FSME.
Es gibt leichtere Formen, die sich beispielsweise in der sogenannten Wanderröte zeigen. Das sind die bekannten rötlichen Kreise, die auf der Haut grösser werden und in
der Mitte abblassen. Weil diese Rötungen
nicht immer gleich stark auftreten oder auf
dunkler Haut nicht so gut erkennbar sind,
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kann die Erkrankung aber auch schwerere
Stadien erreichen. Diese zeigen sich dann
im Rahmen von Gelenks- oder Herzentzündungen oder auch Störungen von Hirn oder
Nervensystem. Die Borreliose kann in allen
Stadien mit Antibiotika behandelt werden,
der Verlauf ist meistens gutartig und die Patienten erholen sich in der Regel davon auch
wieder. Wenn schwerere Stadien erreicht
werden, ist der Verlauf allerdings oft langwieriger.
«In Risikogebieten wird die
Impfung empfohlen»
Wie erkennt man die Borreliose überhaupt?
Die Diagnosestellung ist nicht ganz einfach,
weil man die Erkrankung nicht direkt nachweisen kann. Man kann Antikörper im Blut
bestimmen, das heisst aber nicht immer,
dass man zu diesem Zeitpunkt auch daran
erkrankt ist. Häufig werden viele Symptome
auch fälschlicherweise zu schnell mit einem
Zeckenstich in Verbindung gebracht. Wichtig
ist, dass man in jeder Situation, in denen ein
Verdacht besteht, eine genaue Abklärung
macht. Unter Berücksichtigung aller Ergebnisse wird dann die Wahrscheinlichkeit der
Erkrankung eingeschätzt und auch behandelt. Symptome können bei der Borreliose
auch erst mehrere Wochen oder Monate
nach dem Zeckenstich auftreten, daher ist es
manchmal schwierig, dass man überhaupt
daran denkt.
Wie kann man sich gegen diese beiden Erkrankungen schützen?
Gegen FSME kann man sich impfen, was
heutzutage für Menschen in Risikogebieten
auch empfohlen wird. Vor allem Personen,
die sehr aktiv sind und sich viel in der Natur
aufhalten, erhalten durch die Impfung einen
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guten und sicheren Schutz. Gegen Borreliose kann man auf diesem Weg allerdings
nicht vorbeugen. Es ist deshalb sehr wichtig,
dass man sich bei Aktivitäten im Freien
durch Kleidung schützt und den Körper anschliessend sehr gut nach Zecken absucht.
Zecken wandern oft auch noch auf Kleidern
oder der Haut herum, bevor sie sich irgendwo festhalten und sind am Körper in der Regel gut sichtbar. Sie befinden sich bevorzugt
in Körperhöhlen wie Kniekehlen oder im
Achselbereich, weil sie feuchte Stellen bevorzugen. Zeckensprays oder Zeckenmittel
werden von Patienten häufig verwendet,
bieten aus unserer Sicht aber nicht genügend Schutz.
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Und was kann man tun, wenn eine Zecke
sich am Körper festgesetzt hat?
Man sollte sie dann so rasch als möglich entfernen. Die Zecke sollte ohne Hilfsmittel
oder Tinkturen ohne Drehbewegung langsam hautnah herausgezogen werden – mit
den Fingernägeln oder noch besser mit
einer Pinzette – und anschliessender Desinfektion. Die Sorge, dass der Kopf drin bleibt,
ist medizinisch gesehen unbegründet und
stellt kein Problem dar, da es sich nur um
einen Teil des Stechapparates handelt. Wichtig ist vielmehr, dass man nach einem Zeckenstich auf später auftretende Symptome
achtet und man zügig einen Arzt aufsucht,
wenn einem diese auffallen.
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Im Kanton Graubünden ist die Imfpung gegen FSME in der Herrschaft sowie in Teilen des Prättigaus, des Rheintals,
des Schanfiggs und der Surselva empfohlen.
Bild geodata swisstopo
BEI ZECKEN IST VORSICHT GEBOTEN
Die sogenannte Wanderröte, die nach einem
Zeckenstich auftreten kann.
In Hecken und hohen Gräsern am Waldrand halten
sich Zecken gerne auf.
Felix Fleisch ist Leitender Arzt der Infektiologie am
Kantonsspital Graubünden.
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