Merkblatt Grenzen im Leitungsteam - schub.online

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Thema Grenzen ins Leitungsteam einbringen
Merkblatt
1.
Thematisierung des Themas im Leitungsteam
Schar- und Lageralltag
In Jungwacht Blauring können die Kinder ihre Grenzen austesten, kennenlernen und lernen, dass sie
das Recht haben „nein“ zu sagen. Durch den spielerischen Umgang mit Nähe lernen die Kinder zudem was ein gesunder Körperkontakt ist. Dies ist für die Entwicklung der Kinder sehr wichtig.
Im Rahmen von Gruppenstunden, von Scharanlässen und insbesondere auch in Lagern kann es jedoch auch zu Grenzverletzungen kommen oder es kann sein, dass ein Kind sich jemandem anvertraut.
Auch wenn wir uns bemühen Grenzverletzungen und sexuelle Ausbeutung zu vermeiden, können wir
nicht ausschliessen, dass wir damit konfrontiert werden. Und wenn dies der Fall ist, führt dies häufig zu
grosser Unsicherheit und Hilflosigkeit.
Wir wollen, dass alle Leitenden wissen, wie sie mit dem Thema umgehen sollen und wo sie Unterstützung finden.
Die folgenden Ideen sind für einen Input in einer Teamrunde oder als Anregung im Rahmen der Lagervorbereitung gedacht.
2.
Ideen für die Umsetzung im Leitungsteam
Diskussion der Lagerregeln in Hinblick auf das Thema Grenzen
Im Rahmen der Diskussion der Lagerregeln sollte bewusst auch das Thema Grenzen diskutiert werden.
Einige Themen die in diesem Zusammenhang besprochen und überdacht werden sollten sind:
• geschlechtergetrennte Zimmer?
à Bei den Kindern sind geschlechtergetrennte Zimmer wichtig. Sie sind erst daran sich selber und
das andere Geschlecht kennenzulernen und brauchen dafür ihre Rückzugszone und die Zeit mit
gleichgeschlechtlichen Kindern.
à Bei der ältesten Gruppe sind gemischte Zimmer eher Thema, da in diesem Alter das andere
Geschlecht spannend ist und Kontakte und Beziehungen geknüpft werden wollen. Trotzdem soll
dies nicht heissen, dass auch die Nächte gemeinsam verbracht werden müssen. Der Gruppendruck ist in diesem Alter sehr gross und es braucht Mut zu sagen, dass es einem Unwohl ist in einem gemischten Zimmer. Zudem verändert sich der Körper sehr stark, was bei vielen Jugendlichen zu grosser Unsicherheit führt, ein gemischtes Zimmer verstärkt dies zusätzlich. Um Diskussionen und möglichen Gruppendruck zu vermeiden, empfiehlt es sich, hier ebenfalls getrennte
Zimmer zu machen.
à Beim Leitungsteam sollte ebenfalls beachtet werden, dass nicht alle sich in gemischten Zimmern wohlfühlen. Jeder hat seine individuellen Grenzen. Sofern jedoch alle die Möglichkeit haben, auch ein geschlechtergetrenntes Zimmer zu wählen, spricht nichts gegen gemischte Zimmer unter Leitenden. Es muss jedoch mit Fragen seitens der Kinder gerechnet werden.
Wir halten uns an die in der Schweiz geltenden Schutzalterbestimmungen. Das Schutzalter liegt
bei 16 Jahren und innerhalb des Schutzalters gilt ein Altersabstand von höchstens 3 Jahren.
• Duschen in der Gruppe?
Abhängig vom Lagerhaus stehen nur Gemeinschaftsduschen zur Verfügung. Hier ist ein gutes
Gespür für die individuellen Grenzen der Kinder aber auch der Leitenden gefragt. Es sollte besprochen werden, wie die Grenzen der verschiedenen Parteien gewahrt werden können. So
kann es beispielsweise sinnvoll sein, dass die Duschgruppen in einem ähnlichen Alter sind, denn
so ist die Entwicklung des Körpers ähnlich fortgeschritten. Allenfalls kann auch mit Badehosen
geduscht werden.
Jungwacht Blauring Schweiz
SCHUB / Lager leiten / Thema Grenzen ins Leitungsteam
01/2013
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• Rituale in der Schar: Respektieren die Rituale die Grenzen aller?
Rituale sind wichtig für das Gemeinschaftsgefühl und sollen ihren Platz im Schar- und Lageralltag
haben. Es ist jedoch sinnvoll, dass diese zwischendurch reflektiert werden und die Frage gestellt
wird, was sie der Schar bedeuten und ob sie die Grenzen aller Beteiligten respektieren. Durch
den Gruppendruck bei Ritualen ist die Gefahr, dass Grenzen überschritten werden (müssen),
noch verstärkt. Teilweise genügen jedoch kleine Veränderungen damit alle sich wohl fühlen.
• Spiele und Programm mit viel Nähe: Gibt es eine Alternative für diejenigen, welche mehr Raum
brauchen um sich wohl zu fühlen?
