Astrologie

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Donnerstag, 09. April 2009 um 12:55 Uhr - Aktualisiert Montag, 13. April 2009 um 21:02 Uhr
Astrologie
Die Astrologie (griechisch ἄστρον, astron, „Stern“, λόγος, logos, „Lehre“) umfasst viele
voneinander abweichende Lehren, die meist auf Kombinationen von Überlieferungen und
wissenschaftlich nicht begründeten Denkmodellen basieren. Diesen Lehren ist der Anspruch
gemeinsam, aus den Positionen von Himmelskörpern Ereignisse auf der Erde deuten und
vorhersagen bzw. Schicksal und Charakter von Menschen bestimmen zu können. Grundlagen
für die Deutung sind in der westlichen Astrologie das Horoskop, die Tierkreiszeichen, Aspekte
der Himmelskörper (Sonne, Mond und Planeten), Häuser oder Felder und in manchen Schulen
auch einzelne Fixsterne.
Die Ursprünge der westlichen Astrologie liegen in Babylonien, Assyrien und Ägypten. Sie wurde
in ihren noch heute gültigen Grundzügen im 2. nachchristlichen Jahrhundert von Claudius
Ptolemäus formuliert. Davon zu unterscheiden sind die chinesische, die indische und die
alt-amerikanische Astrologie.
Im gleichem Maße wie das Christentum sich in Europa ausbreitete und den Polytheismus der
Antike zurückdrängte, verwaisten die astrologischen Lehren in der christlichen Hemisphäre.
Erst während der Renaissance (14.-17. Jahrhundert) erlebte die Astrologie eine Wiedergeburt
und wurde bis in das 17. Jahrhundert hinein als Wissenschaft anerkannt. Während des
Zeitalters der Aufklärung verloren die Anschauungen der Astrologie zunehmend an
Glaubwürdigkeit und wurden nun von der Wissenschaft als irrational und veraltet angesehen.
Von offiziellen Vertretern aus Kirche und Politik war sie hingegen schon seit dem Altertum
immer wieder abgelehnt und zeitweise mit schweren Strafen belegt worden.
Versuche, der Astrologie erneut als Wissenschaft Anerkennung zu verleihen, sind bisher aus
Mangel an Beweisen durch Studien oder Experimente gescheitert. Es gibt weder Beweise noch
Hinweise darauf, dass der genaue Geburtszeitpunkt oder andere Deutungselemente der
Astrologie Erkenntnisse über Lebewesen oder Ereignisse liefern können, geschweige denn eine
determinierende Wirkung auf Irdisches haben. Aus wissenschaftlicher Sicht werden die
Ansichten der Astrologen der Esoterik bzw. den Para- oder Pseudowissenschaften
zugerechnet.
1 Etymologie
2 Systematik und Methodik
3 Das Horoskop, seine Elemente und seine Deutung
o 3.1 Verschiedene Formen des Horoskops
o 3.2 Planeten (Gestirne)
o 3.3 Tierkreiszeichen
o 3.4 Häuser oder Felder
o 3.5 Aspekte
4 Geschichte und Urformen der Astrologie
o 4.1 Astronomie und Astrologie früher Kulturen
o 4.2 Entwicklung der Astrologie in Europa
5 Astrologische Schulen
o 5.1 Hamburger Schule
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o 5.2 Kosmische Psychologie
o 5.3 Revidierte Astrologie
o 5.4 Münchner Rhythmenlehre
o 5.5 Uranus, Neptun und Pluto
6 Astrologie in anderen Kulturkreisen
o 6.1 Amerika
o 6.2 China
o 6.3 Indien
7 Rezeption
o 7.1 Naturwissenschaftlich
o 7.2 Aus Sicht der Skeptikerbewegung
o 7.3 Psychologie
o 7.4 Metaphysisch
o 7.5 Psychologisch
8 Astrologie als Angelegenheit des Glaubens
9 Astrologie im gesetzlichen Rahmen
Etymologie
Die Endung -logie (griech. λόγος, logos, „Lehre“) weist meist auf eine reine Wissenschaft hin,
während die Endung -nomie (griech. νόμος, nomos „Gesetz“) meist anwendungsbezogene
Bereiche bezeichnet. Ein historisches Gegenbeispiel dieser Regel ist die naturwissenschaftliche
Astronomie, die sich tatsächlich und begrifflich von der nicht-wissenschaftlichen Astrologie
abspaltete.
Systematik und Methodik
In der Astrologie werden aus den Positionen der Planeten zueinander (siehe Aspekte) zu einem
bestimmten Zeitpunkt (siehe Horoskop) Deutungen nach bestimmten Regeln vorgenommen.
Die Regeln dafür leiten sich aus den jeweiligen Schulrichtungen der Astrologie ab.
Beispielsweise postulieren Astrologen, dass aus dem Horoskop des genauen
Geburtszeitpunktes Aussagen über den Charakter und das Schicksal eines Menschen ableitbar
sind oder dass bestimmte Zeiten, die aus den Aspekten und Positionen der Himmelskörper
geschlußfolgert werden, für geplante Unternehmungen besonders günstig oder ungünstig sind.
Die Grundlage für das abendländische Horoskop bildet der Tierkreis, dessen Beginn sich aus
dem Frühlingspunkt ergibt und 0° des Tierkeiszeichen Widders entspricht. Bei Claudius
Ptolemäus läßt historisch erstmals eine Definition des tropischen Tierkreises nachweisen. Die
Berechnung basiert auf den Tagundnachtgleichen und Sonnenwenden. Der gesamte Tierkreis
setzt sich aus zwölf Segmenten zu 30° zusammen, von denen jedes einem Tierkreiszeichen
entspricht. Besonders die Verhaltenseigenschaften eines Menschen werden aus dem jeweiligen
Sonnenstand in einem bestimmten Tierkeiszeichen gedeutet. Neben den Positionen der
Himmelskörper zueinander und den Positionen in den Tierkreiszeichen werden auch die
Stellungen in den Häusern zur Deutung herangezogen.
