Die Wurzel als Zuchtziel – Erfolge und Möglichkeiten in der Nutzpflanzenzüchtung O. Chloupek, T. Středa, V. Dostál • Wurzel als Zuchtziel bei Zuckerrübe, Möhre usw. • Wir: Wurzelsystemgröβe (WSG) als Selektionskriterium bei Luzerne und Weiβklee und als Ertragsfaktor bei Weizen, Gerste, Luzerne und Rotklee Kunststoffwäsche – Ladung – Entladung (Stoβ) bei Berührung z.B. einen Wasserhahn. Wenn hätten wir alle dasselbe Wäsche und dasselbe Haut – dann wäre der el. Stoβ desto gröβer je gröβer wäre Hautkontakt mit der Wäsche. Dalton (1995): • Wurzel ist fungierendes aber verlustreicher Zylinderkondensator; bei demselben Durchschnitt ist seine Kapazität und auch Ohm-Resistenz direkt proportional der Wurzellänge. • Äquivalentes elektrischer Schaltkreis für typisch verzweigtes Wurzelsystem besteht von vielen solchen parallel eingeschalteten Kondensatoren. • Deshalb ist die el. Kapazität nützlicher als die Resistenz weil die ganze Kapazität von einfacher Summe einzelnen Kondensatoren besteht und Gesamtlänge der Wurzellänge proportional ist. Raps- und Gerstemessung An der Oberfläche zwischen zwei Stoffen mit unterschiedlichen dielektrischen Konstanten entsteht dünne Zweischicht und elektrisches Feld, das als elektrische Kapazität gemessen werden kann. Je gröβer ihre Fläche (Oberfläche der Wurzeln) desto gröβer auch ihre elektrische Kapazität. Die Kapazität ist auch durch Qualität und Dicke der dielektrischen Schicht bestimmt. Höheres Wassergehalt der Oberfläche = höhere elektrische Kapazität (Konduktivität von Wasser ist relativ 80, Papier 3, Luft 1). Deshalb hat lignifizierte Wurzeloberfläche kleine elektrische Kapazität (auch kleine Wasser- und Nährstoffabsorption). Unsere Bewertung ist relativ und vergleichbar nur: - bei Pflanzen vom gleichen Art (gleiche Zweischicht), - in gleichem Substrat (Boden, Sand-Hydroponie), - bei gleichen Bodenfeuchtigkeit, - und in einer Zeit. Bei Messung ist eine Klemme an der Basis der Pflanze in dergleichen Höhe (nah der Boden aber ohne Kontakt zu Boden) befestigt und die andere geerdet in der Mitte von bewerteten Pflanzen. Wir nutzen Impedanzbrücke (ECL-131D) eingestellt an Cp (parallele Kapazität) bei Frequenz 1 kHz. Korrelationskoeffizienten zwischen die Gröβe der elektrischen Kapazität und anderen Parametern von Wurzelsystem (Chloupek 1972) Volumen (ml) Oberfläche (m2) nach Absorption der Methylenblau Oberfläche ausgerechnet vom Länge und Durchmesser (cm2) 0.85*** 0.86*** 0.81*** - 0.96*** 0.95*** 0.96*** - - Sonnenblume 0.83*** 0.66** - - - Hafer 0.75** 0.68** - - - Zwiebel 0.75** 0.74** - - 0.73** Frisches Gewicht Trockenes Gewicht (g) (g) Mais 0.86*** Sonnenblume Pflanze Für Erklärung der Beziehung zeigen wir ein Versuch mit Möhre, wo nur der Hauptwurzel bewertet wurde (nicht Seitenwurzeln) 6,5 6 5,5 5 y = 0,044x + 1,2582 4,5 2 R = 0,5253 RSS (nF) 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 Weight (g) Im elektrischen Schaltkreis Pflanze – Boden man kann die elektrische Kapazität als Gleichung der Gerade beschrieben werden: y = a + bx, wo y ist die elektrische Kapazität und a ist „begleitende“ Kapazität (1,258 nF) d.h. die elektrische Kapazität der Boden, der unteren Teilen der Pflanze und der Drahten. Das Wert b ist der Regressionskoeffizient (0,044 g.nF-1 in der Abbildung). x ist hier Gewicht der Wurzel. Gröβe a ist gröβer bei höherem Bodenwassergehalt, wenn die Drahten zu lang und zu gegeneinander nah sind; es ist auch durch Pflanzenart beeinflusst. Es ist aber konstant wenn in einer Zeit Pflanzen von einer Art im einheitlichen Substrat und bei gleicher Einschaltung gemessen werden. Bewertung von intaktem Wurzelsystem, isoliertem von Boden, wurde bisher nicht publiziert und scheint unwahrscheinlich. Das bewissen mehrere Publikationen: Bewertung von Biomasse von Mini-Rhizotron zeigte, dass Wurzeln mit Durchmesser unter 0,25 mm 95% von Gesamtlänge der Wurzeln darstellten (Brown et al. 2009). Separation von Wurzeln am Siebe mit Löcher 0,5 mm brachte dreimal weniger Wurzeln als an Siebe mit Löcher 0,2 mm (Muňoz-Romero et al. 2010). Nach Dalton (1995) hat Interface zwischen Wurzelnoberfläche und dem Substrat elektrische Kapazität proportional der Ladung an Membranenoberfläche, die Xylem-flüssigkeit von Bodenlösung separieren. Dann sind die Membranen