Ein Beispiel ist der Wellnessabend. Er ist in den meisten Scharen ein fester Bestandteil des Lagerprogramms. So sehr die einen die Massage und die Sauna geniessen, so sehr scheuen sich die
anderen davor. Nicht für alle ist Nacktheit und körperliche Nähe gleich angenehm. Damit jedoch alle auf ihre Kosten kommen, bietet sich eine Tee-Ecke, massieren mit Massagebällen über
dem T-Shirt, Handmassagen oder Gesichtsmasken an. So können alle dabei sein und niemand
muss seine Grenzen überschreiten.
Vorschlag für die methodische Umsetzung der Diskussionsrunde:
Einstieg:
Es hängen Plakate an der Wand mit den Überschriften „Mut“, „Körperkontakt“, „Rituale“, „Lagerleben“. Alle Leitenden erhalten mehrere Post-Its, auf welche Programmpunkte des Lagers stehen (inklusive aller Rituale und die Dinge, die das Lagerleben mit sich bringt, wie Duschen, Schlafen, etc.). Sie
platzieren diese nun auf die Plakate, auf welche sie ihrer Meinung nach am Besten passen. Sollten
mehrere Plakate passen, dürfen auch weitere Post-It geschrieben werden.
Hauptteil:
An der Wand wird ein Pfeil mit zwei Polen aufgehängt. Auf der einen Seite steht „Super! Dadurch lernen unsere Kinder viel über sich selber und werden gestärkt.“ und auf der anderen Seite steht
„Hmmm... da müssen wir vielleicht noch ein bisschen daran arbeiten, damit auch alle Grenzen respektiert werden können.“.
Die Lagerleitung nimmt nun das erste Plakat aus dem Einstieg, legt es in die Mitte des Tisches und liest
die verschiedenen Beiträge vor. Danach werden die verschiedenen Punkte im Leitungsteam besprochen. Es wird diskutiert, weshalb sie dieser Überschrift zugeordnet wurden, ob sie die Entwicklung der
Kinder unterstützen oder ob vielleicht Grenzen überschritten werden müssen. Die Post-It werden entsprechend auf den Pfeil geklebt.
Die Post-It, welche auf der Seite „Hmmm... da müssen wir vielleicht noch ein bisschen daran arbeiten,
damit auch alle Grenzen respektiert werden können.“, werden nochmals einzeln durchbesprochen
und es wird nach Varianten oder Alternativen gesucht, so dass die Grenzen aller gewahrt werden
können.
Ausstieg:
Zum Schluss werden dann nochmals die Post-It auf der Seite „ Super! Dadurch lernen unsere Kinder viel
über sich selber und werden gestärkt.“ angeschaut. Es wird deutlich, wie viel die Kinder in Jungwacht
Blauring lernen können und wie viel ihnen das Schar- und Lagerleben für ihre gesunde Entwicklung
bringt.
Diskussion des Lagerprogramms in Bezug auf die Haltungspapiere
In den Haltungspapieren wird die Haltung von Jungwacht Blauring zu verschiedenen wichtigen und
auch heiklen Themen festgehalten.
Im Schar- und Lageralltag finden sich diese Themen wieder. Teilweise werden die Haltungen dazu bewusst gelebt, sehr häufig jedoch auch unbewusst. Das Ziel dieser Diskussion soll es sein, dass die Themen und Haltungen bewusst wahrgenommen und gelebt werden.
Die Haltungspapiere können auf www.jubla.ch/downloads heruntergeladen werden.
Jungwacht Blauring Schweiz
SCHUB / Lager leiten / Thema Grenzen ins Leitungsteam
01/2013
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Vorschlag für die methodische Umsetzung der Diskussionsrunde:
Einstieg:
Die verschiedenen Haltungspapiere werden jeweils in einer kleinen Gruppe besprochen und danach
allen vorgestellt.
Hauptteil:
Danach werden die Haltungspapiere auf verschiedene Tische verteilt. Auf jedem dieser Tische liegen
zudem ein grosses Blatt und verschiedene Stifte. Alle Leitenden ziehen nun blind ein Haltungspapier
und setzen sich an den entsprechenden Tisch.
In einer ersten Runde sollen schriftlich und ohne zu sprechen Aktivitäten aufgeschrieben werden, welche in der Schar gemacht werden und welche das Thema des Haltungspapiers in irgendeiner Form
aufgreifen. Nach ca. 10 Minuten wechseln die Gruppen an den nächsten Tisch.
In der zweiten Runde werden nochmals schweigend Aktivitäten aufgeschrieben, wie zuvor, einfach
zum neuen Haltungspapier. Nach ca. 10 Minuten wird wieder ein Tisch weiter gegangen.
In der dritten Runde darf dann gesprochen werden. Nun werden die verschiedenen Aktivitäten, die
die zwei vorherigen Gruppen auf dem Blatt hinterlassen haben, in Bezug auf das Haltungspapier diskutiert. Es wird besprochen, inwiefern sie das Thema aufgreifen und ob die Haltung, welche die Aktivität
vermittelt, und diejenige, welche das Haltungspapier festhält, miteinander übereinstimmen. Nach ca.