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Das Horoskop, seine Elemente und seine Deutung
Das Horoskop ist die auf bestimmte Informationen reduzierte Darstellung der Gestirne und
anderer für bedeutsam erachteter Phänomene am Himmel für einen bestimmten Zeitpunkt und
an einem bestimmten Ort. Die graphische Darstellung des Horoskops kann je nach
astrologischer Schule, kulturellem Kontext und Epoche unterschiedlich ausfallen. Die
Berechnung eines Horoskops basiert im Wesentlichen auf den grundlegenden mathematischen
Methoden der Himmelsmechanik.
Verschiedene Formen des Horoskops
Geozentrische Horoskopformen:
- Das Geburtshoroskop: Es ist nach Auffassung moderner Astrologen ein Anzeichen für die
spätere charakterliche Prägung des Neugeborenen, das sich den zu ihm passenden
Geburtszeitpunkt instinktiv wähle. Nach herkömmlicher Astrologenmeinung bestimmt allerdings
der Geburtszeitpunkt umgekehrt den Charakter. Im Vergleich zwischen Eltern und Kindern
wurden signifikante Übereinstimmungen besetzter Punkte in den Horoskopen beobachtet, die
nach Ansicht moderner Astrologie für das Zutreffen der ersten Meinung spricht.
- Ein Elektionshoroskop soll dabei helfen, günstige Zeitpunkte für geplante
Unternehmungen und Termine festzulegen.
- Partnerschaftshoroskop (auch: Beziehungshoroskop, Synastrie): Diese Horoskopart soll
ganz allgemein Aufschluss über die Beziehung zwischen Menschen geben, also auch die
Beziehung zwischen Geschäftsfreunden, Arbeitskollegen, zwischen einem Elternteil und einem
Kind oder zwischen Geschwistern. Beim Combin (einer Sonderform) wird aus den Mittelwerten
der Geburtszeiten und Geburtsorte beider Partner ein neues Horoskop berechnet. Beim
Composit (auch Composite oder Komposit) wird aus den Mittelwerten der Planeten und Achsen
beider Partner ein neues Horoskop berechnet.
- Zeitungshoroskopen gestehen Astrologen lediglich einen Unterhaltungswert zu, da sie –
bestenfalls – die Gestirne in Bezug zum ungefähren Sonnenstand bei der der Geburt im
jeweiligen Sternzeichen auswerten. Zeitungshoroskope sind eine Erfindung von R.H. Naylor
(1899-1952). Er schrieb 1930 erstmals für den Londoner Sunday Express diese Art von
Horoskop.
Daneben werden von manchen Astrologen auch heliozentrische Kosmogramme erstellt. In
ihnen sind die Stellungen der Planeten einschließlich der Erde eingetragen, wie sie sich zum
Geburtszeitpunkt von der Sonne aus gesehen errechnen. Darin sind naturgemäß die Sonne
selbst, der Mond sowie die typisch geozentrischen Parameter (z. B. das Häusersystem) nicht
berücksichtigt.
Planeten (Gestirne)
Die klassische, im geozentrischen Weltbild entstandene Astrologie kennt sieben Gestirne:
Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter und Saturn.
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Für moderne Astrologen ist die Himmelsbeobachtung von einem bestimmten Ort zu einer
bestimmten Zeit Grundlage der Deutung. Diese Deutung wurde von neuzeitlichen Astrologen
nicht nur um die Planeten Uranus und Neptun und den Zwergplaneten Pluto erweitert,
gelegentlich werden auch weitere Zwergplaneten und Asteroide, zum Beispiel Ceres und Vesta,
herangezogen. Jeder Planet gilt als Regent eines oder mehrerer Tierkreiszeichen, deren
Eigenschaften der Art seiner Aktionen analog gesehen werden. Die Symbole der Gestirne sind
astronomisch und astrologisch mit antiken Göttern oder Heldengestalten verbunden, deren
Namen sie tragen (zum Beispiel römisch Venus, griechisch Aphrodite oder mesopotamisch
Ischtar). Schon vor der klassischen Antike wurden z. B. in Babylonien einzelnen
Himmelskörpern bestimmte Eigenschaften zugerechnet, die dann jeweils als ein Gott in
Allegorien und Erzählungen auftraten.
Tierkreiszeichen
Im Tierkreis sind die zwölf Tierkreiszeichen, umgangssprachlich auch Sternzeichen genannt,
jeweils 30° groß. Die Ephemeriden enthalten für Gestirne die genauen Orte im Tierkreis sowie
ihre Höhe zum (gedachten) Horizont.
Da sich aufgrund der Präzession der Erdachse die Tierkreiszeichen gegen die Sternbilder
verschieben, sind beispielsweise die meisten im Sternzeichen Jungfrau Geborenen tatsächlich
auf die Welt gekommen, als die Sonne im Sternbild Löwe stand. Astrologen in der griechischen
(westlichen) Tradition arbeiten aber nicht mit den (siderischen) Sternbildern, sondern mit dem
(tropischen) Tierkreis. Jedoch wird von einigen Astrologen in der Mondanastrologie die Position
des Frühlingspunktes, bezogen auf die Sternbilder, in eine Deutung einbezogen; es werden
daraus so genannte Äonen postuliert, etwa ein beginnendes Wassermannzeitalter. In der
indischen Astrologie werden die Sternbilder gegenüber den Tierkreiszeichen bevorzugt.
Nach astrologischer Auffassung sind die Namen der Zeichen Symbol der in ihnen enthaltenen
Eigenschaften. Die Elemente der mittelalterlichen Alchemie (Erde, Feuer, Wasser, Luft) sind mit
der astrologischen Lehre verwandt. Diese vier Elemente spiegeln sich auch in der
Temperamentslehre des Hippokrates wider. Sie ist Ausdruck einer grundlegenden Vierheit, und
in der Verbindung mit der Dreiheit, der so genannten Motorik (das Verhalten ist aktiv, passiv
oder reaktiv, also handelnd, erleidend oder zuwiderhandelnd) ergeben sich die zwölf Zeichen, in
denen jeweils ein Element mit einer Motorik kombiniert ist (zum Beispiel bei Löwe: passiv mit
Feuer, woraus sich dann etwa in der Deutung der zugehörigen Symbolik das Bild eines
ruhenden Vulkans ergibt). Die zwölf Zeichen sind zudem noch in zwei Geschlechter eingeteilt,
abwechselnd aufeinanderfolgend im Tierkreis.
