5 Tipps für Familienunternehmer: So hat die „Chef-Masche“ keine Chance Keyfacts über e-Crime - Die CEO-Fraud-Fälle mehren sich - Autoritär geführte Firmen sind anfällig - Gemeinsame Werte können schützen Und plötzlich sind 40 Millionen Euro weniger auf dem Firmenkonto: Ein großer Autozulieferer ist offenbar jüngstes Opfer der „Chef-Masche“. Das im MDax notierte Unternehmen teilte mit, dass das Geld mit Hilfe gefälschter Dokumente und Identitäten auf Zielkonten im Ausland transferiert worden sei. Laut Bundeskriminalamt (BKA) sollen seit 2013 110 Millionen Euro mit der Masche in Deutschland ergaunert worden sein. Die Dunkelziffer dürfte noch viel höher sein. Vielen Betroffenen ist es peinlich, auf den Trick hereingefallen zu sein. Besonders anfällig für die Fake-President-Fälle bzw. CEO-Fraud-Fälle seien laut Medienberichten patriarchalischautoritär geführte Großkonzerne bzw. mittelständische Unternehmen, in denen Zweifel und Widerspruch nicht erwünscht sind. 1/4 110 Mio. Euro sind laut BKA seit 2013 mit der „Chef-Masche“ in Deutschland offiziell ergaunert worden. Bei Wirtschaftskriminalität und Cybercrime geht es demnach nicht ausschließlich um ITSicherheit. Es lohnt sich auch, die Firmenkultur näher anzuschauen. Kritische Mitarbeiter, die Auffälligkeiten hinterfragen und bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, sind aus meiner Sicht die wichtigste Sicherheitsschranke, wenn es darum geht, Online-Attacken, Produktpiraterie, Spionage oder Adressbuchbetrug im Vorfeld abzuwehren. Aber wie schaffe ich in meinem Unternehmen die Voraussetzungen für eine vertrauensvolle Kultur? Welche Entscheidungen sind die richtigen? Fünf Tipps, wie Sie sich als Familienunternehmen besser aufstellen können, um Social-Engineering-Angriffen vorzubeugen. 1. Setzen Sie auf Mitbestimmung statt auf starre Regeln: Die aktuelle KPMG-Publikation “Firma-Familie-Führung“ meines Kollegen Dr. Alexander Koeberle-Schmid, Spezialist für Familienunternehmen und Business Coach, der die Studie zusammen mit dem Friedrichshafener Institut für Familienunternehmen der Zeppelin Universität erstellt hat, zeigt, dass die Leitungsebene von Familienunternehmen Führung heute als Fähigkeit zur Kooperation versteht. Statt auf bloße Anweisungen von oben setzt sie den Fokus auf Gemeinsamkeiten und geteilte Werte im Unternehmen. Mitarbeiter werden als Mitunternehmer anerkannt, die sich einbringen und selbst etwas verändern wollen. In einer offenen, vertrauensvollen Atmosphäre, trauen sich Mitarbeiter eher, Sicherheitslücken oder kritische Punkte zu melden. 2. Fördern Sie die informelle Selbstkontrolle: Eine wertebasierte Unternehmenskultur erhöht die Bereitschaft der Mitarbeiter, Kollegen auf mögliches Fehlverhalten und Compliance-Verstöße hinzuweisen. Eine positive Hinweisgeberkultur setzt jedoch voraus, dass dem potenziellen „Whistleblower“ keine beruflichen und sozialen Nachteile drohen. 3. Seien Sie wertschätzend: Führungskräfte, die ihre Mitarbeiter bevormunden oder auf wertschätzenden Umgang verzichten, sollten sich nicht wundern, wenn diese anfälliger für soziale Manipulation sind. Ein offener, respektvoller Umgang fördert das Vertrauen zum Vorgesetzten, steigert die Mitarbeitermotivation und erhöht das Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen. 2/4 4. Machen Sie den Führungs-TÜV: Erfahrungsgemäß sind CEOs in Familienunternehmen durchschnittlich drei- bis fünfmal länger in ihrer Position als Vorstände in Nicht-Familienunternehmen – im Schnitt rund 24 Jahre. Um sich schneller anzupassen und für die Zukunft besser gerüstet zu sein, kann es sinnvoll sein, Positionen im Familienunternehmen nicht mehr „lebenslang“ zu vergeben. Definieren Sie Größe, Zusammensetzung, Amtszeit und auch eine Altersgrenze für die Geschäftsführung. 5. Holen Sie sich einen Sparringspartner an Bord: Um autoritären Entscheidungsstrukturen in Familienunternehmen vorzubeugen, hilft ein Beirat dabei, Beschlüsse zu prüfen und gegebenenfalls korrigierend einzugreifen. Erstaunlicherweise sind solche Kontrollinstanzen immer noch nicht selbstverständlich. Die Ergebnisse der Studie zur Führung in Familienunternehmen zeigen, dass selbst bei Firmen mit mehr als 500 Millionen Euro Umsatz nicht zwangsläufig ein solches Gremium existiert. Zusammengefasst »Kritische Mitarbeiter, die Auffälligkeiten hinterfragen und bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, sind aus meiner Sicht die wichtigste Sicherheitsschranke, wenn es darum geht, Online-Attacken, Produktpiraterie, Spionage oder Adressbuchbetrug im Vorfeld abzuwehren.« Mit der sogenannten „Chef-Masche“ haben Betrüger in Deutschland bereits 110 Millionen Euro ergaunert und das sind nur die offiziellen Zahlen. Besonders anfällig: Patriarchalisch-autoritär geführte Großkonzerne bzw. mittelständische Unternehmen, in denen Zweifel und Widerspruch nicht erwünscht sind. Eine wertebasierte Unternehmenskultur, selbstbewusste Mitarbeiter und selbstkritische Führungskräfte sind der beste Schutz vor Wirtschaftskriminalität. Maria Gleichmann-Pieroth Senior Manager, KPMG 3/4 ÄHNLICHER ARTIKEL BLOG Wie Familienunternehmen trotz Digitalisierungsdruck zukunftsfähig bleiben Am 6. September lädt das Handelsblatt gemeinsam mit KPMG zur exklusiven Diskussionsrunde „Hall of Fame – der Dialog“ nach Köln ein. Thema der Runde: „Was... › MEHR © KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, ein Mitglied des KPMG-Netzwerks unabhängiger Mitgliedsfirmen, die KMPG International Cooperative ("KPMG International"), einer juristischen Person schweizerischen Rechts, angeschlossen sind. Alle Recht vorbehalten. 4/4