15 minütiger Diskussion stellt jede Tischrunde die Resultate und Gedanken zu den Aktivitäten und Haltungen dem gesamten Leitungsteam vor.
Ausstieg:
Das Leitungsteam sucht sich ein Haltungspapier aus, zu welchem es ganz bewusst einen Anlass oder
eine andere Aktivität durchführen möchte. Es geht dabei nicht darum das Haltungspapier konkret zu
kennen, sondern darum die Haltung zu leben.
Diskussion der Selbstverpflichtung
Jungwacht Blauring ist Mitglied beim Verein mira – Prävention sexueller Ausbeutung im Freizeitbereich.
Die Fachstelle mira unterstützt Jungwacht Blauring bei der Ausarbeitung und Umsetzung der Prävention und vor allem auch bei der Beratung beim Verdacht auf eine sexuelle Ausbeutung.
Teil der Prävention ist die bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema Grenzen, Grenzeverletzungen
und sexueller Ausbeutung. Zur Verankerung der Prävention wurde aufgrund unseres Haltungspapiers
und in Zusammenarbeit mit der Fachstelle mira eine Selbstverpflichtung ausgearbeitet.
Die Selbstverpflichtung regt zur bewussten Auseinandersetzung mit dem Thema der sexuellen Ausbeutung an. Die 3 Punkte der Selbstverpflichtung sollen bewusst machen, was es braucht, damit ein gesunder Umgang miteinander gelebt werden kann und welche Schritte bei einem Verdacht wichtig
sind.
Die Selbstverpflichtung soll als persönliche Bestätigung der Bereitschaft sich an die 3 Punkte zu halten
und diese so zu leben unterschrieben werden. Es soll in erster Linie eine Abmachung mit sich selber sein
und weniger eine Verpflichtung gegenüber anderen.
Die Selbstverpflichtung für Leitende kann auf der Jubla-Homepage heruntergeladen werden.
Selbstverpflichtung:
1. Ich schütze und respektiere meine eigenen Grenzen und die Grenzen anderer.
2. Ich informiere das Krisentelefon, wenn Grenzen verletzt werden oder ich diesbezüglich ein ungutes
Gefühl habe. Ich ermuntere mein Umfeld bei einem Vorfall oder einem Verdacht ebenfalls Hilfe zu
holen.
3. Ich setze mich ein für die Sensibilisierung zum Thema Grenzen, Grenzverletzungen und sexuelle Ausbeutung und integriere das Thema in meinen Jubla-Alltag.
Leitende stehen in direktem Kontakt mit Kindern und Jugendlichen und sorgen für den Kinderschutz im
Vereinsalltag.
Jungwacht Blauring Schweiz
SCHUB / Lager leiten / Thema Grenzen ins Leitungsteam
01/2013
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Für dich als Leitende bei Jungwacht Blauring heisst das konkret:
Ich
... bin mit den 3 Punkten der Selbstverpflichtung einverstanden.
... nehme an Kursblöcken zum Thema teil.
... unterstütze die mir anvertrauten Kinder darin, ihre Grenzen kennenzulernen.
... hole mir im Fall eines Verdachts/Vorfalls Unterstützung beim kantonalen Krisentelefon.
Es ist wichtig, dass alle Leitenden wissen, wie sie sich bei einem Verdacht verhalten sollen. Der Verdacht, dass eine sexuelle Ausbeutung vorliegt, führt zu grosser Betroffenheit und Verunsicherung und
diese soll durch eine gute Unterstützung bestmöglich verringert werden.
Vorgehen bei Verdacht:
1. Nimm die Situation ernst
2. Hole dir Hilfe
Das Krisenteam/-telefon bietet dir Unterstützung und Anleitung, wie du mit deinen Beobachtungen und Vermutung umgehen kannst.
3. Suche dir EINE Vertrauensperson (intern oder extern), die dich unterstützt
Vorgehen bei der Aussage eines Kindes:
1. Nimm die Situation ernst
2. Glaube dem Kind
Kinder, welche über sexuelle Übergriffe reden, sagen die Wahrheit, es sind keine Erfindungen.
3. Nimm Partei für das Kind
Das Kind ist für das Geschehene in keiner Weise verantwortlich. Die Verantwortung liegt im
immer beim Täter/bei der Täterin.
4. Besprich mit dem Kind jeden weiteren Schritt
5. Hole Hilfe
Das Krisenteam bietet dir Unterstützung und Anleitung, wie du mit deinen Beobachtungen
und Vermutung umgehen kannst.
6. Suche dir EINE Vertrauensperson, die dich unterstützt
Die folgenden Ideen sind gedacht für einen Input ins Leitungsteam an einem Teamhöck oder in der
Lagervorbereitung.
3. Kontakt
Wende dich bei Fragen zu diesem Merkblatt an:
Jungwacht Blauring Schweiz
FG Grenzen
Kontakt: [email protected]
www.jubla.ch/grenzen
Das Merkblatt und andere Informationen zum Thema Grenzen findest du auch im Schub online
(www.jubla.ch/schub)
Jungwacht Blauring Schweiz
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