Zodion Motorik Element Geschlecht
Widder aktiv (kardinal) kreativ (Feuerzeichen) männlich (instinktiv)
Stier passiv (fix) substantiell (Erdzeichen) weiblich (emotionell)
Zwillinge reaktiv (labil) intelligent (Luftzeichen) männlich (instinktiv)
Krebs aktiv (kardinal) fertil (Wasserzeichen) weiblich (intellektuell)
Löwe passiv (fix) kreativ (Feuerzeichen) männlich (emotionell)
Jungfrau reaktiv (auch variabel oder labil) substantiell (Erdzeichen) weiblich
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(intellektuell)
Waage aktiv (kardinal) intelligent (Luftzeichen) männlich (emotionell)
Skorpion passiv (fix) fertil (Wasserzeichen) weiblich (instinktiv)
Schütze reaktiv (labil) kreativ (Feuerzeichen) männlich (intellektuell)
Steinbock aktiv (kardinal) substantiell (Erdzeichen) weiblich (instinktiv)
Wassermann passiv (fix) intelligent (Luftzeichen) männlich (intellektuell)
Fische reaktiv (labil) fertil (Wasserzeichen) weiblich (emotionell)
Weitere, so genannte sekundäre Charakteristika, sollen sich aus der Kombination der primären
Charakteristika ergeben.
Häuser oder Felder
Der genaue Zeitpunkt und der geographische Ort, für den ein geozentrisches Horoskop
berechnet wird, bestimmen die Position der „Häuser“, auch Felder genannt. Derjenige Punkt auf
dem Tierkreis, der gerade über den Horizont steigt, wird Aszendent (AC) genannt und markiert
den Beginn des ersten Hauses. Es folgen drei Häuser bis zum Punkt der unteren Kulmination
des Tierkreises, das heißt dem tiefsten Punkt unter dem Horizont, dann drei Häuser bis zum
gerade untergehenden Punkt des Tierkreises (Deszendent, DC), drei Häuser zur oberen
Kulmination, und schließlich drei Häuser zurück zum Aszendenten. Wegen des Winkels von
rund 23°26' zwischen der Erdbahn-Ebene und dem Äquator sind die Häuser im Allgemeinen
auf der Ekliptik unterschiedlich groß.
Bildlich kann man sich die Häuser wie eine in zwölf gleiche Stücke nach der üblichen Art
aufgeschnittene Orangenschale vorstellen, wobei Stengelansatz und Blütenrest der Orange
genau am Nord- und Südpunkt des Horizonts liegen, eine Schnittlinie von Norden nach Süden
den Himmel entlang läuft und unter der Erde wieder zurück nach Norden, eine am Horizont
entlang, und auf jeder Seite noch je zwei Schnitte dazwischen liegen. Allerdings wird der
Abstand der Planeten zur Ekliptik meist bei der Häuserzuordnung nicht berücksichtigt.
Je nach astrologischer Schule werden die Häuser nach Systemen berechnet, die zu
unterschiedlichen Ergebnissen führen. Das obengenannte ist das System des Campanus.
Andere Systeme sind die von Regiomontanus, Placidus oder Koch. Beim oft eingesetzten
äqualen System werden die Häuser vom Aszendenten aus gleich groß in 30°-Abschnitten
dargestellt. Bei den anderen Systemen sind die Häuser je nach der verwendeten
Projektionsebene (der Schnittebene im Orangenbild) unterschiedlich groß. Die Deutung der
Häuser führt daher je nach System oft zu Aussagen, die nicht miteinander übereinstimmen.
Die Hamburger Schule betrachtet, astronomisch begründet, MC (= Medium coeli oder
Himmelsmitte, Schnittpunkt des oberen Meridianbogens mit der Ekliptik, i.e. der obere
Kulminationspunkt der Ekliptik) und Aszendent (Schnittpunkt des Osthorizontes mit der Ekliptik)
getrennt, wodurch sich zwei Systeme ergeben, die MC-Häuser und Aszendenten-Häuser. Die
Grundbedeutung der 12 Häuser gleicht denen in anderen Systemen. Der Unterschied liegt in
der Deutungsrichtung. Die MC-Häuser beziehen sich auf das Ich, die Aszendenten-Häuser
beziehen sich auf das Du, die Umwelt, den Ort.
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So, wie den Tierkreiszeichen in der Deutung verschiedene Charaktereigenschaften und den
Himmelslichtern (Planeten, Sonne, Mond) verschiedenen Aktionen zugesprochen werden, so
stellen die Häuser unterschiedliche Lebensbereiche dar (ich bin, ich habe, ich denke, ich fühle
u.ä.), in denen sich die dort präsenten Tierkreiszeichen und Planeten entsprechend bemerkbar
machen sollen. Diese Lebensbereiche werden der Reihe nach in symbolischer Analogie zu den
Eigenschaften der Tierkreiszeichen, beginnend mit Widder, den Häusern zugeordnet.
Aspekte
Der Abstand zwischen zwei Horoskopfaktoren, wie z.B. den Planeten, wird durch Winkel
ausgedrückt. Einigen Winkel wird eine besondere Bedeutung zugemessen, darunter vorrangig
solche, die durch die Teilung der 360 Grad des Kreises durch ganze Zahlen entstehen. Diese
Winkel werden als Aspekte bezeichnet und in Horoskopen häufig als Verbindungslinien
eingezeichnet.
Haben zum Beispiel zwei Planeten einen Winkelabstand von 90 Grad, spricht man von einem
Quadrat. Dadurch ergibt sich theoretisch eine unendliche Anzahl von Aspekten, praktisch
werden jedoch kaum andere als 0, 30, 45, 60, 90, 120, 135, 150, und 180 Grad benutzt.
Unbestritten in allen astrologischen Systemen ist die Bedeutung der Konjunktion (0°), Sextil
(60°), Quadrat (90°), Trigon (120°) und die Opposition (180°).