das Dielektrikum des Kondensators und die elektrische Kapazität bei 1 kHz ist ein Maβ der Oberfläche der aktiven Wurzeln und geeignete Maβ ihrer Gröβe (Dalton 1995). Die Korrelation zwischen WSG und ihrer elektrischer Kapazität wurde bei Spinat (Ozier-Lafontaine und Bajazet 2005), bei jungen Apfelbäumen (Psarras und Merwin 2000), bei jungen Pappelbäumen (Preston et al. 2004), bei Pappeln und Weiden (Vamerali et al. 2009) bestätigt. Beem et al. (1998) betrachten die Methode als geeignete für WSG-Bewertung bei Mais. Wir kennen keine andere Methode die geeignet wäre für wiederholte Bewertung einer Pflanze in verschiedenen Entwicklungsstadien bei vielen Pflanzen was wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Selektion an Trockenheitstoleranz ist. Das Toleranz betrachten Cattiveli et al. (2008) für wichtigsten Umweltfaktor in globalen Ausmaβ und höhere Erträge bei Trockenheit für Hauptziel der Züchtung. Ergebnisse Bei Gerste wurde jede Pflanze dreimal gemessen (bei Höhenwachstum, Ährenschieben und bei Körnfüllung). In polyfaktoriellen Versuchen fanden wir dass WSG wurde beeinflusst durch Standort (42 – 88%), Sorte (3 – 16%); ungeklärt blieb (2 – 8%). Ähnliche Ergebnisse für Sorte und Fehler publizierte Laidig et al. (2008) von offiziellen Sortenversuchen in Deutschland für Kornertrag von Gerste (Sorten 4%, Fehler 5%). Im trockenem Jahr 2007 wurde durchschnittliche WSG der 20 Sorten korreliert (r = 0.480* und 0.470*) mit Ertrag an 17 Stationen in Variante mit höheren und mit limitierten „inputs“ (NDüngung und Fungizide), besonders mit WSG im ersten Termin. Die Korrelation aber wurde nicht linear, unterdurchschnittliche WSG verursachte niedriges Ertrag, aber durchschnittliche und überdurchschnittliche WSG schon dasselbe (Tab. 2). 2. Durchschnittliche WSG von drei Terminen und entsprechendes Kornertrag in trockenem Jahr 2007 im Versuch mit 20 Sorten an 17 Lokalitäten WSG (nF) Durchschnit. WSG (nF) Anzahl von Sorten Durchschnittli ches Ertrag (t.ha-1) Sorten (nach WSG Gröβe) 1,31-1,57 1,48+/-0,10 7 4,87+/-0,29 Bolina, Prestige, Tolar, Diplom, Pribina, Sebastian, Malz 1,58-1,71 1,62+/-0,05 6 5,19+/-0,14 Jersey, Blaník, Braemar, Tocada, Xanadu, Spilka 5,14+/-0,22 Bojos, Westminster, Radegast, Aksamit, Calgary, Orthega, Poet 1,79-2,17 1,95+/-0,17 7 Die Ertragsunterschiede sind klein, weil wir vergleichen genetisch sehr unterschiedliche Sorte; Vergleich z.B. Isolinien könnte gröβere Unterschiede bringen. Die Sorten mit gröβerer WSG hatten höheres Stärke-, Karbohydraten- und Extrakt-Gehalt (r2 = 0,40**, 0,37* und 0,25*) als Sorten mit kleinerer WSG. Gröβere WSG wurde auch mit Ertrag von Protein und Stärke korreliert (r2 = 0,26* und 0,69**). Unter Trockenheit wurde nicht nur Menge aber auch Qualität von Stärke niedriger, besonders wenn es bei Körnerfüllung kam. Aber N-Gehalt wurde nicht geändert (Savin and Nicolas 1999). Schon kleine Bewässerung (25 mm) in dieser Zeit erhöhte den Extrakt-Gehalt (Paynter and Young 2004). Also der Effekt der Trockenheit entsprach der kleinere WSG, in beiden Fällen wurde die Malzqualität kleiner. Ähnlich war es auch bei Rotklee; Pflanzen mit gröβere WSG hatten weniger N-Stoffe aber mehr Faserstoffe als Pflanzen mit kleinere WSG. Ertrag von allen bewerteten Stoffen war aber bei den Pflanzen mit gröβere WSG höher (Chloupek 1976). Bei Selektion für höhere symbiotische Stickstofffixierung bei Weiβklee nutzten wir WSG als ein von drei Kriterien. So entstand eine Sorte die für Umwelt mit höherer potentiellen Fruchtbarkeit geeignet wurde, wahrscheinlich wegen hohen Bedarf an die höhere Symbiose (Chloupek et al. 2003). Selektion an groβe und kleine WSG bei Luzerne wurde effizient und entsprach dem Futterertrag (Chloupek et al., 1999). Tschechien: WSG jetzt als Selektionskriterium bei Weizen und Gerste. WSG bei Gerste: QTLs an fünf von sieben Chromosomen; einige davon genetisch korreliert mit Genen für Halbwüchsigkeit und für Ertrag (Chloupek et al. 2006). Chloupek 1982 (Symposium Wurzelökologie und ihre Nutzanwendung, Gumpenstein): Faktorenanalyse von 11 Merkmalen der Luzerne: Komunalitäten (Anteil der gemeinsamen Faktoren an der Gesamtvariabilität): - für die oberirdische Masse 87%, - für die Pflanzenhöhe 81%, - für die WSG 58% usw. Vielen Dank für Ihre Interesse