Die Aspekte bestimmen laut der astrologischen Lehre die Beziehung der Planeten zueinander,
zum Beispiel gelten Sextil und Trigon als harmonisch, Quadrat und Opposition aber als
spannungsgeladen.
Nach astrologischer Auffassung beschränkt sich die Wirksamkeit der Aspekte nicht auf die
exakten Winkelabstände, die praktisch nie gegeben sind. Vielmehr wird um diese herum ein
Streubereich, der sogenannte Orbis zugelassen, der je nach astrologischer Schule
unterschiedlich groß sein kann. Neuere Auffassungen gehen von einer kontinuierlichen
Abnahme der Wirksamkeit mit dem Abstand von exakten Wert aus.
Geschichte und Urformen der Astrologie
„Astronomie und Astrologie waren im Altertum aufs Engste miteinander verknüpft. Eine
Unterscheidung der zwei Fachgebiete kannte man damals noch nicht. Die Astronomie besorgte
die rechnerischen Unterlagen und die Astrologie die Sinndeutung des rhythmischen
Geschehens am Himmel. Die beiden gekoppelten Wissensgebiete waren der Priesterkaste
vorbehalten.“
Ursprünglich herrschte die Vorstellung, die Gestirne repräsentierten himmlisch eine oder
mehrere irdische Herrschergestalten. In Babylonien wurde zunächst ausschließlich
Staatsastrologie betrieben, also das Schicksal des Gemeinwesens mit den Sternen verknüpft.
Erst in der Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. gewann der Glaube Gestalt, das Schicksal des
Einzelnen sei mit Hilfe des Horoskops ablesbar. Dies ging mit der Mantik und der allgemeinen
Individualisierung im hellenistischen Bereich einher.
Astronomie und Astrologie früher Kulturen
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Als ältester Beleg der Himmelsvorstellungen gilt der „Kamm des Königs Wadj” aus der 1.
Dynastie im Alten Ägypten. Genauer fassbar wird die Kosmologie in den Pyramidentexten, die
den Aufstieg des toten Königs zum Himmel schwerpunktmäßig zum Inhalt haben. Der Himmel
galt als Ort der wichtigsten Gottheiten, die in ihrer Anfangsphase ikonografisch nur in
Tiererscheinungen auftraten. Die Sargtexte des Mittleren Reichs nahmen im Verlauf die
Beschreibungen der himmlischen Sphäre aus den Pyramidentexten dekorativ auf. Unter
Sesostris III. widmete man sich der Neustrukturierung des sogenannten Nutbuches, das die
Ägypter „Grundriss des Laufes der Sterne” nannten und dessen Anfänge bis mindestens in die
Thinitenzeit datiert (Anfang des dritten Jahrtausends v. Chr.) wird.
Die Einführung des ägyptischen Verwaltungskalenders beruht auf der früheren Form des
Sothis-Kalenders und reicht bis mindestens in das fünfte Jahrtausend v. Chr. zurück. Im
heliakischen Aufgang des Sirius, der die Göttin Sopdet verkörperte, erkannte man den
Zusammenhang mit der bevorstehenden Nilschwemme. Viele Prognosen für die Politik suchte
man aus der Stellung dieses Sternes abzuleiten. Die auf den vier Himmelsrichtungen
basierenden Pyramiden sollten als Rampe für die Seele des Pharao beim himmlischen Aufstieg
dienen, dessen Ba nach seinem irdischen Tod in der neuen Erscheinungsform der Baktiu als
heller Stern bis zur Reteh-qabet (Grenzen des Himmels) aufstieg.
Beginnend mit astronomischen Beobachtungen im dritten Jahrtausend v. Chr. schufen die
Sumerer im zweiten Jahrtausend v. Chr. mit den Zikkurat Stufentempel in Ur oder Uruk, deren
Stockwerke die „sieben Gestirne“ Mond, Sonne, Venus, Merkur, Mars, Jupiter und Saturn
symbolisierten und den Priestern die Verbindung zu den Göttern ermöglichen sollten.
Sternbilder wurden benannt, der Himmel wurde in drei Bereiche unterteilt, ein siderischer
Mond-Tierkreis war bekannt. Sie glaubten, die Bewegung der Gestirne vollziehe sich durch
göttlichen Einfluss. Die Bezeichnung Chaldäer für Babylonier wurde zum Synonym für
Astrologe.
In der Spätzeit Ägyptens tauchte eine neue Form der astrologischen Terminologie in der
demotischen Sprache auf, die auf altägyptischen Aufzeichnungen als Grundlage aufbaute und
mit vereinzelten omenartigen Wertungen aus der Frühzeit verbunden waren; beispielsweise
wurden Sonnen- und Mondfinsternisse als „Verschlucken des Himmels” beschrieben.
Traditionell wurde bisher die Entstehung von astrologischen Konzepten mit Mesopotamien und
Griechenland verbunden, jedoch Ägypten marginalisiert. Das analysierte ägyptische
Textmaterial weist in eine andere Richtung. Die mesopotamischen Schriften gelangten
zunächst nach Ägypten und vermischten sich mit religiös-astronomischen Vorlagen aus
Alexandria. Ein klares Beispiel sind die auch heute noch im Gebrauch befindlichen Symbole der
Zodiakzeichen, die in demotischen Quellen gut, in griechischen zunächst nur sporadisch
bezeugt sind. Ein weiterer eindeutiger Fall liegt bei den Dekanen vor.
Im weiteren Verlauf entwickelte sich ein zwölfteiliges System, das wie die Dekanlehre mit der
aus Mesopotamien übernommenen Zodiak-Astrologie verschmolz. In dieser Enstehungsphase
waren noch zwei konkurrierende Benennungssysteme in Gebrauch: „Awi N” als „Haus des N”
und „Niet N” als „Anteil des N”. Herodots Aussagen zum altägyptischen Tagewählkalender
bestätigen ergänzend die frühen astrologischen Konzepte:
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„Ferner ist von den Ägyptern auch zuerst festgestellt worden, welcher Monat und Tag den
einzelnen Göttern heilig ist und welche Schicksale, welches Ende und welchen Charakter die
an diesem oder jenem Tage Geborenen haben werden. Griechische Dichter haben diese Dinge
ebenfalls übernommen. Und Vorzeichen haben die Ägypter weit mehr herausgefunden als alle
anderen Völker.Wenn etwas Auffälliges geschieht, achten sie auf dessen Folgen und schreiben
sie auf. Bei einem ähnlichen Vorfall in der Zukunft glauben sie dann, es müssten wieder die
gleichen Folgen eintreten.“
– Herodot
Die ägyptisch-astrologische Terminologie ist gut in demotischer, griechischer und lateinischer
Sprache sowie im Sanskrit bezeugt. Im mesopotamischen Raum sind dagegen diese Formen
unbekannt. Als „Erfinder” der speziellen Textstruktur kommen daher nur die Ägypter in Frage.
Formulierungen und Satzbau verweisen zudem auf die typischen Muster in den
Pyramidentexten. Hinzu kommt der Umstand, dass auch die antiken astrologischen Traktate die
Lehren stets auf ägyptische Autoren zurückführen.
Entwicklung der Astrologie in Europa
Entscheidenden Einfluss übte Dorotheos von Sidon im ersten Jahrhundert n. Chr. aus. Im
Hellenismus werden zunächst astrologia (der verbreitetere und ältere Begriff) und astronomia
nicht klar voneinander geschieden. Die erste begriffliche Trennung erfolgte durch Simplikios.
Die Griechen übernahmen die babylonischen Planetennamen.
Über Griechenland fand die Astrologie den Weg nach Rom, wo sie sich als eine von vielen
Wahrsageformen großer Beliebtheit erfreute. Gerade die römischen Kaiser griffen gerne auf sie
zurück. Wenn sie nicht selbst in der Sterndeutung bewandert waren wie Tiberius, Septimius
Severus und Hadrian, hatten sie häufig einen Hofastrologen. Kaiser Augustus ließ sogar sein
Sternzeichen, den Capricorn (Steinbock), auf Münzen abbilden. Gleichzeitig versuchten die
römischen Kaiser aber auch immer wieder, die private Nutzung der Astrologie einzuschränken.
In der Antike fand die Astrologie Einfluss und Aufnahme in Alchemie, Gnosis, Manichäismus
und Christentum (etwa im christianisierten Tierkreis der Valentinianer, Zeno von Verona,
Priscillianisten oder christliche Horoskope und Monatsprognosen in der Orthodoxie).
Das frühe Christentum bleibt gegenüber der Astrologie in einem widersprüchlichen Verhältnis,
da nach Auffassung vieler Kirchenlehrer die Vorherbestimmung des Schicksals dem freien
Willen als unbedingter Voraussetzung (conditio sine qua non) des christlichen Glaubens
widerspricht, andererseits die Geburt Christi astrologisch angekündigt wurde. Wird die Tätigkeit
der „Weisen aus dem Morgenland“ (Matthäus 2) ursprünglich als Kunst angesehen, so sind sie
nach Hieronymus docti a daemonibus (von Dämonen belehrt). Erst Beda Venerabilis beschreibt
sie als angesehene „Heilige drei Könige“. Tertullian warnt vor der Astrologie. Konstantin der
Große bekennt sich dazu. Die Kirche des Mittelalters sieht zu einigen Zeiten in den astralen
Mächten sogar den Todfeind des Glaubens.
Renaissance und Humanismus brachten unter Rückbezug auf die hellenistische Form die
Astrologie zu ihrer vollsten Blüte; andererseits häufte sich auch die rationalistische Kritik gegen
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sie. Friedrich II., die Päpste Julius II., Paul III. und Leo X. wie viele reformatorisch geprägte
Personen (Albrecht Dürer) vertrauten der Astrologie. Martin Luther dagegen hielt nicht viel von
den Astrologen: „Es ist ein Dreck um ihre Kunst.“
Bis zur Renaissance waren Astronomen häufig zugleich gläubige Astrologen (Tycho Brahe,
Johannes Kepler). Es wird immer wieder die Meinung geäußert, Kepler beispielsweise hätte
Horoskope aus rein wirtschaftlichen Gründen erstellt. Es stimmt zwar einerseits, dass er
prognostische Horoskope ablehnte (In seinen Worten über die Supernova 1604: Jn Politischen
sachen vnd menschlichen Hendeln acht ich / dieser stern hab trefflich viel zubedeuten / zwar nit
seiner Natur nach / sondern per accidens / wegen der Menschen gemüther), glaubte
andererseits jedoch, dass die gantze Natur / vnd alle deren crefften "(animales facultates)" eine
verborgene art haben / die "aspectus" der himlischen liechtstralen zumerckhen vnd sich nach
denselben zureguliren. Die astrologischen Diskussionen der Zeit jedenfalls tat er in seinen
wissenschaftlichen Werken als ohne vernünftige Basis seiend ab. Seit Isaac Newton die
Planetenbewegungen durch die Gravitation erklärte, ging den gebildeten Schichten der Glaube
an die Astrologie nach und nach verloren, aber bis in die Romantik bewahrte die Astrologie
ihren Einfluss in höchste Gesellschaftskreise (Johann Wolfgang von Goethes Horoskop,
Schlegel und andere).
Nach einer Periode, die vor allem von naturwissenschaftlichem Fortschritt geprägt war,
während der sich nicht nur die allgemeine Auffassung änderte, sondern auch die Astrologie fast
in Vergessenheit geriet, war es besonders Evangeline Adams (1865-1932) die die Astrologie
wieder in der westlichen Welt populärer machte. Sie siedelte sich 1900 in New York an und
beriet als Astrologin viele Personen, darunter auch Millionäre wie J. P. Morgan, den Sänger
Enrico Caruso oder den englischen König Edward VII. 1914 wurde sie wegen Wahrsagerei
angeklagt, jedoch frei gesprochen.
Astrologische Schulen
Zur heutigen Astrologie gehören verschiedene Schulen mit ihren Methoden und Denkmodellen.
Die Berechnung der Positionen von Medium coeli, Aszendent, Sonne, Mond, Mondknoten und
Planeten für das Horoskop ist bei allen Methoden gleich. Alle errechneten Faktoren beruhen auf
der Basis astronomischer Daten. Die Darstellung der Horoskopgrafik (Radix) variiert je nach
Sichtweise (Schwerpunkte z. B. Häusereinteilung, Häusersysteme, Aspekte, Planetenbilder,
Orbis/Abweichung).
Hamburger Schule
Die Hamburger Schule ist eine von Alfred Witte (1878-1941) begründete methodenkritische
Auswertungsmethode (1913-1925). Darunter versteht man
* die astrologischen Symbole für Sonne, Mond und Planeten mit ihren astronomischen
Positionen am Rand einer drehbaren 360-Gradscheibe auf einem darunter liegenden Blatt
Papier einzutragen (anstatt in ein Horoskopformular). Die Gradscheibe zeigt an ihrem äußeren
Rand eine konventionelle Skala, deren Vollkreis in 360 Grad (°), 1 Grad besteht aus 60
Bogenminuten, gegen den Uhrzeigersinn eingeteilt ist. Mittig wird eine Verschraubung gesteckt.
Sie macht die Gradscheibe drehbar und gleichzeitig hält sie das darunter liegende Papier mit
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der Gradscheibe zusammen.
- Mit der Gradscheibe wird erfasst, ob die astronomischen Positionen, verteilt um die
Gradscheibe, untereinander geometrische Figuren bilden, z. B. Quadrate, Rechtecke, Dreiecke,
Trapeze (Orbis, Abweichung +/- 1°).
- Wenn an jeder Ecke einer solchen geometrischen Figur ein Planet eingezeichnet ist,
spricht man von einem Planetenbild.
Die Abbildung zeigt das Horoskop von Bertolt Brecht. Darin eingezeichnet ein Trapez mit seiner
Spiegelachse. Um sie herum bilden Mond und Neptun einerseits, Sonne und Merkur
andererseits eine Halbsumme. Damit formen sie ein Planetenbild. Das bedeutet: Ich bin ein
Dichter und Schriftsteller mit Feingefühl.
- In der Mitte der geometrischen Figur liegt die Symmetrie- oder Spiegelachse. Zwei
Symbole, die um eine Symmetrieachse den gleichen Abstand haben, bilden eine sog.
Halbsumme. Zwei Halbsummen formen ein Planetenbild.
Zentrale Bedeutung für die Auslegung eines Horoskopes werden "Persönlichen Punkten"
zugemessen. Darunter wird verstanden, auf den Zeitpunkt der Geburt bezogen:
1. MC, Medium coeli, der Schnittpunkt des an den Himmel projizierten Längengrades mit der
Ekliptik (Bahn der Erde um die Sonne)
2. Aszendent, der im Osten liegende Schnittpunkt der Horizontlinie mit der Ekliptik
3. Sonne, Zentralgestirn unseres Sonnensystem
4. Mond, Erdtrabant
5. Mondknoten, der Schnittpunkt der Ekliptik mit der Mondbahn
6. Widderpunkt, der Schnittpunkt des Himmelsäquators mit der Ekliptik
Diese sechs sog. Persönlichen Punkte bilden jeweils ein Auslegungsprinzip (Häuser) und den
Ausgangspunkt für eine systematische Betrachtungsweise des Horoskops.
Kosmische Psychologie
In hohem Maße haben auch die ursprünglich von C.G. Jung für seine analytische Psychologie
angestellten Überlegungen über die Archetypen, das kollektive Unbewusste und die
Synchronizität neue Anstöße für eine durch die Tiefenpsychologie begründete Modernisierung
astrologischer Theorien erbracht.
Revidierte Astrologie
Das Konzept einer revidierten Astrologie besteht seit etwa den 1950er Jahren. Geprägt wurde
der Begriff vom Philosophen und Astrologen Thomas Ring, im Rahmen seiner mehrbändigen
Astrologischen Menschenkunde, die vielen heute als Standardwerk der Astrologie gilt. Ring
überführte die alte Lehre in eine zeitgemäße Form psychologischer Symbolik, indem er sie vom
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fatalistischen, „okkulten“ Ballast früherer Jahrhunderte befreite. Rings poetischer Stil gilt vielen
als besondere schriftstellerische Leistung. Von anderen wird sein Werk jedoch als „zu
umständlich“ für ein Lehrbuch kritisiert.
Münchner Rhythmenlehre
Die Münchner Rhythmenlehre wurde von Wolfgang Döbereiner in den 50er Jahren entwickelt,
die ein besonderes Deutungssystem darstellt, das davon ausgeht, dass sich Zeiten und ihre
Ereignisse in ganz bestimmten Rhythmen vergrößern, wiederholen und auflösen. So ist das
Solar des ersten Lebensjahres gleichzeitig zuständig für die ersten sieben Lebensjahre. Das
zweite Solar ist für die zweiten 7 Jahre (vom 7-14. Lebensjahr) zuständig. Das System und die
Prognosemethode haben nur noch wenig mit der Klassischen Astrologie gemeinsam. Nur der
alte Schlüssel (1 Tierkreisgrad = 1 Lebensjahr) wird bei der Direktion von Medium coeli,
Ascendent und Sonne verwendet. Ein anderer wesentlicher Unterschied zu anderen Schulen ist
die Verwendung von Gruppenschicksalspunkten (ausgewählte Tierkreisgrade), die eine
besondere Eigenschaft haben sollen. So ist zum Beispiel 22,5° Zwilling Sonne-Uranus haltig.
Viele Elemente der Rhythmenlehre wurden W. Döbereiner empirisch entwickelt (z.B. die
Astrokartographie), die weder astronomisch noch aus den überlieferten Lehren der Klassik
ableitbar sind.
Uranus, Neptun und Pluto
Einige moderne Astrologen beziehen auch die im Altertum nicht bekannten Planeten Uranus,
Neptun und Pluto in ihre Interpretationen und Vorhersagen mit ein. Begründet wird dies damit,
dass die Astrologie auf Analogien und Symbolen gründe und sich am Erleben der Wirklichkeit
auf der Erde orientiere, das (phänomenologisch) systematisiert werde. Die Entdeckung der
neuen astronomischen Objekte erfolgt nach deren Auffassung dann, wenn das Bewusstsein im
Menschen eine Entwicklung erreicht habe, welche die astrologischen Qualitäten beispielsweise
eines Planeten repräsentiere. So wurde in den Jahrzehnten um die Entdeckung des Uranus die
Dampfmaschine erfunden, die Industrialisierung begann und die französische Revolution leitete
das Ende der Monarchien ein. Uranus soll also für Befreiung von Abhängigkeiten, plötzliche
Umbrüche, neue Technik, Kapitalismus und so weiter stehen. Entsprechendes gelte für Neptun
und Pluto. Umstritten ist, ob und inwiefern die Götternamen, welche die Astronomen den neu
entdeckten Planeten gegeben haben, in Beziehung zu ihrem Symbolwert stehen. Unklar ist
auch, ob und wie Astrologen auf die Neudefinition des Begriffs „Planet“ durch die Internationale
Astronomische Union vom August 2006 reagieren werden.
Astrologie in anderen Kulturkreisen
Amerika
In Amerika schufen Azteken und Mayas einen 260-Mondkalender zur Berechnung religiöser
Feste. Der Himmel untergliederte sich in 13, die Unterwelt in 9 Regionen, entsprechend 13
Tages- und 9 Nachtstunden. Die Bauweise der Stadt Cuzco symbolisierte den zwölfgeteilten
Tierkreis. Aus astral abgeleiteten Notwendigkeiten wurde die Praxis von Menschenopfern
abgeleitet.
China
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In China, dem astronomischen „Reich der Mitte“, in dem die Sterne nie untergehen, wurde der
Kaiser als Sohn des Himmels verehrt. Mindestens seit dem vierten Jahrh. v. Chr. beschäftigten
sich chinesische Kosmographen mit der Katalogisierung von Sternbildern und der Aufzeichnung
der Gestirnsbewegungen. An den fürstlichen Höfen der Kriegsherren hielten Astrologen ständig
Ausschau nach zukünftigen Ereignissen, die sich am Himmel abzeichneten. Während der 2.
Han-Dynastie (25-225 n. Chr.) entstanden unterschiedliche Schulen, nach welchen das Weltbild
zu erklären versucht wurde. Eine der ältesten Auslegungen bezeichnete den Himmel als einen
beweglichen Baldachin (t'ien kai) unter welchem die Erde in Gestalt einer viereckigen,
geköpften Pyramide bewegungslos ruht. Die chinesische Astrologie schuf einen 28-teiligen, den
kaiserlichen Palästen zugeordneten Mondkalender wie auch einen zwölfgeteilten Tierkreis. In
der Chinesischen Astrologie nimmt eher der Jupiter als die Sonne eine zentrale Rolle ein,
wodurch mittels Abstraktion auch die bekannten und in ganz Ostasien volkstümlichen „Jahr der
Ratte“, „Jahr des Hasen“ etc. zustande kommen. Schon vor Christi Geburt beobachteten
chinesische Astrologen den Halleyschen Kometen, ab 28 v. Chr. Sonnenflecken.
Indien
In Indien setzen die Veden im 2. Jahrtausend v. Chr. astronomische Beobachtungen in Bezug
zur Religion. Astrologie zählte zur höchsten Gelehrsamkeit. Der Gedanke der menschlichen
Reinkarnation in den Tierkreissymbolen fand hier seine Ausprägung. Die indische Astrologie
bezieht auch viele Fixsterne in ihre Deutungen ein und bevorzugt die realen Sternbilder
gegenüber den rechnerischen westlichen Tierkreiszeichen.
Rezeption
Von Vertretern verschiedener Begriffe von Pseudowissenschaft wird die Astrologie zumeist als
eine solche aufgefasst.
Naturwissenschaftlich
Inzwischen wird es als erwiesen angesehen, dass die Himmelskörper keinen direkten Einfluss
auf die Menschen ausüben. Aussagen und Vorhersagen der Astrologie wurden durch
wissenschaftliche Studien nicht bestätigt. Die Naturwissenschaften beschäftigen sich heute
daher nicht mit der Überprüfung astrologischer Erklärungen. Seit den Arbeiten von Isaac
Newton ist bekannt, dass die Bewegung der Himmelskörper dem universellen
Gravitationsgesetz folgen. Diese Erkenntnis lässt sich nicht mit der Vorstellung in Einklang
bringen, dass die Planetenbewegungen außerdem bestimmte irdische Zwecke verfolgen, wie
dies im Altertum angenommen wurde. Die Gravitationswirkung oder Lichtwirkung, die Planeten
auf den Menschen ausüben, ist so gering, dass man davon ausgeht, dass sie keine
nachweisbare Auswirkung auf das menschliche Leben haben können. Die moderne
Naturwissenschaft trennt ihre Arbeit streng von der Astrologie.
Aus Sicht der Skeptikerbewegung
Die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP)
hinterfragt seit vielen Jahren die Astrologie. Sie prüft beispielsweise die Prognosen des
Vorjahres derjenigen Astrologen, die davon ausgehen, dass Astrologie Tatsachen beschreibt.
Nach Ablauf des Jahres prüft sie, wie viele Prognosen tatsächlich eingetreten sind.
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In wissenschaftlichen Studien werden die Aussagen und Vorhersagen der Astrologie nicht
bestätigt. So wertete ein dänisch-deutsches Forscherteam um Peter Hartmann in einer
großangelegten Studie die Daten von insgesamt mehr als 15.000 Personen statistisch aus: ein
Zusammenhang zwischen Geburtsdatum – und damit auch dem so genannten „Sternzeichen“
(dem Tierkreiszeichen, in dem zum Zeitpunkt der Geburt die Sonne steht) – und individuellen
Persönlichkeitsmerkmalen konnte nicht nachgewiesen werden. „Damit könne zwar nicht die
Astrologie als Ganzes widerlegt werden, doch ein direkter Zusammenhang zwischen der Geburt
in einem bestimmten Tierkreiszeichen und der Persönlichkeit existiere höchstwahrscheinlich
nicht, schließen die Forscher.“
Der Skeptiker Richard Dawkins sieht in der Astrologie einen „Feind der Wahrheit“.
Psychologie
1979 stellte Kelly in einer kritischen Untersuchung fest, dass (1) die große Mehrheit der
empirischen Studien, die zu dem Zweck durchgeführt wurden, die astrologische Lehre zu
überprüfen, deren Behauptungen nicht bestätigen konnte und (2) „die wenigen stützenden
Studien weiterer Klärung bedürfen“ („the few studies that are positive need additional
clarification“).
Darüber hinaus betonen verschiedene Autoren entscheidende methodische Schwächen
scheinbar stützender Studien wie z. B. selektive Auswahl der Testpersonen, Ungenauigkeiten
bei der Geburtszeit oder zu geringe Probandenzahlen. Für die positiven Befunde solcher
Studien fanden die Forscher alternative Erklärungen, z. B. tendieren Personen mit
astrologischen Kenntnissen dazu, sich gemäß den Vorgaben ihres jeweiligen Sternzeichens zu
verhalten.
Astrologische Zwillinge, das sind Personen, die zum selben Zeitpunkt geboren sind, sollten
nach Auffassung vieler Astrologen und Kritiker der Astrologie der beste Test für die
Leistungsfähigkeit der Astrologie sein. In einer umfangreichen, wissenschaftlich durchgeführten
Studie konnten keine Korrelationen zwischen Geburtsdatum und signifikant höheren
Ähnlichkeiten bei astrologischen Zwillingen – im Vergleich zu anderen Personen – festgestellt
werden.
Metaphysisch
Innerhalb der jeweiligen astrologischen Schule wird nach festen Regeln verfahren. Die meisten
Astrologen sehen ihre Tätigkeit trotzdem als nicht naturwissenschaftlich begründbar. Eine
solche Begründbarkeit sei aber kein Qualitätskriterium, da nach den Philosophien des
Strukturalismus und des Dekonstruktivismus eine exakte Naturwissenschaft alleine nicht in der
Lage sei, alle Aspekte der Welt zu erklären.
Psychologisch
Wo Prophezeiungen gemacht werden, besteht das Problem der selbsterfüllenden
Prophezeiungen. Die Kenntnis und innere Aneignung der beschriebenen Motivationen führt zur
tatsächlichen Umsetzung. Dies reicht bis ins Unterbewusstsein und daraus folgender
Bevorzugung nach Art eines Temperaments. So lassen sich anschließend Korrelationen
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zwischen astrologisch vorhergesagten und tatsächlichen beobachteten Verhaltensweisen
finden. Aus Sicht der Naturwissenschaften lassen sich solche faktischen Beobachtungen nicht
als Begründung für die Stichhaltigkeit der Astrologie heranziehen. Schon durch die
Selbsterfüllung kann im psychologischen Sinne die Beschäftigung mit Astrologie ein Mittel zur
Selbstinspektion und Selbstreflexion darstellen, ebenso wie andere religiöse beziehungsweise
esoterische Glaubensübungen dazu geeignet sind (Tarot).
Neben der Selbstprojektion finden sich in der Psychologie weitere Zumutungen, etwa die
Fremdprojektion (ähnlich dem Erlernen der Geschlechterrolle), sowie dem Bejahungsfaktor bei
schwammigen Aussagen (sogenannter Barnum-Effekt), die die Selbstbestätigung über das
Horoskop in Frage stellen. Für diese Effekte gibt es jeweils fundierte Studien, die deren teils
starke Wirkung beschreiben. Ähnlich wie mit der physikalischen Kritik bleibt für den
astrologischen Anteil hier nur ein kaum messbarer Hauch eines äußeren Einflusses übrig.
Mögliche Beobachtungen sind vielmehr der Ausdruck des Erlernten als direkte Folge der
Prägung der Psyche durch das astrologische Modell. In diesem Zusammenhang hat eine
Untersuchung, die im Jahr 1978 von den Psychologen Mayo, White und Eysenck durchgeführt
wurde, gezeigt, dass abhängig vom jeweiligen Wissen um Gestirnstände Personen, die dieses
Gedankengebäude kennen und für sich auch als wichtig betrachten, auch Stellungen der
Planeten widerspiegeln. Diese Auffälligkeiten verschwanden jedoch genau dann, wenn
Personen getestet wurden, die keine astrologischen Behauptungen kannten.
Astrologie als Angelegenheit des Glaubens
Astrologie erfüllt bei vielen Menschen ein Bedürfnis nach übernatürlichen, transzendenten oder
metaphysischen Erklärungen für ihre aktuelle oder zukünftige Befindlichkeit. Die Erwartung
metaphysischer Aussagen lässt per Definition jede naturwissenschaftliche Kritik belanglos sein.
Dies trifft übrigens nicht nur für Astrologie, sondern für jedes Wert- oder Anschauungssystem
(zum Beispiel Religionen) zu, das jenseits der bekannten physikalischen Welt weitere
Determinationen oder Existenzen unterstellt.
Astrologie im gesetzlichen Rahmen
Das Recht, den Beruf des Astrologen auszuüben, ist in Deutschland durch das Grundrecht der
Berufsfreiheit geschützt. Im Jahre 1965 hob das Bundesverwaltungsgericht mit seinem Urteil
unter Verweis auf Art. 12 GG Verbote auf, die bis dahin in einigen Bundesländern in Kraft
waren, beispielsweise die Bremer Wahrsageverordnung vom 6. Oktober 1934. Da aber das
Berufsbild „Astrologe“ gesetzlich nicht näher definiert ist und keiner staatlichen Aufsicht
unterliegt, bestehen hinsichtlich des Zugangs und der Ausübung des Astrologenberufs keinerlei
Einschränkungen. Lediglich die normale Anmeldepflicht gemäß § 14 der Gewerbeordnung ist
zu beachten.
Quelle: Wikipedia
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